Alarm in Sköldgatan: Ein Kommissar-Beck-Roman - Maj Sjöwall - E-Book

Alarm in Sköldgatan: Ein Kommissar-Beck-Roman E-Book

Maj Sjöwall

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Beschreibung

Band 5: Explosiver Einsatz für Kommissar Beck  Ein Mann erschießt sich. Neben dem Selbstmörder liegt ein Zettel mit dem Namen "Martin Beck". Kurz darauf gerät in der Sköldgatan ein Haus durch eine Explosion in Brand. Die meisten Bewohner können gerettet werden, da die Polizei einen der Mieter beschattete: Den Autodieb Göran Malm, der in den Flammen ums Leben kommt. Die Obduktion ergibt, dass Malm den Gashahn in seiner Wohnung öffnete. Ein weiterer Selbstmord also. Doch dann entdecken die Experten vom Branddezernat Reste eines Zeitzünders in Malms Matratze, und auf Kommissar Beck und seine Kollegen wartet plötzlich eine Menge Arbeit… Dies ist der fünfte Band der weltberühmten Serie um den schwedischen Kommissar Martin Beck. In neuer Übersetzung und mit einem Vorwort von Leif GW Persson.

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Seitenzahl: 368

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Maj Sjöwall • Per Wahlöö

Alarm in Sköldgatan

Ein Kommissar-Beck-Roman

 

 

Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann

 

In neuer Übersetzung und mit einem Vorwort von Leif GW Persson.

Über dieses Buch

Explosiver Einsatz für Kommissar Beck

 

Ein Mann erschießt sich. Neben dem Selbstmörder liegt ein Zettel mit dem Namen «Martin Beck». Kurz darauf gerät in der Sköldgatan ein Haus durch eine Explosion in Brand. Die meisten Bewohner können gerettet werden, da die Polizei einen der Mieter beschattete: Den Autodieb Göran Malm, der in den Flammen ums Leben kommt. Die Obduktion ergibt, dass Malm den Gashahn in seiner Wohnung öffnete. Ein weiterer Selbstmord also. Doch dann entdecken die Experten vom Branddezernat Reste eines Zeitzünders in Malms Matratze, und auf Kommissar Beck und seine Kollegen wartet plötzlich eine Menge Arbeit …

Dies ist der fünfte Band der weltberühmten Serie um den schwedischen Kommissar Martin Beck. In neuer Übersetzung und mit einem Vorwort von Leif GW Persson.

Vita

Das schwedische Autorenduo Maj Sjöwall und Per Wahlöö schrieb einen Zyklus von zehn Kriminalromanen um Kommissar Martin Beck, die zu einem einzigartigen Welterfolg wurden. Mit ihrer Mischung aus Gesellschaftskritik, Spannung und Unterhaltung haben Sjöwall/Wahlöö die Spannungsliteratur revolutioniert und eine ganze Generation von Krimiautoren geprägt. Sie gelten als Eltern des skandinavischen Kriminalromans und sind erklärte Vorbilder von Autoren wie Henning Mankell und Håkan Nesser. Die zehn Bände der Kommissar-Beck-Reihe sind in 35 Sprachen übersetzt worden und erreichten bisher eine Gesamtauflage von über 10 Millionen Exemplaren. Alle Romane wurden außerdem sehr erfolgreich fürs Fernsehen verfilmt.

 

Maj Sjöwall, 1935 in Stockholm geboren, studierte Graphik und Journalismus und arbeitete für verschiedene Zeitschriften. Mit ihrem Mann Per Wahlöö schrieb sie die erfolgreiche Krimiserie um Kommissar Martin Beck, die auch verfilmt wurde. 1996 erhielt Sjöwall für die erste Serienverfilmung von Kommissar Beck den Adolf-Grimme-Preis (zusammen mit Gösta Ekmann). Zuletzt arbeitete Maj Sjöwall als Übersetzerin in Stockholm, wo sie im April 2020 verstarb. 

 

Per Wahlöö, 1926 im schwedischen Lund geboren, machte nach dem Studium der Geschichte als Journalist Karriere. In den Fünfzigerjahren ging er nach Spanien und wurde 1956 vom Franco-Regime ausgewiesen. Nach verschiedenen Reisen um die halbe Welt ließ er sich wieder in Schweden nieder und arbeitete dort als Schriftsteller. Per Wahlöö starb 1975 in seiner Heimatstadt.

Impressum

Die Originalausgabe erschien 1969 unter dem Titel «Brandbilen som försvann» bei P. A. Norstedt & Söners Förlag, Stockholm.

 

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, März 2025

Copyright © 1972, 2008 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

«Brandbilen som försvann» Copyright © 1969 by Maj Sjöwall und Per Wahlöö

Covergestaltung ZERO Werbeagentur, München

Coverabbildung Shutterstock

ISBN 978-3-644-02288-1

 

Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation

Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages.

 

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www.rowohlt.de

Vorwort

Leif GW Persson

Im Bücherregal in meinem Arbeitszimmer stehen an die dreißig Exemplare von den insgesamt zehn Kriminalromanen von Sjöwall-Wahlöö. Von dem fünften Roman der Serie, Alarm in Sköldgatan, besitze ich am meisten Exemplare, sowohl eine zerlesene Originalausgabe, erschienen Anfang der siebziger Jahre, als auch eine Reihe von Taschenbuchausgaben aus den achtziger und neunziger Jahren. Außerdem einige auf Englisch und auf Deutsch, wahrscheinlich auf irgendwelchen Auslandsreisen gekauft. Dass ich so viele Exemplare dieses Buches besitze, liegt sicherlich daran, dass ebendieser Roman einfach der beste der Reihe war. Ich weiß nicht mehr, wie viele Male ich ihn gelesen habe. Vielleicht zehnmal, seit er zuerst erschien, und zuletzt erst vor ein paar Monaten und immer noch mit demselben Vergnügen wie beim ersten Mal.

Wenn man nun einen Kriminalroman schreiben möchte, und ich habe selbst im Laufe der Jahre eine Reihe von Versuchen in dieser Richtung unternommen, meine also zu wissen, wovon ich rede, dann kann man das kaum besser machen als Sjöwall-Wahlöö in Alarm in Sköldgatan. Ich bin ja nur selten neidisch auf andere Autoren, und fast nie auf solche, die über Verbrechen schreiben. Niemals bin ich neidisch, wenn es um einen Kriminalroman geht, und das ist ganz unabhängig von dem, was sich zwischen den Buchdeckeln abspielt. Neunzehn von zwanzig Kriminalromanen sind – vereinfacht und zusammenfassend gesagt – nur ein klägliches Geschreibsel. Von Stümpern verfasst, die keine gute Geschichte erzählen können, die nicht einmal eine gute Geschichte zu erzählen haben und die sicherheitshalber schon mal gar nicht schreiben können. Von den Hunderten oder vielleicht sogar Tausenden von Kriminalromanen, die ich gelesen habe, hätte ich nur eine Handvoll gern selbst geschrieben. Alarm in Sköldgatan ist einer davon, und es ist der einzige, der nicht von einem der großen Amerikaner Chandler, Hammett, Ellroy und Kollegen geschrieben ist.

Alarm in Sköldgatan ist ein beachtliches kleines Buch. Es hat im schwedischen Original knapp zweihundert Seiten, und wenn es etwas anderes als ein Kriminalroman gewesen wäre, dann würde es mit Sicherheit zu unserer schwedischen Literaturgeschichte gehören, ein vielfältig mit Preisen ausgezeichneter minor classic, über den sich sogar die überheblichsten aller Kritiker gefahrlos würden auslassen können. Und wenn sie das täten, hätten sie wenigstens einmal ein richtig unterhaltsames Lesevergnügen gehabt, was man leider nur allzu selten erfährt, wenn man all die anderen «großen Werke der Zeit» liest.

Die Geschichte dieses Romans beginnt mit einem Knall und endet mit einem Knall. Am Ende ist es ein anderer Knall als zu Beginn des Buches, doch ist er ebenso folgenschwer. Die Geschichte ist unaufgeregt erzählt, mit Humor, mit Distanz und in einem Tempo, das dem Alltag angepasst ist. Dem Alltag wohlgemerkt, dem die Polizisten, die in einem Gewaltverbrechen ermitteln, unterworfen sind. Ganz konkret gesagt, geschieht eigentlich nicht viel. Zwar werden auf zweihundert Seiten ein halbes Dutzend Menschen ermordet, doch das ist keine große Sache. Worum es eigentlich geht, ist das Aufdecken der Wahrheit, und ich habe nur wenige Romane gelesen, die spannender sind als «Alarm in Sköldgatan».

Und jetzt haben Sie dieses Vorwort gelesen, das so vorbehaltlos positiv ist und ebendeshalb Ihre vollkommen berechtigten Zweifel wecken wird … Sie, der Sie gleich die erste Seite der Geschichte aufschlagen werden … Sie sind schon jetzt ein beneidenswerter Mensch … und schon sehr bald werden Sie … ein glücklicher Leser sein. Denn besser als das hier, das geht fast nicht. Glauben Sie mir, denn ich habe es erlebt.

Alarm in Sköldgatan

1

Der Mann, der tot auf dem ordentlich gemachten Bett lag, hatte zunächst sein Jackett und seinen Schlips ausgezogen und beides über den Stuhl neben der Tür gehängt. Er hatte die Schuhe ausgezogen, sie unter den Stuhl gestellt und die Füße in ein Paar schwarzer Lederpantoffeln gesteckt. Er hatte drei Filterzigaretten geraucht und sie im Aschenbecher auf dem Nachttisch ausgedrückt. Dann hatte er sich auf den Rücken aufs Bett gelegt und sich in den Mund geschossen.

Damit sah das Bett nicht mehr ganz so ordentlich aus.

Sein direkter Nachbar war ein früh pensionierter Hauptmann, der im Jahr zuvor bei der Elchjagd versehentlich einen Schuss in die Hüfte abbekommen hatte. Seit dem Unfall litt er unter Schlaflosigkeit und war nachts oft auf und legte Patiencen. Gerade sah es ganz danach aus, dass die Harfe aufgehen würde, als er plötzlich den Schuss hinter der Wand hörte. Er rief sofort die Polizei.

Es war zwanzig Minuten vor vier am Morgen des 7. März, als zwei Streifenpolizisten die Tür aus den Angeln schlugen und in die Wohnung eindrangen, in welcher der Mann auf dem Bett seit zweiunddreißig Minuten tot war. Sie brauchten nicht lange, um festzustellen, dass der Mann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Selbstmord begangen hatte. Ehe sie zum Auto zurückkehrten, um den Todesfall über Funk zu melden, schauten sie sich in der Wohnung um, was sie eigentlich nicht hätten tun müssen. Abgesehen vom Schlafzimmer bestand sie aus einem weiteren Zimmer, einer Küche, einem Flur, Badezimmer und einer Garderobe. Sie konnten keine Nachricht oder einen Abschiedsbrief entdecken. Das einzige Schriftliche waren zwei Wörter auf dem Block neben dem Telefon im Wohnzimmer. Die beiden Wörter bildeten einen Namen. Einen Namen, der den beiden Polizisten sehr gut bekannt war.

Martin Beck.

 

Heute war der Tag der Ottilia. Kurz nach elf Uhr am Vormittag verließ Martin Beck das Polizeipräsidium Süd, ging zum Systembolaget, dem staatlichen Geschäft für alkoholische Getränke, am Karusellplan und stellte sich in die Schlange. Er kaufte eine Flasche Nutty Solera. Auf dem Weg zur U-Bahn erstand er noch ein Dutzend roter Tulpen und eine Dose englische Käsecracker. Einer der sechs Taufnamen, mit denen seine Mutter bedacht worden war, lautete Ottilia, und er wollte rausfahren und ihr zum Namenstag gratulieren.

Das Altersheim war groß und sehr alt. Viel zu alt und unmodern, das fanden zumindest diejenigen, die dort arbeiteten. Die Mutter von Martin Beck war vor einem Jahr dorthin gezogen, und zwar nicht, weil sie sich nicht mehr selbst versorgen konnte, sie war mit ihren achtundsiebzig immer noch recht frisch und munter, sondern weil sie ihrem einzigen Kind nicht zur Last fallen wollte. Deshalb hatte sie sich lange im Voraus um einen Platz in dem Heim bemüht, und als ein nettes Zimmer frei wurde, will heißen, als der Vorbesitzer starb, verkaufte sie den größten Teil ihrer Besitztümer und zog um. Seit dem Tod des Vaters vor neunzehn Jahren war Martin Beck ihr einziger Halt, und er wurde immer wieder von schlechtem Gewissen heimgesucht, weil er sich nicht selbst um sie kümmerte. In seinem tiefsten Innern war er dankbar, dass sie die Sache selbst in die Hand genommen hatte, ohne ihn auch nur um Rat zu fragen.

Er ging an einem der kleinen tristen Aufenthaltsräume vorbei, in denen er noch nie jemanden hatte sitzen sehen, dann den halbdunklen Flur hinunter und klopfte bei seiner Mutter an die Tür. Als er hereinkam, sah sie ihn erstaunt an, sie hörte nicht mehr gut und hatte sein diskretes Klopfen nicht bemerkt. Dann strahlte sie, legte das Buch weg und stand langsam auf. Martin Beck ging schnell zu ihr hin, küsste sie auf die Wange und drückte sie mit sanfter Gewalt wieder in den Stuhl zurück.

«Jetzt fang nicht an, meinetwegen hier herumzuturnen», sagte er.

Er legte ihr die Blumen in den Schoß und stellte die Flasche und die Keksdose auf den Tisch.

«Meinen herzlichsten Glückwunsch, Mama.»

Sie wickelte die Blumen aus dem Papier und sagte:

«Ach, was für schöne Blumen. Und Kekse. Und Wein, oder was ist das? Ah, Sherry. Du meine Güte!»

Sie stand auf und ging ungeachtet der Proteste von Martin Beck zu einem Schrank und holte eine silberne Vase heraus, die sie am Waschbecken mit Wasser füllte.

«So alt und klapprig, dass ich nicht mehr auf den Beinen stehen könnte, bin ich nun auch wieder nicht», sagte sie. «Setz du dich mal lieber hin. Sollen wir Sherry oder Kaffee trinken?»

Er legte Hut und Mantel ab und nahm Platz.

«Was du möchtest», erwiderte er.

«Dann mache ich Kaffee», bestimmte sie. «Dann kann ich den Sherry aufheben und die anderen alten Weiber einladen und damit angeben, dass ich so einen netten Sohn habe. Man muss jede Freude genießen.»

Martin Beck saß still da und betrachtete sie, während sie die elektrische Herdplatte einschaltete und Wasser und Kaffee abmaß. Sie war klein und mager und schien von Mal zu Mal, wenn er sie sah, immer weniger zu werden.

«Ist dir hier langweilig, Mama?»

«Mir? Mir ist nie langweilig.»

Die Antwort kam zu glatt und zu schnell, als dass er ihr Glauben schenken konnte. Bevor sie sich hinsetzte, stellte sie den Wasserkessel auf die Platte und die Vase auf den Tisch.

«Nun mach dir mal keine Sorgen um mich», sagte sie. «Ich habe so viel zu tun. Ich lese und unterhalte mich mit den anderen Alten, und ich stricke. Manchmal fahre ich in die Stadt und schaue mich um, aber es sieht ja schlimm aus, was sie alles abreißen. Hast du gesehen, dass das Haus, in dem Papa seine Firma hatte, abgerissen worden ist?»

Martin Beck nickte. Sein Vater hatte im Klaraviertel eine kleine Spedition gehabt, und genau an der Stelle erhob sich jetzt ein Bürokomplex aus Glas und Beton. Er schaute das Foto seines Vaters an, das auf dem Schreibtisch neben dem Bett stand. Das Bild war Mitte der zwanziger Jahre gemacht worden, als er selbst nur ein paar Jahre alt gewesen war, und man sah einen jungen Mann mit klarem Blick, glänzendem schwarzem Haar mit Seitenscheitel und einem trotzigen Kinn. Allgemein hieß es, Martin Beck ähnele seinem Vater. Er selbst hatte nie eine große Ähnlichkeit feststellen können, und wenn es sie gegeben hatte, dann beschränkte sie sich auf Äußerlichkeiten. Sein Vater war für ihn ein unkomplizierter und sorgloser Mensch gewesen, der allgemein beliebt war, gern lachte und scherzte. Sich selbst würde er eher als einen schüchternen und sehr langweiligen Menschen bezeichnen. Zu der Zeit, als das Foto entstand, arbeitete der Vater auf dem Bau. Doch ein paar Jahre danach kam die wirtschaftliche Depression, und er war einige Jahre lang arbeitslos gewesen. Martin Beck fand, dass seine Mutter eigentlich nie über diese Zeit der Armut und der Angst hinweggekommen war. Obwohl es ihr später finanziell recht gut ging, hörte sie nie auf, sich Sorgen ums Geld zu machen. Sie brachte es immer noch nicht fertig, sich etwas Neues zu kaufen, wenn es nicht unbedingt notwendig war. Und sowohl ihre Kleider als auch die wenigen Möbel, die sie aus ihrem alten Zuhause mitgenommen hatte, hatten sich über die Jahre abgenutzt.

Martin Beck versuchte hier und da, ihr Geld zu geben, und erbot sich in regelmäßigen Abständen, ihre Miete für das Heim zu begleichen, aber sie war stolz und eigensinnig und wollte allein klarkommen.

Als der Kaffee aufgebrüht war, holte er die Kanne und ließ seine Mutter einschenken. Sie war immer sehr darauf bedacht gewesen, ihren Sohn rundum zu versorgen, und als er noch ein Junge gewesen war, hatte sie ihm nicht einmal erlaubt, ihr beim Geschirrspülen zu helfen oder sein Bett selbst zu machen. Was für Nachteile diese Fürsorge mit sich brachte, hatte er erst begriffen, als er von zu Hause ausgezogen war und entdecken musste, wie ungeschickt er sich selbst bei den einfachsten Dingen im Haushalt anstellte.

Martin sah seiner Mutter belustigt zu, als sie sich erst ein Stück Zucker in den Mund steckte, um dann einen Schluck Kaffee zu schlürfen. Das hatte er bei ihr noch nie zuvor gesehen. Sie bemerkte seinen Blick und sagte:

«Ja, wenn man alt wird, kann man sich ein paar Freiheiten rausnehmen.»

Dann stellte sie die Tasse hin und lehnte sich zurück, die mageren braungefleckten Hände locker auf dem Schoß gefaltet.

«Nun», sagte sie, «jetzt erzähl mir mal, wie es meinen Enkelkindern geht.»

Martin Beck hatte inzwischen schon gelernt, sich ausschließlich positiv zu äußern, wenn er mit seiner Mutter über die Kinder sprach, denn sie war der Ansicht, dass ihre Enkel klüger, fleißiger und hübscher waren als alle anderen. Oft beklagte sie, dass er ihre Vorzüge nicht wertschätzen würde, und hatte ihn sogar schon einmal beschuldigt, ein verständnisloser und schlechter Vater zu sein. Er wiederum meinte, die Kinder ganz nüchtern betrachten zu können, und vermutete, dass sie so waren, wie Kinder eben meistens sind. Am besten verstand er sich mit der sechzehnjährigen Ingrid, die aufgeweckt und intelligent war. Die Schule bereitete ihr keinerlei Schwierigkeiten, und sie fand leicht Freunde. Probleme gab es eher mit Rolf, der bald dreizehn werden würde. Er war träge und verschlossen, darüber hinaus total gleichgültig gegenüber allem, was mit Schule zu tun hatte, und schien überhaupt keine besonderen Interessen oder Talente zu haben. Martin Beck war über die Nachlässigkeit seines Sohnes besorgt, hoffte aber, dass das für dieses Alter typisch war und der Junge seine Lethargie bald überwinden würde. Da ihm zu Rolf nichts sonderlich Positives einfiel und seine Mutter ihm nicht glauben würde, wenn er etwas anderes sagte, vermied er das Thema. Als er von Ingrids jüngsten Erfolgen in der Schule erzählte, sagte seine Mutter mit einem Mal: «Rolf hat doch wohl nicht vor, Polizist zu werden, wenn er mit der Schule fertig ist, oder?»

«Das glaube ich nicht. Außerdem ist er noch keine dreizehn. Es ist etwas früh, sich darüber Gedanken zu machen.»

«Also, wenn er das will, dann musst du ihn daran hindern», sagte sie. «Ich habe nie verstanden, warum du unbedingt Polizist werden musstest. Und heutzutage muss es ja noch ein viel schlimmerer Beruf sein als zu der Zeit, als du angefangen hast. Warum bist du eigentlich Polizist geworden, Martin?»

Martin Beck starrte sie erstaunt an. Gewiss war sie damals vor vierundzwanzig Jahren mit seiner Berufswahl nicht einverstanden gewesen, aber es erstaunte ihn, dass sie jetzt wieder davon anfing. Vor etwas weniger als einem Jahr war er Kommissar bei der Kriminalpolizei geworden und hatte jetzt ganz andere Arbeitsbedingungen als früher, als er ein junger Streifenpolizist gewesen war.

Er beugte sich vor und tätschelte ihre Hand.

«Mir geht’s doch gut, Mama», sagte er. «Ich sitze die meiste Zeit am Schreibtisch. Aber selbstverständlich habe ich mir diese Frage selbst schon oft gestellt.»

Das war die Wahrheit. Er hatte sich oft gefragt, warum er Polizist geworden war.

Natürlich konnte er immer sagen, dass es während des Krieges eine geeignete Methode war, dem Militärdienst zu entgehen. Nachdem er zwei Jahre lang wegen seiner schlechten Lungen zurückgestellt worden war, hatte man ihn plötzlich für vollkommen gesund erklärt, sodass er sofort hätte einberufen werden können, das war ein wichtiger Grund für die Berufswahl gewesen. 1944 gab es kein Pardon für Wehrdienstverweigerer. Viele von denen, die sich auf dieselbe Weise vom Militärdienst hatten befreien können, hatten später den Beruf gewechselt, während er selbst im Laufe der Jahre zum Kommissar aufgestiegen war. Das müsste eigentlich bedeuten, dass er ein guter Polizist war, er war sich da allerdings nicht so sicher. Es gab viele Beispiele dafür, dass hohe Posten bei der Polizei nicht gerade mit guten Polizisten besetzt waren. Er wusste nicht einmal, ob er ein guter Polizist sein wollte, wenn das hieß, ein pflichtbewusster Mensch zu sein, der niemals auch nur einen Millimeter von den allgemeinen Regeln abwich. Er erinnerte sich an etwas, das Lennart Kollberg vor nicht allzu langer Zeit gesagt hatte: «Bullen gibt es jede Menge. Durchgeknallte Idioten, die bloß rumschnüffeln. Die sind einfach nur rigide und beschränkt, machen auf hart, sind aber nichts als aufgeblasen und selbstzufrieden, alles nur Durchschnitt. Es wäre besser, wenn es mehr von diesen wirklich guten Schnüfflern geben würde.»

Martin Beck ging mit seiner Mutter noch ein wenig draußen im Park spazieren. Der Schneematsch erschwerte das Laufen, und der eisige Wind fuhr durch die kahlen Äste der hohen Bäume. Als sie ungefähr zehn Minuten lang herumgeschlittert waren, brachte er sie zur Treppe zurück und küsste sie auf die Wange. Oben auf dem Hügel angekommen, drehte er sich noch einmal um und sah sie dort vor der Tür stehen und winken. Klein und zusammengesunken und grau.

Er nahm die U-Bahn zurück in das Polizeipräsidium Süd an der Västberga allé.

Auf dem Weg zu seinem Büro schaute er kurz bei Kollberg vorbei. Kollberg war Erster Kriminalassistent und außerdem der engste Mitarbeiter und beste Freund von Martin Beck. Das Zimmer war leer. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war halb zwei und ein Donnerstag. Da erforderte es keine großen ermittlerischen Anstrengungen, um herauszufinden, wo Kollberg sich wohl befand. Martin Beck erwog einen Augenblick, hinunterzugehen und ihm bei der Erbsensuppe Gesellschaft zu leisten. Dann dachte er an seinen Magen und ließ es lieber bleiben. Der war nach den allzu vielen Tassen Kaffee, die seine Mutter ihm eingeflößt hatte, bereits in Aufruhr.

Auf seiner Schreibunterlage fand er eine kurze Mitteilung über den Mann, der sich an diesem Morgen das Leben genommen hatte.

Er hieß Ernst Sigurd Karlsson und war sechsundvierzig Jahre alt. Er war unverheiratet, und die nächste Verwandte war eine alte Tante in Borås. Seit Montag war er wegen einer Grippeerkrankung nicht mehr an seinem Arbeitsplatz bei einer Versicherungsagentur erschienen. Die Arbeitskollegen beschrieben ihn als Einzelgänger, der, soweit sie wussten, keine Freunde gehabt hatte. Die Nachbarn sagten, er sei schweigsam und ruhig gewesen, zu bestimmten Zeiten gekommen und gegangen und habe nur selten Besuch empfangen. Eine Handschriftenprobe zeigte, dass tatsächlich er derjenige gewesen war, der Martin Becks Namen auf den Notizblock am Telefon geschrieben hatte. Und es stand außer Zweifel, dass er Selbstmord begangen hatte.

Dem gab es nichts mehr hinzuzufügen. Ernst Sigurd Karlsson hatte sich das Leben genommen, und da Selbstmord in Schweden kein Verbrechen ist, konnte die Polizei nicht viel mehr tun. Alle Fragen waren beantwortet. Außer einer. Der Verfasser des Berichts hatte diese Frage so formuliert: Hatte Kommissar Beck irgendwelche Verbindungen zu diesem Mann, und konnte er vielleicht etwas ergänzend hinzufügen?

Das konnte Martin Beck nicht.

Den Namen Ernst Sigurd Karlsson hatte er noch nie gehört.

2

Als Gunvald Larsson um halb elf Uhr abends sein Zimmer im Polizeipräsidium an der Kungsholmsgatan verließ, hatte er keinerlei Pläne, ein Held zu werden. Solange es nicht als Heldentat bezeichnet werden konnte, nach Hause nach Bollmora zu fahren, zu duschen, sich den Schlafanzug anzuziehen und schlafen zu gehen. Gunvald Larsson dachte mit Wohlbehagen an den Schlafanzug. Er war neu, am selben Tag gekauft, und die meisten seiner Kollegen würden ihren Ohren nicht trauen, wenn sie hörten, was er gekostet hatte. Auf dem Weg wollte er noch eine kleine dienstliche Angelegenheit erledigen, die ihn aber nicht mehr als fünf Minuten kosten würde, wenn überhaupt. Nachdem er an seinen Schlafanzug gedacht hatte, warf er sich seinen bulgarischen Lammfellmantel über, machte das Licht aus, zog die Tür zu und ging. Der altersschwache Fahrstuhl, der in die Räume des Dezernats für Gewaltdelikte führte, machte wie immer keine Anstalten, sich in Bewegung zu setzen, und er musste zweimal auf den Fußboden stampfen, ehe das Ding so freundlich war, seinem Anliegen nachzukommen. Gunvald Larsson war ein großer Mann, der ohne Schuhe eins zweiundneunzig maß und über hundert Kilo wog, und wenn seine Füße zum Einsatz kamen, merkte man das.

Draußen war es kalt und windig, Schneeflocken wirbelten in Böen wild durcheinander, aber er hatte nur ein paar Schritte zum Auto und musste sich um das Wetter keine Gedanken machen.

Gunvald Larsson fuhr über die Västerbron und warf einen gleichgültigen Blick nach links, wo er das Stadshuset mit den gelben kleinen Lichtern auf den drei Kronen der Turmspitze erblickte und Abertausende andere Lichter, die er nicht identifizieren konnte. Nach der Brücke fuhr er weiter geradeaus zum Hornsplan, bog nach links in die Hornsgatan ein und dann nach rechts zur U-Bahn-Station Zinkensdamm. Er fuhr den Ringvägen nach Süden, doch bereits nach fünfhundert Metern verlangsamte er die Fahrt und blieb stehen.

Hier gibt es so gut wie keine Bebauung, obwohl man sich immer noch in der Stadtmitte von Stockholm befindet. Links von der Straße erstreckt sich ein hochgelegener Park, der Tantolunden, und im Osten liegen ein felsiger Hügel, ein Parkplatz und eine Tankstelle. Zwischen der Anhöhe und der Tankstelle geht eine Seitenstraße ab. Sie heißt Sköldgatan und ist eigentlich gar keine Straße, sondern eher ein Stückchen Landstraße, das aus irgendeinem Grund übrig geblieben ist, als die Stadtplaner in blindem Eifer diesen Stadtteil wie die meisten anderen auch verwüstet, seines ursprünglichen Wertes beraubt und seine Besonderheiten plattgewalzt haben.

Der sich dahinschlängelnde Wegstumpf ist weniger als dreihundert Meter lang und verbindet den Ringvägen mit der Rosenlundsgatan. Eigentlich wurde er nur von einzelnen Taxifahrern und dem einen oder anderen verirrten Polizeiauto benutzt. Mit seinem grün wuchernden Wegrand war er im Sommer eine richtige Oase, und trotz des erheblichen Verkehrs auf dem Ringvägen und den Zügen, die über die nur fünfzig Meter entfernte Hauptlinie entlangdonnerten, konnte die ältere Generation der Sorgenkinder der Gesellschaft hier im Gebüsch recht ungestört mit Weinflaschen, Essensresten und klebrigen Kartenspielen hantieren. Im Winter gab es niemanden, der sich freiwillig hier aufhielt.

Aber an diesem Abend, dem 7. März 1968, stand ein Mann dort zwischen den kahlen Büschen auf der südlichen Seite des Weges und fror. Sein aufmerksamer Blick schweifte immer wieder ab und war nur zum Teil auf das einzige Wohnhaus an der Straße gerichtet, eine zweistöckige alte Bruchbude aus Holz. Eine Weile war in zwei Fenstern im ersten Stock das Licht eingeschaltet gewesen, und man hatte Musik, Rufe und einzelne Lachsalven gehört. Nun jedoch war es dunkel, und das Einzige, was man noch vernahm, waren der Wind und das weit entfernte Rauschen des Verkehrs. Der Mann im Gebüsch stand nicht aus eigenem freiem Willen dort. Er war Polizist und hieß Zachrisson und wünschte sich zutiefst, woanders zu sein.

Gunvald Larsson kletterte aus seinem Auto, schlug den Mantelkragen hoch und zog die Pelzmütze über die Ohren. Dann überquerte er mit großen Schritten die breite Straße, ging an der Tankstelle vorbei und stapfte weiter durch den Schneematsch. Die Straßenmeisterei hielt es offenbar nicht für nötig, auf dieses sinnlose Wegstück Streusalz zu verschwenden. Das Haus lag ungefähr fünfundsiebzig Meter entfernt, etwas höher als der Weg und in einem spitzen Winkel dazu. Er blieb direkt davor stehen, sah sich um und sagte halblaut:

«Zachrisson?»

Der Mann im Gebüsch bewegte sich und kam auf ihn zu.

«Schlechte Nachrichten», sagte Gunvald Larsson. «Du musst zwei Stunden zusätzlich hier stehen. Isaksson ist krank geworden.»

«Verdammte Scheiße», sagte Zachrisson.

Gunvald Larsson sah sich um. Dann zog er eine missmutige Grimasse und sagte:

«Es ist besser, da oben auf dem Hügel zu stehen.»

«Wenn man sich den Arsch abfrieren will, ja», erwiderte Zachrisson feindselig.

«Eher, um einen anständigen Überblick zu behalten. Ist irgendwas passiert?»

Der andere schüttelte den Kopf.

«Kann man nicht gerade behaupten», sagte er. «Vor einer Weile haben die da oben wild gefeiert. Jetzt scheinen sie im Bett zu liegen und ihren Rausch auszuschlafen.»

«Und Malm?»

«Der auch. Vor drei Stunden hat er das Licht ausgemacht.»

«War er die ganze Zeit allein?»

«Ja, scheint so.»

«Scheint? Hat jemand das Haus verlassen?»

«Ich habe niemanden gesehen.»

«Was hast du dann gesehen?»

«Seit ich gekommen bin, sind drei Personen reingegangen. Ein Typ und zwei Frauen. Sie kamen mit einem Taxi. Ich glaube, sie waren mit auf der Party.»

«Glaube?», echote Gunvald Larsson fragend.

«Ja, was denn sonst. Man hat ja schließlich keinen …»

Der Mann klapperte dermaßen mit den Zähnen, dass er kaum sprechen konnte. Gunvald Larsson musterte ihn kritisch und sagte dann:

«Was hat man nicht?»

«Keinen Röntgenblick», antwortete Zachrisson verzagt.

Gunvald Larsson war Anhänger einer äußerst strengen Personalführung und hatte nur wenig Verständnis für menschliche Schwächen. Als Vorgesetzter war er alles andere als beliebt, und viele hatten Angst vor ihm. Wenn Zachrisson ihn ein wenig besser gekannt hätte, dann hätte er niemals gewagt, so aufzutreten, wie er es tat, nämlich ganz natürlich, doch nicht einmal Gunvald Larsson konnte darüber hinwegsehen, dass der Mann erschöpft und durchgefroren war und seine Kondition und Aufmerksamkeit sich in den kommenden Stunden kaum verbessern würden. Ihm war klar, was hier getan werden musste, allerdings hatte er nicht vor, fünf gerade sein zu lassen. Er grunzte geräuschvoll und sagte:

«Frierst du?»

Zachrisson gab ein hohles Lachen von sich und versuchte, sich die Eiskristalle aus den Wimpern zu zupfen.

«Frieren?», entgegnete er mit müder Ironie. «Ich fühle mich wie die drei Männer in dem brennenden Ofen.»

«Du bist nicht hier, um Witze zu reißen», gab Gunvald Larsson zurück, «sondern um deine Arbeit zu machen.»

«Ja, Entschuldigung, aber …»

«Und zu der Arbeit gehört auch, dass man warm und vernünftig angezogen ist und sich ab und zu mal bewegt. Sonst kann es nämlich vorkommen, dass man wie ein verdammter Eiszapfen dasteht, wenn was passiert. Und das ist dann vielleicht nicht ganz so lustig. Hinterher …»

Zachrisson begann, Unheil zu wittern. Er zitterte verlegen und sagte beschwichtigend:

«Ja, na klar, es ist schon in Ordnung, aber …»

«Überhaupt nichts ist in Ordnung», unterbrach ihn Gunvald Larsson wütend. «Zufällig bin ich hier für diesen Auftrag verantwortlich, und ich will nicht, dass mir irgendein Stümper von Streifenpolizist die Sache vermasselt.»

Zachrisson war erst dreiundzwanzig Jahre alt und gewöhnlicher Polizeiwachtmeister. Derzeit gehörte er zur Schutzpolizei eines anderen Stadtteils. Gunvald Larsson dagegen war zwanzig Jahre älter und Erster Kriminalassistent beim Dezernat für Gewaltdelikte der Stockholmer Kriminalpolizei. Als Zachrisson den Mund aufmachte, um zu antworten, erhob Gunvald Larsson seine große rechte Hand und sagte unwirsch:

«Jetzt ist Schluss mit dem Rumgequatsche. Geh jetzt zum Bahnhof an der Rosenlundsgatan und trink eine Tasse Kaffee oder was weiß ich. In exakt einer halben Stunde bist du wieder hier, aufgewärmt und putzmunter, also zisch ab.»

Zachrisson tat, wie ihm geheißen. Gunvald Larsson schaute auf seine Armbanduhr, seufzte und sagte:

«Grünschnabel.»

Dann machte er auf dem Absatz kehrt, ging durch das Gebüsch und fing an, den flachen Hügel hinaufzuklettern. Er murmelte und fluchte leise vor sich hin, als die dicken Gummisohlen seiner italienischen Winterschuhe auf den vereisten Steinen keinen Halt fanden.

Zachrisson hatte insofern recht gehabt, als der Hügel keinerlei Schutz gegen den unbarmherzig schneidenden Nordwind bot, wohingegen sich seine Meinung bestätigt hatte, dass dies der beste Aussichtsplatz war. Das Haus war etwas tiefer gelegen und befand sich direkt vor ihm. Nichts, was in dem Gebäude oder in seiner unmittelbaren Umgebung geschah, konnte ihm entgehen. Die Fensterscheiben waren ganz oder zum Teil mit Eisblumen bedeckt, und man konnte kein Licht dahinter erkennen. Das einzige Lebenszeichen war der Rauch aus dem Schornstein, der weiß in die kalte Luft aufstieg, ehe der Wind ihn auseinanderriss und ihn in große Wattebäusche am dunklen sternenlosen Himmel verwandelte.

Der Mann auf dem Hügel bewegte automatisch die Füße von rechts nach links, ballte und streckte die Hände in den ledergefütterten Handschuhen. Bevor Gunvald Larsson Polizist geworden war, war er Seemann gewesen, zuerst als Berufssoldat bei der Marine, dann auf Frachtern im Nordatlantik, und viele Wachen auf offenen Brücken bei winterlichen Temperaturen hatten ihn die Kunst gelehrt, sich warm zu halten. Außerdem war er ein Experte für diese Art von Aufträgen, wenngleich er sich inzwischen fast immer damit begnügte, sie zu organisieren. Als er eine Weile auf dem Hügel gestanden hatte, nahm er ganz rechts im oberen Stockwerk einen schwachen flackernden Lichtschein hinter dem Fenster wahr, als hätte jemand ein Streichholz angezündet. Zum Beispiel, um sich eine Zigarette anzuzünden oder um auf die Uhr zu schauen. Er warf selbst einen routinemäßigen Blick auf seine Armbanduhr. Vier Minuten nach elf. Sechzehn Minuten waren vergangen, seit Zachrisson seinen Posten verlassen hatte. In diesem Moment saß er wahrscheinlich im Aufenthaltsraum auf der Mariawache und schüttete Kaffee in sich hinein, während er den uniformierten Polizisten, die Dienst hatten, sein Leid klagte. Ein kurzlebiges Vergnügen, denn spätestens in sieben Minuten musste der Mann wieder auf dem Weg zurück sein. Wenn er nicht den Ärger des Jahrhunderts kriegen wollte, dachte Gunvald Larsson grimmig.

Dann dachte er ungefähr eine Minute lang darüber nach, wie viele Menschen sich in diesem Augenblick wahrscheinlich in dem Haus befanden. Die alte Bruchbude hatte vier Wohnungen, zwei im Erdgeschoss und zwei im ersten Stock. Auf der linken Seite oben wohnte eine unverheiratete Frau um die dreißig mit drei Kindern, alle von unterschiedlichen Vätern. Das war so ziemlich alles, was er über diese Frau wusste, und das musste reichen. Unter ihr, im Erdgeschoss links, wohnte ein altes Ehepaar. Sie waren in den Siebzigern und hatten fast ein halbes Jahrhundert hier gelebt. Im Gegensatz dazu wechselten die Bewohner der anderen Wohnungen umso öfter. Der Mann soff und war trotz seines fortgeschrittenen Alters Stammkunde in der Ausnüchterungszelle auf der Mariawache. Rechts oben hauste ein Mann, der auch kein Unbekannter war, allerdings mehr aus kriminellen Gründen als wegen chronischer samstäglicher Trunkenheit. Er war siebenundzwanzig Jahre alt und schon zu sechs Gefängnisstrafen unterschiedlicher Länge verurteilt worden. Die Straftaten reichten von Trunkenheit am Steuer über Unterschlagung bis hin zu Einbruch und Körperverletzung. Er hieß Roth, und er war es gewesen, der zusammen mit zwei Freundinnen und einem Kumpel gefeiert hatte. Jetzt hatten sie die Musik ausgeschaltet und das Licht ausgemacht, entweder um zu schlafen oder die Feier auf andere Weise fortzusetzen. Und in seiner Wohnung hatte auch jemand ein Streichholz angezündet.

Unter dieser Wohnung, auf der rechten Seite, wohnte die Person, die Gunvald Larsson gerade observierte. Er wusste, wie diese Person hieß und wie sie aussah, aber, es war absurd, er hatte keine Ahnung, warum der Betreffende überwacht werden musste.

Es verhielt sich nämlich folgendermaßen: Gunvald Larsson war, was die Zeitungen, wenn sie ihre sensationsheischenden Meldungen verbreiten wollten, einen Mörderfänger nannten. Und weil es momentan keinen Mord aufzuklären gab, war er an eine andere Abteilung ausgeliehen worden, um neben seinem gewöhnlichen Dienst diesen Observierungsauftrag zu übernehmen. Ihm war eine willkürlich zusammengestellte Truppe von vier Männern zugeteilt worden, und man hatte ihnen eine einfache Verhaltensregel mitgegeben: Passt auf, dass der Verdächtige nicht verschwindet und ihm nichts zustößt, und beobachtet, mit wem er sich trifft.

Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, herauszufinden, worum es hier ging. Wahrscheinlich Drogen. Heutzutage schien sich alles um Drogen zu drehen.

Jetzt dauerte die Observierung schon zehn Tage an, und alles, was dem Verdächtigen bisher zugestoßen war, waren eine Nutte und zwei Halbliterflaschen Hochprozentiger.

Gunvald Larsson sah auf die Uhr. Neun Minuten nach elf. Noch acht Minuten.

Er gähnte und hob die Arme, um sie sich um den Oberkörper zu schlagen. In diesem Augenblick explodierte das Haus.

3

Der Brand begann mit einem ohrenbetäubenden Knall. In der Wohnung rechts unten wurden die Fenster herausgedrückt, und größere Teile des Giebels schienen losgerissen zu werden, während gleichzeitig hohe eisblaue Flammen aus den zerborstenen Fenstern schlugen. Gunvald Larsson stand mit ausgebreiteten Armen wie eine Statue des Messias ganz oben auf der Anhöhe und starrte wie paralysiert auf das, was auf der anderen Seite der Straße geschah. Doch nur für einen Augenblick. Dann rutschte er hinkend und fluchend den steinigen Abhang hinunter, über die Straße und zum Haus hinauf. Während er rannte, veränderten die Flammen Farbe und Form, wurden orangefarben und leckten eifrig an den Holzwänden hinauf. Außerdem schien es ihm, als würde sich das Dach über dem rechten Teil des Hauses bereits zu senken beginnen, als wenn ihm unten ein Teil des Fundaments entzogen worden wäre. Die Wohnung im Erdgeschoss stand innerhalb weniger Sekunden in Flammen, und noch bevor er die Steintreppe vor dem Haus hinaufgelaufen war, hatte es auch in den oberen Räumen schon angefangen zu brennen.

Er riss die Tür auf und erkannte sofort, dass es zu spät war. Die Tür rechts vom Windfang war aus den Angeln gebrochen und versperrte die Treppe. Sie brannte wie ein riesiger Holzkloben, und das Feuer hatte sich bereits auf die Holztreppe ausgebreitet. Eine Druckwelle von extremer Hitze schlug ihm entgegen. Geblendet und mit brennenden Augen torkelte er rückwärts die Eingangstreppe hinunter. Aus dem Innern des Hauses hörte man das verzweifelte Schreien von menschlichen Wesen, die Schmerzen oder Todesangst erlitten. Seines Wissens befanden sich in dem Haus mindestens elf Personen, hilflos in dieser wahnsinnigen Todesfalle eingeschlossen. Wahrscheinlich waren einige von ihnen schon tot. Aus dem Fenster der Erdgeschosswohnung schossen Flammen hoch wie bei einem Schneidbrenner.

Gunvald Larsson schaute sich schnell um, ob es irgendwelche Leitern oder andere Hilfsmittel gab. Er konnte nichts entdecken.

In der oberen Etage wurde ein Fenster aufgeschlagen, und durch den Rauch und die Flammen meinte er eine Frau erkennen zu können, oder vielleicht eher ein Mädchen, das gellend und hysterisch schrie. Er formte seine Hände zu einem Trichter und brüllte:

«Springen! Nach rechts springen!»

Sie war jetzt auf das Fensterbrett geklettert, zögerte aber.

«Springen! Jetzt! So weit es geht! Ich fange Sie auf.»

Das Mädchen sprang. Sie kam direkt durch die Luft auf ihn zugeflogen, und er schaffte es, den fallenden Körper mit dem rechten Arm zwischen ihren Beinen und dem linken um ihre Schultern aufzufangen. Sie war nicht sonderlich schwer, vielleicht fünfzig oder fünfundfünfzig Kilo, und er bekam sie geschickt zu fassen, sie berührte nicht einmal den Boden. In dem Moment, als er sie fest im Griff hatte, schwang er sich einmal herum, um sie vor dem rasenden Feuer zu schützen, machte drei Schritte und setzte sie auf dem Boden ab. Das Mädchen war kaum mehr als siebzehn Jahre alt. Sie war nackt und zitterte am ganzen Leib, wobei sie laut schrie und den Kopf hin und her warf. Aber ansonsten konnte er keine Verletzungen an ihr feststellen.

Als er sich wieder umdrehte, war noch eine Person im Fenster zu sehen. Ein Mann, der in eine Art Laken eingewickelt war. Die Flammen waren noch stärker geworden. Dichter Rauch hatte sich um den Dachfirst ausgebreitet, und auf der rechten Seite schlugen die Flammen schon zwischen den Dachziegeln heraus. Wenn die verdammte Feuerwehr nicht bald kommt …, dachte Gunvald Larsson und trat so nah an die rasende Feuersbrunst heran, wie er nur konnte. Es knallte und knackte in dem brennenden Fichtenholz, und Schauer von unbarmherzig glühenden Funken fielen ihm aufs Gesicht und über den Lammfellmantel, wo sie sich langsam einbrannten und in dem teuren Stoff verglommen. Um das Dröhnen des Brandes zu übertönen, rief er so laut er konnte:

«Springen! So weit Sie können! Nach rechts!»

In dem Moment, als der Mann sprang, erfasste das Feuer das Stück Stoff, in das er sich eingewickelt hatte. Während er fiel, stieß er einen schrillen Schrei aus und versuchte, sich von dem brennenden Umhang zu befreien. Diesmal gelang das Auffangen nicht so gut. Der Mann war bedeutend schwerer als das Mädchen, er wirbelte herum und schlug mit dem linken Arm an Gunvald Larssons Schulter und donnerte dann schwer mit der Schulter auf das unebene Kopfsteinpflaster der Straße. Gunvald Larsson schaffte es in letzter Sekunde, seine mächtige linke Hand unter den Kopf des Mannes zu schieben, und bewahrte ihn damit davor, sich den Schädel zu zertrümmern. Er legte den Mann auf den Boden, riss das brennende Laken weg, wodurch seine eigenen Handschuhe in Brand gerieten. Bis auf einen goldenen Ehering war der Mann ebenfalls nackt. Er stöhnte furchtbar und gab immer wieder wie ein durchgeknallter Schimpanse schnatternde, kehlige und unverständliche Laute von sich. Gunvald Larsson rollte ihn ein paar Meter weiter und ließ ihn außerhalb der Reichweite von herabfallenden brennenden Gegenständen im Schnee liegen. Als er sich wieder dem Haus zuwandte, sprang gerade eine dritte Person, eine Frau in schwarzem BH, aus der inzwischen lichterloh brennenden Wohnung rechts im ersten Stock. Ihre roten Haare brannten, und sie fiel viel zu nah an die Wand.

Gunvald Larsson rannte zwischen brennenden Planken und anderem Gerümpel hindurch und zerrte sie aus der unmittelbaren Gefahrenzone, erstickte das Feuer in ihren Haaren mit Schnee und ließ sie liegen. Er sah, dass sie schlimme Verbrennungen hatte, sie stieß schrille Schreie aus und wand sich vor Schmerzen. Außerdem war sie offenbar ungünstig gefallen, das eine Bein lag ausgestreckt in einem höchst unnatürlichen Winkel zum Körper. Sie war etwas älter als die andere Frau, vielleicht fünfundzwanzig Jahre, und rothaarig, auch zwischen den Beinen. Die Haut an ihrem Bauch war erstaunlicherweise unversehrt und wirkte bleich und schlaff. Dafür hatte sie starke Verbrennungen im Gesicht, an den Beinen, auf dem Rücken und an der Brust, wo sich der Nylon-BH auf der Haut festgebrannt hatte.

Als er zum letzten Mal den Blick zur Wohnung oben rechts hob, sah er eine geisterhafte Gestalt, die wie eine Fackel brannte und, die Arme über dem Kopf, in einer pathetischen Spirale hinabschwebte und aus dem Blickfeld verschwand. Dies musste wohl der vierte Teilnehmer des Festes gewesen sein, vermutete Gunvald Larsson und stellte fest, dass menschliche Hilfe hier nichts mehr ausrichten konnte.

Jetzt brannten auch der Dachboden und die Dachbalken unter den Ziegeln. Dicke qualmende Rauchschwaden stiegen auf, und er vernahm das scharfe Knallen von brennendem Fichtenholz. Das Fenster ganz links in der oberen Wohnung wurde aufgestoßen, und jemand rief um Hilfe. Gunvald Larsson stürzte dorthin und sah eine Frau in weißem Nachthemd, die sich aus dem Fenster lehnte, während sie ein Bündel an ihre Brust drückte. Ein Kind. Rauch quoll aus dem offenen Fenster, doch scheinbar brannte es drinnen in der Wohnung bisher nicht, zumindest nicht in dem Raum, in dem sich die Frau aufhielt.

«Hilfe!», schrie sie verzweifelt.

Da das Feuer in diesem Teil des Hauses noch nicht so heftig tobte, konnte er sich ganz nah an die Hauswand, fast direkt unter das Fenster stellen.

«Werfen!», rief er.

Im selben Augenblick warf die Frau das Kind hinunter, ohne auch nur einen Moment zu zögern, sodass er fast überrumpelt wurde. Er sah das Bündel direkt auf sich zukommen, streckte in letzter Sekunde die Arme aus und fing es direkt in den Armbeugen, ungefähr so wie ein Fußballtorwart, der einen Freistoß klärt. Das Kind war sehr klein. Es jammerte ein wenig, schrie aber nicht. Gunvald Larsson blieb ein paar Sekunden mit ihm im Arm stehen. Er hatte überhaupt keine Erfahrung mit Kindern und konnte nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob er jemals eines im Arm gehabt hatte. Einen Moment lang fragte er sich, ob er es vielleicht zu fest angepackt und erdrückt hatte. Dann ging er ein paar Schritte beiseite und legte das Bündel auf den Boden. Während er so herabgebeugt dastand, hörte er, wie jemand angelaufen kam, und sah auf. Es war Zachrisson, keuchend und feuerrot im Gesicht.

«Was», stammelte er, «wie …»

Gunvald Larsson starrte ihn an und sagte:

«Wo zum Teufel bleibt die Feuerwehr?»

«Sie muss jeden Moment … ich meine … ich hab schon oben von der Rosenlundsgatan gesehen, dass es brennt, und da bin ich zurück und habe angerufen …»

«Renn zurück, verdammt nochmal, und sorg dafür, dass Feuerwehr und Krankenwagen endlich kommen …»

Zachrisson machte kehrt und rannte davon.

«Und die Polizei!», brüllte Gunvald Larsson hinter ihm her.

Zachrisson verlor seinen Hut und blieb stehen, um ihn aufzuheben.

«Idiot!», brüllte Gunvald Larsson.

Dann kehrte er zum Haus zurück. Die ganze rechte Seite war jetzt ein dröhnendes Inferno, und die Dachwohnung schien komplett in Flammen zu stehen. Viel mehr Rauch als zuvor quoll nun aus dem Fenster, an dem die Frau im Nachthemd jetzt mit einem weiteren Kind stand, einem blonden Jungen, der ungefähr fünf Jahre alt war und einen blauen geblümten Schlafanzug trug. Wie beim letzten Mal warf die Frau das Kind ebenso schnell und überraschend aus dem Fenster, aber diesmal war er besser vorbereitet und fing den Jungen sicher in seinen ausgebreiteten Armen auf. Erstaunlicherweise schien er überhaupt keine Angst zu haben.

«Wie heißt du?», schrie er.

«Larsson.»

«Bist du Feuerwehrmann?»

«Los, renn weg, verdammt nochmal», sagte Gunvald Larsson und setzte das Kind auf dem Boden ab.

Er sah wieder hoch und bekam einen Dachziegel auf den Kopf, der glühend heiß war, und obwohl die Pelzmütze den Stoß abdämpfte, wurde ihm schwarz vor Augen. Er verspürte einen brennenden Schmerz auf der Stirn und merkte, wie ihm das Blut übers Gesicht lief. Die Frau im Nachthemd war verschwunden. Wahrscheinlich holte sie das dritte Kind, dachte er, und im selben Moment trat die Frau wieder ans Fenster mit einem großen Porzellanhund im Arm, den sie sogleich hinauswarf. Er fiel auf die Erde und zersplitterte. Im nächsten Augenblick sprang sie selbst. Dieser Sprung glückte nicht ganz so gut, denn sie fiel direkt auf Gunvald Larsson, der mit der Frau hilflos zu Boden stürzte. Er schlug mit dem Hinterkopf auf, wälzte sie aber sogleich von sich und rappelte sich wieder hoch. Die Frau in dem Nachthemd wirkte unverletzt, doch sie blickte starr und regungslos vor sich hin. Er sah sie an und sagte:

«Haben Sie nicht noch ein Kind?»

Sie stierte ihn an, fuhr zusammen und fing an wie ein gequältes Tier zu heulen.

«Gehen Sie und kümmern Sie sich um die anderen beiden», sagte Gunvald Larsson.

Das Feuer hatte nun auf die ganze obere Wohnung übergegriffen, und auch aus dem Fenster, aus dem die Frau gesprungen war, schlugen die Flammen. In der Wohnung unten links befanden sich nach wie vor die beiden alten Leute. Dort hatte es offenbar bisher nicht zu brennen begonnen, aber sie hatten auch kein Lebenszeichen von sich gegeben. Wahrscheinlich war die Wohnung voller Rauch, und es war nur noch eine Frage von Minuten, bis das Dach einstürzen würde.