Börk - Martin Cordemann - E-Book

Börk E-Book

Martin Cordemann

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Beschreibung

Das erste Buch mit Bonusmaterial! Börk – das ist ein Polizist, ein Buch und eine Fernsehserie. Eine Fernsehserie, die es niemals gab. Komplett geschrieben und doch nie produziert, liegt sie nun in Buchform vor. Dafür wurden alle Episoden zu Geschichten umgeschrieben. Börk, das ist aber auch ein Krimi, ein Krimi mit Humor. Mit schwarzem Humor. So schwarz wie die Lunge der Hauptfigur. Denn Börk ist Polizist, Raucher und gerecht, wenn auch eher selbstgerecht. Er arbeitet für die Polizei, aber es sind nicht nur Mordfälle, mit denen er zu tun kriegt. Irgendwann taucht ein ominöses Syndikat auf, das es zu bekämpfen gilt. Nebenbei löst er aber doch noch ein paar Mordfälle, so dass auch der Krimifreund auf seine Kosten kommt. Zur Seite stehen Börk dabei sein Freund und Kollege Müller sowie Dr. Schnippler, der Pathologe. Börk ist anders, die Serie, die Figur, das Buch. Denn dies ist: Das erste Buch mit Zusatzmaterial wie bei einer DVD! Es gibt Making-ofs über die Entstehung der Serie, Vergleiche der verschiedenen Entstehungsstadien und Textversionen, es gibt einen Kommentar zur Episode "Mord, wie er im Drehbuch steht, Teil 2" und es gibt Interviews mit einigen Beteiligten. Eben alles, was man heutzutage von einer Fernsehserie erwarten kann. Welches Buch bietet Ihnen das schon?

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Seitenzahl: 705

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Martin Cordemann

Börk

Die Krimiserie, die es niemals gab

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Kapitel 1: „Das Auto isst mit“

Kapitel 2: „Clown wir gleich die ganze Bank“

Kapitel 3: „Totes Kreuz“

Kapitel 4: „Schlampiges Inferno“

Kapitel 5: „Nicht der feine Art“

Kapitel 6: „Geteiltes Leid“

Kapitel 7: „Mordende Kunst“

Kapitel 8: „In der Hitze der Macht“

Kapitel 9: „Das Cologne der Oper“

Kapitel 10: „Wie Ess euch gefällt“

Kapitel 11: „Zeugen sind vergänglich“

Kapitel 12: „Ausgebrochen attraktiv“

Kapitel 13: „Mord, wie er im Drehbuch steht, Teil 1“

Kapitel 14: „Mord, wie er im Drehbuch steht, Teil 2“

Kapitel 15: „Der Kreis schießt sich“

Making of, Teil 1: Die Geschichte von „Börk“

Making of, Teil 2: Die verschiedenen Phasen des Buches

Making of, Teil 3: Das Präsens ist nicht Perfekt

Die verlorene Episode

Kommentar zu „Mord, wie er im Drehbuch steht, Teil 2“

Ein Interview mit Martin Cordemann

Ein Interview mit Franklin Fish

Ein Interview mit Börk

Impressum neobooks

Vorwort

Sie haben noch nie von „Börk“ gehört? Nun, das verwundert nicht. Denn leider wurde die Serie nie produziert. Trotzdem möchten wir sie Ihnen nun doch endlich zugänglich machen.

    Dieses Buch ist ein Krimi und ein Roman, aber es ist auch die Geschichte einer Serie, zeigt ihre Entstehung, ihre Entwicklung, ihre Veränderung. Es bietet Krimiunterhaltung mit vielen, unterschiedlichen Fällen, aber es gibt auch Einblicke in den kreativen Prozess und Hintergrundinformationen. Das ist vielleicht nicht einmalig, aber doch selten!

    „Börk“ begann als Drehbuch für einen Film… aber darauf gehen wir im „Zusatzmaterial“ etwas detaillierter ein. Dies hier soll nämlich kein gewöhnliches Buch sein, nicht einfach die Umsetzung von 16 Drehbüchern als Roman – das hätten wir tun können, aber wir wollten etwas mehr. Denn es geht um

Börk – die Fernsehserie, die es niemals gab

Und wie sich das bei einer Fernsehserie gehört, wenn sie auf DVD herauskommt, gibt es eben auch Bonusmaterial. Ein kleines Making of, ein paar Interviews, einen Audiokommentar vielleicht… nun, das mit dem „Audio“ war für dieses Buch ein wenig schwierig. Und doch haben wir uns um einen Kommentar für eine der Episoden bemüht, Verzeihung, für eins der Kapitel. Welches Buch kann Ihnen so was schon bieten?

    In diesem Zusatzmaterial werden Sie vieles über die Serie erfahren. Begonnen hat das ganze zum Beispiel 1998… oder vielleicht ein wenig früher. Mit einem Drehbuch… mit einem anderen Drehbuch für einen anderen Film! Aber ich möchte hier nicht vorweg greifen.

    „Börk“ wurde auch Sendern angeboten, z.B. dem WDR. Aber leider sind die Antworten, die man von dieser öffentlich rechtlichen Sendeanstalt erhält, stets geprägt von Arroganz und Ignoranz. Da muss man sich nicht wundern, dass so ein Sender die preisgekrönte Serie „Der Tatortreiniger“ abgelehnt hat – wundern muss man sich nur, dass man für so eine ignorante Bande mit Fernsehgebühren bezahlt! Der „Sachbearbeiter“, denn anders kann man eine solche Person kaum nennen, schrieb dann in seinem Schreiben auch, er würde schon wissen, für welche „Zielgruppe“ dies geschrieben wäre und er beendete seine Antwort mit den fast schon poetischen Worten: „Verfasser nach Diktat verreist“.

    Wäre „Börk“ überhaupt etwas fürs Fernsehen? Nun, aufgebaut ist die Serie, wenn man sich die Drehbücher ansieht, wie ein amerikanisches Format mit Teaser, Vorspann und vier Akten. Diese Aktstruktur ist dafür da, dass man zwischen den Akten Werbung schalten kann. Mit dem Aufkommen des Privatfernsehens wurde dies ja auch in Deutschland erlaubt – nur hat offenbar bei den Sendern nie jemand begriffen, dass an der Stelle, wo eine Folge ausgeblendet wird, die Werbung kommen sollte, quasi eine Sollbruchstelle für die Werbeunterbrechung. Doch da dies offenbar Fachwissen ist, das sich noch nicht bis in die Sender herumgesprochen hat, werden Folgen auch heute noch wild mittendrin irgendwo unterbrochen… aber das ist ein anderes Thema!

    Von der Struktur her ist „Börk“ also recht amerikanisch angelegt, die Handlung jedoch könnte überall spielen – sogar in Deutschland. Und da es doch mal an der Zeit wäre, auch in Deutschland mehr als nur eine gute Serie zu produzieren, hätte das theoretisch etwas interessantes sein können… aber machen wir uns nichts vor, „Börk“ ist nichts für den deutschen Markt. Die Serie ist zu düster, nicht politisch korrekt, eigentlich grenzwertig. Börk raucht ständig, was heutzutage auch nicht mehr möglich wäre, allerdings auch nicht in Amerika, es sei denn, man verlegt seine Serie in die 60er. Womit man in Deutschland auch immer ein Problem hat, ist Humor. Zumindest in Verbindung mit Krimis. Es geht nur Kriminalistik ODER Humor, aber beides zusammen stößt bei den Verantwortlichen immer auf Unverständnis. Und dann sind da auch noch diese Sachen mit der Kirche und den gekreuzigten Priestern… da können Sie sich aber drauf verlassen, dass Ihnen da ein Verantwortlicher vom Fernsehen sagt, dass DAS NICHT GEHT!

    Also, hätte „Börk“ eine Chance im deutschen Fernsehen? Wahrscheinlich nicht. Für die Öffentlich-rechtlichen zu unkorrekt, zu wenig glatt, zu angreifbar; für die Privaten nicht dumm genug, nicht prollig genug, nicht primitiv genug. Und da auch der Comicmarkt in Deutschland keine wirklich große Abnehmerzahl hat, bleibt dies die einzige Möglichkeit, in der Sie die Serie kennen und vielleicht sogar schätzen lernen können.

    Wir hätten Ihnen dafür natürlich einfach die Originaldrehbücher präsentieren können, aber, machen wir uns nichts vor, wer außerhalb der Filmbranche liest schon Drehbücher – und, wenn man sich die heutigen Filme ansieht, scheint das auch innerhalb der Branche keiner mehr zu tun. Oder zu schreiben! Aber das ist eine andere Geschichte. Für dieses Buch haben wir die Bücher extra in eine lesbarere Form umgeschrieben, so dass nun statt einer Serie ein Roman vorliegt… der sich aber wie eine Serie liest. Oder eine Serie, die sich wie ein Roman liest. Jedenfalls hoffen wir, auf diese Weise mehr Menschen die Welt von Börk zu eröffnen.

    Die Kapitel sind ziemlich genaue Adaptionen der Drehbuchfassungen der einzelnen Episoden. Deshalb haben wir auch größtenteils auf ausschweifende Beschreibungen verzichtet, da die Serie einen Großteil ihres Charakters aus den knackigen Dialogen bezieht. Auch die visuellen Gags und Geschichten, insbesondere Leich und Gruft, die in der Serie dazu da gewesen wären, längere Szenen zu trennen und zwischenzeitlich eine Verschnaufpause von den Dialogen zu bieten, haben wir drin gelassen – lassen Sie einfach Ihre Phantasie spielen und stellen Sie sich die Serie so vor, wie sie sein könnte.

    Wir haben sogar Besetzungsvorschläge für Sie. Eigentlich wollte der Autor selbst die Rolle des Börk spielen, so, wie er sie auch in den Hörspielen dargestellt hatte. Doch da sie ihn wahrscheinlich nicht persönlich kennen, hilft Ihnen diese Beschreibung nicht sonderlich. Nehmen wir also eine Besetzung, mit der Sie etwas anfangen können… zumindest teilweise.

    Stellen Sie sich einfach vor, Börk würde von Martin Keßler gespielt. Da wissen Sie zwar nicht, wie er aussieht, aber Sie wissen, wie er sich anhört! Denn Martin Keßler ist u.a. die deutsche Synchronstimme von Vin Diesel und Nicolas Cage. Damit hätten wir also einen harten, coolen Börk. Aber wen stellt man ihm als Müller zur Seite?

    Nun, da gäbe es verschiedene Möglichkeiten. Wenn Börk schon der harte Kerl ist, brauchen wir hier jemand weicheren. Zunächst hatte ich da an Tobias Lelle gedacht, den Sie vielleicht noch als deutsche Stimme von Woody Harrelson bei „Cheers“ kennen – aber, und das ist das Problem, wahrscheinlich nicht, weil das zu lange zurück liegt.

    Also versuchen wir es mit jemand anderem. Zum Beispiel Andreas Fröhlich. Der hat auch Erfahrungen in dem Bereich, ja, ist schon fast Typecasting, ist er doch seit Jahrzehnten als „Bob Andrews, Recherche und Archiv“ fester Bestandteil der „Drei ???“. Sie kennen ihn aber vielleicht auch als deutsche Stimme von John Cusack oder Edward Norton.

Kapitel 1: „Das Auto isst mit“

„BÖRK? Bist du bescheuert? Pass auf mit dem Zeug! Du versaust noch den Wagen!“

    „Wie solln das möglich sein? Indem ich ihn in die Waschanlage fahre?“ seufzte Börk.

    „Ich meine ja nur“, erklärte Müller, „du sollst nicht alles voll kleckern!“

    „Was ‚alles’ soll das sein? Der Fußboden ist voller Schokoriegelpapier, da käm ich nichtmal dran, wenn ich mir Mühe geben würde!“

    „Hör mal, ein bisschen Vorsicht beim Essen hat noch niemandem geschadet!“

    „Bist du jetzt Knigge oder was? Eß ich meine Dönertasche falsch?“

    „Warum regst du dich so auf? Ich habe ja nur bemerkt, dass du etwas mehr Rücksicht auf meinen Wagen nehmen könntest.“

    „Kommt diese Aufforderung nicht n paar Jahre zu spät?“

    Börk betrachtete den Wagen, der mit Schrottkarre noch sehr höflich umschrieben wäre. Er war so zugesaut, wie man einen Wagen nur zusauen konnte. Und sie hatten lange daran gearbeitet. Da der „Wagen“ Müller gehörte, saß der am Steuer, während es sich Börk auf dem Beifahrersitz unbequem gemacht hatte. Börk trug wie immer einen schwarzen Anzug mit schwarzem Schlips und weißem Hemd. Müller hatte einmal gespottet, er müsse wohl eine Sammlung ausschließlich schwarzer Anzüge haben… bis er festgestellt hatte, dass das stimmte. Er mochte es etwas weniger förmlich, besaß nur einen Anzug und gab der etwas eigenwilligen Kombination Lederjacken und Pollunder den Vorzug. Doch streng genommen machte das keinen Unterschied, denn im Moment kleckerten sie beide Teile ihrer Dönertaschen über die Innenausstattung.

    „Hmmmmm... ja, hast Recht“, gab Müller nun mit vollem Mund zu. „Meinst du, wenn wir ihn irgendwann mal zur Waschanlage bringen würden...“

    „Ham wir doch schon versucht. Es klappt einfach nicht, wenn wir den Wagen dann nicht auch waschen lassen!“

    Müller streichelte traurig über das versiffte Armaturenbrett.

    „Ich hab halt Angst, dass er... dem nicht gewachsen ist, dass er sich einfach in seine Bestandteile auflöst.“

    „Berechtigte Sorge!“

    Sie hatten auf dem Bahnhofsvorplatz geparkt. Ein Drogendealer warf ihnen nun einen interessierten Blick zu und näherte sich dann langsam dem Wagen.

    „Vielleicht kann man da irgendein Spezialunternehmen beauftragen. Leute, die sich mit sowas auskennen!“

    „Was solln das für Leute sein?“

    „Naja, welche, die... zärtlich damit umgehen.“

    Börk schüttelte den Kopf.

    „Oh Mann, du hast Ideen!“

    Der Dealer kam näher.

    „Jemand, der das Auto wäscht...“ phantasierte Müller, „ohne dabei seine Zerbrechlichkeit zu vergessen. Ich meine, diese Karre wird nur noch von den Essensresten zusammengehalten, die du hier verkleckerst!“

    „Ich seh dich keine Servierte benutzen!“ raunzte Börk. Dann fiel ihm ein größeres Stück Döner herunter. Ohne hinzusehen tastete er mit der Hand über den Boden. Als sie wieder hochkam, hielt sie eine leere Eisverpackung: NOGGER ZUCKERFREI! Börk sah seinen Kollegen an.

    „Wer isst denn so ne Scheiße?“

    „Ich wollt’s mal probieren!“

    Der Dealer trat nun an das offene Fahrerfenster und beugte sich langsam herunter.

    „Zuckerfreies Schokoladeneis?“ zischte Börk angewidert. „Was als nächstes? Alkoholfreier Whisky?“

    „Es schmeckt scheiße, wenn du darauf hinaus willst.“

    „Will ich! Ich finde, die Esskultur hat in den letzten Jahren echt nachgelassen...“

    Er musste einen Rülpser unterdrücken.

    „Tschullung. Uaaaahhhh...“

    Er wedelte sich vor dem Mund herum.

    „Was is?“

    „Das Zeug schmeckt ja ganz gut, aber der Nachgeschmack ist echt übel.“

    Der Dealer lächelte durch das Fenster.

    „Hey, Jungs, wollt ihr Stoff kaufen?“

    Die beiden ignorierten ihn. Aus dem Handgelenk heraus ließ Müller eine Handschelle um die Hand des Dealers schnappen – das andere Ende war am Lenkrad befestigt. Dann sah er seinen Kollegen geschockt an.

    „Du willst doch jetzt nicht rauchen, oder?“

    „Äh, hey?“ meinte der Dealer.

    „Was denn, hast du Angst, dass der Rauch die Dichtungen zerfrisst?“

    „Es ist einfach... ungesund!“

    „Das war unser Essen auch!“

    „Mann ey... seid ihr Bullen?“

    „Ich meine ja nur“, meinte Müller ja nur, „du rauchst einfach zuviel.“ Ohne ihn anzusehen schnippte er dem Dealer vor der Nase herum. Murrend zog der Dealer ein kleines Päckchen heraus.

    „Was meinst du? Zwei Päckchen?“

    „Eher sieben“, korrigierte Börk. „Ich hab mal überlegt, ob ich nicht langsam nen Kredit aufnehmen muss, um das alles zu finanzieren.“

    „Und das kommt dir nicht ein bisschen viel vor?“

    „Doch, schon, aber... meine Güte, das ist halt mein Weg, wie ich mit diesem scheiß Job fertig werde!“

    „Äh, hey“, stammelte der Dealer, „das find ich jetzt aber irgendwie gar nicht, wisst ihr, ich versuch hier nur n bisschen Kohle...“

    Müller kurbelte das Fenster hoch. Der Dealer stand jetzt krumm vorm Wagen, weil ein Teil seines Armes samt Handschelle noch immer im Fenster hing. Er fand das definitiv irgendwie gar nicht!

    „Ähh, hey!“

    „Okay“, gestand Börk, „ich kann keine Treppen steigen, ich muss vor dem Frühstück erstmal ne halbe Stunde husten...“

    „Musst du sowas IMMER nach dem Essen erzählen?“

    „Hey, ich hab den Schleim ja wohl ausgelassen, oder?“

    „Okay“, seufzte Müller, „dann fahren wir diese Karre halt in die Waschanlage. Ich finde... doch, das hat sie sich verdient.“

    „Das löst das Problem nicht vollständig, wie du weißt!“

    „Du meinst... man sollte hier mal aufräumen?“

    „Japp.“ Börk ließ seinen Blick durch das Wageninnere schweifen. „Wenn du diese Kiste sauber kriegen willst, sollte man den ganzen Mist, der hier rumfliegt, entsorgen. Und, machen wir uns nichts vor, wir sind beide nicht die richtigen, wenn es darum geht, irgendwo aufzuräumen – besonders nicht hier im Wagen.“

    „Ja, hast wohl Recht. Dann haben wir wohl keine Chance, dieses Auto jemals sauber zu bekommen, was?“

    „Sieht nicht so aus!“

    Börk sah zu Müller herüber. Der hatte diesmal noch schlimmer herumgekleckert als sonst. Müller sah sich herunter und sah das nun auch. Börk schüttelte den Kopf.

    „Nein, sieht absolut nicht so aus!“

Wenig später kamen Börk und Müller aus einer Imbissbude – mal wieder.

    „Du könntest ruhig mal was anderes versuchen“, schlug Müller seinem Kollegen vor. „Offen sein für neues.“

    „Ach, ich mag diesen Junkfoodmist einfach nicht.“

    „Du ernährst dich nur von HAMBURGERN!“

    „Ja... aber da weiß man wenigstens, was man hat.“

    Die beiden blieben stehen.

    „Wo ist unser Wagen?“

    „Hmmm, lass mal überlegen. Wir sind vor zehn Minuten hier angekommen...“

    „...haben im Parkverbot vor der Toreinfahrt geparkt...“

    „...hatten unseren kleinen Disput über die Nutzung von Mayonnaise...“

    „...also müsste unser Wagen...“

    Die beiden sahen die Straße hinauf, wo ihr Wagen gerade, von einem Abschlepper gezogen, um die Ecke bog.

    „...gerade abgeschleppt werden!“

    Sie zuckten die Schultern.

    „Hätt fast geklappt, dass wir mal nicht abgeschleppt werden.“

    „Ja“, stimmte Börk zu, „war diesmal echt dicht dran.“

    „Naja, wenigstens gibt uns das Zeit, in Ruhe zu essen!“

    Sie nahmen auf dem Bürgersteig Platz und widmeten sich ihrem Fast Food.

Das Polizeipräsidium. Ein Polizeiwagen hielt davor. Auf der Rückbank, hinter Gittern, saßen Börk und Müller… und knabberten an ein paar Schokoriegeln herum.

    „Danke fürs Mitnehmen, Kollegen“, lächelte Müller.

    „Parkt mal ordentlich.“

    „Klugscheißer!“ brummte Börk.

    Der Dealer vom Bahnhof wurde von zwei Uniformierten an ihnen vorbeigeführt. Als er die beiden auf der Rückbank des Autos sitzen sah, rief er erfreut: „Hey, ham se euch endlich drangekriegt? Häh äh. Find ich gut...“

    Das war der Moment, in dem der Dealer bemerkte, dass seine beiden Bewacher unaufmerksam geworden waren. Er lief los… doch Müller war leider gerade sein Schokoriegel aus der Hand gefallen. Während er noch auf dem Boden des Wagens danach suchte, öffnete er, ohne hinzusehen, die Autotür. Die traf den Dealer und dessen Flucht war beendet.

    „Boah, aua, ey...“

    Der Dealer krümmte sich, während Müller stolz seinen Schokoriegel hoch hielt.

    „Hab ihn!“

    Ein Polizist schnappte sich den Dealer.

    „Sehr gut!“

    „Ja, ich weiß!“ Müller biss genüsslich hinein. „Das ist der neue mit Bananen-Mandel-Geschmack!“

    Börk kam um den Wagen herum und warf Müller einen geringschätzigen Blick zu.

    „Na ich hoffe, der ist wenigstens mit Zucker!“

Während Börk und Müller das Präsidium betraten, wurde Müllers Wagen gerade auf das Gelände geschleppt, auf dem alle abgeschleppten Fahrzeuge landeten – ein Ort, der für den Wagen bereits zu einer Art zweiten Heimat geworden war.

„Was mögen sie wohl gerade mit ihm machen?“ sinnierte Müller.

    „Mit wem?“

    Börk war gerade mit dem Süßigkeitenautomaten beschäftigt. Er hatte ihm etwas Geld angeboten, der Automat hatte es genommen, weigerte sich aber nun, ihm im Gegenzug etwas zurück zu geben. Die Folge war, wie immer, Gewalt.

    „Mit meinem Wagen?“

    „Na, sicher nicht waschen!“

    Er schlug ein paar Mal gegen den Automaten. Den schien das nicht sonderlich zu beeindrucken.

    „Nein... aber meinst du nicht, das wäre ein klasse Service?“

    Die Gewalt nahm nun Überhand.

    „Was... wäre... ein... klasse... Service?“

    „Wenn die einem den Wagen waschen würden, nachdem sie ihn abgeschleppt haben. Da würd man das doch auch etwas lockerer sehen, auch mit dem ganzen Geld und so, wenn man weiß, dass man da wenigstens n sauberes Auto abholt.“

    „Klar!“

    Börk zog seine Dienstwaffe und schlug damit auf die Scheibe des Automaten ein.

    „Aber ich glaube, die stellen ihn nur wieder da ab, wo sie ihn immer abstellen und warten darauf, dass wir ihn wieder abholen.“

Womit Börk absolut Recht hatte. Der Typ im Abschleppwagen konnte darüber nur den Kopf schütteln.

Börk fischte sich etwas aus dem Automaten.

    „Ich hab mir überlegt, eigentlich wäre es doch viel praktischer, wenn wir uns zum Abschleppgelände versetzen lassen. Ich meine, unser Wagen landet doch eh da, also könnten wir auch gleich da arbeiten.“

    „Ja. Aber die haben Parkplätze.“

    Börk biss in seinen Schokoriegel.

    „Was soviel heißt wie?“

    „Wir können da parken, wir werden nicht mehr abgeschleppt und müssen unseren Wagen da nicht mehr abholen!“ erklärte Börk die Kausalkette mit vollem Mund.

    „Jaaaaa...“ stimmte Müller zu, „ist n Argument!“

    „Was war denn das für’n Krach da eben?“ wollte die Frau vom Empfangsschalter wissen, als sie an ihr vorbei kamen.

    Börk hob die Schultern.

    „Der Süßigkeitenautomat ist kaputt!“

Ein Autodieb kletterte über den Zaun, der das Abschleppgelände umgab. Vorsichtig pirschte er sich an den abgestellten Autos vorbei, auf der Suche nach einer neuen Beute. Gerade, als er Müllers Scheibe einschlagen wollte, riskierte er einen zweiten Blick… schüttelte den Kopf und ging weiter. Offensichtlicht war er der Ansicht, dass es hier bessere Stücke gab.

„Warum kriegen wir eigentlich immer die bescheuerten Aufträge?“ fragte Müller, als sie aus der Dienstbesprechung kamen.

    „Vielleicht, weil wir ständig zu spät kommen?“

    „Aber diesmal waren wir doch fast pünktlich!“

    „Hab das Gefühl, das haben die anders gesehen.“

    „Ach ja?“

    „Ja. Sonst hätten sie uns wohl keinen Zettel dagelassen, oder?“

    Er hielt ihn hoch und las ihn noch einmal vor:

„Müller und Börk übernehmen die Observation von Friedhelm Jassnikov, viel Glück und parkt beim nächsten Mal ordentlich, die Typen von der Abschleppstelle werden langsam sauer.“

„Hey, ohne uns könnten die ihren Laden dichtmachen! Allein was die letzten Monat an uns verdient haben...“

    „Der Chef hat uns schon vorgeschlagen, einen Teil unseres Gehalts direkt an deren Dienststelle zu überweisen.“

    Müller wirkte interessiert.

    „Du meinst, wir kriegen da so ne Art Pauschale? Hmmm, das wär doch zu überlegen.“

    „Ja. Ich klär jetzt noch ab, ob wir das irgendwie steuerlich absetzen können.“

    Sie traten hinaus in die Sonne.

    „Also wie heißt dieser Typ jetzt?“

    „Friedhelm Irgendwie. Steht alles in der Akte, die wir heute Morgen bekommen haben.“

    „Tja, die liegt im Wagen!“

    Börk hob den Arm.

    „Taxi!“

„Na, wen haben wir denn da?“        Der Mann vom Abschleppgelände grinste. Die beiden kamen ihm doch bekannt vor. Dann veränderte sich seine Miene. „Ich hab euren Wagen gar nicht reinkommen sehen.“

    Sein Kollege, der an einem Butterbrot herumkaute, meinte mit vollem Mund: „Kam mit der Frühschicht!“

    „Ahh, na das erklärt einiges.“

    Er reichte den beiden ein Formular herüber.

    „Ihr kennt das ja schon, Jungs.“

    Müller schob seine Kreditkarte über die Theke.

    Der Beamte strahlte.

    „Ach, wären doch nur alle unsere Kunden so routiniert wie ihr!“

Wenig später waren die beiden auf dem Weg zu ihrem nun wieder freigekauften Wagen.

    „Warum machen wir das eigentlich immer? Ich meine, wir könnten uns nen Schlüssel besorgen und den Wagen jedes Mal abholen, ohne zu bezahlen!“ schlug Börk vor.

    „Und abends könnten wir ihn hier wieder abstellen und keiner würde merken, dass wir ihn genommen haben.“

    „Genau.“

    Sie stiegen ein.

    „Schade nur, dass dieser Parkplatz hier am Arsch der Welt liegt! Also, was machen wir jetzt?“

    „Unsern Job!“ sagte Müller.

    „Hätt nie gedacht, dass ich dich das mal sagen höre!“

    Der Wagen fuhr los und schleuderte mit quietschenden Reifen über das Gelände.

Während Müller versuchte, alle möglichen und unmöglichen Verkehrsregeln zu brechen, sah sich Börk die Akte durch.

    „Also, wen haben wir denn hier? Friedhelm... Dingenskirchen, seines Zeichens Börsenmakler. Die Drogenfahndung ist sich aber nicht sicher, ob er statt mit Aktien nicht lieber mit Drogen handelt.“

    „Und das sollen wir jetzt herausfinden!“

    „Meinst du? Ich meine, es war von ‚Observation’ die Rede. Das heißt für mich, wir schnüffeln ein wenig in seinem Privatleben rum, lesen seine Post, zapfen sein Telefon an und beobachten ihn nachts beim Vögeln.“

    „Bist du sicher, dass du beim Seminar zum Thema Observation aufgepasst hast?“

    „Hey, ich hab jede Menge amerikanische Filme gesehen, ich weiß wovon ich rede. Außerdem hab ich Hunger.“

    Der Wagen scherte aus, um noch rechtzeitig die Einfahrt zu einem MäckDrive zu nehmen. Unnötig zu erwähnen, dass es dabei zu einem Hupkonzert und diversen quietschenden Bremsen von Autos kam, die dieses Manöver aus irgendwelchen Gründen nicht vorhergesehen hatten.

    Wenig später war der Wagen wieder voller Fast Food, ebenso die Akte, die Börk in der Hand hielt.

    „Gut, also weiter im Text. Dieser... Typ wohnt irgendwo in der Innenstadt... ähm, hast du ne Ahnung, wie man n Telefon anzapft?“

    „Nein.“ Müller schüttelte den Kopf. „Ich wollt es dir eben nicht sagen, aber wir machen sowas nicht. Dürfen wir nicht, weißt du. Es gibt da Gesetze.“

    „Na toll. Und wie sollen wir dann nen anständigen Job machen?“

    „Tja, weiß nicht. Am besten, wir pflanzen uns irgendwo gegenüber seinem Büro hin und warten darauf, dass er rauskommt.“

    „Und das nennst du Observation?“ Börk seufzte. „Klingt ja nicht sehr spannend!“

Sie parkten den Wagen in einer Toreinfahrt gegenüber vom Büro des Verdächtigen. Von hier aus hatten sie einen guten Blick.

    „Wie lange sitzen wir hier jetzt schon rum?“

    „Zehn Minuten.“

    „Mann, ist das langweilig!“

    Vor ihnen hielt ein Polizeiwagen. Ein Polizist stieg aus und ging auf die beiden zu.

    „Scheiße!“

    „Sie stehen in einer Einfahrt“, klärte der Polizist sie auf.

    „Klar. Ähm, Kollege, wir sind verdeckte Ermittler...“

    „Ich muss Sie dringend bitten...“

    Aus den Augenwinkeln nahm Börk etwas wahr. Er drehte sich um und tippte dann Müller auf die Schulter.

    „...und Sie sind dabei, unsere Tarnung auffliegen zu lassen...“

    „Ähm, ich glaube, du tust besser, was der Mann sagt.“

    Müller sah Börk böse an. Wie konnte der es wagen, ihm in den Rücken zu fallen? Börk deutete nach hinten. Müller folgte seiner Blickrichtung... und stellte fest, dass sie sich in der Ausfahrt einer Feuerwache befanden. Hinter ihnen kam gerade ein Feuerwehrwagen mit blinkendem Blaulicht ins Bild.

    Müller startete den Motor.

    „Sind schon weg!“

Etwas später saßen die beiden in einem chinesischen Restaurant und blickten über die Straße hinüber zum Büro des Verdächtigen.

    „Schon besser“, meinte Müller.

    Die Bedienung kam.

    „Was darf ich bringen?“

    Die beiden sahen erst sich an, dann ihn – und lächelten.

    Als die süß-sauer Suppe kam, trat aus dem Büro gegenüber jemand auf die Straße. Es war ein Mann. Oder, um genau zu sein, Friedhelm Jassnikov, der Mann, den sie observieren sollten.

    „Scheiße!“ murmelte Börk mit vollem Mund ließ den Löffel in die Suppe fallen.

    Friedhelm ging über die Straße zu seinem Auto.

    Müller und Börk sprangen auf und legten Geld auf den Tisch. Der Kellner kam gerade mit dem nächsten Gang.

    „Packen Sie’s ein“, rief Müller, „packen Sie’s ein!“

    Während Friedhelm in seinen Wagen stieg, kamen die beiden Polizisten, eine Tüte mit ihrem Essen in der Hand, aus dem Restaurant gelaufen. Sie rannten so schnell sie konnten zu ihrem Wagen... der gerade abgeschleppt wurde.

    Friedhelm fuhr los.

    Börk und Müller liefen neben das Führerhaus des Abschleppers her. Der Fahrer sah sie böse an. Börk drückte seinen Dienstausweis gegen die Scheibe. Widerwillig ließ er die beiden herein.

    So verfolgten sie mit einem Abschlepper, der ihren Wagen zog, einen anderen Wagen. Der Fahrer des Abschleppers war davon nicht unbedingt begeistert.

    Müller gab Börk sein Essen vom Chinesen. Börk sah den Fahrer fragend an.

    „Haben Sie zufällig Besteck?“

Irgendwie hatten es Börk und Müller geschafft, Stäbchen aufzutreiben und so aßen sie ihr chinesisches Essen, während der Fahrer des Abschleppwagens still vor sich hinfluchte.

    Dann kam es zu einer Wendung.

    „Da kommt eine Wendung“, sagte Börk mit vollem Mund und deutete nach vorne.

    „Das ist ein Wendehammer“, meinte der Fahrer genervt. „Und er fährt daran vorbei.“

    Was stimmte. Doch kurz darauf hielt der Wagen dann vor einem noblen Restaurant. Der Verdächtige stieg aus und ging hinein.

    Börk und Müller sahen sich an.

    Bör schüttelte den Kopf.

    „Kein Geschmack, der Kerl!“

Das Restaurant hatte eine schöne Terrasse, auf der es sich der Verdächtige inzwischen bequem gemacht hatte. Den Abschlepper hatte man irgendwo im Halteverbot abgestellt. Während Müller noch ihr Ziel im Auge behielt, organisierte Börk eine Tüte Pistazien. Observationsarbeit musste ja auch ihre Vorzüge haben.

    Der Verdächtige bestellte sich schon den zweiten Capuccino, als vor dem Abschlepper ein anderer Abschlepper anhielt, der den Abschlepper abschleppen wollte. Börk sah den Mann erstaunt an.

    „Was soll das heißen, Sie wollen uns abschleppen? Das ist n Abschlepper, Sie wollen doch nicht unseren Abschlepper mit Ihrem Abschlepper abschleppen, häh? Außerdem könnten wir ja selber den Wagen wegfahren, wir sind ja da.“

    Der Fahrer des Abschleppers nutzte die Gelegenheit und fuhr los.

    Müller, der sich an den Wagen angelehnt hatte, kippte beinahe um.

    Die beiden Abschlepper entfernten sich.

    „Arschloch!“ brummte Börk.

    Auf der anderen Straßenseite trat nun der Verdächtige aus dem Restaurant.

    „Na toll, und jetzt?“

    Der Verdächtige stieg in seinen Wagen.

    Müller sah sich um. Dann hob er den Arm.

    „Taxi!“

„Und bis wohin soll ich ihm folgen?“ fragte der Taxifahrer, der über die unerwartete Abwechslung froh zu sein schien. Verfolgungsjagden machte er offenbar nicht so oft.

    „Bis wir sagen, dass wir da sind“, entgegnete Müller.

    „Seid ihr Bullen oder sowas?“

    „Hab ich nicht eben meinen Ausweis gezeigt?“

    „Du hast ihn wieder gefunden?“ fragte Müller erfreut.

    „Japp.“

    „Wo war er denn?“

    „Das… hab ich schon wieder vergessen.“ Börk sah den Fahrer an. „Sind damit Ihre Fragen geklärt?“

    „Ey, ich dachte, ihr dreht vielleicht nen Film.“

    Der Wagen des Verdächtigen ordnete sich sehr waghalsig in den Verkehr ein.

    „Soll ich das auch machen?“

    „Hey, du bist Taxifahrer“, meinte Börk, „so wie ich das mitkriege fahrt ihr doch eh die ganze Zeit so!“

    Das Taxi ordnete sich ähnlich waghalsig ein.

    Börk sah Müller an.

    „Warst du eigentlich mal Taxifahrer?“

    „Nein, wieso?“

    „Der Typ fährt genauso beschissen wie du!“

    Müller hielt dem Fahrer die Tüte hin.

    „Pistazie?“

    Das Taxi fuhr über einen Huckel. Der Inhalt der Tüte verteilte sich über den Vordersitz.

    „Könnt ich vielleicht auch noch eine haben?“ maulte Müller.

    „Hey, was soll denn diese Sauerei hier.“

    Der Fahrer sah seine beiden Fahrgäste auf der Rückbank böse an.

    „Reg dich nicht auf“, beschwichtigte Börk. „Sei lieber froh, dass das kein Eis war!

    Der Verdächtige hielt vor seiner Wohnung. Das Taxi hielt etwa 50 Meter hinter ihm. Während der Verdächtige in seine Wohnung ging, steigen die beiden aus dem Taxi aus, das mit quietschenden Reifen davon fuhr.

    „Und was machen wir jetzt?“ wollte Börk wissen.

    „Keine Ahnung!“

    Müller sah sich um. Sein Blick fiel auf ein Eiscafé. Börk folgt seinem Blick.

    „Überredet!“

Börk und Müller hatten einen guten Platz ergattert. Von dort aus konnten sie nicht nur draußen in der Sonne sitzen, sondern auch in die Wohnung ihres Verdächtigen sehen. Er war gerade am Telefonieren.

    „Du bist doch wohl das größte Arschloch aller Zeiten!“ hörte man lautstark. „Ich... ich weiß gar nicht, warum ich mich von dir immer wieder rumkriegen lasse!“

    Ein paar große Eisbecher kamen… zu den Polizisten, nicht zum Verdächtigen.

    „Für wen hältst du dich eigentlich?“, schrie die Stimme. „Den Supermacho? Wenn du mehr in deiner Hose hättest als in deinem Bizeps, dann könnte eine Frau auch Spaß mit dir haben!“

    Der Verdächtige sah seinen Telefonhörer ungläubig an. Er setzte an, etwas zu sagen…

    „Also komm mir nicht mit dieser Scheiße, dass ich die einzige Frau in deinem Leben bin, wenn ich ganz genau weiß, dass du mit meiner Schwester, meiner Mutter und meiner Tante Frieda geschlafen hast! Du bist das letzte! Schluss!“

    Er knallte den Hörer auf die Gabel und ging wütend auf und ab.

    „Das war wirklich sehr aufschlussreich“, meinte Börk und wandte sich zu dem Paar, das hinter ihnen saß. Die Frau keifte weiterhin ihre Begleitung an.

    „Und nach all dem wagst du es, mich in ein mieses Eiscafé einzuladen...“

    „Entschuldigung? Hallo?“

    Börk lächelte. Die Frau sah ihn übellaunig an.

    „Ähm, ich weiß, das interessiert Sie nicht, aber wir sind jetzt schon seit ner geschlagenen halben Stunde gezwungen, uns hier ihre Scheiß Lebensgeschichte anzuhören. Wir versuchen hier zu arbeiten, ja. Also wenn Sie Ihren Beziehungskram bitte woanders klären würden, dann wären mein Partner und ich Ihnen wirklich sehr verbunden.“

    Müller sah ebenfalls zu den beiden hinüber und nickte zustimmend.

    Die Frau erhob sich, schleuderte ihrem Extypen den Eisbecher ins Gesicht und stampfte davon.

    „Scheißtypen“, schrie sie, „allesamt Scheißtypen!“

    Der (Scheiß)Typ legte Geld auf den Tisch und versuchte, sie noch einzuholen.

    „Mann, die haben Probleme“, murmelte Börk.

    „Ja. Gut, dass sie einen mit ihrem Beziehungsscheiß belasten, ist ja noch ganz witzig, aber als die Alte angefangen hat, an dem Eis hier rumzumeckern, ist mir fast der Kragen geplatzt!“

    Börk nickte zustimmend und sah ihr böse nach.

    „Schlampe!“

    Die beiden blickten hinüber zur Wohnung. Der Verdächtige hatte sich jetzt vor dem Fernseher niedergelassen.

    „Wär wahrscheinlich trotzdem gut zu wissen, worum es bei dem Telefonat da eben ging. Hmmm. Ähm, was machen wir eigentlich, falls der Typ noch mal los will?“

    Müller dachte kauend nach. Dann hatte er eine Idee. Er erhob sich und ging in den Laden.

    Börk beobachtete derweil, was sich an der nächsten Straßenecke abspielte. Die Frau mit den Beziehungsproblemen und ihr Extyp hatten am nächsten Kiosk gehalten. Nachdem er für die Sachen bezahlt hatte, überschüttete sie ihn mit Cola und kippte dann eine Tüte Chips über ihm aus.

    „Geteert und gefedert“, murmelte Börk. „Geht doch nichts über die Rache einer Frau!“

    Müller kam aus dem Café zurück. Er grinste breit.

    „Problem gelöst!“

    Börk folgte seinem Blick. Ein Abschlepper fuhr vor und begann, den Wagen des Verdächtigen abzuschleppen. Derweil drosch die Frau mit einer riesigen Salami auf ihren Typen ein und ließ ihn dann auf dem Bordstein liegen.

    „Na, da werden unsere Steuergelder doch einmal sinnvoll genutzt!“

Nächster Tag.

    Das Abschleppgelände.

    Ein Taxi nähert sich.

    Das Taxi hält.

    Jemand steigt aus.

    Füße auf dem Kiesweg.

    Die Tür zum Büro wird geöffnet.

    Eine Hand knallt eine Kreditkarte auf die Theke.

    Müllers Wagen.

    Schritte nähern sich.

    Die Fahrertür wird geöffnet.

    Der Wagen fährt mit quietschenden Reifen los.

    Kies schleudert durch die Gegend.

    Müllers Wagen rast die Straße hinunter.

„Moment!“ Börk fiel etwas ein. „Der Typ muss doch seinen Wagen auch noch abholen!“

    „Hast Recht!“

    Müller bremste und fuhr die ganze Strecke rückwärts zurück. Zum Glück gab es in dieser Gegend zu dieser Zeit wenig Verkehr. Er parkte direkt gegenüber der Ausfahrt vom Abschleppgelände.

    „Und was jetzt?“

    „Frühstücken?“

    „Gute Idee!“

    Die beiden sahen sich um. Nichts in der Nähe.

    „Na klasse! Und hier wolltest du dich hinversetzen lassen. Wo’s noch nicht mal ne Frittenbude gibt!“

    „Hmm“, meinte Müller und lächelte, „ich hätte da eine Idee.“

Wenig später näherte sich ein kleiner, roter Wagen dem Abschleppgelände. Der Wagen näherte sich der Einfahrt, schien sich aber nicht ganz sicher zu sein, ob er dort hineinfahren sollte. Er fuhr ein Stückchen hinein, kehrte dann aber wieder auf die Straße zurück und hielt neben Müllers Wagen. Der Fahrer kurbelte das Fenster herunter und fragte: „Habt ihr Pizza bestellt?“

Während Börk und Müller noch mit ihrer Pizza beschäftigt waren, stieg auf der anderen Seite des Zaunes jemand in den Wagen des Verdächtigen ein. Der Wagen fuhr los und verließ das Gelände durch das Haupttor.

    „Mist! Immer, wenn man grad beim Essen ist!

    Müller startete den Motor und sie folgten ihm.

    „Wann ist der eigentlich rein gekommen?“ fragte Müller nach einer Weile.

    „Wer?“

    „Na der Typ, den wir da beschatten sollten. So lange wir da standen, is außer dem Pizzaboten kein Wagen gekommen.“

    „Hmmmm, stimmt.“ Börk zuckte die Schultern. „Merkwürdig!“

    Sie näherten sich der Autobahn.

    „Wo der wohl hin will?“

    „Nach Osten.“

    Müller seufzte… und schaute sicherheitshalber auf die Tankanzeige. Die war so verschmutzt, dass er nichts erkennen konnte.

    „Und, haben wir genug Benzin?“

    Müller hob die Schultern.

    „Werden wir bald wissen.“

    „Es ist immer wieder aufbauend, dich dabei zu haben!“ Börk dachte einen Moment nach. „Vielleicht muss er seinen Stoff abholen?!“ schlug er vor.

    „Ja... aber fährt er dafür nicht in die falsche Richtung?“ Müller deutete in die entgegen gesetzte Richtung. „Holland liegt doch eher da so.“

    „Vielleicht... bezieht er seinen Stoff aus dem Ostblock?“

    Börk dachte nach.

    „Weißt du, was es geben müsste?“

    „Nee, was?“

    „Son Service, der einen unterwegs beliefert. Also während der Fahrt, ohne dass man irgendwo anhalten muss. Wär doch bei langen Verfolgungsjagden ideal.“

    „In n paar Kilometern kommt n guter Drive-In.“

    „Hoffentlich fährt er da rein!“

    Er tat es natürlich nicht.

    „Scheint definitiv nichts von gutem Essen zu halten, der Typ“, murmelte Müller, während der Drive-In im Rückspiegel verschwand.

    „Eine Schande!“

    Börk sah ins Handschuhfach und nahm eine Tüte Gummibärchen heraus. Er reichte sie Müller, der gierig davon nahm. Stumm kauten die beiden vor sich hin, während sie den Wagen vor ihnen im Auge behielten. Nach einer Weile meinte Börk seufzend: „Meinst du, der muss irgendwann mal pinkeln?“

    Doch es schien nicht so. Vielleicht hatte er aber auch nur nicht so viel gegessen und getrunken wie die beiden.

    „Weißt du, was hier echt fehlt?“ meinte Börk ein paar Kilometer später.

    „Ne Klimaanlage?“

    „Ja, auch. Aber ich meinte Eis!“

    Er füllte zwei Gläser mit Cola und sie stießen an.

    Einige Zeit später fuhr der Wagen des Verdächtigen dann endlich auf einen Rastplatz.

    „Na endlich, ich dachte schon, wir kriegen nie mehr was zu essen.“

    „Da gibt’s keine Raststätte!“

    „Scheiße!“

    Der Wagen des Verdächtigen hielt jetzt hinter einem Sattelschlepper. Auf dem Anhänger des Lastwagens befanden sich jede Menge weitere Wagen desselben Modells. Nun stieg der Fahrer aus.

    „Scheiße“, fluchte Müller, „das ist ja gar nicht unser Typ!“

    Und er hatte Recht, es war der Dieb vom Abschleppparkplatz.

    „Mist! Ich geh aufs Klo!“

    Börk stieg aus und schlug sich in die Büsche.

    Müller kam derweil aus dem Fluchen nicht heraus.

    „Wir haben den ganzen Morgen lang den falschen verfolgt! Verdammt verdammt verdammt verdammt! Und ich hatte ne Einladung zum Essen!“

    Während Börk noch pinkelte, warf er einen Blick über die Schulter und sah, wie der Fahrer des Sattelschleppers die Rampe des Autotransporters herunterklappte. Dann stieg er ein, um den Wagen auf den Autotransporter zu fahren.

    „Mooooooooooment!“

    Börk latschte zurück zu ihrem Wagen, wo er den jammernden Müller über das Lenkrad gebeugt vorfand. „So eine Scheiße! So eine bescheuerte Scheiße! Thunfischsteaks mit Bratkartoffeln und Mousse au Chocolat als Nachtisch...“

    Börk öffnete die Beifahrertür und steckte den Kopf herein.

    „Sag mal, was braucht man, um mit nem abgeschleppten Auto vom Gelände zu fahren, wenn man’s wieder abholt?“

    Müller seufzte.

    „Man braucht seinen Beleg, dass man bezahlt hat und dann öffnet einem der Pförtner die Schranke.“

    „Dacht ich mir! Gib mal das Funkgerät, ich bestell uns was zu essen.“

Zeitsprung: Der Lastwagen ist von Autobahnpolizisten umstellt. Fahrer und Autodieb werden verhaftet. Überall stehen Polizeiwagen mit blinkendem Blaulicht. Müller und Börk stehen daneben, essen ein paar Schokoriegel und trinken Cola aus der Dose.

    Der Chef der Autobahnpolizei kam auf sie zu.

    „Gute Arbeit, Jungs. Wir sind schon lange hinter dieser Bande von Autoschiebern her. Hattet ihr nen Tip?“

    „Sowas in der Art.“

    Börk und Müller schlenderten zurück zu ihrem Wagen.

    „Und jetzt?“

    „Kommen wir auf dem Rückweg an diesem Drive-In vorbei?“

„Und... Sie sind ganz sicher, dass mein Wagen nicht mehr da ist?“

    Friedhelm, der Verdächtige, den Börk und Müller observieren sollten, stand auf dem Autohof und versuchte, sein Auto abzuholen. Er wirkte ein wenig sauer, was den Beamten aber wenig beeindruckte. Die meisten wirkten ein wenig sauer, wenn sie ihr Auto abholen wollten. Sein Kollege saß neben ihm und kümmert sich um den Papierkram.

    „Ich hab nachgesehen. Ist nicht da.“

    „Aber er muss da sein!“ schrie Friedhelm. „Er ist abgeschleppt worden!“

    „Sind Sie da sicher?“ fragte der Kollege. „Vielleicht ist er ja auch geklaut worden.“

    „Oh mein... kann das...“

    „Klar, wenn er nicht hier ist.“

    Friedhelm schlurfte betreten hinaus.

    „Tja, schade um so einen schönen Wagen. Hätte mir auch gefallen...“

    Er tippte etwas in eine Schreibmaschine, als sich eine Handschelle um sein Handgelenk schloss. Erschrocken sah er auf. Börk und Müller standen neben ihm.

    „Du bist verhaftet“, erklärte ihm Müller, nicht ohne eine gewisse Befriedigung. „Wegen Beteiligung an einem Autoschieberring.“

    Börk sah ihn fragend an.

    „Freust du dich?“

Zeternd wurde der Kollege von zwei Uniformierten zu einem Polizeiwagen geführt. Börk und Müller leisteten ihm dabei Gesellschaft.

    „Aber... wie kommt ihr auf mich?“ rief er.

    „Nur du konntest die notwendigen Dokumente ausstellen, damit dein Dieb und Kollege das Gelände verlassen konnte.“

    „Und damit es sonst niemand mitkriegt, konnte es nur jemand von der Frühschicht sein... so wie heute Morgen. Tja, und das bist nunmal du!“

    Der Polizeiwagen mit dem Verhafteten fuhr davon, vorbei an Friedhelm, der vor dem Gelände auf der Straße stand und versuchte, ein Taxi zu bekommen.

    „Tja, sieht so aus, als hätte er den ganzen Tag versucht, sein Auto zu finden.“

    „Das heißt... er hat sowieso nichts anderes gemacht, als hier rumzuhängen.“

    „Genau das!“

    Sie schlenderten zu ihrem Wagen. Müller blieb davor stehen und musterte ihn nachdenklich.

    „Hmmm, eigentlich könnten wir ihn auch gleich hier stehen lassen.“

    „Mach dich nicht lächerlich.“

    Sie steigen ein und folgten dem Taxi.

Ihr nächster Stopp war eine Bank. Friedhelm ging hinein und reihte sich in einer Schlange ein. Müller und Börk folgten ihm, wobei sie versuchten, möglichst unauffällig zu wirken. Sofort wurde ein Wachmann auf sie aufmerksam.

    Börk hielt Müller eine Tüte M&Ms hin, doch eine vorbeigehende Frau streifte ihn und so fielen einige der kleinen Schokodinger auf den Boden. Murrend beugte sich Börk herunter, um sie wieder aufzuheben, als ihm seine Kanone aus dem Schulterhalter fiel. Der Wachmann zog sofort seine Pistole.

    „Keine Bewegung!“ rief er.

    „Ich hatte nicht vor, eine zu machen!“

    Müller, der von alledem nichts mitbekommen hatte, befand sich derweil am anderen Ende der Bank.

    Zwei weitere Wachleute kamen nun mit gezogenen Waffen auf Börk zu, der keine Anstalten machte, sich zu bewegen.

    „Ich kann das erklären!“ sagte er ruhig.

    „Ganz ruhig bleiben“, rief ein zweiter Wachmann.

    „Wirk ich vielleicht nervös?“

    „Wenn Sie sich vernünftig verhalten, wird niemandem etwas passieren!“ versprach nun wieder der erste Wachmann.

    „Ich glaube, ich bin der einzige, der sich hier nicht unvernünftig verhält. Außerdem bin ich von der Polizei, was ich auch beweisen kann...“

Müllers Wagen, wie immer im Parkverbot. Auf dem Armaturenbrett ein Zettel mit der Aufschrift:

„Liebe Kollegen,

Wagen bitte nicht abschleppen, wir sind im Einsatz!“

Darunter lag aufgeklappt Börks Dienstausweis.

„...was mein Kollege auch beweisen kann.“

    Börk sah sich Hilfe suchend nach um.

    Müller war derweil damit beschäftigt, eine wichtige Untersuchung in die Wege zu leiten. Vor ihm in einer Schlange stand nämlich eine junge Frau, die interessiert in einer Frauenzeitschrift las.

    „Hi!“ sagte er.

    Sie sah auf.

    „Hi.“

    Müller deutete auf die Zeitung.

    „Zeitung für die moderne Frau, hmm? Les ich auch gerne!“

    Sie sah ihn misstrauisch an.

    „Gute Rezepte!“

    Ihr Blick verlor das Misstrauen.

    „Ach so.“

    „Äh, kaufen Sie sie nicht wegen der Rezepte?“

    „Nein.“

    Die junge Frau schüttelte den Kopf.

    „Wegen der Modetipps.“

    Müller musterte sie aufmerksam von oben bis unten – sie war grauenvoll gekleidet!

    „Oh. Verzeihung!“ meinte er, drehte sich um und ging.

    Die junge Frau sah ihm irritiert nach.

    Dann bemerkte er die Situation, in die Börk sich gebracht hatte. Er zog langsam seinen Ausweis und ging auf die Sicherheitsbeamten zu.

    „Was geht hier vor?“

    „Dieser Typ will unsere Bank ausrauben.“

    „Bezahlen Sie dich bei den Bullen so schlecht?“

    Börk hob die Schultern.

    „Das ist mein Kollege, ihr... Wachleute!“

    Die Wachen wirkten nicht richtig überzeugt.

    „Kann ich mich jetzt aufrichten, ich krieg’s nämlich langsam im Kreuz!“

    „Aber gaaaaaaanz langsam.“

    Während Börk sich stöhnend aufrichtete, bemerkte er, wie zwei Leute vorm Eingang der Bank Masken aufsetzten und ihre Waffen zogen.

    „Äh, ich glaube, ihr solltet euch jetzt mal umdrehen!“

    Die Räuber stürmten in die Bank.

    Drei Wachmänner drehten sich mit erhobenen Waffen um.

    Die Räuber erstarrten überrascht.

    „Scheiße!“

Man führte die Bankräuber, die noch immer sehr erstaunt über die schnelle Reaktionszeit des Wachpersonals waren, ab. Einer der Wachmänner reichte Börk seine Waffe.

    „Nichts für ungut, Kollege!“

    Müller musste unwillkürlich grinsen.

    „Kein schlechter Tag, oder?“

    „Und es ist nicht mal einer dabei draufgegangen.“

    Börk öffnete die Beifahrertür.

    „Machen wir lieber Schluss für heute, bevor noch was passiert!“

    Müllers Handy klingelte. Die beiden seufzten.

Gerichtsmedizinisches Institut

Sprechzeiten: Mo – Fr   8 – 19 Uhr

Institutsleiter: Dr. P. Schnippler

Börk und Müller gingen in die Pathologie. Dr. Schnippler war gerade bei der Arbeit. Als sie eintraten, sah er kurz auf.

    „Ah, Börk, Müller, ich kümmere mich gleich um Sie.“

    „Ich kann mir nicht helfen, irgendwie hat sowas einen negativen Beiklang, wenn es ein Pathologe sagt.“

    Börk kramte eine Zigarette aus einer Packung.

    „Wie oft muss ich Ihnen noch sagen, dass Sie nicht rauchen sollen?

    „Dass ich nicht rauchen soll oder dass ich HIER nicht rauchen soll?“

    „Eigentlich beides. Aber in erster Linie hier, ob Sie sich Ihre Gesundheit ruinieren wollen, kann mir eigentlich ganz egal sein.“ Er lächelte. „Immerhin arbeiten Sie daran, zu einem meiner Patienten zu werden.“

    „Okay, ich hab’s kapiert.“

    Börk steckte die Zigaretten weg.

    „Das sagen Sie doch nur so, und sobald Sie hier raus sind qualmen Sie doch wieder wie ein Schlot.“

    „Sie haben mich durchschaut. Was können wir für Sie tun?“

    „Es geht um Mord! Ich möchte, dass Sie für mich jemanden umlegen!“

Ein Leichenwagen hielt vor Müllers wie üblich schlecht geparktem Wagen. Er wollte eigentlich durch die Einfahrt fahren, aber es ging nicht, weil Müllers Karre im Weg stand.

Börk und Müller hielten einen großen Leichensack, jeder an einem Ende. Er lag auf einem Rollwagen, der neben dem Untersuchungstisch stand. Schnippler stand daneben und gab Anweisungen.

    „Als er von Umlegen gesprochen hat, hab ich mir das doch irgendwie anders vorgestellt!“ stöhnte Müller.

    „Okay, auf drei. Eins, zwei, DREI!“

    Börk und Müller wuchteten den Leichensack auf den Untersuchungstisch.

    „Ganz schön schwer, der Knabe.“

    „Ja. Danke für die Hilfe, aber der ist erst spät reingekommen und mein Hilfspersonal hat schon Feierabend.“

    „Kein Problem. Aber Sie werden uns doch nicht deswegen hergerufen haben, oder?“

    „Natürlich nicht.“ Schnippler öffnete den Sack. „Das hier war Mord – und ich will wissen, wer dahinter steckt!“

Der Fahrer des Leichenwagens war jetzt ausgestiegen und sah sich nach dem Besitzer des Wagens um, der ihm die Einfahrt versperrte.

Schnippler schnappte sich eine Aktenmappe, die auf einem Schrank lag.

    „Sie wissen schon, dass wir zur Zeit... naja...“

    „...in Ungnade gefallen seid und der Observationsabteilung des Drogendezernats zugeteilt wurdet?!“

    „Äh, genau das“, nickte Börk.

    „Ich kann Sie anfordern und das tue ich hiermit. Sofern das Ihre anderen Pflichten nicht beeinträchtigt.“

    „Das tut es nicht. Oder?“ fragte Müller.

    „Wären das die Pflichten, die wir gerade vernachlässigen.“

    „Nein, es sind die Pflichten, die wir SOWIESO vernachlässigen. Wenn wir sie GERADE vernachlässigen würden, würde das ja bedeuten, dass unsere Pflichten durch unser Hiersein beeinträchtigt werden, da wir sie aber SOWIESO vernachlässigen, ist das hier gewissermaßen nur ein... Bonus?!“

    „Wieauchimmer, wir haben Zeit.“

    „Prima.“

    „Was können Sie uns sagen?“

Der Fahrer des Leichenwagens stand in der offenen Tür seines Wagens und drückte auf die Hupe.

In Dr. Schnipplers OP hörte man leise das Hupen des Leichenwagens. Schnippler hielt die Aktenmappe in der Hand und ging zu einer der Leichen, die ihm zur Verfügung gestellt wurden.

    „Also, unser Opfer ist ein Mann namens Artur Löffler. Er wurde mit einem Comic ermordet.“

    „Bitte?“

    „Man hat es ihm in den Mund gestopft, bis er erstickt ist.“

    „Das ist mal was Neues. Fingerabdrücke?“

    „Nein. Oh, leichtes Kuriosum...“

    „Noch eins?“

    „Der Comic war noch in seiner Schutzhülle.“

    Schnippler hielt das zerknitterte Ding hoch.

    “Was is n das fürn Comic?”

    „Keine Ahnung. Batman?“

    Er sah sich das zerknitterte Ding an.

    „Oh, nein. Es ist Spider-Man. Amerikanische Originalausgabe. Und Nummer 1. Ich versteh zwar nicht viel von Comics, aber ich denke mal, wenn das wirklich ein Original ist, dann ist das ganz schön wertvoll.“

    „War er Sammler?“

    „Allerdings. Er scheint eine große Sammlung von seltenen und teuren Comics zu haben. Und natürlich dem üblichen billigen Mist.“

    „Keine Fingerabdrücke? So Plastikhüllen sollten doch für sowas gut sein.“

    „Leider nicht. Er hat sogar die Plastikhüllen mit Handschuhen angefasst.“

    Schnippler deutete auf die feinen Handschuhe, die die ansonsten nackte Leiche noch immer trug.

    „Schade. Irgendwelche Verdächtigen?“

    Schnippler drückte Börk die Akte in die Hand.

    „Steht alles hier drin.“

    Das Hupen draußen wurde lauter.

    „Okay, ich schätze, das ist für uns. Wir melden uns dann bei Ihnen.“

Börk und Müller latschten zu ihrem Wagen. Der Fahrer des Leichenwagens sah sie sauer an. Börk steckte sich eine an und musterte den Fahrer.

    „Mal ehrlich: Wieso hast DU es eilig?“

Der nächste Morgen.

    Müller saß am Steuer.

    Börk saß neben ihm.

    „Wir haben etwas Wichtiges zu erledigen!“

    „Da hast du vollkommen Recht!“

    Müller nickte.

    „Das ist eine wichtige Mission. Da darf man nichts dem Zufall überlassen.“

    „Es hängt eine ganze Menge davon ab.“

    „Dann also los!“

Sie schoben einen Einkaufswagen voller Fressalien über den Parkplatz des Supermarkts.

    „Dieser Tag gestern hat uns fast unsere ganzen Vorräte gekostet“, meinte Börk und öffnete die Beifahrertür. Dann schmiss er Chipstüten, Schokoriegelpackungen und Dosen mit Erdnüssen auf den Rücksitz. Müller füllte auf seiner Seite die Rückbank mit Coladosen.

    Als der Einkaufswagen leer und die Rückbank voll war, sahen sie sich an.

    „Auf ins Gefecht!“

Ganz gegen seine Art hatte Müller einen Parkplatz gefunden. Es war zwar ein Behindertenparkplatz, aber immerhin ein Parkplatz. Sie hatten die Fenster heruntergekurbelt, Börks Füße lagen auf dem Armaturenbrett, er rauchte und schmökerte in der Akte von Dr. Schnippler. Ihnen gegenüber befand sich das Büro von Friedhelm. Und er war dort.

    „Also, dieser Typ war ein echter Comic-Sammler. Da müssen mehrere tausend Comics in seiner Wohnung sein. Und nach Meinung eines Experten wirklich ein paar teure Exemplare.“

    „Und was für eins hat man ihm in den Rachen gestopft?“

    „Eins der teuersten!“

    „Hat er ne Freundin?“

    Börk blätterte in der Akte.

    „Japp.“

    „Einfach“, meinte Müller, „Sie war’s! Eifersucht. Er hat seine Comics mehr geliebt als sie. Hat sie deswegen vernachlässigt. Also rächt sie sich, indem sie ihn mit einem seiner Heiligtümer umbringt. Fall geklärt.“

    „Klingt logisch.“

    Börk las weiter in der Akte, während Müller aus dem Fenster blickte.

    „Sag mal...“ begann er.

    „Hm?“

    „Wieso bist du eigentlich damals beim BKA rausgeflogen?“

    „Lange Geschichte.“

    „Wirklich?“

    Börk sah von der Akte auf.

    „Nein, eigentlich nicht.“ Er dachte einen Moment nach. „Erinnerst du dich noch an diesen dicken, alten Bundeskanzler?“

    „Ja.“

    „Naja...“

Der dicke, alte Kanzler steht an einem Pressepult. Vor ihm stehen eine Menge Journalisten. Er sieht sie an und sagt: „Sind noch Fragen?“

    Alle Hände gehen hoch.

    Börk tritt vor.

    „Herr Doktor... Kanzler.“

    „Ja?“

    „Wie lauten die Namen der Spender?“

    „Von welcher Zeitung sind Sie, junger Mann?“

    Börk hält seine Polizeimarke hoch.

    „Ich bin von keiner Zeitung, ich bin von der Polizei. Und Sie sind hiermit verhaftet.“

    Börk tritt nach vorne, während er Handschellen aus der Tasche zieht.

    Zwei Leibwächter des Kanzlers treten ihm in den Weg.

    Börk lüftet sein Jackett und zeigt seine Waffe.

    „Wir wollen doch hier wirklich keinen Ärger machen, oder?“

    Die beiden Leibwächter wissen nicht, was sie tun sollen.

    Börk legt dem Kanzler Handschellen an. Blitzlichtgewitter.

Börk hob die Schultern.

    „Andere Leute wurden für weniger verhaftet. Leider gab’s da sowas wie Immunität und son Scheiß.“ Börk zischte sauer. „Wie ich dieses Wort hasse!“ Dann seufzte er wieder. „Und der fette Arsch hat die Namen nicht genannt. Aber wenigstens war meine Karriere beim BKA damit vorbei.“

    Börk nahm die Füße vom Armaturenbrett und deutete hinüber zum Hauseingang. Friedhelm war gerade herausgekommen.

    „Es geht los.“

    Müller startete den Wagen und achtete auf den Verkehr, so dass er sich ohne größere Schäden zu verursachen, einordnen konnte. Friedhelm ging die Straße hinunter, hielt am Zigarettenautomaten. Er zog sich ein Päckchen und ging dann wieder zurück zu seinem Büro.

    Börk klopfte Müller, der versuchte, eine Lücke im Verkehr auszumachen, auf die Schulter.

    „Vergiss es, falscher Alarm!“

    Müller drehte sich um und sah, wie Friedhelm auf sie zukam und dann die Haustür aufschloss. Er schaltete den Motor ab.

    „Muss denn sowas sein?“

    „Ich hab da auch kein Verständnis für.“ Börk langte nach hinten und zog etwas hervor. „Chips?“

Nach einiger Zeit wurde den beiden langweilig. Eigentlich wurde es ihnen das schon ziemlich früh, aber nach einiger Zeit dann lebten sie es richtig aus. Während sie Friedhelm bei seinen ebenfalls langweiligen Tätigkeiten in seinem Büro zusahen, begannen sie, das ganze zu kommentieren.

    „Mann, das Leben als Börsenheini muss ja echt richtig spannend sein.“

    Friedhelm kratzte sich am Hintern.

    „Spannend – am Arsch!“

    Auf dem Telefon begann ein Lämpchen zu blinken.

    „Rrrrrrrrring, rrrrrrrrrring, rrrrrrrrrrrrring...”

    Friedhelm nahm ab.

    „Börsenbetrug und Co Kg Friedenheim, was kann ich bitte für Sie tun?“

    „Ichchch binnnnn derrrrr Toooooood!“

    „Oho, Tod...“

    Friedhelm blätterte in den Unterlagen auf seinem Schreibtisch.

    „...da muss ich erst in meinen Unterlagen nachschauen.“

    Friedhelm fand es.

    „Ahhh, da hab ich Sie ja.“

    „Ichchch habbb Akkktiennn gekkkaufffft!“

    Friedhelm sah überrascht auf.

    „Akatien? Ich bin Börsenmakler, kein Gärtner!“

    Friedhelm schüttelte den Kopf.

    „Nnnneinnnn, Akkkktiennnn! Bööörsennnpapppiiiiieeeeere!“

    Friedhelm nickte.

    „Na, das ergibt natürlich mehr Sinn. Von welcher Firma?“

    „Vommmm rrrrroooooten Krrrreuzzzzz!“

    Friedhelm lächelte.

    „Ah, eine weise Entscheidung.“

    „Dassss glaubbbb ichchchch nichchchcht! Ichchchch willllll verkauuuuuuufennnnnnn!“

    Friedhelm schüttelte den Kopf.

    „Aber die Aktien werden mit Sicherheit steigern.“

    „Nnnnnneinnnnnnn, werdennnnn Siiiiiiiie nichchcht, dassssss könnnnennnnn Siiiiiie miiiiiir glauuuuuuubennnnn!“

    Friedhelm schluckte.

    „Wie war noch mal Ihr Name?“

    „Hä hä hä hä hä hä hä hä hä!“

    Friedhelm legte den Hörer auf. Er war leichenblass.

    Börk seufzte.

    „Mann, was würd ich dafür geben, wenn wir seine Gespräche abhören könnten!“

Einige Zeit später langweilten sich die beiden noch immer.

    „Das ist das schlimmste an diesem Job“, sagte Müller müde, „das Warten.“

    „Ja, kommt gleich nach der lausigen Bezahlung!“

    Er sah auf die Uhr.

    „Meine biologische Uhr sagt mir, dass es jetzt Zeit zum Mittagessen ist. Ich kann nur hoffen, dass der Typ das genauso sieht!“

    Müller nickte.

    „Tut er.“

    Er deutete auf die Haustür, die sich einen Moment später öffnete. Friedhelm kam heraus und ging die Straße hinunter.

    Die beiden kurbelten ihre Fenster hoch und stiegen aus. Dann folgten sie Friedhelm in einigem Abstand.

    „Woher wissen wir, dass er sich nicht doch noch n Taxi ruft?“

    „Sagt dir der Begriff Pech irgendwas?“

    „Ja, damit bin ich allerdings ausreichend vertraut!“

    Friedhelm verschwand in einem noblen Restaurant und ließ sich auf einem Platz am Fenster nieder.

    „Drecksladen!“ kommentierte Müller. „Hab noch nie so unfreundliche Kellner erlebt. Halten sich für was Besseres.“

    Friedhelm bestellte jetzt bei einem Kellner, der sehr affektiert wirkte.

    „Da kann ich auch nichts mit anfangen. Tja, ich würde mal sagen...“ Er sah sich um und sein Blick fiel auf einen Libanesen, von dem man den Nobelschuppen gut im Blick hatte.

    „...heute ist Falaffel-Tag!“

Ein paar Falaffel später kratzte sich Müller am Kopf und meinte unsicher: „Tja, ich weiß ja nicht.“

    „Liegts an den Kichererbsen?“

    „Nein“, Müller winkte ab, „nicht das Essen. Dieser Typ da. Ich meine... hast du ihn schon irgendwas Verdächtiges machen sehen?“

    „Du meinst außer in den arrogantesten Restaurants der Stadt zu verkehren? Nö, eigentlich nicht.“

    „Kann es sein, dass das Drogendezernat hier Scheiße gebaut hat?“

    Friedhelm verließ das Restaurant. Er wechselte sein Handy von einer Hand in die andere, dann ging er zu einer Telefonzelle.

    „Aber andererseits... warum sollte jemand mit Handy...“

    „...in einer öffentlichen Telefonzelle telefonieren...“

    „...es sei denn, er befürchtet abgehört zu werden...“

    „...oder sein Akku ist alle!“

    „Das lässt sich ja herausfinden!“ meinte Börk und zog sein Handy aus der Tasche.

    „Wo hast du seine Nummer her?“

    „Aus der Akte!“

    Börk gab etwas ein. Es klingelte. Friedhelm griff zu seinem Handy. Börk legte auf.

    „Ich schätze, das beantwortet die eine oder andere Frage!“

    „Es sei denn, er hat kein Guthaben mehr auf seinem Handy.“

    „Durchaus möglich“, gestand Börk ein.

    „Und nun?“

    „Warten wir ab!“

Vor dem Eingang zur Gerichtsmedizin hielt ein Leichenwagen. Gruft und Leich stiegen aus und gingen zielstrebig auf den Eingang zu. Als sie den Eingang erreichten, fiel ihnen auf, dass sie offenbar etwas vergessen haben. Sie sahen sich fragend an. Dann hatten sie es: Die Leiche! Mutlos schlurften sie zurück zum Leichenwagen.

Als Börk und Müller die Pathologie betraten, führte Dr. Schnippler gerade eine Obduktion durch.

    „Das hier ist ein bisschen knifflig“, sagte er. „Zu viele Messerstiche. Da fragt man sich, ob die Leute zu viel Zeit haben? Was ist denn aus dem Abstechen und schnell flüchten geworden? Nein, heutzutage muss man ja gleich zigmal auf sein Opfer einstechen. Verbrechen ist auch nicht mehr, was es mal war.“ Er deutete auf einen Schrank. „Es gibt neue Informationen im Fall des ermordeten Comic-Helden. Liegen da auf dem Schrank.“

    Börk schlenderte herüber und warf einen Blick in die Mappe.

    „Artur Löffler, Besitzer der größten Comic-Sammlung Deutschlands. Mordwerkzeug: ein Comicheft. Oh Mann, das ist echt neu. Genau wie das Heft. Tod durch Ersticken. Aber keine Fingerabdrücke, son Mist!“ Er blätterte weiter. „Ah, und die Zeugenaussagen.“

    „Ich dachte, Sie wären mit Ihrer Observation so sehr beschäftigt, da hab ich die Sache abgekürzt und die Verdächtigen selbst verhört.“

    „Äh, sollten Sie überhaupt Zeugen vernehmen?“ fragte Müller unsicher. „Ich meine, DÜRFEN Sie das? Als Gerichtsmediziner?“

    „Warum denn nicht? Glauben Sie, die Typen bei C.S.I. machen in der Wirklichkeit all das, was sie in der Fernsehserie machen?“

    „Äh, eigentlich nicht.“

    „Sehen Sie!“

Gruft und Leich bemühten sich, den Sarg aus dem Wagen zu bekommen. Doch aus irgendeinem Grund schien das nicht zu funktionieren.

„Und was hat sich bei den Vernehmungen ergeben?“

    „Also“, Börk überflog die Akte, „laut den Verhören gibt es drei Verdächtige. Alle haben zur Tatzeit kein Alibi, alle wurden sie in der Nähe des Hauses gesehen, alle hätten sie ein Motiv.“

    „Schieß los.“

    „Da ist die Ex-Freundin. Sie sagt: ‚Ja, ich habe mich von diesem Arschloch getrennt, aber ich habe ihn nicht umgebracht. Auch wenn ich das gerne gewollt hätte.’“ Er unterbrach sich und sah Schnippler an. „Das ist n bisschen farbenfroh geschrieben, finden Sie nicht. Sehr lebendig.“

    „Hey, wollen Sie die Verhörszenen mit Laiendarstellern nachgespielt haben oder was?“

    „Okay, was tut man nicht alles, um Kosten zu sparen. Also weiter im Text. Sie sagt ferner: ‚Und sicher habe ich ihn nicht umgebracht, weil ich eifersüchtig auf seine Sammlung bin.’“

    „Ach Mist!“

    „‚Ich bin selbst Sammlerin. Nein, dieser Arsch...’“

    „Ziemlich harte Formulierung, wenn man bedenkt, dass er tot ist.“

    „‚...hat mich mit ner anderen betrogen, mit ner FRAU! Irgendsoner Schlampe, die er auf einer Comic-Convention kennen gelernt hat. Auf derselben, auf der wir uns auch kennen gelernt haben.’“

    „Was sammelt sie?“

    Börk blätterte.

    „Anime. Also diese asiatischen Comics.“

    „Ja, das passt. Wen haben wir noch?“

Gruft hatte einen Einfall… aber keinen guten. Das Problem blieb, genauso wie der Sarg.

„Als nächstes haben wir Verdächtigen Nummer 2, ebenfalls Comicsammler“, fuhr Börk fort. „Hat die zweitgrößte Comic-Sammlung Deutschlands.“

    „Warum sind die alle noch mal verdächtig?“

    „Kein Alibi, Fingerabdrücke am Tatort, die Liste ist endlos“, sagte Schnippler.

    „Ja? Was denn noch?“

    „Äh, kein Alibi und Fingerabdrücke am Tatort!“

    „Oh.“

    „Ach ja, und Zeugen sagen, sie hätten sich in letzter Zeit mit dem Opfer gestritten.“

    „Okay, mach weiter.“

    „Gut. Der Sammler sagt: ‚Artur war ein guter Freund von mir. Ich habe ihn nicht getötet. Gut, wir hatten Differenzen wegen Comic-Heften...’“

    „Da steht wirklich Differenzen?“ Müller war überrascht. „Ich meine, wer sagt denn Differenzen? Schon gut, lies weiter.“

    „‚...und natürlich war ich ein wenig neidisch auf seine Sammlung, aber, hey, ich bin Comic-Freak, das heißt, ich kenn mich mit Comics aus...’“

    „Der haut aber ganz schön auf die Kacke!“

    „‚...also wenn ich jemanden umbringen wollte, gerade jemanden wie Artur, dann würde ich da doch ein Zeichen setzen wollen, gerade WENN man jemanden aus der Comic-Szene mit einem Comic umbringt...’“

    „Jetzt komm mal endlich zur Sache, Kerl!“ meinte Müller genervt.

    „‚...und dann würde ich dafür doch etwas wirklich Symbolisches nehmen und nicht den billigen Nachdruck einer Spider-Man Ausgabe, oder?’“

    „LANGWEILIG!“

    „‚Einen echten Comic-Experten tötet man mit Wolverine, oder einer Batman-Ausgabe mit dem Joker, auf jeden Fall mit irgendetwas, wo ein cooler Bösewicht auf dem Cover zu sehen ist. Alles andere macht keinen Sinn!’“

    „War’s das endlich?“