Böses Spiel - Cassandra Hayworth - E-Book

Böses Spiel E-Book

Cassandra Hayworth

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Beschreibung

Die bisexuelle Maureen arbeitet als Informatikerin in einem Unternehmen. Dort trifft sie nach einigen Warnungen auf die äußerst attraktive Gwendoline, die ihr auf Anhieb den Kopf verdreht. Doch Gwendoline ist nicht der Engel, für den sie die Informatikerin hält. Es beginnt ein äußerst böses Spiel, was Maureen in die Fänge einer Domina treibt, die sie auch bei der Arbeit unter Kontrolle behält.

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Seitenzahl: 260

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Böses Spiel

Erotikroman

Cassandra Hayworth

Alle Rechte bei Cassandra Hayworth

Copyright © 2025

by Cassandra Hayworth

c/o Block Services

Stuttgarter Str. 106

70736 Fellbach

www.honeycassybooks.de

Inhalt

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

1. Kapitel

Schon wie­der saß ich auf dem har­ten Stuhl im Vor­zim­mer mei­nes Chefs und at­me­te die ver­pes­te­te Luft sei­ner Se­kre­tä­rin. Be­reits in jun­gen Jah­ren lern­te man eigent­lich, dass man Par­fum nicht in zu gro­ßer Men­ge auf­trug, aber bei ihr schien das kei­ne Wir­kung ge­zeigt zu ha­ben. Of­fen­sicht­lich dusch­te sie da­rin und die Ein­rich­tung ihres Bü­ros konn­te ein deut­li­ches Lied da­von sin­gen. Noch da­zu schien sie eine gro­ße Ab­nei­gung gegen fri­sche Luft zu ha­ben, denn die Fens­ter wa­ren fest ver­schlos­sen, ob­wohl draußen schon die Vö­gel mit ihren fröh­li­chen Lie­dern den Früh­ling be­grüß­ten. Mein Bröt­chen­ge­ber muss­te von den vie­len Jah­ren be­reits ge­ruchs­blind ge­wor­den sein, aber das war auch kein Wun­der. Der Mann war jen­seits der sech­zig und nicht mehr so fit wie vor ei­ni­gen Jah­ren.

Ob sei­ne Vor­zim­mer­da­me da­ran viel­leicht auch einen gro­ßen An­teil hat­te? Das Al­ter pass­te viel­leicht, denn auch sie war schon ein biss­chen was über vier­zig und die tie­fen Fur­chen in ihrem ko­misch ecki­gen Ge­sicht mit den nicht mehr ganz so tau­fri­schen gel­ben Zäh­nen ließ ei­ni­ges ver­mu­ten. Ich mit mei­nen 27 Jah­ren war auch schon weit über das jun­ge Ge­mü­se hi­naus­ge­wach­sen und arbei­te­te eher mit schwar­zen Kis­ten, die mit einer Men­ge Elekt­ro­nik ge­füllt wa­ren. Aus die­sem Grund muss­te ich auch al­le paar Ta­ge wie­der zum Chef der Fir­ma. Der hat­te sei­ne lie­be Mü­he mit sei­nem Rech­ner und brauch­te mich deut­lich öf­ter, als mir lieb war.

Mei­ne Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen ver­mu­te­ten schon eine Af­fä­re zwi­schen mir und dem al­ten Kna­cker. Das kam aber gar nicht in­fra­ge. We­der für den noch einen an­de­ren aus der Fir­ma wür­de ich mei­nen nack­ten Arsch auf einem Schreib­tisch par­ken und den klei­nen Wür­mern zwi­schen ihren Bei­nen Zu­gang zu mei­nem al­ler­hei­ligs­ten ge­wäh­ren. Be­ruf und Pri­vat­le­ben trenn­te ich schon seit mei­ner Aus­bil­dung. Da­mals ließ ich mich mit einem Gleich­alt­ri­gen auf ein ge­fähr­li­ches Spiel­chen ein und wir ver­brach­ten zu­sam­men sehr viel Zeit an ru­hi­gen Or­ten. So­gar unter dem Schreib­tisch unse­res Aus­bil­ders ha­ben wir es ge­trie­ben, bis man uns dann in flag­ran­ti in der klei­nen Tee­kü­che bei einem Qui­ckie über­rasch­te.

Mein Lieb­ha­ber wur­de an eine an­de­re Stel­le ver­setzt und ich be­kam einen Ak­ten­ein­trag ge­schenkt, weil er glaub­haft ver­si­chern konn­te, dass unse­re Schä­fer­stünd­chen im­mer von mei­ner Sei­te aus­gin­gen. Das war zwar ge­lo­gen, aber wer glaub­te auch schon einer jun­gen Frau, die sich ger­ne et­was frei­zü­gi­ger klei­de­te und bei­den Ge­schlech­tern nicht ab­ge­neigt war, wenn mein re­gel­mä­ßi­ger Bei­schlä­fer aus einer an­ge­se­he­nen Fa­mi­lie kam, die auch ger­ne ein biss­chen Geld auf den Tisch warf. Es war nicht ver­wun­der­lich, dass al­les an mir hän­gen blieb und ich da­rauf­hin mei­nem Aus­bil­dungs­be­trieb nach mei­nem Ab­schluss den Rü­cken kehr­te.

Nach einem der­arti­gen Start und den Prob­le­men, die sich da­raus er­ga­ben, hielt ich mich von ir­gend­wel­chen Aben­teu­ern in der Fir­ma fern und lan­de­te dann letzt­end­lich in die­ser Fir­ma, die Zu­lie­fer­tei­le für die Auto­mo­bil­indust­rie fer­tig­te. Ich hat­te selbst mit der Fer­ti­gung nicht sehr viel zu tun. Mei­ne Arbeit beim tech­ni­schen Ser­vice um­fass­te eigent­lich nur die War­tung und Auf­recht­erhal­tung des in­ter­nen Com­pu­ter­net­zes. Dem­ent­spre­chend war ich auch den gan­zen Tag über im­mer wie­der im ge­sam­ten Be­trieb unter­wegs und küm­mer­te mich um die klei­nen Schätz­chen mit den Dräh­ten, die im­mer wie­der Prob­le­me mach­ten oder Stö­run­gen auf­wie­sen.

In­te­res­san­ter­wei­se hat­te kei­ner in der gan­zen Fir­ma sol­che Prob­le­me, wie der obers­te Boss und da hier kei­ner ger­ne arbei­te­te, muss­te ich als Nest­häk­chen die­se Auf­ga­be über­neh­men. Bei­na­he täg­lich fand ich mich des­halb wie­der in die­sem stin­ken­den Vor­zim­mer ein und ver­brach­te sehr viel Arbeits­zeit mit ein­fa­chem war­ten. Mir wä­ren statt­des­sen Wan­de­run­gen über das Be­triebs­ge­län­de deut­lich lie­ber ge­we­sen, aber das Le­ben war nun mal kein Pony­hof und auch kein Wunsch­kon­zert. Erst nach end­lo­sen Mi­nu­ten durf­te ich das Bü­ro des Chefs be­tre­ten und die schlech­te Luft des Vor­zim­mers ver­schwand di­rekt an der Tür.

Das Prob­lem des Chefs mit sei­nem Com­pu­ter war ein ein­fa­cher Be­die­nungs­feh­ler, der das Pro­gramm durch eine Über­la­dung zum Ab­sturz brach­te. Al­ler­dings nur in sei­nem Bü­ro und nir­gend­wo an­ders. Ich ver­sprach ihm mich da­rum zu küm­mern und kehr­te da­nach in mein Bü­ro zu­rück. Dort setz­te ich mich an den Com­pu­ter, griff über das in­ter­ne Netz­werk auf sei­nen Rech­ner zu und schrieb in die Sub­rou­ti­ne nur einen ein­fa­chen Be­fehl. So war es für den Chef un­mög­lich, noch ein­mal die­sen Be­die­nungs­feh­ler zu ma­chen, weil der Com­pu­ter in die­sem Mo­ment ein­fach den Be­fehl ver­wei­ger­te. Den rest­li­chen Arbeits­tag ver­brach­te ich in mei­nem Bü­ro. Mei­ne Kol­le­gen küm­mer­ten sich da­für um die ein­fa­chen Aus­fäl­le, was mir fast einen freien Nach­mit­tag be­scher­te.

Nach mei­ner Arbeits­zeit traf ich mich in der Stadt mit einer Freun­din. Ich muss­te ihr über ihre letz­te Be­zie­hung hin­weg­hel­fen. Sie hat­te ihren Ex-Freund in ihrer Woh­nung mit einer Be­kann­ten im Bett er­wischt, als sie wohl nach sei­ner Zeit­rech­nung nur ein paar Mi­nu­ten zu früh vom Fri­seur kam. Er hat­te sie in ihrem Bett hem­mungs­los ge­fickt, als sie unter­wegs war um für ihn hübsch zu sein. Mein eige­nes Lie­bes­le­ben fand in den letz­ten Jah­ren nicht ein­mal statt. Für ver­gnüg­li­che Stun­den such­te ich mir an den Wo­chen­en­den je­man­den in einer Bar. Dort traf ich auf leicht zu er­le­gen­des Stö­ckel­wild und na­tür­lich auf Män­ner, die auf der Su­che nach einer Pus­sy für eine Nacht wa­ren. Eine län­ge­re Be­zie­hung kam für mich eher nicht in­fra­ge.

Ich lieb­te mei­ne Frei­heit und konn­te mir nicht vor­stel­len, nur auf einen Part­ner fest­ge­legt zu sein. Die meis­ten Män­ner für eine ernst­haf­te Be­zie­hung ka­men nicht da­mit zu­recht, dass ich auch die Ab­wechs­lung mit mei­nem eige­nen Ge­schlecht such­te. Ei­ni­ge ka­men dann auf die wun­der­vol­le Idee für einen flot­ten Dreier. Na­tür­lich nicht mit ir­gend­wem. Sie woll­ten am bes­ten selbst die Aus­wahl tref­fen und ich soll­te die Da­men dann da­zu über­re­den. Al­ler­dings woll­te ich mit ih­nen al­lei­ne sein und sie nicht mit einem Würst­chen lang­wei­len. Die konn­te man eigent­lich im­mer fin­den, wenn man sei­ne An­sprü­che ent­spre­chend an­pass­te. Das war al­ler­dings so gar nicht mein Fall.

Außer­dem gab es da noch ein an­de­res klei­nes Prob­lem. Wäh­rend ich gegen­über Män­nern do­mi­nan­ter war, ord­ne­te ich mich Frau­en ger­ne unter und ließ mich be­nut­zen, was es bei einem Dreier dann be­deu­tend schwie­ri­ger mach­te. Mir war es lie­ber, wenn ich abends auf die Jagd ge­hen konn­te und mir einen Part­ner nach mei­nem Ge­schmack aus­su­chen konn­te. Ich sehn­te mich zwar nach einer fes­ten Be­zie­hung, die ger­ne auch et­was lo­cke­rer sein soll­te, aber das pass­te ein­fach nicht in mein Le­bens­kon­zept. Na­tür­lich ge­fiel das mei­nen El­tern über­haupt nicht. Ich war 27 Jah­re alt und nicht nur mein Va­ter wünsch­te sich einen En­kel. Auch mei­ne Mut­ter wies stän­dig wie­der auf mei­ne bio­lo­gi­sche Uhr hin, die un­auf­hör­lich tick­te.

Die Fra­ge war nur, wa­rum aus­ge­rech­net von mir En­kel­kin­der er­war­tet wur­den. Mein Bru­der war schon seit meh­re­ren Jah­ren mit sei­ner Ju­gend­lie­be ver­hei­ra­tet. Von den bei­den er­war­te­te aber ko­mi­scher­wei­se nie­mand En­kel, wo­bei er die viel bes­se­ren Vo­raus­set­zun­gen hat­te. Mir fehl­te zum einen der zwin­gend not­wen­di­ge Schwanz­trä­ger und mei­ne Fi­gur woll­te ich mir auch nicht un­be­dingt rui­nie­ren. Ich konn­te mir in mei­nem Le­ben kei­ne Kin­der vor­stel­len. Die­se hals­lo­sen Mons­ter mit ihrem Ge­schrei konn­te ich schon nicht er­tra­gen, wenn ich an einer Schu­le oder einem Kin­der­gar­ten vor­bei­kam, da woll­te ich zu Hau­se nicht auch noch so et­was sit­zen ha­ben.

Mei­ne Freun­din Mal­ai­ka saß be­reits schon in dem Café, in dem wir uns ver­ab­re­det hat­ten, und ich konn­te schon von Wei­tem an ihrem Ge­sicht er­ken­nen, das heu­te ein gu­ter Tag für sie war. In den letz­ten Wo­chen muss­te sie die dunk­len Rän­der unter den Au­gen im­mer mit einer Men­ge Ma­ke-up ver­ste­cken, aber heu­te ver­zich­te­te sie kom­plett da­rauf und es zeig­te sich so­gar ein fröh­li­ches Lä­cheln auf ihrem Ge­sicht. Ex­tra für mich stand schon ein Kaf­fee be­reit und Mal­ai­ka er­zähl­te mir in einem ers­ten Re­de­schwall von einem neu­en Ver­eh­rer, den sie sich an Land zie­hen konn­te. Aus­ge­rech­net ihr bes­ter Freund Mal­te war auf eine Be­zie­hung mit ihr aus.

»Das musst du selbst ent­schei­den Lai­ka, nur soll­test du be­den­ken das die meis­ten Freund­schaf­ten an einer Be­zie­hung zer­bre­chen. Wird die Be­zie­hung auf­ge­löst, ist meis­tens auch die Freund­schaft da­hin«, warn­te ich sie.

»Als ob ich das nicht wüss­te Mau­reen, aber Mal­te hat mich noch nie ent­täuscht und ihn ken­ne ich schon seit dem Kin­der­gar­ten.«

Na­tür­lich war das ein nicht zu unter­schät­zen­der Vor­teil für die bei­den, aber eine ernst­haf­te Lie­bes­be­zie­hung ist mit einer Freund­schaft nicht zu ver­glei­chen. Die bei­den kann­ten und ver­stan­den sich schon ewig und bei­de wuss­ten je­weils die in­tims­ten Ge­heim­nis­se vor­ei­nan­der, was aber im Um­kehr­schluss schlim­me­re Spu­ren hin­ter­ließ, wenn man sich trenn­te. Trotz­dem wa­ren sie na­tür­lich schon alt ge­nug und muss­ten das bei­de selbst wis­sen. Ich war da­bei nur Zaun­gast in der ers­ten Rei­he und wur­de von ihr da­rü­ber in­for­miert. Mal­te selbst kann­te ich auch schon eine gan­ze Wei­le und konn­te auch nichts Ne­ga­ti­ves an ihm fin­den. Für mich war er nichts und das war auch nie ein The­ma zwi­schen uns.

Im­mer­hin war da­mit an der Lie­bes­front mei­ner Freun­din wie­der Ru­he ein­ge­kehrt und sie war auch viel bes­ser bei Lau­ne. Das mach­te den gan­zen Nach­mit­tag in dem Café auch be­deu­tend an­ge­neh­mer und sie schwärm­te mir über Mal­te vor. Na­tür­lich nicht, oh­ne mich nach mei­nem eige­nen Lie­bes­le­ben zu be­fra­gen. Al­ler­dings gab es da nichts, wo­rü­ber ich ihr groß­artig Aus­kunft ge­ben konn­te. Ich traf mich nur ab und an mit je­man­dem, um mei­ne Be­dürf­nis­se zu be­frie­di­gen, die mei­ne Spiel­zeu­ge ein­fach nicht er­set­zen konn­ten, aber lie­bes­tech­nisch fand sich da nichts. Da ging es ein­fach nur um das Kör­per­li­che.

Es dau­er­te auch gar nicht so lan­ge, bis tat­säch­lich Mal­te in dem Café auf­schlug und sich zu mei­ner Freun­din setz­te. Am An­fang war das noch zu er­tra­gen, aber als die bei­den dann auch noch zu zün­geln an­fin­gen, hat­te ich das drin­gen­de Be­dürf­nis zu ver­schwin­den. Das war ein­fach zu viel für mich. Mei­ne Ga­ra­ge war schon lan­ge nicht mehr rich­tig ge­fegt wor­den und al­lei­ne das se­hen zu Müs­sen war wie ein Schlag in mei­ne Fres­se. Al­ler­dings mit einem hal­ben Ki­lo­me­ter An­lauf oh­ne Aus­weich­mög­lich­keit. Unter einem Vor­wand ver­ließ ich ziem­lich auf­ge­wühlt das Café mit den bei­den und mach­te mich auf den Weg in mei­ne klei­ne Woh­nung am Stadt­rand.

Einen Mo­ment lang dach­te ich noch da­rü­ber nach am Abend aus­zu­ge­hen und mir je­man­den zu su­chen, der es mir be­sorg­te, aber im Hin­blick das es Diens­tag Abend war und den frü­hen Arbeits­be­ginn gab es nicht ge­ra­de viel Zeit. Außer­dem muss­te ich ja noch in Be­tracht zie­hen, dass nicht be­son­ders vie­le Leu­te aus­ge­rech­net unter der Wo­che nach je­man­dem such­ten, und einen gran­dio­sen Fehl­schlag woll­te ich nicht auch noch er­tra­gen müs­sen. Am Wo­chen­en­de je­man­den zu fin­den war nicht sehr schwer, aber unter der Wo­che blie­ben die Bars schon ziem­lich leer, wenn sie über­haupt öff­ne­ten. Statt­des­sen nahm ich mir mei­nen größ­ten Vib­ra­tor und ver­zog mich früh­zei­tig in mein Bett. Am Wo­chen­en­de woll­te ich dann da­für auf die Jagd ge­hen und mir je­man­den su­chen.

Al­ler­dings wuss­te ich noch nicht das die­ser Abend den Be­ginn einer be­son­de­ren Lei­dens­zeit in mei­nem Le­ben mar­kier­te. Je­der kann­te die Pha­sen in sei­nem Le­ben, in denen wirk­lich al­les schief­ging und man sich nicht da­gegen weh­ren konn­te. Meist be­gann es ganz harm­los mit einem Haus­halts­ge­rät, was den Geist auf­gab und sich dann in wun­der­ba­ren Ab­stän­den an­de­re Ka­tast­ro­phen er­eig­ne­ten. Bei mir war es ex­akt die­se Nacht, die ich mit einem Or­gas­mus be­gann, um dann am frü­hen Mor­gen durch mei­nen We­cker nicht aus dem Schlaf ge­ris­sen wur­de. Um kurz nach acht am Mor­gen schlug ich dann mei­ne Au­gen auf und wun­der­te mich noch, wa­rum mein Ra­dio­we­cker schwieg.

Aber oh­ne Strom konn­te auch der bes­te Ra­dio­we­cker sei­ne Auf­ga­be nicht er­le­di­gen. Auf eine Bat­te­rie ver­zich­te­te ich schon seit Jah­ren und sei­ne Ein­stel­lun­gen wa­ren durch einen Strom­aus­fall am frü­hen Mor­gen ge­löscht wor­den und die Uhr­an­zei­ge blink­te nur noch. Erst mei­ne Arm­band­uhr auf dem Nacht­tisch gab mir Aus­kunft da­rü­ber, dass ich gan­ze zwei Stun­den ver­schla­fen hat­te. Ich sprang aus dem Bett, rann­te ins Ba­de­zim­mer und schlug mir unter der Du­sche auch noch den Kopf an. So schnell ich konn­te, er­le­dig­te ich mei­ne Mor­gen­rou­ti­ne und rief in der Fir­ma an. Na­tür­lich war mein Chef nicht ge­ra­de be­geis­tert, dass ich spä­ter kam, aber we­nigs­tens kam ich über­haupt noch zur Arbeit.

Mit fast drei Stun­den Ver­spä­tung stand ich dann im Bü­ro mei­nes Vor­ge­setz­ten, der mir er­klär­te, dass mein Kol­le­ge am Vor­abend einen Herz­in­farkt er­lit­ten hat­te und ich einen Teil sei­ner Auf­ga­ben er­le­di­gen muss­te, bis ein Er­satz für ihn ein­ge­stellt war. Für mich per­sön­lich war das ein Auf­stieg, da ich jetzt et­was mehr in die obe­ren Struk­tu­ren des Unter­neh­mens vor­drin­gen konn­te. Das be­deu­te­te al­ler­dings auch einen klei­nen Um­zug in­ner­halb der Fir­ma. Mein neu­er Schreib­tisch ver­barg sich nicht mehr in der Zent­ra­le, son­dern in einem klei­nen Bü­ro in einem an­de­ren Teil der Fir­ma. Den Schlüs­sel gab er mir und ich pack­te noch mei­ne per­sön­li­chen Sa­chen ein be­vor ich mich auf den Weg mach­te.

Zu mei­nem neu­en Bü­ro gab es noch ein klei­nes La­ger, für das ich eben­falls ver­ant­wort­lich sein soll­te. Dort la­ger­ten ei­ni­ge Aus­tausch­kom­po­nen­ten, falls ein Rech­ner in der Fir­ma sei­nen Geist auf­gab und ich ihn wie­der zum Lau­fen brin­gen muss­te. In­ner­lich freu­te ich mich auf mei­nen neu­en Auf­ga­ben­be­reich, als ich mich auf den Weg in mein neu­es Bü­ro mach­te. Ich wuss­te zwar nicht, was mich dort er­war­te­te, aber das konn­te schon nicht so schlimm wer­den. Mein neu­er Auf­ga­ben­be­reich war die in­ter­ne Rech­nungs­ab­tei­lung und ich soll­te dort eigent­lich nur die Com­pu­ter war­ten, die im­mer ge­braucht wur­den. Die nö­ti­gen Up­dates wur­den nach wie vor von der Zent­ra­le auf­ge­spielt.

Die gu­te Lau­ne ver­flog al­ler­dings so­fort, als ich mei­nen neu­en Arbeits­platz er­reich­te. Mein ›Bü­ro‹ war ein­fach nur ein win­zi­ger Ab­stell­raum im Kel­ler oh­ne Fens­ter und einem Com­pu­ter der wohl schon lan­ge vor dem Krieg hier sei­ne Kar­rie­re be­gann. Die blin­ken­de Leucht­stoff­röh­re an der ver­dreck­ten De­cke war noch das Tüp­fel­chen auf dem I. In der Luft hing der Ge­stank nach al­tem Kaf­fee, schlech­tem Af­ter­shave und Staub. Die Putz­ko­lon­ne muss­te die­sen Ab­stell­raum seit min­des­tens zehn Jah­ren nicht mehr be­tre­ten ha­ben und mein Vor­gän­ger schien den In­farkt nicht oh­ne Grund er­lit­ten ha­ben. Der kom­plet­te Schreib­tisch war von Fett­gla­sur und Zu­cker ver­schmiert.

Der Herz­in­farkt war al­so nur die lo­gi­sche Fol­ge sei­ner Er­näh­rungs­ge­wohn­hei­ten, wie ich hier an sei­nem Arbeits­platz er­ken­nen konn­te. Das an­ge­schlos­se­ne ›La­ger‹ war un­ge­fähr so groß wie eine Tele­fon­zel­le und die gan­zen Kom­po­nen­ten la­gen oh­ne Ver­pa­ckung wild durch­ei­nan­der­ge­wor­fen in einem al­ten Schuh­kar­ton. Das Re­gal be­stand eigent­lich nur noch aus Rost und mir war es un­be­greif­lich, wie es eigent­lich noch ste­hen konn­te. Mei­ne Lau­ne sank in­ner­halb von Se­kun­den an die­sem Ort weit nach unten und ich wünsch­te mich in mein Bett zu­rück. Hier soll­te ich in Zu­kunft arbei­ten? Das war fast so et­was wie eine Ver­set­zung in ein Ge­fäng­nis. Es wur­de auch nicht bes­ser, als ich mich in mei­nen Ac­count ein­logg­te und die ers­ten Auf­ga­ben fand, die ich zu er­le­di­gen hat­te.

2. Kapitel

Be­vor ich mich auf den Weg zu mei­nem ers­ten Ein­satz mach­te, rief ich beim Haus­meis­ter­ser­vice an und ver­lang­te zum einen eine Re­no­vie­rung mei­nes Bü­ros und sie soll­ten auch gleich noch eine gan­ze Putz­ko­lon­ne durch­schi­cken, da­mit ein Arbei­ten dort über­haupt mög­lich war. Vor al­lem be­nö­tig­te ich ein or­dent­li­ches Re­gal für das La­ger, eine neue Leucht­stoff­röh­re an der De­cke und ich be­nö­tig­te einen an­stän­di­gen Com­pu­ter, den ich mir ver­mut­lich selbst zu­sam­men­schrau­ben muss­te. Da­für brauch­te ich aber eine gan­ze Men­ge Tei­le, die ich erst be­stel­len muss­te. Mein Chef aus der Zent­ra­le rief mich auch so­fort an und frag­te, ob ich noch ganz dicht war. So viel Geld woll­te man für die­se Ab­tei­lung nicht aus­ge­ben. Das vor­han­de­ne Ma­te­rial soll­te mir aus­rei­chen.

Unse­re gan­ze Ab­tei­lung war kom­plett unter­fi­nan­ziert. Gut, wir ver­ur­sach­ten auch nur Kos­ten, aber der Nut­zen wur­de ger­ne bei der Be­rech­nung ver­ges­sen. Oh­ne uns wür­de kein Com­pu­ter mehr funk­tio­nie­ren und sämt­li­che Vi­ren hät­ten das ge­sam­te Fir­men­netz­werk für sich. Vor al­lem sämt­li­che Rech­nun­gen müss­ten wie­der auf den al­ten Schreib­ma­schi­nen ge­tippt wer­den, wo­rauf vor al­lem die gan­zen Bü­ro­da­men sehr ger­ne ver­zich­ten konn­ten. Beim Com­pu­ter war das al­les ein­fa­cher. Sie muss­ten nur Text­bau­stei­ne zu­sam­men­set­zen, einen Be­trag ein­tra­gen und konn­ten die Rech­nun­gen auto­ma­tisch dru­cken und ver­schi­cken las­sen. Nur das woll­te na­tür­lich kei­ner se­hen. Wir soll­ten da sein, aber nach Mög­lich­keit nichts Kos­ten.

Nur die Arbeits­mit­tel, die man uns zu­ge­stand, wa­ren al­les an­de­re als fort­schritt­lich. Vor al­lem der Com­pu­ter in mei­nem Kel­ler­loch war ein nicht mehr ganz so stil­ler Zeit­zeu­ge aus der An­fangs­zeit der Re­chen­ma­schi­nen. Ich hat­te eine Idee, wie ich die­sen Feh­ler be­he­ben konn­te oh­ne das mein Chef das be­merk­te, aber da­zu muss­te ich erst ein­mal ein paar Auf­trä­ge er­le­di­gen. Mei­ne ers­te Auf­ga­be an mei­nem neu­en Arbeits­platz war re­la­tiv ein­fach. Der Mit­arbei­ter hat­te einen de­fek­ten Küh­ler, was sein Rech­ner mit einer Not­ab­schal­tung quit­tier­te, da­mit der ein­ge­bau­te Pro­zes­sor nicht ge­grillt wur­de. Das wa­ren zehn Mi­nu­ten Arbeit, bis das Ma­schin­chen wie­der lief.

Der Mit­arbei­ter war zwar über­rascht das ihn eine jun­ge Frau in sei­nem Bü­ro be­such­te und nicht der al­te Brumm­bär, der sich sonst um sei­ne Prob­le­me mit der Tech­nik küm­mer­te, war aber trotz­dem sehr freund­lich. Ich be­kam so­gar einen fri­schen Kaf­fee an­ge­bo­ten, was sich aber nicht lohn­te. Auf mei­nem Zet­tel hat­te ich noch mehr als ge­nug Auf­ga­ben ste­hen und der Kaf­fee konn­te den ver­sau­ten Tag auch nicht mehr ret­ten. Die Zeit, die ich ver­schla­fen hat­te, muss­te ich noch an mei­nen Arbeits­tag an­hän­gen. Da war dann zwar schon nie­mand mehr in der Ab­tei­lung, aber ich hat­te trotz­dem noch ge­nug zu tun. Der gan­ze Tag zog sich wie Kau­gum­mi und auch die Rück­kehr in mein Kel­ler­loch fiel mir im­mer schwe­rer.

Mein letz­ter Ein­satz an die­sem Tag soll­te ein ganz be­son­de­rer wer­den. Den gan­zen Tag über hat­te ich im­mer mehr War­nun­gen von al­len Sei­ten er­hal­ten, dass die Lei­tung der Ab­tei­lung ein be­son­de­rer Fall sei. Ich soll­te mich nach Mög­lich­keit von ihr fern­hal­ten und ihr Bü­ro nur be­tre­ten, wenn sie ge­ra­de nicht am Arbeits­platz war. Sie schie­nen al­le furcht­ba­re Angst vor die­ser Frau zu ha­ben. Da­bei soll­te sie nach Aus­sa­ge ei­ni­ger Män­ner nicht viel äl­ter als ich sein und da­bei auch noch ziem­lich gut aus­se­hen. Aber Aus­se­hen spiel­te in die­sem Fall eine unter­ge­ord­ne­te Rol­le, denn Frau Rib­ben­trob hat­te eine Art an sich, die nie­mand moch­te. Wel­che das war, wür­de ich aber spä­tes­tens bei einem ers­ten Auf­ei­nan­der­tref­fen fest­stel­len.

Dem­nach stell­te ich die Auf­ga­be von Gwen­do­li­ne Rib­ben­trob ganz ans En­de mei­nes Arbeits­ta­ges. Kurz nach 16 Uhr ver­lie­ßen fast al­le Mit­arbei­ter das Re­chen­zent­rum und ich war mir si­cher, das auch die Che­fin ge­gan­gen sein muss­te. Si­cher­heits­hal­ber war­te­te ich noch ex­tra eine hal­be Stun­de län­ger, falls sie noch et­was län­ger blieb. Viel gab es da oh­ne­hin nicht zu tun. Laut der Mel­dung han­del­te es sich um ein Prob­lem der Netz­werk­ein­stel­lung, weil sie im­mer wie­der Prob­le­me hat­te, ins Inter­net zu kom­men. Das fir­men­eige­ne Netz­werk funk­tio­nier­te oh­ne Prob­le­me, nur um das Inter­net zu er­rei­chen, muss­te sie einen Um­weg über einen an­de­ren Rech­ner ma­chen.

Laut den Ein­stel­lun­gen in unse­rer Ab­tei­lung gab es da kei­nen Feh­ler. Das über­prüf­te ich auch noch ein­mal an dem Al­ter­tum in mei­nem Kel­ler be­vor ich mich auf den Weg mach­te. Viel­leicht war auch nur ihre Netz­kar­te de­fekt und zur Si­cher­heit steck­te ich mir noch eine neue in die Ta­sche. Das völ­lig aus­ge­stor­be­ne Ge­bäu­de wirk­te völ­lig an­ders, als ich durch die Gän­ge lief. Am Vor­mit­tag war hier noch die Höl­le los und man ver­stand teil­wei­se sein eige­nes Wort nicht mehr, aber jetzt nach Fei­er­abend herrsch­te über­all to­ten­stil­le. Nur ver­ein­zelt wa­ren die Lüf­tun­gen der Com­pu­ter zu hö­ren, die ihre Warm­luft in den Raum pus­te­ten, um nicht zu über­hit­zen.

Nach­dem ich vor dem Bü­ro der Lei­tung an­ge­kom­men war, at­me­te ich noch ein­mal durch und öff­ne­te vor­sich­tig die Tür. Das Bü­ro war wie er­war­tet ver­las­sen, nur der Bild­schirm auf dem Schreib­tisch ver­ström­te noch ein leich­tes Licht. Der Bild­schirm­scho­ner war an­ge­sprun­gen und ver­deck­te die An­mel­de­mas­ke. Sie hielt wohl nicht viel, vom Bild­schirm zum Fei­er­abend aus­schal­ten. Das pass­te auch zu der Be­schrei­bung, die ich von ihr be­kom­men hat­te. An­geb­lich konn­te sie nie still auf ihrem Stuhl sit­zen und war im­mer am Het­zen. Vor al­lem ging es ihr im­mer zu lang­sam, egal ob es nur zwei Mi­nu­ten oder zwei Ta­ge wa­ren.

Ge­ra­de als ich mich an ihrem Rech­ner an­mel­den woll­te, um den Feh­ler zu re­pro­du­zie­ren und dann zu be­he­ben, öff­ne­te sich die Tür und vor mir stand eine Frau mit wun­der­vol­len blon­den Lo­cken, die ihre über ihre brei­ten Schul­tern auf einen knall­ro­ten Busi­ness­an­zug fie­len. Zwei mee­res­blau­en Au­gen blitz­ten mich an und der tief­rot ge­schmink­te Mund frag­te, »Wer sind sie und was su­chen sie an mei­nem Com­pu­ter?«

»Mau­reen Schmidt aus der In­for­ma­tik. Sie ha­ben ein Prob­lem mit dem Inter­net­zu­gang ge­mel­det und das woll­te ich ge­ra­de be­he­ben«, ant­wor­te­te ich über­rascht, konn­te aber mei­ne Au­gen nicht von die­sem Bild einer Frau ab­wen­den. Wä­re sie mir eines Abends in einem Club be­geg­net, hät­te ich al­les da­ran ge­setzt, sie nä­her ken­nen­zu­ler­nen und viel­leicht in mein Bett zu be­kom­men.

Sie kam so­fort um den Schreib­tisch ge­rannt und griff nach ihrer Maus. Ich nahm einen fei­nen, aber doch deut­lich wahr­nehm­ba­ren Duft nach Ze­dern­holz von ihr auf. Sie re­agier­te al­ler­dings nicht auf mich, son­dern woll­te mir so­fort zei­gen, wo das Prob­lem eigent­lich lag. Was sie mir mit ihrer rau­chi­gen Stim­me er­klär­te be­kam ich nicht ein­mal rich­tig mit. Ihre Wor­te ka­men zwar an mei­nen Oh­ren an, ver­weil­ten aber nur einen kur­zen Mo­ment und wa­ren so­fort ver­schwun­den oh­ne für mei­nen Ver­stand einen Sinn zu er­ge­ben. Mei­ne ge­sam­te Kon­zent­ra­tion war mit einem Mal beim Teu­fel und ich muss­te al­le Sin­ne auf mei­ne eigent­li­che Auf­ga­be rich­ten. Das war mir rich­tig un­an­ge­nehm.

Rib­ben­trob be­kam of­fen­sicht­lich nicht viel da­von mit. Sie war voll in ihrem Ele­ment und er­klär­te mir ihre ge­sam­ten Prob­le­me, seit sie die­sen Rech­ner im Bü­ro ste­hen hat­te. Ir­gend­wie konn­te sie sich noch an längst ver­ges­se­ne Feh­ler er­in­nern, oh­ne in einem Ka­len­der nach­se­hen zu müs­sen. Die­se Frau muss­te ein foto­grafi­sches Ge­dächt­nis be­sit­zen. Die In­for­ma­tio­nen, die ich bei der Arbeit no­tier­te, hat­te ich spä­tes­tens schon dann ver­ges­sen, wenn ich in mein Auto stieg. Auch einen Tag spä­ter ka­men sie nicht mehr zu­rück, son­dern ich muss­te in mei­nen Auf­zeich­nun­gen nach­schla­gen. Sie schien aber ein Ge­dächt­nis wie ein Ele­fant zu ha­ben, ob­wohl kei­nem der grau­en Rie­sen ähn­lich sah. Eher sah sie aus wie ein En­gel.

Nach einem ers­ten Test be­stä­tig­te sich mein Ver­dacht, dass die ein­ge­bau­te Netz­werk­kar­te ein Prob­lem mach­te, was ich in den Ein­stel­lun­gen so nicht be­he­ben konn­te. Ich muss­te den Rech­ner he­runter­fah­ren und dann vor der Che­fin auf den Bo­den unter ihren Schreib­tisch krie­chen. Wäh­rend ich mich um das Ge­häu­se küm­mer­te, nahm sie sich ihren Bü­ro­stuhl und setz­te sich seit­lich hin­ter mich. Ihr Ge­sicht ver­grub sie in einer Ak­te und ließ mich mei­ne Arbeit ma­chen. Mir wur­de im­mer wär­mer unter ihrem Tisch und der Schweiß tropf­te mir von der Stirn. Ich hat­te das un­gu­te Ge­fühl, sie wür­de mich und mei­ne Fi­gur be­urtei­len, wo­bei sie eigent­lich gar nicht auf mich ach­te­te.

Trotz­dem ver­such­te ich, ihr mei­nen Hin­tern in der best­mög­li­chen Posi­tion zu prä­sen­tie­ren. Wie ein Teen­ager woll­te ich sie auf mich auf­merk­sam ma­chen und setz­te da­zu mei­ne Rei­ze ein. Vor al­lem in die­ser Posi­tion zu ihren Bei­nen fühl­te ich mich sehr wohl. Gegen­über an­de­ren Da­men war ich ja oh­ne­hin der de­vo­te Part und Gwen­do­li­ne Rib­ben­trob strahl­te eine nicht von der Hand zu wei­sen­de Do­mi­nanz aus, der ich mich nur zu ger­ne unter­wer­fen wür­de. Als ich mit dem Wech­sel der Kar­te in dem Rech­ner fer­tig war, dreh­te ich mich et­was un­ge­lenk unter der Tisch­plat­te um und woll­te ge­ra­de wie­der vor­sich­tig auf­ste­hen, bis mein Blick un­will­kür­lich zwi­schen ihren Bei­nen hän­gen blieb.

Unter dem streng ro­ten Busi­ness­an­zug er­war­te­te ich auch da­zu pas­sen­de ro­te Unter­wä­sche, aber Rib­ben­trob war völ­lig oh­ne unter­wegs und prä­sen­tier­te mir so einen sehr tie­fen Ein­blick auf die kom­plett haar­lo­se Spal­te. So­fort rich­te­te ich mei­nen Blick auf den Bo­den und hoff­te, dass sie nichts da­von mit­be­kom­men hat­te. Of­fen­sicht­lich nicht, denn sie frag­te et­was geis­tes­ab­we­send, »Funk­tio­niert die blö­de Kis­te jetzt wie­der?«

Kräch­zend ant­wor­te­te ich, »Da­von ist aus­zu­ge­hen, aber ich che­cke das noch ein­mal zur Si­cher­heit.«

Mir war gar nicht auf­ge­fal­len, wie tro­cken mein Mund unter ihrem Schreib­tisch wur­de. Ich soll­te zu­se­hen schnells­tens aus ihrem Bü­ro zu ent­kom­men und eine Fla­sche Was­ser zu trin­ken, be­vor ich noch aus­trock­ne­te. Auf der an­de­ren Sei­te woll­te ich aber das Bü­ro die­ser un­glaub­li­chen Frau eigent­lich am liebs­ten über­haupt nicht mehr ver­las­sen, außer na­tür­lich mit ihr im Schlepp­tau. Die­sen Ge­fal­len tat sie mir aber nicht. Nach einem er­folg­rei­chen Test ihrer Inter­net­ver­bin­dung be­dank­te sie sich kurz bei mir und ver­lang­te dann, al­lei­ne ge­las­sen zu wer­den. Sie hat­te im Gegen­satz zu mir noch et­was zu arbei­ten. Mit einem letz­ten sehn­süch­ti­gen Blick auf sie schlich ich mich aus ihrem Bü­ro und muss­te mich erst ein­mal kurz sam­meln, be­vor ich den fal­schen Weg ein­schlug.

Wie eine ge­prü­gel­te Hün­din schlich ich zu­rück in mein Kel­ler­loch und war dort nicht ein­mal al­lei­ne. Eine kom­plet­te Mann­schaft kämpf­te sich ge­ra­de durch den über die Jah­re an­ge­sam­mel­ten Dreck, ent­fern­te das ros­ti­ge La­ger­re­gal und schrubb­te sich durch mein neu­es Bü­ro. Die De­cken­leuch­te war durch eine mo­der­ne LED Lam­pe in kalt­weiß er­setzt wor­den. Bei die­sem Licht sah man den gan­zen Dreck noch viel bes­ser als bei der al­ten blin­ken­den Neon­röh­re. Bei dem Ge­wim­mel konn­te ich nicht einen kla­ren Ge­dan­ken fas­sen und ent­schied mich da­her kur­zer­hand für den Fei­er­abend. Ich griff mir mei­ne Ta­sche und mach­te mich auf den Weg nach draußen zu mei­nem Auto auf dem Fir­men­park­platz.

Die Fahrt über war ich völ­lig un­kon­zent­riert und dach­te nur an die Be­geg­nung mit der Che­fin in ihrem Bü­ro. Sie hat­te mich kom­plett ge­fes­selt und so war es nicht ver­wun­der­lich, dass ich das Rot­licht einer Am­pel über­sah und einem an­de­ren Ver­kehrs­teil­neh­mer mit einem hef­ti­gen Rumms auf die Stoß­stan­ge don­ner­te, der dort wie vor­ge­schrie­ben stand. Das hat­te mir an die­sem Tag ge­ra­de noch ge­fehlt. Wenn schon Pech an den Hän­den dann gleich kom­plett und nicht nur ein biss­chen. Statt nach Hau­se zu kom­men, durf­te ich noch einer Unter­re­dung mit Beam­ten der Ver­kehrs­poli­zei bei­woh­nen und mein Auto in der Werk­statt ab­lie­fern. Zum Glück gab es nur einen harm­lo­sen Blech­scha­den oh­ne Ver­let­zun­gen.

Mei­ne ers­ten paar Ta­ge in dem neu­en Bü­ro wur­de im­mer mehr zu einer He­raus­for­de­rung. Aus­ge­rech­net Rib­ben­trob schien eben­so eine Wo­che er­wischt zu ha­ben, denn bei­na­he täg­lich durf­te ich wie­der in ihrem Bü­ro er­schei­nen und mich um klei­ne­re Feh­ler an ihrer Hard und Soft­ware küm­mern. Bei die­sen Be­su­chen pas­sier­te zwar nie ir­gend­et­was zwi­schen uns, trotz­dem hat­te ich das Ge­fühl, die se­xuel­le Span­nung fast mit den Hän­den grei­fen zu kön­nen. Neben­bei ver­such­te ich noch im­mer mir für mein neu­es Bü­ro, was zwar den Na­men noch im­mer nicht ver­dien­te, aus Zu­be­hör­tei­len einen rich­ti­gen Com­pu­ter zu bau­en und das al­te Schlacht­schiff was mei­nen Schreib­tisch blo­ckier­te end­lich der Res­te­ver­wer­tung über­ge­ben zu kön­nen.

Um die Kos­ten da­für ein­zu­spa­ren ver­bau­te ich bei den kleins­ten Prob­le­men in der Fir­ma gleich kom­plett neue Tei­le, ob­wohl die Feh­ler viel­fach nur an der Soft­ware la­gen. Die aus­ge­bau­ten noch gu­ten ge­brauch­ten Tei­le ver­wen­de­te ich für mei­nen Neu­bau im Bü­ro. Das fiel auch nie­man­dem auf und ich kam nach nicht ein­mal einer gan­zen Wo­che mei­nem Ziel sehr na­he. Es fehl­te nur noch eine Strom­ver­sor­gung, die ich dann ein­fach be­stell­te. Mein Chef be­rei­te­te mich da­rauf vor, dass mein aus­ge­fal­le­ner Kol­le­ge wohl nicht mehr zu­rück­keh­ren und ich in die­ser Ab­tei­lung sei­ne Stel­le über­neh­men müss­te. Ins­ge­heim freu­te mich das, weil ich wuss­te, dass ich im­mer wie­der bei Gwen­do­li­ne Rib­ben­trob im Bü­ro ste­hen wür­de und wir uns viel­leicht doch ein biss­chen nä­her­kom­men konn­ten.

Ge­nau das pas­sier­te auch im­mer wie­der. Wäh­rend mei­ner Arbeits­zeit sorg­te ich im­mer wie­der da­für, dass ich bei der Lei­te­rin im Bü­ro er­schei­nen konn­te. Das ging so­gar so weit, dass ich in mei­nem stil­len Käm­mer­lein an ihrer Soft­ware ei­ni­ge Code­zei­len ein­bau­te, die einen Feh­ler er­ga­ben, nur da­mit sie mich ru­fen muss­te und ich sie zu se­hen be­kam. Ihr schien das eigent­lich ganz recht zu sein, weil sie teil­wei­se auch noch Sa­chen er­le­digt ha­ben woll­te, die ihr auf­ge­fal­len wa­ren. Ich hat­te die gan­ze Zeit über das Ge­fühl, das wir uns nä­her­ka­men, oh­ne das es über­haupt zu einer Be­rüh­rung zwi­schen uns kam. Da­bei wä­re ich am liebs­ten schon ei­ni­ge Ma­le unter ihrem Schreib­tisch ge­le­gen und hät­te mich mit ihrer haar­lo­sen Spal­te be­schäf­tigt.

Lei­der kam es aber nie da­zu und unse­re Ge­sprä­che gin­gen im­mer nur um mei­ne Arbeit und Com­pu­ter­prob­le­me. Pri­vat hat­ten wir eher we­ni­ger mit­ei­nan­der zu tun. Trotz­dem hat­te ich das Ge­fühl, ich könn­te sie für mich ge­win­nen. Es gab auch im­mer wie­der klei­ne­re An­zei­chen, dass Gwen­do­li­ne doch ein biss­chen mehr für mich emp­fand und ich hat­te die Hoff­nung, dass sich da doch et­was da­raus ent­wi­ckeln könn­te. Mitt­ler­wei­le nann­ten wir uns auch beim Vor­na­men und sie hat­te eine be­son­de­re Art mei­nen Na­men zu be­to­nen. Schon das Al­lei­ne wirk­te auf mich wie ein Aph­ro­di­sia­kum und brach­te nicht nur mei­nen Kopf durch­ei­nan­der.

Auch mei­ne an­dau­ern­de Pech­sträh­ne schien sich lang­sam zu be­ru­hi­gen und es kam nicht mehr al­les auf einem Hau­fen. Zwei Ta­ge war mal wie­der Ru­he, was für doch ei­ni­ge Er­ho­lung sorg­te. Da­nach ging dann aber trotz­dem wie­der et­was ka­putt. Das Letz­te, was den Geist auf­gab, war mein Fern­se­her zu Hau­se. Ich woll­te mir eigent­lich eine schö­ne Se­rie an­sehen, be­vor ich dann ins Bett fiel, be­kam aber nur einen Ton und kein Bild da­zu. Mit mei­nem Miet­wa­gen brach­te ich das Ge­rät zur Re­pa­ra­tur und be­kam nach zwei Stun­den ge­sagt, das mein Steuer­ge­rät zer­stört war und das Bild nicht mehr an­zei­gen konn­te. Ein neu­es soll­te mich fast so viel kos­ten wie ein kom­plett neu­er Fern­se­her.

Das konn­te ich mir aber nicht so ein­fach leis­ten. Al­lei­ne die Kos­ten für mei­nen Un­fall spreng­ten schon je­den Rah­men, den ich mir ge­setzt hat­te. An­dern­falls kä­me ich mit mei­nem Ver­dienst ein­fach nicht über den Mo­nat. Mei­ne Fi­nan­zen wa­ren oh­ne­hin nicht ge­ra­de ge­seg­net. Für die Arbeit, die ich den gan­zen Tag er­le­dig­te, be­kam ich ein­deu­tig zu we­nig be­zahlt. Aber das la zu einem gro­ßen Teil auch da­ran wie man unse­re Ab­tei­lung in der Fir­ma be­han­del­te. Wir wa­ren ja nur die grau­en Mäu­se, die sich den gan­zen Tag hin­ter einem Bild­schirm ver­steck­ten und die Arbeit, die wir ver­rich­te­ten, war aus der Sicht des Unter­neh­mens auch nicht un­be­dingt not­wen­dig.

3. Kapitel

Lei­der war aber nicht al­les wie­der in Ord­nung, denn nach dem Wo­chen­en­de fand ich in mei­nen ge­schäft­li­chen Mails eine Nach­richt aus der Per­so­nal­ab­tei­lung mit der Ein­la­dung zu einem per­sön­li­chen Ge­spräch. Nach mei­ner Ein­stel­lung hat­te ich mit die­ser Ab­tei­lung eigent­lich nie mehr et­was am Hut. Sie woll­ten nichts von mir und ich nichts von ih­nen und schla­fen­de Hun­de soll­te man nicht we­cken. Mein Ter­min war di­rekt für den Vor­mit­tag an­ge­setzt und es blieb mir nicht mehr viel Zeit bis da­hin. Nicht ein­mal für einen kur­zen Arbeits­ein­satz war noch Zeit. Mit einem ext­rem un­gu­ten Ge­fühl in der Ma­gen­ge­gend mach­te ich mich auf den Weg zum Ver­wal­tungs­ge­bäu­de der Fir­ma.