Userin 8349 - Cassandra Hayworth - E-Book

Userin 8349 E-Book

Cassandra Hayworth

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Beschreibung

In einem Spiel im Internet findet die eher schüchterne Physiotherapeutin Estefania ihren größten Freundeskreis. So konnte sie trotz ihrer etwas unvorteilhaften Figur über so gut wie alles mit irgendjemandem sprechen. Ihr Team des Spiels veranstaltete jedes Jahr ein gemeinsames Grillfest, um sich auch außerhalb des Internets kennenzulernen. Estefania wird über mehrere Wochen dazu überredet, wenigstens einmal dieses Treffen zu besuchen. Für die Leistungen im Spiel gibt es dabei viele Belohnungen, und nach ihrem Urlaub entscheidet sie sich dafür, auch bei diesem Grillfest teilzunehmen. Dabei erlebt sie ihr erotisches Wunder und kann sich vor Angeboten kaum noch retten.

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Seitenzahl: 276

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Userin 8349

Erotikroman

Cassandra Hayworth

Alle Rechte bei Cassandra Hayworth

Copyright © 2025

by Cassandra Hayworth

c/o Block Services

Stuttgarter Str. 106

70736 Fellbach

www.honeycassybooks.de

Inhalt

1. Kapitel (Ein erster Horrortrip)

2. Kapitel (Wunderbare Nacht)

3. Kapitel (Der Zufall greift ein)

4. Kapitel (Zauberhafte Lehrerin)

5. Kapitel (Der Urlaub beginnt)

6. Kapitel (Das erste Treffen)

7. Kapitel (Unzucht am Strand)

8. Kapitel (Eskalation im Hotelzimmer)

9. Kapitel (Abendessen mit Folgen)

10. Kapitel (Eine schlaflose Nacht)

11. Kapitel (Feuchtes Vergnügen)

12. Kapitel (Besonderer Einkauf)

13. Kapitel (Spielchen im Mondenschein)

14. Kapitel (Nur noch Salzwasser)

15. Kapitel (Strap-on aus der Hölle)

16. Kapitel (Darf es etwas härter sein?)

17. Kapitel (Zu Besuch in Wien)

18. Kapitel (Fanny im Folterkeller)

19. Kapitel (Das Grillfest beginnt)

20. Kapitel (Orgie in der Herberge)

21. Kapitel (FKK-Grillfest am letzten Tag)

1. Kapitel (Ein erster Horrortrip)

End­lich war die Arbeits­wo­che zu En­de ge­gan­gen und ich konn­te mich den gan­zen Abend und das Wo­chen­en­de über um mein Hob­by küm­mern. Zum Aus­gleich saß ich eigent­lich durch­ge­hend vor mei­nem Com­pu­ter und spiel­te zu­sam­men mit tau­send an­de­ren ein On­li­ne­ga­me. Da­bei ging es da­rum aus einem win­zi­gen Dorf, fast oh­ne Tech­no­lo­gie eine gan­ze Met­ro­po­le auf­zu­bauen. We­nigs­tens muss­te ich da­bei nicht den gan­zen Tag durch die Ge­gend lau­fen, konn­te mich mit an­de­ren über das Inter­net unter­hal­ten und fand da­bei vie­le Freun­de. Mein eigent­li­cher Job war Phy­sio­the­ra­peu­tin in einer Kli­nik. Je­den Tag rann­te ich mit mei­ner Ta­sche durch die lan­gen Gän­ge, half den Pa­tien­ten bei der Ge­ne­sung und dem wie­der er­lan­gen ihrer Be­we­gungs­fä­hig­keit.

Da­zu ge­hör­ten Pa­tien­ten mit künst­li­chen Ge­len­ken, ge­bro­che­nen Kno­chen und ein­fach durch das Al­ter be­ding­te Prob­le­me des Be­we­gungs­ap­pa­ra­tes. We­nigs­tens hat­te ich an den Wo­chen­en­den mei­ne ver­dien­te Pau­se und konn­te mich bei mei­nem Spiel ent­span­nen. Das mach­te mir viel Spaß, brach­te mich mit Hun­der­ten Men­schen im gan­zen deutsch­spra­chi­gen Raum zu­sam­men und ich konn­te da­bei be­quem vor mei­nen Bild­schir­men sit­zen. In mei­ner Woh­nung hat­te ich mir ein gan­zes Zim­mer da­für ein­ge­rich­tet. Da stand mein gan­zer Stolz. Ein neu­er sehr teu­rer Com­pu­ter mit mei­nem gro­ßen schwar­zen Schreib­tisch und an der Wand vor mei­ner Na­se hin­gen gan­ze drei Bild­schir­me neben­ei­nan­der.

Aus mei­nem klei­nen Dorf im Spiel war mitt­ler­wei­le eine an­sehn­li­che Stadt ge­wor­den und ich kon­kur­rier­te mit an­de­ren zu­sam­men um die bes­ten Plät­ze um Roh­stof­fe zu Far­men. Ich hat­te mich mit cir­ca 70 an­de­ren zu einer Ge­mein­schaft zu­sam­men­ge­schlos­sen und wir spra­chen uns unter­ei­nan­der über das Mik­ro­fon und die Kopf­hö­rer ab, wel­che Plät­ze wir für unser Wachs­tum aus­beu­ten woll­ten. Es ging da­bei meist da­rum wel­che unse­rer Tech­no­lo­gien wir da sta­tio­nier­ten, wie wir sie gegen an­de­re ab­si­chern konn­ten und na­tür­lich auch wer was für sei­ne Stadt be­nö­tigt. In die­sem Sta­dium ging es für mich da­rum, in wel­che Rich­tung einer Pro­duk­tion ich mich ent­wi­ckeln soll­te. In unse­rer Grup­pe fehl­te es im­mer wie­der an Kup­fer und den da­raus re­sul­tie­ren­den Bau­tei­len.

Ins­be­son­de­re Com­pu­ter­chips und elekt­ri­sche Lei­tun­gen blo­ckier­ten die Ent­wick­lung unse­rer Städ­te. Kup­fer war rar und auch ei­ni­ger­ma­ßen teu­er im spiel­eige­nen Han­del. Unse­re gan­ze Grup­pe muss­te im­mer wie­der die be­nö­tig­ten Wa­ren ein­kau­fen. Das soll­te sich aber in Zu­kunft än­dern und wir woll­ten uns eine eige­ne Pro­duk­tion auf­bau­en, da­mit wir im­mer ge­nug auf Vor­rat hat­ten und die Er­zeug­nis­se teu­er ver­kau­fen konn­ten. Seit ins­ge­samt zwei Wo­chen plan­ten wir zu­sam­men die gan­ze Ak­tion, die an die­sem Wo­chen­en­de statt­fin­den soll­te. Mei­ne Stadt hat­te ich zu die­sem Zweck schon lan­ge vor­be­rei­tet und ei­ni­ge Pro­duk­tions­stät­ten ge­baut, die al­ler­dings noch oh­ne das nö­ti­ge Ma­te­rial wa­ren.

Im Spiel nann­te ich mich ein­fach nur ›Fa­nia‹, ab­ge­lei­tet von mei­nem rich­ti­gen Vor­na­men Es­te­fa­nia. Al­ler­dings wur­de ich außer den Leu­ten aus mei­ner Grup­pe für al­le an­de­ren nur als ›Use­rin 8349‹ an­ge­zeigt. Ei­ni­ge mei­ner Freun­de aus der Grup­pe nann­ten mich nach meh­re­ren Unter­hal­tun­gen ein­fach nur bei mei­nem Spitz­na­men ›Fan­ny‹, einer Mi­schung aus mei­nem Na­men und mei­nen Scher­zen, die ich ab und an von mir gab. Außer­halb des Spiels im rich­ti­gen Le­ben kann­te mich nie­mand. Mei­ne Freun­de wuss­ten nur, wo in Ös­ter­reich ich wohn­te und was ich be­ruf­lich mach­te. Das Gan­ze war al­so ziem­lich ano­nym und ich brauch­te mir kei­ne Sor­gen zu ma­chen, dass ir­gend­wann je­mand vor mei­ner Tür stand.

Mit mei­nen 26 Jah­ren und mei­ner Fi­gur konn­te ich gegen fast nie­man­den be­stehen. Mut­ter Na­tur hat­te es mit mei­ner Kör­per­grö­ße von 1,72 m ziem­lich gut ge­meint, al­ler­dings blieb ich mit mei­nem Ge­wicht im­mer unter­halb des Nor­mal­ge­wichts. Ich konn­te es­sen, so viel und was ich woll­te, und wur­de trotz­dem nicht schwe­rer. Mei­ne Kol­le­gin­nen in der Kli­nik schlos­sen grund­sätz­lich im­mer die Tür, wenn ich in der Nä­he war. Scherz­haft sag­ten sie dann im­mer, dass mich ein klei­ner Wind­stoß in ein an­de­res Ge­bäu­de fe­gen konn­te. Da­ran hat­te ich mich aber schon seit mei­ner Schul­zeit ge­wöhnt. Als jun­ges Mäd­chen fühl­te ich mich da­durch im­mer ge­är­gert, aber das war na­tür­lich nie bö­se ge­meint.

Ich war und blieb ein­fach im­mer eine lan­ge Boh­nen­stan­ge und konn­te mich pri­ma hin­ter einer Stra­ßen­la­ter­ne ver­ste­cken. Jah­re hat­te ich da­mit ver­schwen­det im­mer sehr viel zu es­sen, da­mit ich mehr Ge­wicht be­kam, aber ir­gend­wie ver­brann­te mein Kör­per so viel Ener­gie, dass nichts wirk­lich an­setz­te. Den ein­zi­gen Schub, den ich be­kam, war wäh­rend mei­ner Pu­ber­tät, als mei­ne Brüs­te wuch­sen. Aber da ka­men auch nur B-Körb­chen da­bei he­rum, die an mei­nem Ge­wicht nicht son­der­lich viel än­der­ten. We­nigs­tens brauch­te ich mich nicht zu ver­ste­cken. Die meis­ten Män­ner moch­ten sehr schlan­ke Frau­en wie mich, nur soll­ten sie grö­ße­re Brüs­te ha­ben und kör­per­lich klei­ner sein. Das klapp­te bei mir nicht.

Im Inter­net hin­gegen war das völ­lig egal. Nie­mand konn­te mich se­hen und da fühl­te ich mich sehr wohl. Es gab nur ein klei­nes Prob­lem. Seit un­ge­fähr zwei Jah­ren spiel­te ich im Inter­net mit mei­ner Grup­pe die­ses Spiel und wir unter­hiel­ten uns über ein klei­nes Pro­gramm. Al­les ge­schah vir­tu­ell und die an­de­ren kann­ten nur mei­ne Stim­me. Al­ler­dings hat­ten sie für je­des Jahr im Som­mer ein gro­ßes Grill­fest ver­an­stal­tet. Bis­her wei­ger­te ich mich, da­ran teil­zu­neh­men und er­fand gu­te Grün­de, wa­rum ich dort nicht zu se­hen war. Ich ha­der­te mit mei­ner Fi­gur und war schon viel zu oft von hüb­schen Män­nern ab­ge­lehnt wor­den. Das woll­te ich wirk­lich nicht auch noch in mei­nem Spiel er­le­ben. Das wa­ren mei­ne Freun­de und ich konn­te mich mit ih­nen über al­les unter­hal­ten, was mir auf der See­le lag.

Mei­ne Freun­de aus dem Inter­net und mei­nem Spiel wa­ren so ziem­lich die Ein­zi­gen, denen ich mich an­ver­trau­te. Sie ge­nos­sen mein Ver­trau­en und hal­fen mir bei mei­nen täg­li­chen Prob­le­men und Un­zu­läng­lich­kei­ten. Auch als Kum­mer­kas­ten zog ich sie ins Ver­trau­en und be­kam sehr vie­le posi­ti­ve Rück­mel­dun­gen, wie ich da­rü­ber dach­te und er­hielt auch mög­li­che Lö­sun­gen, wie ich in mei­nem All­tag da­mit um­ge­hen konn­te. Wo­von sie nichts wuss­ten, war mein feh­len­des Selbst­be­wusst­sein und wie ich da­runter litt, kaum Er­fah­run­gen mit Män­nern zu ha­ben. Ich hat­te ein sehr aus­ge­fal­le­nes Se­xual­le­ben. Tat­säch­lich fiel es schon seit vie­len Jah­ren fast kom­plett aus. Ich war nicht das, was sich vie­le Män­ner in mei­nem Al­ter unter einer Part­ne­rin vor­stell­ten.

Mit viel Glück schaff­te ich es in einem gan­zen Jahr zu ein­mal Ge­schlechts­ver­kehr mit einem Ty­pen, der ein­fach nur mal mit einer Frau im Bett lan­den woll­ten. Ich konn­te mich ein­fach nicht auf je­den ein­las­sen und die meis­ten die mir ge­fie­len, nah­men Ab­stand, weil ich ein­fach nicht in ihr Beu­te­sche­ma pass­te. Wel­cher Mann woll­te auch schon mit einer Frau Schla­fen, bei der er Angst ha­ben muss­te, sie in der Mit­te durch­zu­bre­chen. Lei­der war ich aber auch nicht so selbst­be­wusst Män­ner, die mir ge­fie­len, an­zu­spre­chen und um ein Date oder viel­leicht so­gar um einen One-Night-Stand zu bit­ten. Das war eigent­lich mein größ­tes Prob­lem. Es fiel mir ext­rem schwer, mich auf je­man­den ein­zu­las­sen, der mir schon op­tisch nicht ge­fiel.

Trau­ri­ger­wei­se führ­te das da­zu, dass ich mei­ne gan­ze Ju­gend über al­lei­ne ver­brach­te und durch die Ab­leh­nung die mir ent­gegen­schlug, such­te ich mein See­len­heil bei mei­nen Freun­den im Spiel. Als ich nach Hau­se kam, warf ich ein­fach nur mei­ne Ta­sche im Flur auf den Bo­den, ver­schwand in mein Com­pu­ter­zim­mer und setz­te mich auf mei­nen be­que­men far­ben­fro­hen Ga­mings­tuhl. Mit einem kur­zen Tas­ten­druck er­wach­ten mei­ne Bild­schir­me zum Le­ben, der Rech­ner fuhr hoch und ich be­rei­te­te mei­ne not­wen­di­gen Auf­zeich­nun­gen vor. Di­rekt da­nach öff­ne­te ich mei­nen Brow­ser, be­such­te eine Sei­te, da­mit ich mir Es­sen lie­fern las­sen konn­te, und be­stell­te mir eine Klei­nig­keit zum Abend­es­sen.

Schon Se­kun­den spä­ter setz­te ich mir mei­ne Kopf­hö­rer auf, zog mein Mik­ro zu mir he­ran und logg­te mich fast gleich­zei­tig in mein Spiel und die an­de­ren Pro­gram­me um mich unter­hal­ten zu kön­nen ein. Da es Frei­tag am frü­hen Abend war und ich am Wo­chen­en­de nicht bei der Arbeit er­schei­nen muss­te, blieb mir Zeit bis in die frü­hen Mor­gen­stun­den. Kaum war ich in den Sprach­chat ein­ge­loggt, be­grüß­te mich mein treu­er Freund Ma­rius, der aus der Schweiz kam und einen Dia­lekt sprach, den ich ext­rem moch­te. Ma­rius war Be­am­ter beim Fi­nanz­amt und war bei­na­he im­mer on­line. Sei­ne Stadt im Spiel war schon deut­lich grö­ßer als mei­ne und er half mir sehr bei der Ent­wick­lung.

Im Gegen­satz zu mir konn­te er deut­lich mehr Zeit da­rauf ver­wen­den, im Spiel zu sein, und ge­hör­te im Chat ein­fach schon fast zum In­ven­tar. Für mich war das un­ge­fähr so wie nach Hau­se zu kom­men. Stän­dig und rund um die Uhr war im Chat et­was los und es war im­mer je­mand da, den ich schon et­was län­ger kann­te. Ma­rius be­grüß­te mich über­schwäng­lich und man merk­te ihm die pu­re Freu­de al­lei­ne schon durch die Stim­me an. So­fort war ich wie­der mit­ten­drin und konn­te den Är­ger von der Arbeit voll­stän­dig ver­ges­sen. Wir küm­mer­ten uns noch um die letz­ten Vor­be­rei­tun­gen und war­te­ten der­weil noch auf unse­re Mit­strei­ter, die al­le an die­sem Abend nach und nach im Spiel und im Chat er­schie­nen.

Die meis­ten ka­men wie ich di­rekt von der Arbeit und wir hat­ten eine wun­der­vol­le Unter­hal­tung. Das wa­ren ge­nau die Zei­ten, in denen mir das Spiel und mei­ne Mit­spie­ler die feh­len­de Fa­mi­lie er­setz­ten. Sie wa­ren zwar nicht in mei­ner Woh­nung und ich konn­te sie nicht se­hen, mich aber pri­ma mit ih­nen unter­hal­ten und was noch viel wich­ti­ger war, laut la­chen. Wir wa­ren schon ein sehr lus­ti­ger Hau­fen. Unse­re Che­fin der Grup­pe kam erst gegen 18 Uhr on­line und in­for­mier­te sich über die ge­plan­ten Ak­ti­vi­tä­ten. Ihr Na­me war Isa­bel­la und neben dem Spiel arbei­te­te sie als Archi­tek­tin in der Schweiz. Sie war schon 56 Jah­re alt und er­zähl­te ger­ne von ihrem be­reits er­wach­se­nen Sohn und von ihrem ehe­ma­li­gen un­treu­en Ehe­mann.

Erst gegen 21 Uhr wa­ren wir, die für die­ses Wo­chen­en­de den Aus­bau uns­res vir­tu­el­len Unter­neh­mens plan­ten voll­stän­dig und konn­ten los­schla­gen. Wir be­setz­ten das aus­ge­wähl­te Ab­bau­ge­biet und stell­ten unse­re ers­ten Ma­schi­nen zum Ab­bau der Ro­her­ze auf. Gleich­zei­tig küm­mer­ten sich an­de­re schon um die Ein­rich­tung der Trans­port­we­ge, die auch in mei­ne Stadt lie­fer­ten. Bis mei­ne Schmel­ze ge­nug Ma­te­rial in ihrem La­ger hat­te, dau­er­te das schon sehr lan­ge. Aber da wir erst die Pro­duk­tion auf­bau­ten, brauch­te das schon eine gan­ze Zeit, bis wir aus dem vol­len schöp­fen konn­ten. Ab da ging es dann für uns da­rum, die Pro­duk­tions­stät­ten in unse­ren Städ­ten zu op­ti­mie­ren und so zu ma­na­gen, dass wir ge­nau das ver­arbei­te­ten, was he­rein­kam.

Wäh­rend wir uns um die eige­nen An­la­gen küm­mer­ten, kam im Chat schon wie­der das The­ma Grill­par­ty auf, die im Som­mer statt­fin­den soll­te. Das war wirk­lich al­les an­de­re als ein The­ma für mich, ob­wohl Ma­rius die gan­ze Zeit mir gegen­über da­von schwärm­te. In die­sem Jahr soll­te es aus­ge­rech­net auch noch ganz in mei­ner Nä­he statt­fin­den. Ge­plant war als Aus­tra­gungs­ort Linz, was von St. Pöl­ten, mei­ner Hei­mat­stadt ge­ra­de ein­mal 120 Ki­lo­me­ter wa­ren. Über die West­auto­bahn brauch­te ich ge­ra­de ein­mal et­wa eine Stun­de bis zum aus­ge­wähl­ten Ver­an­stal­tungs­ort. Trotz­dem woll­te ich auch in die­sem Jahr nicht da­ran teil­neh­men. Wie wür­den mei­ne gan­zen Mit­spie­ler re­agie­ren, wenn ich Vo­gel­scheu­che dort auf­tauch­te?

Ma­rius wür­de ich schon ger­ne ein­mal zu Ge­sicht be­kom­men, al­ler­dings auch nur aus der Ent­fer­nung, da­mit er mich nicht sah. Auch ei­ni­ge an­de­re Spie­le­rin­nen und Spie­ler wür­den mich schon in­te­res­sie­ren, al­ler­dings hat­te ich mit mei­nem feh­len­den Selbst­be­wusst­sein zu kämp­fen. Im Chat konn­te ich mich pri­ma of­fen zei­gen und mit wirk­lich al­len gut aus­kom­men. Nur wür­de das real auch so ab­lau­fen, oder kä­me da dann wie­der die Ab­leh­nung zum Vor­schein und ich wür­de mir mei­ne müh­sam über vie­le Spiel­stun­den auf­ge­bau­te Fa­mi­lie zer­stö­ren? Das wür­de ich ein­fach nicht ver­kraf­ten. Ma­rius ver­such­te, mich zu lo­cken. Mei­ne Stim­me wirk­te auf ihn wie ein Tauch­sie­der auf Va­nil­le­eis und er wür­de mich schon ger­ne nä­her ken­nen­ler­nen.

Mir ging es eigent­lich ähn­lich, denn Ma­rius hat­te schon eine sehr net­te Stim­me und ich war ext­rem neu­gie­rig, wel­cher Mensch sich eigent­lich da­hin­ter ver­steck­te, al­ler­dings konn­te ich das nicht so ein­fach zu­las­sen. Was wä­re, wenn er wie die meis­ten mei­ne Ge­sell­schaft ab­lehn­te? In die­sem Fall wür­de ich nicht nur mei­nen Ver­trau­ten ver­lie­ren, son­dern gleich mei­ne gan­zen Freun­de. Das Ri­si­ko war ein­fach viel zu groß. Ich ver­such­te, das The­ma im­mer wie­der auf et­was an­de­res zu len­ken, weil ich mich nicht an die­sem Abend nicht är­gern woll­te. Ge­lang mir lei­der fast nicht. Ma­rius hat­te sich fest in den Kopf ge­setzt mich so weit zu be­arbei­ten, bis ich end­lich zu­stimm­te.

Mit­ten in der Nacht konn­te ich das The­ma Grill­fest dann end­lich ab­schlie­ßen, in­dem ich ihm ver­sprach in­ten­siv da­rü­ber nach­zu­den­ken. Ein Blick auf mei­nen Ka­len­der mach­te es nicht wirk­lich bes­ser. Das Grill­fest soll­te ge­nau an dem Wo­chen­en­de statt­fin­den, an dem ich aus mei­nem Urlaub wie­der zu Hau­se war. Zeit hat­te ich al­so mehr als ge­nug und an die­sem Wo­chen­en­de brauch­te ich dann kaum mei­nem Spiel nach­ge­hen. Bei­na­he al­le aus mei­ner Grup­pe tra­fen sich et­wa 100 Ki­lo­me­ter von mir ent­fernt und wür­den auf kei­nen Fall on­line an­zu­tref­fen sein. Das hieß, ich war ein gan­zes Wo­chen­en­de lan­ge al­lei­ne oh­ne mei­ne Freun­de. Bei­na­he al­le wür­den sich dort tref­fen und nur eine Hand­voll da­von blie­ben mit einem gu­ten Grund fern.

Selbst unse­re Grup­pen­chefin wür­de mit ihrem er­wach­se­nen Sohn aus der Schweiz an­rei­sen und das Wo­chen­en­de bei uns in Ös­ter­reich ver­brin­gen. Die Ein­zi­ge die na­tür­lich feh­len wür­de, war wie­der ich. Das setz­te mich schon sehr unter Druck und nahm mir an die­sem Sams­tag­mor­gen die Lust am Spiel. Des­halb brach ich mei­ne Spiel­ses­sion schon um kurz nach zwei Uhr am Mor­gen ab, schal­te­te mei­nen Com­pu­ter aus und ver­schwand in mein Schlaf­zim­mer. Doch mei­nen Kopf konn­te ich nicht so schnell schwei­gen las­sen. Er hielt mich noch eine gan­ze Wei­le mit den wirrs­ten Ge­dan­ken wach und erst kurz vor Son­nen­auf­gang fiel ich in einen ziem­lich un­ru­hi­gen und kaum er­hol­sa­men Schlaf.

Erst am frü­hen Nach­mit­tag wach­te ich wie­der auf und schlepp­te mich noch im­mer hun­de­mü­de unter die Du­sche. Eigent­lich setz­te ich mich an den Wo­chen­en­den schon di­rekt nach dem Auf­ste­hen vor mei­ne Bild­schir­me und traf mich vir­tu­ell mit mei­nen Freun­den. Nicht so an die­sem Mor­gen. Ich ent­schied mich, mei­nem Spiel ein we­nig län­ger fern zu blei­ben und woll­te erst noch dem Super­markt einen Be­such ab­zu­stat­ten. Eigent­lich auch et­was, was ich so oft es ging, eigent­lich ver­mied. Ich moch­te vie­le Men­schen auf einem Fleck nicht be­son­ders, was vor al­lem auch mei­nen Be­ruf in der Kli­nik zu einem rei­nen Spieß­ru­ten­lauf wer­den ließ. Da gab es kaum einen Tag, an dem es ru­hig zu­ging und al­le mög­li­chen Men­schen durch die Gän­ge trab­ten.

Das war am schlimms­ten auf der Kin­der­sta­tion. Die­se klei­nen Mons­ter konn­ten oh­ne die Er­zeu­ger noch nicht ein­mal auf die To­i­let­te und das merk­te man auch an den gan­zen Men­schen­mas­sen in den Gän­gen. Nach dem An­zie­hen schnapp­te ich mir mei­ne Ta­sche und mach­te mich auf den Weg zu mei­nem Auto. Doch nur ein paar Hun­dert Me­ter von mei­ner Woh­nung ent­fernt lan­de­te ich in einer Blech­la­wi­ne und war um­ge­ben von vie­len Leu­ten. Das konn­te ja ein ganz be­son­de­res Wo­chen­en­de wer­den. Nichts funk­tio­nier­te so, wie ich mir das vor­stell­te und an­statt mit mei­nen Freun­den al­lei­ne zu sein muss­te ich mich der Ge­sell­schaft stel­len, die mich schon so an­sah, als wä­re ich nicht ganz nor­mal.

Im Stau auf der Land­stra­ße fiel mir dann auch auf, dass ich nicht ganz nor­mal sein konn­te. Ich hat­te schlicht und ein­fach ver­ges­sen, eine an­stän­di­ge Ho­se an­zu­zie­hen, die mei­ne Streich­holz­bein­chen auch wirk­lich ver­deck­te und war mit einer Schlab­ber­ho­se los­ge­fah­ren, die mir viel zu kurz war. Das ge­sam­te Wo­chen­en­de war schon wie­der ver­ha­gelt und ich är­ger­te mich über mei­ne eige­ne Un­fä­hig­keit. Was eigent­lich eine Er­ho­lung wer­den soll­te ent­wi­ckel­te sich zu einem rei­nen Hor­ror­trip, der erst be­gann. Fast eine hal­be Stun­de stand ich in die­ser Blech­la­wi­ne, bis ich end­lich wei­ter­fah­ren konn­te, und dann auf den Park­platz vor dem Super­markt ein­bog.

Auch da ver­ließ mich mein be­son­de­res Glück nicht. Ob­wohl die meis­ten schon am Sams­tag­vor­mit­tag die Ge­schäf­te stürm­ten schie­nen sie aus­ge­rech­net an die­sem Wo­chen­en­de auf mich ge­war­tet zu ha­ben. Der kom­plet­te Park­platz war über­füllt und hau­fen­wei­se pick­li­ge Teen­ager park­ten ihre be­we­gungs­scheu­en Kör­per vor dem Ein­gang des Kon­sum­tem­pels. Nie­der­ge­schla­gen stieg ich aus mei­nem Auto aus und nä­her­te mich der Meu­te von der Sei­te. Es dau­er­te nicht lan­ge, bis der Ers­te sei­ne auf­ge­quol­le­nen Au­gen auf mich rich­te­te und so­fort sei­ne Kum­pels auf mich auf­merk­sam mach­te. Der Spaß­vo­gel der Grup­pe nahm mich ins Vi­sier, leg­te sei­nen Schä­del schief und leg­te mir na­he so schnell wie mög­lich ein­zu­kau­fen. Ein Kno­chen­ge­rüst soll­te sei­ner Mei­nung nach nicht so lan­ge oh­ne Nah­rung blei­ben.

2. Kapitel (Wunderbare Nacht)

Die jun­gen Stän­ke­rer nahm ich nicht ein­mal rich­tig ernst. Na­tür­lich war ich viel zu dürr und be­stand eigent­lich nur aus Haut und Kno­chen. Da­für konn­te ich aber nichts. Es war schon seit mei­ner Schul­zeit so und ich hat­te schon oft ge­nug ver­sucht, das zu än­dern. Es brauch­te die dum­men Sprü­che nicht, um mir vor Au­gen zu füh­ren das ich viel zu dünn war. Auch die Bli­cke der an­de­ren Men­schen in dem Super­markt wa­ren schon lan­ge nichts Neu­es mehr. Mir war selbst klar, dass ich aus­se­hen muss­te, als sei ich ma­ger­süch­tig. Es war ein­fach nur lä­cher­lich, so an­ge­se­hen zu wer­den, und sorg­te bei mir im­mer wie­der aufs Neue für ma­xi­ma­le De­mü­ti­gung. Das war auch der Grund, wa­rum ich Men­schen im All­ge­mei­nen mied.

We­nigs­tens wirk­te ich in der Kli­nik auf mei­ner Arbeits­stel­le nicht wie ein Fremd­kör­per. Eine Frau mit mei­nem Kör­per­bau fiel da nie groß­artig auf, weil eigent­lich je­der dach­te, ich wä­re eine Pa­tien­tin, die kurz vor dem Hun­ger­tod stand und dort wie­der auf­ge­päp­pelt wur­de. Da­bei arbei­te­te ich dort und schlepp­te mei­ne Ta­sche durch die Ge­gend. Die meis­ten hiel­ten das aber für mein Ge­päck für einen län­ge­ren Auf­ent­halt in der Kli­nik. Auf das Na­mens­schild was ich auf­grund mei­ner Tä­tig­keit tra­gen muss­te, ach­te­ten die meis­ten nicht ein­mal. Das ging ein­fach bei einem kur­zen Blick unter. Nur bei den Pa­tien­ten fiel das dann auf, aber die wa­ren mit ihren eige­nen Prob­le­men so weit be­schäf­tigt, dass sie nicht auf mei­nen Kör­per­bau ach­te­ten.

Im Super­markt ver­steck­te ich mich eigent­lich meist hin­ter den Re­ga­len, da­mit mich kei­ner ent­deck­te und mich mit den ver­wun­der­ten Bli­cken straf­te. Lei­der funk­tio­nier­te das aber an die­sem Mit­tag nicht. Der gan­ze Super­markt war mit Men­schen über­füllt und ich muss­te mich wirk­lich von je­dem be­gaf­fen las­sen wie ein Tier im Zoo. Dem­ent­spre­chend zog ich mei­nen Ein­kauf auch im Schnell­gang durch, be­vor ich dann wie­der wie auf dem Prä­sen­tier­tel­ler in der Schlan­ge vor der Kas­se stand. Da fühl­te ich mich über­haupt nicht mehr wohl und selbst die klei­nen Kin­der mit ihren Müt­tern flüch­te­ten vor mir. Da­zu gab es dann auch noch kos­ten­lo­se Kom­men­ta­re, die ich nicht wirk­lich zum ers­ten Mal zu hö­ren be­kam. ›Tod auf So­cken‹, war noch eine der net­te­ren Um­schrei­bun­gen.

Nach­dem ich die Kas­se end­lich hin­ter mir ge­las­sen hat­te, flüch­te­te ich auf dem schnells­ten Weg zu mei­nem Auto, warf mei­ne Ein­käu­fe in den Kof­fer­raum und mach­te mich auf den Weg zu mei­ner Woh­nung. Das wa­ren für das Wo­chen­en­de schon viel zu vie­le Men­schen nach mei­nem Ge­schmack. Da zog ich dann doch mein Spiel vor. Da brauch­te ich mich nicht an­star­ren las­sen, son­dern konn­te in mei­nem Stuhl gam­meln und mir den Ma­gen voll­schla­gen. Das sah zwar kei­ner und auf mei­ne äu­ße­re Er­schei­nung mach­te das auch kei­nen Ein­fluss, aber ich war zum Glück al­lei­ne und wenn mir in unse­rem Sprach­chat je­mand auf die Eier­stö­cke ging, konn­te ich ihn ein­fach stumm schal­ten.

Zu Hau­se star­te­te ich mei­nen Com­pu­ter, räum­te die Ein­käu­fe in mei­ne Schrän­ke und schob mir gleich ein­mal eine rich­tig fet­te Piz­za mit zu­sätz­lich einer hal­ben Tü­te Kä­se in den Ofen. Auf einer Piz­za gab es gar nicht zu viel Kä­se und die­se Fer­tig­piz­zen spar­ten oh­ne­hin mit dem gu­ten Zeug. Vor Ka­lo­rien brauch­te ich kei­ne Angst zu ha­ben. Egal was ich auch in mich hi­nein­stopf­te, es setz­te nichts an. Da­bei wünsch­te ich mir deut­lich mehr Ma­te­rial an mei­nem Kör­per. An­de­re dusch­ten schon mit Spül­mit­tel, weil der Auf­druck ›gegen hart­nä­cki­ges Fett‹ ver­sprach, sie von ihren zu­sätz­li­chen Pfun­den zu be­freien. Ich hät­te mir Zu­cker und Fett in Kom­bi­na­tion am liebs­ten int­ra­ve­nös zu­ge­führt, da­mit ich end­lich et­was Ge­wicht auf­bau­te.

Nur wür­de mir das auch nicht hel­fen. Selbst die Piz­zen mit zu­sätz­lich Kä­se brach­ten bei mir kei­nen Er­folg. Nicht ein­mal, wenn ich da­nach gleich noch zwei Tü­ten Chips in mei­nem Ma­gen la­ger­te, nahm ich ein Gramm zu. Am meis­ten mach­te es mich fer­tig, dass ich mit mei­nem klei­nen Ma­gen fres­sen konn­te wie eine nim­mer­sat­te Rau­pe und trotz­dem ein­fach nicht zu­nahm. Al­les, was ich in mich stopf­te, kam hin­ten wie­der raus und ver­stopf­te re­gel­mä­ßig mei­ne To­i­let­te. Bei mehr als drei Pfund Ein­la­ge spiel­te kein Ab­ort mehr mit und wei­ger­te sich, die ver­dau­ten Res­te durch die viel zu en­gen Roh­re zu be­för­dern. Wäh­rend an­de­re nur auf mög­lichst ge­sun­de Nah­rungs­mit­tel setz­ten, da­mit sie nicht fett wur­den, schau­fel­te ich Le­bens­mit­tel mit sehr ho­hem Nähr­wert in mich hi­nein oh­ne eine Ver­än­de­rung zu be­mer­ken.

Das mit mei­ner Sta­tur brach­te so­gar schon mei­nen El­tern sehr vie­le Prob­le­me ein. Als Ers­tes fiel das im Kin­der­gar­ten auf und die Er­zie­her dort ver­mu­te­ten, dass mei­ne El­tern mir nicht ge­nug zu Es­sen ga­ben. Da­bei war ich durch­aus sehr gut ver­sorgt und durf­te es­sen, so viel ich woll­te. Da­nach gab es einen ers­ten Be­such des Amts­arz­tes, der mich unter­such­te aber kei­ne Hin­wei­se auf Man­gel­er­näh­rung fin­den konn­te. Die­ses Spiel­chen setz­te sich dann in der Grund­schu­le und auch auf der wei­ter­füh­ren­den Schu­le fort. Selbst kurz vor mei­nem Abi­tur wur­de ich noch ein­mal auf An­wei­sung vom Amt unter­sucht, weil ich ein­fach nur ein Strich in der Land­schaft war und aus­sah, als ob ich kurz vor dem Hun­ger­tod stand.

Des Rät­sels Lö­sung war mein Stoff­wech­sel, der eben­falls unter­sucht wur­de. Wäh­rend je­der Kör­per eigent­lich Zu­cker und Fett ein­la­ger­te, um sich im Not­fall da­raus zu ver­sor­gen, und Ener­gie be­reit­stell­te, mach­te mei­ner das nicht. Was zu viel war, la­ger­te mein Kör­per ein­fach nicht ein, son­dern schied es un­ver­braucht wie­der aus. Mein Bau­plan hat­te ir­gend­ei­nen Feh­ler, der da­für sorg­te, dass ich im­mer krank­haft schlank aus­sah, ob­wohl ich hoch ver­arbei­te­te Le­bens­mit­tel im Über­fluss ge­noss. Mei­ne Piz­za war noch nicht ein­mal durch­ge­ba­cken, als ich mich vor mei­nen Rech­ner setz­te und mein Spiel und die Zu­satz­pro­gram­me star­te­te.

Mein ver­trau­ter Ma­rius war nicht on­line. Statt­des­sen be­grüß­te mich mei­ne Freun­din An­na-Le­na im Chat. Mit ihr hat­te ich mich schon sehr oft bis spät in die Nacht unter­hal­ten. Sie arbei­te­te als Kran­ken­schwes­ter eben­falls in einer deut­schen Kli­nik, was uns zu Kol­le­gen mach­te. Wir konn­ten uns stun­den­lang über unse­re Pa­tien­ten unter­hal­ten und hat­ten im­mer viel zu la­chen. An ihrer Arbeits­stel­le gab es, wie bei mir auch, im­mer wie­der Pa­tien­ten, die ziem­lich ner­vig wa­ren. Sie hat­ten in ihrem Schwes­tern­zim­mer einen Be­le­gungs­plan hän­gen und bei je­dem un­an­ge­neh­men Pa­tien­ten stand eine klei­ne Be­mer­kung da­bei. So­zu­sa­gen als klei­ne Diag­no­se für die Schwes­tern.

Bei einem be­son­ders un­an­ge­neh­men Pa­tien­ten stand ein­mal da­bei, ›Pa­tient lei­det unter einer aku­ten Freund­lich­keits­al­ler­gie‹, was in unse­rem Chat zu einem wah­ren Feuer­werk an lus­ti­gen Be­mer­kun­gen führ­te. Bei uns gab es so et­was nicht. Hier funk­tio­nier­te das nur über Mund­pro­pa­gan­da mit den Schwes­tern. Da­bei gab es aber auch im­mer al­le mög­li­chen In­for­ma­tio­nen gleich noch da­zu. Unse­re Schwes­tern kann­ten teil­wei­se schon die ge­sam­te Fa­mi­lien­ge­schich­te bis zu­rück ins Mit­tel­al­ter, weil sie manch­mal schon mit den An­ge­hö­ri­gen zu tun hat­ten. An­na-Le­na konn­te auf­grund ihrer Schich­ten nicht so oft an unse­rem Spiel teil­neh­men, wes­halb sie ab und an einem von uns ihre Zu­gangs­daten gab, da­mit wir uns um ihre Stadt küm­mer­ten, da­mit sie mit­kam.

Ich selbst hat­te ihren Ac­count auch schon ei­ni­ge Ma­le be­treut und mich um ihre Be­lan­ge ge­küm­mert. Das war aber nor­mal in unse­rer Grup­pe. Wir unter­stütz­ten uns gegen­sei­tig, wenn das Pri­vat­le­ben hin­ter dem Bild­schirm zu viel Zeit er­for­der­te. Da­von gab es eine gan­ze Grup­pe, die ab und an gleich drei oder vier Städ­te be­spiel­ten, da­mit nie­mand ins Hin­ter­tref­fen ge­riet. Vor al­lem in der Urlaubs­zeit wa­ren die­se Freun­de un­ver­zicht­bar. Einer den man eigent­lich im­mer fra­gen konn­te, war eben­falls im Chat ak­tiv. Ja­kob war ein ehe­ma­li­ger Dro­gen­ab­hän­gi­ger, der auf­grund mas­si­ver Prob­le­me von einem klei­nen Lohn als Tele­fo­nist leb­te und sich eigent­lich fast durch­gän­gig im Spiel be­fand.

Er arbei­te­te von zu Hau­se aus und küm­mer­te sich neben­bei um das Spiel. Da er sich kei­nen Urlaub leis­ten konn­te, über­nahm er im­mer wie­der an­de­re Ac­counts. Auch mei­nen hat­te er schon mehr­fach be­treut. Da­bei gab es nie Prob­le­me und er war ext­rem ver­ant­wor­tungs­be­wusst. Je­de Än­de­rung, die er mach­te, ver­merk­te er in einem Do­ku­ment, was er un­ge­fragt dem In­ha­ber nach sei­ner Rück­kehr zu­kom­men ließ. Nach mei­nen Urlau­ben konn­te ich dann ge­nau nach­voll­zie­hen, wel­che Än­de­run­gen er ver­an­lasst hat­te und wie sich mei­ne Stadt in der Zeit mei­ner Ab­we­sen­heit ver­än­der­te. Für uns Urlau­ber war das eine sehr will­kom­me­ne Me­tho­de, unse­re Städ­te am Lau­fen zu hal­ten.

Um uns für sei­ne Diens­te zu be­dan­ken, spon­ser­ten wir ihm ein paar Co­ins für das Spiel. Das war eine In­ga­me­wäh­rung, die man für ver­schie­de­ne Aus­bau­stu­fen ver­wen­de­te. Man konn­te sie ent­we­der über den Roh­stoff­markt er­hal­ten oder eben mit ein we­nig Geld­ein­satz für sei­nen Ac­count kau­fen und dann über die Grup­pen­funk­tion wei­ter­ge­ben. Von mei­nem Arbeits­lohn in­ves­tier­te ich oh­ne­hin je­den Mo­nat knapp 100 Euro in mein Spiel und hat­te so­mit im­mer ge­nug Co­ins, die ich ihm dann für sei­ne Diens­te wei­ter­ge­ben konn­te. Ja­kob fi­nan­zier­te sich so sein Spiel, da­mit er nichts von sei­nem kar­gen Lohn ein­set­zen muss­te.

An die­sem Nach­mit­tag ging es zu­min­dest nicht schon wie­der um das ge­plan­te Grill­fest. An­na-Le­na und ich unter­hiel­ten uns über die Er­leb­nis­se der Wo­che mit unse­ren Pa­tien­ten, spra­chen mit Ja­kob über The­men, die ge­ra­de in den Nach­rich­ten ak­tu­ell wa­ren und hat­ten gro­ßen Spaß unse­re Städ­te zu ma­na­gen. Das war ge­nau das, was ich mir er­hoff­te. Zwi­schen­durch ver­drück­te ich mei­ne Piz­za mit dem vie­len Kä­se und gönn­te mir als klei­nes Des­sert gleich ein gan­zes Ki­lo Erd­beer­jo­ghurt. Über den Chat konn­te man das na­tür­lich hö­ren, aber kei­ner von mei­nen Freun­den frag­te noch nach, ob es ir­gend­wann ein­mal eine Zeit gab, zu der ich nicht ir­gend­et­was in mei­nem Mund hat­te. Sie kann­ten das al­le schon lan­ge ge­nug.

In ihrer Vor­stel­lung muss­te ich eine ext­rem über­ge­wich­ti­ge jun­ge Frau sein, die sich ihren Stuhl vor dem Com­pu­ter mit einem Stahl­ge­rüst sta­bi­li­sie­ren muss­te, da­mit er nicht unter mei­nem Ge­wicht zu­sam­men­brach. Sie konn­ten nicht wei­ter von der Wahr­heit ent­fernt sein. Tat­säch­lich brauch­te die Gas­fe­der unter­halb mei­ner Sitz­flä­che nicht ein­mal ihre Funk­tion er­fül­len. Mit mei­nen paar Ki­lo­gramm Kör­per­ge­wicht hat­te sie im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes ein sehr leich­tes Spiel. Aber wir spra­chen auch im Chat nie von unse­rem Ge­wicht und von mir aus sprach ich die­ses The­ma schon gar nicht an. Soll­ten sie ru­hig den­ken, dass ich Prob­le­me hat­te, mich aus dem Stuhl zu wuch­ten.

Am spä­ten Nach­mit­tag ka­men dann auch wie­der nach­ei­nan­der Ma­rius und Isa­bel­la in den Chat. Zu mei­nem Glück ging es den gan­zen Nach­mit­tag und Abend nicht um das ge­plan­te Grill­fest. Sie be­rei­te­ten uns auf einen neu­en Mit­spie­ler vor, der in Kür­ze eben­falls in den Chat kom­men soll­te. Er hat­te erst mit dem Spiel an­ge­fan­gen und wir soll­ten ihn bei den ers­ten Schrit­ten ein we­nig unter­stüt­zen. We­nig spä­ter kam auch schon unser neu­er Mit­spie­ler und stell­te sich sehr ner­vös als Sa­leel Jon­ker aus Deutsch­land vor, der erst vor Kur­zem das Spiel durch eine Wer­be­an­zei­ge auf einem so­zia­len Netz­werk ent­deckt und sich mit den Grund­funk­tio­nen be­kannt ge­macht hat­te.

Da ihm das Spiel, wie uns al­len sehr viel Spaß mach­te, blieb er gleich da­bei und traf da­bei auf unse­re Grup­pe. Da­nach hat­te er sich lan­ge mit Isa­bel­la unter­hal­ten und sich über unse­ren Clan in­for­miert. Isa­bel­la nahm ihn dann in unse­re Grup­pe auf und an die­sem Abend mach­te er sei­ne ers­ten Schrit­te. Ich fand sei­ne Stim­me auf An­hieb sehr an­ge­nehm und be­gann ihn ein we­nig aus­zu­fra­gen. Vor al­lem war sein Dia­lekt und sein Na­me mal et­was ganz an­de­res. Er sprach Deutsch mit einem Dia­lekt aus den Nie­der­lan­den. Sein Vor­na­me war die Wahl sei­nes Va­ters, der aus Lie­be von Ma­rok­ko nach Leu­war­den ge­kom­men und dort mit einer Urlaubs­lie­be zu­sam­men­ge­zo­gen war. Er war das Er­geb­nis die­ser Li­ai­son und hat­te die ers­ten sechs Jah­re sei­nes Le­bens in den Nie­der­lan­den ver­bracht.

Ir­gend­wie mach­te al­lei­ne sei­ne Stim­me schon einen gro­ßen Ein­druck auf mich. Ihm schien es da ähn­lich zu ge­hen und nach nicht ein­mal einer Stun­de ver­ab­schie­de­ten wir uns aus dem Grup­pen­chat in einen an­de­ren Ka­nal um die Unter­hal­tung der an­de­ren nicht zu stö­ren. Ich half ihm sehr ger­ne bei den ers­ten Schrit­ten im Spiel, er­klär­te ihm eine gan­ze Men­ge ganz in Ru­he und unter­hielt mich vie­le Stun­den mit ihm al­lei­ne. Er arbei­te­te in sei­ner neu­en Hei­mat Deutsch­land als Elekt­ri­ker, war ge­ra­de 27 Jah­re alt ge­wor­den und leb­te mit sei­ner Kat­ze ›Queen‹ in einer ge­müt­li­chen Woh­nung. Spät am Abend kam dann Isa­bel­la kurz zu uns in den Ka­nal und frag­te be­lus­tigt, »Wie vie­le Stun­den wollt ihr euch noch al­lei­ne unter­hal­ten?«

So­fort ant­wor­te­te Sa­leel mit sei­ner ru­hi­gen Stim­me und dem nied­li­chen Dia­lekt, »Wenn es nach mir geht noch bis mor­gen Abend! Es­te­fa­nia bringt mir wirk­lich al­les per­fekt bei und er­klärt mir die ers­ten Schrit­te bis ins letz­te De­tail.«

Isa­bel­la fing an zu la­chen, »Dann tra­ge ich Fan­ny mal als dei­ne per­sön­li­che Be­treue­rin ein, wenn euch bei­den das recht ist. Üb­ri­gens bräuch­ten wir von dir noch die ers­ten Pro­duk­tions­zah­len für Kup­fer­plat­ten Fan­ny. Kannst du die spä­ter noch in unser Do­ku­ment ein­tra­gen? Habt noch einen schö­nen Abend be­zie­hungs­wei­se eine an­ge­neh­me Nacht ihr bei­den!«

Das hat­te ich kom­plett ver­ges­sen. Die­ses Ge­spräch mit Sa­leel war ext­rem an­ge­nehm und an­statt mei­ne Zah­len ein­zu­tra­gen, wie wir das eigent­lich im­mer mach­ten, war mir auf­grund des an­ge­neh­men Kon­takts bei­na­he so­fort ent­fal­len. Wäh­rend Sa­leel und ich wei­ter­hin mit­ei­nan­der spra­chen, no­tier­te ich die Pro­duk­tions­zah­len in unse­rem Do­ku­ment und küm­mer­te mich dann wie­der um sei­ne gan­zen Fra­gen, die ihm schein­bar nie aus­gin­gen. Wir blie­ben die ge­sam­te Nacht in unse­rem Pri­vat­chat und hat­ten eine wun­der­ba­re Kon­ver­sa­tion. Neben­bei küm­mer­ten wir uns bei­de um unser Spiel und gin­gen einen klei­nen Pri­vat­han­del ein. Ich ließ ihm aus mei­ner Stadt ein we­nig Bau­ma­te­rial zu­kom­men und er schick­te mir sei­ne Über­pro­duk­tion an Nah­rung.

Wir be­merk­ten nicht ein­mal, dass es draußen vor unse­ren Fens­tern schon wie­der hell wur­de. Sa­leel und ich wa­ren ein­fach in unse­rem Spiel und unse­rer Unter­hal­tung ge­fan­gen. Kei­ner von uns woll­te das Spiel be­en­den und wir zo­gen tat­säch­lich so lan­ge durch, bis ich nicht mehr die Au­gen of­fen hal­ten konn­te. Am frü­hen Vor­mit­tag ver­ab­schie­de­ten wir uns von­ei­nan­der und ich schal­te­te mei­nen Rech­ner aus. Da­nach ver­schwand ich in mei­nem Bett und schlief mit einem wun­der­ba­ren Traum bis zum frü­hen Abend durch. Die­se gan­ze Nacht und der hal­be Vor­mit­tag war ganz ge­nau nach mei­nem Ge­schmack. Sa­leel war ein rich­tig net­ter Mensch, wir hat­ten sehr viel zu la­chen und ver­stan­den uns auch her­vor­ra­gend.

Aus mei­nem an­fäng­li­chen Hor­ror­trip hat­te sich einer der bes­ten Ta­ge, die ich je im Spiel hat­te ent­wi­ckelt und zu­sätz­lich fand ich einen neu­en Freund, der mir mit sei­ner wohl­tu­en­den Stim­me auch noch einen rich­tig gei­len Traum be­scher­te. Lei­der war es aber auch schon wie­der Sonn­tag und mei­ne Spie­le­ses­sion durf­te an die­sem Abend nicht so lan­ge wer­den. Be­reits am nächs­ten Tag muss­te ich wie­der bei der Arbeit ste­hen und soll­te dann schon aus­ge­schla­fen sein. Da ich aber oh­ne­hin nichts Bes­se­res zu tun hat­te, star­te­te ich mei­nen Rech­ner und hoff­te im Chat wie­der auf Sa­leel zu tref­fen. Lei­der traf ich aber nur auf Ma­rius, der sich da­rü­ber lus­tig mach­te, dass ich die gan­ze Nacht mit Sa­leel al­lei­ne in einem Chat­raum war.

Er ver­mu­te­te, dass wir bei­den neben dem Spiel noch ganz an­de­re Spiel­chen ge­trie­ben hat­ten. La­chend be­rich­te­te ich ihm dann von einem vir­tu­el­len Blow­job und er­zähl­te Ma­rius im Spaß das Sa­leel und ich in der Nacht al­le Berg­gip­fel des Hi­ma­la­ja­ge­bir­ges be­stie­gen hat­ten. Na­tür­lich wuss­ten wir bei­de, dass es Un­sinn war und nichts in die­ser Rich­tung zwi­schen uns pas­sier­te. Aber Spaß muss­te ein­fach sein und mit Ma­rius war ich schon seit vie­len Mo­na­ten be­freun­det. Al­ler­dings be­rich­te­te er mir auch von einer neu­en Spie­le­rin, die er in der Nacht auch in einem pri­va­ten Chat­raum be­ra­ten hat­te. Ich kann­te die neue Spie­le­rin in unse­rer Grup­pe noch gar nicht und ließ mir von mei­nem Freund Ma­rius ei­ni­ges be­rich­ten.

3. Kapitel (Der Zufall greift ein)