Das Mädcheninternat - Cassandra Hayworth - E-Book

Das Mädcheninternat E-Book

Cassandra Hayworth

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Beschreibung

Die etwas fülligere 17-jährige Schülerin Paula muss nach der Trennung ihrer Eltern für die letzten Jahre ihres Abiturs auf ein katholisches Internat wechseln. Dort trifft sie zum ersten Mal in ihrem Leben nicht das Mobbing der anderen. Stattdessen läuft ihr durch Zufall die gut aussehende Blondine Chloe über den Weg. Unter den wachsamen Augen der Nonnen beginnen die beiden eine Beziehung, in deren Verlauf sich Paula ihrer ein Jahr älteren Gespielin freiwillig unterwirft. Innerhalb der Klostermauern kommt es zu ausufernden Sexspielen zwischen den beiden jungen Frauen.

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Seitenzahl: 259

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Das Mädcheninternat

Erotikroman

Cassandra Hayworth

Alle Rechte bei Cassandra Hayworth

Copyright © 2024

by Cassandra Hayworth

c/o Block Services

Stuttgarter Straße 106

70736 Fellbach

www.honeycassybooks.de

Inhalt

Vorwort in eigener Sache

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

Vorwort in eigener Sache

Hal­lo lie­be Le­se­rin­nen und Le­ser,

ich möch­te mich viel­mals bei Ih­nen be­dan­ken, dass sie sich für eines mei­ner Bü­cher ent­schie­den ha­ben. Mir be­deu­tet das eine gan­ze Men­ge. Al­ler­dings ha­be ich der­zeit mas­si­ve Prob­le­me mit dem gro­ßen Ver­sand­rie­sen, der mei­ne Bü­cher eigent­lich ver­treibt. Das vor­he­ri­ge Werk »Das Dreck­stück« war das Ers­te, was mir gro­ße Prob­le­me be­rei­tet hat. Die stan­dard­mä­ßi­ge Prü­fung hat an­geb­lich einen Ver­stoß gegen ir­gend­ei­ne der vie­len Richt­li­nien er­ge­ben. Das führ­te da­zu, dass Ama­zon sämt­li­che Vor­be­stel­lun­gen ge­can­celt hat und mich auch noch da­zu ver­urteil­te ein gan­zes Jahr kei­ne Vor­be­stel­lun­gen mehr für mei­ne Bü­cher an­bie­ten zu dür­fen. Nach einem ewi­gen Hin und Her zwi­schen KDP und mir, die mir we­der sa­gen konn­ten, wel­che Richt­li­nie ich eigent­lich ver­letzt ha­ben soll­te und auf mei­ne Fra­gen nur mit Stan­dard­mails ge­ant­wor­tet ha­ben, schaff­te es eine mei­ner Mails zu einem Mit­arbei­ter, der tat­säch­lich le­sen konn­te, und nach über einer Wo­che den gan­zen Fall noch ein­mal zu prü­fen. Da­bei kam dann he­raus, dass der Feh­ler nie auf mei­ner Sei­te lag, son­dern aus­schließ­lich bei KDP.

Ge­nau­eres le­sen sie da­rü­ber auf mei­ner Home­page www.ho­ney­cas­sy­books.com unter der Rub­rik »Neu­ig­kei­ten.«

Das war aber lei­der nur der Auf­takt zu einer gan­zen Rei­he an Prob­le­men. Ich muss­te im Zu­ge der hö­he­ren Druck­kos­ten, die an uns Au­to­rin­nen und Au­to­ren wei­ter­ge­ge­ben wur­den, lei­der die Prei­se für mei­ne Ta­schen­bü­cher von 8,90 € um einen Euro er­hö­hen. Da­bei kam es eben­falls wie­der zu einem Feh­ler bei der Über­prü­fung. Ein Buch was schon fast ein Jahr auf der Platt­form zu er­wer­ben war, soll­te an­geb­lich eben­falls gegen eine Richt­li­nie ver­sto­ßen ha­ben, nur weil der Preis an­ge­passt wur­de. We­der die Richt­li­nien noch der In­halt des Bu­ches wur­de in ir­gend­ei­ner Form ver­än­dert. Je­der nor­ma­le Mensch müss­te eigent­lich mer­ken, dass da­ran et­was nicht stim­men kann. Bei der ers­ten Über­prü­fung vor der Ver­öf­fent­li­chung gab es kei­ner­lei Prob­le­me, aber nach fast einem Jahr soll­te es dann gegen eine Richt­li­nie, die sich nie ge­än­dert hat, ver­sto­ßen. Das die­sen Mit­arbei­tern be­greif­lich zu ma­chen kos­te­te mich eben­falls noch ein­mal eine gan­ze Wo­che, bis dann end­lich das Ta­schen­buch wie­der frei­ge­ge­ben wur­de.

Ma­chen wir einen klei­nen Sprung nach vor­ne. Ge­nau­er ge­sagt zum 28.03.2024, als die­ses Buch »Das Mäd­chen­in­ter­nat« er­schei­nen soll­te. Man ahnt es be­reits. Auch bei die­sem Werk woll­te KDP einen Ver­stoß gegen die Richt­li­nien fest­ge­stellt ha­ben, lösch­te mei­ne Vor­be­stel­lun­gen und sperr­te mich er­neut für ein gan­zes Jahr. Al­ler­dings, und das soll­te eigent­lich auch KDP auf­ge­fal­len sein, ha­be ich am ex­akt glei­chen Tag auch das Ta­schen­buch ver­öf­fent­licht. Das ba­siert ex­akt auf der glei­chen Datei wie das E-Book, wur­de aber oh­ne Be­an­stan­dung ver­öf­fent­licht. Aber auch nach über zwei Wo­chen konn­te ich die­sen be­schränk­ten Men­schen nicht bei­brin­gen, dass es sich da­bei um einen Feh­ler han­deln muss. Das Ta­schen­buch wird ver­kauft, aber das E-Book bleibt ge­sperrt, weil sie es ein­fach nicht ver­ste­hen wol­len. Da­mit be­schä­di­gen sie mein klei­nes Ge­schäft mehr, als ich be­zif­fern könn­te, aber das stört ja nur mich al­lei­ne.

Aus die­sem Grund ha­be ich mir von einem gu­ten Freund eine Home­page er­stel­len las­sen, da­mit mei­ne Le­se­rin­nen und Le­ser auch in den Ge­nuss kom­men die güns­ti­ge­ren E-Books zu er­wer­ben. Eben­so fin­den sich dort Hin­ter­grund­infor­ma­tio­nen zu mei­nen Wer­ken und auch zu mir selbst. Dort wer­de ich auch mei­ne neu­esten Wer­ke über den News­let­ter an­kün­di­gen und auch so­fort ver­öf­fent­li­chen. Die Prü­fung neh­me ich dann selbst vor und KDP darf sich mei­ne Wer­ke bei der Kon­kur­renz be­sor­gen.

Herz­li­chen Dank,

1. Kapitel

Di­cke Luft herrsch­te an die­sem Abend am Tisch in der Woh­nung mei­ner Mut­ter. Wie­der ein­mal. Das letz­te Mal, als man die Stim­mung der Fa­mi­lie in Mi­nus­gra­den be­mes­sen konn­te, war noch nicht ein­mal drei Wo­chen her. Da­mals hat­te uns mein Er­zeu­ger mit­ge­teilt, dass er sein Le­ben zu­künf­tig mit der 24-jäh­ri­gen Re­fe­ren­da­rin unse­rer Nach­bar­schu­le ver­brin­gen wird. Einen Tag spä­ter hat­te er sei­ne Kla­mot­ten ge­holt und war seit­dem spur­los ver­schwun­den. Na­tür­lich mit­samt der Re­fe­ren­da­rin, die an der Nach­bar­schu­le ge­kün­digt hat­te, weil sie ihre Schwan­ger­schaft ger­ne in wär­me­ren Ge­fil­den ge­nie­ßen wür­de. Das hat­te mir eine Be­kann­te erst er­zählt. Mein Er­zeu­ger war mit sei­nen 47 Jah­ren zu fei­ge da­für.

Heu­te war mei­ne Mut­ter die Schul­di­ge. Auf­grund der feh­len­den fi­nan­ziel­len Unter­stüt­zung muss­te sie sich einen Job su­chen und na­tür­lich arbei­ten ge­hen. Das be­deu­te­te für mich eigent­lich nicht viel. Da sie aber un­glaub­li­che Angst hat­te, dass ich mit mei­nen 17 Jah­ren nach der Schu­le nicht al­lei­ne zu­recht­kom­men wür­de, soll­te ich die Schu­le wech­seln. Al­ler­dings nicht ein­fach nur in­ner­halb der Stadt. Sie hat­te sich gleich für den ra­di­kals­ten Weg ent­schie­den und woll­te mich auf ein In­ter­nat schi­cken. Na­tür­lich nicht ir­gend­ei­nes, son­dern das güns­tigs­te was sich über­haupt fin­den ließ. Das war na­tür­lich auch noch ein rei­nes Mäd­chen­in­ter­nat und dann auch noch von ka­tho­li­schen Non­nen ge­führt.

Ich hät­te sie um­brin­gen kön­nen. Laut ihr war das schon al­les in tro­cke­nen Tü­chern und ich wur­de in nicht ein­mal zwei Wo­chen schon ab­ge­scho­ben. Da­zu muss­te ich sonn­tags abends mit dem Zug drei­ein­halb Stun­den quer durch die Re­pub­lik fah­ren und durf­te dann erst frei­tags abends wie­der nach Hau­se fah­ren, wenn über­haupt. Da die Fahr­kar­ten für den Zug so teu­er wa­ren, er­laub­te sie mir die Heim­fahrt nur ein­mal al­le drei Mo­na­te. Da­mit ich dann dort noch viel we­ni­ger Spaß hat­te, lag es mit­ten im Nir­gend­wo auf der Schwä­bi­schen Alb. Al­lei­ne der Flyer, den sie mir da­von in die Hand drück­te, war nichts an­de­res als eine Ent­täu­schung nach der an­de­ren.

Nach nicht ein­mal zwei Mi­nu­ten hat­te ich das drin­gen­de Be­dürf­nis, mei­nen Stuhl beim Auf­ste­hen um­zu­wer­fen, wü­ten­den Schrit­tes in mein Zim­mer zu ver­schwin­den und der­ma­ßen die Tür hin­ter mir zu­zu­schla­gen, als ob es ge­ra­de in der Stadt don­ner­te. So­fort klopf­te der Nach­bar neben­an sauer gegen die Wand und ver­lang­te ›Ru­he!‹ Mei­ne Ant­wort kam un­mit­tel­bar in Form eines lie­be­voll Ge­brüll­tem, ›Halt die Fres­se, du Arsch­loch!‹ Das letz­te Wort muss­te na­tür­lich mei­ne Mut­ter ha­ben, die schrei­end ver­lang­te, dass ich den Stuhl wie­der or­dent­lich an den Tisch stell­te. In­te­res­sier­te mich aber nicht. Ich schloss mei­ne Tür ab, dreh­te mei­ne Mu­sik auf und muss­te erst ein­mal ab­schal­ten.

Aus dem ab­schal­ten wur­de aber lei­der nichts. Es trom­mel­te nicht nur an mei­ner Zim­mer­tür, son­dern auch noch an der Wand neben mir. Die­ses gan­ze Haus war vol­ler Spie­ßer. Es war noch nicht ein­mal nach acht am Abend und wenn ich ge­wollt hät­te, dürf­te ich auch noch eine gan­ze Wand mit einem Ham­mer zer­trüm­mern. Bräch­te mir nur nichts außer dem dum­men Ge­sicht mei­ner Mut­ter in ihrem Bett. Be­vor man mit dem Kopf durch die Wand woll­te, soll­te man sich erst sehr gut über­le­gen, was man im Nach­bar­raum eigent­lich such­te. Jeden­falls war für mich der Tag schon ein­mal ab­ge­hakt. Mei­ne Mut­ter schlief schon längst, als ich mei­ne Mu­sik aus mach­te, noch ein­mal auf die To­i­let­te ging und dann an mei­ner Mat­rat­ze lausch­te.

Zum Glück hat­te ich noch Fe­rien und muss­te nicht auf­ste­hen, als mei­ne Mut­ter zu ihrem Halb­tags­job auf­brach. Das hät­te schon früh am Mor­gen zu ei­ni­gen un­schö­nen Ent­wick­lun­gen füh­ren kön­nen. Be­vor sie wie­der zu­rück­kam, ging ich bes­ser in die Stadt und mach­te einen klei­nen Ein­kaufs­bum­mel. Ich woll­te ihr an die­sem Tag nicht un­be­dingt be­geg­nen. Der Abend vor­her war schon schlimm ge­nug für mich und ich woll­te die­ses The­ma ein­fach nicht mehr an­spre­chen. Viel­leicht hat­te sie ja auch ein Ein­se­hen. Im­mer­hin war ich schon fast 18 Jah­re alt. In et­was mehr als ein paar Mo­na­ten durf­te ich schon mei­ne eige­nen Ent­schei­dun­gen tref­fen und sie konn­te nichts da­ran än­dern.

Sie müss­te doch ein­se­hen, dass ich wirk­lich alt ge­nug war, nach der Schu­le al­lei­ne in der Woh­nung klar zu kom­men. Wä­re ich noch ein klei­nes Kind ge­we­sen und nicht in der La­ge et­was für mich zu ko­chen hät­te ich es ja noch ver­stan­den, das sie mich auf ein In­ter­nat schi­cken woll­te. Aber so? In den USA dürf­te ich schon im Stra­ßen­ver­kehr ein Auto len­ken und Kin­der hät­te ich eben­falls schon be­kom­men kön­nen. Mei­ne Mut­ter sah mich im­mer noch als ir­gend­ei­nen Zell­hau­fen, der nicht ein­mal al­lei­ne das Licht ein­schal­ten konn­te. War man mit 17 Jah­ren wirk­lich noch so däm­lich, dass man sich in der Welt nicht zu­recht­fand? Frü­her durf­te man in mei­nem Al­ter noch Bier trin­ken und Rau­chen.

Lei­der muss­te ich am Abend dann doch wie­der nach Hau­se. Al­ler­dings ließ ich mir je­de Men­ge Zeit und ver­zog mich so­fort wie­der in mein Zim­mer. Mein Es­sen an die­sem Abend mach­te ich mir erst, als mei­ne Mut­ter längst wie­der im Bett lag. Ich woll­te kei­nen Ton mehr mit ihr re­den müs­sen, bis sie wie­der zur Ver­nunft ge­kom­men war. Es konn­te doch nicht sein, dass ich da­runter lei­den muss­te, nur weil sie Angst da­vor hat­te das ich nach­mit­tags, wäh­rend sie bei der Arbeit war, die Bu­de ab­fa­ckel­te. Zu mei­nem Leid­we­sen aber än­der­te sie ihre Mei­nung nicht mehr und am En­de der Fe­rien muss­te ich in die­ses In­ter­nat rei­sen.

Sie brach­te mich mit mei­nem rie­si­gen Kof­fer zum Bahn­hof, drück­te mir die Fahr­kar­te in die Hand und half mir auch noch beim Ein­la­den. Im Zug setz­te ich mich di­rekt auf die gegen­über­lie­gen­de Sei­te, sah aus mei­nem Fens­ter und ließ sie un­be­ach­tet am Bahn­steig ste­hen. Sie sah nur die Außen­haut des Wag­gons, aber nicht mich. Na­tür­lich war­te­te sie am Bahn­hof, bis der Zug sich lang­sam in Be­we­gung setz­te und aus dem Ge­bäu­de hi­naus roll­te. Sie stand win­kend am Bahn­steig, aber ich sah nicht mehr zu­rück. Soll­te sie sich die nächs­ten Wo­chen ru­hig Vor­wür­fe ma­chen, mich ab­ge­scho­ben zu ha­ben. Der gan­ze Mist war ja nicht mei­ne Idee.

Schuld hat­te mein Va­ter der sich in der Mid­life Cri­sis mit einer kaum äl­te­ren Frau, als ich selbst ein­ge­las­sen hat­te und dann auch noch ver­schwand, da­mit er nicht zah­len muss­te. Ich hat­te mei­ner Mut­ter auch nicht ge­sagt, dass sie sich einen Ganz­tags­job su­chen muss­te, und Angst hat­te ihre fast er­wach­se­ne Toch­ter nach­mit­tags al­lei­ne zu Hau­se zu las­sen. Das letz­te und schwächs­te Glied in die­ser gan­zen Ket­te an Ent­täu­schun­gen muss­te nur da­runter lei­den. Aber das stör­te ja auch nie­mand, außer eben mir selbst. Mei­ne Mut­ter ver­such­te es mir auch noch als eine neue Chan­ce zu ver­kau­fen. Freun­de hat­te ich noch nie vie­le. Auf der Schu­le fast über­haupt kei­ne.

Laut mei­ner Mut­ter konn­te sich das aber im In­ter­nat än­dern. Die Fra­ge war ein­fach nur, ob ich das über­haupt än­dern woll­te. Für neun von zehn Per­so­nen war Mob­bing kein Prob­lem. Sie fan­den so­gar spaß da­ran. Nur lei­der war ich zeit mei­nes Le­bens im­mer die­je­ni­ge, die am En­de üb­rig blieb. Ich war das be­vor­zug­te Op­fer und hielt mich eigent­lich im­mer von den an­de­ren fern. So be­kam ich mei­ne Ru­he und brauch­te ihre At­ta­cken nicht mehr fürch­ten. Das wür­de sich aber im In­ter­nat nicht wirk­lich än­dern. Ich war nicht ge­ra­de ein Vor­zei­ge­mo­del einer jun­gen Frau, moch­te kei­ne Jungs und in­te­res­sier­te mich mehr für Vi­deo­spie­le.

In der vir­tu­el­len Welt der Spie­le ging mir nie­mand auf die Ner­ven und man mobb­te mich nicht. Außer­dem fand da­rin für mich das meis­te Ler­nen statt. Be­vor­zugt spiel­te ich Wirt­schafts­si­mu­la­tio­nen und ach­te­te auf die gan­zen Zu­sam­men­hän­ge. Das mach­te ich auch wäh­rend mei­ner Fahrt mit dem Zug. Unter­halb mei­nes Sit­zes gab es eine Steck­do­se, die mei­nen Lap­top mit der nö­ti­gen Ener­gie ver­sorg­te. Die ein­ge­bau­te Bat­te­rie hat­te ihre bes­te Zeit schon lan­ge hin­ter sich. Oh­ne Strom­ver­sor­gung über das Netz­teil hielt die Ener­gie ge­ra­de mal noch für eine Stun­de, wenn man nicht ge­ra­de in­ten­si­ve An­wen­dun­gen star­te­te. Für die Schu­le war er eher nicht zu ge­brau­chen und eigent­lich wünsch­te ich mir schon lan­ge einen neu­en.

Aber für einen ech­ten Ga­ming­lap­top brauch­te man auch das be­nö­tig­te Klein­geld. Selbst im güns­tigs­ten Fall wür­de ich min­des­tens zwei­tau­send Euro da­für auf­brin­gen müs­sen. Mit mei­nem mick­ri­gen Ta­schen­geld kam ich da nicht wirk­lich weit. Ich leg­te zwar im­mer et­was da­von auf die Sei­te, aber mehr als 800 Euro hat­te ich noch nicht zu­sam­men. Das war noch nicht ein­mal die Hälf­te von dem, was ich brauch­te und brach­te, im­mer wie­der Zwei­fel her­vor. Es muss­te doch mög­lich sein einen wirk­lich brauch­ba­ren mo­bi­len Rech­ner zu kau­fen, oh­ne da­für sei­ne Nie­re auf dem Schwarz­markt zu ver­hö­kern. Aber ich war nur eine ar­me Schü­le­rin, die noch min­des­tens drei Jah­re auf einer Schu­le zu­brin­gen muss­te.

Wenn es nach mei­ner Mut­ter ging, soll­te ge­nau das In­ter­nat, auf das sie mich ab­ge­scho­ben hat­te für die­se Zeit mein pas­sen­der Stand­ort sein. Mit die­ser Mei­nung war sie aber ziem­lich al­lei­ne auf der Welt. Für mich war es ein­fach nur eine wei­te­re Sta­tion vol­ler Ent­täu­schun­gen auf dem Weg mei­nes Le­bens. Die­se Sta­tion rück­te aber auch mit je­der Mi­nu­te nä­her. Schon der nächs­te Halt mei­nes Zu­ges hieß Sig­ma­rin­gen. Das war die letz­te Sta­tion vor mei­nem eigent­li­chen Ziel mit dem pas­sen­den Na­men ›Alb­stadt‹. Schon der Na­me wies über­deut­lich auf einen Alb­traum hin und nur der Na­me der Stra­ße in der das In­ter­nat stand, konn­te den noch über­tref­fen. Laut dem Flyer hieß die Stra­ße ›Am Gal­gen­fels‹. Das konn­te ja hei­ter wer­den.

Hei­ter war auch das Stich­wort, als der Zug den Bahn­hof er­reich­te. Von Moos­burg an der Isar ins Mit­tel­al­ter dau­er­te es nur vier Stun­den mit dem Zug. Schon als ich mei­nen rie­si­gen Kof­fer aus der Bahn ge­wor­fen hat­te, woll­te ich auf mei­nen Sitz zu­rück und wie­der in die Neu­zeit rei­sen. Ich zwei­fel­te ernst­haft da­ran, dass an die­sem Ort so et­was wie das Inter­net exis­tier­te. Der Bahn­hof al­lei­ne war ein ein­zi­ges Trauer­spiel. Da­vor wur­de es auch nicht wirk­lich bes­ser. Ein Schild einer gro­ßen Ket­te von ein­fa­chen be­leg­ten Bro­ten aus den USA lock­te nur we­ni­ge Kun­den an. Di­rekt gegen­über gab es dann ein chi­ne­si­sches Res­tau­rant, was eben­falls aus­sah, als ob es schon lan­ge vor dem Krieg hier stand.

Es war ein­fach nur grau in grau und mei­ne oh­ne­hin schon schlech­te Lau­ne nä­her­te sich mit rie­si­gen Schrit­ten den Mi­nus­tem­pe­ra­tu­ren. Es wur­de auch nicht bes­ser, als ich den ers­ten weib­li­chen Fan von Bat­man in der ty­pi­schen Klei­dung sah. Die sehr alt wir­ken­de Frau mit dem zer­furch­ten Ge­sicht mach­te nicht ge­ra­de einen glück­li­chen Ein­druck auf mich. Um den Hals trug sie ein sehr gro­ßes Holz­kreuz mit einer Fi­gur da­rauf und in der Hand hielt sie eine hand­ge­schrie­be­ne Lis­te auf einem Klemm­brett. Sie kam auf mich zu und frag­te schroff, »Dein Na­me?«

Ich war ver­sucht, zu sa­gen ›Das geht dich einen Scheiß­dreck an‹, be­sann mich aber recht­zei­tig und sag­te statt­des­sen, »Ver­ste­he, kei­ne Freund­lich­keit im Mit­tel­al­ter! Pau­la Stern­berg hei­ße ich.«

Sie re­agier­te nicht auf die her­be Kri­tik, son­dern sah auf ihrer Lis­te nach, strich mei­nen Na­men an und mein­te dann eben­so un­freund­lich wie zu­vor, »Bus Num­mer 3. Nimm dei­nen Kof­fer mit, Stern­berg.«

Mit die­ser In­for­ma­tion ließ sie mich ein­fach ste­hen und stapf­te auf die nächs­te jun­ge Frau mit einem gro­ßen Kof­fer zu. Dort wie­der­hol­te sich das Spiel er­neut sehr un­freund­lich. Ich schnapp­te mir mei­nen Kof­fer, warf ihn auf die Rol­len und schob ihn über das gro­be Pflas­ter des Bahn­hofs Rich­tung der Bus­hal­te­stel­le. Vor den Bus­sen hat­ten sich schon lan­ge Schlan­gen an jun­gen Frau­en ge­bil­det, die al­le­samt nicht ge­ra­de be­geis­tert aus­sa­hen. Man hat­te sie eben­so wie mich sehr un­freund­lich in die­sem Alb­traum emp­fan­gen und auf ver­schie­de­ne Bus­se auf­ge­teilt. Die Stim­mung unter den jun­gen Frau­en konn­te man nur mit ›ext­rem fros­tig‹ be­schrei­ben.

Vor dem Bus mit der Num­mer 3 die ins Fens­ter ge­klebt war stan­den nicht wirk­lich vie­le Mä­dels in mei­nem Al­ter. Es wa­ren ge­ra­de ein­mal vier oder fünf und sa­hen eben­so er­freut aus wie ich in die­sem of­fen­sicht­li­chen Alb­traum ge­lan­det zu sein. Vor der gro­ßen Klap­pe mit dem Ge­päck­fach stand wie­der eine et­was äl­tere Frau in ihrem ty­pi­schen Kos­tüm und be­schwer­te sich mas­siv über die ihrer Mei­nung nach viel zu schwe­ren Kof­fer, die sie in das Trans­port­mit­tel wuch­ten muss­te. Aber wir blie­ben nicht nur über das Wo­chen­en­de, son­dern über meh­re­re Wo­chen. Außer­dem wa­ren wir ge­ra­de erst an­ge­kom­men und schlepp­ten noch per­sön­li­che Sa­chen mit uns he­rum.

Hin­ter mir folg­ten noch wei­te­re Neu­an­kömm­lin­ge mit deut­lich schlech­ter Lau­ne. Sie wa­ren al­le ir­gend­wie nicht ge­ra­de ger­ne hier. Mich über­rasch­te die Streu­ung der Al­ters­grup­pen. Ich selbst war eine der äl­tes­ten, die auf das Ein­la­den ihres Kof­fers war­te­te. Da­ne­ben gab es noch deut­lich jün­ge­re Mä­dels. Ei­ni­ge da­von schie­nen noch nicht ein­mal in der Pu­ber­tät zu sein. An­de­re wie­de­rum tru­gen sehr deut­lich sicht­ba­re ro­te Pus­teln durch die Welt. Im Bus selbst sa­ßen schon ei­ni­ge jun­ge Frau­en, die be­trübt durch die ver­kratz­ten Schei­ben starr­ten. Vie­le da­von tru­gen Ste­cker in den Oh­ren, da­mit sie we­nigs­tens ein biss­chen mu­si­ka­li­sche Unter­ma­lung für die Fahrt in eine un­ge­wis­se Zu­kunft ge­nie­ßen konn­ten.

Nach­dem auch mein gro­ßer Kof­fer im Bauch des al­tern­den Bus­ses ver­staut war, durf­te ich mir eben­falls einen Platz im Bus su­chen. Eine Me­lan­ge aus Schweiß, Min­ze und einem ekel­haft stin­ken­den Rei­ni­gungs­mit­tel emp­fing mich zu­sam­men mit Au­gen­paa­ren, die mich nur kurz an­sa­hen. Nie­mand da­runter gönn­te mir ein Lä­cheln oder net­te Wor­te. Ich war es auch nicht an­ders ge­wohnt. Freund­schaf­ten schlie­ßen konn­te man hier ga­ran­tiert nicht. Im hin­te­ren Be­reich des Ve­hi­kels setz­te ich mich an einen Fens­ter­platz und sah eben­falls nach draußen. Nach und nach füll­ten sich die Plät­ze in dem Bus, bis dann schließ­lich auch Bat­mans Freun­din in den Bus klet­ter­te und sich ans Steuer setz­te.

Bis zur Ab­fahrt dau­er­te es trotz­dem noch eine hal­be Ewig­keit. Erst als noch ein­mal so eine Frau in ihrem Kos­tüm in den Bus klet­ter­te, gin­gen die Tü­ren zu. Sie nahm ein Mik­ro­fon der Fah­re­rin ent­gegen und be­glei­te­te unse­re Fahrt mit ei­ni­gen Er­in­ne­run­gen. Nur an unse­rem ers­ten Tag wur­den wir mit den Bus­sen zum In­ter­nat ge­bracht. Da­nach müss­ten wir den Weg sonn­tags zu Fuß zu­rück­le­gen. Wir soll­ten uns al­so den Weg am bes­ten ein­prä­gen, da­mit wir ihn beim nächs­ten Mal auch fan­den. Nett wie sie war, er­zähl­te sie uns auch noch die ein­zel­nen Stra­ßen­na­men. Wie nicht an­ders zu er­war­ten be­glück­te man uns auch hier mit Na­men, die uns über­deut­lich vor Au­gen führ­ten, wo wir eigent­lich ge­lan­det wa­ren.

Wir soll­ten über die Sig­ma­rin­ger Stra­ße ge­hen und dann in die ›Schlacht­hof­stra­ße‹ ein­bie­gen. Die konn­ten wir dann bis zu ihrem En­de durch­ge­hen und dann in die fan­den dann unser In­ter­nat, was vom Bus aus­sah wie ein Klos­ter aus dem 13. Jahr­hun­dert. Es war zu be­zwei­feln, dass es in die­sem Bau über­haupt so Teu­fels­zeug wie elekt­ri­schen Strom oder eine Tele­fon­ver­bin­dung gab. Auch die Far­be des Ge­bäu­des woll­te so gar nicht zu einem Him­mels­haus pas­sen. Sämt­li­che Außen­wän­de sa­hen dun­kel­grau bis Schwarz aus und hat­ten nichts Ein­la­den­des. Viel­leicht war das auch die letz­te War­nung aus einer gan­zen Rei­he an An­zei­chen. Man soll­te sich von die­sem Ort fern­hal­ten.

In mei­nem Fall war das ein­fa­cher ge­sagt als ge­tan. Der Bus stopp­te schon vor dem Ein­gang, die Tü­ren wur­den ge­öff­net und wir muss­ten aus­stei­gen. Das Teu­fel­chen vom Fah­rer­sitz krab­bel­te in den Ge­päck­raum und warf nach­ei­nan­der unse­re Kof­fer he­raus. Zu­sam­men­su­chen muss­ten wir unser Ge­päck na­tür­lich selbst. Schon wie­der er­schien eine neue Freun­din von Bat­man mit einem Klemm­brett unter dem Arm und rief Na­men über den Ka­ser­nen­hof, die ihr mit ihrem Ge­päck fol­gen soll­ten. Wie die Gän­se muss­ten wir mit unse­rem ge­sam­ten Ge­päck nach ihr durch en­ge Gän­ge fol­gen. Wir ge­lang­ten schließ­lich in einem rie­si­gen Raum der mit lan­gen Ti­schen voll­ge­stellt war.

2. Kapitel

Wie man uns er­klär­te, han­del­te es sich da­bei um den Auf­ent­halts­raum, von dem an den lan­gen Kan­ten ei­ni­ge durch di­cke Tü­ren ab­ge­trenn­te Gän­ge zu unse­ren Schlaf­räu­men la­gen. Dann folg­te wie­der eine Unter­tei­lung in ein­zel­ne Grup­pen. Die­ses Mal ging es wohl nach dem Al­ter. Al­le die der Non­ne in den Gang vier fol­gen soll­ten wa­ren un­ge­fähr in mei­nem Al­ter. Sie ging vo­raus und wir al­le folg­ten ihr mit unse­ren Kof­fern. An je­dem Zim­mer die zu bei­den Sei­ten ver­teilt wa­ren blieb sie kurz ste­hen, zeig­te auf die Tür und las Na­men vor. Das wa­ren al­so unse­re Unter­künf­te. Ich lan­de­te mit einer Ca­ro­li­ne Gram­en­ter in Zim­mer Num­mer neun.

Mei­ne Zim­mer­nach­ba­rin war ge­nau so be­geis­tert wie ich, als wir in unse­re neue Unter­kunft ka­men. Das war nur ein quad­ra­ti­scher Raum mit zwei Bet­ten, je­weils einem Schrank und einem klei­nen Schreib­tisch. Di­rekt da­ran an­ge­schlos­sen be­fand sich noch ein win­zi­ges fens­ter­lo­ses Ba­de­zim­mer mit einer To­i­let­te, Du­sche und einem Wasch­be­cken. Die Bett­wä­sche lag ein­fach nur auf den blan­ken Mat­rat­zen und wir muss­ten uns erst ein­mal kurz ein­rich­ten, be­vor wir im gro­ßen Auf­ent­halts­raum an den Ti­schen auf die Obe­rin war­ten soll­ten. Ca­ro­li­ne war auch gegen ihren Wil­len hier. An­geb­lich kam ihre Mut­ter nicht mehr mit ihr zu­recht und sie war zur Ver­hal­tens­kor­rek­tur in die­sen La­den ab­ge­scho­ben wor­den.

Sie war erst 16 ge­wor­den und soll­te ihren Haupt­schul­ab­schluss in die­ser Ein­rich­tung ma­chen. Na­tür­lich stand sie da­bei unter be­son­de­rer Be­ob­ach­tung, die auch un­ge­wollt mich tref­fen wür­de. Wie konn­te es auch an­ders sein. Wenn schon in die Schei­ße grei­fen, dann auch gleich mit dem ge­sam­ten Arm. Jeden­falls hat­te sie es faust­dick hin­ter den Oh­ren. Sie war schon mehr­fach we­gen La­den­dieb­stahls und an­de­rer Ver­ge­hen auf­fäl­lig ge­wor­den. Ob sich das jetzt al­ler­dings in die­ser Höl­le än­dern wür­de, konn­te sie mir nicht sa­gen. Zu mei­nem Glück war sie mir gegen­über nicht feind­lich ein­ge­stellt. Wir ver­stan­den uns auf An­hieb eigent­lich re­la­tiv gut.

Wir be­zo­gen unse­re Bet­ten, war­fen unse­re Kof­fer auf die Bet­ten und brach­ten nur ein paar der Kla­mot­ten in unse­ren Schrän­ken unter, be­vor wir uns in den Auf­ent­halts­raum auf­mach­ten. Die Ti­sche hat­ten sich gut ge­füllt und man konn­te die Zim­mer­nach­ba­rin­nen an den ein­zel­nen Ti­schen aus­ma­chen, die sich lang­sam ken­nen­lern­ten. Auch Ca­ro­li­ne und ich setz­ten uns an einen Tisch und unter­hiel­ten uns eine gan­ze Wei­le, bis wie­der so ein Fan der Co­mic­fi­gur in Be­glei­tung einer al­ten Oma in einem lan­gen wei­ßen Ge­wand den Auf­ent­halts­raum be­trat. Die Oma wur­de uns al­len als Mut­ter Obe­rin vor­ge­stellt. Sie hat­te die Lei­tung die­ses gan­zen In­ter­nats. In die­ser Eigen­schaft war sie eine Al­lein­herr­sche­rin und die an­de­ren Fans von Bat­man folg­ten ihr, oh­ne et­was zu hin­ter­fra­gen.

Un­ge­wöhn­lich war die raue Stim­me der Oma, die gleich einen gan­zen Ka­ta­log aus dem Kopf auf­sag­te. Ins­be­son­de­re die Haus­ord­nung hat­te es in sich. Das war kein In­ter­nat, son­dern eher ein mehr oder we­ni­ger of­fe­ner Voll­zug. We­cken war be­reits um fünf Uhr am Mor­gen durch die Auf­se­he­rin­nen. Da­nach war dann wa­schen und fer­tig­ma­chen für die Schu­le vor­ge­se­hen. Wir muss­ten be­reits am frü­hen Mor­gen al­les mit­neh­men, was wir am Tag be­nö­tig­ten. Im Auf­ent­halts­raum gab es dann ein vor­ge­schrie­be­nes Mor­gen­ge­bet und ein Früh­stück. Die Tü­ren zu unse­ren Zim­mern in der Hal­le wur­den für den ge­sam­ten Tag ab­ge­schlos­sen. Wenn wir al­so et­was von unse­ren Sa­chen be­nö­tig­ten gab es bis zum Abend kei­nen Zu­gang mehr.

Nach der Schu­le gab es Lern­zei­ten, um die Haus­auf­ga­ben zu er­le­di­gen oder zu ler­nen, die nur von klei­ne­ren Pau­sen unter­bro­chen wur­den. Am Abend gab es dann ein Abend­es­sen, dann noch ein­mal eine Stun­de Frei­zeit, bis wir dann um spä­tes­tens 21 Uhr im Bett lie­gen muss­ten. Mei­ne Mut­ter hat­te mich in einen Knast ge­steckt! Nicht ein­mal unse­re Han­dys durf­ten wir über die Nacht be­hal­ten. Wir muss­ten sie abends in einer Schub­la­de ein­schlie­ßen las­sen und be­ka­men sie erst wie­der am Mor­gen, be­vor es zur Schu­le ging. Ein­mal in der Wo­che be­ka­men wir eine Stun­de Zeit für einen Film im Fern­se­hen und an­sons­ten war nur be­ten und ler­nen an­ge­sagt.

Ca­ro­li­ne und ich hat­ten schon bei der An­spra­che die Na­se voll von die­sem La­den. Ehr­lich ge­sagt war ich drauf und dran di­rekt auf­zu­ste­hen, mei­ne Kla­mot­ten wie­der in den Kof­fer zu räu­men und die­sen Straf­voll­zug ver­las­sen. Wer soll­te mich schon auf­hal­ten? Mein ein­zi­ges Prob­lem war ein­fach nur, dass mei­ne Rück­fahrt erst in drei Mo­na­ten ge­plant war und ich für die­ses Datum eine Fahr­kar­te be­saß. An­sons­ten hat­te ich nur mein kar­ges Ta­schen­geld, was nicht ein­mal zwei Ta­ge rei­chen wür­de. Al­ler­dings war ich nicht die Ein­zi­ge, die sich be­schwer­te. Der kom­plet­te Auf­ent­halts­raum wur­de laut und warf den got­tes­fürch­ti­gen Schwes­tern Be­schwer­den an den Kopf.

Wir al­le wa­ren Ju­gend­li­che und kei­ne klei­nen Kin­der mehr, die man be­han­deln konn­te, wie wenn wir Schwer­ver­bre­cher wä­ren. Zu­min­dest nicht oh­ne Ge­richts­be­schluss und ein or­dent­li­ches Urteil. Das soll­te ein In­ter­nat sein und kein Straf­voll­zug. Hör­ten die Co­mic­fans al­ler­dings auch nicht zum ers­ten Mal in ihrem Le­ben. Die­sen Tu­mult gab es in je­dem Schul­jahr zu Be­ginn und die Ver­hand­lun­gen dau­er­ten ziem­lich lan­ge. Wir Schü­le­rin­nen woll­ten uns nicht so be­han­deln las­sen. Ent­we­der wa­ren wir zum Ler­nen auf die­ser Schu­le oder um für ein Ver­bre­chen zu bü­ßen, was wir nicht be­gan­gen hat­ten. Selbst die jüngs­ten Schü­le­rin­nen woll­ten sich nicht da­mit ab­fin­den.

Erst sehr spät am Abend fan­den wir einen Kom­pro­miss, mit dem wir zu­min­dest halb­wegs le­ben konn­ten, oh­ne uns wie im Ge­fäng­nis zu füh­len. Die Co­mic­fans muss­ten uns sehr weit ent­gegen­kom­men und lie­ßen sich auch ei­ni­ge Zu­ge­ständ­nis­se ent­lo­cken. Die Han­dys durf­ten wir zwar über die Nacht nicht bei uns be­hal­ten, aber wir be­ka­men viel län­ge­re Pau­sen ein­ge­räumt und wir muss­ten erst um 22 Uhr in den Bet­ten lie­gen. Lei­der blie­ben unse­re Zim­mer aber trotz­dem den gan­zen Tag ver­schlos­sen. Zu­sätz­lich wa­ren wir ge­zwun­gen, min­des­tens ein­mal in der Wo­che an einem Got­tes­dienst teil­zu­neh­men. Das fühl­te sich für uns al­le nicht mehr so ganz nach einem Ge­fäng­nis an.

Lei­der war es schon so spät ge­wor­den, dass uns nur Zeit für ein kur­zes Abend­es­sen blieb, be­vor wir in unse­re Bet­ten muss­ten. Zwi­schen Ca­ro­li­ne und mir gab es ab­so­lut kein Prob­lem. Wir ka­men gut mit­ei­nan­der aus und la­gen dann um 22 Uhr in unse­ren Bet­ten. Wir hat­ten das Licht aus­ge­schal­tet, aber unter­hiel­ten uns noch lei­se. Zu­min­dest bis zu dem Zeit­punkt als wie­der so ein Pin­gu­in zur Tür he­rein­stürm­te und uns zur Ru­he er­mahn­te. Wir hat­ten zu schla­fen und uns nicht noch zu unter­hal­ten. Ca­ro­li­ne kon­ter­te so­fort und er­zähl­te Rich­tung der Tür, »Ihr nehmt uns die Han­dys weg und be­schwert euch wirk­lich da­rü­ber, wenn wir uns noch unter­hal­ten? Um die­se Uhr­zeit ge­he ich eigent­lich erst in Clubs, sauf mich zu und lass mich von ir­gend­ei­nem Mot­her­fu­cker mit­neh­men. Scher dich raus und lass uns end­lich in Ru­he!?«

Wir hör­ten nur ein ver­ächt­li­ches Schnau­ben, eine Be­kreu­zi­gung und dann wie die Non­ne has­tig durch den Gang eil­te. Ca­ro­li­ne lach­te, stand auf und schlug die Tür zu. Fröh­lich mein­te sie zu mir, »Ob das den Pin­gu­in ge­heilt hat?«

»Ich fürch­te nicht, Ca­ro. Die wird dir da­für si­cher eine Rück­hand ge­ben.«

»Soll sie nur. Ich kann ihr da noch ein paar neue Tricks bei­brin­gen«, lach­te sie ga­ckernd und be­gab sich wie­der in ihr Bett.

Un­ge­straft unter­hiel­ten wir uns noch bis spät in die Nacht, bis wir schließ­lich hun­de­mü­de ein­schlie­fen. Es war die ers­te Nacht in einem mir frem­den Bett und da schlief man nicht sehr tief. Der Kör­per war noch im­mer auf Flucht ein­ge­stellt und er­laub­te sich nur eine leich­te Er­ho­lung. Al­ler­dings durf­ten Ca­ro­li­ne und ich nicht lan­ge ru­hen. Früh am Mor­gen wur­den wir er­neut von einer Non­ne ge­weckt, die erst ver­schwand als Ca­ro­li­ne und ich auf den Bei­nen wa­ren. Wir muss­ten aus dem Bett krab­beln und durf­ten uns nicht wie­der hin­le­gen, be­vor sie ins nächs­te Zim­mer ver­schwand und ihre nicht ge­wünsch­ten Diens­te an unse­ren Kol­le­gin­nen wei­ter­führ­te.

Ca­ro­li­ne ver­schwand als Ers­te im Ba­de­zim­mer. Ich be­nö­tig­te mor­gens im­mer et­was län­ger, bis der gan­ze Schlaf aus mei­nem Kör­per ver­schwun­den war. Das dau­er­te sei­ne Zeit, was mei­ner Zim­mer­kol­le­gin ge­nug Zeit gab sich ihrer Kör­per­pfle­ge zu wid­men. Nach ihr war ich dann an der Rei­he und stell­te mich erst ein­mal unter die Du­sche. Das Was­ser was dort al­ler­dings auf mei­ne Haut fiel, war nicht ge­ra­de mol­lig warm. Es war nicht ge­ra­de eine Wohl­tat nach der doch an­stren­gen­den ers­ten Nacht in mei­ner neu­en Unter­kunft. Nach dem An­zie­hen und be­vor wir zum Früh­stück auf­bra­chen, sorg­ten wir uns noch ein­mal um unse­re Ta­schen.

Da wir da­nach bis zum Abend nicht mehr an unse­re Sa­chen ka­men, muss­te wirk­lich al­les mit­ge­nom­men wer­den, was wir brau­chen könn­ten. Vor al­lem mein Lap­top durf­te da­bei nicht feh­len. In den Pau­sen konn­te ich mich we­nigs­tens mit mei­nen Spie­len be­schäf­ti­gen. Die brauch­te ich zum Ent­span­nen, was vor al­lem hier in die­sen Mau­ern nicht ein­fach wer­den wür­de. Eigent­lich hat­te ich da­bei Ru­he und muss­te mir nicht einen rie­si­gen Raum mit Hun­der­ten Schü­le­rin­nen tei­len. Da mein Akku auch nicht mehr lan­ge durch­hielt, konn­te ich mich auch nicht in den Außen­be­reich be­ge­ben. Ein Zu­gang zu einer Steck­do­se muss­te eben im­mer ge­ge­ben sein.

Be­vor ich zu­sam­men mit ihr unse­re Unter­kunft ver­ließ, ging ich im Geis­te noch ein­mal mei­ne ge­pack­ten Sa­chen durch. Da hat­te es einen Vor­teil, dass wir unse­re Han­dys abends in einer Schub­la­de ein­schlie­ßen las­sen muss­ten. Mul­ti­me­dia spiel­te an die­sem Mor­gen noch kei­ne Rol­le, was kei­ne Ab­len­kung mit sich brach­te. Ich konn­te mich voll und ganz auf den In­halt mei­ner Ta­sche kon­zent­rie­ren. Wir nah­men unse­re Ta­schen mit nach vor­ne und durf­ten dort unse­re Han­dys in Emp­fang neh­men. Ca­ro­li­ne schrieb so­fort ei­ni­ge Kurz­nach­rich­ten an ihre Freun­de. Da ich kaum Freun­de hat­te, brauch­te ich auch kei­ne Nach­rich­ten be­ant­wor­ten oder schrei­ben.

Unser ers­tes Früh­stück war eine her­be Ent­täu­schung. Eigent­lich soll­te man an­neh­men das es die Non­nen mit dem al­ten Sprich­wort, das man wie ein Kö­nig an­fan­gen soll­te, ernst nah­men. Al­ler­dings traf das nicht auf die Rea­li­tät zu. Das ob­li­ga­to­ri­sche Ge­bet durf­te na­tür­lich nicht feh­len. Da ich es nicht so mit dem Ho­kus­po­kus hielt, blieb ich ein­fach still sit­zen und war­te­te auf das Amen. Es gab einen Kaf­fee, der den Na­men nicht ver­dien­te. Man hät­te die­ses Ge­bräu auch gut und ger­ne als Spül­was­ser ver­wen­den kön­nen. Dünn wie Tee und ge­schmack­lich eine Ka­tast­ro­phe. Das Brot fiel beim An­sehen schon in sei­ne ein­zel­nen Be­stand­tei­le aus­ei­nan­der und schmeck­te eher wie eine al­te Holz­bank. Da­zu gab es ein biss­chen Wurst, Kä­se und eine Hand­voll Ho­nig für die gan­ze Meu­te im Auf­ent­halts­raum.

Wäh­rend des Es­sens ließ ich mei­nen Blick durch den Auf­ent­halts­raum glei­ten. Seit dem Vor­abend wa­ren noch deut­lich mehr Schü­le­rin­nen da­zu­ge­kom­men. An den an­de­ren Ti­schen sah ich am frü­hen Mor­gen gleich ei­ni­ge an­de­re Schü­le­rin­nen, die teil­wei­se mei­nen Blick fes­sel­ten. Da wa­ren ei­ni­ge da­bei, die mei­ne Hor­mo­ne in Wal­lung brach­ten, und mei­ne noch nicht ab­ge­schlos­se­ne Pu­ber­tät zeig­te deut­lich Wir­kung. Als Ca­ro­li­ne ver­such­te, mich an­zu­spre­chen, re­agier­te ich nur ein biss­chen ver­zö­gert und konn­te mei­ne Bli­cke nicht von den hüb­schen Schü­le­rin­nen tren­nen. Sie mach­te sich einen Spaß da­raus und flüs­ter­te, »Auf­wa­chen Pau­la! Hier gibt es kei­ne Dauer­lut­scher zu se­hen. Oder be­vor­zugst du Leck­mu­scheln?«

Mir fiel fast mein Brot aus der Hand und ich ver­schluck­te mich an den Res­ten, die ich noch im Mund hat­te. Wie konn­te ich mich nach nicht ein­mal einem Tag ver­ra­ten ha­ben? Ca­ro­li­ne leg­te ihren Arm um mich und flüs­ter­te, »Hey, wir le­ben im 21. Jahr­hun­dert. Es ist völ­lig egal, was du be­vor­zugst. Nur wenn es La­dys sind, lass es bes­ser die un­ge­fick­ten Tan­ten in ihren Ver­klei­dun­gen nicht hö­ren. To­le­rant sind die nur auf dem Papier. Ich ver­ra­te es nie­man­dem!«

Rot wie eine To­ma­te frag­te ich mei­ne Zim­mer­nach­ba­rin, »Wie hast du das über­haupt be­merkt?«

»Ich ken­ne die­sen sehn­süch­ti­gen Blick, Pau­la. Mei­ne bes­te Freun­din ist auch les­bisch und hat­te die­sen Blick lan­ge ge­nug.«