Das Berghotel 308 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 308 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Eigentlich soll Marina Probst, die Tochter von Freunden von Hedi und Andi Kastler, im Berghotel ihre Praxis-Kenntnisse im Hotelbetrieb vertiefen. Die Hotelfachschule für alle theoretischen Belange hat das Madel bereits mit Bravour absolviert, und daheim wartet das "Hotel Moserhof" auf seine zukünftige Junior-Chefin. Doch Hedi merkt schnell, dass Marinas Talent ganz woanders liegt als beim Bettenmachen und Servieren. Seit ihrer Kindheit pflegt Marina das Cello-Spiel, und insgeheim wünscht sie sich nichts mehr, als Musikerin zu sein - doch das würde ihre Eltern enttäuschen, die den "Moserhof" ja auch für ihre einzige Tochter aufgebaut haben. So bleibt Marina nur das gelegentliche Üben und "Vor-sich-hin-Spielen", das sie auch in ihrer wenigen Freizeit im Berghotel nicht aufgeben will. Doch Hedi wäre nicht Hedi, würde sie nicht wollen, dass in ihrer Umgebung einfach alle glücklich sind. Ein zufällig anwesender Kapellmeister im Ruhestand und dessen nicht minder musikalischer Sohn kommen da gerade recht für einen kühnen Plan ...


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Inhalt

Cover

Das Zimmermadel mit dem Cello

Vorschau

Impressum

Das Zimmermadel mitdem Cello

Marinas Karriere begann im Berghotel

Von Verena Kufsteiner

Eigentlich soll Marina Probst, die Tochter von Freunden von Hedi und Andi Kastler, im Berghotel ihre Praxis-Kenntnisse im Hotelbetrieb vertiefen. Die Hotelfachschule für alle theoretischen Belange hat das Madel bereits mit Bravour absolviert, und daheim wartet das »Hotel Moserhof« auf seine zukünftige Junior-Chefin. Doch Hedi merkt schnell, dass Marinas Talent ganz woanders liegt als beim Bettenmachen und Servieren. Seit ihrer Kindheit pflegt Marina das Cello-Spiel, und insgeheim wünscht sie sich nichts mehr, als Musikerin zu sein – doch das würde ihre Eltern enttäuschen, die den »Moserhof« ja auch für ihre einzige Tochter aufgebaut haben.

So bleibt Marina nur das gelegentliche Üben und »Vor-sich-hin-Spielen«, das sie auch in ihrer wenigen Freizeit im Berghotel nicht aufgeben will. Doch Hedi wäre nicht Hedi, würde sie nicht wollen, dass in ihrer Umgebung einfach alle glücklich sind. Ein zufällig anwesender Kapellmeister im Ruhestand und dessen nicht minder musikalischer Sohn kommen da gerade recht für einen kühnen Plan ...

In St. Christoph ging gerade die Sonne auf. An diesem frühen Oktobermorgen war es in dem Tiroler Bergdorf noch kühl, über den Feldern waberten schon Herbstnebel, und die nahen Berggipfel waren schon weiß bestäubt. Unten im Tal trugen die Schulkinder noch kurze Hosen, aber hier oben, eingebettet in die Zillertaler Alpen, würde es noch ein paar Stunden brauchen, bis die Pullover ausgezogen wurden. Die Wetterfrösche sagten heute aber auch für St. Christoph einen herrlichen Tag voraus – spätestens zu Mittag würde sich die Sonne durchsetzen und das Laub der Bäume zum Leuchten bringen.

Wie jeden Morgen spazierte das Ehepaar Kastler von seinem kleinen Häuschen am Rande des Dorfes zum Sporthotel »Am Sonnenhang«, welches auf der anderen Seite des Orts, gleich neben dem Schild mit dem freundlichen »Willkommen« auf einem Hügel lag. Hedi und Andi Kastler waren die Besitzer des Hotels, die ihre Gäste gern umsorgten. Hedi Kastler war eine Mittvierzigerin mit hell blondierten Haaren und einem freundlichen, aufgeschlossenen Wesen. Die stolze Tirolerin trug mit Vorliebe Dirndlkleider, die ihrer gut geformten Figur schmeichelten.

»Dirndlkleider sind nichts für Bohnenstangen«, stellte Hedi fest, wenn sie sich bei ihrer Leib- und Magenschneiderin in Kufstein zufrieden vor dem Spiegel drehte.

Auch Andi Kastler bevorzugte die Tiroler Trachtenmode, einfach, weil er sie kommod fand. Seine Krachlederne und das karierte Hemd legte er nur zum Schlafen ab – oder wenn er auf dem Tennisplatz des Hotels ein Spiel wagte. Andi war ein begeisterter Sportler, der neben der Arbeit im Hotel auch immer für sein Privatvergnügen Zeit fand. Die Angestellten des Hotels waren gut ausgebildet, verlässlich, und alle arbeiteten gut zusammen – von den Zimmermädchen bis zum Gärtner.

An diesem Herbstmorgen genossen die Kastlers ihren Frühspaziergang wieder einmal ganz besonders.

»Schau nur, der Maxl ist auch schon unterwegs«, rief Hedi.

Sie zeigte hinüber zum Dorfanger, wo ein prächtiger rot getigerter Kater hinter einem Grasbüschel auf sein Frühstück lauerte. Maxl hatte Hedis Ausruf gehört und unterbrach seine Jagd, um sich von Andi zwischen den Ohren kraulen zu lassen. Das Mäuslein, das er belauert hatte, machte sich derweil still und heimlich davon.

»Macht nichts«, sagte Andi zu Maxl, als der mit einem enttäuschten Murren die Bewegung der Grashalme wahrnahm. »Daheim wartet sicher schon das Frauchen mit dem Dosenöffner auf dich!«

Der Mitterhub-Bauer, der auf dem Traktor unterwegs in sein »Freiluftbüro« war, bremste im Vorbeifahren und winkte herunter.

»Einen schönen Tag!«, rief er freundlich.

Hedi und Andi nützten die Gelegenheit, um eine neue Lieferung Erdäpfel für die Hotelküche zu vereinbaren. Dann gingen sie weiter.

Ein frischer Wind blies durch die Halle, als das Ehepaar Kastler durch die große Eingangstür das Hotel betrat. Noch herrschte hier Nachtruhe. Nur in der Küche wurde schon fleißig gewerkelt, Koch Leo Hofbacher und Köchin Rosina Stadler waren dabei, das Frühstück für die Gäste herzurichten. Während Rosina den Azubi Stefan Werninger anwies, aus Karotten und Radieschen Rosen zu schnitzen, plante Leo Hofbacher nebenbei das Mittagessen.

Andi Kastler war schon im Büro verschwunden, aber Hedi schaute auf einen Sprung in der Küche vorbei. Gleich als sie die Schwingtür öffnete, umfing sie ein Duft von gebratenen Eiern und frisch gebrühtem Kaffee. Sofort begann ihr Magen, zu knurren.

»Guten Morgen!«, rief Hedi fröhlich in die Runde.

»Guten Morgen, Chefin!«

Flugs hatte Stefan Werninger ein Häferl gefüllt. Dieses trug die Aufschrift »Schatzl« – denn so nannte Andi Kastler seine Angetraute bisweilen. Die Tasse hatte er dereinst auf dem Kirtag für sein Schatzl erstanden, und sie gehörte für Hedi zu einem perfekten Frühstück dazu – mochte der Henkel auch schon einmal abgesprungen und wieder angeklebt worden sein.

»Danke!« Hedi nahm genüsslich den ersten Schluck Kaffee.

»Frau Chefin?«

Hedi wandte sich um. Vor ihr stand Bärbel Friesinger, eines der lang gedienten Zimmermädchen vom Hotel. Heute trug Bärbel aber nicht ihre hübsche Uniform, ein schwarz-weißes Dirndlkleid mit einer dunkelgrünen Schürze. In den engen Jeans und dem hellblauen T-Shirt, vor allem mit den offen über ihre Schultern fallenden Haaren, sah Bärbel richtig fremd aus.

»Bärbel! Du bist heute aber früh auf den Beinen«, stellte Hedi schmunzelnd fest.

Das zeitige Aufstehen war für die junge Bedienstete immer ein Problem gewesen. Ansonsten war Hedi mit ihrer Angestellten jedoch nur zufrieden gewesen.

»Ja«, gab Bärbel lachend zurück. »Und das ausnahmsweise ganz ohne Wecker! Aber mich hat es einfach nimmer im Bett gehalten. Heute ist auch ein zu aufregender Tag!«

»Das glaube ich dir gern, Bärbel. Hast du denn schon deinen Koffer gepackt?«

»Der steht schon seit drei Tagen fertig in meinem Zimmer«, bestätigte die junge Frau.

Hedi nickte. »Und wann geht es los?«

»Mein Zug fährt um elf Uhr von Innsbruck weg«, erklärte Bärbel. »Wenn ich den Bus um halb neun nehme, komme ich rechtzeitig zum Bahnhof.«

»Ach was, Kilian kann dich nach Mayrhofen hinunterfahren«, schlug Hedi vor. Kilian Garnreiter, der »Mann für alle Fälle«, wie Andi und Hedi stets zu sagen pflegten, kam jeden Tag aus dem kleinen Weiler Mautz nach St. Christoph, um hier alle anfallenden Arbeiten zu verrichten – von Chauffeurdiensten bis zur winterlichen Schneeräumung. »Ohne Kilian ...«, sagte Hedi gern, »... wären wir verloren!« Jetzt entschied sie: »Ich sage ihm Bescheid, damit er heute früher herkommt, dann kann er dich zum Bahnhof nach Mayrhofen fahren.«

Und schon griff sie nach dem Telefon.

»Nein, das übernehme ich!« Unbemerkt war Andi Kastler in die Küche getreten. Nun lächelte auch er der jungen Frau herzlich zu. »Du warst eines unserer tüchtigsten Zimmermädel, da versteht es sich von selbst, dass wir dich persönlich in die Stadt chauffieren.«

»In die Stadt ...« Bärbel erschauerte plötzlich, als hätte sie ein kalter Wind gestreift.

»Nun ja, im Vergleich zu Wien ist Mayrhofen ein kleines Dorf«, meinte Andi lachend. »Aber mach dir keine Sorgen, Bärbel, du wirst dich auch in der Großstadt zurechtfinden. Du wirst sehen: Wenn du uns das nächste Mal besuchen kommst, wirst du eine vornehme Dame sein!«

»Du kommst uns doch besuchen?«, fragte Hedi streng.

»Aber freilich. Hier habe ich immerhin meinen Beruf gelernt. Ich habe mich bei Ihnen wirklich immer wohlgefühlt, das müssen Sie mir glauben«, versicherte die junge Frau.

»Das freut uns zu hören, Bärbel«, sagte Andi. »Und wir verstehen sehr gut, dass es dich von hier fortzieht. Es ist nur natürlich, wenn sich junge Leute die Welt anschauen.«

»Unser Neffe ist zurzeit gerade in Amerika«, erzählte Hedi stolz. »Erst gestern ist eine Ansichtskarte von ihm gekommen.«

»Du weißt, Bärbel«, mischte sich jetzt die Mehlspeisköchin Rosina Stadler ins Gespräch: »Wenn du dich in Wien nicht auskennst, kannst du mich jederzeit anrufen. Immerhin habe ich viele Jahre lang in Baden gearbeitet, das ist quasi nebenan.«

»Danke, Rosi, darauf werde ich gern zurückkommen.«

»Ist das Hotel, in dem du arbeiten wirst, wirklich so groß und vornehm?«, erkundigte sich nun der Azubi.

Bärbel nickte und fuhr sich mit ein wenig zittrigen Fingern durch die Haare. Andi und Hedi tauschten einen belustigten Blick. Die Erfahrungen, die auf das Zimmermädel – das ehemalige Zimmermädel – warteten, waren aufregend. Aber sie waren für die junge Frau immens wichtig.

»Denk dran, Bärbel, ...«, gemahnte Hedi mütterlich. »... immer nur einen Schritt nach dem anderen setzen. Nicht zu weit vorausschauen. Dann kann nichts schiefgehen!«

Sie umarmte die junge Frau zum Abschied und deutete Andi, dass er sich »packen« sollte. Erstens sollte Bärbel rechtzeitig zum Bahnhof kommen, zweitens würde ein langes Abschiednehmen ihre Nervosität nur noch weiter verstärken.

Andi verstand. Er legte seinen Arm um Bärbels Schulter. Diese winkte noch einmal in die Runde – und dann war sie auch schon fort, auf dem Weg in ihr neues Leben. Schritt für Schritt.

»Sie macht das schon«, bemerkte Hedi zuversichtlich, als sie hörten, wie draußen der Motor von Andis Wagen gestartet wurde. »Außerdem hat sie versprochen, dass sie bald auf Besuch kommt!«

Sie ließ sich von Leo Hofbacher den Menüplan für den Tag zeigen, schlug eine kleine Änderung vor und segnete ihn ab. Dann machte sich Hedi, ihr geklebtes Kaffeehäferl in Händen, auf den Weg ins Büro.

***

Die Hotelchefin hatte sich kaum hinter dem Schreibtisch eingerichtet, als ihre »rechte Hand«, die Hausdame des Hotels eintraf. Gerda Stahmer war eine attraktive Fünfunddreißigjährige, die schon seit einigen Jahren im Hotel arbeitete. Sie hatte sich dereinst vom Zimmermädchen hochgearbeitet und kannte deshalb alle Abläufe im Hotelbetrieb ganz genau. Oft saß sie an der Rezeption und begrüßte neu eintreffende Gäste, gleichzeitig hatte sie immer ein Auge auf das Personal. Vor allem die Zimmermädchen unterstanden Gerdas Kommando.

»Hast du Bärbel noch gesehen? Sie ist gerade vorhin losgefahren. Andi bringt sie nach Mayrhofen zum Bahnhof«, berichtete Hedi.

»Sie sind an mir vorbeigetuckert, als ich gerade hergekommen bin«, gab Gerda zurück. »Aber Bärbel und ich haben sowieso schon gestern Abschied genommen.«

»Du hast sie gut ausgebildet, Gerda, ich zweifle nicht, dass sie in Wien wunderbar zurechtkommen wird«, sagte Hedi und nippte von ihrem Kaffee.

»Ja, ich weiß. Danke für das Lob, Hedi. Es macht mich stolz, dass jetzt eine von uns in einem der ersten Häuser unserer Hauptstadt arbeiten wird. Wen sie da womöglich alles kennenlernen wird?«, fragte Gerda sich träumerisch. »Wer weiß, vielleicht verliebt sie sich eines Tages in einen berühmten Schauspieler?«

Hedi schmunzelte. Früher oder später flogen Gerdas Gedanken immer zum Thema Liebe. Die hübsche Mittdreißigerin hoffte stets, ihrer großen Liebe zu begegnen. Bis jetzt war Gerdas Traum unerfüllt geblieben, doch sie war weit davon entfernt, ihren Mut zu verlieren. Zwar »klopfte« sie jeden alleinreisenden männlichen Gast auf seine Qualitäten als Liebhaber oder gar Ehemann ab, aber sie war dabei nie aufdringlich. Nur wer die Hausdame des Hotels genauer kannte, sah hinter ihrem freundlichen Lächeln die Hoffnung hervorblitzen.

Was Hedi an ihrer Freundin besonders schätzte, war, dass Gerda anderen ihr Glück gönnte. Niemand freute sich so sehr wie sie, wenn Paare ihre Hochzeitsreise im Hotel »Am Sonnenhang« verbrachten oder »lang gediente« Ehepaare einen romantischen Urlaub in St. Christoph buchten.

»Ist die Liebe nicht das größte Wunder?«, pflegte sie dann zu sagen.

Nur Hedi wusste, dass hinter Gerdas glühenden Wangen der tapfere Wunsch schlummerte, eines Tages selbst die Braut zu sein, die im weißen Kleid zum Altar schritt.

»Was tut sich, Gerda?«, fragte Hedi wie üblich, um sich mit ihrer Hausdame für den Arbeitstag abzustimmen.

»Frau Sonnenschein hat sich gestern über das Morgenlicht beschwert, das ihr beim Aufwachen ins Gesicht schien ...«

»Oh je. Ich verstehe nicht ganz. Unsere Zimmer sind doch mit blickdichten Gardinen ausgestattet?«

Gerda schnitt eine Grimasse, als sie ironisch zurückgab: »Ja, die muss man abends allerdings auch zuziehen.«

»Ich verstehe. Vielleicht mag Frau Sonnenschein ihr Zimmer tauschen und auf die Westseite übersiedeln?«

Gerda schüttelte den Kopf.

»Das habe ich ihr natürlich auch angeboten. Keine Chance. Sie besteht auf Nummer 24, weil das schon immer ihr Zimmer war.«

»Ich weiß. Frau Sonnenschein ist einer unserer treuesten Stammgäste. Sie kommt seit vielen Jahren zu uns. Komisch, bisher hat sie sich nie beschwert«, wunderte sich Hedi.

»Sie scheint mir dieses Mal generell ein bisschen unglücklich zu sein«, gab Gerda zu bedenken.

»Hm«, machte Hedi. »Ich werde mich darum kümmern. Vielleicht hat die Dame ja Lust auf einen Spaziergang, oder sie lässt sich von mir auf eine Kaffeejause einladen.«

»Eine gute Idee, Hedi. Fürs Erste bin ich gestern Abend noch einmal hochgegangen und habe die Vorhänge zugezogen.«

»Danke dir, Gerda! – Wie kommst du damit zurecht, dass wir heute ein Zimmermädel weniger zur Verfügung haben?«

Gerda zuckte mit den Schultern.

»Es geht schon. Wenn nötig, werde ich halt selber anpacken. Außerdem erwarten wir heute ja nur einen neuen Gast.« Sie scrollte über den Bildschirm des großen Computers. »Einen Herrn Professor Lenz aus Eisenstadt ...«

Hedi hob fragend die Augenbrauen.

»Warum lächelst du so? Erwartest du wieder wen zum Flirten? Übertreib's aber bitte nicht!«

»Nein, keine Sorge, Hedi. Der Herr ist Anfang siebzig. Am Telefon klang er allerdings überaus charmant!«

»Sehr gut. Ist sein Zimmer schon hergerichtet?«

»Ja, er kriegt jenes, das ich ursprünglich der Frau Sonnenschein zum Tausch angeboten habe. Über Morgenlicht wird er sich also nicht beklagen!«

»Alles klar. Ab morgen ist dein Team dann wieder komplett. Ich erwarte das neue Zimmermädchen heute im Lauf des Abends. Ich bin schon neugierig, wie sich Marina macht.«

»Du kennst sie?«, fragte Gerda skeptisch.

Sie hatte die Erfahrung gemacht, dass es nicht immer von Vorteil war, wenn neue Angestellte mit den Chefs bekannt waren. Nicht, weil Hedi oder Andi ihre Schützlinge bevorzugt behandeln würden – sondern weil diese mitunter eine Sonderbehandlung erwarteten.

Hedi schien Gerdas Gedanken zu erraten.