Das Berghotel 313 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 313 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Der etwas abgehalfterte Schauspieler Aaron Wimmer macht Urlaub im Berghotel. Während er mit seinem teuren Sportwagen durch die Gegend fährt zieht ein Gewitter auf, und ein Blitz spaltet direkt vor ihm einen alten Baum, der auf den Wagen stürzt. Der Lamborghini erleidet Totalschaden, Aaron selbst bleibt glücklicherweise unverletzt. Als er sich den Baum aus der Nähe ansieht, entdeckt er, dass ein altes Marterl in den Stamm eingewachsen ist, mit dem einem Gregor Bernöcker gedacht wurde, der vor über fünfzig Jahren gestorben ist. Aaron findet ein kleines Behältnis, in dem eine mysteriöse Schatzkarte steckt.
Bei der Unfallaufnahme zeigt Aaron den Polizisten das Marterl, verschweigt aber die Existenz der Karte. Von den Beamten erfährt er, dass Gregor Bernöcker einen Hof in der Nähe besessen hat und auf dieser Straße bei einer Verfolgungsjagd tödlich verunglückt ist. Er wurde als Posträuber berühmt, dessen Beute nie gefunden wurde.
Als sich Aaron die Ruine des Hofes ansieht, trifft er auf Gregors Enkelin Lissy, die immer wieder dorthin zurückkehrt, weil sie sich um ihre Großmutter kümmert und sich nichts sehnlicher wünscht, als eines Tages den Hof neu aufzubauen. Aaron verliebt sich in sie und entschließt sich, gemeinsam mit ihr nach dem Schatz zu suchen ...


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Inhalt

Cover

Der Schatz am alten Marterl

Vorschau

Impressum

Der Schatz am alten Marterl

Er führte Aaron und Lissy zusammen

Von Verena Kufsteiner

Der etwas abgehalfterte Schauspieler Aaron Wimmer macht Urlaub im Berghotel. Während er mit seinem teuren Sportwagen durch die Gegend braust, zieht ein Gewitter auf, und ein Blitz spaltet direkt vor ihm einen alten Baum, der auf den Wagen stürzt. Der Lamborghini erleidet Totalschaden, Aaron selbst bleibt glücklicherweise unverletzt. Als er sich den Baum aus der Nähe ansieht, entdeckt er, dass ein altes Marterl in den Stamm eingewachsen ist, mit dem einem Gregor Bernöcker gedacht wurde, der vor über fünfzig Jahren gestorben ist. Aaron findet ein kleines Behältnis, in dem eine mysteriöse Schatzkarte steckt.

Bei der Unfallaufnahme zeigt Aaron den Polizisten das Marterl, verschweigt aber die Existenz der Karte. Von den Beamten erfährt er, dass Gregor Bernöcker einen Hof in der Nähe besessen hat und auf dieser Straße bei einer Verfolgungsjagd tödlich verunglückt ist. Er wurde als Posträuber berühmt, dessen Beute nie gefunden wurde.

Als sich Aaron die Ruine des Hofes ansieht, trifft er auf Gregors Enkelin Lissy, die immer wieder dorthin zurückkehrt, weil sie sich um ihre Großmutter kümmert und sich nichts sehnlicher wünscht, als eines Tages den Hof neu aufzubauen. Aaron verliebt sich in sie und beschließt, gemeinsam mit ihr nach dem Schatz zu suchen  ...

»Zwei Wochen in den Bergen werden mir guttun.«

Die Worte, die Aaron Wimmers seiner besten Freundin gegenüber am Telefon geäußert hatte, drangen ihm wieder ins Gedächtnis, als er die Tür seines schwarzen Lamborghini öffnete und aus dem Wagen stieg.

Wie in früheren Zeiten zog er mit seinem Auftritt die Blicke zahlreicher Schaulustiger auf sich, nur interessierten sich die Leute wohl weniger für ihn als vielmehr für seinen sündhaft teuren Luxuswagen, der so gar nicht in diese gemütliche, alpenländische Atmosphäre passen wollte. Im Nachhinein hätte er das Gefährt wohl besser in Innsbruck lassen und mit einem Taxi anreisen sollen, aber nun war das sprichwörtliche Kind bereits in den Brunnen gefallen.

Bis zu diesem Moment war er von seinem eigenen Vorhaben noch nicht so ganz überzeugt gewesen, immerhin war er nun wirklich nicht der Typ dafür, steile Berge zu erklimmen oder am Ufer einsamer Seen die Seele baumeln zu lassen. Clubs, Partys, Szenetreffen – abseits der Kameras war das normalerweise seine Welt, nur hatte er in einem lichten Moment einsehen müssen, dass sein Leben in diesem Rahmen um einiges früher enden würde als geplant. Vor allem, seit seine einstmals glanzvolle Schauspieler-Karriere den Bach hinunter gegangen war.

Dass er mit der Vermutung bezüglich seines Wagens richtig lag, erkannte der sonnengebräunte Wiener schnell daran, dass das Interesse der Passanten an seiner Person schnell wieder erlosch und sich allerhöchstens auf den Lamborghini fokussierte.

Aaron konnte es den Leuten nicht verdenken, seine große Zeit lag inzwischen bereits fünf bis sechs Jahre zurück, seit sein letzter, für österreichische Verhältnisse mit einem ziemlich hohen Budget versehener Thriller gefloppt war. In der letzten Zeit hatte er allerhöchstens noch als Randnotiz in der Klatschpresse auf sich aufmerksam gemacht, wenn er nach einem weiteren Alkohol-Exzess in der Ausnüchterungszelle gelandet war. Für seine spärlichen TV-Auftritte interessierte sich sowieso so gut wie niemand mehr.

Es dauerte eine Weile, bis es ihm gelang, sich auf die malerische, beinahe aus einem Bilderbuch projizierte Umgebung einzulassen. Die vielzitierte heile Welt schien in diesem von sechs Bergen umgebenen Seitental der Ziller noch immer existent zu sein, zumindest kam ihm das Sporthotel »Am Sonnenhang« wie das Idealbild eines rustikal-gemütlichen Tiroler Bauernhauses vor. Dazu passten auch das dem Gasthaus gegenüberliegende Schloss sowie das Dorf St. Christoph am Fuße des Hanges, in dem in den letzten Jahrzehnten scheinbar die Zeit stehen geblieben war.

Und die Luft erst! So frei hatte er schon seit langer Zeit nicht mehr durchatmen können. Keine Abgase, keine Industrie, kein Zigarettenqualm, sondern reiner, frischer Sauerstoff. Gierig nahm Aaron einen Atemzug nach dem anderen in sich auf.

Als er das Hotel zum ersten Mal betrat, empfingen ihn ein Hauch von Zirbelholz und ein gemütlich eingerichteter Empfangsraum mit einem großen Tresen, hinter dem sich zwei Frauen angeregt unterhielten. Die eine war schlank und etwas jünger, die andere leicht rundlich und sicher Anfang vierzig. Nicht nur die Statur und das Gesicht, sondern auch die resolute Stimme kamen ihm sofort bekannt vor, wenngleich er der – ihrer Schürze nach zu urteilen – Köchin keinen Namen zuzuordnen vermochte. Immerhin erinnerte er sich daran, sie schon einige Male im »Kurhotel Meiser« in der Nähe von Wien gesehen zu haben, was allerdings schon eine halbe Ewigkeit her war.

Mit einem leisen Räuspern machte Aaron auf sich aufmerksam. Seine Geste sorgte dafür, dass sich ihm beide Frauen zuwandten, die eine lächelnd, die Köchin hingegen mit großen Augen und immer stärker rot anlaufendem Gesicht.

»Mei, das ist ja der Wimmer-Aaron!«, entfuhr es der etwas rundlichen Frau, die ihn ein wenig an seine Mutter erinnerte, was ihr vom Alter her natürlich überhaupt nicht gerecht wurde. »Darf ich ...vielleicht ...«

Die andere Frau konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und klopfte der Köchin beruhigend auf die Schulter.

»Mensch, Rosi, du läufst ja an wie ein schüchternes, kleines Madel«, bemerkte sie. »Ich habe Herrn Wimmer auch erkannt, andererseits hatten wir doch schon ganz andere Prominente hier im Haus.«

»Gerda!«, entfuhr es der Frau, die automatisch noch mehr errötete.

»Entschuldige ...«

»Schon gut, ich freue mich ja immer, wenn sich noch jemand an mich erinnert«, meldete sich Aaron mit einem schwachen Lächeln zu Wort. »Ich bin ja nicht als Schauspieler hier, sondern als Mensch, aber in den folgenden zwei Wochen wird sich bestimmt noch eine Gelegenheit ergeben, über die alten Zeiten im ›Kurhotel‹ Meiser zu reden. Ja, ich habe Sie bereits erkannt.«

Seine Worte sorgten dafür, dass die Augen der Köchin noch größer wurden.

»Ich, ich meine, ich ...«, stammelte sie, bis sie von der Empfangsdame leicht zur Seite geschoben wurde.

»... werde in der Küche erwartet«, vervollständigte die andere Frau ihren Satz. »Lass mich doch erst mal unseren neuen Gast im Hotel willkommen heißen.«

Rosi zögerte noch einige Sekunden, bis sie sich umdrehte und in einen Flur verschwand. Als sie sich ihm noch einmal zuwandte, zeigte Aaron sein bestes Lächeln. Wenigstens eine Frau, die sich noch an meine Filme und nicht nur an meinen Absturz erinnert, stellte er gedanklich fest. Der Urlaub ist gerettet.

»Herzlich Willkommen im Berghotel«, begrüßte ihn die Frau hinter dem Tresen. »Ich bin Gerda Stahmer. Hoffentlich hatten Sie eine angenehme Reise, Herr Wimmer. Ich soll Ihnen übrigens einen Gruß von einer Frau Erika Haas bestellen, die morgen ebenfalls bei uns eintreffen wird.«

»Ach was«, entfuhr es Aaron. Und gedanklich fügte er noch hinzu: Das kann ja heiter werden.

***

Obwohl für den Abend in Teilen Tirols vor schlagartig aufziehenden, schweren Gewittern gewarnt wurde, entschied sich Aaron dazu, nach dem Essen noch eine kleine Spazierfahrt einzulegen. Schließlich hatte er den Lamborghini nicht mitgenommen, um ihn auf dem Parkplatz verstauben zu lassen. Es stand auch niemand hinter dem Empfangstresen, der ihm sein Vorhaben hätte ausreden können. Wenn er schon auf seine üblichen Laster verzichten sollte, würde er sich wenigstens kurz dem Rausch der Geschwindigkeit hingeben.

Schnell musste er feststellen, dass die Straßen zwischen St. Christoph, dem Kuckuckssee und Hochbrunn zwar zu ausgedehnten, gemütlichen Streifzügen, jedoch nicht zu rasanten Fahrmanövern einluden. Wenigstens waren keine Fahrradfahrer oder Wanderer unterwegs, was angesichts der Drohkulisse am Horizont auch nicht verwunderlich war.

Wie nach einem Vulkanausbruch türmten sich die dunklen Wolkenberge in die Höhe, die, beschienen von der untergehenden Sonne, einen geradezu majestätischen, wenn nicht gar furchteinflößenden Anblick boten. Flankiert von den Gipfeln der Berge schoben sie sich träge, aber bestimmt in das Tal und ließen bereits erste Blitze über die schroffen Felshänge und einsamen Almwiesen niedergehen. Das unheimliche Donnergrollen, das sogar das Röhren des Motors übertönte, ließ selbst Aaron erschaudern.

Gerade bog er von der Hauptstraße auf einen überraschend gut ausgebauten Feldweg ab und gab noch einmal richtig Gas, als der Wagen von einem unsichtbaren Faustschlag erfasst wurde. Der Sturm brachte auch Regen mit sich, sogar ein wenig Hagel, der auf dem Lack des Wagens sicher ein paar kleine Spuren hinterlassen würde.

Schöner Mist, fluchte Aaron innerlich. Vielleicht kann ich dem Gewitter ja noch entkommen.

Er erhöhte ein weiteres Mal die Geschwindigkeit, fuhr durch eine ausgeprägte Senke und entdeckte linkerseits eine mächtige, hunderte Jahre alte Eiche, deren kräftiges Geäst wie Gummiwürmer im Wind gebogen wurden. Plötzlich fuhr ein gleißender Schein durch den Himmel, erfasste die Krone des Baumes in ihrer Mitte und spaltete den Stamm mit einem infernalischen Fauchen. Aaron schrie auf und riss im letzten Moment das Lenkrad herum, während der vom Blitz zerschmetterte Baum zur Seite kippte und auf der Feldstraße niederging.

Während seine Welt in dem Bersten von Glas und Stahl unterzugehen schien, krümmte er sich hinter dem Lenkrad zusammen und schickte ein leises Stoßgebet in Richtung Himmel. Irgendjemand schien ihn dort erhört zu haben, denn statt mit gebrochenen Knochen oder Schlimmerem kämpfen zu müssen, stellte er fest, dass ihm überhaupt nichts passiert war. Selbst die Glasscherben, die sich in seinen Haaren verteilt hatten, hinterließen keinerlei Schnittwunden.

Stöhnend richtete sich Aaron auf, sah sich in dem völlig demolierten Fahrzeuginneren um und stemmte sich in die Höhe, um sich durch das zerbrochene und ein wenig eingedrückte Seitenfenster zu schieben. Ein Schwall aus Regentropfen peitschte ihm entgegen.

»Verdammter Mist«, entfuhr es ihm, als ihm das gesamte Ausmaß des Schadens vor Augen geführt wurde.

Die gesamte rechte Seite des Wagens war unter dem schweren Stamm der Eiche begraben, der Rest von Ästen und der Aufprallwucht völlig zerkratzt und demoliert. Der sündhaft teure Lamborghini hatte nur noch Schrottwert, und ob die Versicherung für den Schaden aufkommen würde, stand in den Sternen. Seltsamerweise machte er sich darüber trotz der Tatsache, dass seine Karriere den Bach hinuntergegangen war und er sich wohl nie wieder einen solchen Wagen leisten können würde, keine Gedanken. Er lebte, und nur das zählte. Kein Geld der Welt konnte mit der eigenen Gesundheit aufgewogen werden, das hatte ihm einmal seine Mutter gesagt, und in diesen Momenten wurde ihm bewusst, wie recht sie damit gehabt hatte.

Aarons linke Hand wanderte zu seiner Hosentasche, wo sein Handy steckte. Seine Intention, die Polizei zu alarmieren, drängte er zurück, als ihm an dem gespaltenen Baum etwas auffiel, das ihm auf den ersten Blick entgangen war. Ein hölzernes und mit eisernen Beschlägen versehenes Kreuz ragte halb aus dem auseinandergebrochenen Stamm, wie ein Zeichen einer höheren Macht, die ihm auf diese Weise deutlich machen wollte, wer wirklich für sein Überleben verantwortlich war.

Misstrauisch neigte er seinen Kopf zur Seite und näherte sich dem Kreuz. Es handelte sich wohl um ein altes Marterl, das schon so lange an dem Baum gehangen hatte, dass es mit dem Stamm verwachsen war. Dort, wo sich die beiden Querbalken trafen, zeichnete sich ein gläserner Aufsatz ab, in dem das zum größten Teil verblichene Foto eines jungen Mannes angebracht war.

Der Anblick ließ Aaron einen Schauer über den Rücken wandern. Er zog zwar nun doch sein Handy hervor, allerdings nur, um die Taschenlampe zu aktivieren und das verwitterte Kreuz abzuleuchten. Direkt unter dem Foto prangte ein in eine goldene Platte gravierter Schriftzug. »Gregor Bernöcker«, las er leise vor. »Gestorben am 23. 12. 1973.«

Einen Tag vor Heiligabend, ging es Aaron durch den Kopf. Für seine Familie mussten dies die fürchterlichsten Weihnachtsfeiertage überhaupt gewesen sein. Mit einem weinenden Auge dachte Aaron an jene wunderbaren Zeiten zurück, als er mit seinen Eltern und Großeltern an den Feiertagen zusammengekommen war und sich über zahlreiche Geschenke, ein reiches Festmahl und strahlende Gesichter freuen durfte. Er war sehr behütet aufgewachsen, mit seinen beiden Schwestern, zu denen der Kontakt – wie zum Rest seiner Familie – schon vor langer Zeit abgebrochen war. Manchmal, wie in diesen Momenten, vermisste er diese herrlichen, sorgenfreien Zeiten.

Gedankenverloren strich er über das Kreuz, als wollte er sich auf diese Weise für seine Rettung bedanken. Seine Hand zuckte schnell wieder zurück, als etwas in dem Baum knackte und er noch weiter in sich zusammensackte. Dabei löste sich etwas aus dem Inneren des vertikalen Balkens, fiel direkt vor seinen Füßen zu Boden und brach auseinander.

Wie zu einem stillen Gebet ging Aaron vor dem Marterl in die Knie und hob das fingerlange Röhrchen an, dem nun der Deckel fehlte. Innerhalb des kleinen Behältnisses steckten mehrere gerollte Schriftstücke, die er nun vorsichtig hervorzog.

Schnell stellte er fest, dass der sprichwörtliche Zahn der Zeit bereits dafür gesorgt hatte, dass die geheime Botschaft im Strudel der Vergangenheit verloren gegangen war. Es handelte sich wohl um einen Brief, eine vollständig beschriebe Seite, doch die Tinte war durch die in das Röhrchen eindringende Feuchtigkeit derart verwischt, dass nicht ein einziges Wort mehr zu identifizieren war.

Allerdings befand sich noch ein zweites vergilbtes Papier in dem Behältnis. Aaron zog überrascht die Augenbrauen hoch, als sein Blick auf etwas fiel, das ihn im ersten Moment an eine Schatzkarte erinnerte. Tatsächlich handelte es sich wohl um die Abbildung einer Landschaft samt eingezeichneter Berge, wenn auch ohne Namensnennung. An einer der Erhebungen war ein schwarzes Kreuz gesetzt.

Aaron sah sich um, als befände sich in seiner Nähe eine unbekannte Person, die ihn still und heimlich beobachtete. Noch immer war er angesichts des Unfalls geschockt, dennoch dachte er bereits darüber nach, mit dieser seltsamen Karte auf Schatzsuche zu gehen. So oft hatte er in seinen Filmen einen Abenteurer und Draufgänger gemimt, nur um im wahren Leben an diesem Image zu scheitern. Allein die Vorstellung, einmal ein echtes Abenteuer zu erleben, ließ ihn auf positive Weise erschaudern.

Schließlich ließ er das Röhrchen samt Inhalt in seiner Hosentasche verschwinden und rief die Polizei.

***

Als die beiden Gendarmen an der Unfallstelle eintrafen, hatte Aaron längst auch seine Versicherung verständigt. Da sein Name anscheinend doch noch einen gewissen Klang besaß, war ihm von seinem Vertrauensmann eine baldige Zustellung eines Ersatzfahrzeuges versprochen worden, das man ihm zum Berghotel liefern würde.

Inzwischen war von einem Gewitter weit und breit nichts mehr zu sehen. Die kräftige Abendsonne wagte sich noch einmal über die Gipfel der Berge, bevor ihre Strahlen in den nächsten Minuten hinter den teilweise schneebedeckten Hängen versinken würden. So schnell Blitz, Donner, Regen und Hagel Unheil über das kleine Tal gebracht hatten, so schnell waren sie auch wieder weitergezogen.

Die Augen der beiden Beamten weiteten sich unwillkürlich, als sie erkannten, was für ein Wagen unter den Resten der altehrwürdigen, umgestürzten Eiche begraben lag.

»Der ist sicher 300.000 € wert«, merkte der ältere der beiden Männer an, der sich Aaron als Ludwig Sirch vorgestellt hatte. Er war noch einen Kopf größer als Aaron und auch einige Kilo schwerer. Der zweite Beamte wirkte ihm gegenüber dünn und zierlich.

»Mehr«, gab der Schauspieler ungern zu und rieb sich über den Nacken.

In den folgenden Minuten gab er den Gendarmen seinen Bericht ab, wobei er die hohe Geschwindigkeit unerwähnt ließ, bei der er mit dem Baum kollidiert war. Mit etwas Glück hatte der Regen alle Bremsspuren weggewaschen, ansonsten konnte er seine Vollkasko-Versicherung in die berühmte Tonne klopfen.

Ludwig Sirch kratzte sich wenig überzeugt an der Stirn.