Das Berghotel 309 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 309 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Stephie steht kurz vor ihrer Hochzeit. Zusammen mit ihren Mädels möchte sie sich vorher noch mal eine Auszeit nehmen und fährt mit ihnen nach St. Christoph ins Berghotel. Was die Freundinnen nicht wissen: Stephie reist mit einem bestimmten Hintergedanken ins Zillertal.
Vor zwei Jahren hatte sie dort eine magische Begegnung mit einem Mann, die in einer zärtlichen Liebesnacht endete. Seitdem hat Stephie den Fremden, von dem sie nur Vornamen und Beruf kennt, nie vergessen. All ihre Versuche, ihn zu finden, blieben bisher ohne Erfolg. Bevor sie vielleicht bald dem Falschen das Jawort gibt, probiert sie es jetzt ein allerletztes Mal - gelingt das nicht, will sie ihn endgültig aus ihrem Kopf verbannen ...


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Inhalt

Cover

Weil sie ihn nicht vergessen konnte

Vorschau

Impressum

Weil sie ihn nicht vergessen konnte

Wird Stephie ihren Traummann in St. Christoph wiederfinden?

Von Verena Kufsteiner

Stephie steht kurz vor ihrer Hochzeit. Zusammen mit ihren Mädels möchte sie sich vorher noch mal eine Auszeit nehmen und fährt mit ihnen nach St. Christoph ins Berghotel. Was die Freundinnen nicht wissen: Stephie reist mit einem bestimmten Hintergedanken ins Zillertal.

Vor zwei Jahren hatte sie dort eine magische Begegnung mit einem Mann, die in einer zärtlichen Liebesnacht endete. Seitdem hat Stephie den Fremden, von dem sie nur Vornamen und Beruf kennt, nie vergessen. All ihre Versuche, ihn zu finden, blieben bisher ohne Erfolg. Bevor sie vielleicht bald dem Falschen das Jawort gibt, probiert sie es jetzt ein allerletztes Mal – gelingt das nicht, will sie ihn endgültig aus ihrem Kopf verbannen ...

Reinheit ... Das war das Erste, was Stephie in den Sinn kam, als sie die Hütte auf dem Feldkopf erreicht hatte. Mit geschlossenen Augen stand sie da und nahm einen tiefen Atemzug, als vermochte allein die Luft, ihren Körper zu entgiften. Als sie ihre Augen wieder aufschlug, bot sich ihr eine Pracht, die wie ein Gemälde wirkte. Blumen in sämtlichen Farben leuchteten aus dem grünen Gras hervor, welches im seichten Wind zitterte. Umgeben von Bergen und Wäldern konnte Stephie die Baumgrenze wie eine Linie ausmachen, welche in das graue Gestein überging, wo kein Grün mehr wuchs. Darüber thronte ein stahlblauer Himmel, der nur von einzelnen Wolken passiert wurde.

Stephie fühlte sich wie in einem Traum. Die fünfunddreißigjährige Lehrerin aus Bamberg war zunächst betrübt gewesen, dass sie ihren Urlaub völlig allein verbringen musste, weil ihr Freund Arno mit einer Knieverletzung zu Hause geblieben war. Sie waren erst seit wenigen Monaten ein Paar. Aber da sie zuvor jahrelang Single gewesen war und ihre Urlaube entweder mit Freunden oder allein verbracht hatte, war es ihr zunächst schwergefallen, auch dieses Mal ohne Begleitung zu reisen.

In St. Christoph war sie zum ersten Mal. Der Ort war ihr von einer Kollegin empfohlen worden. Da Stephie Meyer auch in ihrer Freizeit gerne aktiv war, war ihr der Ort am Rande des Zillertals optimal erschienen. Die herrliche Umgebung bot nicht nur etliche Möglichkeiten zum Wandern und Bergsteigen. Auch das Sporthotel »Am Sonnenhang«, in dem Stephie vorübergehend wohnte, hielt vielseitige sportliche Tätigkeiten, wie Paragliding, Freeclimbing und Tennis auf den hoteleigenen Plätzen bereit.

Nachdem sich Stephie gestern einen erholsamen Tag im Wellnessbereich des Hotels gegönnt hatte, hatte sie es heute wieder nach draußen gezogen. Zu Hause entdeckte sie immer wieder neue Routen durchs Geocaching, ein Hobby, bei dem es darauf ankam, einen kleinen Schatz mithilfe von GPS-Daten zu finden. Freilich war es kein richtiger Schatz, doch Stephie hatte schon einige der kleinen Kästchen gefunden, in denen sogenannte Log-Bücher versteckt lagen, worin sich jeder Geo-Cacher mit Namen und Datum des Funds eintragen konnte.

Auch heute bediente sich die Lehrerin aus Deutschland dieser spannenden Variante, um die Gegend um St. Christoph besser kennenzulernen. Sie ging auf Schatzsuche. So hatte sie mithilfe einer App entdeckt, dass etliche Schätze im Gebirge darauf warteten, geborgen zu werden.

Stephie hatte ihr Ziel bislang noch nicht erreicht. Die Hütte hoch droben auf dem Feldkopf diente lediglich für eine kleine Verschnaufpause.

Nachdem die Frau mit den schwarzen glatten Haaren und den braunen Augen den Ausblick genossen hatte, ließ sie sich ins Gras nieder, um einen Schluck Wasser aus ihrer Flasche zu trinken. Es war Sommer, und sie hatte die Intensität der Sonne unterschätzt.

Das Wasser schmeckte klar und frisch, als hätte sie es eben erst aus einem Gebirgsbacherl geschöpft. Dann schraubte Stephie die Flasche wieder zu und schaute auf ihr GPS-Gerät. Sie würde noch ein wengerl laufen müssen, dann hätte sie den Ort erreicht, wo sie nach dem Geo-Cache suchen könnte. Also erhob sie sich wieder und verstaute ihre Flasche im Rucksack.

Mit jedem weiteren Meter schien es Stephie, als veränderte sich das Gelände zu ihren Füßen. Die saftigen Wiesen mit ihren bunten Tupfen aus Blüten wechselten zu Stein, welcher sich schon bald nur noch wie rutschiges Geröll offenbarte. Anders als noch bei der Hütte war die Stimmung hier auch anders. War es weiter unten noch romantisch und einladend, so erschien ihr die Gegend hier wie eine abweisende alte Frau, grau, rau und ohne Platz für Freundlichkeiten. Der Boden wurde zunehmend rutschiger und die Steigung steiler. Ob sie hier richtig war?

Stephie schaute auf ihr GPS-Gerät, doch demzufolge war sie nun schon ganz in der Nähe. Was sie zusehends beunruhigte, war, dass die Luft hier droben empfindlich kühl war, während ihre Haut trotzdem unter der Sonne verbrannte. Obwohl sie sich vor Verlassen des Hotels mit Sonnencreme eingecremt hatte, entdeckte sie schon einen roten Schleier auf ihren Armen.

Langsam setzte Stephie einen Fuß vor den anderen, um nicht auf dem Geröll auszurutschen, und schaute überprüfend auf das kleine Gerät in ihrer Hand. Hier musste es irgendwo sein. Nun galt es, die Augen nach Verstecken offen zu halten.

Mit ihrer rechten Hand schirmte die Deutsche ihre Augen ab und ließ ihren Blick über das Gestein gleiten. Vorsichtig ging sie ein paar Meter. Doch als sie in die Ferne sah, während sie weiter geradeaus ging, passierte es. Ihr linker Fuß rutschte ab, sodass Stephie unsanft auf ihrer Hüfte landete. Mit ihrer freien Hand versuchte sie, Halt zu finden, doch sie glitt einige Meter den Hang hinab. Alles, was sie wahrnahm, war Schmerz und Panik. Jeder kleine Stein fraß sich in die Haut ihrer Arme und Beine. Erst als sie einen Fels zu fassen bekam, gelang es ihr, ihren Fall abzubremsen.

Mühsam zog sich Stephie an dem Felsen hoch und richtete sich langsam auf. Ihre Beine zitterten. An ihren Händen waren rote Stellen, aber wie durch ein Wunder weitestgehend unverletzt. Lediglich ihre Arme und Beine wiesen Schürfwunden auf, doch nur oberflächlich, sodass sie nicht mal blutete.

»Was machen Sie denn da?« Stephie sah sich überrascht um. Hatte sie sich verhört? »Hallo?«

Nein, da war ganz deutlich eine Stimme zu hören. Suchend schaute sie sich um, um die Quelle der Stimme ausfindig zu machen. Dann entdeckte sie einige Meter von sich entfernt einen Mann auf sich zukommen.

»Haben Sie sich verletzt?«, rief er nun.

Stephie war zu perplex, um zu antworten, da sie nicht damit gerechnet hatte, so hoch oben noch eine Menschenseele anzutreffen.

»Geht es Ihnen gut?«

»Ja«, antwortete sie dann, »es ist zum Glück nichts passiert.«

Dabei wischte sie sich grob die feinen Steinchen von ihren Beinen und von der Kleidung, die ganz eingestaubt war. Doch als Stephie wieder aufsah, war es, als erstarrte sie erneut.

Zwei Augen, deren Grün sie an gelbliches Moos erinnerte, blickten sie forschend an.

»Das hätte Ihnen das Leben kosten können«, sagte der Mann mit den braunen kurzen Haaren, während er sie nicht aus den Augen ließ.

»Ganz so schlimm war es jetzt auch nicht. Ich bin nur ein wenig gerutscht, nicht gleich den ganzen Berg runtergefallen«, widersprach Stephie, der es zuwider war, wie ein achtloses Kind behandelt zu werden.

»Da mögen Sie vielleicht recht haben, aber wären Sie noch ein paar Meter weiter gerutscht, wären Sie direkt in einer Gletscherspalte gelandet.«

Erschrocken sah Stephie ein paar Meter tiefer. Und erkannte, dass der Mann recht hatte. Verborgen zwischen dem harmlos wirkenden Geröll und einigen Felskanten verlief eine Linie, die ihr tödliches Ende hätte sein können.

Stephies Herz begann zu pochen, als sie sich der Tragweite der Gefahr bewusst wurde.

»Das hab ich nicht gewusst. Ich wusste nicht, dass es hier Gletscherspalten gibt.« Um ihrer Aufregung Einhalt zu gebieten, legte sie beide Hände vor ihren Mund.

»Es ist ja alles gut gegangen«, meinte der Mann, diesmal leiser, wie um sie zu beruhigen. »Das haben Sie, glaube ich, verloren.«

Stephie schaute in die offene Hand des Fremden, der ihr einen Gegenstand hinhielt. Dabei sah sie, dass er auf seinem Unterarm eine Tätowierung trug. Mit zitternden Händen nahm sie das zerkratzte GPS-Gerät entgegen.

»Danke«, sagte sie und versuchte zu ignorieren, wie kleine Blitze in ihren Fingerspitzen zuckten, als ihre Finger seine Hand berührten. Auch der Mann schien etwas gespürt zu haben, denn er blieb regungslos stehen, während er mit ernstem Blick auf sie hinabsah.

Dann räusperte er sich.

»Mit diesem Ding hätten Sie sich eigentlich nicht verlaufen dürfen«, sagte er.

»Das habe ich auch nicht«, entgegnete Stephie. »Das Ding hat mich sogar direkt hier hingeführt. Ich suche etwas.«

»Sagen Sie nicht, Sie sind einer von den Hobby-Abenteurern.«

Fragend sah Stephie den Mann an, doch seine Erscheinung ließ sie nervös werden, weshalb sie den Blick gleich wieder abwandte.

»Hobby-Abenteurer?«, fragte sie und schaltete gleichzeitig das GPS-Gerät aus. Für heute hatte sie genug von der Schatzsuche.

»Kommen Sie«, forderte der Fremde sie auf. »Ich zeige Ihnen etwas.«

Irritiert blieb Stephie zunächst stehen. Ihre Beine zitterten immer noch. Als der Mann ihre Unsicherheit bemerkte, reichte er ihr daher eine Hand. Wieder fiel ihr Blick auf die Tätowierung. Sie zeigte einen Mann mit gewellten Haaren. In seiner Hand hielt er etwas, das sie so flüchtig nicht ausmachen konnte. Dann ergriff sie die Hand des Fremden und spürte sogleich, wie sich die kleinen Blitze in ihrem ganzen Körper ausbreiteten.

Einige Meter stiegen sie gemeinsam hinauf, und Stephie war dankbar um die feste Hand, die sie mitzog, wenn sie drohte wegzurutschen. Schließlich blieb der Mann stehen und ging in die Hocke. Als er Stephie dabei los ließ, machte sich Enttäuschung in ihrem Inneren breit.

»Schauen Sie«, sagte er.

Erst dann ging auch die Deutsche in die Hocke und sah, was er ihr zeigte. Zwischen grobem Geröll und hinter einem Felsen versteckt, blühte ein einziges Edelweiß.

Stephie staunte, war jedoch nicht imstande, etwas zu dem kleinen Naturwunder zu sagen. Dann begann der Unbekannte, einige Steine beiseitezuräumen. Darunter kam etwas zum Vorschein, was ihr ein Lächeln hervorbrachte.

»Sie wussten, wo es ist«, staunte sie und griff automatisch nach dem blechernen Kästchen, das völlig vom Staub bedeckt war.

Ehrfürchtig wischte sie mit ihrer Hand darüber und pustete den restlichen Staub weg. Dann öffnete sie es. Darin lag ein winziges Notizbuch, abgegriffen und mit welken Seiten.

Stephie nahm es heraus und öffnete es. Direkt fiel ihr etwas in den Schoß. Als sie hinuntersah, erkannte sie die getrocknete Blüte eines Edelweiß.

»Nehmen Sie es mit«, sagte der Mann, der sie beobachtete.

»Aber das kann ich doch nicht«, erwiderte sie. »Dann würde ich doch denjenigen, die nach mir kommen, diesen Schatz vorenthalten.«

Vorsichtig glitten ihre Finger über die brüchigen Blütenblätter des Edelweiß.

»Nehmen Sie es mit und legen Sie stattdessen etwas von sich hinein. So funktioniert das doch, oder?«

Erstaunt sah Stephie den Mann an.

»Woher wussten Sie, dass es hier versteckt ist?«, fragte sie.

Doch er antwortete nicht und zuckte stattdessen nur mit der Schulter. Also begann Stephie, nach etwas zu suchen, was sie anstelle der Blüte hineinlegen konnte. In ihrem Rucksack war nur ein wengerl Proviant. Aber vermutlich wäre kein Geo-Cacher froh über ein vergammeltes Käsebrot, wenn er das Kästchen öffnete.

Dann fiel ihr der Schlüsselbund in die Hand, den sie selbst im Urlaub immer bei sich trug. Daran baumelte Big Ben, der berühmte Glockenturm von London, ein kleiner goldfarbener Anhänger, den sie sofort von den Schlüsseln befreite. Dann legte sie den Tower ins Kästchen und zog noch einen Bleistift hervor. Mit winzigen Lettern schrieb sie ihren Namen und das Datum des Funds auf. Das war's. Die Schatzsuche war beendet.

Stephie gab dem Mann das Kästchen zurück, der es daraufhin wieder sorgfältig hinter Stein verbarg. Als sie beide aufstanden, ergriffen sie automatisch die Hand des jeweils anderen. Stephie bildete sich ein, es wäre nur so, um einen weiteren Unfall zu vermeiden. Doch sie wussten beide, dass etwas zwischen ihnen passiert war, das schwerer wog als die Gefahr auf dem Feldkopf. Nur war es nichts, dass nicht ebenso gefährlich war.

»Ich heiße übrigens Stephie«, sagte sie.

Der Mann sah sie an. »Ich heiße Paul.«

***

Zwei Jahre später

»Ich weiß gar nicht, worauf ich mich mehr freuen soll. Auf den Wellnessbereich oder die kernigen Männer.«

Nicole wuchtete einen Koffer nach dem anderen aus dem Wagen, sodass Stephie nicht umhin kam, sich zu fragen, wie ein einziges Auto so viel Gepäck verstauen konnte.

»Ob die Männer so kernig sind, weißt du doch gar nicht«, gab die Lehrerin zurück und nahm ihrer Freundin den letzten Koffer ab.

In diesem Moment bog ein weiteres Auto auf den Parkplatz ein und stellte sich direkt neben die Frauen.

»Boah, von den Serpentinen ist mir vielleicht schlecht geworden«, stöhnte Alma, die sofort die Beifahrertür aufschlug, um aus dem Wagen zu steigen. Die Blondine mit den langen glatten Haaren wirkte auf den ersten Blick wie eine Puppe – zierlich, schlank, fesch – , doch sobald man sich mit ihr unterhielt, fiel auf, wie intelligent die Frau war, die wegen ihres Aussehens oft unterschätzt wurde.

»Jetzt hast du es doch endlich geschafft«, tröstete Svenja, während sie ebenfalls aus dem Auto stieg.

Sie sah mit ihren braunen Locken nicht nur aus wie eine Romantikerin. Sie war auch eine. Umso mehr freute es Stephie, dass ihre Freundin nun endlich einen Mann gefunden hatte, der ihrer Vorstellung von einem Jane-Austen-Roman-Helden am nächsten kam.

»Also«, sagte die vierzigjährige Nicole, die von der Clique die Pragmatikerin war, »einchecken, essen und dann das Dorf erkunden?«

»Ey Ey, Sir«, salutierte Alma, doch die Pose wirkte aufgrund ihrer Reiseübelkeit so witzig, dass alle anderen in Lachen ausbrachen.

Während sich ihre Freundinnen aufgeregt über das Hotel unterhielten, welches sie gerade ansteuerten, blieb Stephie kurz stehen. Sporthotel »Am Sonnenhang«. Das Hotel, das sie schon einmal besucht hatte. In einem Sommer vor zwei Jahren. Als es heiß gewesen war und ein Tag eine Begegnung für sie bereitgehalten hatte, die alles in ihr zum Wanken gebracht hatte. Nun war sie wieder in St. Christoph. Ein letztes Mal, bevor es vielleicht zu spät war.

»Boah, ist das vielleicht kalt hier«, bibberte Alma nun und stiefelte mit hochgezogenen Schultern durch den gläsernen Eingang des Hotels.

»Stephie, wo bleibst du denn? Willst du da etwa Wurzeln schlagen, oder was? Lass uns reingehen!«

Alma machte eine Kopfbewegung, die keinen Widerspruch gelten ließ. Also folgte Stephie, doch nicht ohne ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Eine letzte Chance. Die musste sie nun einfach nutzen.

***

Jonathan Paul strich mit seiner flachen Hand über das glatte Holz. Der Duft von Spänen erfüllte die Werkstatt, während im Hintergrund eine Säge aufheulte.

Trotz der novemberlichen Kälte war es warm in der kleinen Schreinerei in Mayrhofen, wo der dreiundvierzigjährige Deutsche seit einigen Jahren arbeitete.

Ein leichter Stoß gegen seine Schulter ließ ihn kurz aufzucken. Sein Freund und Kollege Thomas wies mit einer Kopfbewegung und einem Handzeichen, dass sie verschwinden sollten. Also ließ Jonathan das Holz liegen und folgte Thomas.

In der kleinen Küche stand bereits eine volle Kanne heißen Kaffees. Thomas goss zwei Haferl voll und reichte eines seinem Freund. Dankend nahm Jonathan den Becher an.

»Wie läuft's eigentlich zu Hause?«, fragte der Kollege nun und ließ sich schwerfällig auf einem Stuhl nieder.