Das Berghotel 319 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 319 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Hedi Kastler ist fassungslos: Was war denn das für eine unmögliche Anfrage gerade am Telefon? Da sucht eine junge, obergescheite Frau aus Wien eine Location als Basis-Station für eine Partnerbörse. "Grüne Almen und Picknickträume" soll ihr "Programm" für ein "Abenteuer-Wochenende" heißen. Wütend kanzelt Hedi, ganz gegen ihre sonstigen Gewohnheiten Gästen gegenüber, die Anruferin ab: "Ich bin nicht interessiert, suchen Sie sich eine andere Station. Bei uns verlieben sich die Leute immer noch ungeplant ineinander."
Damit ist für die Hotelchefin das Thema erledigt. Und überhaupt - ihre Gäste sollen doch zur Ruhe kommen und im Einklang mit der Natur ihre freie Zeit genießen, was braucht es da ein Programm. Da Hedi aber nicht immer ans Telefon gehen kann und eine gewisse junge Dame eine ziemliche Hartnäckigkeit zeigt, stehen wenige Tage später doch vier junge Menschen an der Rezeption des Berghotels - und das "Programm" nimmt seinen Lauf ...


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Inhalt

Cover

Grüne Almen und Picknickträume

Vorschau

Impressum

Grüne Almen und Picknickträume

Wenn aus einem romantischen Date ein Abenteuer wird

Von Verena Kufsteiner

Hedi Kastler ist fassungslos: Was war denn das für eine unmögliche Anfrage gerade am Telefon? Da sucht eine junge, obergescheite Frau aus Wien eine Location als Basis-Station für eine Partnerbörse. »Grüne Almen und Picknickträume« soll ihr »Programm« für ein »Abenteuer-Wochenende« heißen. Wütend kanzelt Hedi, ganz gegen ihre sonstigen Gewohnheiten Gästen gegenüber, die Anruferin ab: »Ich bin nicht interessiert, suchen Sie sich eine andere Station. Bei uns verlieben sich die Leute immer noch ungeplant ineinander.«

Damit ist für die Hotelchefin das Thema erledigt. Und überhaupt – ihre Gäste sollen doch zur Ruhe kommen und im Einklang mit der Natur ihre freie Zeit genießen, was braucht es da ein Programm. Da Hedi aber nicht immer ans Telefon gehen kann und eine gewisse junge Dame eine ziemliche Hartnäckigkeit zeigt, stehen wenige Tage später doch vier junge Menschen an der Rezeption des Berghotels – und das »Programm« nimmt seinen Lauf ...

Marko Sinnbichler stand vor dem Kleiderschrank und überlegte, welche seiner zahlreichen Designerjeans er abends anziehen sollte. Schwarz oder doch blau? Für einen Moment blitzte eine Erkenntnis auf: Diese Frage stellte er sich seit zehn, fünfzehn Jahren an genau demselben Frühsommertag – dem Geburtstag seines besten Kumpels Tim.

Schon als Teenager war Tim für seine spektakulären Partys bekannt gewesen. Mit den Jahren hatten sich die Feiern vom Luftschlangenwerfen im elterlichen Partykeller zu exklusiven Events gewandelt. Voriges Jahr, zu Tims Dreißigstem, waren die Freunde nach Las Vegas gejettet. Heuer stand ein Abendessen in einem Nobelrestaurant auf dem Plan, danach wollten die Freunde im zurzeit angesagtesten Club Wiens feiern bis in den Morgen.

Als Marko nun an seine ewig wiederkehrende Frage bezüglich der Jeansfarbe dachte, huschte ein Schmunzeln über sein bärtiges Gesicht. Manches änderte sich eben nie. Freilich hatten sich inzwischen einige der »alten« Freunde aus der Gruppe zurückgezogen, weil sie geheiratet und Familien gegründet hatten. Aber der harte Kern war immer noch da. – Wie lange das wohl noch so weitergehen würde?

Tim war überzeugter Single, und auch Marko achtete bislang stets darauf, dass keine seiner lockeren Liebschaften jemals die Grenze zur »ernsten Beziehung« überschritt. In letzter Zeit tauchen in seiner Fantasie aber immer öfter andere Bilder auf: vom Händchen-Halten bei Sonntagvormittag-Spaziergängen, von langen Gesprächen, von trauter Zweisamkeit. Er schüttelte sich und zwinkerte seinem Spiegelbild in der Schrankinnenseite zu. Irgendwann würde auch er »einknicken«, aber noch war er nicht weichgekocht. Und heute würde er es krachen lassen, das stand fest!

Marko entschied sich spontan für die schwarzen Jeans und begann, ein Lied zu pfeifen, so laut und vergnügt, dass er beinahe das Läuten der Sprechanlage überhört hätte. Er drückte auf den Summer und öffnete die Wohnungstür. Wahrscheinlich kam einer der Freunde zum »Vorglühen« vorbei.

Aber es war Markos kleine Schwester Elli, die lautstark hereinpolterte. Trotz der warmen Temperaturen trug das Madel wie immer dieselben klobigen schwarzen Stiefel, und ihre Jeans bestanden mehr aus Löchern als aus Stoff.

»Was gibt's?«, fragte Marko und winkte ihr vom Badezimmer aus zu, wo er gerade noch damit beschäftigt war, seinen rotbraunen Vollbart mit der Schere zurechtzustutzen. »Wie läuft es daheim? Was machen unsere Altvorderen?«

»Sie nerven«, erwiderte Elli knapp und stapfte mit den Stiefeln über den teuren Designerteppich.

Marko überlegte kurz, sie zu bitten, doch die Schuhe auszuziehen, aber nein: Er war schließlich kein Spießer!

»Ach, das ist nichts Neues«, befand er salopp. »Sind die Alten denn überhaupt im Lande?«

Elli ließ ein undefinierbares Murren vernehmen.

»Paps ist seit einer Woche in London, und Mama ist mit ihren Freundinnen zum Shoppen nach Mailand geflogen«, sagte sie gedehnt und fläzte sich auf Markos Sofa.

»Wie können sie dann nerven, wenn sie eh nicht da sind? Oder halten sie deine Finanzen knapp? Brauchst du Geld?«, wollte Marko wissen.

»Ach wo. Papa hat mir ja eine seiner Kreditkarten überlassen. Ich kann praktisch machen, was ich will. Aber ich habe doch schon mehr Klamotten, als ich anziehen kann«, gab sie maulend zurück.

»Klar, Schwesterherz, weil du ja immer nur dieselben löchrigen Jeans und dieselben abgelatschten Stiefel trägst!«

»Das gefällt mir eben am besten. Den Eltern ist es sowieso egal, was ich mache, also überlege ich, etwas Sinnvolles mit dem Geld anzustellen.«

»Das ist löblich«, sagte Marko und zuckte gleich darauf zusammen. Seit wann drückte er sich denn so altbacken aus? Schnell redete er weiter: »Ich bin eigentlich auf dem Sprung. Tims Geburtstagsparty, du weißt schon ... Du kannst gern hier übernachten, wenn es dir in der Villa zu einsam ist. Oder willst du über irgendwas reden?«

Letzteres hatte er nur so angeboten, in der Hoffnung, dass seine Halbschwester ablehnen würde.

Aber Elli nickte. »Allerdings«, bestätigte sie und setzte sich auf.

»Okay.« Marko seufzte leise und ließ sich ebenfalls in das Sofa fallen. Er strich Elli über das lila gefärbte Haar. »Also, sag schon: Wie geht's dir, Kleine?«

***

Elli verzog das Gesicht. »Kleine!« – Mit siebzehn war sie doch kein Baby mehr!

Aber es war nun einmal eine Tatsache, dass ihr Bruder fast doppelt so alt war wie sie. Marko stammte aus erster Ehe und war als Kind und Jugendlicher wohl ebenfalls ziemlich einsam gewesen, wenn nicht noch mehr als sie. Er wusste also, wonach er fragte. Sie hatte immerhin ihn, auch wenn Marko nicht oft Zeit für die »Kleine« erübrigen konnte.

Ständig war er mit seinen Freunden unterwegs. Und erst seine Frauengeschichten! Immer wieder hatte er eine »Neue« an der Angel, aber nie war eine seiner Liebschaften von Dauer.

Und natürlich arbeitete Marko längst in der Firma mit.

Die Firma – Elli verzog schon wieder das Gesicht, als sie an den Familienbetrieb dachte, in dem Türklinken produziert wurden. – »Türklinken? Kann man denn mit so was reich werden?«, hatte einmal eine Schulkollegin erstaunt gefragt. Man konnte. Die Sinnbichlers lieferten ihre Türklinken weit über Österreich hinaus in die ganze Welt. Erst jüngst hatten sie in Malibu die Nobelvilla eines bekannten Filmstars ausgestattet. Nicht, dass sie, Elli, etwas davon hätte! Außer – nun ja, außer dem Zugriff auf Papas Kreditkarte.

Darauf kam Elli immer wieder gern zurück, dabei war sie im Grunde ihres Herzens von bescheidener Natur. Sie kaufte ihre Klamotten auf dem Flohmarkt und pflegte keine teuren Hobbys. Wenn sie die Kreditkarte ihres Vaters belastete, geschah es meist nicht aus Eigeninteresse. Etwa vor zwei Wochen: Eintausend Euro an die Mutter eines an Leukämie erkrankten Buben, von dem Elli in der Zeitung gelesen hatte.

Die Verärgerung ihres Vaters wäre wenigstens ein netter Nebeneffekt gewesen, aber als die Kreditkartenabrechnung gekommen war, hatte er kein Wort gesagt. Die Familie hatte im Leben von Bruno Sinnbichler noch nie eine große Rolle gespielt. Das Töchterchen konnte gern sein Geld ausgeben, solange sie ihn ansonsten in Ruhe ließ.

Ellis Mutter war auch nicht besser. Aus Angst, das Schicksal ihrer Vorgängerin zu teilen und gegen ein schöneres Modell ausgetauscht zu werden, jettete Katharina Sinnbichler von einer Schönheitsklinik in die nächste. Das Einzige, was ihr an ihrer Tochter auffiel, waren zurzeit die lila gefärbten Haare und das Nasenpiercing, mit dem Elli für Mamas Freundinnen nicht vorzeigbar war. – »Wie kannst du dich denn nur so verschandeln, Kind?«, hatte Katharina Sinnbichler letztens ausgerufen. – »Damit du einen zweiten Blick auf mich wirfst«, wäre wohl die ehrlichste Antwort gewesen. Elli hatte sich hingegen auf ein Schulterzucken beschränkt. Vielleicht, dachte sie nun, sollte sie sich nächstens die Augenbrauen abrasieren.

»Was ist los, Spätzchen? Du bist so grüblerisch.«

Marko Sinnbichler sah seiner kleinen Schwester prüfend ins Gesicht.

»Es ist nur ... ach nichts«, sagte Elli schnell. Das Einzige, was ihr weiterhelfen würde, war, möglichst schnell von ihren Eltern unabhängig zu werden. Und diesbezüglich hatte sie auch schon einen Plan: »Ich brauche deine Hilfe«, setzte sie kurz entschlossen hinzu.

Marko fasste sich ans Kinn und zupfte seinen Bart, sagte aber nichts.

»Keine Angst, Bruderherz, ich will nicht viel«, beschwichtigte Elli. »Es geht nur um mein Schulprojekt.«

»Ach so«, sagte Marko erleichtert.

»Das ich zu einem richtigen Projekt machen möchte«, ergänzte Elli schnell. Bevor er weitere Fragen stellen konnte, fuhr sie fort: »Es ist so: Wir hatten diese Aufgabe in Wirtschaft: ›Denkt euch ein unternehmerisches Projekt aus und erstellt einen genauen Plan von den zeitlichen Abläufen bis zur Finanzierung.‹ Freilich alles nur auf dem Papier – oder halt am Computer. Ich will mein Ding jetzt aber wirklich durchziehen.«

»Oha, dann habe ich also eine geschäftstüchtige Schwester! Alle Achtung! Worum geht es denn?«, wollte Marko wissen.

»Um eine Partnerbörse.«

»Du? Ich dachte, du glaubst nicht an die Liebe«, gab er schmunzelnd zurück.

Elli winkte ab. »Eh nicht. Ich selbst werde mich sicherlich niemals auf so was einlassen, denn das funktioniert ja sowieso nicht und tut nur weh. Aber anscheinend sind alle Leute ganz wild darauf, sich zu verlieben. Und daraus mache ich eben ein Geschäft.«

Marko winkte ab. »Aber Partnerbörsen gibt's doch schon zuhauf!«

»Aber nicht so, wie ich mir das vorstelle. Ich glaube nämlich, dass die Leute von der unbegrenzten Auswahl, welche die modernen Partnerbörsen bieten, nur überfordert sind. Deshalb will ich das altmodische Konzept der arrangierten Beziehung wieder aufleben lassen. Allerdings will ich die Paare nicht irgendwie zusammenwürfeln, sondern sie zuvor fein ausgetüftelte Fragebögen ausfüllen lassen. So kann ich ganz genau herausfiltern, wer von den Interessen her zusammenpasst. Anders als bei den üblichen Partnervermittlungen werden den Beteiligten danach aber keine Vorschläge unterbreitet, sondern sie werden von mir zusammengespannt, ohne zu wissen, wer oder was sie erwartet.«

Marko verzog anerkennend das Gesicht.

»Das klingt spannend«, gab er zu.

»Klar«, meinte Elli selbstsicher. »Es ist ja auch spannend. Ich hab' mir das weiter so vorgestellt: Das Treffen der beiden Teilnehmer findet im Rahmen eines von mir organisierten Kurzurlaubs statt – und das kann romantisch sein, aus vielen Kulturangeboten bestehen, oder es ist ein Abenteuerurlaub – je nach Vorlieben der Leute. Die beiden Teilnehmer erfahren nur den Ort und den Termin, sie lernen sich erst im Hotel kennen und haben dann drei Tage Zeit, sich ineinander zu verlieben. Während dieser Zeit bin ich mit meinem Team anwesend, gestalte das Drumherum und mache Fotos. Was hältst du davon?«

Marko überlegte. »Es kommt aber nicht nur auf die gleichen Interessen an«, gab er zu bedenken. »Wie oft passiert es, dass sich zwei verlieben, die anscheinend nicht viel gemeinsam haben? Und doch schlägt die Liebe ein wie ein Blitz ...« Er hob den Kopf und sah die Enttäuschung in Ellis Gesicht. »Aber, ...«, fuhr er deshalb schnell fort, »... aber ich halte deinen Plan für eine exzellente Idee. Ich denke, die Leute lassen sich gern überraschen und werden ihren Spaß daran haben, selbst wenn sie sich nicht verlieben sollten. Das Mindeste, was du ihnen bereitest, ist eine tolle Zeit! Gut gemacht, Mädchen! Ich bin stolz auf dich!«

Als Marko sah, wie Ellis Wangen vor Freude glühten, war er gerührt. Bei allem Bemühen, sich möglichst erwachsen und cool zu geben, war Elli ja doch noch ein halbes Kind.

»Aber du hast von einem Team gesprochen«, sagte Marko nun. »Wie viele Leute hast du denn an der Hand?«

Elli zögerte mit der Antwort.

»Nur einen«, gab sie dann leise zu. »Simon.«

»Wer ist das? Kenne ich den?«, fragte Marko mit der Miene des wachsamen großen Bruders.

Elli schmunzelte. »Ein Schulkollege. Er ist seit heuer neu in der Klasse. Kommt aus Deutschland. Simon ist kein richtiger Freund, wir wurden von unserem Wirtschafts-Prof bloß für das Projekt zusammen eingeteilt.«

»Haha, das erinnert mich an deine Partnerbörse«, warf Marko ein, erntete von seiner kleinen Schwester aber nur ein genervtes Augenrollen.

Schnell stellte Elli klar: »Da war überhaupt kein Konzept dahinter, nur Bequemlichkeit. Wir wurden nach dem Alphabet gereiht, und da Simon mit Nachnamen Sinner heißt, wurden wir Partner. Anfangs war ich nicht begeistert«, gestand sie nun. »Er ist ein wenig tranig.«

»Tranig? Was heißt denn das?«

»Er hängt nur vor dem Computer herum und hat noch keine richtige Clique gefunden, mit der er abhängt.«

»So wie du?«

»Ich hänge kaum vor dem Computer herum!«, protestierte Elli.

»Nein, das nicht. Aber du hast auch nicht gerade einen engen Freundeskreis.«

Elli verzog das Gesicht und erwiderte: »Ich bin nicht wie du. Aber ich habe kein Problem damit, allein zu sein. Meistens jedenfalls.«

Marko nickte. Während er die einsamen Stunden seiner Kindheit damit überbrückt hatte, unzählige Freundschaften zu schließen, löste Elli das Problem mit einem reichen Innenleben.

»Simon Sinner ...«, wiederholte er bedächtig, um Elli wieder zum Thema zurückzuführen.

Sie verstand die Aufforderung.

»Es gibt nicht viel über Simon zu sagen. Er ist nett und, wie sich herausgestellt hat, ein wahres Computergenie. Der beste Mann für mein Projekt. Er hat die Fragebögen erstellt, eine Homepage gebastelt und erledigt alles im Hintergrund. Außerdem wird er die Fotos machen.«

»Und du bist die Checkerin«, stellte Marko anerkennend fest. Und dann sagte er das Falsche: »Du bist eine wahre Sinnbichlerin! Ganz der Vater!«

»Nein!« Elli fuhr hoch wie eine Kobra. »Ich. Bin. Nicht. Wie. Papa. Niemals.«

Beschwichtigend legte Marko seine Hand auf Ellis Arm.

»Das war nur ein Witz, Schwesterlein.

»Ein ganz blöder Witz«, zischte sie.

»Allerdings. Aber jetzt sag: Wofür brauchst du meine Hilfe?«

»Es geht darum, die Fragebögen an den Mann beziehungsweise an die Frau zu bringen«, erklärte Elli. »Ich dachte, du könntest sie in deinem Freundeskreis verteilen.«

»Hmm«, machte Marko nachdenklich. »Meine Freunde sind entweder vergeben oder haben wie ich kein Interesse an einer tieferen Beziehung. Aber ich werde mich umschauen.«

»Bitte mach das. Es ist ja erst mal nur für den Einstieg, sozusagen für unser Pilotprojekt. Wir wollen mit einem ersten Versuch herausfinden, wie die Idee ankommt, wie sie sich umsetzen lässt, und wo wir verbessern müssen. Vor allem brauchen wir viele gute Fotos für unsere Homepage. Das darfst du deinen Freunden aber nicht sagen, sonst nehmen sie es nicht ernst!«

»Alles klar. Ich werde mir etwas überlegen. Vielleicht kann ich schon heute auf der Party loslegen. Wo sind denn die Fragebögen? Du musst mir einen Stapel davon mitgeben!«

Marko sah sich suchend um, aber Elli lachte nur.

»Die Fragebögen werden natürlich im Internet beantwortet«, erklärte sie kichernd. »Im Ernst, Marko, manchmal möchte man meinen, dass du nicht fünfzehn, sondern fünfzig Jahre älter bist als ich!«

***

Julia Walli ärgerte sich. Jetzt hatte sie ihre Freundin Annika in diesen teuren Club verschleppt, und dann saß die nur langweilig herum und nippte schon seit einer Stunde an demselben Glas Weißwein. Statt auf die Tanzfläche zu springen, erzählte Annika von ihren Schulkindern, von dem letzten Ausflug, den sie mit den Blagen unternommen hatte und von ihren Plänen für weitere Unternehmungen. Inzwischen gähnte Julia nicht mehr heimlich, sondern schaute Annika dabei herausfordernd ins Gesicht.

»Hör mal«, fuhr sie ihrer ältesten Freundin jetzt rücksichtslos ins Wort. »Magst du nicht einmal an etwas anderes denken als an deine Schützlinge? Wir sind doch hergekommen, um uns zu amüsieren!«

Annika verstummte betreten.

»Es ist ja nur ...«, begann sie dann erneut.

Aber Julia hatte es satt.

»Was macht die Liebe?«, fragte sie rundheraus. »Seit deiner letzten Beziehung ist doch schon einige Zeit vergangen. Da gibt es sicher einen Neuen. Erzähl!«

Annika schüttelte langsam den Kopf.

»Nun, da war einmal eine kurze Sache mit einem Kollegen, und einmal bin ich mit einem Mann ausgegangen, den ich im Programmkino kennengelernt habe ...«