Das Berghotel 315 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 315 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Valentina Neumann und ihre Tochter Leoni entfliehen dem Wiener Alltag in Richtung Gebirge, um endlich zur Ruhe zu kommen und Kraft zu tanken. Leonie wurde von ihrem Verlobten Mario verlassen, und Valentina zieht es in das kleine Berghotel, um ihrer Tochter wieder Lebensfreude ins Gesicht zu zaubern - und auch, um einem Sehnen nachzugeben, das keinen Raum in ihrem eigenen Leben als Ehefrau und Mutter hat. Eigentlich hatte sie nie wieder einen Fuß in diese Gegend setzen wollen. Zu viel verbindet sie mit dem kleinen Dorf St. Christoph im idyllischen Zillertal. Und es kommt, wie es kommen musste und nie hätte kommen dürfen: Sie trifft auf den Mann, den sie seit Jahrzehnten tief im Herzen verborgen trägt.
Während Leoni langsam ins Leben zurückfindet und sogar eine neue Liebe zulässt, steht Valentina vor einer folgenschweren Entscheidung. Soll sie der Wahrheit in die Augen sehen und die Karten neu mischen oder ihr Leben weiterhin auf einer Lüge fußen lassen?
Inmitten des wundervollen Bergpanoramas finden die beiden Frauen ihren Weg, nicht jedoch, ohne sich der Vergangenheit zu stellen ...


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Inhalt

Cover

Der Mutter-Tochter-Urlaub

Vorschau

Impressum

Der Mutter-Tochter-Urlaub

Berührender Heimatroman um eine Reise in die Vergangenheit

Von Verena Kufsteiner

Valentina Neumann und ihre Tochter Leonie entfliehen dem Wiener Alltag in Richtung Gebirge, um endlich zur Ruhe zu kommen und Kraft zu tanken. Leonie wurde von ihrem Verlobten Mario verlassen, und Valentina zieht es in das kleine Berghotel, um ihrer Tochter wieder Lebensfreude ins Gesicht zu zaubern – und auch, um einem Sehnen nachzugeben, das keinen Raum in ihrem eigenen Leben als Ehefrau und Mutter hat. Eigentlich hatte sie nie wieder einen Fuß in diese Gegend setzen wollen. Zu viel verbindet sie mit dem kleinen Dorf St. Christoph im idyllischen Zillertal. Und es kommt, wie es kommen musste und nie hätte kommen dürfen: Sie trifft auf den Mann, den sie seit Jahrzehnten tief im Herzen verborgen trägt.

Während Leonie langsam ins Leben zurückfindet und sogar eine neue Liebe zulässt, steht Valentina vor einer folgenschweren Entscheidung. Soll sie der Wahrheit in die Augen sehen und die Karten neu mischen oder ihr Leben weiterhin auf einer Lüge fußen lassen?

Inmitten des wundervollen Bergpanoramas finden die beiden Frauen ihren Weg, nicht jedoch, ohne sich der Vergangenheit zu stellen ...

Leonie saß in der überfüllten U-Bahn, die sich ruckelnd und quietschend durch die dunklen Tunnel Wiens bewegte. Sie lehnte ihren Kopf gegen das Fenster und starrte auf die Lichter, die an ihr vorbeiflogen. Der Abend war längst hereingebrochen, und die U-Bahn war gefüllt mit müden Pendlern, die sich nach einem langen Arbeitstag auf dem Heimweg befanden.

Es war mal wieder spät geworden in der Uni. Seit Leonie eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin ergattert hatte, waren lange Arbeitszeiten an der Tagesordnung. Um mit ihren Kollegen mitzuhalten, durfte sie sich nicht schonen. Überstunden wurden nun einmal erwartet, wenn sie Karriere machen wollte.

Jetzt wollte sie nur noch nach Hause. Etwas Warmes essen und sich aufs Sofa kuscheln. Lächelnd spielte sie mit dem Verlobungsring an ihrer Hand. Wie immer, wenn sie an Mario dachte, breitete sich ein warmes Gefühl in ihr aus.

Wie hatte sie nur an so einen Traummann geraten können? Sie wollte noch immer nicht so ganz glauben, dass er auf dem Opernball vor anderthalb Jahren ausgerechnet auf sie zugekommen war und sie zum Tanz aufgefordert hatte. Sie war keine gute Tänzerin, aber in seinen Armen doch förmlich übers Parkett geschwebt. Er hatte sie tief beeindruckt: mit seiner kultivierten Art, seinem Charme, seinem guten Aussehen und seinem Erfolg im Beruf. Von Anfang an hatte sie zu ihm aufgeschaut.

Aber wirklich verliebt hatte sie sich dann im Laufe der folgenden Wochen, als sie seine fürsorgliche Seite kennengelernt hatte. Er las ihr jeden Wunsch von den Augen ab, trug sie auf Händen.

Hat dein Mario einen Bruder? Wenn ja, stell ihn mir bitte vor!, hatte eine ihrer besten Freundinnen einmal gesagt. Der ist ja zu gut, um wahr zu sein, hatte eine andere gemeint. Und ich gerate immer nur an die Deppen. Du hast wirklich ein riesiges Glück, Leonie.

Ja, sie war wirklich ein Glückspilz. Bestimmt würde Mario sie heute wieder mit einem selbst gekochten Essen empfangen. Und dann würden sie den Abend gemütlich auf der Couch ausklingen lassen, vielleicht gemeinsam einen Film ansehen.

Zu Beginn war ihre Beziehung recht leidenschaftlich gewesen. Leonie musste sich jedoch eingestehen, dass mittlerweile die Gemütlichkeit eingekehrt war. Das Feuer loderte nicht mehr so hoch wie anfangs. Jedenfalls auf Marios Seite.

Manchmal machte sie sich deswegen Sorgen: Stand er einfach nicht mehr so sehr auf sie? Hielt er sie nicht mehr für attraktiv? Aber jedes Mal, wenn sie diese Sorgen äußerte, beruhigte er sie liebevoll: Für ihn sei sie die schönste Frau der Welt, er habe nur gerade etwas Stress auf der Arbeit.

Sie war so in diese Gedanken vertieft, dass sie ihre Haltestelle beinahe verpasst hätte. Eilig sprang sie auf und schaffte es gerade noch aus der U-Bahn, bevor sich die Türen wieder schlossen.

Als sie durch die abendlichen Straßen lief, vibrierte ihr Handy in ihrer Tasche. Schnell zog sie es heraus und sah auf das Display. Es war ein Anruf von ihrer Mutter.

»Grüß dich, Mama«, sagte sie und versuchte, ihre Erschöpfung zu überspielen.

»Schatzerl, wie war dein Tag?«

Leonie seufzte. »Lange und anstrengend. Ich kann es kaum erwarten, nach Hause zu kommen, Mario zu sehen und auf der Couch zu versacken.«

»Ach, Leonie.« Valentina klang besorgt. »Du solltest manchmal wirklich ein bisserl kürzertreten und dich net für den Beruf aufarbeiten.«

»Sagt die Richtige«, erwiderte Leonie lachend. »Du kannst ja selber net stillhalten. Ich wette, jetzt grad warst du auch wieder fleißig.«

Valentina musste ebenfalls lachen. »Ertappt. Ich bin grad dabei, die Details für die Benefizveranstaltung zu überarbeiten. Es wird viel zu tun, aber es ist für einen guten Zweck.«

Leonie konnte sich gut vorstellen, wie ihre Mutter in ihrem schicken, elegant eingerichteten Homeoffice saß und über Notizen brütete. Leonies Vater Nils war ein Workaholic, wie er im Buche stand, und widmete fast seine gesamte Zeit dem Familienunternehmen – doch Valentina saß nicht gelangweilt zu Hause und wartete darauf, dass ihr Mann sich mal Zeit für sie nahm, sondern hatte mit ihren eigenen Projekten genug zu tun. Leidenschaftlich setzte sie sich für wohltätige Zwecke ein.

»Die Veranstaltung wird sicherlich ein großer Erfolg, wie jedes Mal«, sagte Leonie.

Sie war stolz auf ihre Mama. Nils' Wunsch entsprechend war Valentina nach der Hochzeit und der Schwangerschaft nie mehr in den Beruf zurückgekehrt – seine Frau habe das nicht nötig, betonte Nils stets –, aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie sich auf die faule Haut legte.

Manchmal fragte sich Leonie insgeheim, ob Valentina denn wirklich glücklich war. In ihren wohltätigen Projekten ging sie zwar ganz auf, doch sie war eine hochintelligente Frau und hätte auf jeden Fall auch das Potenzial gehabt, richtig Karriere zu machen. Es war Leonie ein Rätsel, warum sie sich Nils so unterordnete. Leonies Papa war nicht gerade der emotionale Typ, vielmehr unterkühlt. Die Arbeit kam für ihn immer an erster Stelle. Dann war da ganz lange nichts, und viel später erst erschienen seine Frau und seine Tochter auf der Bildfläche.

Zu ihrer Mutter hatte Leonie ein enges Verhältnis, sie sprachen eigentlich über alles miteinander. Aber zu ihrem Vater hatte sie irgendwie nie einen richtig guten Draht gefunden. Vielleicht war das kein Wunder, immerhin hatte sie ihn gar nicht so viel zu Gesicht bekommen, weil er abends immer ewig im Büro gewesen war.

Dazu kam, dass Leonie als kleines Madel einige Male mit angehört hatte, wie ihre Mutter nachts weinend im Bett lag. Schon früh war Leonie klar geworden: Nils hatte Seitensprünge und Affären.

Valentina schien sich irgendwie damit arrangiert zu haben. Die nächtlichen Tränen waren seltener geworden und dann ganz weggeblieben. Ob das daran lag, dass Nils schließlich doch treu geworden war, oder ob sie sich ein dickeres Fell zugelegt hatte – Leonie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass sie selbst niemals eine solche Ehe haben wollte.

Für Valentina und Nils mochte das so funktionieren, doch sie selbst konnte sich nicht vorstellen, in einer so kühlen, von Untreue geprägten Beziehung festzustecken. Ein Glück, dass bei ihr und Mario alles ganz anders war!

»Alles okay, Mauserl?«, fragte Valentina. »Du bist ja so schweigsam.«

Leonie wechselte die Straßenseite. »Ja, freilich, tut mir leid. Ich bin nur richtig müd. Vielleicht hast du recht und ich muss im Beruf ein bisserl kürzertreten. Na ja, jetzt werd ich mich erst einmal ausruhen.«

»Alles klar. Bestell dem Mario schöne Grüße, ja?«

»Mach ich. Wir hören uns morgen wieder!«

Im Laufschritt legte sie die letzten Meter zurück. Auf der Treppe umspielte ein Lächeln ihre Lippen. Gleich geschafft, gleich würde sie sich in Marios Arme sinken lassen.

Sie atmete auf, als sie die Wohnung betrat.

Als sie hineinkam, hörte sie seine Stimme. Er unterhielt sich gerade mit jemandem – nein, er telefonierte. Seine Stimme klang vom Balkon herein. Um ihn bei seinem Telefonat nicht zu stören, verhielt sich Leonie leise, statt nach ihm zu rufen. Sie zog ihre Schuhe aus, kam lächelnd näher.

Er hatte sie noch nicht bemerkt. Durch das Glas der Balkontür sah sie, wie er hin und her tigerte. Er schien aufgebracht zu sein.

Besorgt runzelte sie die Stirn.

Sie wollte sich bemerkbar machen, doch etwas in seinem Tonfall ließ sie innehalten. Ganz still blieb sie stehen, hielt den Atem an und hörte zu, was ihr Verlobter da am Telefon sagte. Das Blut schien in ihren Adern zu Eis zu gefrieren.

»Ja, verdammt, ich werd's ihr bald sagen! Das habe ich doch versprochen.« Marios Stimme war angespannt. »Das ist aber alles net so einfach, wie du es dir vorstellst. Wir haben immerhin eine gemeinsame Wohnung. Und die wird zu einem guten Teil von ihrem Vater finanziert. Noch dazu hatte ich eigentlich vor, in seine Firma einzusteigen. Das hochgelobte Familienunternehmen. Ehrlich, Mareike, das alles muss gut überlegt sein. An so einer Trennung hängt mehr, als du dir vielleicht denkst. Für mich hat das Konsequenzen. Gib mir mehr Zeit.«

Wie Säure sickerten die Worte in Leonies Bewusstsein. Alles in ihr sträubte sich dagegen zu glauben, was sie da hörte. Ihre Hand umklammerte den Fensterrahmen.

Das musste ein Missverständnis sein. Das konnte er nicht ernst meinen. Trennung? Die Trennung von ... ihr? Wer war diese Mareike, mit der er sprach? Das alles durfte nicht wahr sein. Es war ein Albtraum.

Der Boden schien sich unter ihr aufzutun. Sie war nicht in der Lage, sich zu bewegen. Sie wollte schreien, damit Mario endlich aufhörte, solche Dinge zu sagen. Doch kein Laut kam über ihre Lippen.

Es erschien ihr wie eine Ewigkeit. Endlich drehte er sich in ihre Richtung. Als er sie entdeckte, ließ er das Handy sinken und wurde blass.

»Leonie! Ich ... Wie lang stehst du schon da?«, stammelte er und kam zu ihr herein.

Das Handy ließ er in der Hosentasche verschwinden, den Anruf hatte er offenbar hastig weggedrückt.

Sie öffnete den Mund, doch erst brachte sie nur ein Krächzen hervor. Sie musste sich räuspern, bevor sie sagen konnte: »Lang genug. Wer ist Mareike?«

»Sie ist nur ... Ach, das ist nur ...«, stotterte er.

»Deine Affäre?«, fragte sie leise.

Sie konnte kaum glauben, dass sie dieses Gespräch tatsächlich führten. Wie oft hatte sie mitbekommen, dass ihre Mutter ihren Vater wegen seiner Seitensprünge zur Rede stellte? Als Kind und Jugendliche hatte sie manchmal tieftraurig und verängstigt an der Tür gelauscht, während ihre Eltern über solche Themen stritten. Doch nie hätte sie es für möglich gehalten, dass Mario ihr so etwas antun könnte. Sie waren doch so glücklich miteinander!

Sie sah ihm förmlich an, wie er nachdachte ... wie er nach einer Lösung suchte, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Doch ihm musste auch klar sein, dass sie zu viel gehört hatte.

»Wie lange geht das schon?«, fragte sie, als er nicht antwortete. Ihr war so schwindelig, dass sie glaubte, sie würde jeden Moment umkippen.

Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck und wurde kalt. »Schon eine Zeit lang«, erwiderte er nur.

Seine Worte trafen sie wie eine Ohrfeige. Eine Zeit lang also. Er traf sich hinter ihrem Rücken mit einer anderen Frau. Betrog sie schamlos. Sprach mit dieser anderen Frau darüber, Leonie zu verlassen.

Die Übelkeit überfiel sie so plötzlich, dass sie nur noch die Hand auf den Mund pressen und zur Toilette stolpern konnte.

Krampfhaft würgend übergab sie sich. Einen Moment lang hing sie zitternd über der Kloschüssel. Ihre Beine wollten ihr nicht gehorchen, sie fühlten sich an wie Gummi. Darum brauchte Leonie mehrere Versuche, um aufzustehen. Sie stützte sich auf dem Waschbeckenrand ab.

Aus dem Spiegel starrte ihr ihr eigenes kreidebleiches Gesicht entgegen. Ihre braunen Augen waren dunkel vor Schock, die Pupillen geweitet. Sie sah aus, als sei sie gerade aus einem Albtraum erwacht. Doch aus dem Albtraum, in den Mario sie geworfen hatte, konnte sie nicht einfach aufwachen.

Auf wackeligen Beinen ging Leonie ins Wohnzimmer. Mario lehnte an der Kochinsel, die Arme hatte er vor der Brust verschränkt. Sein Blick war kühl.

Wo war die Liebe hin, mit der er sie sonst angesehen hatte? War das alles nur vorgespielt gewesen?

»Und jetzt?«, fragte Leonie leise. »Wie geht es jetzt weiter?«

Seine Oberlippe kräuselte sich verächtlich. »Für uns? Gar net geht's für uns weiter. Ich hab's satt, mich zusammenzureißen. Die Mareike macht mich glücklich. Sie ist die Frau, mit der ich zusammen sein will. Weißt du, was? Ich bin sogar erleichtert, dass es endlich aufgeflogen ist. Es ist vorbei, Leonie.«

Wie ein schreckliches Echo hallten diese Worte in ihrem Kopf wider, während er ins Schlafzimmer ging, um seine nötigsten Sachen in einen Koffer zu packen.

Zitternd sank Leonie aufs Sofa. Sie hörte seine brutalen Sätze immer noch, nachdem er gegangen war.

***

Es war exakt neunzehn Uhr. Valentina erkannte es daran, dass die Raffstores hinter den deckenhohen Glasfronten automatisch hinunterfuhren. Das zählte zu den technischen Spielereien, die Nils in die hochmoderne Villa hatte einbauen lassen. In ihren Glaspalast, wie Nils das überdimensionale Haus am Rande Wiens gern grinsend nannte.

Ihr selbst hätte ein viel kleineres Haus ausgereicht. Ein gemütliches Zuhause. Doch Nils war es wichtig, dass seinen Geschäftskollegen, die er zum Essen einlud, der Mund vor Staunen aufklappte. Alles musste eindrucksvoll, repräsentativ sein. Ihr sollte es recht sein. Für ihren Geschmack war die große Villa etwas kühl und unpersönlich, aber sie hatte versucht, mit bunten Farben und Reiseandenken aus aller Welt eine persönliche Note reinzubringen. Sie fand, das war ihr ganz gut gelungen.