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Ein Unglück nach einem dummen Streit in Kindertagen hat das Gesicht von Georg Grissl für immer mit einer markanten Narbe gezeichnet. Am Wildbach im Krähenwald bei St. Christoph ist es einst passiert, dass ein Wort das andere gab, plötzlich ein Stein flog und das Leben eines Jungen und eines Mädchens sich für immer änderte. Auch im Berghotel erinnern sich Hedi und Andi Kastler noch gut an diesen Tag, der mittlerweile sechzehn Jahre zurückliegt, denn das zornige Mädchen, das den Stein auf Georg geworfen hat, war mit seinen Eltern bei ihnen zu Gast. Nie wieder haben sie nach dem Unglück etwas von der Familie gehört.
Doch als jetzt eine junge Frau aus Kanada im Berghotel eincheckt, klingelt bei ihrem Anblick etwas in Hedis Gedächtnis. Als sich diese Emily Johnson dann noch nach dem Weg zum Krähenwald erkundigt, ahnt auch Andi, was hier vor sich geht. Namen können sich ändern - Erinnerungen nicht. Und der Wildbach wird erneut Zeuge ...
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Seitenzahl: 124
Veröffentlichungsjahr: 2024
Cover
Wiedersehen am Wildbach
Vorschau
Impressum
Wiedersehen am Wildbach
Heimatroman um einen steinigen Wegins Glück
Von Verena Kufsteiner
Ein Unglück nach einem dummen Streit in Kindertagen hat das Gesicht von Georg Grissl für immer mit einer markanten Narbe gezeichnet. Am Wildbach im Krähenwald bei St. Christoph ist es einst passiert, dass ein Wort das andere gab, plötzlich ein Stein flog und das Leben eines Jungen und eines Mädchens sich für immer änderte. Auch im Berghotel erinnern sich Hedi und Andi Kastler noch gut an diesen Tag, der mittlerweile sechzehn Jahre zurückliegt, denn das zornige Mädchen, das den Stein auf Georg geworfen hat, war mit seinen Eltern bei ihnen zu Gast. Nie wieder haben sie nach dem Unglück etwas von der Familie gehört.
Doch als jetzt eine junge Frau aus Kanada im Berghotel eincheckt, klingelt bei ihrem Anblick etwas in Hedis Gedächtnis. Als sich diese Emily Johnson dann noch nach dem Weg zum Krähenwald erkundigt, ahnt auch Andi, was hier vor sich geht. Namen können sich ändern – Erinnerungen nicht. Und der Wildbach wird erneut Zeuge ...
Es war einer dieser typischen Herbsttage: Eine strahlende Sonne leuchtete zwischen den Berggipfeln aufs Land, doch die Oktoberkälte ließ sich nicht mehr unterkriegen. Zwei Personen trabten knapp hintereinander im sportlichen Laufschritt um den Kuckuckssee. Über diesem Weiher, in dessen glasklares und eiskaltes Wasser sich auch im Hochsommer nur besonders mutige Schwimmer wagten, hatte sich gegen Nachmittag ein feiner Nebeldunst gebildet, der nun in sanften Wolken vor sich her waberte. Nur über den rot und golden gefärbten Baumwipfeln des Laubwaldes zeigte sich das Blitzblau des Himmels, in Bodennähe hingegen war die Luft milchig trüb.
Die Läufer, welche mit rasch trabenden Schritten den See umrundeten, trieben dampfende Atemwolken vor sich her. Die beiden Gestalten waren so vermummt, dass man in dem vorneweg Laufenden erst dann den Mann, in der Gestalt dahinter eine Frau erkennen konnte, als die beiden anhielten und ihre Kapuzen von den Köpfen schoben.
»Pause!«, rief die Frau, über deren Rücken sich eine wallende hellblonde Mähne ergoss, keuchend. »Was ist los mit dir, Georg? Trainierst du etwa heimlich für einen Marathon?«
Trotz ihrer Überanstrengung lachte Laura Burgthal herzlich, zwischendurch schnappte sie gierig nach Luft.
»Nicht stehen bleiben, sonst holst du dir eine Erkältung«, mahnte der Mann mit dem dunklen, kurz geschnittenen Haar.
Sein Name war Georg Grissl. Der Sechsundzwanzigjährige hatte seine Kapuze ebenfalls in den Nacken geschoben und betrachtete seine Gefährtin mit einer Mischung aus Bewunderung und Verlangen. Sie sah auch wirklich sehr verführerisch aus – und das zerzauste Haar, die rot gefleckten Wangen und der Schweißfilm auf ihrer Stirn konnten dem nichts anhaben. Die Vierundzwanzigjährige war eine richtige Schönheit und wurde oft gefragt, ob sie nicht als Fotomodell arbeiten wollte.
Laura hüpfte artig auf und ab, kam dabei immer näher an ihren Verlobten heran und legte ihre Hände zärtlich um sein Gesicht. Als ihr jedoch Georgs Narbe ins Auge stach, die sich quer über sein linkes Auge in die Stirn zog, zuckte sie unmerklich zusammen. Beinahe unmerklich. Aber dieser Striemen war infolge der Anstrengung wahrlich noch hässlicher als sonst. Er leuchtete rot wie die frische Wunde eines Peitschenhiebs.
Georg drehte jäh das Gesicht von seiner Verlobten weg, sodass ihr jetzt nur noch seine rechte, unversehrte Seite zugewandt war. Er räusperte sich verlegen, doch der zärtliche Moment war vorüber.
»Wir sollten uns auf den Heimweg machen«, sagte er leise. »Bald ist die Sonne ganz hinter den Gipfeln verschwunden, dann wird die Kälte unbarmherzig zuschlagen.«
»Oh, das klingt aber schaurig«, erwiderte Laura lachend, indem sie ihre Verlegenheit überspielte.
Sie konnte doch nichts dafür, dass Georgs Narbe sie immer noch erschreckte! Dennoch schämte sie sich jetzt, weil er ihre offensichtliche Ablehnung bemerkt hatte. Andererseits, dachte sie trotzig, als sie ihre Kapuze wieder hochgezogen hatte und abermals in einen leichten Trab verfiel: Warum tut er nichts dagegen, wo er doch weiß, wie sehr mich seine Narbe stört?
Es wäre ein Leichtes, das Ding wegzumachen. Professor Hausmann, einer der angesehensten ästhetischen Chirurgen des Landes, war dazu bereit, denn sein Sohn gehörte zu Lauras illustrem Freundeskreis. Immer wieder brachte Laura das Thema aufs Tapet, doch leider wollte Georg nichts davon wissen. Bislang. Laura war zuversichtlich, dass es nur eine Frage der Zeit war. Schließlich bekam sie immer, was sie wollte.
Die Schritte der beiden Läufer gewannen neuerlich an Rhythmus, doch die Leichtigkeit von vorhin war weg. Jeder Schritt wurde nun zu einer mühevollen Strapaze. Es ärgerte Laura, als sie merkte, dass Georg sein Tempo ihretwegen rücksichtsvoll drosselte. Sie liefen oft mitsammen, wie sie auch im Sommer mit den Kanus über den nahen Ziller fuhren und im Winter nebeneinander die verschneiten Hänge rund um St. Christoph hinunterwedelten.
Der Sport war eine Gemeinsamkeit, die dieses Paar verband. An manchen Tagen war Laura durchaus die Schnellere, und wenn nicht, war sie dem Partner zumindest eine ernst zu nehmende Konkurrentin. Freilich war der Wettkampf stets nur ein Spiel, immerhin waren Laura Burgthal und Georg Grissl seit einem Jahr verlobt. Sie wollten bald heiraten und eine Familie gründen, und normalerweise war das dann der Zeitpunkt, an dem sich das Konkurrenzdenken aufhörte.
Dennoch zwickte es Lauras Stolz, dass Georg nun auf sie wartete und sie sich eine neuerliche Blöße geben musste. Zuerst hatte ihr unkontrolliertes Zurückzucken einen schönen, romantischen Moment zerstört, nun humpelte sie daher wie eine alte Frau.
Das durfte nicht sein! Laura senkte den Kopf, atmete noch einmal tief ein und setzte danach unvermutet zu einem rasanten Finalsprint an. Es waren allerdings noch zwei Kilometer bis zu ihrem Elternhaus, dem Burgthal-Gut. Ihre Muskeln brannten und ihre Lunge stach, aber sie würde, sie musste es schaffen.
Und Laura schaffte es, auch wenn sie vor dem Tor zum alten Bauernhof auf den Boden fiel und wie ein Fisch am Trockenen nach Luft schnappte. Georg, der den Wettkampf nie so ernst nahm wie seine Verlobte, kniete sofort mit besorgter Miene neben ihr auf dem steinigen Weg. Laura, die zu erschöpft war, um zu sprechen, hob indes verzerrt grinsend den Daumen: Sieg!
Kopfschüttelnd zog Georg seine Verlobte in die Höhe.
»Findest du nicht, dass du es mit deinem Siegeswillen übertreibst?«, fragte er lächelnd. Er war nur mäßig außer Atem geraten, hatte sie also anscheinend wirklich galant gewinnen lassen. Lauras Laune verfinsterte sich augenblicklich. »Warum ...«, schnaufte sie wütend. »Warum ... bist du ... nicht ... an mir vorbeigelaufen? Ich will keinen geschenkten Sieg!«
Georg sah kurz so drein wie ein kleiner Junge, den man im Advent beim Stibitzen der Weihnachtsbäckerei ertappt hatte.
»Mein Fuß«, schwindelte er dann, indem er sich abwandte, denn er war kein guter Lügner. »Ich habe mir wohl leicht den Knöchel gezerrt, es hat beim Auftreten geschmerzt. Ich wollte ihn nicht überanstrengen.«
Wer's glaubt, dachte Laura, aber eigentlich fand sie es reizend, wie dieser Mann ihre Würde schonte. Ihr Zukünftiger war nun einmal ein Gentleman. Das würde sich noch als brauchbare Eigenschaft erweisen.
Lauras Stimmung verbesserte sich, und sie schaffte ein versöhnliches Lächeln, als sie schließlich neben ihrem Verlobten auf dem Kiesweg stand.
»Kommst du noch mit rein?«, fragte sie und wies mit dem Daumen auf die Haustür.
Von drinnen war Geschirrklapper zu hören, die Mutter bereitete wohl gerade das Nachtmahl vor.
Georg warf einen Blick auf die Sportuhr an seinem Handgelenk.
»Nur kurz. Dein Vater und ich wollen morgen früh in den Wald, um den Christbaumbestand für Dezember zu markieren. Ich muss zeitig ins Bett. Ich sage nur schnell Hallo!«
Laura machte einen Schmollmund.
»Immer hast du was anderes zu tun. Ich wollte heute Abend doch mit dir und den anderen die neue Bar in Kufstein begutachten ...«
Georg küsste sie schnell auf den Mund.
»Oh je. Macht das bitte ohne mich. Ich muss morgen wirklich fit sein. Dein Vater verlässt sich auf mich.«
Laura stampfte mit dem Fuß wie ein kleines Mädchen.
»Und ich? Zähle ich gar nicht?«, protestierte sie.
Georg küsste sie liebevoll und erklärte: »Am Wochenende komme ich gern mit. Ihr hättet heute sowieso keine Freude mit mir, ich bin echt fertig. Es war ein harter Arbeitstag und dann noch der Lauf ... du hast mich ganz schön gefordert.«
Laura lächelte geschmeichelt. Sie atmete tief ein und legte ihren Zeigefinger auf Georgs Schläfe, gleich neben der Narbe, jedoch ohne diese zu berühren.
»Denk bitte darüber nach, Georg«, bat sie wie so oft. »Die Operation kostet nicht die Welt.«
Der junge Mann seufzte, als er wie so oft antwortete: »Für mich schon. Du weißt ja, dass ich jeden Cent, der von meinem Gehalt übrig bleibt, der Mutter gebe. Seit Vaters Tod kommt sie sonst gar nimmer über die Runden. Der Hof bricht an allen Ecken und Enden auseinander.«
»Vielleicht sollte deine Mutter den Hof aufgeben«, schlug Laura vorsichtig vor. »Das Gehöft liegt gar so einschichtig am Berg, da oben gedeiht kein Getreide, und die Mutter plagt sich sogar mit dem Anbau von Kartoffeln. Deine Schwester wiederum hat einen so weiten, mühevollen Schulweg. Für die beiden wäre es viel besser, wenn sie in Mayrhofen eine kleine Wohnung nehmen würden. Ich könnte mit meiner Freundin Anna reden, deren Vater hat einen großen Baumarkt und würde deiner Mutter sicher eine Stelle als Verkäuferin oder im Lager anbieten. Das Leben wäre für die beiden mit einem Schlag einfacher. Und auch für uns ...« Wieder machte sie ihren »berühmten« unwiderstehlichen Schmollmund und strich über Georgs Stirn, ohne die Narbe zu berühren. »Du könntest endlich mal an dich denken – an uns ... und dir dieses hässliche Ding wegschneiden lassen.«
»Ist es dir denn so wichtig, dass ich die Narbe entfernen lasse?«
Laura seufzte kokett: »Natürlich. Schließlich will ich vor meinen Freundinnen mit dir angeben. – Im Ernst, Georg. Ich weiß ja, dass du diese Narbe ebenfalls hässlich findest. Sie erinnert dich an eine schlimme Zeit.«
»Meine Kindheit war nicht schlimm. Wir waren arm, aber ich hatte viel Freiheiten in der Natur. Und viele Freunde!«, widersprach Georg.
»Ja, zum Beispiel diese Teufelsbrut, die dir den Stein an den Kopf geworfen hat. Schöne Freunde waren das. Weißt du – ...«, versuchte die attraktive Blondine es nun mit Schmeicheln, »... es wäre ein Neubeginn für dich. Du bist ein so fescher Mann, das darfst du dir von dieser Narbe doch nicht kaputt machen lassen. Das Aussehen ist wichtig, auch im Beruf, glaub mir!«
Georg lachte auf. »Vielleicht ist das so bei dir im Golfclub. Im Wald schaut hingegen keiner darauf, wie makellos mein Gesicht ist. Und dein Vater, der immerhin mein Chef ist, hat noch nie gesagt, dass ihn die Narbe stören würde. Er schaut halt auf meine inneren Werte«, versuchte er einen Scherz.
Aber dabei flackerten seine braunen Augen, weil er sich bei dem Thema überhaupt nicht wohlfühlte.
»Ach, der Vater. Der sieht nur deine Muskelkraft und deine Klugheit und deine Tüchtigkeit als Vorarbeiter im Forst ...«
»Nur? Ist das alles denn nichts wert?«
Laura merkte, dass sie zu weit gegangen war, und sie besänftigte ihren Verlobten augenblicklich mit einem Kuss.
»Ich denke nur ...«, begann sie dann neuerlich.
Georg stöhnte auf: »Gibst du denn nie auf?«
»Du kennst mich doch. Ich bin eine verwöhnte Prinzessin. Sag nicht, mein Vater hätte dich nicht gewarnt! – Ich denke nur, ...«, fuhr Laura unbeirrt fort, »... dass du dir die Operation auch von mir bezahlen lassen kannst. Es muss doch einen Vorteil haben, dass deine Braut aus reichem Haus stammt. Außerdem werden wir sowieso bald ein Ehepaar sein.«
Sie betonte das Wort im Scherz so, als würde ihr bei dem Gedanken schaudern.
Georg lachte nicht. »Ich nehme von meiner Frau kein Geld. Das habe ich dir schon oft gesagt, und dabei bleibe ich. Wenn es unbedingt sein soll, werde ich mir das Geld von dir leihen und später auf Heller und Pfennig zurückzahlen. Inklusive Zinsen. Aber derweil kommt das nicht infrage, weil ich Fanny für die Schule einen Laptop kaufen will. Meine Schwester ist eine gute Schülerin, die braucht auch eine gute Ausrüstung.« Mit diesen Worten wandte er sich zur Tür. »Ich will nur schnell deinen Eltern guten Abend sagen, dann gehe ich heim und leg mich schlafen.«
Laura seufzte theatralisch und stapfte augenrollend hinter ihm her. Aber als sie die Wohnstube des edlen Bauernhauses betrat, lachte sie schon wieder übers ganze Gesicht. Sie war eben eine Frohnatur.
***
»Wohin gehst du denn noch?«, fragte Franz Burgthal verwundert.
Demonstrativ warf er einen Blick zur großen Pendeluhr in der Ecke der Bauernstube. Der kleine Zeiger hatte eben die Neun erreicht, der große deutete stramm nach oben. Vorhin hatte Familie Burgthal gemeinsam zu Abend gegessen, jetzt wollte es sich der Hausherr vor dem Fernseher noch ein Stündchen gemütlich machen. Da kam seine Tochter, aufgeputzt wie zur Kirmes, aus ihrem Mansardenzimmer herunter.
Laura, die ihr blondes Haar nun lässig hochgesteckt hatte, trug einen silbern schimmernden Pulli zu engen schwarzen Jeans. Ihre hochhackigen Samtstiefel reichten bis über die Knie. Die Vierundzwanzigjährige drückte dem Papa einen schnellen Kuss auf die Stirn.
»Ich treffe mich noch mit Sabrina und Geli«, antwortete sie unbekümmert und kramte in der Handtasche nach dem Schlüssel ihres knallroten Flitzers, der draußen in der Einfahrt wartete. »Wir wollen uns eine Bar anschauen, die neu eröffnet hat. Ich werde danach bei Sabrina übernachten, wartet also nicht auf mich. Morgen gehen wir shoppen, ich werde abends also erst spät heimkommen.«
»Musst du morgen nicht arbeiten?«, fragte Franz Burgthal verwundert.
»Nö. Ich habe mir freigenommen. Im Golfclub ist um diese Jahreszeit nicht viel los, außerdem ist für morgen Regen angesagt.«
»Aber du arbeitest doch im Büro? Da spielt das Wetter doch keine Rolle!«
Laura lachte vergnügt. Sie strich ihrem Vater durch den grauen Vollbart und zwirbelte spielerisch eine Strähne seines langen Schnurrbarts zwischen den Fingern.
»Das schon, Paps, aber wenn keine Kunden kommen, habe ich auch im Büro nicht viel zu tun. Keine Angst, ich habe im Sommer viele Überstunden angesammelt, die mir nun immer wieder freie Tage ermöglichen. Ich kann also morgen getrost mit den Mädels losziehen.«
Lauras Mutter Anna betrat mit einem Teller voller selbst gebackener Kekse die Stube. Die Bäuerin trug ein dunkelgrünes Wollkleid, das ihrer schlanken Figur sehr schmeichelte. Ihr Gesicht verzog sich zu einer besorgten Miene, als sie Lauras Worte aufschnappte.
»Was sagt Georg dazu, dass du ohne ihn in eine Bar gehst?«, wollte sie wissen.
Laura verdrehte die Augen. So sehr sie es liebte, ihren Vater zu umschmeicheln, so genervt reagierte sie meist auf die Fragen ihrer Mutter.
Schnippisch entgegnete sie: »Im Gegensatz zu dir bin ich eine moderne Frau, Mama. Und einen Mann, der mir verbieten würde, mit meinen Freundinnen zu feiern, kann ich sowieso nicht gebrauchen. Zum Glück kennt Georg seinen Platz!«
Die Mutter schluckte kurz ob des patzigen Tonfalls, sie war es aber gewohnt, dass Laura so mit ihr sprach.
»Habt ihr denn endlich einen neuen Hochzeitstermin?«, fragte sie dann.
»Nicht genau, aber ungefähr. Irgendwann im nächsten Sommer vielleicht ...«, erklärte Laura ausweichend, klimperte mit den Autoschlüsseln – und schon war sie weg.
Ungefähr, irgendwann, vielleicht.
Das Ehepaar Burgthal hörte nur noch das Aufheulen des Motors und das knirschende Geräusch, als der Sportwagen über den Kies davonschoss.