Das Berghotel 349 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 349 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

In einer lauen Frühlingsnacht wird im Garten des Berghotels ein Neugeborenes ausgesetzt. Die Urlauberin Chiara findet das kleine Mädchen und spürt sofort eine tiefe Verbindung. Doch wer hat das Kind hier zurückgelassen - und warum? Während die Dorfgemeinschaft nach Antworten sucht, stellt sich für Chiara eine ganz andere Frage: Warum lässt sie das Schicksal dieses Babys nicht mehr los? Zwischen den majestätischen Bergen des Zillertals, duftenden Wiesenblumen und herzlichen Begegnungen muss sie sich nicht nur mit dem Rätsel um das Findelkind auseinandersetzen, sondern auch mit sich selbst ...


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Seitenzahl: 122

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Ausgesetzt

Vorschau

Impressum

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Berührender Heimatroman um das Findelkind im Hotelgarten

Von Verena Kufsteiner

In einer lauen Frühlingsnacht wird im Garten des Berghotels ein Neugeborenes ausgesetzt. Die Urlauberin Chiara findet das kleine Mädchen und spürt sofort eine tiefe Verbindung. Doch wer hat das Kind hier zurückgelassen – und warum? Während die Dorfgemeinschaft nach Antworten sucht, stellt sich für Chiara eine ganz andere Frage: Warum lässt sie das Schicksal dieses Babys nicht mehr los?

Zwischen den majestätischen Bergen des Zillertals, duftenden Wiesenblumen und herzlichen Begegnungen muss sie sich nicht nur mit dem Rätsel um das Findelkind auseinandersetzen, sondern auch mit sich selbst ...

Es war eine dieser hellen Frühlingsnächte, die eine besondere Magie zu bergen schienen. Ein wolkenloser Himmel voller funkelnder Sterne, die den kräftigen Vollmond umtanzten wie ein Heer aus Irrlichtern. Sechs majestätische Berge rahmten das Tal ein, dem dieses besondere Firmament seinen Glanz schenkte.

In St. Christoph, dem beschaulichen, ein wenig verträumten Ort in einem Seitental der Ziller, war es längst sehr still geworden. Kein Mensch bewegte sich noch zwischen den alten Häusern hindurch, selbst die Schänke war geschlossen. Weiter oben, am Schloss derer von Brauneck, brannten noch einige Lichter. Ebenso im Sporthotel »Am Sonnenhang«, von Gästen wie Einheimischen liebevoll nur Berghotel genannt.

Keinen der Urlauber zog es noch auf die Wege zu den einsamen Höfen oder in die direkte Umgebung des Gebäudes. Der von alten Kastanienbäumen gesäumte Biergarten lag still und verlassen da, die Tennisplätze waren von den Mitarbeitern überdeckt worden und der Garten lediglich von Insekten wie Grillen bevölkert, die ihren besonderen Gesang verbreiteten.

Leise raschelte das Gras, denn eine fremde Gestalt war erschienen, die eigentlich nicht an diesen Ort gehörte. Es handelte sich um eine junge Frau, deren pechschwarze Haare ihr bis weit über die Schultern fielen. Sie trug ein langes, weißes Kleid und lief barfuß durch ein kleines Meer aus Löwenzahn hindurch. An der Rosenhecke vorbei bahnte sie sich einen Weg zu einigen hohen Büschen, an denen sie schließlich verharrte.

Mehrmals sah sich die Frau um, ohne jemanden zu entdecken. Ein wenig enttäuscht war sie schon, andererseits war die Nacht sehr warm. Es würde auch nicht regnen oder Wind aufkommen, weshalb sie sich dazu entschied, nicht von ihrem im Voraus gehegten Plan abzuweichen.

Mit beiden Händen hielt sie einen grifflosen Korb fest, in dem sich ein in Stoffdecken gehülltes Bündel befand. Ein leises Schluchzen drang aus dem Mund des verborgenen Kindes hervor, woraufhin die Frau den Korb abstellte und über die Stirn des Babys strich. Schnell beruhigte es sich wieder und starrte sie mit großen Augen an, ohne begreifen zu können, was gerade geschah.

Liebevoll hauchte die Frau dem kleinen Mädchen einen Kuss auf die Stirn.

»Ich wünsche dir alles Glück der Welt«, flüsterte sie, bevor sie sich ruckartig aufrichtete und davonlief. Auf diese Weise würde sie sich selbst nicht mehr von ihrem Vorhaben abbringen.

Und weil sie allein blieb, sah niemand die Tränen, die sich ihren Weg über die Wangen der jungen Frau bahnten, während sie in der Dunkelheit verschwand.

***

Allein sein bedeutet nicht, einsam zu sein!

Die Worte ihrer Schwester Marika hämmerten Chiara Müller zum wiederholten Male durch den Kopf. Es stimmte schon, was sie sagte, andererseits empfand sie es als unheimlich schwer, einen solchen Gedanken auch in die Tat umzusetzen.

Und so gelang es ihr auch in dieser Nacht nicht, wirklich Schlaf zu finden. Mit offenen Augen lag sie auf dem angenehm weichen Bett und ließ sich von dem in der Luft liegenden Zirbelholzduft verzaubern.

Das Berghotel, in dem sie nun schon seit drei Tagen Urlaub machte, bot wirklich alles, was Chiara sich versprochen hatte. Massagen und andere Behandlungen mit ätherischen Ölen, viele geführte Freizeitaktivitäten und eine Küche mit besonderem Augenmerk auf alpenländische Spezialitäten. Zudem waren die Kastlers, das Besitzerehepaar, äußerst freundlich und zuvorkommend und hatten für sie immer ein offenes Ohr.

Alles wäre perfekt gewesen, um den Kopf freizubekommen, nur wollte ihr genau das einfach nicht gelingen. Kein Wunder, immerhin lag es gerade erst zwei Monate zurück, dass ihre über zehnjährige Beziehung mit Johannes – von allen nur Jo genannt – Striedinger endgültig zerbrochen war. Da würde es niemandem leicht fallen, einfach so einen Schlussstrich zu ziehen und nach vorne zu blicken.

Oder?

Marika war da anderer Meinung. Sie versuchte alles, um ihre Schwester abzulenken, und letzten Endes war sie es auch gewesen, die Chiara überredet hatte, den Urlaub im malerischen Zillertal anzutreten, von dem sie selbst immerzu schwärmte. Die Alternative, noch einen Monat – also bis zum Ende der Kündigungsfrist – mit ihrem Ex zusammenarbeiten zu müssen, wäre sicher eine psychische Tortur geworden, deshalb war sie Marika durchaus dankbar, dass sie ihr einen Schubs in die richtige Richtung gegeben hatte.

»Lass mal so richtig die Seele baumeln«, erinnerte sie sich noch genau an die Worte ihrer Schwester, die sie ihr vor der Abreise mit auf den Weg gab. »In der Rosenstube kannst du dich jeden Tag gut durchkneten lassen, im hoteleigenen Restaurant den Bauch vollschlagen, und wenn du frische Luft schnappen willst, wende dich am besten an Lukas Einrieder. Übrigens ein fescher Bursche und Single, zumindest, als wir uns kennengelernt haben. Oh, und bevor du fragst: Das war noch, bevor ich Alexander kennengelernt habe. Wie auch immer, wenn du an einem Ort auf der Welt abschalten kannst, dann dort.«

»Ob das so wirklich stimmt?«, murmelte Chiara, als sie an diese Aussagen dachte. »Du machst es dir ganz schön einfach, Schwesterherz. Gefühle lassen sich nicht abschalten, nicht einmal am schönsten Ort auf Erden.«

Müde drehte sie sich zur Seite und betrachtete das halb geöffnete Fenster, durch das angenehm milde, reine Bergluft ins Zimmer strömte. Der Vorhang bewegte sich nur unmerklich, ein Zeichen dafür, dass auch diese Nacht dazu einlud, über die einsamen Wege zu spazieren und den Kopf in den Nacken zu legen, um den großen Auftritt der Sterne zu betrachten. Hier oben in den Zillertaler Alpen schien sie dem Firmament näher zu sein als an jedem anderen Ort auf der Welt.

Ein Nachtspaziergang – genau das würde Chiara wieder in Angriff nehmen, das stand für sie bereits fest. Sie gab sich noch ein wenig Zeit, bevor sie sich aufrichtete, das Nachthemd abstreifte und in ihre normale Kleidung schlüpfte. Ein Rollkragenpullover, Jeans, Stiefel, mehr brauchte sie nicht. Schließlich band sie sich noch die rotbraune Haarflut zu einem Zopf, bevor sie auf leisen Sohlen das Hotelzimmer verließ.

Einem Geist gleich schlich sie durch die Flure und passierte die Rezeption, die zu dieser Zeit unbesetzt war. Kurz nach ihrer Ankunft war sie schon einmal zu einem nächtlichen Spaziergang aufgebrochen, da hatte noch ein Madel hinter dem Tresen gesessen, dessen Name ihr gerade nicht mehr einfallen wollte. Umso besser für sie, so musste sie sich keinen lästigen Fragen stellen und konnte einfach durchatmen.

Auf dem Hotelparkplatz empfing Chiara eine laue Frühlingsnacht. Beinahe kam es ihr so vor, als würde der nahende Sommer auf diese Weise seine ersten Vorboten schicken, wenngleich es bis dahin wohl noch ein weiter Weg war.

Was sie wohl im Sommer machen würde? Sie war Bibliothekarin, daran würde sich auch nie etwas ändern, immerhin war das von klein auf ihr Traumberuf gewesen. Nichts anderes war für sie infrage gekommen, und so war sie nach ihrem Studium im Linzer Stadtarchiv gelandet. Genau dort hatte sie Jo kennengelernt – oder besser gesagt, am Abend davor, aber das war eine Geschichte für sich.

Chiara seufzte. Ein wenig ärgerte sie sich darüber, dass er ihr selbst jetzt wieder in den Sinn kam. Andererseits, wenn sie einen gedanklichen Schlussstrich ziehen wollte, half es nichts, sich der Vergangenheit zu verschließen. Sie musste sich ihr stellen, auch wenn es noch so schmerzhaft sein mochte.

Mehrmals sah sie sich um, ohne recht zu wissen, in welche Richtung sie sich begeben sollte. Nach St. Christoph, das ein wenig tiefer im Tal lag und das nur noch von den verstreuten Straßenlaternen erhellt wurde? Zu dem Schloss der Familie Brauneck, das zu dieser Uhrzeit ein wenig unheimlich oberhalb des Berghotels thronte? Oder wieder über die Feldwege schlendern, die zu so vielen einsamen Höfen führten und später am Kuckuckssee mündeten, nur um sich auf einer Bank am Wegesrand niederzulassen?

Nein, eigentlich stand ihr gar nicht der Sinn nach einem längeren Ausflug. Sie wollte frische Luft schnappen, sich jedoch nicht allzu weit vom Hotel entfernen. Deshalb entschied sie sich dazu, eine Runde um das Gebäude einzuschlagen und sich ein ruhiges, abgeschiedenes Plätzchen im Hotelgarten zu suchen. Tagsüber war das kaum möglich, immerhin lockte das Kaiserwetter zahlreiche Gäste nach draußen und damit auch in den Biergarten und die angrenzenden Freizeiteinrichtungen.

Glücklicherweise bestätigte sich ihre Annahme, dass sie um kurz nach Mitternacht die einzige Person war, die sich in diesem Bereich der Hotelanlage aufhielt. Eine Bank war schnell gefunden, die glücklicherweise weder besonders weit abseits noch im Dunkeln lag. Das kräftige Mondlicht bahnte sich an dieser Stelle seinen Weg durch das Geäst des alten Kastanienbaumes, der seine Äste wie schützende Arme über ihr ausstreckte.

Genau dort ließ Chiara sich nieder, legte den Kopf in den Nacken und begann, die Sterne zu betrachten. Sicher gab es dafür bessere Orte als unter einem Baum, andererseits fühlte sie sich zugleich ein wenig geborgen. Als sie bei diesem Vergleich wieder an Jo denken musste, der sich über einen solchen Anblick sicher ebenfalls gefreut hätte, krampfte sie automatisch die Hände vor der Brust zusammen.

Bis zu ihrer Kündigung war er ihr Chef im Stadtarchiv gewesen. Manche sagten, wenn man im Beruf wie im Privatleben zu viel Zeit miteinander verbrachte, wurde man einander irgendwann überdrüssig. Genau deshalb könnten Beziehungen unter Kollegen auch nicht funktionieren.

Bei ihnen war das ganz anders gewesen. »Verwandte Seelen« – das war Jos liebste Bezeichnung für ihre Beziehung gewesen. Zwei, die sich ihr Leben lang gesucht und später gefunden hatten und nun nicht mehr voneinander weichen wollten. Trotzdem war ihre Liebe nach über zehn Jahren zerbrochen, daran bestand kein Zweifel mehr. Unüberbrückbare Differenzen standen zwischen ihnen, Lebensvorstellungen, die sich nicht vereinbaren ließen. Und auch sehr verletzende Worte, die sie am Ende ihrer Beziehung gewechselt hatten. Warum verspürte sie dennoch so ein Stechen in ihrer Brust, wenn sie an Jo dachte?

Du bist schuld, dass ich keine Familie gründen kann!

Dieser Satz hämmerte zum wiederholten Mal durch Chiaras Kopf. Es tat so weh, Jos Stimme dabei zu hören und vor ihrem geistigen Auge zu sehen, wie er vor ihr stand und ihr mit diesen Worten das Herz brach. Zwar war ihm anzuschließend anzusehen gewesen, dass er es nicht wirklich so gemeint hatte, andererseits dachte ein Teil von ihm ganz sicher so. Und in gewisser Weise stimmte das wohl auch, immerhin hatte ihr Gynäkologe ihr vor nicht ganz einem halben Jahr mitgeteilt, dass sie niemals Kinder bekommen würde.

Jos größter Wunsch war es gewesen, eine Familie um sich herum zu haben, und genau das konnte sie ihm nicht bieten. Niemals. Andererseits hatten sie ja noch ihre Liebe, zumindest war das ihr erster Gedanke gewesen, als sie ihrem Lebensgefährten diese Nachricht überbrachte. Erst war sie der Meinung gewesen, er würde genauso denken, doch während die nächsten Wochen und Monate verstrichen, spürte sie, dass sich zwischen ihnen eine immer größere Distanz aufbaute. Oder eine unsichtbare Mauer, hinter der sie einen geliebten Menschen sah, der ihr irgendwie fremd geworden war.

Chiara seufzte, schüttelte den Kopf und zog die Beine an, die sie mit ihren Armen umschlang, und vergrub das Gesicht zwischen den Oberschenkeln. Wie zog man überhaupt einen Schlussstrich? Dreiundzwanzig Jahre alt war sie gewesen, als Jo und sie sich kennengelernt hatten. Er war ihre einzige echte Beziehung gewesen, deshalb wusste sie gar nicht, wie sie das anstellen sollte. Ihre Schwester war in dieser Hinsicht auch nicht gerade die beste Ansprechpartnerin, immerhin waren ihre Beziehungen, bis sie ihren Alexander kennengelernt hatte, spätestens nach einer Woche vorbei gewesen. Also blieb ihr nur, es mit der Zeit selbst herauszufinden.

Sie war so in ihren Grübeleien versunken, dass sie das Geräusch, das plötzlich an ihre Ohren zu dringen begann, zunächst gar nicht wahrnahm. Zuerst glaubte sie, die Laute würden von einem Tier stammen, allerdings klangen sie so ungewöhnlich, dass sie diesen Gedanken schnell von sich schob.

Einer Intuition folgend, erhob sie sich und begann, nach der Quelle des Geräuschs zu suchen. In der Nähe der Rosenhecke stieß sie auf ein am Boden liegendes Bündel, das sie zunächst für einen Waschbären hielt. Ganz von der Hand zu weisen war diese Möglichkeit nicht, schließlich drangen diese putzigen Tierchen in den letzten Jahren in immer neue Regionen vor. Andererseits hatte es eher den Anschein, als würde dort etwas in Decken eingewickelt liegen.

Bei näherer Betrachtung fiel ihr ein geflochtener Korb auf, in dem das zuckende Bündel lag und leise vor sich hin schluchzte. Etwas zog sich in Chiaras Brust zusammen, als ihr endgültig bewusst wurde, was sie da vor sich sah. Inmitten des Löwenzahns lag ein Baby!

***

Die Erkenntnis traf sie wie ein Hammerschlag. Sie war nie Mutter eines Kindes gewesen, trotzdem folgte sie einem ureigenen Instinkt, als sie in die Knie ging und nach dem in Decken eingewickelten Baby griff und es aus dem Korb hob.

Es war höchstens ein paar Monate alt, davon war sie überzeugt, als sie es in das Mondlicht hielt. Sofort hörte es auf zu weinen, woraufhin Chiara es gegen ihre Brust drückte und leise vor sich hin zu summen begann. Die Melodie, die sie noch aus ihrer frühesten Kindheit stammte und die wohl von ihrer eigenen Mutter stammte, beruhigte nicht nur sie, sondern auch das in einen blauen Strampler gehüllte Findelkind.

Eine Weile kniete sie so da, bis sie sich zu fragen begann, wie es bloß dazu gekommen war. Von allein war das Kleinkind sicher nicht in den Garten gekommen, und ein Storch würde es ebenfalls nicht fallen gelassen haben. Jemand hatte es bis hierher getragen und dann einfach ausgesetzt. Welcher Unmensch überließ ein derart wer- und hilfloses Bündel bloß sich selbst? Beim besten Willen konnte sie sich keinen Menschen vorstellen, der so etwas tat, wenngleich sie immer wieder mal von solchen Fällen in den Nachrichten las. Mitunter waren diese sehr tragisch ausgegangen, diesmal schien dem Kind zumindest auf den ersten Blick nichts passiert zu sein.

Wieder vergingen einige Minuten, bis Chiara das Baby zurück in den Korb legte, diesen anhob und sich langsam aufrichtete. Sie musste etwas unternehmen, das stand fest. Vielleicht war das Kind Opfer einer Entführung geworden oder die Eltern waren in eine gefährliche Situation geraten. Unter Umständen stand sie selbst sogar die ganze Zeit über unter Beobachtung, ohne es überhaupt mitbekommen zu haben. Automatisch fuhr sie bei diesem Gedanken herum, doch in der Dunkelheit war niemand zu erkennen.

»Was mach ich nur mit dir?«, fand sie endlich ihre Sprache wieder und strich dem namenlosen Kleinkind über die Ansätze der dunklen Haare. »Dabei würd' ich dich am liebsten gar net mehr hergeben.«