Das Berghotel 351 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 351 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

"In den Bergen wirst du deine Zukunft finden. Und die Liebe deines Lebens." Der jungen Büroangestellten Leona aus Wien stockt der Atem, als sie auf dem Jahrmarkt der Prophezeiung einer Wahrsagerin lauscht. Ist das der ultimative Hinweis, wo ihre lange Suche nach dem "Einen" endlich Erfüllung finden könnte? Obwohl die eigentlich eher vernünftige Leona genau weiß, dass sie auf solche Aussagen nichts geben sollte, klammert sie sich doch ganz unvernünftig daran. Zu groß ist ihre Sehnsucht, endlich den Richtigen zu finden - und schließlich wollte sie eh eine Auszeit nehmen. Warum also nicht im Berghotel in St. Christoph, von dem sie neulich diese tolle Werbung gesehen hat? Tatsächlich kreuzen schon bald gleich zwei attraktive, allerdings grundverschiedene Männer Leonas Weg - und die junge Frau muss sich entscheiden, ob sie sich von einer Prophezeiung leiten lässt oder von ihrem Herzen ...

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Seitenzahl: 124

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Die Liebes-Prophezeiung

Vorschau

Impressum

Die Liebes-Prophezeiung

Leonas Suche nach dem Richtigen führt sie ins Berghotel

Von Verena Kufsteiner

»In den Bergen wirst du deine Zukunft finden. Und die Liebe deines Lebens.« Der jungen Büroangestellten Leona aus Wien stockt der Atem, als sie auf dem Jahrmarkt der Prophezeiung einer Wahrsagerin lauscht. Ist das der ultimative Hinweis, wo ihre lange Suche nach dem »Einen« endlich Erfüllung finden könnte? Obwohl die eigentlich eher vernünftige Leona genau weiß, dass sie auf solche Aussagen nichts geben sollte, klammert sie sich doch ganz unvernünftig daran. Zu groß ist ihre Sehnsucht, endlich den Richtigen zu finden – und schließlich wollte sie eh eine Auszeit nehmen. Warum also nicht im Berghotel in St. Christoph, von dem sie neulich diese tolle Werbung gesehen hat? Tatsächlich kreuzen schon bald gleich zwei attraktive, allerdings grundverschiedene Männer Leonas Weg – und die junge Frau muss sich entscheiden, ob sie sich von einer Prophezeiung leiten lässt oder von ihrem Herzen ...

Abgehetzt eilte Leona durch den Wiener Prater. Der süße Duft von Zuckerwatte und gebrannten Mandeln lag in der Luft. Sie hörte das Kreischen der Fahrgeschäfte und das Gedudel von Karussellmusik. Eigentlich mochte sie diesen Ort – er weckte Kindheitserinnerungen. Aber heute war sie viel zu erschöpft, um die fröhliche Atmosphäre zu genießen.

Wieder einmal hatte es im Büro länger gedauert. Wieder einmal hatte sie sich nicht getraut, früher zu gehen, weil der Chef noch etwas von ihr gewollt hatte. Wieder einmal hatte sie sich gefühlt, als würde ihr Leben an ihr vorbeiziehen, während sie am Schreibtisch saß und E-Mails beantwortete.

Ihr Blick huschte über die bunten Stände und Fahrgeschäfte, über lachende Kinder und verliebte Pärchen, die Händchen hielten. Die ganze Welt schien Spaß zu haben – außer ihr.

Da! Sie entdeckte den braunen Lockenkopf ihrer besten Freundin Nina. Die stand an einem Stand mit kandierten Äpfeln und plauderte ausgelassen mit zwei jungen Männern. Wie machte Nina das nur? Egal, wo sie war, sie fand immer jemanden zum Reden – und vor allem immer jemanden, der sich für sie interessierte.

Als Nina ihre Freundin bemerkte, winkte sie aufgeregt und ließ die Burschen kurzerhand stehen.

»Leona! Da bist du ja endlich!«, rief sie und kam mit einem freudestrahlenden Lächeln auf die Freundin zu.

»Tut mir leid, es hat wieder länger gedauert«, entschuldigte sich Leona zerknirscht, während sie ihre Tasche zurechtrückte, die von der Schulter zu rutschen drohte. »Es ist noch was reingekommen, und dann ...«

Nina verdrehte die Augen. »Freilich. Es ist noch was reingekommen. Leona, du arbeitest echt zu viel. Und dein Chef ist ein echter Sklaventreiber.«

»Ich weiß ...« Seufzend fuhr sich Leona mit den Fingern durchs Haar.

»Ich hab' mich ja gut unterhalten, also kein Stress«, beschwichtigte Nina fröhlich. »Aber du solltest echt mal versuchen, den Job net dein ganzes Leben bestimmen zu lassen. Wir sind jung, wir sollten Spaß haben, flirten, das Leben genießen! Und verlieben solltest du dich, Leona.«

Leona verzog den Mund. »Ja, genau. Und wo genau passt mein Traummann in meine stressige Routine? Ich kann mich ja net mal dazu aufraffen, ein Date auszumachen. Und wenn doch, dann ist's jedes Mal ein riesiger Reinfall.«

Es war ja nicht so, als hätte sie es nicht versucht. Sie sehnte sich nach einer Liebe, nach Zweisamkeit. Aber ihre Bemühungen, einen Mann kennenzulernen, waren nicht von Erfolg gekrönt. Mal hatte sie sich über eine Handy-App mit jemandem verabredet, der den ganzen Abend nur von seiner Leidenschaft fürs Angeln und all den dicken Karpfen geredet hatte, die er gefangen hatte. Als er Leona beim Essen ein Fisch-Foto nach dem anderen unter die Nase gehalten hatte, war ihr der Appetit vergangen. Ein anderes Mal hatte eine Freundin versucht, sie zu verkuppeln – mit einem wirklich tollen Typen, hatte Leona anfangs gedacht. Dummerweise hatte dieser vermeintliche Traumprinz sich als Frosch entpuppt, der nur zwei Themen kannte: Fußball und seine Ex-Freundin, an der er nach wie vor hing.

Noch schlimmer war es, wenn Leona sich mal für einen Burschen interessierte. Dann lief das unweigerlich darauf hinaus, dass dieser keinerlei Interesse an ihr hatte. Jedes Mal war sie dann frustriert, zweifelte an sich selbst und fragte sich, ob sie denn niemals den Richtigen finden würde. Sie hatte genug von einsamen Abenden auf dem Sofa.

Nina hakte sich bei ihr unter.

»Ach, der Richtige wird schon noch kommen«, sagte sie, als hätte sie Leonas Gedanken gelesen. »Du wirst schon sehen! Wenn du am wenigsten damit rechnest, steht er vor dir – zack, Herzklopfen, große Liebe!«

Leona lachte trocken. »Ja freilich, als ob.«

Sie schlenderten gemeinsam über den Prater, vorbei an Wurfbuden, Fahrgeschäften und blinkenden Lichtern. Eine Weile lang ließen sie sich einfach treiben. Doch dann blieb Nina abrupt stehen.

»Hey, schau mal! Lass uns zu der Wahrsagerin gehen!«, quietschte sie aufgeregt.

Leona folgte Ninas Blick. Zwischen zwei bunten Buden stand ein kleines, geheimnisvoll geschmücktes Zelt. Die Wände waren mit violettem Samt drapiert, goldene Lampions spendeten schummriges Licht, und über dem Eingang hing ein hölzernes Schild: Madame Rosa – Die Zukunft in Ihren Händen!

Leona zog skeptisch die Augenbrauen hoch.

»Jetzt echt? Das ist doch Blödsinn.«

»Ach, komm schon!« Nina kicherte und zog sie am Arm. »Vielleicht kann die Dame dir aus der Hand lesen, wann dein Traummann endlich vorbeikommt. Oder sie sieht ihn in einer Kristallkugel! Wäre das net lustig? Oder, noch besser: Sie verrät mir, wie ich an eine Million Euro komme.«

Leona stöhnte. »Oh bitte, net. Darauf hab' ich keine Lust. Solche Leute erzählen doch nur das, was man hören will. Das sind ja nur Trickbetrüger, die eine gute Menschenkenntnis haben.«

»Na und? Ist doch ein Spaß! Und wer weiß – vielleicht sagt sie dir ja wirklich was, das dich überrascht!«

»Ich wette, sie erzählt dir, dass dich ein geheimnisvoller, stinkreicher Prinz heiraten wird«, konterte Leona spöttisch.

»Na, das klingt doch perfekt! Das will ich hören. Also los jetzt!«

Bevor Leona weiter protestieren konnte, hatte Nina sie schon energisch Richtung Zelt geschoben. Seufzend ließ Leona es geschehen. Sie war viel zu müde, um sich mit Nina zu streiten. Und wer weiß – vielleicht würde Madame Rosa sie ja wenigstens ein bisschen zum Lachen bringen.

Sie schob den Vorhang beiseite und trat ein.

***

Das Innere des Zelts war genau so, wie Leona es erwartet hatte – vielleicht sogar noch klischeehafter. Der Raum war in warmes, rötliches Licht getaucht, das von einigen kunstvoll verzierten Laternen ausging. Dicke violette Vorhänge hingen an den Wänden, ein schwerer Teppich dämpfte die Schritte. In der Mitte stand ein runder Tisch, darüber schwebte der Rauch von Räucherstäbchen, der süßlich und ein wenig erdrückend in der Luft lag.

Leona zog unbewusst die Nase kraus. Hokuspokus. Alles nur Inszenierung.

Doch Nina war bereits ganz begeistert.

»Oh, ist das toll hier!«, stieß sie hervor und ließ sich auf einen der samtbezogenen Stühle fallen, als wäre sie Stammkundin.

Hinter dem Tisch saß eine Frau mittleren Alters mit tiefschwarzem gewelltem Haar, das mit goldenen Münzen geschmückt war. Ihre dunklen Augen musterten Leona und Nina eindringlich, während ihre mit Ringen besetzten Finger über die Tischplatte strichen.

»Willkommen«, grüßte sie mit einer warmen, leicht rauen Stimme. »Ich bin Madame Rosa. Die Zukunft liegt für jene offen, die bereit sind, sie zu sehen.«

Leona unterdrückte ein Schnauben, aber Nina war sofort Feuer und Flamme.

»Das klingt ja spannend! Dann legen wir mal los, oder?«

Madame Rosa nickte, nahm Ninas Hand und betrachtete die Linien in ihrer Handfläche.

»Du bist ein sehr lebendiger, offener Mensch. Voller Energie, aber manchmal auch ein wenig impulsiv.«

Nina grinste. »Das könnte stimmen.«

»Du bist neugierig auf die Welt und auf das, was kommt ... aber du suchst nicht wirklich nach Antworten. Du bist glücklich mit dem, was du hast.«

Leona verdrehte die Augen. Das war doch eine typische Standardaussage, mit der sich viele Menschen identifizieren konnten. Zumal man Nina auf den ersten Blick ansah, dass sie energiegeladen war – das sprühte ihr nämlich förmlich aus jeder Pore. Sie war so hibbelig, dass sie kaum still sitzen konnte, und auf ihrem Gesicht lag meistens ein abenteuerlustiges, zufriedenes Lächeln. Die Wahrsagerin musste also nur Körpersprache und Mimik ein wenig lesen können, um Nina diese Einschätzung geben zu könne. Nina nickte jedoch begeistert.

»Stimmt haargenau! Aber wir sind ja net wegen mir hier«, verkündete sie fröhlich. »Eigentlich muss meine Freundin hier eine Vorhersage bekommen. Oder noch besser – ihr Schicksal!«

Madame Rosa drehte sich mit langsamen Bewegungen zu Leona um. »Ah ... du.«

Leona kreuzte die Arme vor der Brust.

»Ich fürchte, ich bin eine hoffnungslose Skeptikerin.«

Madame Rosa lächelte. »Skeptiker sind oft jene, die die tiefsten Fragen haben.«

Leona wollte gerade eine spöttische Bemerkung machen, doch dann ergriff Madame Rosa einfach ihre Hand. Ihre Finger waren warm, ihr Griff fest, als sie mit ihrem Daumen sanft über Leonas Handfläche strich.

»Du bist unglücklich, gell?«

Leona blieb ruhig und erwiderte ihren Blick. Die Wahrsagerin hatte recht, aber das war freilich nur Zufall. Vielleicht merkte man ihr die Unzufriedenheit mit ihrem Leben stärker an, als sie sich eingestehen wollte.

Madame Rosa sah sie ruhig an, als würde sie in ihr Innerstes blicken.

»Du fühlst dich ... festgefahren. Der Beruf? Eine Tätigkeit, die dich nicht erfüllt und dich gleichzeitig viel Kraft kostet.«

Leonas Herzschlag beschleunigte sich. Vielleicht war es doch nicht nur Zufall? Ein Zittern durchlief ihre Finger. Sie zog leicht ihre Hand zurück, versuchte es zumindest, doch Madame Rosa hielt sie sanft, aber bestimmt fest.

»Und der richtige Mann lässt sich auch net finden ...?«

Leona hielt den Atem an. Ihre Kehle war plötzlich trocken. Wie konnte diese Frau das wissen? War das wirklich nur eine gute Menschenkenntnis, oder steckte doch mehr dahinter?

Madame Rosa lehnte sich etwas vor, ihr Blick wurde eindringlicher.

»Du versuchst oft, es allen recht zu machen, nicht wahr? Du hältst dich für rational, für vernünftig. Aber tief in dir ... da gibt es eine Sehnsucht. Eine Sehnsucht nach mehr. Nach etwas, das dein Herz zum Singen bringt.«

Leona fühlte, wie sich ein Schauer über ihre Haut zog.

»Dein Leben wird sich ändern. Dein Schicksal wird sich in den Bergen wenden.«

Leona schluckte. »In den Bergen?«

»Ja. In den Bergen wirst du deine Zukunft finden. Und die Liebe deines Lebens.«

Madame Rosa ließ Leonas Hand los und lächelte geheimnisvoll.

Leona starrte sie mit großen Augen an. »Und ... wie wird er sein?«

Madame Rosa legte die Hände gefaltet auf den Tisch.

»Er ist ein Mann von Welt. Charmant, elegant. Er hat das gewisse Etwas, das dich fesselt. Seine Worte klingen wie Musik, sein Blick zieht dich in den Bann. Er wird dich umwerben, und du wirst fühlen, dass es Schicksal ist.«

Leona wagte kaum, zu atmen. Die Worte klangen wie ein Märchen – genau so, wie sie sich die große Liebe immer vorgestellt hatte. Sie wollte so gerne glauben, dass Madame Rosa recht hatte. Dass sie nicht bloß eine Hochstaplerin war, sondern dass etwas hinter dieser Prophezeiung steckte. Aber noch konnte sie die Zweifel nicht ganz abschütteln. Viele Frauen waren alleinstehend und sehnten sich nach einem Partner. Um darauf zu kommen, musste die Wahrsagerin einfach nur gut raten.

Doch dann kam es noch heftiger: »Und dein Herz ... es wurde schon einmal gebrochen, gell?«, konstatierte Madame Rosa. »Es ist lang her, und trotzdem kannst du's net ganz loslassen.«

Leona blinzelte. Ein kaltes Ziehen breitete sich in ihrer Brust aus.

»Er war net der Richtige für dich. Du hast gelitten, aber du hast dich nicht unterkriegen lassen. Doch tief in dir ... da hast du Angst, dass es wieder passiert.«

Leona fühlte, wie ihr Magen sich zusammenzog. Ja. Ja! Sie hatte lange genug gebraucht, um über ihre letzte Beziehung hinwegzukommen. Um wieder an die Liebe zu glauben. Eigentlich hing ihr der Vertrauensbruch bis heute nach, und es fiel ihr schwer, sich auf Burschen einzulassen. Woher wusste Madame Rosa das?

»Geh in die Berge«, fuhr Madame Rosa leise fort. »Dort wartet dein wahres Glück.«

Leona öffnete den Mund, um etwas zu sagen – irgendetwas –, aber kein Wort kam über ihre Lippen.

Neben ihr schnaubte Nina leise. Sie war offenbar weniger beeindruckt. Sie zahlte Madame Rosa und zog Leona dann am Ärmel.

»Also, das war doch ... nett, oder? So, jetzt lass uns aber gehen. Ich will unbedingt noch aufs Riesenrad.«

Leona reagierte kaum. Ihr Kopf war voller Gedanken. Voller Fragen.

Madame Rosa lächelte. »Geh und finde dein Glück.«

Während sie das Zelt verließen, konnte Leona nicht anders, als über die Worte der Wahrsagerin nachzudenken. In den Bergen ...? Vielleicht war es doch kein Unsinn. Vielleicht war es tatsächlich ... eine Prophezeiung.

***

Das Riesenrad zog gemächlich seine Kreise, und unter ihnen breitete sich Wien wie ein funkelnder Teppich aus. Die Lichter der Stadt glitzerten: Straßenlaternen, Reklameschilder, die Fenster hunderter Wohnungen. So viele Menschen, so viele Leben – und irgendwo dort draußen war auch Leonas kleine Wohnung. Schon immer lebte sie hier in der Großstadt und war doch nie wirklich glücklich gewesen.

Sie saß still da, die Stirn an die kühle Fensterscheibe gelehnt, während die Gondel in die Höhe schwebte. Ihre Gedanken kreisten immer noch um Madame Rosas Worte. Die Liebe ihres Lebens wartete also auf sie? Und das angeblich in den Bergen!

Skeptisch schaute Nina sie an und wollte wissen: »Was geht dir grad durch den Kopf? Ich kenn dich doch, Leona. Du bist ja grad ganz weit weg.«

»Ja – und zwar in den Bergen!«

»Oh nein. Sag bloß, du gibst was auf die Prophezeiung.«

»Du etwa net? Du warst doch diejenige, die unbedingt dahin gehen wollte«, erwiderte Leona trotzig.

»Aber doch nur zum Spaß.«

»Und wie gut, dass wir es getan haben! Die Frau hat's wirklich drauf. Madame Rosa hat mir gesagt, was ich zu tun hab'.«

Nina rieb sich die Schläfen und schüttelte den Kopf.

»Also ehrlich, Leona. Meinst du das ernst? Ich meine ... diese Frau ist sicher super im Leute-Einschätzen, aber du tust ja gerade so, als hätte sie dir den Weg zum Heiligen Gral gewiesen.«

Leona löste sich von der Scheibe und sah ihre Freundin an.

»Du hast es doch selbst gehört, Nina! Sie wusste genau, wie ich mich fühle. Sie wusste, dass ich feststecke, dass ich mich nach etwas sehne ... Und dann das mit den Bergen! Als sie das erwähnt hat, hatte ich direkt Bilder von einem Alpen-Paradies vor Augen, und da hab' ich mich mit einem Mal ganz friedlich gefühlt. Das kann doch kein Zufall sein.«

Nina zog skeptisch eine Braue hoch.

»Leona, Schatz, du hast ihr ja auch alles brav mit deiner Körpersprache verraten. Diese Wahrsager sind Profis. Die wissen, welche Stichworte sie setzen müssen, damit sich die Leute erkannt fühlen. Ehrlich, ich glaub', du interpretierst da viel zu viel rein.«

Leona verschränkte die Arme vor der Brust.

»Und was, wenn sie recht hat? Was, wenn das genau der Anstoß war, den ich gebraucht habe?«

Nina seufzte tief und sah die Freundin an, als wäre sie ein Kind, das gerade verkündet hatte, zur nächsten Ritterburg zu ziehen und dort ihr Glück zu suchen.

»Leona ... Bitte sag mir, dass du jetzt net allen Ernstes planst, in die Berge zu ziehen, nur weil eine Wahrsagerin dir das gesagt hat.«