Das Berghotel 350 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 350 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Verena und Toni kämpfen um ihre Liebe. Nach Tonis Seitensprung setzen sie alles auf eine Paartherapie, um sich wieder näherzukommen. Als Zeichen des Neuanfangs reisen sie nach St. Christoph ins Berghotel. Doch statt romantischer Zweisamkeit erwarten Verena Zweifel, unausgesprochene Vorwürfe und die schmerzhafte Erkenntnis, dass Vertrauen nicht auf Knopfdruck zurückkehrt. Verzweifelt klammert sie sich an die Hoffnung, dass es wie früher werden könnte. Dann tritt Handballer Johannes in ihr Leben - charmant, einfühlsam, mit einem Blick, der sie durchschaut wie niemand sonst. Seine Nähe weckt längst vergessene Gefühle. Während Verena zwischen Pflichtgefühl und Sehnsucht hin- und hergerissen ist, spitzt sich die Situation immer weiter zu. Jeder Tag im Berghotel bringt sie näher an den Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt. Sie hat um diese Liebe gekämpft - doch was, wenn sie längst verloren ist?

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Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Tränen im Traumurlaub

Vorschau

Impressum

Tränen im Traumurlaub

Sie wollte der alten Liebe noch eine Chance geben – doch das Schicksal hatte andere Pläne

Von Verena Kufsteiner

Verena und Toni kämpfen um ihre Liebe. Nach Tonis Seitensprung setzen sie alles auf eine Paartherapie, um sich wieder näherzukommen. Als Zeichen des Neuanfangs reisen sie nach St. Christoph ins Berghotel. Doch statt romantischer Zweisamkeit erwarten Verena Zweifel, unausgesprochene Vorwürfe und die schmerzhafte Erkenntnis, dass Vertrauen nicht auf Knopfdruck zurückkehrt. Verzweifelt klammert sie sich an die Hoffnung, dass es wie früher werden könnte.

Dann tritt Handballer Johannes in ihr Leben – charmant, einfühlsam, mit einem Blick, der sie durchschaut wie niemand sonst. Seine Nähe weckt längst vergessene Gefühle. Während Verena zwischen Pflichtgefühl und Sehnsucht hin- und hergerissen ist, spitzt sich die Situation immer weiter zu. Jeder Tag im Berghotel bringt sie näher an den Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt. Sie hat um diese Liebe gekämpft – doch was, wenn sie längst verloren ist?

Verena Schachinger spürte die Stille im Raum wie eine dichte, fast greifbare Masse. Nur das gedämpfte Ticken einer Wanduhr durchbrach sie in regelmäßigen Abständen. Die junge Frau saß auf der weichen Polsterung des Sessels, die Hände im Schoß gefaltet, die Beine überkreuzt. Gegenüber von ihr saß Toni, aufrechter als sie, aber mit einem Ausdruck in den Augen, den sie nicht deuten konnte. Zwischen ihnen stand ein niedriger Tisch mit einem Wasserglas darauf, zur Hälfte gefüllt, als Sinnbild für ihre Beziehung: halb leer oder halb voll?

Der Paartherapeut lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück. Seine ruhige Haltung stand im Gegensatz zu der Anspannung, die in der Luft lag. Er wartete, das wusste Verena. Die Methode des Schweigens, um die Gedanken in Gang zu setzen.

Sie erinnerte sich vage an eine ähnliche Stille aus einer anderen Zeit. Ein Lehrer, der die Klasse zur Ruhe ermahnt hatte, ein Moment konzentrierter Aufmerksamkeit, in dem alle Kinder gespannt darauf warteten, ob man das leise Geräusch einer fallenden Nadel wirklich hören konnte. Doch das hier war nicht die sechste Klasse. Es war nicht die Stille eines spielerischen Experiments, sondern die Stille vor einer Entscheidung.

Sie atmete tief ein, spürte, wie ihre Brust sich hob und senkte, und bemerkte erst dann, dass Toni sie ansah. Erwartungsvoll. Vielleicht sogar hoffnungsvoll. Seine Lippen waren leicht aufeinandergepresst, als würde er sich auf eine Antwort vorbereiten, die er nicht beeinflussen konnte.

Schließlich war er es, der sprach. »Was sagst du?«

Seine Stimme war ruhig, aber nicht frei von einer gewissen Unsicherheit. Es war ungewohnt, Toni so zu erleben. Normalerweise war er jemand, der in Diskussionen die Oberhand behielt, der mit Selbstbewusstsein sprach und wusste, was er wollte. Doch heute nicht.

Verena hob den Blick, erst zu ihm, dann zum Therapeuten, der immer noch schwieg.

»Ich habe das Gefühl, alles liegt jetzt an mir«, sagte sie leise.

Ihre eigenen Worte hallten in ihr nach, während sie darauf wartete, was als Nächstes passieren würde.

Herr Gassner strahlte das Charisma eines Gurus aus. Auch wenn sich seine waldgrüne Kordhose von der üblichen Leinenkleidung eines Sektenführers abhob, kam sie nicht umhin, eine Abwehrhaltung einzunehmen. Toni hatte ihr vorgeworfen, dass sie nicht Herrn Gassner ablehnte, sondern vielmehr die Paartherapie, die sie bei ihm durchliefen.

»Nun«, sprach der Therapeut, »selbstverständlich müssen Sie beide gewillt sein, diesen Neustart Ihrer Beziehung umzusetzen. Allerdings ist es Herr Bauer, der Sie, Frau Schachinger, betrogen hat. Die Frage ist also, ob Sie bereit sind, ihm diesen Fehler zu verzeihen und zu vergessen.«

»Vergessen?«, wiederholte Verena ungläubig.

Ihr Ton war automatisch eine Oktave höher gerutscht. Sofort senkte sie ihre Stimme, da sie nicht als hysterisch dastehen wollte.

Toni legte eine Hand auf ihr Bein. Sie spürte den Druck durch ihre Jeans. Er fühlte sich besitzergreifend an.

»Wie soll ich denn vergessen, dass mein Freund mich über Monate hinweg mit einer anderen Frau betrogen hat?«, fragte sie den Therapeuten und vermied es, Toni anzusehen. »Ich habe Ihnen doch erzählt, was wir alles durchgemacht haben. Dass er mir immer wieder von Sarah vorschwärmte, wenn wir zusammen waren, während ich mir einredete, dass es eben nur eine gute Kollegin wäre. Oder wie er über die Wochenenden fortblieb, angeblich weil die Flüge ausfielen. Und jetzt soll ich das alles einfach vergessen?«

»Dafür habe ich mich doch schon entschuldigt, Schatz«, wandte Toni nun ein.

Ihr missfiel es, wie er mit ihr sprach, als wäre sie ein trotziges Kind und er ein geduldiger Pädagoge.

»Und ich habe dir vergeben«, sprach sie ihn direkt an. »Das heißt aber nicht, dass ich so tun kann, als wäre nichts geschehen.«

Herr Gassner räusperte sich. Der Kugelschreiber in seiner Hand, die er sich vor den Mund hielt, zeigte auf sie wie ein mahnender Finger.

»Niemand verlangt von Ihnen, dass Sie sich verstellen sollen, Frau Schachinger«, sprach er ruhig. »Genau darum geht es bei einem Neuanfang. Sie beide erhalten die Möglichkeit, komplett von vorne zu beginnen. Sie lassen all den Ballast, den Ihre Beziehung zuvor mit sich herumgetragen hat, hinter sich. Denn dass es neben der Affäre Ihres Mannes noch andere Päckchen zu tragen gegeben hat, haben wir bereits besprochen.«

Verena war die bildhafte Sprache des Therapeuten zuwider. Immer wieder sprach er von Päckchen statt von Problemen. Von steinigen Wegen, die geräumt werden mussten. Am liebsten hätte sie ihm schon zu Beginn ihrer Sitzungen gesagt, dass er sich wenigstens einfallsreichere Metaphern ausdenken sollte.

»Das klingt so, als hätte Toni jeden Grund gehabt, mich zu hintergehen«, warf sie ein, leiser diesmal, da sie eigentlich nicht wieder alles aufrollen wollte.

Toni nahm seine Hand weg und verdrehte die Augen.

»Fängst du schon wieder damit an«, seufzte er.

Herr Gassner sah sie nur über seine Brille hinweg an.

Welche Entscheidung war hier vernünftig? Verena hatte so oft darüber nachgedacht. Wochenlang hatte sie die Nächte wach gelegen und sich vorgestellt, wie ihre Beziehung nach der Therapie aussehen könnte. Und ob sie ihr überhaupt noch eine Chance geben wollte. Doch dann hatten die Überlegungen immer gleich geendet. Sie hatte sich an all die schönen Stunden mit Toni erinnert.

Wieder nickte sie, zuerst zögerlich, dann bestimmter.

»Okay«, sagte sie. »Ja, ich will einen Neuanfang.«

***

Heimatfilmkulisse. Das war das Erste, was Johannes Kehlmeyer einfiel, als er sich ein paar Schritte vom Wagen entfernte und ins Tal hinunterschaute. Dort ragte der Zwiebelturm einer strahlend weißen Kirche in die Höhe. In der Ferne harrten die Berge aus wie eine Wand aus Felsen. Ihre breiten Ausläufer verloren sich in dichten Wäldern. Ein Schmetterling umschwirrte Johannes, sodass er lachend den Kopf schüttelte.

Seiner Oma hätte es hier gefallen. Als er noch klein gewesen war, hatte er sonntags immer mit ihr und dem Rest der Familie diese kitschigen Heimatfilme schauen müssen, in dem die Schauspieler zu jeder Gelegenheit zu singen begonnen hatten. Der einzige Film, der ihm davon gefallen hatte, war eine Geschichte gewesen, in dem ein Mann unschuldig verurteilt worden und auf der Flucht zu Tode gekommen war. Seine Oma hatte diesen Streifen immer als Schund beschimpft. Bis heute mochte sie keine Filme und Serien, in denen es ernster zuging. Aus diesem Grund hatte er ihr auch vor zwei Wochen einen Streaming-Dienst abonniert. So konnte sie nun so viel heile Welt konsumieren, wie es ihr beliebte.

»Besteigst du in Gedanken schon die Berge?« Lars klopfte ihm auf den Rücken.

Bei jedem anderen hätte dieser Schlag einen leichten Taumel verursacht. Aber da beide Männer als Profi-Handballer für die österreichische Nationalmannschaft spielten, waren sie auch gleichermaßen muskulös.

»Ich musste gerade daran denken, dass sich meine Oma hier wohlfühlen würde«, antwortete Johannes und löste sich von seinem Teamkollegen, um das Gepäck aus dem Auto zu holen.

Mit einem leisen Doppelklick ging der Kofferraum auf. Seine Reisetasche lag zuoberst.

»Wart's ab«, meinte Lars und trat neben ihn, um seine Reisetasche ebenfalls herauszuholen. »Wenn wir erst mal mit unserem Programm angefangen haben, würde es deiner Oma nicht mehr gefallen.«

Ein Hupen unterbrach die beiden Männer. Das Auto, das den Weg zum Berghotel hochfuhr, ließ kleine Kieselsteine an den Straßenrand spritzen. Paul hielt eine Hand aus dem Fahrerfenster und hob sie zum Gruß. Alex saß neben ihm und hielt den Blick auf das Hotel gerichtet.

»Wenn ihr mich fragt, haben wir genau die richtige Wahl getroffen, Kollegen«, begrüßte Letzterer sie, als sie ausgestiegen waren.

»Ich wünschte, du hättest beim letzten Spiel das Tor genauso anvisiert wie das Madel an der Tür«, pflanzte Lars ihn. »Dann hätten wir vielleicht mit mehr Abstand gewonnen.«

Johannes erinnerte sich nur zu gut an das letzte Spiel. Es hatte nur ein Tor gefehlt, und sie wären in die Verlängerung gekommen. Erst in den letzten zwei Minuten hatte die gegnerische Mannschaft die Führung verloren. Lars hatte schließlich das entscheidende Tor geworfen, nachdem Alex gescheitert war.

»Meine Güte, wir sind Weltmeister geworden«, stöhnte dieser theatralisch. »Was willst du eigentlich noch?«

»Dänemark mit einem so großen Abstand besiegen, dass sie jedes Mal zittern, wenn sie gegen uns antreten«, antwortete Lars.

Es klang wie ein Scherz, aber Johannes wusste zu gut um die Zielstrebigkeit seines Teamkollegen.

»Na kommt, Leute, schauen wir uns das Hotel mal von innen an. Immerhin sind wir hier, um Urlaub zu machen«, schlug er vor und hielt die Männer davon ab, das Thema zu vertiefen.

Die Teamkollegen Lars, Alex, Paul und Johannes hatten sich dazu entschlossen, gemeinsam eine Auszeit in den Bergen zu nehmen. Während sich die meisten Handballer des Nationalteams für ein Ziel weiter südlich entschieden hatten, hatten sich die vier Männer zu einem Aktivurlaub entschlossen. Niemand von ihnen mochte es, einfach nur in der Sonne zu liegen. Als Profisportler waren sie es gewohnt, täglich zu trainieren und neue Herausforderungen zu suchen. Und da ihnen das Sporthotel Am Sonnenhang vom Trainer empfohlen worden war, hatten sie nicht lange nach einem geeigneten Reiseziel suchen müssen. Außerdem war die Anreise von Wien angenehm kurz gewesen.

»Vielleicht sollten wir uns in diesem Jahr einfach Liegen am Pool reservieren«, lachte Paul.

»Ohne mich«, murrte Lars scherzhaft.

Jeder der vier Männer trug sein Gepäck in der Hand. Als sie an eine junge Frau am Eingang des Hotels vorbeigingen, machte diese große Augen und lief rot an. Johannes versuchte es zu ignorieren.

Die Lobby begrüßte die Spieler mit dem aromatischen Duft von Zirbelholz. Die Sonne strahlte Rechtecke durch die großzügigen Fenster auf den hellen Boden, der zum Teil mit üppigen Teppichen ausgelegt war.

»Grüß Gott, meine Herren, was kann ich für Sie tun?«, fragte eine glockenhelle Stimme von der Rezeption aus.

Dort stand eine Frau, deren honigblondes Haar zu einem Kranz auf ihrem Kopf geflochten war.

Heimatfilmkulisse, dachte Johannes.

***

Toni stieg aus, ging um den Wagen herum, öffnete Verena die Tür und hielt ihr galant die Hand entgegen. Grinsend legte sie ihre hinein und ließ sich von ihm aus dem Auto helfen. Dabei war ihr diese altmodische Geste ihres Freundes fast ein bisserl peinlich, da sie immerhin nicht allein waren.

Vor dem Berghotel hatten sich etliche Leute versammelt. Als sie genauer hinschaute, erkannte sie nur junge Frauen.

»Hast du die Madeln hierherbestellt?«, pflanzte sie Toni.

Zugleich bereute sie diesen Scherz, da ihr Freund nun ein ernstes Gesicht aufsetzte.

»Schatz, ich hoffe, du wirst mir irgendwann verzeihen können«, sagte er leise und zog mit seinem Daumen über die Haut ihrer Hand. »Ich hoffe so sehr, dass uns diese Therapie weitergebracht hat.«

»Es dauert mich«, entschuldigte sie sich und fühlte die Last ihres schlechten Gewissens auf ihren Schultern.

Langsam fragte sie sich, ob sie sich zu einer zynischen Frau entwickelte, die unfähig war zu vergeben. Aber dann hörte sie die Stimme ihrer Schwester in ihrem Kopf, die ihr immer wieder gesagt hatten, dass Vergebung Zeit brauchte. Vielleicht brauchte sie einfach ein bisserl mehr Zeit.

»Du musst dich für nichts entschuldigen, Schatz«, erwiderte Toni.

Statt das Gepäck aus dem Auto zu holen, führte er sie von dem Trubel am Eingang des Hotels weg.

»Sollten wir nicht einchecken?«, wunderte sich Verena.

»Das Einchecken kann warten. Das Gepäck kann warten. Meinetwegen kann das gesamte Berghotel auf uns warten. Hier geht es nur um dich und mich«, erklärte er ihr mit seinen ernsten Augen.

Wieder registrierte sie, wie gut ihr Freund aussah. Mit den dunklen gepflegten Haaren und dem vollen gestutzten Bart wirkte er wie ein Model für Männerunterwäsche. Alles, was sein schönes Gesicht störte, waren die zwei tiefen Zornesfalten zwischen seinen Augenbrauen. Sie verrieten, dass Toni selten Scherze machte und noch seltener über welche lachte.

»Hör schon auf, sonst glaub ich noch, du entwickelst dich zum Romantiker«, mahnte sie ihn mit einem Lächeln.

Als sie eine Wiese erreichten, verdunkelte sich der Himmel. Es war, als hätte sich die Sonne hinter einem Vorhang verabschiedet.

Obwohl Verena kein abergläubischer Mensch war, beschlich sie in diesem Moment eine dunkle Vorahnung. In ihrer letzten Sitzung beim Paartherapeuten hatten sie sich dazu entschlossen, dass sie einen Neuanfang ihrer Beziehung wagen wollten. Zu Hause war Toni auf die Idee gekommen, diesen mit einem Traumurlaub zu zelebrieren. Da er bereits beruflich häufig fliegen musste, hatten sie sich für einen Urlaub nicht weit von München entschieden und waren bei ihrer Internetrecherche auf das Sporthotel Am Sonnenhang gestoßen. In den Bewertungen hatten die ehemaligen Gäste es stets als Berghotel bezeichnet und nur so geschwärmt von dem malerischen Ambiente des Hotels, dem herzlichen Personal und der traumhaften Kulisse. Also hatte Toni gebucht. Es sollte der Anfang von etwas Neuem, etwas Besserem werden. Doch nun, da sie in St. Christoph am Rande des Zillertals angekommen waren, fürchtete Verena, sich einer falschen Hoffnung hingegeben zu haben.

»Hast du was, Schatz?«, fragte Toni besorgt und legte einen Arm um ihre Taille.

Für Touristen mussten sie ausschauen wie Leute, die Werbung für Tirol machten. In dem blauen Dirndl und dem Lodenanzug ihres Freundes machten sie vermutlich den Eindruck, als kämen sie von hier.

»Na, nix«, antwortete Verena und spürte im selben Moment, wie sie von einer Mücke ins Ohrläppchen gestochen wurde.

Ihre Hand schnellte dahin, als wäre diese Mücke ein weiteres böses Omen und sie hätte die Macht, Unheil zu verhindern. Aber das Tier war bereits weg.

»Wunderschön, gell?« Toni atmete die Bergluft so tief ein, dass sie das Heben seiner Brust aus dem Augenwinkel wahrnahm.

Nun legte auch sie eine Hand an seinen Rücken.

»Wunderschön, ja«, erwiderte sie, noch immer von diesem seltsamen Gefühl beschlichen. Ihre Augen wanderten zum Himmel. Er war von einer Wolkenwand bedeckt. »Ich hoffe nur, dass bald wieder die Sonne rausschaut.«

Daraufhin zog Toni sie enger an sich und küsste ihre Schläfe.

»Ich verspreche dir, dass die Sonne schon bald nur noch für uns scheinen wird«, säuselte er.

Aber etwas daran, wie er es sagte, widerstrebte ihr. Dass er neuerdings mit seinen Liebesbekundungen so übertrieb, war untypisch für den Mann, der mit Zahlen normalerweise besser umgehen konnte als mit Worten.

»Freilich«, sagte sie und zwang sich zu einem Lächeln.

***

»Du, wo ist denn der Anderl?« Hedi Kastler hatte ihren Mann schon überall gesucht.

Er war weder im Garten noch in den Räumlichkeiten des Berghotels zu finden gewesen. Daher wandte sie sich an Kilian Garnreiter. Der wortkarge Mann fungierte nicht nur als Gepäckträger, Chauffeur und Schneeräumer, sondern wusste auch scheinbar immer ein klein wengerl mehr als andere.