Das Berghotel 336 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 336 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Im tief verschneiten Zillertal will Lara Kaiser, die einst gefeierte Skirennfahrerin, ihren Frieden finden. Der Unfall, der ihre Karriere zerstörte, hat tiefe Spuren hinterlassen, und die Rückkehr in ihr Heimatdorf St. Christoph weckt schmerzhafte Erinnerungen. Doch sie hofft auf einen Neuanfang. Aber dann tritt Patrick, ihr früherer Trainer und die einzige Person, die wirklich wusste, wer sie einst war, wieder in ihr Leben. Alte Gefühle flammen auf, und die unerwiderte Leidenschaft droht, alles, was sie mühsam aufgebaut hat, zu zerstören. Lara muss entscheiden, ob sie bereit ist, erneut zu kämpfen - diesmal nicht nur für ihre Karriere, sondern auch für ihr Herz ...

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Seitenzahl: 124

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Gefrorenes Herz

Vorschau

Impressum

Gefrorenes Herz

Skistar Lara versucht nach einer Verletzung im Berghotel Frieden zu finden

Von Verena Kufsteiner

Im tief verschneiten Zillertal will Lara Kaiser, die einst gefeierte Skirennfahrerin, ihren Frieden finden. Der Unfall, der ihre Karriere zerstörte, hat tiefe Spuren hinterlassen, und die Rückkehr in ihr Heimatdorf St. Christoph weckt schmerzhafte Erinnerungen. Doch sie hofft auf einen Neuanfang. Aber dann tritt Patrick, ihr früherer Trainer und die einzige Person, die wirklich wusste, wer sie einst war, wieder in ihr Leben. Alte Gefühle flammen auf, und die unerwiderte Leidenschaft droht, alles, was sie mühsam aufgebaut hat, zu zerstören. Lara muss entscheiden, ob sie bereit ist, erneut zu kämpfen – diesmal nicht nur für ihre Karriere, sondern auch für ihr Herz ...

Lara drückte ihre Stirn gegen die kühle Scheibe des Zugfensters und starrte hinaus in die weiße Landschaft. Der Zug ratterte gemächlich durch das tief verschneite Zillertal. Das gleichmäßige Geräusch hatte etwas beinahe Hypnotisches an sich.

Sie konnte gar nicht anders, als sich an die unzähligen Male zu erinnern, in denen sie dieselbe Strecke zurückgelegt hatte – damals, als alles noch anders war, als ihre Welt noch in Ordnung gewesen war. Als sich ihr Leben nur um den Skisport gedreht hatte. Bevor all ihre funkelnden Träume mit lautem Klirren in tausend Scherben zerbrochen und in sich zusammengestürzt waren.

In ihrer Kehle bildete sich ein dicker Kloß. Jetzt bloß net heulen, dachte sie zornig. Tränen hatte sie mehr als genug vergossen, die halfen ihr auch nicht weiter. Sie hasste es, sich in Selbstmitleid zu suhlen; fühlte sich dabei schwach und erbärmlich. Also rang sie um Fassung, und ihre Augen blieben trocken, während sie weiter starr hinausblickte.

Zum Glück hatte sie das Zugabteil für sich allein, alle anderen Fahrgäste waren bereits ausgestiegen. Das Letzte, worauf sie jetzt Lust hatte, war Small Talk. Und sie wollte auch nicht in die fröhlichen Gesichter der Urlaubsgäste blicken, die ihre freien Tage in den idyllischen Zillertaler Alpen verbringen wollten.

Die schneebedeckten Gipfel, die sich majestätisch in den blassgrauen Himmel erhoben, wirkten unwirklich, fast wie eine Kulisse aus einem Traum. Die kleinen, verstreut liegenden Dörfer, die im Schnee versanken, mit ihren dicken, weißen Decken auf den Dächern, erinnerten sie an Bilderbuchlandschaften, die man in alten Märchenillustrationen fand. Die Tannen, schwer beladen mit frischem Pulverschnee, standen wie stumme Wächter entlang der Strecke, während der Zug seinen Weg durch die atemberaubende Landschaft bahnte. Über allem lag ein tiefer Frieden.

Der Zug hielt an einem kleinen Bahnhof, einem der vielen winzigen Haltepunkte, die kaum mehr als ein paar Holzbänke und ein winziges Wartehäuschen boten. Eine Handvoll Menschen stieg aus einem der anderen Wagons aus, ihre Schritte hinterließen Spuren im frischgefallenen Schnee. Lara sah zu, wie sie eilig ihren Weg zu den wartenden Autos machten, die Motoren liefen bereits, die Auspuffgase bildeten kleine Wölkchen in der kalten Luft. Bald darauf fuhr der Zug wieder an, und das leise Summen der Heizung im Abteil wurde erneut von dem rhythmischen Rattern der Räder überlagert.

»Nächster Halt: Mayrhofen. Dieser Zug endet hier«, hallte die Ansage durch die Bahn.

Mit einem Seufzen stand Lara auf und wuchtete ihren schweren Koffer von der Gepäckablage. Mayrhofen war nicht ihr Endziel, trotzdem musste sie hier raus. Von hier aus gelangte man mit dem Auto nach St. Christoph, dem kleinen Ort, der einst ihre Heimat gewesen war.

Lara stieg aus, den Koffer hinter sich her zerrend, und trat hinaus in die beißende Kälte. Der eisige Wind griff sofort nach ihrem Gesicht, ließ ihre Wangen brennen und schnitt durch den dünnen Stoff ihrer Jacke. Sie zog den Kragen hoch und atmete tief ein, wobei die kalte Luft in ihre Lungen drang.

Mayrhofen war ein beschauliches Örtchen und verglichen mit vielen anderen Dörfern in der Region eigentlich vom ärgsten Massentourismus verschont. Dennoch war um diese Jahreszeit auch hier immer einiges los, denn es zog viele Touristen ins Wintersportparadies.

Sie sah sich um: Das Berghotel hatte jemanden geschickt, der sie abholen sollte. Ihr Blick glitt über die wartenden Menschen, die sich an der Seite des Bahnhofs drängten, bis sie schließlich einen Mann entdeckte, der eine Chauffeursmütze trug und ein kleines Schild in der Hand hielt, auf dem in ordentlichen Buchstaben Sporthotel »Am Sonnenhang«, St. Christoph stand.

***

»Guten Tag, Frau Kaiser«, begrüßte er sie förmlich, als sie auf ihn zutrat. Er musterte sie kurz. »Herzlich willkommen hier im schönen Zillertal. Ich freue mich, Sie als unseren geschätzten Gast begrüßen zu dürfen. Ich bin Kilian Garnreiter, ich werde Sie zum Hotel fahren.«

»Danke«, antwortete Lara knapp und reichte ihm ihren Koffer.

Kilian nahm das Gepäckstück ohne ein weiteres Wort und verstaute es im Kofferraum des silbernen Wagens, der am Straßenrand wartete. Mit höflicher Geste hielt er der jungen Frau die Tür auf, und Lara glitt auf den Rücksitz, bevor er ebenfalls einstieg und sich der Wagen leise brummend in Bewegung setzte.

Kilian fuhr sicher und konzentriert, seine Hände fest am Lenkrad. Die Straßen waren rutschig vom Schnee, und der Wagen schob sich gemächlich durch die winterliche Landschaft. Er war wohl von Natur aus ein reservierter und zurückhaltender Mann, nicht gerade gesprächig, dachte sie. Doch das war ihr ganz recht. Sie war froh, dass sie in stiller Eintracht schwiegen.

Während Lara aus dem Fenster blickte, konnte sie den Gedanken freien Lauf lassen. Doch sie machten sich selbstständig und ließen sich nicht kontrollieren. Schlimme Erinnerungen flackerten in ihrem Gedächtnis auf.

Gequält stöhnte sie auf, als ihre Gedanken immer wieder zu jenem schrecklichen Tag zurück wanderten. Hastig unterdrückte sie den Laut. Die Bilder vor ihrem inneren Auge waren so lebendig, dass sie fast körperlich spürte, wie der Schnee unter ihren Skiern nachgab, wie ihr Körper die Kontrolle verlor und sie stürzte. Ein Schmerz durchzuckte ihr Knie, fast als hätte sie sich gerade wieder verletzt.

Schweiß trat auf ihre Stirn. Sie versuchte, die Flashbacks zu verdrängen, doch es gelang ihr nicht. Die Gedanken nagten an ihr, zerrten an ihrem Verstand, und sie ballte die Hände zu Fäusten, bis sich die Fingernägel schmerzhaft in ihre Handballen bohrten. Der Schmerz war ihr willkommen, denn er riss sie zumindest teilweise aus ihren quälenden Erinnerungen, die sie immer wieder heimsuchten.

»Ist alles in Ordnung?«, fragte Kilian plötzlich, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. Seine Stimme war ruhig, fast monoton, aber nicht ohne eine gewisse Wärme.

Lara schreckte aus ihren Gedanken auf und zwang sich zu einem Nicken, obwohl sie wusste, dass er es nicht sehen konnte.

»Ja, freilich, alles in Ordnung«, murmelte sie, aber ihre Stimme verriet das Zittern, das sie nicht ganz unterdrücken konnte.

Kilian antwortete nicht, und für einen Moment kehrte die Stille zurück, während sie weiterfuhren.

»Es ist schon eine Weile her, dass Sie das letzte Mal hier waren, net wahr?«, fragte Kilian schließlich, den Blick weiterhin fest auf die Straße gerichtet.

Seine Stimme klang freundlich, aber auch vorsichtig, als wüsste er, dass er sich auf empfindlichem Terrain bewegte.

»Ja, das stimmt«, murmelte Lara. »Es fühlt sich an, als wäre es ein anderes Leben gewesen.«

Er wusste also, wer sie war. Das überraschte sie nicht weiter. Vielen Leuten hier in der Region würden ihr Name und ihr Gesicht bekannt sein.

Er nickte langsam, als verstünde er, was sie meinte.

»Manchmal kann ein Ortswechsel helfen, die Gedanken zu ordnen«, sagte er ruhig. »St. Christoph hat sich net viel verändert.«

Lara schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln, obwohl sie wusste, dass er es nicht sehen konnte.

»Das hoffe ich«, flüsterte sie, mehr zu sich selbst als zu ihm.

In ihrer Erinnerung war St. Christoph der Ort gewesen, an dem sie sich immer sicher gefühlt hatte, wo ihre Träume begannen und wo sie dachte, sie könnte die Welt erobern. Doch jetzt war sie sich nicht mehr sicher, was sie hier finden würde.

Der Wagen bog schließlich in die schmale Straße ein, die hinauf zum Berghotel führte. Auf einem Hügel thronend, überblickte das Gebäude den kleinen Ort, dessen Häuser wie kleine weiße Tupfer in der Schneelandschaft verstreut lagen. In der Ferne konnte Lara das gelbe Barockschlössl des Barons von Brauneck erkennen, das in der Wintersonne wie golden schimmerte. Der vertraute Anblick brachte ein flüchtiges Gefühl von Heimat in ihr auf, doch es verschwand so schnell, wie es gekommen war.

»So, da wären wir«, sagte Kilian, als sie vor dem Hotel hielten.

Das schöne, ganz im alpinen Stil gehaltene Gebäude wirkte gleichzeitig einladend und erhaben.

»Danke«, sagte Lara leise, als Kilian ihr die Autotür öffnete und ihren Koffer aus dem Kofferraum holte.

Sie stand da, starrte hinauf zum Hoteleingang und fragte sich, ob sie hier an diesem Ort wirklich das finden würde, wonach sie suchte – den Seelenfrieden, den sie so dringend brauchte.

»Ich trage Ihren Koffer hinein. Wenn Sie mir bitte folgen?«, bot Kilian an.

»Es geht schon. Ich schaff das schon«, antwortete sie rasch und nahm den Griff des Koffers.

Mit einem letzten, schnellen Blick auf die verschneite Landschaft machte sie sich auf den Weg.

***

Hedi Kastler arbeitete gut gelaunt an der Rezeption vor sich hin. Sie tippte flink auf der Tastatur, während sie Buchungen bearbeitete. Ihr Mann Andi war irgendwo im Haus unterwegs, wahrscheinlich damit beschäftigt, den Gästen ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Er war ein Naturtalent im Umgang mit Menschen und wusste stets, wie er ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnte.

Das Sporthotel »Am Sonnenhang«, das hier im Ort nur als das Berghotel bekannt war, war ihr gemeinsames Herzensprojekt. Mit viel Liebe zum Detail leiteten sie es und gingen voll und ganz in dieser Aufgabe auf. Das machte sich an der Zufriedenheit der Gäste bemerkbar. Das Berghotel war häufig ausgebucht, und es gab viele Stammgäste, die Jahr für Jahr wiederkamen.

»Gerda, was meinst du denn zu dem neuen Hausmadel?«, fragte Hedi und schaute von ihrem Bildschirm auf.

Die Hausdame, die schon seit Jahren im Hotel arbeitete und gerade neben ihr saß, nickte.

»Alles tipptopp, soweit ich beurteilen kann. Ein fleißiges Madel, das gewissenhaft arbeitet.«

»Wunderbar«, meinte Hedi zufrieden. »Das ist auch mein Eindruck. Ich glaub, dann passt sie gut ins Team.«

Gerade als Hedi zu einer neuen Buchung greifen wollte, hörte sie, wie die Tür aufging. Ein Schwall kalter Luft drang ins Foyer, begleitet vom leisen Geräusch knirschenden Schnees. Sie blickte auf und sah Kilian Garnreiter, der mit einem neuen Gast hereinkam. Sofort erkannte sie die schlanke, blasse Gestalt und das markante Gesicht mit den hohen Wangenknochen – Lara Kaiser.

»Ah, da ist sie ja, die Lara«, murmelte Hedi, fast mehr zu sich selbst. Dann lächelte sie der jungen Frau freundlich entgegen. Ihre Stimme klang warm und aufrichtig, wie es ihre Art war: »Lara, herzlich willkommen. Wir haben dich schon erwartet.«

Lara erwiderte das Lächeln, wenn auch ein wenig zögerlich.

»Danke, Hedi«, entgegnete sie leise.

Die Hotelchefin betrachtete sie genauer und konnte nicht umhin, die Veränderungen im Gesicht der jungen Frau zu bemerken. Sie erinnerte sich gut an Lara, als diese noch in St. Christoph gelebt hatte. Lara hatte immer eine ruhige und ernste Ausstrahlung gehabt, aber jetzt lag etwas anderes darin – eine Schwere, die Hedi mit Sorge erfüllte.

»Ich hoffe, du hattest eine angenehme Reise?«, erkundigte sich Hedi herzlich. »Wir haben dir ein schönes Zimmer vorbereitet, mit Blick aufs Tal – ich hoffe, das gefällt dir.«

Während die Hotelchefin die Buchung heraussuchte, schien Lara ganz in ihre Gedanken versunken zu sein. Ihr Teint war fahl, unter ihren Augen lagen Ringe, beides Anzeichen dafür, dass sie wenig schlief.

Hedi seufzte mitleidig. Sie konnte sich denken, was in Laras Kopf vor sich ging. Jeder im Dorf wusste, wer die junge Skirennfahrerin war und was ihr widerfahren war. Ein begabtes Mädchen, das schon als Kind auf Skiern stand und eine glänzende Karriere vor sich hatte. Die Leute im Dorf hatten sie immer bewundert, besonders nachdem sie ihr erstes Weltcup-Rennen gewonnen hatte.

Und dann kam dieser schreckliche Unfall ... Hedi schauderte innerlich bei der Erinnerung an die schockierenden Bilder im Fernsehen. Der Sturz war so schlimm gewesen, dass sich die Zuschauer die Augen zuhalten mussten. Und danach war es still um Lara geworden.

»Hier ist dein Schlüssel«, sagte Hedi und reichte Lara den kleinen Schlüsselanhänger mit der Nummer zwölf. »Das Zimmer ist ganz ruhig gelegen und mit einer wunderbaren Aussicht. Wenn du irgendwas brauchst, sag einfach Bescheid, ja?«

Lara nahm den Schlüssel entgegen und murmelte ein Dankeschön. Ihre Augen wanderten kurz zu Hedi, und in ihrem Blick lag etwas, das die Hotelchefin problemlos deuten konnte – Traurigkeit, gemischt mit einer schweren Last.

»Der Schnee draußen ist so richtig bilderbuchhaft, gell? Es hat die letzten Tage ordentlich geschneit«, fügte Hedi hinzu und versuchte, ein wenig Leichtigkeit in das Gespräch zu bringen.

Lara nickte leicht, doch ihr Lächeln erreichte ihre Augen nicht.

»Ja, es sieht wunderschön aus.«

»Gut, dann lass dich mal in deinem Zimmer nieder«, sagte Hedi und zwinkerte ihr aufmunternd zu. »Wenn du magst, besuch doch nachher noch die Weinstube. Zu dieser Jahreszeit schenken wir da auch Glühwein aus, um sich so richtig aufzuwärmen.«

»Ich denk drüber nach, danke«, murmelte Lara und machte sich auf den Weg zu ihrem Zimmer, den Koffer hinter sich herziehend.

Hedi sah ihr nach, bis sie im Flur verschwand. Gleichzeitig mit Gerda, die sich während des Check-ins dezent im Hintergrund gehalten hatte, seufzte sie tief auf.

»Das arme Madel«, murmelte Gerda betroffen.

»Du sprichst mir aus der Seele.« Kummervoll wiegte Hedi den Kopf.

Lara war so hübsch mit ihren langen, dunklen Haaren und den großen Rehaugen. So ein sympathisches Madel, und dabei noch mit so viel Talent ausgestattet. Doch das Schicksal hatte ihr übel mitgespielt.

Hedi seufzte, bevor sie sich wieder ihrer Arbeit zuwandte. Während sie sich weiter um die Reservierungen und die Anliegen der Gäste kümmerte, wanderten ihre Gedanken immer wieder zu Lara. Sie fragte sich, ob die junge Frau ihre Karriere wieder aufnehmen würde, oder ob der Unfall ihren Traum endgültig zerstört hatte. Und was suchte Lara hier in ihrer alten Heimat?

***

Lara schloss die Zimmertür hinter sich und ließ ihren Blick langsam durch den Raum schweifen. Es war ein schönes, rustikales Zimmer, genau wie sie es sich vorgestellt hatte; sehr gemütlich eingerichtet, mit dicker Bettwäsche, die eine heimelige Atmosphäre verströmte. Ein kleiner Tisch stand am Fenster, auf dem ein frischer Obstkorb arrangiert war. Die bunten Früchte glänzten im warmen Licht. Die Möbel waren aus hellem Zirbenholz gefertigt, das einen beruhigenden, harzigen Duft verströmte.

Lara erinnerte sich daran, dass man diesem Duft eine geradezu heilsame Wirkung nachsagte. Besonders für einen guten Schlaf sollte es sorgen.

Ein kurzes, freudloses Lachen entkam ihr bei dem Gedanken. Seit dem Unfall hatte sie kaum eine Nacht durchgeschlafen.

»Mal sehen, ob das Holz bei mir seine Wunder vollbringt«, murmelte sie leise zu sich selbst, ohne wirklich daran zu glauben.