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Seit Tagen hüllt ein endloser Schneesturm St. Christoph und die umliegenden Berge in ein weißes, eisiges Schweigen. Als eine mächtige Lawine die Straße ins Tal verschüttet, ist das kleine Bergdorf plötzlich von der Außenwelt abgeschnitten. Überall herrscht Anspannung, denn auch am Feldkopf lauert ein gefährliches Schneebrett, bereit, jeden Moment ins Tal zu donnern. Für die Bewohner des Ortsteils Hochbrunn bleibt keine Zeit - sie müssen sofort evakuiert werden!
Im Berghotel bei Hedi und Andi Kastler finden die Menschen Zuflucht, darunter auch Lilly Bichler, die eigentlich nur ihre Eltern über Weihnachten besuchen wollte und nun nicht nach Kitzbühel zurück kann. Doch Lilly ist nicht der Typ, der untätig bleibt. Mit einem Lächeln auf den Lippen und Tatendrang im Herzen steht sie überall dort bereit, wo Hilfe gebraucht wird. Inmitten dieses stürmischen Chaos trifft sie auf Charles Quintley, einen zurückhaltenden englischen Lord. Seite an Seite stellen sich Lilly und Charles den Herausforderungen des eingeschneiten Hotels. Hedi fällt jedoch auf, dass Lilly, die sich um das Wohl aller kümmert, dabei etwas Entscheidendes übersieht - vielleicht ihr eigenes Glück?
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Seitenzahl: 122
Veröffentlichungsjahr: 2024
Cover
Eingeschlossen im Winterparadies
Vorschau
Impressum
Eingeschlossen im Winterparadies
Ein Lord, eine Lawine und die große Liebe
Von Verena Kufsteiner
Seit Tagen hüllt ein endloser Schneesturm St. Christoph und die umliegenden Berge in ein weißes, eisiges Schweigen. Als eine mächtige Lawine die Straße ins Tal verschüttet, ist das kleine Bergdorf plötzlich von der Außenwelt abgeschnitten. Überall herrscht Anspannung, denn auch am Feldkopf lauert ein gefährliches Schneebrett, bereit, jeden Moment ins Tal zu donnern. Für die Bewohner des Ortsteils Hochbrunn bleibt keine Zeit – sie müssen sofort evakuiert werden!
Im Berghotel bei Hedi und Andi Kastler finden die Menschen Zuflucht, darunter auch Lilly Bichler, die eigentlich nur ihre Eltern über Weihnachten besuchen wollte und nun nicht nach Kitzbühel zurück kann. Doch Lilly ist nicht der Typ, der untätig bleibt. Mit einem Lächeln auf den Lippen und Tatendrang im Herzen steht sie überall dort bereit, wo Hilfe gebraucht wird. Inmitten dieses stürmischen Chaos trifft sie auf Charles Quintley, einen zurückhaltenden englischen Lord. Seite an Seite stellen sich Lilly und Charles den Herausforderungen des eingeschneiten Hotels. Hedi fällt jedoch auf, dass Lilly, die sich um das Wohl aller kümmert, dabei etwas Entscheidendes übersieht – vielleicht ihr eigenes Glück?
Am Morgen nach dem Weihnachtsfest lag weiterhin eine dicke Schneedecke über St. Christoph und schuf eine feierliche Stille. Es war, als würde das beschauliche Bergdorf noch dem Echo des Glockengeläuts lauschen, das erst wenige Stunden zuvor zur Mitternachtsmette gerufen hatte. Alle Dorfbewohner hatten sich eingefunden, auch aus den entlegenen Weilern hatten sich die Leute noch zu später Stunde auf den Weg gemacht, um miteinander zu beten und am Ende der Messe gemeinsam die Stimmen zum »Stille Nacht« zu erheben. Nur Familien mit kleinen Kindern hatten schon die Nachmittagsmesse besucht.
Schon von Weitem war der große Weihnachtsbaum zu sehen, den die Dorfjugend kurz vor dem ersten Adventwochenende am Hauptplatz vor der weißen Kirche aufgestellt hatte. Gemeinsam hatten die Jugendlichen den Baum geschmückt und sein Astwerk mit Lichterketten umwickelt. An den Adventsonntagen war der Baum in den Abendstunden in hellem Lichterglanz erstrahlt. Der funkelnde Schein war bis weithin zu sehen gewesen, wie man auch den Klang der von den Turmbläsern dargebotenen Weihnachtslieder weit über den kleinen Ort hinaus hören konnte. Am gestrigen Heiligen Abend hatte der Baum den ganzen Tag über geleuchtet. Passend dazu war der Himmel den ganzen Tag über verdunkelt geblieben, ein stetiger Schneefall hatte die schöne Weihnachtsstimmung noch angehoben.
»Ich finde, es gibt nichts Friedlicheres als die Weihnachtszeit«, sagte die Hotelbesitzerin Hedi Kastler, als sie neben ihrem Mann Andreas im Morgengrauen über die Hauptstraße schritt.
Mit jedem Wort bildete sich vor Hedis Gesicht eine dichte Atemwolke. Die Mittvierzigerin mit den hellblond gefärbten Haaren hatte sich in einen warmen Wollmantel gehüllt, und sie trug eine hübsche Strickmütze aus dunkelgrüner Wolle. Immer wieder fassten ihre Hände aber hoch zu der schön geschmiedeten Silberspange, die unter der Mütze das Haar zusammenhielt.
Andreas hatte ihr die Spange am Vorabend geschenkt. Das Schmuckstück war von einem alten Silberschmied handgefertigt, Hedi hatte sich auf dem Weihnachtsmarkt in Mayrhofen beim ersten Hinschauen in die Spange verliebt. In den folgenden Tagen hatte sie keine Gelegenheit ausgelassen, von der Spange zu reden, denn sie hatte sichergehen wollen, dass Andi ihre Hinweise auch verstand. Dabei – das hatte er ihr gestern lachend erzählt – hatte er die Spange noch am selben Tag gekauft.
»Du hättest dich nicht so anstrengen und jedes Gespräch auf das Thema ›Haarschmuck‹ umlenken müssen! Allerdings warst du wirklich sehr einfallsreich! Manchmal hab ich absichtlich völlig abwegige Themen ins Spiel gebracht, um dich herauszufordern. Aber du hast diese Aufgabe jedes Mal mit Bravour gemeistert! Am Ende haben wir jedes Mal über schönen Haarschmuck gesprochen.«
»Sicher ist sicher«, hatte Hedi lachend geantwortet und die Spange voller Stolz in ihrem Haar befestigt.
»Sieh nur«, sagte sie jetzt und deutete auf eine Katze, die geschickt durch den tiefen Schnee balancierte. »Sie lässt sich nicht von uns stören. Als würde sie den Weihnachtsfrieden ebenfalls spüren.«
»Ja, die Zeit zwischen den Jahren ist immer besonders still. Als würde alle Welt für eine Sekunde den Atem anhalten. Das betrifft allerdings nur den Ort«, sagte Andreas nun. »Im Hotel werden wir wohl dieselbe Betriebsamkeit vorfinden wie auch an den anderen Tagen.«
Er dachte an den vergangenen Abend, als sie ihre Gäste im Restaurant zu einer Weihnachtsfeier geladen hatten. Erst danach waren Hedi und er in ihr eigenes Heim zurückgekehrt und hatten Bescherung gefeiert.
Hedi nickte bekräftigend. »Oh ja, es wird sicher turbulent. Heute reisen viele Gäste ab, neue Leute kommen. Und ausgerechnet ab heute müssen wir eine Weile ohne unsere Gerda auskommen!«
Gerda Stahmer, die verlässliche Rezeptionistin des Hotels hatte tatsächlich bei einem Preisausschreiben den ersten Preis gewonnen: eine Fernreise auf die Malediven! Heute würde es losgehen, die fünfunddreißigjährige Hausdame war schon seit Tagen aufgeregt.
»Wir schaffen das auch allein, Spatzl«, versicherte Andi . »Ich freue mich für Gerda, die Reise wird ihr gefallen!«
»Rech hast du, Anderl. Gerda hat sich eine Auszeit verdient. Ich hab ihr versprochen, von Zeit zu Zeit nach ihrem Kater zu schauen«, sagte Hedi. »Ich hätte ihr ja angeboten, den Kerl vorübergehend zu uns zu nehmen, aber Gerda meinte, er bleibt lieber in der vertrauten Umgebung.«
»Das ist für Katzen typisch«, meinte Andreas. »Wir werden ihm halt täglich einen Besuch abstatten. Ich nehm an, das Füttern übernimmt die Nachbarin?«
»Die ist selbst auf Urlaub«, sagte Hedi. »Übrigens: Die neuen Gäste wollen sicherlich Skifahren und Schneeschuhwandern. Du darfst nicht vergessen, den Geräteschuppen aufzuräumen. Und nimm dir den Kilian und den Franz zur Seite. Die können kräftig anpacken. Hernach werd ich noch ein paar alte Mützen und Fäustlinge herauslegen, damit die Kinder lustige Schneemänner bauen können.«
»Eine gute Idee! Schnee haben wir ja mehr als genug«, stellte Andreas Kastler fest und deutete nach oben, wo sich eine schwere, dunkelgraue Wolke aufgebaut hatte. »Das gibt heute noch eine gewaltige Ladung«, stellte er fachkundig fest.
Hedi war seinem Blick gefolgt. Sie zog den Schal enger um ihren Hals.
»Ausgerechnet überm Feldkopf«, sagte sie nachdenklich. »Da oben hängt eh schon ein dickes Schneebrett!«
Der Feldkopf war der Hausberg St. Christophs. Mit seinem auch im Sommer weiß gleißenden Gletscherfeld und seinem gezackten Gipfel war der Berg wahrlich imposant anzusehen. Die sportbegeisterten Einheimischen liebten den mehrstündigen Aufstieg von der Rückseite. Alle anderen ließen sich von der gemütlichen Gondelbahn nach oben bringen, wo man auf dem Hochplateau schön spazieren gehen konnte und wo es auch ein feines Gasthaus gab, um sich für die Heimfahrt mit Tiroler Schmankerln zu stärken.
An diesem Morgen war der Feldkopf von dichten Wolken und Nebelfeldern verhüllt. Nur seine Spitze ragte heraus – wurde aber vom tiefen Grau der Schneewolke wie von einem Mäntelchen umhüllt.
»Wenn das runterkommt, wird sich der Schnee bis weit in den Krähenwald hinein auftürmen. Wahrscheinlich kriegen wir auch im Ort mehr als genug davon zu spüren«, sagte Andreas Kastler besorgt.
»Die Kinder wird's freuen ...«
»Hm. Ich werde unseren Gästen sagen, dass sie sich heute lieber nicht zu weit vom Hotel entfernen sollen«, sagte Andreas bestimmt. Er hakte sich bei Hedi unter, und gemeinsam querten sie den Hauptplatz und stiegen die schmale Straße hoch, die zum Hotel führte.
Das Sporthotel »Am Sonnenhang« thronte friedlich und still auf seinem Hügel. Das normalerweise braune Schindeldach war heute weiß überzogen, sogar die Balkone vor den Zimmern trugen kleine Häubchen aus Schnee.
***
Eben als die Kastlers durch die große Glastür ins heimelige Foyer traten, kam ihnen einer ihrer Gäste entgegen. Andreas schaute verwundert auf seine Uhr. Es war gerade mal sechs Uhr in der Früh, da schliefen die Gäste normalerweise noch tief und fest. Vor allem, wenn sie am Vorabend gefeiert hatten. Es war ein etwa vierzigjähriger Mann, der so fest in eine warme Daunenjacke und eine blaue Wollmütze gehüllt war, dass man sein Gesicht fast nicht erkennen konnte. Die beiden Kastlers mussten zweimal hinschauen, um ihn zu erkennen.
»Guten Morgen, Frau Kastler, guten Morgen, Herr Kastler!«, sagte er da auch schon. Er hatte eine tiefe Stimme mit unverkennbar englischem Akzent.
»Guten Morgen, Lord Quintley«, sagte Andreas freundlich. »Schon so früh unterwegs? Ist alles in Ordnung? Haben Sie gut geschlafen?«
»Danke, vorzüglich!«, antwortete der Mann in perfektem Deutsch und wollte mit einem kurzen Winken weitergehen.
»Bleiben Sie heute bitte in der Nähe vom Hotel«, warf Andreas schnell ein. »Es hat die ganze Nacht weiter geschneit und wird so bald nicht aufhören. So schön das anzusehen ist, könnte es auch zu Unannehmlichkeiten führen.«
Der Mann warf einen Blick nach oben, nickte ernst und zuckte zusammen, als ihm eine kleine Dachlawine aufs Gesicht patschte. Er räusperte sich irritiert und wischte sich mit den Fäustlingen über die Augen. Nun saßen nur noch vereinzelte Flocken in seinem Bart und färbten diesen weiß. Dann ging er weiter, Richtung Hauptplatz.
»Höflich ist er ja, unser Lord«, flüsterte Hedi ihrem Mann beim Weitergehen zu. »Aber ein bisserl reserviert. Entweder ist er ein schrecklicher Griesgram oder er hält sich für was Besseres.«
»Sei net so streng, Spatzl. Vielleicht muss er sich bloß so darauf konzentrieren, Deutsch zu sprechen, dass er halt ein ernstes Gesicht macht. Wenn du im Büro bei der Buchhaltung sitzt, könnte man dich auch für eine Zwiderwurzn halten.«
»Er könnte mit uns ja auch Englisch reden«, gab Hedi zurück. »Außerdem schaut er auch ernst drein, wenn er grad net reden muss!« Sie zögerte, dann sagte sie: »Hoffentlich hat er keinen Kummer!«
Durch die Fensterscheibe warfen die beiden einen Blick auf die vermummte Gestalt, die im Hotelgarten durch den Schnee stapfte. Dabei schlug der Lord wie ein Vogel mit den Armen, was ziemlich lächerlich aussah. Aber wahrscheinlich lag das nur an der beißenden Kälte dieses Morgens. Man musste mit den Armen flattern, um nicht einzufrieren.
Andreas Kastler schüttelte sacht den Kopf.
»Vielleicht hast du ja recht, Hedi, und der Lord ist ein Griesgram. Immerhin ist er schon eine Woche hier und hat noch nicht mehr als das Nötigste gesprochen. Aber er ist auch noch nicht abgereist, also scheint es ihm bei uns zu gefallen.«
Hedi stupste ihren Mann vertraulich in die Seite. »Ein echter Lord. So was hatten wir hier noch nie!«
Die beiden machten sich auf den Weg ins Büro, wo sie ihre Wintermäntel zum Trocknen vor die Heizung hängten. Während Hedi die Rechner hochfuhr, eilte Andreas in die Hotelküche, um ofenwarme Croissants zu holen. Der Duft der frischgebackenen Köstlichkeit hatte ihn schon beim Hereinkommen gelockt.
Als die ersten Gäste zum Frühstücken ins Restaurant kamen, hatten Hedi und Andreas schon einige Büroarbeit hinter sich gebracht. Nun standen die beiden auf, streckten sich und begaben sich in den Speisesaal, um die Gäste zu begrüßen. Aus Gewohnheit warf Andreas in der Lobby einen Blick aus dem großen Panoramafenster. Der Schneefall war inzwischen so dicht, dass der Hotelier kaum über die Terrasse hinaussehen konnte. Er seufzte und eilte Hedi hinterher.
»Oh, Herr Kastler! Wie schön, dass Sie da sind. Ich wollte Sie etwas fragen!« Marius Jensen, der mit seiner Frau Stina und den beiden Kindern kurz vor Weihnachten gekommen war, winkte seinen Gastgeber an den Tisch.
»Aber gern«, sagte Andi in seiner gemütlichen Art. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Wir wollen heute einen Rodelausflug machen«, sagte der Gast aus Bremen. »Eigentlich hatten wir das schon am Tag unserer Ankunft vor, aber dann war im Ort so viel los – lauter nette Bräuche – das vorweihnachtliche Turmblasen, der Glühweinstand, der Kirchenchor mit den Weihnachtsliedern – also haben wir den Plan auf heute verschoben. Und da sind wir nun. Ich habe mich schon vorab schlau gemacht: Im Krähenwald soll es eine nette Rodelabfahrt geben. Ich habe auf dem Handy auch schon den Weg markiert. Er führt auf der Westseite des Feldkopfs ziemlich hoch hinauf, aber das alles kann man dann in einem Schwung wieder hinabdüsen. Ich wollte Sie nur fragen, ob Sie uns noch drei Rodeln leihen können. Wir haben nur eine dabei ...«
Andreas hatte einen freien Sessel genommen, an den Tisch von Familie Jensen geschoben und Platz genommen. Nun wiegte er bedenklich den Kopf.
»Rodeln haben wir mehr als genug. Sie müssen nur in den Geräteschuppen auf der Rückseite des Hotels schauen. Unser Chauffeur und Dienstmann Kilian Garnreiter hilft Ihnen gern weiter. Er hält sich meist in diesem Bereich des Hotels auf, weil dort auch die Garage ist. Sie können sich aber einfach selbst bedienen, die Tür zum Schuppen ist tagsüber unversperrt. Wir haben auch Schneeschuhe und Fellstiefel, im Sommer Luftmatratzen und sogar ein Kanu. Aber ...«
»Prima!«, rief Herr Jensen dazwischen, jetzt schaute er fragend. »Aber?«
»Seit einigen Tagen ist sehr viel Schnee gefallen. Heute wird es so weitergehen. Ich fürchte, dass die Situation vor allem im und um den Krähenwald nicht mehr ungefährlich ist.«
Andreas beobachtete, wie die Tochter der Familie erleichtert aufatmete. Er musste innerlich schmunzeln. Svenja war mit ihren sechzehn Jahren nicht wirklich begeistert davon, mit ihren Eltern und dem kleinen, zehnjährigen Bruder auf Rodelausflug zu gehen. Schon allein von ihrer Aufmachung passte sie überhaupt nicht hierher. Svenja hatte ihre asymmetrisch geschnittenen Haare schwarzblau gefärbt und an den Seiten ausrasiert. Ihr Gesicht war mit leichenblassem Make-up weiß gefärbt, die Lippen und Augen waren hingegen schwarz geschminkt. Dazu hatte sie jede Menge Metallringe in den Augenbrauen, der Nase und sogar der Zunge stecken. Wahrscheinlich würde das Mädchen heute lieber im Zimmer auf dem Bett liegen, mit ihren Freundinnen chatten oder auf dem Laptop Serien schauen. Der Hotelbesitzer, der sich immer um Toleranz bemühte, warf dem Mädel einen verständnisvollen Blick zu, den diese jedoch an sich abprallen ließ.
Die anderen Familienmitglieder, Vater Marius, Mutter Stina und der kleine pausbäckige Timo machten hingegen enttäuschte Gesichter.
»Dann raten Sie uns also von unserem Ausflug ab, Herr Kastler?«, fragte Frau Jensen. »Gibt es denn eine offizielle Warnung seitens der Bergwacht?«
Andi schüttelte den Kopf.
»Noch nicht. Das kann sich aber stündlich ändern. Ich rate Ihnen nicht ab, aber ich mahne unbedingt zur Vorsicht. Steigen Sie nicht zu hoch auf. Es gibt auch im unteren Bereich des Krähenwaldes ein paar nette Hänge, auf denen man rodeln kann. Vielleicht belassen Sie's fürs Erste dabei.«
Marius Jensens Gesicht hatte sich verhärtet, er nickte dem Hotelbesitzer freundlich, aber mit einiger Kühle zu. »Vielen Dank, Herr Kastler, wir werden darüber nachdenken.«
Andreas verabschiedete sich, wünschte trotzdem einen schönen Tag und wandte sich anderen Gästen zu.
Er war kaum außer Hörweite, als er Vater Jensen sagen hörte: »Ach was, manche Leute hören wohl immer das Gras wachsen. Wozu sind wir in die Berge gefahren, wenn wir dann nur auf einem lächerlichen Hügel rodeln sollen? Ich sag euch was: Wir holen uns die Rodeln aus dem Schuppen, und machen uns einen schönen Tag. Ich habe das Handy dabei, falls es also eine Warnung der Bergwacht geben sollte, sind wir die Ersten, die es erfahren!«
Andreas, der alles mitangehört hatte, seufzte leise. Er beschloss, gleich den Leiter der örtlichen Bergwacht anrufen, Dominikus Salt. Vielleicht konnte dieser ein Machtwort sprechen.
***