Das Berghotel 364 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 364 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Zoe Neumann hat die Hoffnung auf ein glückliches Weihnachtsfest längst verloren. Zu schwer lasten Fehler der Vergangenheit auf ihrem Herzen. Doch ihre Schwester überredet sie zu ein paar Tagen im Berghotel - und dort begegnet Zoe dem Münchner Braumeister Kassian Mayringer. Er sieht mehr in ihr als die kühle Fassade, die sie der Welt zeigt. Zwischen funkelnden Lichtern, geheimnisvollen Wunschzetteln und romantischen Schlittenfahrten erwacht in Zoe ein Gefühl, das sie verloren glaubte. Doch kann sie die Schatten der Vergangenheit hinter sich lassen und sich öffnen für das größte Geschenk der Weihnacht - die Liebe?

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Seitenzahl: 124

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Der Weihnachtsgast, der Liebe brachte

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Der Weihnachtsgast, der Liebe brachte

Romantischer Heimatroman zum Christfest

Von Verena Kufsteiner

Zoe Neumann hat die Hoffnung auf ein glückliches Weihnachtsfest längst verloren. Zu schwer lasten Fehler der Vergangenheit auf ihrem Herzen. Doch ihre Schwester überredet sie zu ein paar Tagen im Berghotel – und dort begegnet Zoe dem Münchner Braumeister Kassian Mayringer. Er sieht mehr in ihr als die kühle Fassade, die sie der Welt zeigt.

Zwischen funkelnden Lichtern, geheimnisvollen Wunschzetteln und romantischen Schlittenfahrten erwacht in Zoe ein Gefühl, das sie verloren glaubte. Doch kann sie die Schatten der Vergangenheit hinter sich lassen und sich öffnen für das größte Geschenk der Weihnacht – die Liebe?

Liebe Leserinnen und Leser,

man sagt, Weihnachten wohne ein Zauber inne. Ich erinnere mich an ein Kinderbuch. In diesem Buch geschieht es, dass die Menschen zur Heiligen Nacht die Sprache der Tiere verstehen. Als der Kirchenchor in diesem Jahr nicht zur Christmette singen kann, da sämtliche Chormitglieder wegen einer hartnäckigen Erkältung ihre Stimmen verloren haben, lassen sich die Tiere eine Überraschung einfallen. Und so kommt es, dass sich Mäuse, Igel, Rotkehlchen und Eichhörnchen in die Kirche stehlen und die wundervolle Messe mit ihrem herrlichen Gesang begleiten.

Freilich ist es nur ein Kinderbuch. Und weil wir zu alt sind, um an Wunder dieser Art zu glauben, schmunzeln wir ein wengerl über die Geschichte und erfreuen uns an den glänzenden Kinderaugen, wenn wir sie unseren Kleinen erzählen.

Aber tief in unserem Inneren ist er noch da. Der Glaube an etwas Großes. Daran, dass es eventuell doch Wunder gibt. Manchmal ist es nur ein Gefühl. Ein leises Summen unter der Haut. Zum Beispiel dann, wenn wir im Wald spazieren gehen und aus dem Unterholz ein Reh hervortritt. Dann geschieht es, dass wir wieder an Wunder glauben. An das Zauberhafte. Es ist der Augenblick, in dem wir das Reh beobachten, ohne dass es uns bislang bemerkt hat. Wir regen uns nicht, aus Angst, diesen Augenblick kaputtzumachen. Oftmals dauert er nur Sekunden. Vielleicht auch nur eine Sekunde. Trotzdem wissen wir instinktiv, dass es sich um einen kostbaren Moment handelt. Sobald uns das Reh bemerkt hat, blickt es uns an. Kurz darauf sprintet es zurück ins Unterholz. Wir aber verharren noch einen Moment und fühlen dem Zauber nach, der uns ergriffen hat.

Ein Zauber anderer Art ist das Fallen der ersten Schneeflocken. Wenn wir unterwegs sind und bereits der Duft von herannahendem Schnee in der Luft liegt. Wenn es dunkel ist und zartes Weiß das Schwarz der viel zu früh hereingebrochenen Nacht durchbricht. Dann stehen wir auf der Straße oder zu Hause an unserem Fenster und blicken hinauf in den Himmel, nur um zu beobachten, wie dicke leichte Flocken auf die Erde niedersegeln. Die Vernunft sagt uns, dass es sich nur um gefrorenes Wasser handelt. Aber unser Herz weiß um den Zauber des ersten Schnees in winterkalter Nacht.

Die Geschichte, die ich euch hier aufgeschrieben habe, handelt ebenfalls von einem Zauber, der sich zur Weihnachtszeit zugetragen hat. Freilich wird kein Tier darin singen. Als Erwachsene wissen wir, dass wir die Tiere auf eine andere Art verstehen können, als es in dem Kinderbuch beschrieben wurde. Aber die Geschichte wird magisch sein. Diese Romanze unterlag einem besonderen Zauber. Dem Zauber der Weihnacht.

Frohe Weihnachten und ein gesegnetes Fest Ihnen und Ihren Lieben!

Ihre Verena Kufsteiner

***

Hätte sich Zoe Neumann einen perfekten Leseplatz kreieren dürfen, so hätte sie dunkle Farben gewählt. In ihrer Vorstellung gab es einen gemütlichen Ohrenbackensessel mit weinrotem Polster und Armlehnen. Ein passender Hocker stand davor. Eine helle flauschige Decke lag zusammengefaltet auf dem Hocker. Der Sessel stand an einem Sprossenfenster mit schweren Vorhängen. Auf der Fensterbank standen Teelichter, deren Licht durch herrlich ziselierte Gläser in Bauerngold drang.

An der Wand reihten sich volle Bücherregale aus Mahagoni. Der Duft jahrelangen konservierten Wissens lag in der Luft. Dort, wo die Wände nicht mit Regalen vollgestellt waren, hingen Gemälde in reichverzierten prächtigen Rahmen. Sie zeigten Landschaften. Und der Boden war mit dicken Teppichen bedeckt, deren Muster an orientalische Handwerkskunst erinnerten.

Zoe genoss den Moment in ihrer Vorstellung. An ihrem Wunschplatz zum Lesen, wo immer er auch sein mochte. Mit geschlossenen Augen konnte sie die Konturen der Regale ausmachen. Das Polster des Sessels unter sich fühlen. Die Fransen der Wolldecke mit ihren Fingern umspielen. Sie stellte sich vor, wie sie den Grafen von Monte Christo durch sein Elend begleitete, während sie immer wieder kleine Schlucke von ihrer heißen Schokolade nahm, deren Schlagobershauberl mit winzigen Marshmallows bestückt war. Von einem Beistelltisch drang warmes Licht zu ihr. Eine Tiffany-Lampe war das Einzige, was ihr an diesem Abend Gesellschaft leistete.

»Wir schließen in fünf Minuten«, erklang eine Stimme.

Zoe zog die Stirn kraus. Das Bild vor ihren geschlossenen Augen verschwamm, als wäre es nur aus Wasser gemalt gewesen. Die hereinbrechende Realität fühlte sich kalt an. Mühsam öffnete sie die Augen.

Vor ihr stand eine Frau mit kurzen Haaren, die den Eindruck machten, als wollten sie sich nicht bändigen lassen. Sie standen dort ab, wo sie hätten anliegen müssen, und lagen dort an, wo eine Welle hübsch gewesen wäre.

»Entschuldigung, wie spät ist es denn?«, fragte Zoe, die sich in ihrem harten Sessel aufrichtete.

Nein, er hatte kein rotes Polster, keine Lehnen und eine Stelle zum Anlehnen des Kopfes gab es auch nicht. Dafür war er pink, und seine Rückenlehne endete auf der Höhe ihrer Schulterblätter.

»Achtzehn. Fünfundfünfzig.« Die Antwort kam punktgenau und roboterhaft. Jede Silbe wurde betont.

Zoe fühlte sich, als habe sie ein Verbrechen begangen. Sofort griff sie nach dem Buch auf ihrem Schoß, nickte der Frau zu und stand auf. Ihr Steißbein tat ihr vom langen Sitzen weh.

»Das würde ich gerne ausleihen«, sagte sie und ging betreten an der Frau vorbei.

Diese tippte mit dem Zeigefinger auf ihr blankes Handgelenk, was Zoe dazu veranlasste, ihren Schritt zu beschleunigen.

An der Ausleihe legte sie das Buch auf den Tresen.

»Was haben wir denn diesmal«, meinte der Angestellte mit der Brille und den fahrigen Fingern.

Herr Kozlowski wirkte immer aufgeregt. Dabei gehörte er bereits seit Jahrzehnten zum Inventar der Stadtbücherei. Nur einmal hatte er den Standort gewechselt. Diese Veränderung hatte ihm Nerven gekostet.

»Finanzielle Absicherung für Frauen«, las er den Titel so laut, dass sich Zoe augenblicklich umschaute, um zu überprüfen, ob niemand mithörte. Sie kniff die Lippen zusammen. »Na, damit kann man gar nicht früh genug anfangen, was, Frau Neumann. Wobei – ein bisschen Zeit scheinen Sie noch zu haben.«

Nachdem Herr Kozlowski das Buch abgescannt und ihr den Ausdruck über das Rückgabedatum ausgehändigt hatte, konnte sie nicht schnell genug die Bibliothek verlassen. Draußen angekommen drehte sie sich noch einmal um. Glas. Und im Inneren Weiß und grelles Orange, soweit das Augen reichte. Treppen, die zu schweben schienen. Die Architektur so eckig, dass sie ein wenig an ein Siebzigerjahre-Design erinnerte.

Zoe seufzte. Wie weit war die Realität doch von ihrer Vorstellung entfernt! Mit dieser Gewissheit nahm sie den Rückweg auf. Von oben fiel leichter Nieselregen.

***

»Servus, Papa, hast du einen Moment?«

Kassian blieb in der Tür zum Büro des Vaters stehen. Eigentlich war es sein Büro. Seitdem er die Brauerei der Familie übernommen hatte, trat er nicht nur auf dem Papier in die Fußstapfen des Vaters. Aber noch immer sah er das Unternehmen als das seines älteren Herrn an.

Schon als Kind hatte er Hermann Mayringer in die Brauerei begleitet. Zur Einschulung hatte er bereits mehr Wissen über die Kunst des Bierbrauens erlangt als über die Buchstaben, die er im folgenden Jahr zu lesen und schreiben lernen sollte. Sein erstes Bier hatte er mit zehn getrunken. Wohl war es ihm freilich nicht bekommen. Aber vor seinen Freunden hatte er diese Kleinigkeit für sich behalten.

»Komm nur herein, mein Junge. Ich überprüfe gerade die Sonderzahlungen, bevor ich mich gleich auf den Heimweg mache.«

Hermann Mayringer legte den Kugelschreiber beiseite. Obwohl er die Geschäftsleitung aufgegeben hatte, kam er nicht umhin, sich hier und da noch um ein paar Belange des Geschäfts zu kümmern. Das Arbeiten steckte in seinen Knochen wie das Mark. Ulkigerweise verrichtete er die Aufgaben dabei immer nur im Stehen, als wollte er nur kurz noch mal etwas überprüfen. So stand er auch jetzt vornübergebeugt am Schreibtisch des Sohnes, die Brille halb auf der Nase, den Rücken krumm.

»Du, die Sonderzahlungen hat die Resi bereits ausgezahlt. Aber schau ruhig noch mal nach, falls wir was übersehen haben.« Kassian hatte seinem Vater viel zu verdanken. Nun lag es an ihm, sich um ihn zu kümmern, und sei es nur, ihm das Gefühl zu vermitteln, noch immer gebraucht zu werden. »Du weißt ja, vier Augen sehen mehr als zwei.«

Der Vater schmunzelte und streckte seinen runden Bauch aus.

»Den Spruch hast du von mir, mein Sohn. Aber nun leg los. Wo pressiert's denn?«

Kassian kam näher und verstaute die Hände in den Hosentaschen.

»Du, ich wollte jetzt losfahren, damit ich morgen net in den Feiertagsverkehr komme.«

Er hatte kurz überlegt, ob er nicht erst morgen nach dem Frühstück fahren sollte. Aber ein Telefonat mit dem Hotel hatte ihm genügt, um eine Entscheidung zu treffen. Morgen war Freitag. Und da er nicht der Einzige war, der über die Feiertage gern verreiste, hatte er mit Staus zu rechnen. Um sich diesen Stress zu sparen, wollte er nun doch lieber einen Tag früher los. Das Hotel hatte nichts dagegen. Sein Zimmer war bereits seit gestern frei. So konnte er gegen einen geringen Aufpreis bereits früher anreisen.

»Ah, die obligatorischen Weihnachtsferien«, machte sein Vater. »Was hast du dir diesmal vorgenommen?«

Anfangs hatten er und seine Frau Schwierigkeiten gehabt, den Jungen über Weihnachten ziehen zu lassen. Doch aus dem Jungen war nun mal ein Mann von neununddreißig Jahren geworden. Er führte sein eigenes Leben. Und den Eltern stand es nicht zu, Erwartungen an ihn zu stellen, wo er bereits ins Familienunternehmen eingestiegen war.

»Nix Wildes, gell. Ich wollte ein paar Freunde besuchen und schauen, wo es mich hintreibt. Die letzten Wochen waren stressig genug. Da wollte ich mir für dieses Jahr net zu viel aufhalsen.«

Kassian besuchte zumeist dieselbe Gegend. Im Zillertal fühlte er sich wohl. Dort kannte er einige Gesichter. Er wusste, wo die Sonne auf- und wo sie wieder unterging. Und seine Unterkunft war so reizvoll, dass es ihm leichtfiel, sich nicht von anderen Urlaubsorten anziehen zu lassen. Außerdem war St. Christoph nah genug, falls er notfalls in der Firma gebraucht wurde.

»Gibt's in Tirol eigentlich einen Wanderweg, den du noch net gegangen bist, Junge?«, lachte Hermann Mayringer. Dabei fiel er in ein leichtes Husten. Seit zwei Jahren kämpfte er schon gegen eine chronische Bronchitis. Nun, im Dezember, war es wieder besonders schlimm. Umso besser, dass sich der Senior zur Ruhe gesetzt hatte.

»Wenn ich einen unbekannten Weg entdeckt habe, lass ich's dich wissen, Papa«, scherzte Kassian. »Dann gehen wir ihn gemeinsam, gell.«

»Das machen wir, Junge«, nickte der Vater zustimmend. »Und jetzt lass dich noch mal umarmen, bevor du verschwindest.«

Kassian klopfte seinem Vater auf den Rücken, genauso, wie der Alte es bei ihm tat. Abschiede konnten schwer sein. Doch wer so liebevoll verabschiedet wurde wie der Sohn des Braumeisters, der brauchte wahrlich keine Angst zu haben zu verreisen.

***

Es knisterte. Hedi Kastler verdrehte die Augen, bewahrte aber Ruhe. Fleißig strickte sie an dem Schal weiter, für den sie sich extra altrosa Wolle ausgesucht hatte. Neulich hatte sie sich ein Dirndl in derselben Farbe gekauft. Andi hatte ihr von dem Kauf abgeraten, weil er meinte, die Farbe wäre nur etwas für warme Tage. Freilich wusste sie, wie sie die Aussage ihres Mannes Lügen strafen konnte.

Im Kamin knackte das Holz, das ihr Mann aufgeschichtet hatte. Eine wohlige Wärme strömte daraus hervor. Im Radio hatten sie eben ein Hörspiel gesendet. Die Geschichte war so spannend gewesen, dass sie darüber kurz ihren Schal vergessen hatte. Jetzt lief Rockmusik aus den siebziger Jahren, die nicht zum stimmungsvollen Abend passen wollte. Wieder knisterte es. Nun war es der Hotelchefin genug.

»Geh, Anderl, wie viele von den Pralinen willst du noch verputzen? Wenn das so weitergeht, schaust bis Weihnachten selbst aus wie eine Praline.«

Ihr Mann schien verdutzt, so wie er sie mit ausgebeulter Wange anblickte. Hastig kaute er, bevor er das Schokoladenschmankerl hinunterschluckte.

»Entschuldige mal, Hedi, seit wann gefällt dir denn meine Figur nimmer? Früher fandest du mich noch kernig.«

Hedi lachte auf. Kapitulierend legte sie das Strickzeug auf ihrem Schoß ab.

»Ist schon recht, Anderl«, gab sie nach. »Ich habe fei nix dagegen, wenn du Pralinen isst. Die Folie knistert nur immer so, dass es mich wahnsinnig macht.«

»Dabei schaust du so ruhig aus«, wunderte sich ihr Mann.

Trotzdem setzte Andi Kastler den Deckel auf die Packung Pralinen und schob sie vorsichtshalber ein wengerl von sich weg. Müde ließ er sich im Sessel nach hinten gegen die Lehne sinken.

»Anderl, das Weihnachtsfest steht vor der Tür. Und ich hab noch keine Ahnung, was wir den Gästen diesmal Besonderes bieten können«, seufzte sie.

Es war wahr. Seit Wochen machte sie sich bereits Gedanken. Doch alles, was ihr einfiel, hatten sie schon einmal ausprobiert. Manchmal war es gutgegangen. Manchmal in einer Katastrophe geendet.

»Also in diesem Jahr spiel ich nimmer den Weihnachtsmann, gell. Die Schlittenfahrt war nett, aber dass ich auch noch ein paar verschollene Gäste retten musste, hatte den Bogen ein bisserl überspannt.« Nur zu gut erinnerte sich der Hotelchef daran, wie er mit dem Pferdeschlitten zwei Leut' abgeholt hatte, deren Auto auf den Serpentinen liegen geblieben war. Das war eine Überraschung gewesen! Nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Einwohner von St. Christoph. Immerhin hatte die Bescherung auf dem Kirchplatz stattgefunden.

»Na, den Weihnachtsmann musst du net spielen, Anderl«, überlegte Hedi und warf ihm dann einen verstohlenen Blick zu, wobei sie neckisch meinte: »Wobei du fei auf dem richtigen Weg zum passenden Bauch wärst, gell. Aber eine Überraschung sollte es schon sein. Was wünschen sich die Leut' denn heutzutage?«

»Herrschaftszeiten, das ist eine schwierige Frage, Spatzl. Am besten fragst du da jeden persönlich. Was dem einen der Weltfrieden ist, ist dem andern der Porsche.« Andi überlegte, was er sich wünschen wurde. Aber dann wurde ihm klar, dass er zufrieden war. Da sah er auch schon das verdächtige Glitzern in den Augen seiner Frau. »Um Himmels Willen!«

»Jetzt hast du mich auf eine Idee gebracht«, rief Hedi und ihre Augen funkelten. Sofort legte sie das Strickzeug auf den Couchtisch und hob die Hände. »Das Berghotel erfüllt dieses Jahr die Wünsche seiner Gäste.«

»Jessas Maria, bist du des Wahnsinns, Hedi!«, stieß Andi aus. »Was machen wir denn, wenn sich jemand wirklich einen Porsche wünscht?«

»Na, das Problem ließe sich leichter lösen als der Weltfrieden, gell.« Schon sprang die quirlige Frau auf und hastete in Richtung Küche. Mit Stift und Papier kam sie zurück und setzte sich auf die Sessellehne zu ihrem Mann. »Und jetzt lass uns einmal ein Brainstorming machen.«