Das Berghotel 355 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 355 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Das Berghotel ist in Aufruhr: Vier Hochzeiten in zwei Wochen! Hochsaison für Romantik - und für Organisationstalent Hedi Kastler. Doch ausgerechnet da geschieht das Unglück: Die Hotelchefin stürzt von der Leiter. Das Bein ist gebrochen, und eine ordentliche Gehirnerschütterung kommt noch hinzu. Der Bergdoktor verordnet strengste Bettruhe. Doch was tun? In ihrer Not buchen die Kastlers über ein Eventmanagement-Portal eine Weddingplanerin aus Wien, die sich als waschechter Glücksgriff erweist. Marie Winter hat alles fest im Griff. Wäre da nicht Fotograf Ben, der ihr mit seinem charmant-frechen Art immer wieder Herzstolpern beschert. Er stellt sie auf die Probe: "Wetten, dass du dich bis zum Ende der Hochzeitswochen selbst verliebst? Wer so viel mit Romantik zu tun hat, den lässt das doch net kalt." Marie lacht darüber nur spöttisch. Niemals wird er diese Wette gewinnen. Sie ist Vollprofi und leider schon zu oft von der Liebe enttäuscht worden. Für sie gibt es kein Hochzeitsmärchen ... oder doch?

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Seitenzahl: 116

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

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Für immer dein

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Für immer dein

Ein Hochzeitsmärchen in den Tiroler Alpen

Von Verena Kufsteiner

Das Berghotel ist in Aufruhr: Vier Hochzeiten in zwei Wochen! Hochsaison für Romantik – und für Organisationstalent Hedi Kastler. Doch ausgerechnet da geschieht das Unglück: Die Hotelchefin stürzt von der Leiter. Das Bein ist gebrochen, und eine ordentliche Gehirnerschütterung kommt noch hinzu. Der Bergdoktor verordnet strengste Bettruhe. Doch was tun? In ihrer Not buchen die Kastlers über ein Eventmanagement-Portal eine Weddingplanerin aus Wien, die sich tatsächlich als waschechter Glücksgriff erweist.

Marie Winter hat alles fest im Griff. Wäre da nicht Fotograf Ben, der ihr mit seiner charmant-frechen Art immer wieder Herzstolpern beschert. Er stellt sie auf die Probe: »Wetten, dass du dich bis zum Ende der Hochzeitswochen selbst verliebst? Wer so viel mit Romantik zu tun hat, den lässt das doch net kalt.« Marie lacht darüber nur spöttisch. Niemals wird er diese Wette gewinnen. Sie ist Vollprofi und leider schon zu oft von der Liebe enttäuscht worden. Für sie gibt es kein Hochzeitsmärchen ... oder doch?

Die Sonne stand hoch am Himmel über St. Christoph im Zillertal und schickte ihre warmen Strahlen über die Almwiesen, die sanftgrün im Wind wogten. Das Tal wirkte wie frisch herausgeputzt, als hätte der liebe Herrgott selbst einmal über alles drübergewischt und dann noch einen Tupfer Glanz hinzugefügt. Auf den Holzbalkonen des Sporthotels »Am Sonnenhang« – im Ort liebevoll einfach nur »das Berghotel« genannt – blühten Geranien und Petunien in den schönsten Farben. Die Luft roch nach Harz, frischem Heu und ein bisschen nach Apfelstrudel, der gerade in der Hotelküche gebacken wurde.

Hedi Kastler stand auf einer Leiter direkt beim Hoteleingang und befestigte mit geschickten Fingern ein paar neue Blumenampeln. Die blühenden Büsche neben dem Eingang rauschten leise im Wind. Ein besonders schönes Fleckerl Erde war das hier – das sagte Hedi sich oft, aber an so einem Tag war's ganz besonders deutlich.

»Andi, halt mir die Leiter g'scheit. Net, dass ich abstürz!«, rief sie fröhlich nach unten.

Ihr Mann, der in seinem rotkarierten Hemd und mit hochgekrempelten Ärmeln dastand, hielt die wackelige Aluleiter fest im Griff.

»Das sag ich doch die ganze Zeit: Das muss net du selber machen, Spatzl. Das könnt doch der Kilian oder der Franz übernehmen.«

»Ach was«, winkte sie lachend ab, ohne hinzusehen. »Das dauert doch sonst dreimal so lang, bis das so sitzt, wie ich's mir vorstell. Ich weiß ja, wie ich's haben will.«

Sie trug heute ihr neues, hellblaues Dirndl mit der silbrig glänzenden Schürze – eine wahre Pracht, auf die sie nicht wenig stolz war. Es war eine ihrer Lieblingsfarben, und sie fand, es ließ sie besonders frisch wirken. Der Wind pustete durch den Rock und ließ ihn auffliegen.

Andi stieß einen leisen Pfiff aus. »Spatzl, deine Beine sind noch genauso fesch wie damals, als wir uns kennengelernt haben.«

Sie lachte. »Du alter Charmeur. Jesses, jetzt hätt ich's fast vergessen: Ich hab dir ja noch gar net erzählt – ich hab heut in der Früh telefoniert. Noch ein Brautpaar hat sich angekündigt. Kommt übermorgen her für eine Beratung und will sich alles anschauen.«

»Noch eine Hochzeit?« Andis Stirn runzelte sich, als er zu seiner Frau hoch blinzelte, die munter weiter die Deko über der Tür zurechtrückte. Die Sonne schien ihm in die Augen und blendete ihn.

»Ja, heuer ist's wirklich verrückt! Ich glaub, wir haben noch nie so viele Anfragen in so kurzer Zeit gehabt.« Hedi kicherte leise. »Aber mei, ab Mai geht's halt wieder los. Heiratssaison! Und net nur die Einheimischen heiraten hier – da reisen Paare extra aus München, Wien oder gar vom Bodensee an.«

»Na klar«, brummte Andi zufrieden, »weil's bei uns halt einfach am schönsten ist.«

»So ist's! Vom Mai bis in den Herbst hinein vergeht kaum eine Woche ohne Hochzeitsfeier. Aber diesmal ...« – sie hielt kurz inne, hielt sich mit einer Hand an der schwankenden Deko fest und zählte mit den Fingern der anderen Hand – »... heuer sind's sogar einmal drei Hochzeiten in einer Woche! Drei! Da brauchst Blumenschmuck, Menüs, Tischkarten, Musik, Wetterpläne ... Und die Mariann Schiller, die Sängerin, kommt doch auch zu einer – hast du das schon wieder vergessen?«

»Ich hab's net vergessen, ich hab's verdrängt«, murmelte Andi. »Mir wird ja jetzt schon schwindlig bei all dem Trubel.«

»Aber schön wird's!«, rief Hedi strahlend.

Sie war in ihrem Element. Der Gedanke an all die verliebten Paare, an weiße Spitzenkleider und Walzer im Abendlicht machte sie glücklich – auch wenn die Arbeit fast kein Ende nahm.

Sie kletterte noch eine Stufe höher, rückte die Blumenampeln noch einen Zentimeter nach links und wischte sich mit dem Handrücken eine Haarsträhne aus der Stirn.

»Hedi, Spatzl, sei vorsichtig da oben!«, rief Andi, diesmal etwas ernster.

In dem Moment surrte eine dicke Biene vorbei, direkt vor Hedis Nase. Sie zuckte erschrocken zusammen, wedelte mit der Hand – und geriet ins Schwanken.

»Hedi!« Andis Stimme überschlug sich vor Schreck. Er ließ die Leiter los und versuchte stattdessen, ihre Beine zu greifen und sie zu stützen.

Zu spät.

Mit einem spitzen Schrei fiel sie rücklings von der Leiter, prallte hart auf die Terrassenplatten. Der dumpfe Aufprall ging Andi durch Mark und Bein. Reglos blieb Hedi liegen.

***

Die Nachricht, dass Hedi von der Leiter gestürzt war, sprach sich im Berghotel so schnell herum wie ein Lauffeuer. Kaum fünf Minuten später eilte schon der Gärtner Franz Kroneder herbei, dicht gefolgt von der Hausdame Gerda Stahmer und Konditorin Rosi Stadler, die sich hektisch das Mehl von den Händen an der Schürze abklopfte. Alle standen sie jetzt beunruhigt um Hedi herum, die auf der Terrasse auf dem Boden lag, bleich im Gesicht und mit schmerzverzerrtem Blick.

»Mir is ganz schwindlig ...«, murmelte sie und hob eine Hand an die Stirn. »Aber ich glaub, ich kann mich bewegen. Vielleicht bin ich einfach bloß ein bisserl ungünstig aufgekommen.«

»Hedi, bleib liegen. Du darfst dich net bewegen, bis der Doktor da ist«, sagte Andi leise und hielt ihre Hand, während er versuchte, seine Fassung zu bewahren. Es fiel ihm schwer – sie so zu sehen, seine Hedi, die sonst überall gleichzeitig war, flink wie ein Wiesel und fröhlich wie der reinste Sonnenschein.

Keine zehn Minuten später kam Dr. Burger die Treppe zur Terrasse herauf. In seinem schlichten grauen Hemd mit den hochgekrempelten Ärmeln und der braunen Umhängetasche sah er wie immer aus, als wäre er soeben selbst aus der Natur gestiegen. Sein Gesicht war schmal und stets leicht sonnengebräunt, die Stirn gerunzelt in ruhiger Konzentration. An den Schläfen glänzte sein dichtes braunes Haar schon silbern, trotzdem hatte er sich eine jugendliche Ausstrahlung bewahrt.

»Na, Frau Kastler, was haben Sie denn da angestellt?« Er kniete sich neben sie. Seine klugen, wachsamen Augen musterten sie freundlich. Er strahlte eine sanfte Ruhe aus, die alle umstehenden Mitarbeiter augenblicklich beruhigte.

»Ach, Herr Doktor«, seufzte Hedi matt, »es war bloß eine kleine Dekoarbeit.«

»Aha«, brummte er, »und dabei sind Sie leider abgestürzt, wie's scheint.« Mit ruhiger Hand leuchtete er ihr mit der kleinen Taschenlampe in die Augen, beobachtete die Pupillenreaktion, nickte kaum merklich. Dann tastete er vorsichtig das rechte Bein ab. Hedi atmete scharf ein und zuckte vor Schmerz zusammen.

»Gebrochen«, stellte er nüchtern fest, dann sah er ihr wieder in die Augen. »Und die Gehirnerschütterung ist auch net zu leugnen. Das erklärt den Schwindel.«

Ein Raunen ging durch die kleine Schar an Mitarbeitenden. Gerda schlug erschrocken die Hände vor den Mund. Andi wurde blass.

»Sie kommen jetzt mit in die Praxis, Frau Kastler. Röntgen, Versorgung, alles Weitere. Und dann: absolute Ruhe. Keine Diskussion.«

»Aber Herr Doktor!« Hedi versuchte sich aufzurichten, wurde aber sofort wieder bleich. »Ich kann doch net einfach nix tun. Der Hotelbetrieb! Die Gäste! Und übermorgen kommt noch ein Brautpaar zur Beratung vorbei. Wir starten in die Hochsaison!«

Dr. Burger ließ sich davon nicht beeindrucken.

»Frau Kastler, ich kenn Sie schon lang genug. Sie sind eine tüchtige Frau, das streitet niemand ab. Aber diesmal gilt: Füße stillhalten. Wörtlich. Sie schonen sich jetzt, sonst wird das net gut heilen. Ich bin da streng.«

Hedi schnappte empört nach Luft – aber ehe sie etwas erwidern konnte, meldete sich plötzlich Andi zu Wort. Und zwar mit einer Entschlossenheit, die selbst ihn selbst zu überraschen schien.

»Wenn der Doktor sagt, du musst dich schonen, Spatzl, dann machst du das jetzt auch.« Er sah sie ernst an. »Ich krieg das schon hin. Ich übernehm deine Aufgaben. Alles.«

»Du?« Hedi hob eine Braue und verzog das Gesicht vor Schmerz und Unglauben. »Du bist doch jetzt schon den ganzen Tag beschäftigt, Anderl. Willst du dich teilen? Deine Tage verdoppeln?«

»Wenn's sein muss, dann ...« Er zögerte, aber versuchte sich nichts anmerken zu lassen.

»Schauen wir doch mal, was das alles wär: Gäste ein- und auschecken, Menüabstimmungen mit der Küche, und jetzt noch viel mehr, wegen der Hochzeiten: Planung mit den Floristen, Musikbuchungen, Tagesablauf für jede einzelne Hochzeit, Brautpaarbesprechungen, Zimmerbelegung, Lieferungen, Blumenschmuck ...« Hedi wurde mit jeder Silbe blasser – und Andi auch.

»Oh je«, murmelte er beklommen. »Das klingt nach einer ganz schönen Menge.«

»Das klingt nach Wahnsinn«, sagte sie trocken und schloss kurz die Augen. »Ach, du lieber Kerl, du meinst es gut. Aber wir arbeiten beide Vollzeit. Jetzt willst du meinen Anteil auch noch stemmen?«

Er schwieg. Und obwohl er sonst immer der Erste war, der einen lockeren Spruch parat hatte, rang er jetzt einfach nach Worten.

»Ich ... ich red mit der Gerda«, murmelte er schließlich. »Vielleicht kann sie mehr übernehmen.«

Gerda, die das mitgehört hatte, schluckte und wurde sichtlich noch blasser um die Nase. Aber sie nickte tapfer.

»Und die Hochzeiten?«, fragte Hedi leise.

»Da finden wir eine Lösung«, versicherte er. Aber seine Stimme klang nicht halb so sicher, wie er's gern gehabt hätte.

Hedi seufzte, tief und schwer. Dann nickte sie zögerlich.

»Na gut. Ich werd's mir überlegen. Vielleicht ... vielleicht muss ich mir wirklich jemanden dazuholen.«

Dr. Burger lächelte sachte. »Das wär einmal ein vernünftiger Gedanke. Aber das alles kann warten. Jetzt geht's ab in die Praxis!«

***

Der prunkvolle Marmorboden glänzte wie frisch gewischt, die vergoldeten Stuckaturen an den Decken des Palais Liechtenstein in der Wiener Innenstadt schimmerten im Licht der Kristalllüster. Aus dem benachbarten Gartensalon drang bereits gedämpfte Streichmusik herüber. Draußen auf der Terrasse warteten perlende Gläser mit Rosé-Prosecco auf ihren Einsatz. Alles war bereit. Alles lief nach Plan.

Marie stand aufrecht, wie immer, mit dem Tablet in der Hand und dem Headset im Ohr. Ihre karamellfarbenen Haare hatte sie zu einem schlichten Knoten hochgesteckt, eine schmale Strähne hatte sich gelöst und fiel ihr charmant ins Gesicht – ein Detail, das sie nicht bemerkte. Dafür war keine Zeit. Nicht, wenn man wie sie das emotionale Zentrum eines so komplexen Tages war.

»Sandra, bitte Position am Eingang einnehmen, Gäste treffen in wenigen Minuten ein. Stephan – wie weit seid ihr mit der Floristik draußen?«

»Letzte Vase, fünf Minuten!«, kam es prompt durchs Headset.

Marie nickte, machte ein Häkchen auf ihrer digitalen Checkliste und wandte sich gerade zur Bühne, wo der Redner noch ein letztes Mal seine Notizen durchging, als sie schon energische Schritte näher kommen hörte.

Die Trauzeugen, Leni und Max, beide Anfang dreißig, beide nervlich auf der Kippe zwischen Vorfreude und Panik, steuerten schnurstracks auf sie zu.

»Marie! Du musst uns helfen«, begann Leni ohne jede Einleitung. Ihre Wangen waren gerötet, ob vor Aufregung oder Hektik, ließ sich nicht sagen. »Max hat da was gelesen, so ein Brauch! Und jetzt ...«

»... wollen wir das sofort einbauen«, ergänzte Max mit funkelnden Augen.

Marie atmete tief durch. »Worum geht's denn genau?«

»Baumstammsägen!«, platzte es aus ihm heraus. »Das ist doch diese alte Tradition, wo das Brautpaar einen Baumstamm gemeinsam durchsägt. Symbolisiert den ersten gemeinsamen Kraftakt, weißt du?«

»Und wir haben einen Stamm organisiert! Der liegt schon hinten beim Lieferanteneingang«, ergänzte Leni stolz.

Marie blinzelte. »Ihr habt's ... was?«

»Na ja, nicht net, sondern Max' Cousin hat's hergebracht. Und eine Säge auch. Eine echte. Funktioniert tadellos. Wir haben's ausprobiert.«

»Ich hoff, net im Anzug«, murmelte Marie, dann seufzte sie und zückte bereits ihr Tablet. »Okay. Ich schieb es zwischen Trauung und Sektempfang, aber dann müssen wir die Musikbegleitung leicht anpassen. Und ihr habt's sechs Minuten, net mehr. Danach müssen die Gäste auf die Terrasse.«

Max und Leni strahlten, bedankten sich überschwänglich und sausten wieder davon.

Marie blickte ihnen nach, kopfschüttelnd, aber nicht ohne ein kleines Lächeln. Sie war's gewohnt. Kein Hochzeitstag ohne Überraschung. Doch es war wie bei einem Orchester – wer die Partitur kannte, konnte auch spontane Soli einbauen, ohne dass das ganze Stück aus dem Takt geriet.

Sie gab zwei kurze Anweisungen an das Technikteam, dann rauschte schon wieder jemand auf sie zu: weiße Seide, Champagnertöne – die Braut persönlich stürmte auf sie zu.

»Marie!« Cassandra klang aufgelöst und hatte Schnappatmung. Auf ihren Wangen hatten sich hektische rote Flecken gebildet, die man sogar trotz des Make-up sah. »Der Knopf ... mein Kleid ... hinten ist ...«

Marie war sofort bei ihr. »Ganz ruhig. Zeig's mir.«

Cassandra, ein zartes Wesen mit rehbraunen Augen, drehte sich leicht zur Seite. Und tatsächlich: Einer der feinen Zierknöpfe, die wie kleine Perlen über die Rückenlinie liefen, war abgesprungen. Der Stoff stand minimal ab, kaum sichtbar – aber für eine Braut war das natürlich eine Katastrophe. Cassandra war eine Perfektionistin, das hatte Marie gleich gemerkt, und wenn ein Detail nicht ganz passte, würde sie auf allen Hochzeitsfehlern sicherlich nur auf diesen Makel achten.

»Keine Sorge. Ich hab was dabei.« Marie öffnete ihre Handtasche, griff hinein und holte das kleine Nähset hervor, das sie für solche kleinen Notfälle immer bei sich trug. Mit ruhigen Fingern fädelte sie Nadel und Garn ein, kniete sich hinter die Braut, während zwei Brautjungfern den Stoff hielten, und nähte mit präzisem, flinkem Stich den Knopf wieder an.

»So. Fertig. Alles wieder perfekt«, sagte sie und lächelte beruhigend.

Die Braut atmete hörbar aus, Tränen standen ihr in den Augen. »Du bist ein Engel.«

»Ich bin Wedding Planerin«, entgegnete Marie trocken, aber freundlich. »Und Engel haben keine Checklisten.«

Die Braut und die Brautjungfern lachten. Die Spannung löste sich. Jetzt stand der Traumhochzeit nichts mehr im Wege.

***