Das Berghotel 360 - Verena Kufsteiner - E-Book

Das Berghotel 360 E-Book

Verena Kufsteiner

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Beschreibung

Für Liesl Kressmann, Fachlehrerin für Ernährung an der Innsbrucker Gastronomiefachschule, beginnt der Herbst mit einer besonderen Aufgabe: Ihre Freundin Gerda Stahmer, die Hausdame des Sporthotels "Am Sonnenhang", lädt sie nach St. Christoph ein. Dort soll Liesl als geheime Expertin in der Jury einer kulinarischen Spezialitätenwoche sitzen. Zwei Spitzenköche - die Französin Martine Burrand und der Neapolitaner Angelo Valetti - treten gegeneinander an. Der Sieger erhält den prestigeträchtigen Auftrag, das große Jubiläumsfest des Skifabrikanten Alois Moosbichler nach dem Hahnenkammrennen in Kitzbühel auszurichten. Doch kaum angekommen erlebt Liesl erste Turbulenzen: Angelo, jung, temperamentvoll und viel zu charmant, überschüttet sie mit schillernden Komplimenten. Für Liesl, die nach einer enttäuschten Beziehung und den kränkenden Worten ihres Vaters Männern generell misstraut, ist er der Inbegriff dessen, was sie vermeiden wollte. Und doch berührt er sie tiefer, als sie zugeben möchte ...

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Seitenzahl: 120

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Ein Koch zum Verlieben

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Ein Koch zum Verlieben

Heimatroman um Amore und Alpenluft

Von Verena Kufsteiner

Für Liesl Kressmann, Fachlehrerin für Ernährung an der Innsbrucker Gastronomiefachschule, beginnt der Herbst mit einer besonderen Aufgabe: Ihre Freundin Gerda Stahmer, die Hausdame des Sporthotels »Am Sonnenhang«, lädt sie nach St. Christoph ein. Dort soll Liesl als geheime Expertin in der Jury einer kulinarischen Spezialitätenwoche sitzen. Zwei Spitzenköche – die Französin Martine Burrand und der Neapolitaner Angelo Valetti – treten gegeneinander an. Der Sieger erhält den prestigeträchtigen Auftrag, das große Jubiläumsfest des Skifabrikanten Alois Moosbichler nach dem berühmten Hahnenkammrennen in Kitzbühel auszurichten.

Doch kaum angekommen erlebt Liesl erste Turbulenzen: Angelo, jung, temperamentvoll und viel zu charmant, überschüttet sie mit schillernden Komplimenten. Für Liesl, die nach einer enttäuschten Beziehung und den kränkenden Worten ihres Vaters Männern generell misstraut, ist er der Inbegriff dessen, was sie vermeiden wollte. Und doch berührt er sie tiefer, als sie zugeben möchte ...

Zwei junge Frauen in den Dreißigern saßen in einem Innsbrucker Café und probierten sich fröhlich plaudernd durch die verschiedenen Kuchenvariationen. Es handelte sich um Gerda Stahmer, die im Sporthotel »Am Sonnenhang« als Hausdame arbeitete, und ihre Freundin Liesl Kressmann, die an der Innsbrucker Gastronomiefachschule unterrichtete.

»Wie schön, dass du so spontan ein Treffen vorgeschlagen hast«, sagte Liesl und tauchte ihre Kuchengabel tief in eine Cremeschnitte.

Die Konsistenz der Mehlspeise war, wie sie nebenbei feststellte, perfekt: außen knusprig, innen flaumig, die Fülle zerschmolz auf dem Gaumen.

»Aber du weißt schon, dass ich mich normalerweise mit dem Schlemmen von Süßspeisen zurückhalte«, fügte sie lachend hinzu. »Wenn mich meine Schülerinnen und Schüler jetzt sehen könnten: Die Fachlehrerin für Ernährung beim hemmungslosen Kuchenfuttern!«

»Ich denke doch, dass Ausnahmen erlaubt sein sollten«, erwiderte Gerda, die sich normalerweise bei Süßspeisen ebenfalls zurückhielt.

»Aber ja.« Liesl winkte ab. »Das sage ich auch den jungen Leuten immer wieder: Wer nicht versteht, zu genießen, kann auch in der Küche keinen Genuss bereiten. Aber sag, Gerda, gibt es einen Grund für deinen Anruf?«

Gerda schmunzelte und tupfte mit der Serviette ihre Mundwinkel sauber. Dabei klimperte das goldene Kettenarmband, das sie zu ihrem eleganten Kostüm angelegt hatte.

»Ertappt«, sagte sie. »Aber meine Bitte ist mit einer Einladung verbunden.«

Als Liesl fragend die Augenbrauen hob, fuhr Gerda fort: »Im Herbst werden wir bei uns im Berghotel eine Spezialitätenwoche mit zwei ausgewählten Kochstars aus Frankreich und Italien veranstalten«, berichtete sie. »Die Idee stammt von einem Freund meines Chefs, von dem Kitzbüheler Skifabrikanten Alois Moosbichler. Dieser wird Anfang Februar im Anschluss an das Hahnenkammrennen sein 50-jähriges Firmenjubiläum zelebrieren, und das will er sich etwas kosten lassen. Als Freund der mediterranen Küche möchte er nicht nur die eben genannte Spezialitätenwoche im Hotel sponsern, sondern zum Abschluss auch ein Wettkochen ausrichten. Der erste Preis besteht in dem Auftrag, die Festveranstaltung im Februar zu bekochen. In der Jury werden zudem unser Hotelkoch Leo Hofbacher und mein Chef, der Hotelier Andreas Kastler sitzen. Das meiste Gewicht soll allerdings auf einer Expertenmeinung von außerhalb liegen. Als begeisterter Sportler legt Alois Moosbichler nämlich großen Wert auf den Nährwert und den gesundheitlichen Aspekt von Lebensmitteln und möchte mit diesem Wettbewerb das allgemeine Augenmerk darauf richten.«

»Das ist auch ein überaus wichtiges Thema ...«, bestätigte Liesl und nahm einen Schluck aus ihrer Tasse, um gleich weiterzureden.

Aber Gerda fiel ihr ins Wort: »Die beiden Kastlers, Andreas und seine Frau Hedi, sehen das genauso«, sagte sie überschwänglich. »Jedenfalls habe ich dich ins Spiel gebracht, schließlich bist du eine Expertin für Ernährung. Und nun soll ich dir von meinen Chefs liebe Grüße ausrichten und dich fragen, ob du den Auftrag annehmen willst. Du bist natürlich herzlich eingeladen und wirst die ganze Woche umsonst im Hotel wohnen – allerdings inkognito. So kannst du als gewöhnlicher Hotelgast schon vor dem Wettkochen in aller Ruhe deine Beobachtungen machen. – Es findet während den Herbstferien statt. Würde dir das also gefallen?« Nach diesem langen Vortag musste Gerda erst einmal nach Luft schnappen. Aber sie kam gar nicht zum Verschnaufen: »Unbedingt!«, rief Liesl begeistert.

Und so teilte die junge Lehrerin nun die Vorfreude ihrer Schülerinnen und Schüler auf die bevorstehende Ferienwoche, und sie lächelte nachsichtig, als sie das lebhafte Stimmengewirr vernahm, das aus dem Klassenzimmer bis weit über den Flur tönte. Alle Jugendlichen, die im Internat lebten, würde es für die kommenden Tage nach Hause ziehen, wo sie ihr frisch erworbenes Wissen in den elterlichen Betrieben praktisch anwenden konnten. Es war immer wieder eine Freude für die 32-jährige Ernährungsberaterin, das mitzuerleben.

Freilich gab es auch Eltern, die sich den »modernen« Ideen verschlossen und von ihren Kindern verlangten, sich genau in die vorgegebenen Fußstapfen zu fügen. Diese Leute waren überzeugt, dass ihre Art, einen Gasthof oder ein Hotel zu führen, die einzig richtige war.

Liesl sah es aufgrund ihrer eigenen Familiengeschichte unbedingt als ihre Aufgabe, zwischen den Generationen zu vermitteln, und sie war stolz darauf, wenn es ihr das eine oder andere Mal gelang. »Was für eine großartige Klassenlehrerin Sie sind, Frau Kressmann«, hatte erst unlängst eine »gestandene« Wirtin zu ihr gesagt, nachdem sie von der engagierten Pädagogin »bekehrt« worden war. Früher hatte es in ihrem Gasthof immer nur dieselben vier Gerichte gegeben, und die Besucher, die sich daran sattgegessen hatten, waren allmählich ausgeblieben. Der Sohn, ein begabter und vor allem kreativer Jungkoch, hatte immer wieder versucht, die Speisekarte zu erweitern. Doch das hatte die strenge Mutter lange Zeit zu verhindern gewusst. Erst nachdem die Lehrerin des Jungen persönlich vorbeigekommen war und ein langes Gespräch mit der Wirtin geführt hatte, hatte diese eingesehen, welch ein Gewinn der Sohn mit seinen Ideen für ihren Betrieb darstellte. Und siehe da – inzwischen seitdem war der Gasthof stets auf mehrere Wochen hin ausgebucht.

Selten hatte sich Liesl so über einen Erfolg gefreut wie damals. Und doch gab es einen kleinen Wermutstropfen, der ihr Glück trübte, und nur die engsten Freunde wussten davon. Denn Liesl Kressmann war selbst auf einem Gasthof aufgewachsen und liebte das Kochen und Bewirten.

Doch bis heute tat ihr Vater das Talent der Tochter nur verächtlich ab. Der Wirt vom Goldenen Steinbock in Jenbach hatte es nie verwunden, dass seine Frau ihm »nur« eine Tochter geboren hatte. »Frauen taugen nur für die Alltagsküche«, pflegte er zu sagen. Es kümmerte ihn nicht, dass schon das kleine Mäderl die Puppen mit überaus einfallsreichen Kreationen aus Grashalmen und Löwenzahnblüten bekochte hatte, und seine Meinung änderte sich auch nicht, als die halbwüchsige Liesl ihn gebeten hatte, sie am eigenen Betrieb in die Lehre zu nehmen. »Blödsinn!«, hatte der Sturschädel erklärt. »Du wirst einmal heiraten und einen anderen Namen tragen, und dann wirst du Kinder bekommen. Frauen können keinen Betrieb führen. Was ich brauche, ist ein richtiger Stammhalter! – Und überhaupt: Was du da für Ideen daherbringst! Das ist unmöglich. Genau wie die verrückten Würzungen deiner Fleischgerichte mit Chili, Curry oder Kakao. Das wollen wir hier net.«

Da nützte es nichts, das die Tochter gebettelt und versprochen hatte, sich brav an die väterlichen Kochrezepte zu halten.

»Nein, Madel. Du bist gescheit, also darfst du studieren. So kannst du später vielleicht sogar unterrichten und nebenbei eine Familie betreuen. Sei froh, dass ich so großzügig bin!«

Oh, wie oft hatte sich Liesl geschworen, es ihm zu beweisen! Sie hatte sich vorgenommen, nach der Matura ins Ausland zu gehen und dort ihrem Weg als Köchin zu finden. Irgendwohin in den Süden, wo die Sonne schien, und das Meer rauschte! Wie oft hatte sie sich in ihren geheimen Träumen ausgemalt, wie es wohl wäre, wenn sie den Eltern eines Tages als erfolgreiche Restaurantbesitzerin gegenübertreten würde ... Aber das Schicksal hatte es anders gewollt. Der überraschende Tod der Mutter hatte Liesls Weg – jenen, den der Vater für sie vorgesehen hatte – besiegelt.

Nun, sagte sich Liesl heute, als sie sich dem Klassenzimmer näherte – wenigstens würde sie die Herbstferien dieses Mal nicht im Goldenen Steinbock verbringen, wo sie bestenfalls als Küchenmädchen mithelfen durfte und es dem Vater sowieso nie recht machte. Sie betrat das Klassenzimmer mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

»Schsch!«, machten die Jugendlichen, als sie die Lehrerin entdeckten.

Wie immer hatte es ein paar Sekunden gedauert, denn Liesl war eine zierliche Frau mit einem immer noch mädchenhaften Ausdruck in den dunkelbraunen Augen. Das lange braune Haar trug sie meist mit einer Spange am Hinterkopf zusammengefasst, was wunderbar zu ihrem Kleidungsstil passte: Liesl liebte Dirndlkleider und besaß wunderschöne Modelle in allen Farben. Heute trug sie ein knöchellanges Kleid aus olivgrünem Samt, das mit braunen Borten und einer braunen Schürze kombiniert war, die von exakt derselben Farbe waren wie Liesls schöne Augen.

»Ja, ein bisserl leiser reden wäre net schlecht«, lachte die beliebte Lehrerin und ging nach vorn, um mit baumelnden Beinen auf der Platte des Pults Platz zu nehmen. »Immerhin haben wir heute noch keine Ferien, sondern ganz normalen Unterricht. Und ich wollte mit euch über die vielfältigen Möglichkeiten reden, wie man Speisen süßen kann. Es muss nämlich nicht immer Zucker sein ...«

***

Auch in der Küche des Sporthotels Am Sonnenhang ging es dieser Tage turbulent zu. Immer wieder war lautes Topfklappern zu hören, und wenn sich die beiden Küchenhilfen und der Azubi Stefan Werninger auf dem Hotelflur zeigten, dann nur mit eingezogenen Köpfen.

»Was ist denn hier los?«, fragte die Hotelbesitzerin Hedi Kastler, als sie ihre übliche Vormittagsrunde durchs Hotel machte.

Statt ihrer Chefin zu antworten, huschte ein Serviermadel vorüber und tauchte schnell zwischen den hohen Regalwänden ab. Mit gerunzelter Stirn folgte Hedi dem verschreckten Madel. Just in diesem Moment polterte es neuerlich. Es hörte sich an, als wäre einer von den großen Kochtöpfen mitsamt Deckel zu Boden gekracht.

»Was ist denn hier los?«, wiederholte Hedi Kastler ihre Frage von vorhin und wandte sich direkt an den Küchenchef. Leo Hofbacher, sonst ein stiller Meister seines Fachs, starrte sie aus rotgeäderten Augen an.

»Haltest du mich für einen schlechten Koch, Hedi?«, brach es schließlich aus ihm heraus.

»Wie bitte? Wie kommst du denn darauf?« Zu spät erkannte Hedi die warnenden Blicke, die ihr die Mehlspeisköchin Rosina Stadler zuwarf.

»Ich frage ja nur!«, sagte Leo indessen. »Denkst du denn, ich kann keine Saltimbocca zubereiten?«

Aha, dachte Hedi. Daher wehte also der Wind. Leo wollte keine Eindringlinge in seinem Herrschaftsbereich.

»Geh, niemand zweifelt an deiner Kompetenz als Küchenchef, Leo«, beschwichtigte sie ihn und tätschelte freundschaftlich seinen Arm. Im Hintergrund sah sie, wie Rosina Stadler ihr zuwinkte und auf den Backofen deutete, aus dem sie eben ein Blech mit duftendem Apfelkuchen herausholte. »Was hältst du von einer kleinen Kaffeepause?«, fragte Hedi diplomatisch.

Sie kannte Leo nun schon einige Jahre und wusste, dass der 53-Jährige manchmal aufbrausend sein konnte – aber diese »Gewitterstürme« waren nie von langer Dauer. Im Grunde seines Herzens war Leo Hofbacher ein verlässlicher und treuer Mitarbeiter. Ein sehr gutmütiger Mann und vor allem ein wahrer Meister seines Fachs.

»Leo – ich hoffe, du weißt, wie sehr der Andi und ich dich und deine Arbeit schätzen«, begann Hedi, nachdem sie zwei Haferl auf den Tisch im Personalraum der Küche abgestellt hatte. »Die Spezialitätenwochen mit den beiden mediterranen Köchen bietet uns halt eine gute Gelegenheit, über die Landesgrenzen hinaus für unser Hotel zu werben. Net, dass net viele unserer Gäste extra wegen deiner hervorragenden Speisen zu uns kommen«, fügte sie schnell hinzu.

Leo nickte langsam. »Ich weiß eh«, sagte er und steckte sich mit der Kuchengabel ein gewaltiges Stück vom warmen Apfelkuchen in den Mund. Kauend fuhr er fort: »Vielleicht hängt mein Unmut auch mit dem Italiener zusammen ...«

»Maestro Valetti?«, fragte Hedi und wollte sich gleich nachher am liebsten in die Zunge beißen, weil sie den Restaurantbesitzer aus Neapel als »Maestro« bezeichnet hatte. Das kam nur daher, dass Andi und sie den Mann so nannten, wenn sie unter sich waren. Antonio Valetti hatte seinerzeit die kleine Pizzeria seines Vaters übernommen und in ein Feinschmeckerrestaurant verwandelt. Seine exquisiten Gerichte waren nicht nur in seiner Heimatstadt Neapel bekannt, sondern auch in ganz Italien. »Und doch backe ich am liebsten eine ganz gewöhnliche Pizza Margerita«, hatte der Mann erst unlängst in einem Interview verkündet. – »Wer's glaubt, wird selig«, war Leos Kommentar gewesen.

Hedi Kastler hatte aber schon so eine Ahnung, was den Hotelkoch an dem etwa gleichaltrigen Neapolitaner störte: Leo, der gutmütigste aller Männer, hatte das Unglück seines Lebens einem Mann aus dem Süden zu verdanken. Er sprach inzwischen nur noch selten über diesen Schicksalsschlag. Jedenfalls hatte ihn seine Frau Ella just zu dem Zeitpunkt, als er sein eigenes Hotel eröffnen wollte, verlassen – mit eben jenem »Mann aus dem Süden«.

Dies hatte Leo nicht nur das Herz gebrochen, sondern auch seine Pläne vereitelt. Er hatte seine Heimatstadt Graz verlassen, in einem Hotel in Norddeutschland gejobbt und war schließlich in St. Christoph im schönen Zillertal gelandet, wo er seither die Küche des Sporthotels »Am Sonnenhang« führte. Der Traum vom eigenen Hotel war ausgeträumt gewesen, sobald er festgestellt hatte, wie gut ihm das Leben in den Bergen tat und wie viel entspannender es war, »nur« der Küche vorzustehen und nicht dem ganzen Hotel.

Dennoch – die Trennung von Ella hatte Leo schwer getroffen. Insgeheim war er wohl immer noch nicht darüber hinweg. Und so reagierte er »allergisch«, wenn es um Männer aus dem Süden ging. Es war ihm nicht wirklich zu verübeln.

»Signor Valetti wird uns Gäste aus Italien vermitteln«, sagte Hedi. »Und seine Rezepte werden dich sicherlich auch inspirieren. Ebenso die Kreationen von Madame Burrand, die uns die Spezialitäten ihrer südfranzösischen Heimat näherbringen wird. Da es am Ende einen hübschen Auftrag zu gewinnen gibt, werden sich die beiden ordentlich ins Zeug legen. Und vergiss net, Leo: Du bist und bleibst in dieser Küche der Chef.«

Leo nickte und nahm sich noch ein Kuchenstück, was Hedi mit einigem Neid beobachtete. Sie nahm schon vom Zuschauen ein Pfund zu! Leo hingegen war nicht nur ein guter Koch, sondern er verstand das auch, zu genießen – nun, wahrscheinlich hing das eine mit dem anderen zusammen. Seine stattliche Figur harmonierte perfekt mit den weichen, aber sehr männlichen Gesichtszügen. Seit er nach der Scheidung eine Weile unter gesundheitlichen Problemen gelitten hatte, ernährte er sich überaus bewusst – und das war ihm anzusehen. Daran änderten auch zwei Stück von Rosis Apfelkuchen nicht das Geringste.

***