Den Umständen entsprechend tot - Martin Cordemann - E-Book

Den Umständen entsprechend tot E-Book

Martin Cordemann

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Beschreibung

Die Finsternis der Sterne – Heft 4: "Den Umständen entsprechend tot" "Und was ist dann passiert?" "Wann?" "Na, nachdem die losgeflogen sind. Mit dem... na...?" "Dem größten Kriegsschiff, das die Menschheit je-" "Ja." "Äh... sie sind losgeflogen?! Von der Erde weg..." "Auf das Gebiet des Bundes zu, ja, ich weiß. Und dann?" "Äh, tja, das weiß ich auch ni- Moment, doch, warte. Da war ein Mord." "Auf dem Schiff?" "Nein, ich glaube davor." "Vor dem Schiff?" "Vor der... Reise. In der Vergangenheit." "Also als Maximilian Shaw und Rashida Ebert noch jünger waren und kein Captain und so?" "Ja, ganz genau. Und da sind noch andere Dinge passiert, also nicht nur Krimi, sondern auch so Science Fiction-Zeugs." "Und Sex?" "Dafür bist du noch zu klein." "Och Mönsch!" "Aber ja, das gibt es natürlich auch." "Juhhuuu!" "Und damit endet dann auch die erste Staffel. Hier noch einmal alles im Überblick..." Staffel 1 "DER MORD VON ALLEN" – Heft 0 Die Finsternis der Sterne – Heft 1: "Weiße Sonne, schwarzer Tod" Die Finsternis der Sterne – Heft 2: "20.000 Lichtjahre unter de Meer" Die Finsternis der Sterne – Heft 3: "Der Klon macht die Musik" Die Finsternis der Sterne – Heft 4: "Den Umständen entsprechend tot"

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Martin Cordemann

Den Umständen entsprechend tot

Die Finsternis der Sterne – Heft 4

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

LOG IV/01

LOG IV/02

LOG IV/03

LOG IV/04

LOG IV/05

LOG IV/06

LOG IV/07

LOG IV/08

LOG IV/09

LOG IV/10

LOG IV/11

LOG IV/12

LOG IV/13

LOG IV/14

LOG IV/15

LOG IV/16

LOG IV/17

LOG IV/18

LOG IV/19

LOG IV/20

LOG IV/21

LOG IV/22

LOG IV/23

LOG IV/24

LOG IV/25

LOG IV/26

LOG IV/27

LOG IV/28

LOG IV/29

LOG IV/30

LOG IV/31

LOG IV/32

LOG IV/33

LOG IV/34

LOG IV/35

LOG IV/36

LOG IV/37

LOG IV/38

LOG IV/39

LOG IV/40

LOG IV/41

LOG IV/42

LOG IV/43

LOG IV/44

LOG IV/45

LOG IV/46

LOG IV/47

LOG IV/48

LOG IV/49

LOG IV/50

LOG IV/51

LOG IV/52

LOG IV/53

LOG IV/54

Fortsetzung folgt...

Impressum neobooks

LOG IV/01

Wir bringen den Krieg

Wir wollen den Sieg

Wer andre bedroht

Bekommt schnell den Tod

Denn wir sind der Krieg

Wir sind der Krieg

Wir sind – der Sieg!

Wir sind L'u

Wir sind UaOIU

aOeee

Oh je! Oh weh!

Bald tut es weh

Wir sind L'uUaOIUaOeee

Wir werden euch das Sterben geben

Denn Krieg ist unser Leben!

Shaw nickte.

„Zugegeben“, meinte er zu Ebert, „aber ich versteh nicht ganz, inwiefern das schlimmer sein soll als die-“

„Wir werden gerufen, Sir.“

„Klingt es wie ein Lied?“ wollte Rashi wissen.

Doch sie musste nicht auf eine Antwort von Lieutenant Voin warten. Wie es so die Art der L'uUaOIUaOeee war, ein Volk, das gerne andere Spezies angriff und in Kriege verwickelte, war eine Etikette, die es vorsah, darauf zu warten, dass jemand, den man gerade angefunkt hatte, antwortete, eher verpönt und man erschien gerne – und auch eine kleine Spur aufdringlich – als Hologramm auf der Brücke des jeweiligen Schiffes (oder wahlweise im Büro des Präsidenten, vor dem versammelten Senat oder auf der Toilette des Sexschlößchens des Diktators, je nachdem).

Zwei Soldaten, die etwas ähnliches wie Trompeten in den Händen hielten, tauchten auf, brachten sich in Position wie dereinst am königlichen Hofe und, ironischerweise, posaunten heraus, dass mit dem Auftritt einer wichtigen Person zu rechnen war, deren Hologramm direkt nach dem kleinen Tusch zwischen den beiden erschien.

Es war eine stattliche Figur.

Es war eine große Kriegerin.

Und es war unübersehbar, dass sie extrem angepisst war!

Wütend sah sie in die Runde.

„Kein Gesang?“ fragte Captain Shaw ein wenig enttäuscht.

Sie musterte ihn.

Mit Verachtung.

Nichts neues für ihn.

Ein bisschen angewidert schritt sie langsam auf ihn zu.

„Captainnnnn Shawwwwwww“, ließ sie ein paar der Buchstaben seines Namens auf ihrer Zunge zergehen. Wenn man die L'uUaOIUaOeee kannte, wusste man, dass das selten ein gutes Zeichen war – und dass sie sie nicht sang, war auch keins!

„In voller Größe.“

Ihr Gesicht zeigte für den Bruchteil einer Sekunde Geringschätzung, was neben anderem auch darin begründet lag, dass sie gut zwei Köpfte größer war als er.

„Nichts, worauf man stolz sein müsste“, kommentierte sie, „selbst für einen Menschen.“

„Zugegeben“, er war vielleicht nicht der größte... aber was hatte das mit irgendwas zu tun?

Von all den Völkern, die sie in der Galaxis bisher kennengelernt hatten, sahen ihnen die L'uUaOIUaOeee am ähnlichsten, zumindest, was Körperbau und Gesichter anging... mit dem kleinen Unterschied, dass sie alle ziemlich groß zu sein schienen und ihre Haut nahezu golden war, was sie wirken ließ, als hätte man einen Menschen mit der Statue eines griechischen Gottes gekreuzt und dann golden angepinselt... und ein bisschen engelsgleich waren sie auch.

Was aber gerade diese definitiv nicht heraushängen ließ. Nichtmal ansatzweise. Sie sah ihn abschätzend und dann wieder geringschätzig an.

„Ich bin Kriegsmeisterin Ju'Lenn Chree“, begann die beeindruckende aber nicht beeindruckte Kriegerin. „Wir sind uns nie begegnet – aber ich habe lange darauf gehofft, dass es einmal passieren würde.“

Das könnte... in zweierlei Richtungen weitergehen, eine gute, eine... fatale!

„Sie kannten meine Schwester!“ fuhr sie fort.

Das war...

„Und ich bin hier, um mich für das zu rächen, das Sie getan haben!“

„Oh!“

Ebert zog Shaw am Ärmel.

„Deswegen ist es schlimmer!“

LOG IV/02

Eine Botschaft, ein Bankett

Auf einer fernen Welt

Der Abend fing ja an ganz nett

Doch dann kam unser Held-

„Ehrlich?“

„Bitte?“

„Findest du wirklich, dass das notwendig ist?“ meinte Ebert ein wenig angenervt. „Ich meine, diese ganzen Reime, dieses ganze Gesinge, all das.“

„Du weißt, dass Dr. Chen das großartig finden würde.“

„Aber der ist nicht hier, oder?“

„Äh, nein. Aber... ich denke, es ist kulturell angemessen, diesen Teil der Geschichte auf diese Weise zu erzählen, denn immerhin würden das die L'uUaOIUaOeee auch tun.“

„Würden sie das?“

„Soviel ich weiß, ja. Nach dem, was ich gehört habe, verarbeiten sie so ziemlich alles in Musicals...“

„Sag nicht Musicals“, winkte Rashi ab, „du weißt, was uns Doktorchen da für einen Vortrag drüber gehalten hat!“

Dr. Chens Vortrag

Zum Thema „Ist das, was die L'uUaOIUaOeee machen, wirklich ein Musical?“

„Die Antwort auf diese Frage ist... ein bisschen knifflig. Oder liegt im Auge des Betrachters. Oder des Puristen.“

„Kommen Sie zur Sache, Doktor!“

„Achten Sie auf Ihren Ton, Lieutenant Ebert.“

„Das tue ich gerade!“

„Oh.“

„Ja, oh. Also... wenns denn unbedingt sein muss?“

„Keine Anspielung auf den Ton?“ mischte sich Shaw ein. „Dass die L'uUaOIUaOeee quasi immer auf ihren Ton achten?“

„Das, äh... erschien mir zu dem Zeitpunkt übertrieben. Aber nett, dass du uns darauf hingewiesen hast.“

„Jederzeit gern!“

„Also, Doktorchen?“

„Ähhh...“

Shaw reichte ihm die Flasche.

„Danke.“

Nachdem er sich bedient hatte, fuhr der Doktor fort: „Wenn man es ganz genau nehmen würde, wären die musikalischen Gebilde der L'uUaOIUaOeee wahrscheinlich eigentlich eher sowas wie Opern.“

„Will ich wissen, worin da der Unterschied besteht?“

„Das nehme ich nicht an.“

„Und Sie liegen absolut richtig, Doktor.“

„Da Sie aber gefragt haben...“

Ebert seufzte – und langte nach der Flasche. Diese Reisen in ihrem beengten Shuttle kratzten ab irgendeinem Punkt an den Nerven von jedem von ihnen.

„...Musicals haben zwischendurch meist Dialoge in Prosa, bei Opern ist alles gesungen, auch der kleinste Dialog.“

„Ahh!“ nickte Rashi, sich nicht einmal Mühe gebend, Interesse zu heucheln.

„Insofern sind das also alles eigentlich eher Opern, aber auch da muss man ein paar Abstriche machen, da es oft lange Passagen gibt, in denen die Handlung nicht im Spiel ausgedrückt, sondern lediglich gesungen wird.“

„So wie in einem sehr, sehr langen Gedicht?“

„Wenn man die Musik abzieht, könnte es auf sowas hinauslaufen.“

„Ah“, meinte nun Shaw, etwas weniger des-, aber auch nicht wirklich richtig interessiert.

„Wie ich bereits sagte, verarbeiten sie alles in dieser gereimten Liedform... was ein bisschen zu Redundanzen führen kann, könnte ich mir vorstellen.“

„Könnten Sie das?“ stöhnte Rashi.

„Ja. Sie singen Lieder, die sie dafür extra komponieren, wenn sie eine Welt angreifen. Das bedeutet, dass jede angegriffene Welt und jeder Krieg eigene Lieder hat.“

„So kommt man nicht durcheinander, wen man schon unterjocht hat.“

„Aber danach machen sie auch wieder Lieder über diese Kriege... wobei ich nun nicht ganz sicher bin, ob sie darin auch die gleichen Lieder und Texte verwenden oder ob sie dafür komplett neue schaffen. Es gibt aber nicht nur 'Opern' über ihre Kriege, sondern auch über ihre Persönlichkeiten. Es gibt sogar welche, mit denen sie schlicht ihr Volk und das, was sie tun, vorstellen... und die, wenn ich das richtig verstehe, auch der Wirklichkeit und neuen Begebenheiten angepasst werden!“

Commander Ebert sah Captain Shaw an.

„Meinst du, wir kommen auch drin vor?“

„Was?“

„Meinst du, die haben Lieder gemacht, in denen wir auch eine Rolle spielen?“

Der Captain winkte ab.

„Quatsch!“

„Na, dann bin ich ja beruhigt. Ich meine, du schmückst deine Geschichten ja schon aus, aber wer weiß, was die daraus gemacht hätten? Zum Beispiel Bibliothekarin Karin!“

„Ich habe lediglich erwähnt, dass wir... uns näher kennengelernt haben.“

„Eben. Und nun stell dir das mal als gereimte Musikeinlage vor.“

„Lieber nicht! Anders dagegen gestaltet sich das hier.“

„Tut es das?“

„Eigentlich nicht. Aber wenn wir es uns schönreden wollen, können wir immernoch sagen, dass diesmal zumindest eine L'uUaOIUaOeee daran beteiligt war.“

„Na gut“, seufzte Ebert, „wenns denn sein muss...“

LOG IV/03

„Ich hab Ihr Volk noch nie gesehen!“

„Doch bestimmt von uns gehört.“

„Die auf Krieg wohl nicht so stehen?

Das ist unerhört!“

„Tut mir leid...

Und: Hübsches Kleid!

Tragen Sie das in der Schlacht?“

„Es ist genau dafür gemacht!“

„Dann ist mir jetzt alles klar

Natürlich ist Krieg wunderbar

Und vielleicht sogar schön

Kann man Sie da kämpfen sehn

In nem Gewand wie diesem

Das verbirgt und doch viel zeigt

Wär ich zum Schwärmen wohl geneigt

Der Kriegsgott sei gepriesen!“

„Man kann sich gut darin bewegen

Und Feinde ganz befreit zerlegen.“

„Klingt verwegen!“

„Ach, von wegen!

Das gehört dazu.

Die Ewige Ruh!“

„Doch wenn Sie einer darin sieht

Kommt's vor, dass einfach keiner flieht?

Wird dann an- statt weggerannt

Weil man vom Anblick so gebannt?

Um Sie zu betrachten

Während Sie...“ „Abschlachten?!“

„Jaaaaa...

Wohl wahr!

Wer also Ihr Gegner geworden

Ist wahrscheinlich glücklich gestorben?“

„Vielleicht wollt ich ihn ja nur ermorden

Weil seine Gedanken verdorben?!“

„Guter Aspekt

Der abschreckt!“

„Ich muss also verzichten

Sie im Kampfe zu vernichten?“

„Entschuldigung.“ „Nicht schlimm.

Vielleicht ist es ja ein Gewinn

Wenn wir in diesen Zeiten

Nicht auf feindgesinnten Seiten.“

„Wollen wir drauf trinken?

Ich kann dem Kellner winken.

Ich erhebe den Drink

Und fühle mich geehrt.“

„Sie sind mit der Zunge flink

Aber auch mit dem Schwert?

Dann wär'n Sie sehr begehrt!“

„Ich fürchte, das bleibt mir verwehrt

Ich denke, mein Fechten

Zählt doch eher zum schlechten.

Die Zung ist schneller

Noch einen Teller

Vom Buffet?“

„Nee!

Ich bin eben so vorgeschnellt

Und hab mich gar nicht vorgestellt

Kriegsmeisterin U'Fara Chree.“

„Ich freue mich wie Schnee!

Oh, Sie könn'n ja lächeln!“

„Sie bringen mich zum Schwächeln.

Das hört man selten

Von fremden Welten.“

„War ein Klacks.

Ich heiße Max

Shaw und bin erfreut

Sie zu treffen heut.

Es ist mit eine Ehre.“

„Der ich mich nicht verwehre.“

„Freut mich sehr.“

„Fällt mir nicht schwer.

Ich hab von Ihnen schon gehört.“

„Ich hoffe, das hat nicht gestört.“

„Oh nein, ich war entgeistert.

Bin nun aber begeistert!

Ich versteh aber auch

Den neuen Brauch

Krieg abzulehnen.“

„Liegt sicher in den Genen.“

„Oder – verzeih die Blöße

Wohl eher in der Größe.“

„Oder im Mangel dran?

Ja, ich bin ein kleiner Mann!“

„War auch mein erster Eindruck

Doch ist das, was beeindruckt!

Frech zu sein

Und dabei klein

Das ist Mut.

Find ich gut!

Wärn wir uns im Kampf begegnet

Wärn wir bestimmt mit Spaß gesegnet

Das Singen

Unsrer Klingen

Und unserer Zungen

Wär niemals verklungen!

Ein Duell wie es sich lohnt.

Episch und bombastisch!“

„Du hättst mich sicher nicht geschont!“

„Das macht es so phantastisch!

Wenn wir uns so erfahren wollen

Dann ist uns nur ein Weg geblieben:

Wir müssen auf dem Bett uns tollen

Und ganz kräftig lieben!“

„Ohne zu verdrießen

Werd ich das mehr genießen!

Und bei dem ganzen Spaß

Beißt auch niemand ins Gras.

Kann ich jedenfalls nur hoffen!“

„Falls doch, macht es mich sehr betroffen!

Wir sollten uns beeilen

Kann nicht mehr lang verweilen.

Meiner Schwester Hochzeit

Ist zu einer Hochzeit

Wenn ich zu spät erschein'

Wird sie das nie verzeihn!

Drum klären wir ganz unsensibel:

Sind wir beide kompatibel?

Schmaus oder eher Graus?“

„Finden wir's heraus!“

LOG IV/04

„Und?“ wollte Rashi wissen.

„Und was?“

„Habt ihr es herausgefunden? Bei eurer Sexpedition?“

„Natürlich. Und es... funktioniert!“

„Das freut mich sehr“, sie sah die Kriegerin an, deren beeindruckendes Abbild auf ihrer Brücke stand, „im Gegensatz dazu!“

„Ja, äh, das... das kann ich mir vorstellen!“ Shaw lächelte und wandte sich Kriegsmeisterin Ju'Lenn Chree zu. „Wollen Sie sagen...“ Er dachte nach. „...ich habe Ihre Schwester geschwängert... und mich nicht mehr darum gekümmert? Ist es das?“

„Sie haben... was?“ Ju'Lenn Chree musterte ihn verstört. „Sie hatten... was?“

„Äh...“

„Sex?!“ half Ebert nach.

„Ja“, stimmte Shaw zu, „genau das.“

„Sie und meine Schwester hatten Sex???“ kam es gleichermaßen überrascht wie verstört wie angewidert wie verärgert zurück.

„Ist das nicht der Grund, warum Sie... wir... hier?“ fragte der Captain kleinlaut. „Ich dachte...“ Seine Stirn legte sich in Falten. „Heißt das, Sie wussten nichts davon?“

„Bis gerade eben nicht!“

„Oh. Ohhhhhh!“

Das bedeutete... er hatte keine Ahnung, was das bedeutete.

„Du hast keine Ahnung, was das bedeutet, oder?“ fragte Rashi.

„Nein... du?“

„Nope!“ verneinte sie. „Aber ich bin sicher, wir finden es gleich heraus.“

„Das bin ich auch!“ Shaw wandte sich wieder der Kriegsmeisterin zu. „Also hat Ihre Schwester nicht erzählt... Was hat Ihre Schwester erzählt? Was... ist Ihrer Schwester passiert?“

Ju'Lenn Chree legte den Kopf schief.

„Das sind drei Fragen... von jemandem, der mir Antworten schuldig ist!“

„Bin ich das? Nun, zunächst kommen Sie hierher und beschuldigen mich und dann scheinen Sie noch nichtmal zu wissen, wessen.“

Rashi sah Shaw an ob der Formulierung, der deutete ihr an, dass das nicht der geeignete Zeitpunkt war, über soetwas zu sinnieren oder debattieren.

„Dann fangen wir doch mit meiner letzten Frage an.“

„Überlegen Sie sich das gut, denn es könnte in der Tat Ihre letzte Fragewerden!“

„Ist Ihrer Schwester etwas zugestoßen?“

„Ist das eine von Ihren sexuellen Metaphern? Eins von Ihren Sexperimenten?“

„Nein, ich möchte nur wissen, ob, nachdem wir uns getrennt haben, etwas passiert ist. Ihr. Etwas... schreckliches?“

„Ob ihr etwas schreckliches passiert ist? Ihr???“

„Äh...“

„Sie sollten fragen, was mir 'zugestoßen' ist, um es in Ihren Worten zu sagen.“

„Sie, äh, sind die Schwester, die heiraten wollte?“

Ein Lächeln, das in manchen Kulturen als Waffe oder Instrument der Bedrohung angesehen und bei Strafe verboten worden wäre, erschien auf ihrem Gesicht.

„Fein, fein, Kapitän, Sie fangen langsam an, die richtigen Fragen zu stellen. Ja, ich bin die Schwester, die Schwester!“

„Hat sie noch mehrere?“

„Drei.“

„Und die wollen sich auch an mir rächen?“

„Nein, die wollen das nicht.“

„Dann... hat es mit der Hochzeit zu tun?!“

Das Lächeln, wenn man es denn so bezeichnen wollte, wechselte in einen tödlichen Gang.

„Endlich, nach all den Jahren, kommt sie: die Erkenntnis!“

„Aber... was genau habe ich getan?“

„Sie, mein unwerter Captain, haben mir diesen einen Tag im Jahr, diesen einen Tag in meinem Leben, auf den ich mich mehr gefreut habe als auf die Invasion einer Feindeswelt...“

Shaw legte zweifelnd den Kopf schief.

„...auf den ich mich fast so sehr gefreut habe wie auf einen Angriff – und Sie haben ihn mir ruiniert!“

„Hab ich das?“

„Das haben Sie!“

„Und wie hab ich das?“

„Ich dachte, das wäre eindeutig!“

„Weil... Ihre Schwester schwanger war... Nein. Weil sie Sex mit einem AußerL'uUaOIUaOeeeschen hatte... Nein. Weil sie, durch etwas, das Sie gerade erst erfahren haben, die Familie entehrt hat... kann es also auch nicht sein.“ Shaw zuckte die Schultern. „Ich passe.“

„Darf ich Ihr Gedächtnis ein wenig auffrischen.“

„Wenn Sie wollen, dass ich weiß, warum Sie sich an mir rächen wollen, dann wäre das wohl von Vorteil.“

„Sie können sich vorstellen, dass Ihr Verhalten Konsequenzen gehabt hat – und dass es Diskussionen nach sich gezogen hat.“

„Ich bin sicher, das kann ich... wenn ich weiß, was mein Verhalten war.“

„Sie können sich aber wenigstens vorstellen, dass wir auf unsere eigene Weise mit dieser Angelegenheit umgegangen sind.“

„Das heißt...?“

„In einem Lied!“

Shaw warf Ebert einen Blick zu.

„Hab ichs dir doch gesagt!“

„Ehrlich? Du meinst, das ist im Moment der wesentliche Teil?“

„Wer weiß, was mir nach diesem Lied noch bleibt!“

„Auch wieder wahr.“

„Wie wäre es mit ein bisschen Aufmerksamkeit?“ herrschte ihn die Kriegsmeisterin an. „Und das gilt für Sie beide!“

Beide wurden kleinlaut und still.

„Wie ich Sie also erinnern darf...“

Wir sollten uns beeilen

Kann nicht mehr lang verweilen.

Meiner Schwester Hochzeit

Ist zu einer Hochzeit

Wenn ich zu spät erschein'

Wird sie das nie verzeihn!

Shaw und Ebert starrten Chree an.

„Ja?“ meinte der Captain dann unsicher. „Ich fürchte, ich hab etwas mehr erwartet.“

„Ich habe es auf das Wesentliche zusammengefasst.“

„Das ist das Wesentliche?“

„Für mich schon!“

„Das heißt... sie war zu spät? Zu Ihrer Hochzeit?“

Kriegsmeisterin Chree seufzte.

„Endlich, endlich haben Sie es erfasst!“

„Das bedeutet... die Hochzeit ist ins Wasser gefallen?“

„Es gab kein Wasser in dieser Umgebung!“

„Ist... ausgefallen?! Die Hochzeit musste ausfallen?“

„Nein.“

„Weil... nicht alle aus der Familie anwesend waren?!“

„Außer ihr waren alle da. Die Hochzeit hat stattgefunden.“

„Aber... sie stand unter einem schlechten Stern?“ Shaw winkte ab, bevor sie klar machte, dass hier einmal mehr die Übersetzung an ihre Grenzen kam. „Es bedeutet Unglück? Dass sie zu spät kam? Für das Brautpaar, die Familie, die Zukunft...?“

„Nein.“

„Nein? Sie waren also nicht entehrt oder haben Ihren Job verloren oder...“

„Nein!“

„Hmmm!“

Shaw kratzte sich am Kinn. Dann sah er Rashi an.

Die zuckte nur die Schultern.

„Tja, ich fürchte...“

„Meine Schwester kam zu meiner Hochzeit zu spät!“

„Also... mussten Sie später anfangen?“

„Ja, das mussten wir.“

„Wie... wieviel kam sie zu spät?“

„554 S'kroti!“

„Oh!“ meinte der Captain beeindruckt. „Das ist... das sind...?“

Er sah Rashi an.

„4 Minuten und 37 Sekunden!“ rechnete die um...

...und ihrer beider Blicke trafen die Kriegsmeisterin.

„4 Minuten und 37 Sekunden?“ wiederholte Shaw, nun selbst derjenige, der ein wenig angesäuert klang. „Soll das ein Scherz sein?“

„Ich habe es nicht als Scherz empfunden!“

„Und doch scheint mir nichts anderes übrig zu bleiben!“ begann er sich nun aufzuregen. „Sie machen einen solchen Aufstand, weil Ihre Schwester nichteinmal fünf Minuten zu spät gekommen ist?“

„In meinem Volk legt man großen Wert auf Pünktlichkeit.“

„Und in meinem auf Verstand!“

„Wirklich?“ zweifelten nun Ju'Lenn Chree und Rashi wie aus einem Mund. „Da hab ich was anderes gehört.“

„Es ist... Wunschdenken von mir. Ein Ziel, eine Utopie. Es wär schön, wenn es so wäre. Fünf Minuten...“ Er legte den Kopf schief. „Und inwiefern hat sich das auf die Zeremonie ausgewirkt?“

„Wir haben verspätet begonnen, das sagte ich schon.“

„Und sonst?“

„Ich war ungehalten!“

„Das sind Sie noch.“

„Sie sind ein aufmerksamer Beobachter.“

„Und ein angesäuerter! Gab es weitere Auswirkungen? Das Essen kalt? Das Taxi schon fort? Das Hotelzimmer anderweitig vergeben?“

„Nein.“

Shaw gab sich einem langen, ausgedehnten Seufzer hin.

„Und Sie waren dadurch nichteinmal entehrt oder etwas in dieser Art?“

„Nein!“ Die Kriegsmeisterin brummte. „Aber es hat mir die ganze Feier verdorben. Was glauben Sie, an wievielen Welten ich in der Zeit danach meine Wut ausgelassen habe?“

„Äh... zwei?“

„Ja“, stimmte Ju'Lenn Chree zu, „es waren zwei. Aber die werden es nie vergessen!“

„Sind denn nicht alle tot?“

„Die... sie...“

„Und wären sie das nicht sowieso?“

Kriegsmeisterin Chree wollte sich aufplustern, doch auch dann stimmte sie zu.

„Ja... wahrscheinlich!“

„Und wie geht es Ihrer Schwester so?“

„Welcher?“

Shaw sah die Kriegsmeisterin streng an.

„Oh, U'Fara? Doch, gut. Verheiratet, große Kriegerin... könnte gar nicht besser sein.“

„Das freut mich sehr. Grüßen Sie sie mal bei Gelegenheit. Falls Sie noch in Kontakt stehen.“

„Oh, natürlich. Sie meinen, wegen so einer Sache...“

„Wegen der Sie sich an mir rächen wollten?!“

„Ja, an Ihnen! Sie sind ja auch ein Außenstehender. U'Fara ist Familie, das ist etwas völlig anderes.“

„Gut zu wissen.“ Er kniff die Augen zusammen. „Was genau hat sie denn eigentlich gesagt, wie ich sie aufgehalten habe, dass sie sich so sehr verspätet hat?“

„Das, äh... dass Sie... ein würdiger Gegner wären... was der Hauptgrund war, warum ich überhaupt Rache an Ihnen üben wollte... und üben scheint da der richtige Begriff zu sein, weil Sie ja so ein toller Krieger sein sollten und ich dachte, es wäre eine Ehre und warum lass ich sie das nicht einfach selber erzählen?“

Wir sind einander begegnet

Und waren mit Kampflust gesegnet!

Er hat mich herausgefordert

Und im Zweikampf dann gefordert

Ein Duell wie es sich lohnt.

Episch und bombastisch!

Haben einander nicht geschont!

Das machte es phantastisch!

Das Singen

Unsrer Klingen

Und unserer Zungen

Wär niemals verklungen!

Ohne zu verdrießen

Ein Kampf wars zum genießen!

Doch bei dem ganzen Spaß

Biss wohl niemand ins Gras.

Aber ging er viel zu lang

Und ich, ich wurde bang

Dass ich zu spät wohl käme

Wie schlimm wär dann die Hähme?

Und doch war es das wert

Ein guter Kampf mit Schwert

Und mit einem Verstand

Der uns beide verband!

„Keine Sexpedition, kein Sexkapismus, keine Sexperimente“, stellte Ebert fest.

„Nur ein Duell, das sich erstrebenswert anhört.“

„Oder ersterbenswert.“

„Das ist für uns das gleiche“, meinte die Kriegsmeisterin.

„Ja, so klang das für mich auch. Verheiratet also...“

„Und Kriegsherrin.“

„Liegt wohl in der Familie.“

„Es liegt in unserem Volk!“

„Auch wieder wahr. Tjaaaaaaa... Ich darf dann wohl annehmen, dass unser... Disput? Kampf? Wasauchimmer?“

„Aufgehoben ist?“

„Ja?“

„Ja!“

Shaw lächelte.

„Das hört man gern!“

Seine Stirn kräuselte sich.

„Aber Sie sind nicht extra hierher gekommen, weil Sie wussten, dass ich hier war, oder?“

„Nein, das war nur eine hübsche Beigabe... oder wäre es gewesen, wenn... sich die Dinge nicht so entwickelt hätten, wie sie das haben.“

„Was das Hübsch in diesem Zusammenhang angeht, gehen unsere Meinungen auseinander, fürchte ich, aber, wenn ich fragen darf, was genau führt Sie denn dann hierher?“

„Die Invasion der Erde!“

LOG IV/05

„Soll das heißen, Sie...?!“

„Oh, nicht wir!“ winkte Kriegsmeisterin Chree ab. „Aber sagen wir, seit unserer Bekanntschaft, also nicht unserer, sondern der unserer Völker, zu der Sie, wie ich mir habe sagen lassen, auch einen gewissen Beitrag geleistet haben sollen, haben wir beschlossen, ein Auge auf Ihre Welt zu haben.“ Sie merkte, dass das falsch verstanden werden könnte. „Nicht, weil wir noch immer eine Gefahr in Ihnen sehen“, erklärte sie deshalb schnell, „sondern weil wir eine für Sie sehen!“

„Und wie darf ich das verstehen?“

„Erinnern Sie sich an Kriegsmeister P'ona Ree?“

„Selbstverständlich. Durch ihn ist gewissermaßen der erste Kontakt zustande gekommen.“

„Weil er uns kapern wollte!“ fügte Ebert hinzu, nicht ganz klar machend, ob sie das witzig oder anklagend meinte, möglicherweise eine Mischung aus beidem.

„Ja, das auch“, gab Shaw zu.

„Die Begegnung mit Ihnen hat sein Leben verändert...“

Das klang gut.

„...und in gewisser Weise auch beendet!“

Das klang weniger gut!

„Sie haben unserem Volk eine... neue Richtung verliehen, um es mal so zu nennen. Wir wollten nun nicht mehr nur Kriege verhindern, wir wollten auch Rache und Gerechtigkeit...“

„Das hab ich gemerkt!“

„...für das, was man uns, Ihnen und, wie wir herausgefunden haben, auch anderen Völkern angetan hat. Der Kriegsmeister war ein großer Verfechter dieser neuen Richtung und hat mit Hingabe nach denen gesucht, die anderen Völkern das angetan haben, was man uns und Ihnen angetan hat. Offensichtlich hatte er ein paar Spuren gefunden... und dann hat man sein Schiff angegriffen und zerstört!“

„Das tut mir leid“, sagte Shaw geknickt. „Man hat uns nichts davon mitgeteilt.“

„Das ist richtig. Wir haben Ihrem Volk nichts davon mitgeteilt. Weil wir herausgefunden haben, dass diese Suche mit Gefahren verbunden ist. Mit größeren, als wir erwartet hatten. Und deshalb haben wir immer ein Auge auf diesen Sektor.“ Sie seufzte. „Machen wir uns nichts vor, in diesem Teil der Galaxis gibt es nicht viel anderes außer Ihrer Welt. Sollte sich also mal eine größere Flotte von Kriegsschiffen hierher verirren, sind wir, sagen wir mal, interessiert.“

„Die Flotte der ZtZkZiauZ?“

„Ja“, nickte Ju'Lenn Chree. „Wie wir hörten, haben die eine, wie sagt man...“

„Sehr aktive Terroristenszene?“ schlug Ebert vor.

„Ja, so könnte man es nennen. Was auf interne Probleme schließen lässt. Aber sie wären nicht das erste Volk, das seine internen Probleme lösen will, indem es sich externe schafft. Als wir ihre Flotte also in diesem Sektor bemerkten, hat das unsere Aufmerksamkeit geweckt. Und dann waren da... Sie!“

„Aber... haben Sie das nicht erst angeprangert, als sich die Flotte der ZtZkZiauZ bereits aus dem Staub gemacht hatte?“

„Das schien der beste Zeitpunkt für eine Kontaktaufnahme...“

„Wenn man das denn so nennen will.“

„Wie dem auch sei, werter Kapitän, zu diesem Zeitpunkt stellte die Flotte offensichtlich keine Gefahr für die Erde mehr dar... und wäre dem nicht so gewesen, wieviel glorreicher hätte unser Aufeinandertreffen dann werden können?“

„Wieviel... in etwa?“

„Es hätte bombastisch sein können...“ Die Kriegsmeisterin verbarg ihre Enttäuschung nicht. „...vorausgesetzt, Sie wären der Kämpfer gewesen, als den Sie meine holde Schwester beschrieben hat. In dem Fall wäre es episch geworden und hätte Stoff gleich für einen ganzen Zyklus an Singstücken geliefert. Seite an Seite hätten wir den Feind besiegt und dann, nachdem wir durch sein Blut gewatet wären, hätten wir unsere offene Rechnung beglichen und gegeneinander gekämpft...“ Sie zuckte die Schultern. „Naja!“

„Tut mir wirklich leid, Sie enttäuschen zu müssen.“

„Sowas ähnliches hat meine Schwester auch angedeutet... erst jetzt verstehe ich, wie sie das gemeint hat.“

„Trotzdem möchte ich mich bei Ihnen bedanken.“

„Dafür, dass ich nicht trotzdem ein Duell von Ihnen fordere?“

„Für 4 Minuten und 37 Sekunden???“

„Wir legen eben großen Wert auf Pünktlichkeit!“

„Nun, nicht dafür, sondern dafür, dass Sie, dass Ihr Volk über unsere Welt wacht.“

„Oh, messen Sie dem nicht zuviel Bedeutung bei, es geht uns nicht nur darum, Sie schützen.“

„Nicht?“

„Nein. Wir rechnen auch damit, dass die, die uns das angetan haben, oder Ihnen in dem Fall, vielleicht eines Tages an diesen Ort zurückkehren, sei es, um Sie zum Schweigen zu bringen, sei es, weil sie bei Ihnen eine schöne Zeit hatten, die sie gerne wieder aufleben lassen würden. Wir sehen dies also durchaus als Möglichkeit, die zu kriegen, hinter denen wir alle her sind!“

„Und die Erde ist der Köder?“

Das „Lächeln“ auf dem Gesicht der Kriegsmeisterin war wieder in der Kategorie „gefährlich bis bedrohlich wenn nicht gar verstörend“ anzusiedeln.

„Ja!“

„Schön, dass wir das geklärt haben.“

„Es war mir eine...“

„Ehre?“

„Nein.“

„Vergnügen?“

„Nein.“

„Genugtuung?“

„Nein. Zeitverschwendung!“ lächelte sie. „Das war es!“

Shaw wollte zu etwas ansetzen, aber Lieutenant Voin unterbrach seinen Gedanken.

„Da ist ein Shuttle, das um Landeerlaubnis bittet“, meldete er.

Der Captain sah die Kriegsmeisterin an,

„Ein Enterkommando?“

„Da muss ich Sie leider enttäuschen... oder war das keine sexuelle Anspielung?“

„Nein, da muss ich Sie dann wohl enttäuschen.“

„Wäre nicht das erste Mal!“

„Du kannst echt gut mit Frauen“, grinste Rashi. „Also das ist kein Enterkommando?!“

Shaw sah auf die Anzeigen.

„Nein“, sagte er und verzog den Mundwinkel, „es ist schlimmer!“

LOG IV/06

„Wollen Sie damit sagen, dass Sie von mir geentert werden wollen?“ schmunzelte Ju'Lenn Chree.

„Seit Sie erfahren haben, dass ich und Ihre Schwester ein bisschen in neue Welten vorgestoßen sind – und in dem Fall meine ich das als Anspielung – können Sie echt nicht aufhören mit diesen Sprüchen, oder? Muss ich da auf ein Interesse schließen?“

„Ich bin verheiratet!“

„Der Teil unserer Konversation ist mir nicht entgangen. Das kann in unterschiedlichen Kulturen aber unterschiedliches bedeuten.“

„Zum Beispiel?“

„Dass man die Geschlechtsreife erreicht hat und offen für Beziehungen ist.“

„Eine solche Kultur gibt es?“

„Wenn man der Fachliteratur glauben kann.“

„Und wer hat die verfasst?“

„Dr. Chen“, meinte der Kapitän kleinlaut.

Kriegsmeisterin Chree sah ihn voller Ehrerbietung an.

„Der großartige, sagenumwobene Dr. Chen?“ hauchte sie.

„Ähh... ja?“

„Er ist bei uns L'oueleele eine Art...“

„Legende?“

„...gern gesehener Gast.“

„Ah.“

„Kein Außenweltler kennt sich mit unserer musikalischen Kultur besser aus als er.“

„Ja, das ist er!“

„Gut, wenn er das sagt...“

„Äh, Captain?!“ machte Voin wieder auf sich aufmerksam.

„Können wir die Landung verweigern?“ fragte der.

„Mit welcher Begründung?“

„Antipathie?“

„Ich fürchte...“

„Kriegsmeisterin Ju'Lenn Chree, Sie wären wohl nicht so freundlich, das kleine Shuttle, das sich da gerade vor unserem Rumpf herumdrückt, zu kapern, zu verschleppen... oder abzuschießen?“

„Wäre ich wohl nicht. Warum?“

„Ja“, stimmte Ebert mit ein, „warum?“

Dann sah es sie selbst.

Auf den Anzeigen.

„Oh... ich verstehe!“

Sie sah die Kriegsmeisterin an.

„Wirklich nicht?“

„Nein!“

Shaw seufzte.

„Tja, in dem Fall haben wir wohl keine Wahl. Lieutenant Voin, erteilen Sie der Fähre Landeerlaubnis und weisen Sie ihr ein Landedeck zu.“

„Jawohl, Sir.“

Chree maß den Captain und die Commander.

„Jemand, den Sie nicht mögen?“ fragte sie dann.

„Könnte man so sagen.“

„Könnte man es auch anders sagen?“

„Nur mit mehr Kraftausdrücken.“

Ihr Lächeln wurde... anders.

„Dann möchte ich Sie nicht weiter aufhalten!“

Gemein, das war das Wort!

„Gute Reise, Kapitän Shaw!“

Ihr Hologramm verschwand und wenig später setzte sich auch ihre Flotte wieder in Bewegung.

„Findest du es auch irgendwie bedenklich, dass ich lieber eine potentielle Gegnerin konfrontiere als...“

„Deinen ersten Offizier?“ vollendete Rashi. „Nicht, wenn man ihn kennt!“

Wenig später erschien er auf der Brücke:

„Lieutenant Commander Esger, erster Offizier!“ waren die ersten Worte, die er an die Anwesenden richtete.

Shaw musterte ihn.

„Ja?“

„Halten Sie das für eine angemessene Begrüßung?“ kam es ohne Umschweife, Wärme oder Humor zurück.

„Was ich dafür halten würde, würde Ihnen zweifelsohne nicht gefallen – aber ich gebe das gerne zurück.“

„Und wie soll ich das auffassen?“

„Als Zurechtweisung! Dem Satz, den Sie begonnen haben, mangelt es wahlweise an einem 'meldet sich zum Dienst' oder 'Erlaubnis an Bord zu kommen?', wenn Sie also derjenige sind, der hier auf Protokoll beharrt, dann sollten Sie erstmal liefern, bevor Sie einfordern.“

Unwillen, Unfreude, Unmut zeigten sich erst nacheinander und dann als hübsche Kollage auf dem Gesicht des Mannes.

„Lieutenant Commander Esger, erster Offizier... meldet sich zum Dienst!“

„Gute Entscheidung“, attestierte der Kapitän schmunzelnd.

„Inwiefern... Sir?“

„Weil ich durchaus erwogen hätte, die Bitte, die Sie ansonsten gestellt hätten, abzulehnen. Und wo wären wir dann jetzt?“

Esger wusste darauf keine Antwort, während Shaw es sich nicht gestattete, sich dieser Illusion hinzugeben, den unliebsamen Besucher umgehend wieder vom Schiff zu befördern.

„Nun, wie dem auch sei, darf ich Ihnen Lieutenant Voin vorstellen. Er ist unser Kommunikationsoffizier.“

Voin nickte von seiner Konsole herüber.

„Chefingenieur Bunar“, der, wie aufs Stichwort, gerade auf der Brücke erschienen war, dem Lieutenant Commander zunickte, seine Pflicht als abgegolten ansah und umgehend wieder verschwand.

„Und natürlich unsere Steuerfrau, Commander Ebert.“

„Sie meinen sicher Lieutenant Commander Ebert“, suchte Esger den Captain zu korrigieren.

„Nein“, meinte der und Rashi deutete auf ihre Rangabzeichen.

Der Neuzugang stellte sich nun ganz dicht vor den Kapitän.

„Sie müssen mich zum Commander befördern!“

„Bitte?“

„Sie müssen mich zum Commander befördern, sofort!“

„Und er wiederholt es auch noch“, lächelte Shaw.

„Ich bin im Rang der zweithöchste Offizier an Bord dieses Schiffes, also-“

„Haben Sie Angst, dass ich Ihre Befehle nicht befolge, weil Sie keinen höheren Rang haben als ich?“

„Ich würde es eher eine Gewissheit als eine Angst nennen.“

„Und ich impertinent, aufdringlich und unverschämt!“ meinte der Captain.

„Oh“, entfuhr es nun Esger ein wenig überrascht, „ich dachte nicht-“

„Ich meinte Ihr Verhalten, Lieutenant Commander Esger! Und dass Sie nicht denken, beweisen Sie hier in einer Tour. Sie kommen an Bord und versuchen dem Captain, Ihrem Vorgesetzten, Befehle zu erteilen? Das ist bestenfalls Insubordination, an der Grenze zur Befehlsverweigerung, wenn Sie mich fragen – und das wird Konsequenzen nach sich ziehen.“

„Aber-“

„Und zwar, ob Ihrer offensichtlichen Uneinsichtigkeit, umgehend! Lieutenant Commander Esger, aufgrund Ihres Verhaltens degradiere ich Sie zum Lieutenant!“

„Abe-“

„Und sollte ich nicht sofort eine Änderung Ihres Verhaltens erkennen können, werden Sie auch diesen Rang nicht lange behalten. Drücke ich mich klar aus?“

Esger sah ihn an.

Schluckte.

Nickte.

„Ah, geht doch. In dem Fall würde ich vorschlagen, dass Sie Ihre Uniform umgehend aber nicht zu umgehend ändern lassen, scheinen Sie doch jemand zu sein, der offensichtlich Wert auf derlei Dinge legt. Wegtreten!“

Ein weiteres Schlucken, dann verließ der zum Lieutenant degradierte Offizier die Brücke.

Rashi legte den Kopf schief.

Ließ sich die ganze Sache durch diesen hindurch gehen.

Und grinste breit.

„Das wird er dir heimzahlen, das weißt du?“

„Ja, das weiß ich. Würde er aber so oder so tun.“

„Auch wieder wahr.“

„Gut“, seufzte Shaw, „wie wärs, wenn wir uns dann endlich mal auf den Weg machen?“

„Ich dachte schon, du fragst gar nicht. Wo soll es hingehen?“

Shaw sah auf den Techblock, auf dem sich seine Befehle und damit verbunden ihre Flugroute befand – und schon war seine gute Laune wieder verschwunden!

LOG IV/07

„Du siehst aus, als hättest du gerade alle Hoffnung aufgegeben“, kommentierte Ebert, als sie seinen Gesichtsausdruck sah.

Er schickte ihr ihr Ziel auf die Navigation – und auch ihre Stimmung begann den Abstieg.

„Sag ich ja“, meinte er.

„Müssen wir... ich meine, wir müssen nicht direkt hinfliegen und es... besuchen, oder?“

„Nein. Aber wir kommen... wie weit entfernt kommen wir daran vorbei?“

„Halbes Lichtjahr.“

„Ich denke, wir kommen nicht drum herum, dort mal ein wenig langsamer zu werden und aus der Distanz unsere... was auch immer wir da bekunden können. Respektlosigkeit gegenüber dem Krieg der da geführt und dem Verbrechen, das da begangen worden ist.“

„Die Raumflotte wäre begeistert über deine Formulierung.“

„Mit Sicherheit.“ Shaw seufzte. „Kurs ist berechnet, nehme ich an?“

„Ist er.“

„Keine... Flotten in Sicht, die unsere Aufmerksamkeit verlangen?“

„Nein, Sir!“

„Keine Notrufe, Lieutenant Voin?“

„Nein, Sir, keine Meldungen irgendwelcher Art.“

„Das hört man auch nicht so oft, würde ich meinen“, meinte der Captain. „Dann, Commander Ebert, wenn Sie so freundlich wären, bringen Sie uns bitte hier weg und... unserem nächsten Ziel entgegen.“