Der jüngste Bauer - Adam Scharrer - E-Book
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Der jüngste Bauer E-Book

Adam Scharrer

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Beschreibung

Ein Junge, ein Gaul – und ein unerschütterlicher Wille. Im Chaos der letzten Kriegstage flieht der fünfzehnjährige Erich Riednagel mit seiner Familie aus Westpreußen. Der Vater gefallen, die Mutter verzweifelt, die Heimat verloren – und doch wächst der schmächtige Junge inmitten der Not über sich hinaus. Mit einem Pferdewagen, einem treuen Hund und einer Ziehharmonika wird Erich zum Versorger, Beschützer und Hoffnungsträger. Der jüngste Bauer ist die ergreifende Geschichte eines Heranwachsenden, der inmitten von Flucht, Hunger und Neuorientierung Verantwortung übernimmt – mit Mut, Einfallsreichtum und leiser Entschlossenheit. Adam Scharrer zeichnet ein berührendes Porträt vom Erwachsenwerden in einer zerrissenen Welt – und davon, wie Hoffnung, Solidarität und Selbstbehauptung eine neue Heimat begründen können.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 29

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Impressum

Adam Scharrer

Der jüngste Bauer

ISBN 978-3-68912-489-2 (E–Book)

Die Erzählung erschien 1979 im Aufbau Verlag Berlin und Weimar.

Das Titelbild wurde mit der KI erstellt.

© 2025 EDITION digital®

Pekrul & Sohn GbR

Godern

Alte Dorfstraße 2 b

19065 Pinnow

Tel.: 03860 505788

E-Mail: [email protected]

Internet: http://www.edition-digital.de

DER JÜNGSTE BAUER

Kinder sind grausam, besagt ein altes Sprichwort, aber wie so viele Sprichwörter ist auch dieses nur halb wahr, und von einer halben Wahrheit bis zum Gegenteil der Wahrheit ist es bekanntlich nicht weit. Was nun die Grausamkeit des Erich Riednagel anbetrifft, so ist zu sagen, dass ihm als fünfzehnjährigem Burschen von seinem Vater nur flüchtige Erinnerungen geblieben sind, und diese waren verflochten mit der früheren Heimat, einem Dorf in Westpreußen, einem kleinen geduckten Häuschen mit ein paar Obstbäumen und Schuppen und Kaninchen- und Ziegenställen drumherum und einem Bächlein, das dicht am Haus vorbeifloss und in dem sich die Enten tummeln konnten. Die Beschaffung des Futters für die Enten und Kaninchen und Ziegen war eine der Hauptaufgaben Erichs; er war der älteste von drei Geschwistern, die beiden Schwestern folgten in einem Abstand von je zwei Jahren. Der Vater hatte früher als Kutscher in einer Ziegelbrennerei gearbeitet.

Es ist aber nicht so, dass Erich seinen Vater vergessen hätte, es lag nur zu viel zwischen dem letzten Beisammensein mit ihm und dem, was dann folgte. Die Angst vor dem, was mit der zurückgehenden Front drohend vom Osten anrückte, war es und die Hilflosigkeit der zurückgebliebenen Erwachsenen. Die Unaufrichtigkeit der Menschen untereinander und am Ende die völlige Ratlosigkeit, als schon ein Heer von Flüchtlingen sich westwärts wälzte. Und weiter lag dazwischen die Verzweiflung der Mutter, denn kurz vor dem Befehl, das Dorf zu räumen, hatte die Familie Riednagel die Nachricht von dem Tode des Vaters erhalten, eine Hiobsbotschaft in allergrößter Not; denn wenn auch alles armselig war, was sie besaßen, nun, wo sie es im Stich lassen mussten, war es doch wie die Vertreibung aus dem Paradies, und sie wurde so unbarmherzig rasch anbefohlen, dass kaum Zeit blieb, die Enten und Kaninchen und Hühner und die Ziege zu schlachten, und es hätte sich auch gar nicht gelohnt. Man hätte auch ein Schwein schlachten können oder einen Ochsen, geschenkt war das zu haben, es war ja plötzlich herrenlos, und vieles blieb zurück.

Und schon hier, inmitten dieses unfassbaren Schlages eines unbarmherzigen Schicksals, begann dies greifbare Gestalt anzunehmen, was Frau Riednagel als kindliche Grausamkeit empfand. Während die Mutter mitten in aller Verwirrung und Verzweiflung nur an ihren toten Mann dachte, kam nämlich Erich mit einem Pferd und Leiterwagen auf den Hof gefahren, und in seinem kindlichen, hageren, ein wenig spitzbübischen Gesicht hing wahrhaftig ein triumphierendes Lächeln. „Ladet auf!“, befahl er und packte gleich mit an. Sie hatten einen kleinen Handwagen vollgepackt, aber was ging da schon drauf, und nur so zwischendurch erfuhr Frau Riednagel, dass ja auch Pferde und Wagen plötzlich „überflüssig“ geworden waren. Auch Hafer konnte man nun beim Nachbarn gleich mit aufladen und Mehl und Kartoffeln und Salzfleisch und vom eigenen Bestand Kleider und Betten und Geschirr, und in einer Kiste die Enten, und auch die Ziege bugsierten sie auf den Wagen. Sie stand zwischen dem Heu und schaute erstaunt in das Heer der Vertriebenen, und Erich kutschierte siegesbewusst seine Ladung mitten durch das Heer der Flüchtlinge, und Kürass, der schwarze, zottige Hofhund, sprang aufgeregt vor dem Gaul hin und her, als wäre der Auszug ganz selbstverständlich.

Und nun begann ein Leben, so frank und frei wie das der Zigeuner. Sie führten Vorräte mit, die eine ganze Weile reichten, und auch Hafer für den Gaul, und im übrigen fraß er sich leidlich an den Halteplätzen satt, und auch die Ziege.