Des Kaisers Platz an der Sonne: die Kolonie Deutsch Samoa - Hans-Jürgen Bauer - E-Book

Des Kaisers Platz an der Sonne: die Kolonie Deutsch Samoa E-Book

Hans-Jürgen Bauer

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Beschreibung

Des Kaisers Platz an der Sonne: die Kolonie Deutsch Samoa Die deutschen Kolonien (offiziell Schutzgebiete genannt) wurden vom Deutschen Reich ab den 1880er Jahren erworben und es bestand aus den überseeischen Kolonien, Dependenzen und Territorien des Deutschen Reiches. Bereits vor der Reichsgründung im Jahr 1871 hatte es kurzlebige Kolonisierungsversuche einzelner deutscher Staaten gegeben, aber Bismarck widerstand dem Druck, ein Kolonialreich zu errichten, bis zum "Scramble for Africa" im Jahr 1884. Deutschland beanspruchte einen Großteil der noch nicht kolonisierten Gebiete Afrikas und errichtete im Lauf der Zeit das drittgrößte Kolonialreich nach Großbritannien und Frankreich. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 verlor Deutschland die Kontrolle über den größten Teil seines Kolonialreichs, aber einige deutsche Truppen hielten sich bis zum Ende des Krieges in Deutsch-Ostafrika. Nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg wurde das deutsche Kolonialreich im Rahmen des Versailler Vertrags von den Alliierten offiziell beschlagnahmt. Jede Kolonie wurde ein Völkerbundmandat unter der Verwaltung, wenn auch nicht unter der Souveränität, einer der alliierten Siegermächte. In diesem Buch wird die Geschichte der Kolonie Deutsch Samoa behandelt. Umfangreiche Hintergrundinformationen und zeitgenössisches Bildmaterial zeichnen dieses Werk aus. Umfang: 94 Seiten

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Seitenzahl: 73

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Des Kaisers Platz an der Sonne

Die Kolonie Deutsch - Samoa

IMPRESSUM:

Autor: Hans-Jürgen BauerHerausgeber:M. PrommesbergerHändelstr 1793128 Regenstauf

[email protected]

Die Kolonie Deutsch - Samoa

Deutsch-Samoa war von 1900 bis 1914 (de facto) bzw. 1919 (de jure) eine deutsche Kolonie im westlichen Teil der Samoainseln. Sie umfasste mit den Inseln Upolu, Savaiʻi, Apolima und Manono das Gebiet des heutigen Staates Samoa. Deutsch-Samoa war, abgesehen vom Pachtgebiet Kiautschou in China, das einzige deutsche Kolonialgebiet im asiatisch-pazifischen Raum, das getrennt von Deutsch-Neuguinea verwaltet wurde.

1914 wurde das Gebiet von neuseeländischen Truppen besetzt, unter deren Militärverwaltung gestellt und 1919 gemäß den Bestimmungen des Friedensvertrags von Versailles als C-Mandat des Völkerbundes der Verwaltung Neuseelands übertragen. Westsamoa verblieb nach dem Zweiten Weltkrieg als UN-Treuhandgebiet unter der Aufsicht Neuseelands, von dem es 1962 wieder in die Unabhängigkeit entlassen wurde. Im amtlichen Sprachgebrauch wurde die Kolonie nur Samoa, nicht Deutsch-Samoa genannt.

Werbeplakat aus dem Jahr 1905

Geographie

Samoa liegt im südwestlichen Pazifik nordöstlich von Fidschi. Die größten Inseln sind Savaiʻi (1708 km²) und Upolu (1118 km²) mit der Hauptstadt Apia. Dazu kommen die bewohnten Inseln Manono, Apolima und sechs Inseln, die unbewohnt sind. Die größeren Inseln sind vulkanischen Ursprungs und von schroffen, dicht bewachsenen Berghängen gekennzeichnet. Die kleineren Inseln sind aus Korallenriffs entstanden.

Samoa liegt westlich der Datumsgrenze in der Zeitzone UTC+13 (UTC+14 in der Sommerzeit der Südhalbkugel); zu Mitteleuropa besteht damit abhängig von den Jahreszeiten in Europa ein Zeitunterschied von 11, 12 oder 13 Stunden. 1892 wechselte die Zuordnung des Gebiets auf die östliche Seite der Datumsgrenze (Verdoppelung des 4. Juli), 2011 erfolgte die Rückkehr (Ausfall des 30. Dezembers).

Klima

Klimadiagramm von Apia

Urheber Hedwig in Washington

Tropisch-ozeanisch mit einer Trocken- und einer Regenzeit (November bis April). Beständiger Südost-Passat. Die Temperatur schwankt von 20 °C bis 30 °C und beträgt im Durchschnitt 27 °C. Jährliche Niederschlagsmenge ist 2870 Millimeter, davon allein 1900 Millimeter von Oktober bis März. Auch wenn Samoa nicht in der Haupteinfallslinie der Hurrikane liegt, wird es doch gelegentlich von schweren Stürmen getroffen.

Die Kolonie Deutsche Samoa-Inseln

Hauptstadt: Berlin, Deutsches Reich

Verwaltungssitz: Apia

Verwaltungsorganisation: 11 Distrikte

Oberhaupt der Kolonie: Kaiser Wilhelm II., vertreten durch den Gouverneur

Gouverneur der Kolonie: Wilhelm Solf

Erich Schultz-Ewerth

Einwohner: zirka 33.500 Einwohner (Stand 1911)

Währung: Goldmark

Besitzergreifung: 1878–1900

Heutige Gebiete: Samoa

Geschichte

Die Geschichte der frühen Besiedlung Samoas ist sehr unsicher. Die früheste Besiedlung ist für etwa 1000 v. Chr. durch die Datierung von Tonscherben der Lapita-Kultur nachgewiesen worden. Intensive Beziehungen mit Tonga und Fidschi existierten schon seit 200 v. Chr. Von 940 bis 1250 wurde Samoa von Tonga beherrscht.

Der erste Europäer, der Samoa erreichte, war der Niederländer Jakob Roggeveen 1722. Aber erst durch die Missionare der britischen London Missionary Society (LMS) ab 1830 wurde die (vorübergehende) Vorherrschaft Europas über Samoa begründet. Die Samoaner wurden schnell christianisiert. Die United States Exploring Expedition unter Charles Wilkes erreichte 1839 die Inselgruppe und ernannte John C. Williams zum Handelsagenten der Vereinigten Staaten auf Samoa. Die Briten eröffneten (wahrscheinlich) 1847 ein Konsulat. 1855 erkundete der Kaufmann August Unshelm (1824 bis 1864) im Auftrag des Hamburger Handelshauses Joh. Ces. Godeffroy & Sohn Samoa. Zwei Jahre darauf gründete er in Apia auf der Insel Upolu eine zentrale Niederlassung der Firma. 1861 wurde er vom Hamburgischen Senat zum Konsul ernannt.

Das Hamburger Handelshaus Joh. Ces. Godeffroy dominierte bereits nach wenigen Jahren den Handel mit Samoa, wobei der Export von Kopra, das der Palmölgewinnung diente, zunehmend an Bedeutung gewann. Die steigende Nachfrage nach diesem Rohstoff führte 1865 zur Anlage der ersten Kokos-Plantage durch den neuen Niederlassungsleiter Theodor Weber. Das florierende Geschäft rief zu Beginn der 1870er-Jahre weitere Hamburger Handelsfirmen auf den Plan, darunter die Firma „Ruge, Hedemann & Co.“ als Vertreter von „Wachsmuth & Krogmann“ (gegründet 1797). In der Folge verschärfte sich die Konkurrenzsituation zwischen den drei ausländischen Mächten USA, Großbritannien und Deutschland (später die Three Powers genannt) immer mehr, wobei man sich zum Schutz der jeweiligen nationalen Interessen gerne der Mittel der sogenannten Kanonenbootpolitik (zuletzt im Konflikt um Samoa) bediente.

Seit den ausgehenden 1850er Jahren war es somit Hamburger Kaufleuten innerhalb weniger Jahre gelungen, sich gegenüber der britischen, australischen und amerikanischen Konkurrenz eine Vorrangstellung zu erarbeiten. Der Leiter der Hauptagentur des Hamburger Handelshauses Joh. Ces. Godeffroy & Sohn in der samoanischen Hauptstadt Apia, Theodor Weber, wurde am 28. April 1864 zum hamburgischen Konsul in Apia ernannt. 1868 wurde er Konsul des Norddeutschen Bundes und 1872 Konsul des Deutschen Reichs für Samoa und Tonga. Weber, der im Laufe der Jahre ein beachtliches Privatvermögen erwarb, machte das Handelshaus durch den Ankauf von 30 000 ha fruchtbarem Land auf Upolu zum größten Grundbesitzer in Samoa.

Am 16. Juli 1878 besetzten Einheiten von der Korvette SMS Ariadne unter dem Befehl des Kapitäns Karl Bartholomäus von Werner die Dörfer Saluafuata und Falealili auf Upolu und hissten dort die deutsche Flagge. Damit begann die deutsche Verwicklung in einen Kolonialkonflikt mit den USA und Großbritannien um die Inselgruppe. In den Jahren 1878 und 1879 schlossen Großbritannien, die USA und Deutschland Handelsverträge mit Samoa.

SMS Ariadne

Machtkämpfe um Samoa

1879 griffen die drei an Samoa interessierten Mächte (Three Powers) in Konflikte zwischen den Samoanern ein, um dem von ihnen bevorzugten Anwärter auf die Königswürde Malietoa Talavou im Streit um die Macht zum Sieg zu verhelfen. Am 2. September 1879 erklärten die Three Powers Apia und das die Stadt umgebende Gebiet zur neutralen Zone unter der gleichberechtigten, gemeinsamen Verwaltung der Konsuln dieser Staaten. Diese Munizipalverwaltung hatte die Aufgabe, den Handel der Europäer zu schützen und die Beziehungen zwischen Europäern und Samoanern zu ordnen.

Der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck brachte am 14. April 1880 eine Gesetzesvorlage, die Samoa-Vorlage, in den Reichstag ein, nach der das Deutsche Reich der Disconto-Gesellschaft (*1) und weiteren Investoren eine auf 4,5 % festgesetzte Zinsrate garantieren sollten, um das infolge seiner Unternehmungen in Samoa bankrotte Handelshaus Joh. Ces. Godeffroy & Sohn übernehmen zu können. Eine Mehrheit im Reichstag lehnte den Antrag ab.

(*1) Die Disconto-Gesellschaft – eigentlich Direction der Disconto-Gesellschaft – war eine der größten deutschen Bankgesellschaften. Sie wurde 1851 gegründet und fusionierte 1929 mit der Deutsche Bank AG. Ihr Sitz war in Berlin.

Der Deutschen Handels- und Plantagengesellschaft der Südsee-Inseln zu Hamburg (DHPG) gelang es trotz des fehlenden Rückhalts aus der Politik mit dem Kapital privater Investoren die samoanischen Besitzungen der Firma Joh. Ces. Godeffroy & Sohn mit ihren ausgedehnten Kokospalmenplantagen zu übernehmen. Die Deutsche Handels- und Plantagengesellschaft kontrollierte um 1877 fast die Hälfte der landwirtschaftlichen Anbaufläche Samoas.

Am 10. März 1881 setzten die drei Mächte den hauptsächlich von den Briten unterstützten Malietoa (*2) Laupepa als Nachfolger des am 9. November 1880 verstorbenen Malietoa Talavou als Vertragskönig ein, der von den Deutschen favorisierte Tupua Tamasese Titimaea sowie der im Kampf um die Macht zumindest anfänglich von den Amerikanern geförderte Mata'afa Josefo opponierten. Im Juli 1887 verlief eine Samoa-Konferenz zwischen dem Deutschen Reich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten in Washington ergebnislos, da die anderen Mächte ein deutsches Mandat über Samoa nicht anerkennen wollten. Seit 1880 herrschte unter den Samoanern Streit um die Führung im Lande. Traditionell gab es keine zentrale Königsmacht in Samoa. Verschiedene Mata'i (Familienoberhäupter) kämpften um die Oberherrschaft.

(*2) Malietoa ist ein hoher samoanischer Häuptlingstitel, welchen auch das letzte Staatsoberhaupt Samoas, Tanumafili II. trug.

Die Spannungen zwischen den lokalen Mächtegruppierungen und ihren Schutzmächten führten 1887–1889 und 1893/94 zu bürgerkriegsähnlichen Konflikten. Wegen einer Schlägerei auf einer Kaisergeburtstagsfeier am 22. März 1887 in Apia zwischen Europäern und samoanischen Ehrengästen, darunter Anhänger des Malietoa Laupepa, ließ der deutsche Konsul Heinrich Becker Laupepa entmachten und am 17. Juli 1887 über Kamerun und Hamburg nach Jaluit deportieren. Becker machte Tupua Tamasese Titimaea zum Vertragskönig und den bayerischen Artilleriehauptmann Eugen Brandeis zu dessen Ratgeber. Diese Stellung hatte Brandeis zwischen 1886 und 1888 inne. Er bildete dabei eine einheimische königstreue Polizeitruppe aus und versorgte die Anhänger des Königs mit Waffen, um die Kolonisten vor ihren Gegnern zu schützen und Proteste gegen die neu erhobene Kopfsteuer für Einheimische zu zerschlagen. Am 24. August 1887 besetzte die deutsche Marineinfanterie Apia. Tupua Tamasese wurde unter dem Salut deutscher Kriegsschiffe zum König erklärt.

Die englischen und amerikanischen Vertreter auf Samoa betrachteten dies als diplomatische Niederlage und riefen im selben Jahr Häuptling Mataafa von der Nebeninsel Savai'i zum Gegenkönig aus. Mataafa zog auf anglo-amerikanische Anweisung hin gegen die deutschen Siedler in den Kampf und schlug am 18. Dezember 1888 auf der Plantage Vailele bei Apia eine kaiserliche Marineeinheit. Den rund 220 deutschen Soldaten stand eine mehrfache Übermacht gegenüber. Im folgenden Gefecht wurden 16 Deutsche getötet und 27 weitere schwer verletzt.