Des Kaisers Platz an der Sonne: die Kolonie Deutsch Südwest Afrika - Hans-Jürgen Bauer - E-Book

Des Kaisers Platz an der Sonne: die Kolonie Deutsch Südwest Afrika E-Book

Hans-Jürgen Bauer

0,0

Beschreibung

Des Kaisers Platz an der Sonne: die Kolonie Deutsch Südwest Afrika Die deutschen Kolonien (offiziell Schutzgebiete genannt) wurden vom Deutschen Reich ab den 1880er Jahren erworben und es bestand aus den überseeischen Kolonien, Dependenzen und Territorien des Deutschen Reiches. Bereits vor der Reichsgründung im Jahr 1871 hatte es kurzlebige Kolonisierungsversuche einzelner deutscher Staaten gegeben, aber Bismarck widerstand dem Druck, ein Kolonialreich zu errichten, bis zum "Scramble for Africa" im Jahr 1884. Deutschland beanspruchte einen Großteil der noch nicht kolonisierten Gebiete Afrikas und errichtete im Lauf der Zeit das drittgrößte Kolonialreich nach Großbritannien und Frankreich. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 verlor Deutschland die Kontrolle über den größten Teil seines Kolonialreichs, aber einige deutsche Truppen hielten sich bis zum Ende des Krieges in Deutsch-Ostafrika. Nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg wurde das deutsche Kolonialreich im Rahmen des Versailler Vertrags von den Alliierten offiziell beschlagnahmt. Jede Kolonie wurde ein Völkerbundmandat unter der Verwaltung, wenn auch nicht unter der Souveränität, einer der alliierten Siegermächte. In diesem Buch wird die Geschichte der Kolonie Deutsch Südwest Afrika behandelt. Umfangreiche Hintergrundinformationen und zeitgenössisches Bildmaterial zeichnen dieses Werk aus. Umfang: 160 Seiten

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 127

Veröffentlichungsjahr: 2024

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Des Kaisers Platz an der Sonne

Die Kolonie Deutsch – Südwest Afrika

IMPRESSUM:

Autor: Hans-Jürgen BauerHerausgeber:M. PrommesbergerHändelstr 1793128 Regenstauf

[email protected]

Deutsch-Südwestafrika war von 1884 bis 1915 eine deutsche Kolonie (auch Schutzgebiet) auf dem Gebiet des heutigen Staates Namibia. Mit einer Fläche von 835.100 km² war es ungefähr anderthalbmal so groß wie das Deutsche Kaiserreich. Deutsch-Südwestafrika war die einzige der deutschen Kolonien, in der sich eine nennenswerte Anzahl deutscher Siedler niederließ. Im Ersten Weltkrieg wurde das Gebiet 1915 von Truppen der Südafrikanischen Union erobert, unter deren Militärverwaltung gestellt und 1919 gemäß den Bestimmungen des Friedensvertrags von Versailles als Völkerbundsmandat Südwestafrika der Verwaltung Südafrikas übertragen.

Lange-Diercke – Sächsischer Schulatlas Ausgabe für Dresden

Ehemalige deutsche Schutzgebiete: Deutsch-Südwest-Afrika

Veröffentlichungsdatum: ca. 1930

1. Geschichte

Besitzungen der britischen Kapkolonie beschränkten sich auf die Walfish Bay und Penguin Islands

Erst spät trat Südwestafrika in das Blickfeld der europäischen Kolonialmächte. Wohl hatten die Portugiesen schon im 15. Jahrhundert (1486) auf ihren Indienfahrten Landungszeichen in Form von Kreuzen hinterlassen, aber erst die Annahme, es lasse sich im Inneren Reichtümer erwerben, führte im 18. Jahrhundert vom Kapland aus zu einigen Expeditionen. Sie sollten erkunden, wie sich der sagenhafte Rinderreichtum der Herero in klingende Münze verwandeln ließe und ob es nicht Goldvorkommen im Land gäbe. Beide Absichten waren jedoch ebenso wenig erfolgversprechend wie ein späterer Versuch der Briten, eine Kupfermine ins Leben zu rufen.

Schon 1868 wollten deutsche Missionare der Rheinischen Missionsgesellschaft den König von Preußen für das Gebiet interessieren und baten um seinen Schutz, da sie unter den ständigen Kämpfen der Afrikaner sehr zu leiden hätten. Der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 ließ jedoch diese Bestrebungen wieder in Vergessenheit geraten. 1876 versuchten die Briten von der Kapkolonie aus, das Gebiet in Besitz zu nehmen, konnten sich aber nicht durchsetzen. Sie behielten jedoch die Walfischbai und die Pinguininseln in ihrer Hand. Als sich die im Inland lebenden Europäer, Missionare und Händler wegen mangelnden Schutzes aufgrund angeblicher Übergriffe durch Afrikaner beklagten, erklärten die britischen Kolonialbehörden, dass sie mit dem Inneren des Landes nichts zu tun hätten und keine Verwaltung ausübten. Die Briten erhoben also, wie sie selbst erklärten, keine weitergehenden Ansprüche auf Südwestafrika. Das Land war nie dicht bevölkert; denn es konnte bis auf wenige Ausnahmen nur durch extensive Viehzucht genutzt werden. Es befand sich auch keine einheitliche Bevölkerung in dem Land. Gerade im Gebiet der größten Erhebungen des Hochlandes, bei Windhuk, grenzten zur Zeit der deutschen Besitznahme die beiden Hauptvölker Herero und Nama aneinander. Dazu kamen noch die hervorragend an die widrigen Lebensbedingungen angepassten San, die versklavten Damara und die ganz im Norden lebenden ackerbautreibenden Owambo.

Vor der Inbesitznahme durch Deutschland lebten in Südwestafrika etwa 80.000 Herero, 60.000 Owambo, 35.000 Damara und 20.000 Nama. Deutsch-Südwestafrika war die einzige deutsche Kolonie, in der eine gezielte Ansiedlung Deutscher in größerem Stil erfolgte (Siedlungskolonie). Neben dem Abbau von Blei-, Kupfer- und Zinkerzen (seit 1901 bei Otavi-Tsumeb) sowie Diamanten (seit 1908) war es insbesondere die Viehzucht, die deutsche Siedler ins Land lockte. 1902 zählte die Kolonie etwa 200.000 Einwohner, darunter 2595 Deutsche, 1354 Buren und 452 Briten. Bis 1914 kamen weitere 9000 deutsche Siedler hinzu.

Einheimische Volksstämme – Die Herero

Die Herero (mit Pluralpräfix OvaHerero bzw. Ovaherero) sind ein die Bantusprache Otjiherero sprechendes südwestafrikanisches ehemaliges Hirtenvolk von heute etwa 120.000 Menschen. Die Mehrheit von ihnen lebt in Namibia (früher Deutsch-Südwestafrika), einige auch in Botswana und Angola. Mitte des 16. Jahrhunderts wanderten die Herero – vermutlich zusammen mit den Ovambo, mit denen zumindest eine gewisse Sprachverwandtschaft nachweisbar ist – aus Zentralafrika in das Betschuanaland (das heutige Botswana) ein. Dort trennten sie sich von den ackerbauenden Ovambo, die ihrerseits weiter nach Westen zum Kunene zogen.

Infolge von Auseinandersetzungen mit den Batswana kam es zur Trennung der Mbandu: Ein Teil von ihnen wanderte im 17. und 18. Jahrhundert als Herero in den Norden des heutigen Namibia und siedelte dort zunächst südlich des Kunene, im Kaokoveld. Die im Betschuanaland verbliebenen Mbandu zogen an die äußerste Westgrenze des Landes, die seinerzeit bis an den heutigen Ort Okahandja heranreichte. Dieser Volksteil wird Mbanderu oder auch Ostherero genannt. Im ausgehenden 18. Jahrhundert wurde Okahandja zum Zentrum des Hererovolkes. Hüter des Ahnenfeuers und damit Oberhäuptling aller Herero ist Tjamuaha.

Herero um 1910 in Deutsch-Südwestafrika, aus: Die deutschen Kolonien von Kurt Schwab

Infolge einer längeren Dürreperiode um 1830 dehnten die Rinder züchtenden Herero (Herero bedeutet ursprünglich Viehbesitzer) ihre Weidegebiete immer stärker nach Süden aus und verdrängten dabei die dort seit 1700 siedelnden Nama. Diesen kamen mit Beginn des 19. Jahrhunderts die aus der südafrikanischen Kapkolonie nachrückenden Orlam, vor allem die Afrikaner unter ihrem Häuptling Jonker Afrikaner, zu Hilfe. Gemeinsam gelang es den Nama und Orlam, die Herero bis etwa auf die Höhe Windhuk zurückzudrängen. Das 19. Jahrhundert war geprägt durch ständige Auseinandersetzungen und gegenseitige Raubzüge zwischen Herero einerseits und den Nama und Orlam andererseits. Diese kriegerische Entwicklung wurde maßgeblich gefördert durch die mit Unterstützung der Missionare ins Land gekommenen Händler: Sie verkauften neben Alkohol vor allem Schusswaffen und nahmen dafür Rinder in Zahlung. Extreme Handelsspannen und hohe Kreditzinsen ließen die Stämme schnell verarmen und lösten zahlreiche Raubzüge zwischen den Stämmen aus, damit die Häuptlinge ihre Schulden bezahlen konnten. Die Orlam-Afrikaner waren dabei am erfolgreichsten – es gelang ihnen Mitte des 19. Jahrhunderts die fast völlige Ausrottung der Herero (vgl. Vedder: Das alte Südwestafrika, S. 369: „Das Hererovolk hat, soweit wir es kennen, aufgehört zu bestehen.“). Erst nach dem Tode des Afrikaner-Häuptlings Jonker Afrikaner im Jahre 1861 gelang den Herero unter ihrem Häuptling Maharero im Zusammenwirken mit dem in Otjimbingwe ansässigen schwedischen Unternehmer Karl Johan Andersson und dessen „Privatarmee“ sowie der „Roten Nation von Hoachanas“ (Nama) eine Rückkehr zu alter Stärke und infolgedessen 1870 eine völlige Unterwerfung der Orlam-Afrikaner (10-Jahresfrieden von Okahandja).

Einheimische Volksstämme – Die Nama

Die Nama werden von den San als „Brudervolk“ bezeichnet, sind vermutlich mit diesen oder später aus Zentralafrika zugewandert und haben sich sowohl in Südafrika als auch später in Südwest-Afrika niedergelassen. Traditionell wirtschafteten die Nama als nomadische Viehzüchter, wodurch sie sich zunächst deutlich von den als Jäger und Sammler lebenden San unterschieden. In Südafrika hatten die Nama im Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts vielfältigen Kontakt mit den Buren, anderen europäischen Siedlern und Missionaren. Während dieser Zeit nahmen die Nama größtenteils das Christentum an. Sie erlernten als Haus- und Farmangestellte der Europäer Lesen und Schreiben und den Umgang mit Pferden. Letzteres eröffnete völlig neue Jagdmöglichkeiten und löste auf der Suche nach besseren Jagdgründen eine neue Wanderungswelle aus, die die Nama schließlich im 18. Jahrhundert auch nach Südwest-Afrika führte. Aus der Verbindung von holländischen Farmern mit Nama-Frauen entstanden weitere, unter dem Sammelbegriff Orlam zusammengefasste Mischlingsstämme.

Nama_und_Damara: Binsen-Hütte_der_Hottentotten

In Südwestafrika fanden die Nama zunächst in Hoachanas ein neues gemeinsames Zentrum; nach und nach lösten sich Stammesteile wegen der beengten Weideverhältnisse ab, ließen sich im weiteren Umfeld von Hoachanas nieder und bildeten dort neue Stämme wie die Topnaar, die Fransman-Nama, die Veldschoendrager, die Bondelswarte, die Swartboois, die Tseibschen Nama, die Groote-doden und die Keetmanshooper Nama. Nur der als Rote Nation bezeichnete Hauptstamm verblieb in Hoachanas und stellte dort den Oberkaptein – mit Weisungsrecht gegenüber allen anderen Nama-Stämmen mit Ausnahme der Bondelswarte in Warmbad und der Topnaars in der Walfischbucht. Dieses Weisungsrecht beinhaltete insbesondere das Recht, den anderen Stämmen Aufenthaltsgebiete zuzuweisen, um auf diese Weise sicherzustellen, dass alle Stämme über ausreichendes Weideland und genügend Quellen verfügten. Den neun bereits in Südwest-Afrika siedelnden Nama-Stämmen gesellte sich um 1800 ein weiterer hinzu. Er hatte zuvor seinen Hauptsitz am unteren Oranje-Fluss gehabt und war dort durch Händler und Alkoholsucht in Armut geraten. Obwohl es im südlichen Teil Südwest-Afrikas bereits eng zu werden drohte, wurde auch diesem Stamm vom Oberkaptein Games – dem ersten und einzigen weiblichen Kaptein der Nama – ein Weidegebiet in der Nähe von Bethanien zugewiesen. Der Stamm wurde dementsprechend fortan als Stamm von Bethanien bezeichnet.

In der Folgezeit allerdings wurde die Weidesituation zunehmend kritisch: einmal durch die infolge großer Dürre von Norden her nach Süden drängenden, zahlenmäßig weit überlegenen Herero, und zum anderen durch die von Süden her nachrückenden Orlamstämme. Games jedoch verstand es, aus der Not eine Tugend zu machen, indem sie die Orlam – namentlich die Afrikaner unter ihrem Kaptein Jager Afrikaner – für ihre Ziele gewann und sie gegen das Versprechen von Weideland zum Kampf gegen die Herero animierte. Der Plan ging insoweit auf, dass die Herero in zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen und Raubzügen bis auf die Höhe von Windhoek zurückgedrängt werden konnten. Dennoch aber gab es insbesondere unter der Oberkapteinschaft von Oasib ǃNa-khomab zunehmende Spannungen der Nama- und Orlamstämme untereinander, die sich nach anfänglichem Zusammengehen gegen die Herero schließlich in wechselnden Bündnissen durch kriegerische Auseinandersetzungen untereinander entluden (der so genannte Orlamkrieg). Erst in der Entscheidungsschlacht von 1867 gelang es dem Orlamstamm der Witbooi, die unter der Führung von Oasib verbündeten Nama-Stämme so nachhaltig zu schlagen, dass diese zum Orlamfrieden von Gibeon am 19. Dezember 1867 bereit waren. Dieses Datum markiert zugleich das Ende der Vorherrschaft der Roten Nation über die anderen Stämme und leitete eine längere Zeit der relativen Ruhe in Südwest-Afrika ein – nach der Entmachtung der Afrikaner gekrönt durch den Zehnjahresfrieden von Okahandja von 1870. Die damit den Herero zugewachsene Vormachtstellung und die zwischen Herero und Nama nach wie vor ungeklärte Grenzfrage führten 1880 erneut zu heftigen Kriegen zwischen Nama, Herero und Orlam.

Nama-Hütten in Windhoek, 1906

Bundesarchiv, Bild 105-DSWA0099 / Walther Dobbertin / CC-BY-SA 3.0

Bereits 1737–1744 war Georg Schmidt für die Herrnhuter Brüdergemeine im Lande tätig, erneute Missionierungsversuche fanden ab 1792 statt. Ab 1814 versuchte die London Missionary Society mit geringem Erfolg, die Nama zum Christentum zu bekehren, aber auch die Wesleyaner blieben erfolglos. Ab 1842 wirkte die Rheinische Missionsgesellschaft unter den Nama, doch wurden die Missionare 1847 vertrieben. Mit welcher Arroganz, aber auch mit welchem Unverständnis gegenüber dem Vorgefundenen und welcher Ausschließlichkeit der christlichen Vorstellungen manche Missionare den Nama entgegentraten, zeigt das Tagebuch des Carl Hugo Hahn von 1853. Dabei kam Hahn zu dem Schluss:

„Die hervorstechenden Züge ihres Charakters sind: unbegrenzter Hochmut, Treulosigkeit, Hinterlist, Misstrauen, Verschlagenheit und Unversöhnlichkeit und Hartnäckigkeit und doch auch Wankelmut, Mord- und Habsucht … und Wollust und Trunkenheit. Dazu gesellt sich ein unauslöschlicher bitterer Hass gegen alle Weißen, die sich jene durch ihre Bedrückung und Verachtung zugezogen.“

Hahn, der die Ursachen für den ihm widerstrebenden „Charakter“ sehr wohl kannte, war zugleich eine der treibenden Kräfte für den Krieg von 1863 bis 1870, der Herero, Nama und einige europäische Abenteurer einschloss. In Deutschland suggerierten noch Publikationen wie Heinrich Vedders Das alte Südwestafrika von 1934 über Jahrzehnte, es sei das nachhaltige Bemühen der Missionare und der Auftritt der ersten deutschen Kolonialbeamten, die in der Anfangszeit noch nicht über eine namhafte militärische Bedeckung verfügten, gewesen, die die Situation etwas entspannt hätten. Neben den Missionaren und Siedlern brachten aber auch Händler die afrikanischen Stämme gegeneinander auf. Sie brachten Alkohol und vor allem Waffen und Munition ins Land, wodurch sich das Kräfteverhältnis zwischen den Stämmen grundlegend veränderte. Dabei mussten die Waffen und sonstigen Handelsgüter mangels Geld mit Rinderherden bezahlt werden. Dies förderte den gegenseitigen Viehraub und ließ einige Stämme zusehends verarmen. Nach 1870 war der Stamm der Afrikaaner isoliert und der Aufstieg der Witbooi begann. Sie waren erst 1863 im Lande erschienen – nach ihnen kamen nur noch die Rehobother Baster im Jahr 1870 – und hießen zunächst Khowesene (Bettler). Kido Witbooi führte sie 1875 von Oranje nach Gibeon und sein Enkel Hendrik Witbooi wurde hier ihr Kaptein. 1880 hatte Hendrik eine erste Stimmenvision. 1884/85 brach er mit seinem Vater Moses, da er dessen Viehdiebstähle für unvereinbar mit seiner christlichen Ethik hielt. Er zog mit dem christlichen Teil des Stammes nach Norden. Dabei war er von der alttestamentlichen Moses-Vorstellung geleitet, der sein Volk ins Gelobte Land führt.

Obwohl die Rheinische Missionsgesellschaft die messianischen Vorstellungen Witboois bekämpfte und sich mit der deutschen Kolonialmacht verbündete, gelang es Hendrik Witbooi dennoch, Kaptein aller Witbooi zu werden. 1890 konnte er sich OberKaptein von Groß-Namaqualand nennen.

Einheimische Volkstämme - Die Witbooi

Die Witbooi gehören zu den Orlam und diese wiederum sind aus der Verbindung von am Kap ansässigen Holländern und Nama-Frauen (oftmals abschätzig auch Hottentotten genannt) hervorgegangen. Ähnlich den Afrikanern hatten auch die Witbooi durch ihre Tätigkeit im Umfeld der Holländer vielfach Lesen und Schreiben gelernt, gewisse Kenntnisse in der Landwirtschaft erworben und zu einem Teil beherrschten sie auch den Umgang mit Gewehren. Witboois, wie auch ihr ehemaliger Kaptein Hendrik Witbooi im Bild rechts tragen weiße, verknotete Tücher um die Kalotte und Krempe ihrer Hüte, um sich von anderen Nama zu unterscheiden. Daraus bzw. sich auf Kontakte mit Weißen beziehend hat sich auch der Name des Familienverbands entwickelt. Witbooi bedeutet wörtlich „weißer Junge“. Ein anderer Nama-Clan, der als Swartbooi, also „schwarzen Jungen“ bezeichnet wird, verdankt dies einer ähnlichen Zuschreibung. Zur Konnotation des Begriffs „Booi“ (englisch Boy) muss angemerkt werden, dass er im damaligen Sprachgebrauch, mehr als heute, eine eindeutig abwertende Bedeutung im Sinne von Diener oder Knecht besaß.