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Des Kaisers Platz an der Sonne: die Kolonie Tsingtao Die deutschen Kolonien (offiziell Schutzgebiete genannt) wurden vom Deutschen Reich ab den 1880er Jahren erworben und es bestand aus den überseeischen Kolonien, Dependenzen und Territorien des Deutschen Reiches. Bereits vor der Reichsgründung im Jahr 1871 hatte es kurzlebige Kolonisierungsversuche einzelner deutscher Staaten gegeben, aber Bismarck widerstand dem Druck, ein Kolonialreich zu errichten, bis zum "Scramble for Africa" im Jahr 1884. Deutschland beanspruchte einen Großteil der noch nicht kolonisierten Gebiete Afrikas und errichtete im Lauf der Zeit das drittgrößte Kolonialreich nach Großbritannien und Frankreich. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 verlor Deutschland die Kontrolle über den größten Teil seines Kolonialreichs, aber einige deutsche Truppen hielten sich bis zum Ende des Krieges in Deutsch-Ostafrika. Nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg wurde das deutsche Kolonialreich im Rahmen des Versailler Vertrags von den Alliierten offiziell beschlagnahmt. Jede Kolonie wurde ein Völkerbundmandat unter der Verwaltung, wenn auch nicht unter der Souveränität, einer der alliierten Siegermächte. In diesem Buch wird die Geschichte der Kolonie Tsingtao behandelt. Umfangreiche Hintergrundinformationen und zeitgenössisches Bildmaterial zeichnen dieses Werk aus. Umfang: 169 Seiten
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Seitenzahl: 116
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Des Kaisers Platz an der Sonne
Die Kolonie Deutsch - Neuguinea
IMPRESSUM:
Autor: Hans-Jürgen BauerHerausgeber:M. PrommesbergerHändelstr 1793128 Regenstauf
Kiautschou (chinesisch 膠州 / 胶州, Pinyin Jiāozhōu) war ein 1898 vom Kaiserreich China an das Deutsche Kaiserreich verpachtetes Gebiet im Süden der Shandong-Halbinsel an der chinesischen Ostküste. Hauptstadt war Tsingtau (heute meist Qingdao geschrieben – zu Deutsch „grüne Insel“), die Stadt Kiautschou nordwestlich der Bucht war nicht Teil der Kolonie. Grund für den Erwerb der Kolonie durch die Erzwingung eines Pachtvertrages mit China war der Wunsch nach einem Flottenstützpunkt für die Kaiserliche Marine in Ostasien.
Eine Reise durch die Deutschen Kolonien, VI. Band - Kiautschou. Herausgegeben von der illustrierten Zeitschrift „Kolonie und Heimat“. BERLIN, ,,KOLONIE UND HEIMAT“ Verlagsgesellschaft m.b.H, 1912
Deutsches Pachtgebiet Kiautschou
Hauptstadt: Berlin, Deutsches Reich
Verwaltungssitz: Tsingtau
Verwaltungsorganisation: durch das Reichsmarineamt
Oberhaupt der Kolonie: Kaiser Wilhelm II.,
vertreten durch den Gouverneur
Gouverneur der Kolonie: Carl Rosendahl (1898–1899)
Paul Jaeschke (1899–1901)
Max Rollmann (1901)
Oskar von Truppel (1901–1911)
Alfred Meyer-Waldeck (1911–1914)
Einwohner: 200.000, ca. 400 Deutsche (1912)
Währung: Silberwährung,
gängigste Kurantmünze: mexikanischer Peso („Dollar“) sowie lokale Tael
Besitzergreifung: 1897–1914
Heutige Gebiete: Teil der Volksrepublik China
Die Geografie des Pachtgebiets
Das Pachtgebiet umfasste die Wasserfläche der Bucht von Kiautschou bis zum höchsten Wasserstand und die zwei Halbinseln beidseits des Eingangs dieser Bucht. Hinzu kam das vorgelagerte Küstengewässer. Das Gebiet hatte eine Größe von 552 km². Dazu gehörten auch 25 Inseln, wobei die zwei größten Inseln in der Bucht heute Teil des Festlandes sind. Nach der Besetzung der Bucht ordnete Otto von Diederichs ein Vorkaufsrecht für alles Land im Pachtgebiet an und erwarb so das Land, auf dem die Stadt Tsingtau erbaut werden sollte. Auf diese Weise sollte der Bodenwucher unterbunden werden. Außerdem sollte damit der Gemeinde ein angemessener Anteil am Erfolg ihrer Entwicklungsarbeit gesichert werden. Die Stadt Tsingtau teilte man in ein Europäer- und ein Chinesenviertel auf.
Stadtplan von Tsingtau (Qingdao)
Für die Chinesen in Tsingtau galt seit Juli 1900 die „Verordnung betreffend Chinesenordnung für das Stadtgebiet Tsingtau“, während für die Europäer deutsches Recht galt. Der „europäische“ Stadtteil wurde im wilhelminischen Baustil erbaut, während die „chinesischen“ Viertel im lokalen Stil bebaut wurden. Des Weiteren baute man einen Hafen mit einer Werft, einen Bahnhof, eine Universität und verschiedene Fabriken. Es entstanden Kasernen und weitere militärische Infrastruktur, ein Lazarett, ein Gericht, mehrere Schulen, eine evangelische Kirche, eine Post, ein Elektrizitätswerk, eine Filiale der Deutsch-Asiatischen Bank und das Gouvernementsgebäude.
Prinz-Heinrich-Straße, Tsingtau (ca. 1914)
Attribution: Bundesarchiv, Bild 137-003362 / CC-BY-SA 3.0
Albert-Straße, Tsingtau (ca. 1914)
Attribution: Bundesarchiv, Bild 137-003846 / CC-BY-SA 3.0
Schantung-straße, Tsingtau (ca. 1914)
Attribution: Bundesarchiv, Bild 137-004069 / CC-BY-SA 3.0
Wohnhaus des Gouverneurs, Tsingtau
Attribution: Bundesarchiv, Bild 137-005609 / CC-BY-SA 3.0
Filiale der Deutsch-Asiatischen Bank, Tsingtau (1914) (danach japanisches Konsulat)Attribution: Bundesarchiv, Bild 137-005516 / CC-BY-SA 3.0
Schwimmdock im Hafen von Tsingtau (ca. 1907)
Attribution: Bundesarchiv, Bild 146-1970-044-69 / CC-BY-SA 3.0
Syfang-Straße in der „Chinesenstadt“
Attribution: Bundesarchiv, Bild 134-B0502 / CC-BY-SA 3.0
Gouverneurspalast, Tsingtau (1913)
Attribution: Bundesarchiv, Bild 134-B2410 / CC-BY-SA 3.0
Panorama beim Kloster Hoa jun an, 1904
Attribution: Bundesarchiv, Bild 134-A288 / CC-BY-SA 3.0
1897 bewohnten insgesamt nur etwa 83.000 Menschen das künftige Pachtgebiet. Mit dem Aufbau der Stadt Tsingtau entwickelte sich deren Einwohnerzahl rasant von ca. 15.600 im Jahr 1902 auf über 55.000 im Jahr 1913. Ähnlich war die Entwicklung im übrigen Pachtgebiet mit seinen rund 275 Dörfern. Bis 1913 war die Gesamteinwohnerzahl auf ca. 200.000 angewachsen. Die nicht-chinesische Bevölkerung Kiautschous konzentrierte sich im Wesentlichen in Tsingtau und dessen näherer Umgebung und entwickelte sich moderat. Ihre Zahl betrug 1913 ca. 4.500, ein Großteil davon Marinesoldaten. Im Jahr 1910 beispielsweise waren es 2.275 Angehörige der militärischen Besatzung gegenüber 1.531 Zivilisten, im Jahr 1913 dann 2.401 gegenüber 2.069, von denen mehr als 90 % deutscher Nationalität waren.
Hinterland
Um das Pachtgebiet herum gab es eine sogenannte Neutrale Zone von 50 km um die Bucht, in der sich deutsche Truppen frei bewegen durften und chinesische Anordnungen mit deutscher Zustimmung gegeben werden durften. Im Osten liegt das Lao-Shan-Gebirge, das damals weitgehend entwaldet war und unter Erosion litt.
Der deutsche Einfluss- und Interessensraum umfasste somit den Südwesten der Provinz Schantung und wurde bisweilen auch als Deutsch-China bezeichnet. Im Nordosten der Provinz Schantung lag dagegen das britische Pachtgebiet Weihaiwei.
Die Shāndōng-Bahn, (in der deutschen Literatur auch Schantung- oder Shantung-Bahn), ist eine Eisenbahnstrecke in China, die Qingdao mit der etwa 400 km westlich gelegenen Provinzhauptstadt Jinan in der chinesischen Provinz Shāndōng verbindet. Sie wurde von der Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft, einem Zusammenschluss verschiedener deutscher Banken, darunter dem Bankhaus Mendelssohn & Co., Reeder und Bergbauunternehmen, zwischen 1899 und 1904 erbaut.
Genuss-Schein der Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft vom 31. Mai 1900
Technischer Vorstand der Gesellschaft war zunächst der Eisenbahningenieur Alfred Gaedertz, der auch mit Vorplanungsaufgaben betraut gewesen war. Ziel war die Erschließung des Hinterlandes der deutschen „Musterkolonie“ Kiautschou und die Verbesserung des Transportes von Gütern, vor allem Kohle und Eisenerz, die für den Export in das Deutsche Reich bestimmt waren. Von Tsinan hatte sie Anschluss an das gesamte chinesische Eisenbahnnetz und damit auch an die Transsibirische Eisenbahn. In zwölf bis vierzehn Tagen konnte man von Berlin nach Tsingtau fahren.
Der Bau der Eisenbahnstrecke rief starken Widerstand in der chinesischen Bevölkerung hervor. Er wurde zügig vorangetrieben, ohne die Besitzverhältnisse ausreichend zu klären und ohne Rücksicht auf die einheimische Bevölkerung sowie das teilweise empfindliche Ökosystem der Region zu nehmen.
Bahnhof Tsingtau, Fotografie um 1900
Attribution: Bundesarchiv, Bild 137-014875 / CC-BY-SA 3.0
Die Gesellschaft zahlte außerdem unpünktlich oder einen unterdurchschnittlichen Preis für Grund und Boden. Um den Widerstand zu brechen, ließ der Gouverneur von Kiautschou, Paul Jaeschke, Militär in die entsprechenden Regionen, unter anderen nach Gaomi, entsenden. Andauernde Streitigkeiten und das Aufflammen des Boxeraufstandes führten im Jahr 1900 zu vielfachen Zerstörungen der Eisenbahn- und Telegraphen-verbindungen, was weitere Strafaktionen von Seiten des Gouverneurs und der Aktiengesellschaft hervorrief.
Besetzung des Ortes Gaomi durch deutsche „Schutztruppen“, Fotografie von 1899 -- Attribution: Bundesarchiv, Bild 134-B2406 / CC-BY-SA 3.0
Nach der dauerhaften Stationierung von Soldaten, dem Bau einer Kaserne und der systematischen Vernichtung von Dörfern und der ländlichen Bevölkerung, kam es schlussendlich zu keinem weiteren Widerstand gegen den Bau der Eisenbahnlinie. Die Strecke zwischen Tsingtau (heute Qingdao) und Tsinanfu (heute Jinan) wurde 1904 in Betrieb genommen.
Siegelmarke der Schantung Eisenbahn
Aufgrund seiner Hauptfunktion als Flottenstützpunkt für die kaiserliche Marine wurde das Gebiet nicht vom Reichskolonialamt, sondern vom Reichsmarineamt verwaltet. An der Spitze der Kolonie stand der Gouverneur (stets ein Marineoffizier), der direkt dem Staatssekretär des RMA, Großadmiral Alfred Freiherr von Tirpitz, verantwortlich war. Innerhalb des Schutzgebietes gab es neben der Militär- die Zivilverwaltung. Erstere wurde vom Stabschef (dem Stellvertreter des Gouverneurs), letztere vom Zivilkommissar geleitet, die beide dem Gouverneur untergeordnet waren. Weitere wichtige Funktionäre der Kolonie waren der Hafenbaubeamte und ab 1900 der Kaiserliche Richter und der Kommissar für chinesische Angelegenheiten. Als Beratungsorgane des Gouverneurs fungierten der Gouvernementsrat und ab 1902 das Chinesenkomitee. Die Abteilungen Finanzen, Bauwesen und Lazarett unterstanden dem Gouverneur direkt, da diese im Hinblick auf das Konzept der „Musterkolonie“ die wichtigsten waren. Da die Kolonie vor allem der Flottenpropaganda dienen sollte, wurde auf die wirtschaftliche (später auch die kulturelle) Entwicklung größter Wert gelegt. Der erste Gouverneur, Carl Rosendahl, vernachlässigte diese Aspekte jedoch und kümmerte sich allein um militärische Belange des Stützpunktes. Im Jahre 1899 wurde er deshalb durch Paul Jaeschke ersetzt, während dessen Amtszeit die Entwicklung der Kolonie rasch voranschritt. Während der deutschen Kolonialzeit wurden 26 Grundschulen, eine Gouvernementsschule, 10 Missionsschulen, eine Spezialhochschule und 4 Berufsschulen gegründet.
Marineartilleristen mit Einheimischen um Tsingtau (1898)
Attribution: Bundesarchiv, Bild 116-426-16 / CC-BY-SA 3.0
Gouverneur Oskar Truppel trifft den Gouverneur der Provinz Shandong,
Chou Fu (1903)
Attribution: Bundesarchiv, Bild 134-A309 / Unknown / CC-BY-SA
Tsingtau: Ausflug der Marinesoldaten mit Offizieren
Attribution: Bundesarchiv, Bild 116-426-10 / CC-BY-SA 3.0
China, Tsingtau.- Besuch Gouverneuers Sun Pao-Chi bei Truppels im April 1910; Personen v.hinten links: 1. Mohr (Dolmetscher), 2. Meyer-Waldeck, 3. Binder, 4. Danerer, 5. Michelsen, Dr. (Dolmetscher)
unten 2. v. links: Sun Pao-chí´s Sohn
Attribution: Bundesarchiv, Bild 146-1980-111-62 / CC-BY-SA 3.0
Im Zuge der Weiterentwicklung des Kolonialismus zum Imperialismus entstand auch im Deutschen Reich ein zivilisatorisches Sendungsbewusstsein. Dieses war bei dem Aufbau einer deutschen Kolonie in China von ganz besonderem Einfluss und bildete einen der wichtigsten Impulse hierfür. Dazu trat die kolonialistische Sichtweise, dass die Errichtung von Kolonien die beste Methode sei, die Wirtschaft im Mutterland zu unterstützen. Damit geriet das dichtbesiedelte China als potenzieller Absatzmarkt ins Blickfeld der deutschen Kolonialagitation. So forderten Denker wie Max Weber den Staat zur aktiven Kolonialpolitik in der Welt auf. Insbesondere die Erschließung Chinas wurde zur Überlebensfrage stilisiert, da es als wichtigstes außereuropäisches Handelsgebiet galt.
Eine Weltpolitik ohne globale militärische Macht schien jedoch undurchführbar, weshalb eine Flotte, deren erste Anfänge das Ostasiatische Geschwader und die in Europa stationierte Hochseeflotte waren, aufgebaut wurde. Diese Flotte sollte im Frieden den deutschen Interessen Nachdruck verleihen (Kanonenbootdiplomatie) und im Krieg die deutschen Handelswege schützen bzw. die gegnerischen stören (Kreuzerkriegskonzept). Ein Netz globaler Stützpunkte war für diese Pläne jedoch erste Bedingung. Der Erwerb eines Hafens in China sollte allerdings noch einen weiteren Punkt erfüllen: In Anbetracht der schweren Belastungen durch die Flottenpläne sollte eine chinesische Kolonie auch für die deutsche Flotte im Reich Reklame machen. Deshalb wurde Kiautschou von Anfang an dem Konzept einer Musterkolonie unterworfen: Alle Einrichtungen, die Verwaltung, die Nutzung und dergleichen mehr sollten den Chinesen, den Deutschen und der Welt die besonders effektive deutsche Kolonialpolitik vor Augen führen.
Pachtgebiet Kiautschou-Bucht
Bereits 1860 gelangte ein preußisches Geschwader nach Ostasien und erkundete die Gegend um die Kiautschou-Bucht. Im Jahr darauf wurde ein chinesisch-preußischer Handelsvertrag unterzeichnet. Nach seinen Reisen nach China zwischen 1868 und 1871 empfahl Freiherr Ferdinand von Richthofen die Bucht von Kiautschou als möglichen deutschen Marinestützpunkt. Klimatisch hatte die Bucht den Vorteil, ganzjährig eisfrei zu sein. 1896 untersuchte Admiral von Tirpitz, damals Chef des Ostasiatischen Geschwaders, die Region. Als am 1. November 1897 zwei deutsche Missionare der Steyler Mission, deren Schutz das Reich bereits 1890 übernommen hatte, in China ermordet wurden, war dies für Kaiser Wilhelm II. der willkommene Vorwand, die Bucht zu besetzen. Noch bevor die chinesische Regierung von dem Mord erfuhr, erging am 7. November an den Chef der Ostasiatischen Kreuzerdivision, Konteradmiral Otto von Diederichs, kaiserlicher Befehl, die Besetzung durchzuführen. Am 14. November ging ein Landungskorps der Kreuzerdivision unter Kapitän zur See Hugo Zeye in der Bucht an Land und besetzte sie kampflos. Der Besetzung wurde später das Denkmal Diederichsstein gewidmet.
Denkmal Diederichsstein
Der Diederichsstein war ein Denkmal in Tsingtau, das Otto von Diederichs und der Besetzung von Kiautschou am 14. November 1897 gewidmet wurde. Zum Jahrestag der Besetzung wurde es am 21. November 1898 von Prinz Heinrich von Preußen eingeweiht. Auf dem Denkmal wurde eine Inschrift mit folgendem Text angebracht: „Der hier für Kaiser warb und Reich ringsher das Land, nach ihm sei dieser Felsen Diederichsstein genannt.“ Das Denkmal befand sich auf halber Höhe des Signalbergs (Xinhaoshan, während der Deutschen Herrschaft offiziell Diederichsberg genannt, auf dem die örtliche Funkstation eingerichtet war. Nach der Japanischen Besetzung Tsingtaus wurde die Gedenktafel zunächst mit einer Japanischen Inschrift ("November im Dritten Jahr der Taishō-Zeit") senkrecht über den Wappenadler versehen und vor der Rückgabe Tsingtaus an China am 10. Dezember 1922 in ein Militärmuseum nach Tokio gebracht.
Denkmal Diederichsstein am Diederichsberg in „Tsingtau“.Abbildung von 1918 mit japanischer Inschrift senkrecht über dem Wappenadler
China versuchte erfolglos, einen Abzug der Truppen zu erwirken. Am 20. November begannen die deutsch-chinesischen Verhandlungen, welche in der Beilegung des Missionszwischenfalls am 15. Januar 1898 resultierten. Wenige Monate darauf, am 6. März 1898, pachtete das Deutsche Reich die Bucht für 99 Jahre von der chinesischen Regierung. Knapp sechs Wochen später, am 27. April 1898, wurde sie offiziell unter deutschen Schutz gestellt. Zu dieser Zeit zählte die Region ca. 83.000 Einwohner.
Als Ergebnis des deutsch-chinesischen Pachtvertrages gab die chinesische Regierung alle Hoheitsrechte innerhalb des Pachtgebietes (zu dem die Stadt Kiautschou nicht gehörte) sowie einer 50 km breiten Sicherheitszone auf. Das Gouvernement Kiautschou blieb zwar Teil Chinas, ging aber in deutschen Besitz über. Zudem erteilte die chinesische Regierung dem Deutschen Reich Konzessionen zum Bau zweier Eisenbahnlinien und dem Abbau örtlicher Kohlevorkommen. Auch die außerhalb der Kolonie liegenden Teile Shandongs wurden so zum deutschen Einflussbereich. Obwohl der Pachtvertrag der deutschen Expansion Grenzen setzte, wurde er zum Ausgangspunkt für die folgende Abtretung Port Arthurs an Russland, Weihais an Großbritannien und Kwangtschouwans an Frankreich.
China,Tsingtau.- Löschen und Laden im Hafen von Tsingtau.
Attribution: Bundesarchiv, Bild 137-018951 / CC-BY-SA 3.0
Die Verwaltung unterstand nicht dem Reichskolonialamt, sondern dem Reichsmarineamt. 1898 wurde eine deutsche Postagentur eingerichtet. 1899 bestand eine 14-tägliche Postdampferverbindung nach Shanghai. Kiautschou wurde zu einem Vorzeigebeispiel deutscher Kolonialpolitik: 1914 zählte die Hauptstadt der Kolonie, das ehemalige Fischerdorf Tsingtao, über 60.000 Einwohner, verfügte über einen Naturhafen, Trinkwasseranlagen, die Brauerei Tsingtao. 1909 wurde die Deutsch-Chinesische Hochschule (die heutige Qingdao-Universität) gegründet. Die Stadt war an das Telegraphen- und Eisenbahnnetz angeschlossen. Seit Fertigstellung der Eisenbahnlinie Tsingtao–Tsinan 1904 war Kiautschou über die Transsibirische Eisenbahn von Deutschland aus zu erreichen, die Reisezeit betrug circa 13 Tage.
In weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit waren große Erwartungen an den Erwerb Kiautschous geknüpft worden. Sie reichten von der Öffnung des riesigen chinesischen Marktes für den deutschen Handel über die maritime Weltgeltung bis hin zur Entstehung eines glanzvollen Kolonialreiches. In der Realität konnten diese Erwartungen in der kurzen Zeit des Bestehens der Kolonie von 1898 bis 1914 nicht erfüllt werden. Kiautschou selbst erwies sich sehr schnell als ein finanzielles Fass ohne Boden: In den ersten zehn Jahren nach 1897 beliefen sich die Reichszuschüsse auf 100 Millionen Reichsmark, die Einnahmen erreichten nicht einmal ein Zehntel.
Tsingtao ist 2013 die zweitgrößte Brauerei der Volksrepublik China und auf Platz 6 der Brauereien weltweit. Sie wurde im Jahre 1903 von deutschen Siedlern als Germania-Brauerei in Kiautschou gegründet. 1972 wurde Tsingtao in den US-amerikanischen Markt eingeführt und ist seitdem das am meisten verkaufte chinesische Bier in den USA. Weltweit wird Tsingtao in über 50 Staaten exportiert, damit liegt Tsingtaos Anteil des chinesischen Bierexports bei ca. 50 %. 2011 braute das Unternehmen rund 73 Millionen Hektoliter Bier.