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Messina, Sizilien. Nach dem Tod des Fürsten schwört Isabella, den tödlichen Bruderzwist zwischen ihren Söhnen Don Manuel und Don Cesar zu beenden. Die verfeindeten Brüder versöhnen sich – doch beide hüten ein gefährliches Geheimnis: Sie lieben dieselbe geheimnisvolle Frau, ohne zu ahnen, wer sie wirklich ist.Beatrice wurde als Kind vor der Welt versteckt, nachdem ein düsteres Orakel ihren Tod als einzige Rettung für das Fürstenhaus prophezeite. Jetzt, Jahre später, haben beide Brüder sie unabhängig voneinander gefunden und begehren sie mit verzehrender Leidenschaft.Als die Wahrheit ans Licht kommt, stehen die Brüder vor einer grausamen Erkenntnis: Die Frau, die sie lieben, ist ihre tot geglaubte Schwester. Der alte Hass bricht mit doppelter Wucht hervor. Eifersucht, Blutschuld und die unentrinnbare Macht des Schicksals treiben die Familie in eine antike Tragödie, aus der es kein Entrinnen gibt.Ein erschütterndes Drama über verbotene Liebe, Brudermord und die Frage: Kann man seinem Schicksal entkommen?
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Seitenzahl: 99
Veröffentlichungsjahr: 2025
Anno Stock
Die Braut von Messina - Kein Drama nach Friedrich Schiller
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Table of Contents
PROLOG
KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 6
KAPITEL 7
KAPITEL 8
KAPITEL 9
KAPITEL 10
EPILOG
Impressum neobooks
Die Braut von Messina
Der Tod kam an einem Septembermorgen nach Messina.
Nicht als Eroberer mit Schwert und Feuer, wie die Stadt es so oft erlebt hatte. Nicht als Seuche, die durch die engen Gassen kroch. Nein, der Tod kam leise, fast unmerklich, wie ein Schatten, der sich über den Palast der Fürsten legte. Er kam in Gestalt eines letzten, rasselnden Atemzugs.
Fürst Enrico von Messina war tot.
Die Glocken der Kathedrale begannen zu läuten, schwer und dumpf, und ihr Klang rollte über die Dächer der Stadt bis hinunter zum Hafen, wo die Fischerboote gerade mit dem Morgenfang einliefen. Die arabischen Händler auf dem Markt unterbrachen ihr Feilschen. Die griechischen Mönche in ihren Klöstern bekreuzigten sich. Selbst die normannischen Ritter in der Garnison senkten respektvoll die Köpfe.
Isabella stand am Fenster des Sterbezimmers und blickte auf ihre Stadt hinab. Ihre Stadt – denn nun lag die Last der Herrschaft auf ihren Schultern. Zumindest bis ihre Söhne...
Sie schloss die Augen. Ihre Söhne. Manuel und Cesar. Wie Feuer und Wasser, wie Tag und Nacht. Geboren aus derselben Liebe, aufgewachsen unter demselben Dach, und doch verfeindet seit dem Tag, an dem sie verstanden hatten, was Rivalität bedeutet.
»Herrin?« Die Stimme ihrer Kammerfrau riss sie aus den Gedanken. »Die Herren sind eingetroffen.«
Isabella nickte, ohne sich umzudrehen. Sie wusste, was nun kommen würde. Die Berater würden Fragen stellen. Wer sollte die Nachfolge antreten? Der ältere Manuel, der das Recht der Erstgeburt für sich beanspruchte? Oder Cesar, der die Unterstützung der jüngeren Adeligen hatte?
Doch das war nicht ihre größte Sorge. Nein, was Isabella wirklich den Schlaf raubte, war das Geheimnis, das sie seit neunzehn Jahren mit sich trug. Ein Geheimnis, das in den Mauern des Klosters Santa Maria delle Grazie verborgen lag, keine Stunde Fußmarsch von hier.
Beatrice.
Ihre Tochter, von der niemand wusste. Das Kind, das sie hatte verstecken müssen, weil die Prophezeiungen...
Isabella schüttelte den Kopf. Die Prophezeiungen. Zwei Seher hatten an der Wiege des Mädchens gestanden. Der eine, ein alter arabischer Traumdeuter aus Palermo, hatte geschworen, das Kind würde den Untergang der Familie bedeuten. Der andere, ein christlicher Mönch aus dem Norden, hatte das Gegenteil behauptet – sie würde die Familie einen und retten.
Wem sollte man glauben? Isabella hatte sich für Vorsicht entschieden. Das Kind war zu den Nonnen gekommen, aufgewachsen in Unschuld und Unwissenheit über ihre wahre Herkunft.
»Neunzehn Jahre«, murmelte Isabella. »Neunzehn Jahre des Schweigens.«
Draußen verstummten die Glocken. Die Stadt hielt den Atem an. Irgendwo in den Gassen würde Manuel gerade von seinem Morgritt zurückkehren, das dunkle Haar vom Wind zerzaust, die Augen voller Tatendrang. Und irgendwo anders würde Cesar in den Kampfübungen seine Wut an Strohpuppen auslassen, immer darauf bedacht, seinem älteren Bruder in nichts nachzustehen.
Zwei Söhne. Eine Tochter. Ein Thron.
Isabella wandte sich vom Fenster ab. Es war Zeit, die Weichen zu stellen. Zeit, ihre Söhne zur Vernunft zu bringen, bevor der Hass sie alle verschlang.
Sie ahnte nicht, dass das Schicksal bereits seine Fäden gesponnen hatte. Dass in diesem Moment, während sie die Treppe zum Thronsaal hinabstieg, ihre verborgene Tochter im Klostergarten stand und zum ersten Mal in ihrem Leben darüber nachdachte, wie die Welt jenseits der Klostermauern wohl aussehen mochte.
Das Verhängnis von Messina hatte begonnen.
Isabella von Messina hatte gelernt, ihre Gefühle hinter einer Maske aus normannischem Stahl zu verbergen. Dreißig Jahre Ehe mit Enrico hatten sie gelehrt, dass Schwäche in den Palästen Siziliens schneller bestraft wurde als Verrat. Doch an diesem Morgen, drei Tage nach der Beerdigung ihres Gatten, spürte sie, wie die Maske zu bröckeln begann.
Der Thronsaal lag im Dämmerlicht. Durch die hohen Bogenfenster fielen schräge Sonnenstrahlen und ließen die byzantinischen Mosaike an den Wänden golden schimmern. Christus Pantokrator blickte von der Kuppel herab, umgeben von griechischen Inschriften, die kaum noch jemand lesen konnte. An den Säulen rankten sich arabische Schriftzeichen empor – Überbleibsel aus der Zeit, als die Sarazenen hier herrschten. Messina war schon immer ein Schmelztiegel gewesen, ein Ort, wo Kulturen aufeinanderprallten und verschmolzen.
Genau wie ihre Familie, dachte Isabella bitter.
Sie stand vor dem leeren Thron und ließ ihre Finger über die Armlehnen gleiten. Kühler Marmor, importiert aus Carrara. Enrico hatte darauf bestanden. Er wollte, dass jeder, der diesen Saal betrat, die Macht der normannischen Fürsten spürte.
»Macht«, flüsterte sie. »Was für eine Illusion.«
Schritte hallten durch den Saal. Isabella erkannte sie, ohne sich umzudrehen. Schwer und bestimmt – das war Diego, Manuels Waffenmeister und engster Vertrauter. Der Mann war schon in Diensten der Familie gewesen, als ihre Söhne noch Kinder waren.
»Herrin«, sagte Diego und verneigte sich tief. »Verzeiht die Störung, aber die Herren werden ungeduldig. Der Rat der Zwölf hat sich versammelt.«
»Lass sie warten.« Isabellas Stimme war fest. »Ich habe wichtigere Dinge zu besprechen. Sind meine Söhne eingetroffen?«
»Don Manuel ist auf dem Weg. Er inspiziert gerade die Hafenbefestigungen. Don Cesar...« Diego zögerte.
»Sprich weiter.«
»Don Cesar hat sich in der Waffenkammer verschanzt. Er sagt, er werde den Saal nicht betreten, solange sein Bruder dort ist.«
Isabella schloss die Augen. Es hatte also schon begonnen. Noch nicht einmal die Trauer um den Vater konnte ihre Feindschaft dämpfen.
»Hol sie beide«, befahl sie. »Und wenn du sie in Ketten herschleifen musst. Sie werden mir zuhören, ob sie wollen oder nicht.«
Diego verneigte sich erneut und eilte davon. Isabella blieb allein zurück, umgeben von den Schatten der Vergangenheit. Sie dachte an den Tag, an dem alles begonnen hatte. Manuel war acht gewesen, Cesar gerade sechs. Ein Übungskampf mit Holzschwertern, der außer Kontrolle geraten war. Cesar hatte verloren, wie immer, und in seiner Wut hatte er geschrien: »Ich wünschte, du wärst tot!«
Kinderworte, hatte Enrico gesagt. Bedeutungslos.
Aber Isabella hatte den Blick in Cesars Augen gesehen. Den gleichen Blick, den sie Jahre später sah, als die Brüder um dasselbe Pferd stritten, um dieselbe Gunst des Vaters, um denselben Platz in der Thronfolge.
Die große Tür am Ende des Saales öffnete sich. Manuel trat ein, und trotz ihrer Sorgen musste Isabella lächeln. Ihr Erstgeborener war zu einem prächtigen Mann herangewachsen. Groß und breitschultrig wie sein Vater, aber mit ihren feinen Gesichtszügen. Das schwarze Haar trug er nach normannischer Art kurz geschnitten, den Bart sauber gestutzt. Er bewegte sich mit der Anmut eines Kriegers, der seine Kraft nicht beweisen muss.
»Mutter.« Er küsste ihre Hand, eine Geste des Respekts, die er nie vergaß. »Diego sagte, es sei dringend.«
»Warte auf deinen Bruder.«
Manuels Kiefer spannte sich an, aber er nickte. Er stellte sich neben sie, den Blick auf die Tür gerichtet. Die Stille zwischen ihnen war nicht unangenehm – Manuel hatte schon immer verstanden, wann Worte überflüssig waren.
Minuten verstrichen. Dann flog die Tür erneut auf, diesmal mit solcher Wucht, dass sie gegen die Wand krachte. Cesar stürmte herein, das Gesicht gerötet vor Zorn.
»Was soll das, Mutter? Ich habe zu tun. Die Garnison –«
»Die Garnison kann warten.« Isabellas Stimme schnitt durch seine Tirade wie ein Schwert durch Seide. »Setz dich.«
Cesar warf seinem Bruder einen giftigen Blick zu, gehorchte aber. Er war kleiner als Manuel, drahtiger, mit den ruhelosen Bewegungen eines Raubtiers. Wo Manuel Stärke ausstrahlte, vibrierte Cesar vor kaum gebändigter Energie.
Isabella betrachtete ihre Söhne. So verschieden und doch beide aus ihrem Blut. Sie holte tief Luft.
»Euer Vater ist tot«, begann sie. »Und mit ihm stirbt eine Ära. Messina steht an einem Scheideweg. Die Genuesen lauern auf eine Schwäche, um unsere Handelsrouten zu übernehmen. Die Staufer im Norden beobachten uns mit Argusaugen. Und hier, in unserer eigenen Stadt, brodelt es. Griechen gegen Lateiner, Christen gegen Sarazenen. Wir balancieren auf Messers Schneide.«
»Dann gebt mir das Kommando«, unterbrach Cesar. »Ich werde für Ordnung sorgen.«
»Mit Gewalt?« Manuel lachte bitter. »Das ist deine Antwort auf alles, Bruder.«
»Besser als deine ewige Zögerlichkeit!«
»Genug!« Isabellas Stimme hallte durch den Saal. Beide Männer verstummten. »Das ist es, wovon ich spreche. Ihr seid so sehr damit beschäftigt, euch zu bekämpfen, dass ihr nicht seht, wie unsere Feinde sich die Hände reiben.«
Sie trat zwischen ihre Söhne. »Ich habe euch nicht hergerufen, um über die Nachfolge zu sprechen. Das wird der Rat entscheiden, nach altem Recht. Ich habe euch hergerufen, weil es Zeit ist, dass ihr die Wahrheit erfahrt.«
»Welche Wahrheit?« fragte Manuel stirnrunzelnd.
Isabella ging zum Fenster und blickte hinaus auf die Stadt. Der Hafen war voller Schiffe – Galeeren aus Venedig, Koggen aus Pisa, sogar einige arabische Dhaus. Messina, die Perle des Mittelmeers. Ihre Stadt. Ihre Verantwortung.
»Ihr habt eine Schwester«, sagte sie leise.
Die Stille, die folgte, war ohrenbetäubend. Isabella konnte förmlich spüren, wie ihre Söhne die Information verarbeiteten. Sie drehte sich um und sah in zwei Gesichter voller Verwirrung.
»Eine Schwester?« Cesar war der Erste, der seine Sprache wiederfand. »Das ist unmöglich. Vater hätte –«
»Euer Vater wusste davon.« Isabella hob die Hand, um weitere Proteste zu unterbinden. »Es war unsere gemeinsame Entscheidung, sie zu verstecken.«
»Warum?« Manuels Stimme war ruhig, aber Isabella hörte den Sturm darunter.
Sie erzählte ihnen alles. Von Beatrices Geburt vor neunzehn Jahren. Von den widersprüchlichen Prophezeiungen. Von der Entscheidung, das Kind im Kloster Santa Maria delle Grazie unterzubringen, wo die Äbtissin, eine entfernte Cousine Isabellas, geschworen hatte, das Geheimnis zu wahren.
»Sie weiß nichts von ihrer Herkunft«, schloss Isabella. »Für sie ist das Kloster die einzige Welt, die sie kennt.«
Manuel stand auf und begann, auf und ab zu gehen. Das tat er immer, wenn er nachdachte. Cesar hingegen saß wie versteinert da, die Hände zu Fäusten geballt.
»Warum erzählt Ihr uns das jetzt?« fragte Manuel schließlich.
»Weil die Zeit der Geheimnisse vorbei ist. Euer Vater ist tot. Die Prophezeiungen...« Isabella zögerte. »Ich glaube nicht mehr an sie. Ich sehe nur noch meine Kinder, die sich gegenseitig zerstören. Vielleicht kann Beatrice das ändern. Vielleicht kann eine Schwester schaffen, was eine Mutter nicht vermochte – euch zu einen.«
Cesar lachte auf, ein hässlicher Laut. »Ihr wollt eine Fremde zwischen uns stellen? Eine Nonne, die nichts von der Welt weiß?«
»Sie ist kein Fremder«, sagte Isabella scharf. »Sie ist euer Blut.«
»Blut«, murmelte Manuel. Er blieb am Fenster stehen und starrte hinaus. »Immer geht es um Blut. Blutsrecht, Blutrache, Blutsbande. Vielleicht sollten wir endlich lernen, dass Blut allein keine Familie macht.«
»Schöne Worte«, spottete Cesar. »Aber du wirst deine Meinung ändern, wenn diese Schwester plötzlich Ansprüche stellt.«
»Welche Ansprüche?« Manuel drehte sich um. »Sie ist eine Frau. Nach unserem Gesetz –«
»Gesetze können sich ändern. Besonders wenn jemand genug Unterstützung hat.«
Die Brüder starrten sich an, und Isabella sah, wie der alte Hass wieder aufflammte. Sie trat zwischen sie.
»Hört mir zu, beide. Beatrice ist keine Bedrohung. Sie ist eine Chance. Eine Chance für diese Familie, endlich Frieden zu finden.« Sie legte jedem ihrer Söhne eine Hand auf die Schulter. »Ich bitte euch nicht, sie sofort zu akzeptieren. Ich bitte euch nur, ihr eine Chance zu geben. Lernt sie kennen. Seht in ihr nicht eine Rivalin, sondern eine Schwester.«
Manuel war der Erste, der nickte. »Wenn es Euer Wunsch ist, Mutter.«
Cesar zögerte länger, stimmte dann aber ebenfalls zu. »Aber ich warne Euch – wenn das schiefgeht, wenn sie Unfrieden stiftet...«
»Dann trage ich die Verantwortung«, sagte Isabella fest.
Sie entließ ihre Söhne und blieb allein im Thronsaal zurück. Die Entscheidung war gefallen. Bald würde Beatrice die Klostermauern verlassen und in eine Welt treten, die sie nicht kannte. Eine Welt voller Intrigen, Leidenschaften und Gefahren.
Isabella betete, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Denn tief in ihrem Herzen spürte sie, dass die Prophezeiungen vielleicht doch wahr waren. Dass Beatrice tatsächlich das Schicksal der Familie in ihren Händen hielt.
Ob zum Guten oder zum Schlechten, würde sich bald zeigen.
