Notärztin Andrea Bergen 1453 - Hannah Sommer - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1453 E-Book

Hannah Sommer

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Beschreibung

Beinahe jeden Abend weint sich Nina in den Schlaf, während sie verzweifelt auf ihren Freund wartet. Mittlerweile ist sie sich ganz sicher: Bastian hat eine andere! Er betrügt sie, weil man ihr die Folgen des schweren Unfall immer noch ansieht.
Ganz anders geht es ihrer Cousine Ramona. Hals über Kopf hat sie sich in einen Mann verliebt, den sie kaum kennt, und als sie an diesem Morgen in seinen Armen erwacht, könnte ihr Glück kaum größer sein: Denn ihr Liebster hat ihr versprochen, dass er sie schon bald nicht mehr im Morgengrauen verlassen wird und sie dann endlich eine gemeinsame Zukunft haben werden. Nichts wünscht sich Ramona mehr, als dass sich dieses Versprechen endlich erfüllt. Allerdings gibt es da etwas, was sie nicht weiß: Ihr Schatz ist in Wahrheit nämlich gar nicht frei und wird das Versprechen, das er ihr gab, nicht halten können ...


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Seitenzahl: 129

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Inhalt

Cover

Ein Versprechen nachts um vier

Vorschau

Impressum

Ein Versprechen nachts um vier

Meine Freundin Ramona steht sich selbst und ihrem Glück im Weg! Weil sie demnächst für einige Zeit an ein Frankfurter Krankenhaus wechselt, um einen zweiten Facharzt zu machen, will sie sich hier bei uns am Rhein nicht auf eine feste Beziehung mit ihrem Bastian einlassen – obwohl sie rettungslos in diesen Mann verliebt ist! Seit Monaten verbringen Bastian und Ramona leidenschaftliche Liebesnächte zusammen, doch beide nennen das, was sie verbindet, nur lapidar »Affäre«. Dabei weiß ich, dass gerade Ramona sich viel mehr von Bastian wünscht ...

Heute habe ich ihr geraten, endlich ehrlich zu ihm zu sein und offen zu ihren Gefühlen für ihn zu stehen – doch Ramona ist weinend zusammengebrochen! Ich weiß nicht genau, was zwischen den beiden vorgefallen ist, doch es scheint keine gemeinsame Zukunft für Romana und Bastian mehr zu geben ...

»Na endlich, die letzte Kiste.« Ramona Astner stemmte die Hände in die Hüften und sah die Umzugskiste, die vor ihr auf dem Wohnzimmerboden stand, nachdenklich an.

Was sich wohl alles darin befand? Vor drei Wochen war sie endlich in ihr neues Zuhause im Ärztewohnheim gezogen, das unweit des Elisabeth-Krankenhauses lag. Das war praktisch, denn Ramona arbeitete dort als Ärztin für Innere Medizin. Davor hatte sie übergangsweise eine kleinere Wohnung in der Stadtmitte gehabt und die meisten ihrer Sachen seit einem halben Jahr in einem Lagerraum untergestellt.

Anders war es nach ihrer Scheidung von ihrem Mann Matthias nicht möglich gewesen. Aber Ramona war damals alles recht gewesen, was bedeutete, nicht mehr länger mit ihm zusammenzuwohnen. Sie hatte einen Schlussstrich ziehen wollen, und dazu gehörte es auch, auszuziehen und einen eigenen Haushalt zu führen.

Immer wieder war es zwischen Ramona und Matthias zu Streitereien gekommen, die Stimmung stets angespannt. Was einmal Liebe gewesen war, hatte sich in Gleichgültigkeit gewandelt, und Ramona hatte irgendwann beschlossen, die Reißleine zu ziehen und sich von ihrem Mann zu trennen.

Anfangs hatte sie noch im Arbeitszimmer geschlafen, aber dann hatte sie von ihrer Freundin und Kollegin Andrea Bergen kurzerhand von der freien Wohnung in der Stadtmitte erfahren und ihre Chance genutzt.

Und es war richtig gewesen, endlich auszuziehen und Matthias damit klar zu signalisieren, dass ihre Ehe endgültig vorbei war, auch wenn das bedeutet hatte, dass sie einen Großteil ihrer Sachen erst einmal hatte einlagern müssen. Umso mehr freute sie sich jetzt darüber, was sie in den letzten Tagen aus den vielen Umzugskisten, die sie nach und nach ausgeräumt hatte, wieder zutage beförderte.

Allerdings merkte Ramona auch, dass sie viele von den Sachen gar nicht mehr benötigte. Einen Teil inserierte sie im Internet, den Rest spendete sie gemeinnützigen Organisationen. Seitdem fühlte sie sich um so vieles leichter. Wenn sie sich jetzt in ihrer Wohnung umsah, hatte sie das Gefühl, endlich wieder frei atmen zu können. Alles war so viel heller, luftiger und gemütlich. Und das lag wahrlich nicht nur an den sonnengelben Sofakissen, die sie sich vor ein paar Tagen gekauft hatte.

Sofakissen – auch so etwas, was Matthias unnötig fand. Genauso unnötig wie ihre Idee, einen zweiten Facharzt zu machen.

»Wozu brauchst du denn noch einen weiteren Facharzttitel?«, hatte Matthias sie verständnislos gefragt, als sie ihm von ihrem Herzenswunsch erzählt hatte. »Du hast doch schon einen.«

Ramona hatte ihm von den diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten erzählt, die sich für sie daraus ergeben würden und wie viel ihr das medizinisch bringen würde, doch als Matthias sie gefragt hatte, ob sie dann auch mehr Geld verdienen würde, hatte sie bloß enttäuscht den Kopf geschüttelt. Er hatte gar nicht verstanden, worum es ihr wirklich gegangen war. Sie wollte sich weiterentwickeln, den Menschen helfen, ihre Patienten ganzheitlich betrachten.

»Weißt du, was das für ein Aufwand ist?«, hatte er sie gefragt. »Du hast doch schon während deines Medizinstudiums kaum Zeit für uns gehabt. Und jetzt willst du noch einmal so viel lernen? Wo bleibe dann ich? Wo bleiben wir? Soll ich die Abende in Zukunft wieder allein vor dem Fernseher verbringen?«

Wenn Ramona nur an das Gespräch dachte, kochte es in ihrem Inneren. Als hätte ihre Ehe noch aus etwas anderem bestanden! Die meiste Zeit hatte Matthias vor dem Fernseher gesessen. Lust, etwas zu unternehmen, hatte er kaum gehabt, weder ein Restaurantbesuch noch ein Ausflug ins Kino hatte noch stattgefunden. Ja, nicht mal zu einem Spaziergang hatte er sich aufraffen können. Immer hatte er gesagt, dass er nach seinem Arbeitstag im Fotostudio zu müde sei, und an den anderen Tagen hatte Ramona Spät- und Nachtschichten gehabt.

Ramona seufzte leise. Auch wenn es ein großer Schritt gewesen war, endlich die Scheidung einzureichen, es war richtig gewesen. Das spürte sie mit jedem Tag, den sie nun allein war. Natürlich fehlte ihr es manchmal, jemanden zum Reden zu haben, wenn sie nach Hause kam, jemand, der da war und sie in den Arm nahm. Aber sie war sich sicher, dass es mit jedem Tag leichter werden würde.

Entschlossen klappte sie den Deckel der Kiste beiseite und sah auf die Dinge, die sich darin befanden: Deko, Handtücher, ein paar Teller und Henkelbecher, Kleidung. Eine bunt gemischte Kiste, denn Ramona hatte viele zerbrechliche Dinge einfach in die Sachen gewickelt, die ohnehin da waren und die sie mitnehmen wollte. Sie griff nach einem hellblauen Handtuch und schlug die Enden auseinander. Zum Vorschein kam eine Blumenvase, die sie nie gemocht hatte.

»Das kann beides weg«, entschied sie, faltete das Handtuch zusammen und legte es zusammen mit der Vase in eine andere leere Kiste. Die Henkelbecher würde sie der Kaffeeküche im Krankenhaus spenden. Da gab es immer Bedarf, denn gelegentlich ging der ein oder andere Becher dort zu Bruch.

Dann nahm sie das letzte Teil aus der Umzugskiste: ein Kleid aus einem weichen, weißen Jersey. Es hatte lange Ärmel und war hochgeschlossen, und Ramona hatte es damals besonders wegen seiner schlichten Eleganz beeindruckt. Doch getragen hatte sie es nach dem Kauf nie. Es hatte sich einfach nicht die richtige Gelegenheit dafür ergeben. Eigentlich hatte sie es zu einem Restaurantbesuch mit Matthias anziehen wollen, doch dazu war es dann ja nie gekommen. Stattdessen hing das Kleid seitdem im Schrank und war nach ihrem Umzug in die Kiste gewandert und dort vergessen worden.

Ramona fuhr mit den Fingerspitzen über den weichen, glatten Stoff. So viele Träume und Hoffnungen hingen an dem Kleid. Sie erinnerte sich sehr gut daran, was sie damals empfunden hatte, als sie es im Schaufenster an der Kleiderpuppe gesehen hatte. An das aufregende Kribbeln, als sie es in der Boutique schließlich anprobiert hatte, und an die Freude, als sie es dann endlich gekauft hatte. Sollte sie es jetzt einfach weggeben?

Eigentlich war es dafür doch zu schade, fand sie. Aber wollte sie, wenn sie das Kleid trug, immer an ihre zerplatzten Träume und unerfüllten Wünsche denken?

Seufzend nahm sie einen Bügel, zog das Kleid darüber und hängte es außen an ihren Schrank. Sie konnte sich ja noch überlegen, was sie damit machen wollte. Ramona faltete die Kiste auseinander und stellte sie an die Flurtür, um sie beim nächsten Mal mit zum Papiercontainer zu nehmen. Das war geschafft! Jetzt brauchte sie erst einmal einen Kaffee.

Sie ging in die Küche und brühte sich eine Tasse Kaffee auf. Als sie wenig später mit der dampfenden Tasse in ihrem Wohnzimmer stand und den Blick schweifen ließ, war sie zufrieden. Jetzt endlich war sie offiziell eingezogen. Alle Umzugskisten waren ausgeräumt, alle Dinge sortiert. Einem neuen Leben stand nun also nichts mehr im Weg. Einem Leben ohne Matthias. Ramona spürte dem Gedanken in sich nach. Seltsamerweise machte er sie weder traurig noch wehmütig. Es war einfach in Ordnung.

Sie lächelte. Jetzt war ihre Zeit, nun konnte sie sich endlich selbst verwirklichen. Ob sie sich womöglich doch für den zweiten Facharzt bewerben sollte? Sie könnte ja einfach mal sehen, ob irgendwo eine Stelle ausgeschrieben war und was sie für Unterlagen und Qualifikationen bräuchte ...

Ohne weiter darüber nachzudenken, griff sie nach ihrem Smartphone und startete eine Suche. Eine Klinik in Frankfurt bot eine Weiterbildungsmöglichkeit an, die sie interessierte, also öffnete sie die Seite und überflog die Beschreibung. Die Frist für die Bewerbung war noch nicht abgelaufen. Ob sie es wagen sollte? Sollte sie sich trauen?

Ach, warum nicht?, dachte Ramona, klickte die Formulare an und druckte sie aus. Rasch waren die Bögen ausgefüllt, und Ramona sah zufrieden auf die Blätter, die vor ihr auf dem Schreibtisch lagen. Jetzt fehlte nur noch ein Briefumschlag, und dann konnte sie alles zur Post bringen.

Das Klingeln ihres Smartphones riss sie aus ihren Gedanken.

»Hallo, Ramona, hier ist Andrea«, meldete sich die Notärztin des Elisabeth-Krankenhauses, als sie das Gespräch entgegengenommen hatte. »Ich mache gleich Feierabend und wollte dich fragen, ob du Lust hast, mit mir noch etwas trinken zu gehen.«

»Oh ja, gerne. Ich bin gerade mit der letzten Umzugskiste fertig geworden«, erwiderte Ramona. »Ich finde, das sollten wir feiern.«

»Unbedingt«, sagte Andrea Bergen. »Sollen wir uns um acht Uhr in der Kajüte treffen?« Das war eine kleine Bar in unmittelbarer Nähe des Rheinufers, in die sie beide gerne gingen.

»Ja, das passt wunderbar«, stimmte Ramona zu. Sie beendeten das Gespräch und hob den Kopf. Wieder fiel ihr Blick auf das weiße Kleid, das erwartungsvoll an ihrem Schrank hing. »Was meinst du«, murmelte sie. »Soll ich dir heute noch eine Chance geben?«

***

Ramona betrat die Bar und sah Andrea Bergen bereits an einem der Tische sitzen. Als die Notärztin sie bemerkte, hob sie einen Arm und winkte ihr zu.

Ramona bahnte sich einen Weg zu ihr durch die Menschenmenge. Es war Freitagabend und dementsprechend voll in der gemütlichen Bar. Die Tische waren bis auf den letzten Platz besetzt, und Ramona war erleichtert, dass Andrea wenigstens noch einen Sitzplatz ergattert hatte. Die Stimmung in der Kajüte war ausgelassen, die Leute waren in ihre Gespräche vertieft, andere tanzten zur Musik auf der kleinen Tanzfläche.

»Hey, schön dich zu sehen!«, sagte Andrea Bergen, als Ramona den Tisch erreicht hatte, stand auf und umarmte ihre Freundin zur Begrüßung. »Wow, was für ein tolles Kleid! Ist das neu?«

Ramona schüttelte den Kopf. »Das habe ich in der letzten Umzugskiste gefunden. Ich habe es noch nie getragen, und da dachte ich, dass heute doch eine gute Gelegenheit wäre.«

»Absolut!«, stimmte Andrea Bergen ihr zu. »Und es steht dir wirklich fabelhaft. Komm, ich hole uns etwas zu trinken. Was möchtest du haben?«

»Ein Glas Wein«, antwortete Ramona und setzte sich. Während sie wartete, ließ sie die Blicke durch die Bar schweifen. Da bemerkte sie einen Mann, der in diesem Moment ebenfalls in ihre Richtung sah.

Ramona blickte kurz weg, doch als sie wieder aufschaute, sah er immer noch zu ihr herüber. Dann lächelte er. Er hatte ein süßes Lächeln, das ein Grübchen in seine Wange zauberte. Ramona lächelte unwillkürlich zurück.

»Hast du jemanden entdeckt, den du kennst?«, fragte da plötzlich Andrea Bergen, die mit zwei Gläsern Wein wieder zurückgekommen war.

»Was?« Ramona zuckte zusammen. »Ach so, nein. Niemanden, den ich kenne. Nur irgend so ein Typ, der gerade rübergeguckt hat.«

Die Notärztin gab Ramona eines der beiden Weingläser und setzte sich zu ihr an den Tisch. »Der sieht aber schon ziemlich süß aus«, neckte sie die Freundin.

»Stimmt, aber ich bin seit meiner Scheidung von Matthias momentan nicht auf der Suche«, erinnerte Ramona sie. Sie hob das Glas und prostete Andrea zu.

»Worauf stoßen wir an?«, fragte die Notärztin.

»Auf meinen Neuanfang«, sagte Ramona. »Vorhin habe ich nämlich die Unterlagen für die Bewerbung meines Facharztes in Chirurgie ausgefüllt.«

Andrea Bergens Augen weiteten sich vor Überraschung. »Wirklich?«, fragte sie begeistert, und Ramona nickte. »Das ist ja wunderbar! Wo hast du dich beworben?«

»An einer Klinik in Frankfurt. Die haben eine Stelle ausgeschrieben, und ich kann einen Teil meiner bisherigen Ausbildungszeit anrechnen lassen.«

»Wow, das ist ja super!« Doch da wurde Andrea Bergen ernst. »Aber dann verlässt du uns ja«, sagte sie nachdenklich.

»Na ja, noch ist ja nicht gesagt, dass sie mich überhaupt nehmen«, tat Ramona ihre Bedenken ab.

»Sie wären dumm, wenn sie es nicht täten«, widersprach Andrea. »Eine Ärztin mit so viel Wissen und Engagement für ihre Patientinnen und Patienten werden sie wohl kaum so schnell wieder finden.«

»Danke.« Ramona lächelte geschmeichelt.

»Also dann, auf deinen Neuanfang!« Sie ließen die Gläser aneinanderklingen. »Wann geht es eigentlich los?«, fragte Andrea, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte. »Also, falls sie dich nehmen – was ja wohl außer Frage steht.« Sie zwinkerte ihrer Freundin zu.

»Erst im Sommer. Die Bewerbungsgespräche sind Anfang Mai, vorausgesetzt, ich werde eingeladen.«

»Ach, sicher wirst du das. Du wirst sehen.« Andrea Bergen zwinkerte ihr zu.

Ramona blickte unwillkürlich wieder zu dem Mann ein paar Tische weiter. Er war in das Gespräch mit zwei anderen Männern vertieft. Vermutlich ein Männerabend, was Ramona aus den Bierflaschen schloss, die die drei vor sich stehen hatten. Als spürte er ihren Blick, drehte er auf einmal wieder den Kopf in ihre Richtung, und sie sahen einander erneut in die Augen.

Ramonas Atem beschleunigte sich.

Vorsichtig lugte Andrea Bergen, der der Blickwechsel nicht entgangen war, über ihre Schulter. »Ja, ja«, bemerkte sie vielsagend.

Ramona verdrehte die Augen. »Da ist nichts.«

»Das kannst du erzählen, wem du willst.« Die Notärztin gluckste. »Schließlich guckst du schon den halben Abend zu ihm rüber.«

»Das liegt nur daran, dass ich glaube, ihn von irgendwoher zu kennen.«

»So, so. Bestimmt kennst du ihn aus deinen Träumen«, sagte Andrea Bergen und lächelte. »Ach ja, von so einem gut aussehenden Typen würde ich ja auch gerne mal wieder träumen.«

Ramona blies sich eine ihrer karamellblonden Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Du hast doch deinen Werner«, erinnerte sie.

»Auch wieder wahr.« Die Notärztin leerte ihr Weinglas. »Und besser als mit meinem Mann hätte ich es nicht treffen können, finde ich.«

»Das stimmt«, sagte Ramona, denn sie kannte Werner Bergen, der als Kinderarzt eine Praxis führte und auch Belegbetten am Elisabeth-Krankenhaus hatte. »Soll ich uns noch eine Runde holen?« Sie deutete auf die beiden leeren Weingläser, die zwischen ihnen standen.

»Gern.« Andrea Bergen lehnte sich zurück, als ihr Smartphone klingelte. »Oh, das ist Franzi«, sagte sie, nachdem sie einen Blick auf das Display geworfen hatte. Franziska war ihre zwölfjährige Adoptivtochter, die die Bergens wie ihr eigenes Kind liebten. »Sie übernachtet heute bei einer Freundin. Ich geh schnell ran, ja?«

»Ist gut.« Lächelnd nahm Ramona die Gläser und bahnte sich einen Weg zur Theke. Dort war einiges los, und sie musste sich zu den anderen Gästen stellen und eine Zeit lang warten, ehe sie an die Reihe kam.

Endlich tauschte der Kellner an der Bar ihre leeren Rotweingläser gegen zwei volle aus. Ramona griff nach den Gläsern, drehte sich schwungvoll um – und stieß im nächsten Moment mit jemandem zusammen. Gleich darauf spürte sie, wie sich die kühle Nässe über ihrer Brust und ihren Rippen ausbreitete. »Ach, Mist«, murmelte sie, als sie den unschönen Rotweinfleck auf ihrem weißen Kleid sah.

»Oh nein, entschuldigen Sie bitte!«

Ramonas Herz setzte einen Schlag aus, als sie den Mann sah, der ihr da gegenüberstand. Es war der gut aussehende Typ mit dem Grübchen, der ein paar Tische weiter mit seinen Freunden saß. Na super, dachte Ramona. Jetzt ist mein Kleid dahin, und ich schmachte und gaffe auch noch den Kerl an, der dafür verantwortlich ist. Gut sieht er zwar aus, aber er ist entsetzlich schusselig – oder furchtbar unaufmerksam.

Ärgerlich stellte sie die Gläser ab und griff nach einer Serviette, die in einem Spender auf dem Tresen standen. Vorsichtig rieb sie über den Fleck, doch da war nichts mehr zu machen. Der Rotwein war bereits in die Fasern eingezogen.