Fesselndes Spiel - Francisca Dwaine - E-Book

Fesselndes Spiel E-Book

Francisca Dwaine

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Beschreibung

»Chip« gehört zu den größten Hackern der Welt. Seit Jahren spielt er mit der Polizei und kaum jemand weiß, wie er in Wirklichkeit aussieht. Durch den Fehler eines Freundes gerät Chip jedoch in eine brenzliche Situation und muss sich entscheiden: Lässt er sich auf das fesselnde Spiel eines heißen Fremden ein und riskiert dabei, seinen wahren Namen verraten zu müssen? Diese Kurzgeschichte ist nicht unmittelbarer Teil der Brunch-Reihe, erzählt aber die Hintergrundgeschichte einer der Nebenfiguren des Romans »Sommerbrunch«. Beide Geschichten können unabhängig von einander gelesen werden.

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Veröffentlichungsjahr: 2015

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Kapitel 1: Wie Tag und Nacht
Kapitel 2: Der Einsatz
Kapitel 3: Außer Kontrolle
Kapitel 4: Die Suche nach dem Prinzen
Kapitel 5: SOS-Chip
Impressum

Inhalt:

 

»Chip« gehört zu den größten Hackern der Welt. Seit Jahren spielt er mit der Polizei und kaum jemand weiß, wie er in Wirklichkeit aussieht.

Durch den Fehler eines Freundes gerät Chip jedoch in eine brenzliche Situation und muss sich entscheiden: Lässt er sich auf das fesselnde Spiel eines heißen Fremden ein und riskiert dabei, seinen wahren Namen verraten zu müssen?

 

Diese Kurzgeschichte ist nicht unmittelbarer Teil der Brunch-Reihe, erzählt aber die Hintergrundgeschichte einer der Nebenfiguren des Romans »Sommerbrunch«, der im Juli erscheinen wird. Beide Geschichten können unabhängig von einander gelesen werden.

 

Copyright © 2014 Francisca Dwaine

 

Alle Rechte vorbehalten.

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt und darf nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin ganz oder in Auszügen vervielfältigt oder kommerziell genutzt werden.

Alle handelnden Personen wurden frei erfunden.

 

Cover © Francisca Dwaine

Unter Verwendung des Bildmaterials von CURAphotography - Fotolia.com

Kapitel 1: Wie Tag und Nacht

 

Ein ebenmäßiger Rasen erstreckte sich zu Chips Füßen, wurde von einem geradlinigen Weg durchzogen. Die Sonne brannte unaufhaltsam und der süßliche Duft blühender Pflanzen kitzelte seine Nase. Ein Schweißtropfen lief seine Stirn herunter, seine Hand fuhr durch rote, hochtoupierte Haare, endete an der stark getrimmten Seite.

Das Einfamilienhaus vor ihm sah unscheinbar, aber einladend aus mit seiner weißen Fassade, dem gepflegten Vorgarten und der langen Auffahrt. Dennoch lag ihm der Gedanke fern, an diese Tür zu klopfen und dem Bonzen, dem dieses Haus gehörte, zu seinem Bilderbuch-Familienheim zu gratulieren. Stattdessen griff Chip in seine Tasche, zog einen runden Lutscher heraus und packte ihn langsam aus, ließ das Papier zu Boden fallen. Seine Zunge glitt über den Ring in seiner Lippe, fuhr nur kurz über das silberne Metall, bevor sie die Süßigkeit erreichte.

Neugierige Blicke trafen ihn von der Seite. Chip ignorierte sie jedoch, während seine Zunge den Lutscher umspielte. Erdbeere. Nicht ganz so gut wie die zwei Schachteln Marlboro, die er für gewöhnlich platt machte, aber sein Mund war beschäftigt.

»Jetzt spann mich nicht so auf die Folter und sag endlich etwas!«, drängelte sein Freund Tower neben ihm.

Chip ignorierte ihn zunächst – das konnte er dank jahrelanger Übung richtig gut –, doch dann begann Tower von einem Bein auf das andere zu hüpfen, als wäre seine Blase kurz vor dem Platzen. »Komm schon! Bitte! Bitte! Bitte!«

»Nerv mich nicht!«, sagte Chip, bevor er auf den Lutscher biss und ihn zerkaute. Die Süße explodierte in seinem Mund, seine Zähne knirschten und klebten. Was würde er jetzt nur für eine verfluchte Kippe geben! »Was willst du von mir hören, Mann? Was tun wir hier?«

»Schnallst du es nicht? Wir gehen auf eine Party!«, sagte Tower mit dem gleichen Grinsen, das er immer aufsetzte, wenn er seinen Freund überraschen wollte. Leider endeten seine Überraschungen für gewöhnlich im Suff mit ungewolltem Tattoo. Chips rechte Arschbacke zierte immer noch ein kleines Herz. »Eine richtig geile, affenstarke Party, Mann!«

»Hier?« Chip sah sich um, nahm sogar seine dickrandige Brille ab, zog ein rotgepunktetes schwarzes Stofftaschentuch aus seiner Hosentasche und tat so, als würde er die Gläser putzen. Sie standen auf einer Straße mit gutbürgerlichen Häusern. Nichts lag auf dem Bürgersteig  … abgesehen von dem Stiel und dem Papier seines Lutschers, die Chip achtlos weggeworfen hatte. »Sieht immer noch nicht wie unsere Gegend aus«, sagte Chip, nachdem er die Brille wieder aufgesetzt hatte. »Wo schleppst du mich hin? Zum Kaffeekränzchen bei deiner Großmutter?«

»Sei kein Arsch und hör mir einfach zu.« Tower legte einen Arm um Chip, streckte die Handfläche zum Haus aus. »Ich zeige dir eine Welt, die du nie zuvor gesehen hast. Heute verlassen wir endlich den Cyberspace, dringen in neue Dimensionen ein. Glaub mir, dein Schwanz wird mir danken!« Er gackerte, sah zufrieden zu dem Haus, das immer noch wie das normale Heim einer 0815-Familie wirkte. Wollte er ihn verarschen?

Wäre nicht das erste Mal. Tower besaß eine ganz eigene Art von Humor. Sie kannten sich beide aus dem Hackerkreis und waren schon seit Jahren die besten Freunde. Während Chip ein Bilderbuchpunk mit Brille war, trug Tower meistens Hemden mit Stoffhosen und fiel in der Öffentlichkeit nicht weiter auf. Wer ihn näher kannte, der wusste allerdings, dass Tower alles andere als normal war. Pervers, kindisch und mit einem zu großen Ego ausgestattet traf es eher.

Und schwul. Er war wirklich stockschwul.

»Pralle Ärsche, lange Schwänze, unglaublich talentierte Zungen  … du wirst es lieben! Hier spielt das Leben!«, rief Tower begeistert.

Eine von Chips Augenbrauen bewegte sich ganz langsam nach oben. Auf der anderen Straßenseite führte eine Frau ihren Handtaschenhund spazieren und brummte im Vorbeigehen: »Verdammte Hippies!«

Chip sah ihr nach. »Ist heute erster April?«

Mit rollenden Augen nahm Tower Chips Unterarm und zog ihn zur Tür des Hauses.

»Ist mir egal, was du sagst. Bevor du wieder abhauen kannst, trag ich dich meinetwegen in dieses Haus! Du bist ein Punk, also mach auch endlich mal was Cooles!«

Chip zeigte sich davon unbeeindruckt, ging aber murrend mit. Er zog sich so an, weil es sein Stil war und nicht, um in irgendeine Gruppe zu passen. Tower hatte dafür wenig Verständnis und sah es als seine erhabene Aufgabe an, Chips Leben aufregender zu machen.

Dann hatte er eben ewig keine Beziehung gehabt und verbrachte etwas zu viel Zeit vor dem PC, aber das hieß noch lange nicht, dass er keinen Spaß hatte! Tower verstand es vermutlich nicht, doch Chip war mit seinem Leben vollkommen zufrieden. Wenn er auch von Kartoffelchips, Bier und Energydrinks lebte  … Was war so schlimm daran? Er war trotzdem glücklich! Er brauchte keinen Kerl um sich herum und noch weniger hatte er es nötig, sich auf irgendeiner Party durchrammeln zu lassen!

»Ist es das?«, fragte Chip, als sie die Tür erreichten und er die zugezogenen Vorhänge bemerkte. »Das ist hier doch eine Fickparty, auf die du mich schleppen willst.«

»Wie kannst du es nur eine Fickparty nennen?! Das hier ist das Event des Jahres! Es gibt Leute, die sich die Finger lecken, um an eine Karte zu kommen. Nicht einmal eine Minute lang sind sie jedes Jahr online zu kaufen und ich habe sogar zwei für uns bekommen. Freu dich endlich! Das wird der Tag deines Lebens!«

Seine Augen bildeten winzige Schlitze, als Chip seinen Freund ansah. »Tower, du hast dich doch nicht etwa in das System gehackt, um an die Karten zu kommen, oder?«

Tower grinste ihm zu. »Etwas nachzuhelfen ist doch nicht schlimm, oder? Sie nennt sich 'Red Curry' und soll sehr  … vielseitig sein. Ich hab sie sogar richtig bezahlt.«

»Von deinem Geld?« Zweifelnd sah Chip ihn an. Tower war in der Szene dafür bekannt, sich besonders gerne in die Accounts von ahnungslosen reichen Leuten einzuhacken und Nachrichten zu hinterlassen. Er hatte nie etwas gestohlen – zumindest behauptete er das –, machte die Besitzer aber stets mit einem freundlichen Hinweis auf die Sicherheitslücken aufmerksam. Ein brennender Turm war sein Markenzeichen und erschien als kindische Animation auf den Bildschirmen.

Chip hackte zwar auch, nahm sich aber andere Ziele vor. So zerstörte er regelmäßig Seiten mit Kinderpornographie und schickte gleichzeitig nicht verfolgbare E-Mails zu der Polizei mit den IP-Adressen der Besucher und Betreiber. Auch den einen oder anderen Scherz hatte er sich natürlich erlaubt, das gehörte einfach dazu. Dennoch hatte er nie etwas Unrechtes mit seinen Fähigkeiten getan  … in seinen Augen zumindest nicht. Das Netzwerk der Polizei war schließlich so stümperhaft geschützt, es lud ihn geradezu ein, mit Schnurrbart versehene Bilder des Polizeichefs an alle Computer zu verteilen. Von dem bearbeiteten Schwulenporno einmal abgesehen  …

Diese Dinge waren ein Spiel für sie, das sie nicht lassen konnten. Um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, gestaltete Chip Webseiten und Tower arbeitete im Servicebereich einer Computerfirma. Außer ihnen hatte keiner eine Ahnung, wer hinter ihren Pseudonymen steckte. Niemand kannte ihre wahren Namen.

»Mann, du kennst mich doch! Ich klaue nicht  … wenn man den einen oder anderen Film nicht mitzählt, natürlich. Also alles ganz legal. Ich habe nur etwas nachgeholfen, damit wir mit Sicherheit an die Karten kommen. Und jetzt komm! Wir haben einen geilen Abend vor uns!«

Resigniert seufzte Chip, steckte die Hände in die Taschen seiner karierten Hose und wartete darauf, dass Tower die Klingel drückte.

Nur Sekunden später öffnete ein Typ im dunkelblauen Anzug die Tür. »Willkommen!«, sagte er und schenkte Chip einen kurzen, überraschten Blick, kommentierte aber seine Aufmachung nicht. »Haben Sie Ihre Karten?«

»Natürlich!«, sagte Tower, griff in seine Jacke und zog zwei schwarze Papierkarten heraus. Der Mann nahm einen kleinen Scanner von einem Tisch neben der Tür, scannte die weißen Strichcodes und sah dann auf das Gerät. »Sehr schön! Wenn Sie mir bitte folgen würden  …« Er trat einen Schritt zur Seite, um sie einzulassen, ging dann den Flur hinunter. Chip und Tower folgten ihm, kamen dabei an mehreren Türen vorbei. Ein Raum stand offen und Chip warf einen neugierigen Blick hinein, ging dann aber schnell weiter. Unglücklicherweise hatte er gesehen, wie eine nackte Frau einen muskulösen Kerl ritt, den Kopf nach hinten warf und dabei obszön stöhnte.

»Bist du sicher, dass das hier unsere Art von Party ist?«, zischte Chip Tower zu.

»Alles ist vertreten, Mann. Lass dich nicht von dem bisschen Heterogeficke abschrecken.«

Gerne hätte Chip ihm geglaubt, aber es würde ihm ähnlich sehen, sie auf die falsche Party zu bringen. Er war so verdammt nachlässig, dass er ein paar Mal sogar beim Hacken erwischt worden wäre, wenn Chip nicht rechtzeitig eingegriffen hätte.

»Hier sind Ihre Räume«, sagte der Mann plötzlich, blieb stehen und zeigte auf zwei gegenüberliegende Türen. »Ihre Partner werden in wenigen Sekunden bei Ihnen sein. Suchen Sie sich bitte Ihre bevorzugten Räumlichkeiten aus.« Der Mann ging zum Eingang zurück und Chip packte Tower am Kragen.

»Jetzt sag mir endlich, was hier los ist! Welcher Partner?!«

»Entspann dich doch«, sagte Tower, umfasste Chips Handgelenke, damit er ihn losließ, und rückte seinen Kragen wieder zurecht. »Das ist alles ganz easy hier. In jedem Raum gibt es etwas anderes und ich hab uns diese hier gebucht. Der da«, er zeigte auf die Tür mit der Nummer 6 hinter Chip, »ist für Spaß in kompletter Dunkelheit. Und dieser hier«, nun deutete er auf den Raum mit der Nummer 5 hinter sich, »ist für Fesselspielchen. Was magst du lieber?«

»Nichts davon, verflucht nochmal! Ich steh nicht auf den Dreck!« Chip biss sich auf die Lippe, sah seinen Freund giftig an. »Warum muss ich dir auch immer vertrauen? Ständig bringst du mich in so einen Scheiß rein!«

»Ach, komm schon  … du wirst es mögen. Und wenn nicht, kannst du jederzeit abhauen. Das ist doch eine super Chance, mal was auszuprobieren! Nur einmal, ja?«

Am liebsten hätte Chip ihn einfach dort stehen gelassen und wäre gegangen. Er hasste solche Überraschungen! Auch wenn er ewig keine Nummer mehr geschoben und noch so einen Druck hatte, er würde nicht  … er  … woran hatte er gleich nochmal gedacht?

Ein Mann war gerade am anderen Ende des Flurs aus einem Zimmer getreten, hatte nur ein winziges Handtuch um die Hüften gelegt und grinste Chip entgegen, dessen Mund aufklappte.

---ENDE DER LESEPROBE---