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Chris führt ein normales Leben, bis er eines Tages in einen zwielichtigen Klub gerät und ausgerechnet vor die Füße eines Drogenbosses fällt. Schnell wird er in Geschäfte hineingezogen, mit denen er nichts zu tun haben möchte, und muss gleichzeitig mit Gefühlen kämpfen, die der attraktive Verbrecher in ihm erweckt.
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Suitable Lover
von Francisca Dwaine
Inhaltsangabe
Chris führt ein normales Leben, bis er eines Tages in einen zwielichtigen Klub gerät und ausgerechnet vor die Füße eines Drogenbosses fällt. Schnell wird er in Geschäfte hineingezogen, mit denen er nichts zu tun haben möchte, und muss gleichzeitig mit Gefühlen kämpfen, die der attraktive Verbrecher in ihm erweckt.
Copyright © 2013 Francisca Dwaine
Alle Rechte vorbehalten.
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt und darf nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin ganz oder in Auszügen vervielfältigt oder kommerziell genutzt werden.
Alle handelnden Personen wurden frei erfunden.
Cover © Francisca Dwaine
Foto © PublicDomainPictures, Pixabay.com
Inhaltsverzeichnis
Ein schicksalhafter Fall
Fesslo
Pokerface
Spielchen
Alles auf eine Karte
Erinnerung
Vergangenheit
Der neue Anzug
Impressum
Ein schicksalhafter Fall
Ein Mann öffnete die Tür seines BMWs und stieg aus. Er rückte seine Anzugjacke zurecht und fuhr sich mit einer Hand durch die perfekten Haare. Einzelne Regentropfen fielen auf den feuchten Boden und jemand kam aus dem rechteckigen Gebäude des Klubs angerannt, um ihn mit einem Regenschirm zu schützen. Der Klubmitarbeiter sah ihn auffordernd an, doch der Mann hatte nur Augen für den Haupteingang.
Die dort wartende Menge bestand aus überwiegend jungen und leichtbekleideten Menschen, die ihre Hälse reckten, um die Länge der Schlange vor sich zu sehen. Viele hatten Tattoos und Piercings, waren bereits betrunken und alberten herum. Nur eine kleine Gruppe stach aus dem Haufen heraus.
Der BMW-Besitzer lächelte. Ein junger Mann mit ordentlich gekämmten braunen Haaren stand dort von drei Freunden umgeben und wirkte komplett fehl am Platz. Zwei seiner Begleiter klopften ihm auf die Schulter, während er immer wieder unsicher von einem Fuß auf den anderen trat und den Leuten um sich herum zweifelnde Blicke zuwarf.
Das könnte interessant werden, dachte der Mann, als er ihn beobachtete. Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen. Er drehte sich um und ging mit dem erleichtert aussehenden Klubmitarbeiter in Richtung Hintereingang.
***
Das Seven Stars lag weit abseits einer kleinen Stadt namens Fortlane und galt als Geheimtipp der Szene. Hier sollte es heiß hergehen. Drogen- und Alkoholmissbrauch waren an der Tagesordnung. Der Bürgermeister und die Polizei wussten angeblich von den Geschehnissen, kehrten sie aber unter den Tisch. Es gab Gerüchte, dass die hohen Tiere selbst regelmäßig in den Klub gingen, um unlautere Geschäfte abzuschließen.
Ob das stimmte oder nicht: Chris fühlte sich hier nicht wohl.
Er ging mit seinen Freunden durch den Eingangsbereich und betrat die erste von insgesamt drei Tanzflächen. Blinzelnd betrachtete er die tanzenden Körper vor ihm. Sie waren bloße farbige Schatten vor seinen Augen, die sich im Takt der Musik bewegten. Nebel durchzog den Raum und neben Schweiß stank es nach verschüttetem Alkohol und dem starken Parfüm der Nebelmaschine.
Der Gestank machte ihm Kopfschmerzen und Chris rümpfte die Nase. Aber auch ohne ihn wusste er gleich, dass es ein Fehler gewesen war, hierherzukommen. In den dunklen Ecken des Klubs befanden sich Paare in eindeutigen Positionen und fast jeder, den Chris sah, wirkte abwesend und desorientiert.
»Sollten wir nicht lieber wieder gehen?«, fragte er seine drei Freunde, die wie er in die Menge starrten. Niemand von ihnen sah aus, als würde er hierher gehören. Sie hatten sich zwar ein paar zerrissene Klamotten angezogen und die Haare wild gestylt, standen aber so stocksteif am Rand der Tanzfläche, dass sie sich von den anderen absetzten.
»Red doch keinen Quatsch, Mann!«, meinte Dylan, aber seine Stimme hörte sich längst nicht so fest an, wie er sie vermutlich gerne gehabt hätte. Stattdessen schossen auch seine Augen über die Menge und blieben auf einem Paar hängen, das sich gerade die Klamotten vom Leib riss. »Wahnsinn.«
»Dylan hat recht, Chris«, sagte Daniel. »Mein Cousin wird nicht mehr lange hier arbeiten und das könnte unsere einzige Chance sein.«
Ein Arm legte sich um Chris‘ Schultern und er sah auf. Owen grinste ihn an. »Genieß einfach den Abend, okay? Man wird nicht jeden Tag einundzwanzig.« Seine Augen verließen Chris‘ Gesicht und betrachteten die Tänzer. »Schnapp dir doch 'ne geile Braut. Der Laden ist voll davon!«
Chris antwortete nicht darauf. Ja, hier gab es tatsächlich viele schöne Frauen, aber er interessierte sich nur wenig für sie. Seine Aufmerksamkeit galt eher den gutaussehenden Männern.
»So ist es recht!«, sagte Owen, der Chris‘ Blick auf einen Kerl im engen Shirt missverstanden haben musste. »Bedien dich einfach! Die sind hier alle so zugedröhnt, für die bist du 'ne Mischung aus George Clooney und Brad Pitt, Mann.« Mit diesen Worten verschwand Owen in der Menge und die restlichen drei sahen sich unsicher an.
»Es ist eine einmalige Chance«, sagte Dylan achselzuckend. »What happens in the Seven, stays in the Seven.« Auch er verschwand und Daniel folgte ihm.
Chris trat von einem Fuß auf den anderen.
Diese Art von Läden konnte er noch nie leiden. Wie viel hörte man auch in den Nachrichten über heimlich verabreichte Drogen, resultierenden Organdiebstahl, Mord oder Vergewaltigungen? Besonders in letzter Zeit gab es Berichte über entführte Menschen in der Gegend. Irgendwann tauchten sie wieder auf, meist mit Narben an Bauch und Brust. Nur die wenigsten überlebten.
Viele bezeichneten Chris gerne als spießig, aber mal ehrlich: Er hing an seinen Organen. Wortwörtlich.
Langsam ging er durch die Menge, wimmelte eine kaum ansprechbare Frau ab, die sich plötzlich an seinen Arm hängte, und steuerte die Bar an. Dort fand er einen jungen Mann mit schwarzen, hochgegelten Haaren hinter dem Tresen vor, auf dessen Arm »Jerry« in großen, verschlungenen Buchstaben tätowiert war.
Chris, unsicher, wie man hier einen Drink bestellte, hob die Hand und winkte dem Barkeeper zu, dessen Lippen sich sofort zu einem Lächeln verzogen. Erleichtert atmete Chris auf, als er herüberkam.
»Na, so einen wie dich seh ich hier selten«, sagte der Barkeeper. »Verlaufen?«
»Kann man so sagen«, meinte Chris und lächelte zurück. »Meine Freunde haben mich hergeschleppt.«
»Wer Freunde hat, braucht keine Feinde.« Er blinzelte und kratzte sich dann am Kopf. »So ging der Spruch nicht, oder? Ich bin übrigens Jerry«, sagte er und hielt eine Hand hin, die Chris schüttelte. »Magst was trinken? Solltest allerdings auf dein Glas aufpassen. Die Meute hier ist wahnsinnig.«
»Ich nehme«, Chris schaute auf die Cocktailliste hinter Jerry, »einen Tequila Sunrise. Und mein Name ist Chris.«
Jerry lächelte und machte sich ans Werk. Chris beobachtete, wie er arbeitete. Jerry war nicht unbedingt sein Typ, aber er schien sympathisch und Chris mochte seine Hände. Sie flogen regelrecht von einer Flasche zur nächsten und schon nach wenigen Sekunden stand Chris‘ Drink mit Eis und einer Orangenscheibe garniert vor ihm. Chris bezahlte und probierte das Getränk. Der süßsaure Mix umspielte seinen Gaumen und Chris ließ die Zunge über seine Lippen gleiten.
»Zufrieden?«, fragte Jerry mit einem Grinsen.
»Super«, antwortete Chris. Für einen Moment war er unsicher, ob er fragen sollte, aber Jerry schien vertrauenswürdig genug. »Sag mal, stimmen eigentlich die Gerüchte über den Laden hier?«
»Über das Seven?«, fragte Jerry. »Schau dich um und du kennst die Antwort. Ist ehrlich kein Ort für dich, aber du solltest es überleben, wenn du nichts annimmst und dein Glas bewachst. Und du solltest dich vor den Anzugträgern in Acht nehmen.«
»Anzugträger?«
»Ja. Ich weiß selbst nicht, was die hier immer treiben, aber regelmäßig kommen so geleckte Schlipsträger rein. Ich sag dir, schon ein einziger Knopf von diesen Anzügen ist mehr wert, als alle meine Piercings zusammen gekostet haben. Und die meisten davon sind an Stellen, die man nicht sehen kann.« Jerry zwinkerte ihm zu und Chris verschluckte sich an seinem Drink. Er zwang sich, an etwas anderes zu denken, als deutliche Bilder in seinem Kopf auftauchten und er ein Ziehen in seinem Unterleib verspürte.
»U-und du weißt nicht, was die hier machen?«, fragte er hastig.
»Wenn ich's doch sage: keine Ahnung! Hab mal meinen Chef gefragt, aber der meinte nur, ich soll ihnen lieber aus dem Weg gehen. Ich weiß nur, dass sie immer in so 'nen Hinterraum verschwinden, den niemand betreten darf. Stacy bedient sie da.« Er deutete auf eine blonde Frau, die von den Tischen an der Wand Gläser einsammelte. »Sie wechselt aber immer das Thema, wenn ich sie frage, was genau da abgeht. Wette, die kriegt 'ne hübsche Summe, damit sie die Klappe hält.«
»Ey, Mann! Hör auf zu flirten und arbeite, verdammt!«, rief plötzlich ein dicker Mann von einer Tür hinter der Bar aus. Er schüttelte seine massige Faust in der Luft und bleckte die gelblichen Zähne.
Jerry winkte ihm zu, rollte dann aber mit den Augen. »Mein Chef«, sagte er. »Die Pflicht ruft. Pass auf dich auf, ja?«
Chris nickte und sah Jerry nach, wie er den Tresen entlangging, um Bestellungen anzunehmen. Dieses Gespräch hatte ihm vor allem eines verraten: Er sollte am besten so schnell wie möglich von hier verschwinden.
Mit diesem Gedanken schaute Chris sich um und versuchte, seine Freunde zu finden. Sie waren zwar mit Daniels Auto da, aber wenn sie nicht mitwollten, so konnte Chris immer noch den Zug nehmen und alleine gehen. Langsam bahnte er sich erneut einen Weg durch die Menge. Durch die Lichter wurde ihm schwindelig und sein Kopf hämmerte. Der Raum fing leicht an, sich zu drehen und es war schwer, seinen Drink nicht zu verschütten, wenn doch von allen Seiten Hände, gefolgt von sich windenden Körpern auf ihn zurasten. Merkten diese Menschen nicht, wie merkwürdig sie tanzten?
Gerade als Chris diese Frage in seinem Kopf mit »Nein« beantwortete, schoss eine Frau auf ihn zu. Er wich aus und stolperte in die andere Richtung. Nur noch so eben konnte er sein Glas gerade halten und atmete tief ein. Dann richtete er sich auf und wollte weitergehen, doch leider übersah er den Fuß eines Mannes und stolperte erneut.
Die nächsten Sekunden liefen wie in Zeitlupe ab. Chris fiel, das Glas flog aus seiner Hand, machte einen großen Bogen in der Luft und der gesamte Inhalt, rot glitzernd im Licht der Scheinwerfer, verließ das Glas. Wo genau der Inhalt gelandet war, das wusste Chris noch nicht, denn er kniete plötzlich auf dem Boden. Seine Knie und Hände schmerzten und sein Glas war wenige Zentimeter entfernt zersplittert.