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»Sei vorsichtig, was du dir wünschst!« Der selbstlose Geschichtsstudent Nori kommt in Besitz eines Dschinns, der ihm wortwörtlich jeden Wunsch erfüllen will. Verdammt heiß, mit wenig Verständnis für Privatsphäre und keinerlei Schamgefühl, bringt er das Leben des jungen Mannes mächtig durcheinander. Schon bald gibt es nur eine Sache, die sich Nori wirklich wünscht, aber eine Liebe zwischen Meister und Dschinn soll unmöglich sein ... Ein romantischer und humorvoller Gay-Romance Kurzroman mit Fantasy-Anteil.
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Veröffentlichungsjahr: 2015
Francisca Dwaine
Jinn
Inhalt:
»Sei vorsichtig, was du dir wünschst!«
Der selbstlose Geschichtsstudent Nori kommt in Besitz eines Dschinns, der ihm wortwörtlich jeden Wunsch erfüllen will. Verdammt heiß, mit wenig Verständnis für Privatsphäre und keinerlei Schamgefühl, bringt er das Leben des jungen Mannes mächtig durcheinander.
Schon bald gibt es nur eine Sache, die sich Nori wirklich wünscht, aber eine Liebe zwischen Meister und Dschinn soll unmöglich sein ...
Ein romantischer und humorvoller Gay-Romance Kurzroman mit Fantasy-Anteil.
Copyright © 2015 Francisca Dwaine
Alle Rechte vorbehalten.
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt und darf nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin ganz oder in Auszügen vervielfältigt oder kommerziell genutzt werden.
Alle handelnden Personen wurden frei erfunden.
Korrektur: Susanne Scholze und Marion Stollenwerk
Cover © Francisca Dwaine
Unter Verwendung der Bilder von © closeupimages - Fotolia.com und © Csák István - Fotolia.com
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
Impressum
»Und dann müssen wir noch das Übliche besorgen. Luftschlangen, Ballons und so weiter. Du weißt ja, wie Hanna auf dieses Zeug steht. Nori, hörst du mir überhaupt zu?«
Nori blinzelte. Er nahm den Arm vom Tisch, damit der Kellner seine Cola hinstellen konnte, und drehte den Kopf zu Mark. Der tippte ungeduldig mit dem Stift auf seinen Notizblock und eine Vene trat auf seiner Stirn hervor. Nicht gut.
Mit dem Ziel möglichst charmant zu wirken, strich Nori einige kastanienbraune Haare von seiner Stirn. »Tut mir echt leid. Ich habe heute Nacht nicht gut geschlafen.«
»Schon wieder? Hast du schlecht geträumt?«, fragte Mark ohne eine Spur richtigen Interesses.
Nori konnte es ihm nicht einmal verübeln. Während der letzten zwei Wochen war er jede Nacht schweißgebadet aufgewacht. Nur wenige Details blieben von seinen Träumen zurück ... der Geruch von Salzwasser, das Rasen seines Herzens und eine geisterhafte Stimme.
Sei vorsichtig, was du dir wünschst.
Noris Körper erschauderte. Er schüttelte den Kopf. »Ist schon gut. Ich hör dir jetzt zu. Was ist mit der Musik? Macht Steve den DJ?«
»Als wenn er das jemand anderen übernehmen lassen würde ...« Marks Stimme hatte eine gewisse Schärfe. Er lehnte sich zurück und sah Nori abschätzend an. »Aber sag mir noch mal, warum ich dir dabei helfen muss. Hanna mag mich nicht einmal.«
»Du bist mein Freund?«, sagte Nori hoffnungsvoll.
»Ach ... schön, dass du dich noch daran erinnerst.«
Oh, das klang gar nicht gut. Ihre Beziehung glich in den letzten Tagen einer dünnen Eisfläche und mehr denn je konnte Nori die Risse in ihrer Oberfläche erkennen. »Ich weiß, dass ich nicht gerade der beste Freund bin, aber ... bisher lief es doch gut oder nicht? Bist du nicht glücklich mit mir?«
Mark knallte den Stift samt seiner Handfläche so fest auf den Tisch, dass Nori zusammenzuckte. »Glücklich? Heute sehe ich dich nach zwei Wochen endlich außerhalb der Uni und alles, was wir tun, ist die Geburtstagsparty deiner besten Freundin zu planen!«
Nori versuchte zu lächeln. »Zwei Wochen? Ist das wirklich schon so lange her?«
Doppeltes Oh. Das war garantiert die falsche Antwort gewesen. Marks Mundwinkel verzogen sich so weit nach unten, dass sie fast sein Kinn erreichten. »Ich dachte mir, warum soll ich eigentlich immer derjenige sein, der dich anruft und sich mit dir verabreden will. Ich dachte mir, du würdest mich bestimmt vermissen und alleine mal auf die Idee kommen, mit mir auszugehen. Dann hast du mich gestern endlich angerufen und was ist los? Ich soll deinen Assistenten für eine Party spielen, auf die ich nicht einmal gehen will!«
Nori schluckte. Diese Situation kam ihm merkwürdig bekannt vor und er hatte bereits eine gewisse Ahnung, worauf sie hinauslief. »Es tut mir leid. Ich geb dir was aus, ja? Um es wieder gutzumachen?«
Alle ‚Ohs dieser Welt konnten nicht beschreiben, wie Mark ihn nun ansah. Mit einem bitteren Lächeln und Resignation in seinem Blick. Er fuhr sich durch die kurzen, schwarzen Haare, bevor er die Hände faltete und auf seine Finger starrte. »Und das ist alles? Ich bin wirklich sauer und du meinst, etwas zu trinken könnte das wieder gutmachen?« Mark sah ihn an. »Nimmst du eigentlich irgendetwas ernst? Ob nun im Studium oder in unserer Beziehung, du strengst dich nicht an. Manchmal ist es so, als wenn du gar nicht wirklich hier wärst.«
»Ich strenge mich an. Ich schreibe gute Noten«, sagte Nori mit einer Spur Trotz.
»Ja, aber du beteiligst dich kaum. In der Uni tust du nichts, um deine Leistungen noch zu verbessern und in unserer Beziehung gibst du dir auch keine Mühe. Ich bin dir gar nicht wichtig, oder?«
»Das ist nicht wahr! Ich ... ich mag dich«, sagte Nori, aber selbst in seinen Ohren klang das schwach.
»Mögen ist nicht genug. Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass das zwischen uns noch Sinn macht.« Mark stand auf und legte etwas Geld für seinen angefangenen Kaffee auf den Tisch. »Dir fehlt etwas, Nori. Ich habe keine Ahnung, was es ist, aber ich bin es nicht.« Damit verließ er das Café.
Mit halb geöffnetem Mund sah ihm Nori hinterher. Wie war denn das schon wieder passiert? Es war nicht so, als hätte er nicht irgendwann mit einer Trennung gerechnet, aber das war jetzt doch etwas überraschend gekommen.
Nori rieb sich etwas Schlaf aus den Augen und zog den Notizblock zu sich. Er war nicht dumm und wusste schon lange, dass es zwischen ihnen nicht mehr gut lief. Genau wie diese, waren auch Noris bisherigen Beziehungen in die Brüche gegangen. Immer wurde ihm vorgeworfen, kein richtiges Interesse an seinen Partnern zu zeigen. Aber was erwarteten sie eigentlich? Es war nicht so, als würde es irgendwo eine Anleitung geben, der Nori folgen konnte. Woher sollte er also wissen, was Mark von ihm wollte, wenn der nicht seinen verdammten Mund aufmachte?
Nori packte den Notizblock ein, legte Geld für seine Cola auf den Tisch, stand auf und verließ das Café. Mit den Händen in den Hosentaschen ging er die Straße entlang und achtete nicht weiter auf den Weg.
Er hatte Mark doch gezeigt, dass er ihm wichtig war. Zumindest hatte er es ihm gesagt. Und was die Verabredungen anging ... er war noch nie der Typ gewesen, der andere einlud. Nori blieb gerne mit einem guten Buch zu Hause oder sah abends einen Film. Aber das musste doch nicht bedeuten, dass er nicht gerne etwas mit Mark unternahm.
Vor dem Schaufenster einer Boutique blieb er stehen und betrachtete sein Spiegelbild in der Scheibe. Ohne, dass sich der Gedanke vollständig in seinem Kopf gebildet hatte, zog Nori sein Handy aus der Hosentasche und wählte Hannas Nummer.
»Hey, ich bin‘s. Ich ... muss mit dir reden.«
Ein genervtes Schnauben ertönte von der anderen Seite der Leitung. »Mark hat Schluss gemacht, oder?«
Verflixte Hellseherin! »Woher weißt du das schon wieder?«
»Es ist nicht so, als wäre das der erste Freund, der dich abgeschossen hat.«
Ziel anvisiert und Feuer! Mit absoluter Treffsicherheit bohrte sich Hannas Finger in Noris Wunde. »Vielen Dank. Kannst du mir vielleicht auch sagen, was ich falsch mache?«
»Logisch. Du hast einen grauenhaften Männergeschmack.«
»Nicht hilfreich, Hanna.«
»Ich bin nur ehrlich. Du bist doch nicht wirklich traurig über die Trennung, oder?«
Nori sah, wie sein Spiegelbild die Augenbrauen hochzog. Nein, traurig war er nicht. Verwirrt und das kleine bisschen Selbstvertrauen, das er durch die Beziehung mit Mark noch gehabt hatte, packte gerade die Koffer, aber sonst ...
»Siehst du? Ganz klar der falsche Typ. Möchtest du vorbeikommen, um darüber zu reden?«
»Nein, wirklich nicht«, sagte Nori, als hätte sie nichts Schlimmeres vorschlagen können.
»Dann such dir endlich einen anständigen Kerl oder lass mich mit dem Mist in Ruhe!«
Das Handy klickte. Nori starrte es an. »Ich hab dich auch lieb!«, brüllte er das unschuldige Gerät an und stopfte es zurück in seine Tasche. So viel zu seiner besten Freundin ... war er denn tatsächlich so nervig?
Vielleicht war es ja wirklich seine Schuld. Seitdem er mit vierzehn das erste Mal einen Jungen geküsst hatte, war er nicht mehr allein gewesen. Seine erste Beziehung hatte gehalten, bis er 18 war und danach hatte er niemanden länger als einige Monate halten können.
Er war nicht gerne alleine. Nach jedem Beziehungsende suchte er sofort einen neuen Freund und womöglich lag da das Problem. Mark war nicht der Richtige, aber würde er eine solche Person jemals finden? Jemanden, der alle seine Eigenheiten ertrug und sie sogar mochte?
In diesem Moment schien das unmöglich zu sein ...
Abrupt drehte sich Nori um und ging in die andere Richtung. Jedes Mal, wenn er sich so fühlte, suchte er einen ganz bestimmten Ort auf.
***
Das Antiquitätengeschäft Riewa in der Friedrichstraße lebte wie kein anderer Laden in Düsseldorf von seinen wenigen Stammkunden. Es war ein unscheinbares Geschäft, leicht zu übersehen im Meer der dekorierten Schaufenster, die Lebensmittel, Spielwaren oder Kleidung anpriesen. Die einzigen auffallenden Dekorationen bestanden aus einigen Schmuckstücken, die vorbeeilenden Passanten entgegenblitzten.
Nori war einer dieser Passanten gewesen, der vor Jahren durch ein eben solches Schmuckstück angelockt worden war.
Er besaß eine besondere Vorliebe für alte und geschichtsträchtige Gegenstände. Fast jeden Tag ging er in das Antiquitätengeschäft, um zu sehen, ob Herr Riewa etwas Neues für ihn hatte.
»Wirklich, Norbert, ich sehe dich öfter als meine eigene Familie. Hat ein junger Mann wie du nichts Besseres zu tun, als in meinem staubigen Laden herumzuhocken?« Herr Riewa lächelte Nori gutmütig entgegen. Einige seiner grauen, lockigen Haare fielen über die dicke Hornbrille, die er täglich trug, als er sich über eine Uhr beugte und sie mit seiner Lupe absuchte.
Interessiert sah Nori ihm zu, bevor er antwortete. »Ich nerve Sie doch nicht, oder?«
»Mitnichten! Du weißt, dass sich meine Kundschaft in Grenzen hält. Über Gesellschaft bin ich immer froh. Hach, ich wünschte wirklich, mehr Menschen würden sich für das Alte interessieren. Stattdessen laufen alle nur noch mit ihren Handys vor der Nase herum.« Herr Riewa schüttelte den Kopf. »Aber ich schweife ab. Du bist bestimmt nicht hier, um dem Geschwafel eines alten Mannes zuzuhören. Suchst du etwas Bestimmtes?«
»Ich wollte mich nur umsehen. Haben Sie etwas Neues bekommen?«
»Nur einige Gegenstände aus Haushaltsauflösungen. Nichts Wertvolles dabei. Ich kann wirklich froh sein, wenn ich ein wenig Geld damit mache. Aber da fällt mir ein ...« Riewa legte die Lupe auf seinen Tresen, bückte sich und hob einen Karton auf die hölzerne Fläche. »Dieses Teeservice habe ich auf einem Flohmarkt gefunden. Ich fürchte, dass es eine Fälschung sein könnte. Kannst du es dir ansehen?«
Nori nickte, griff in den Karton und zog eine mit Packpapier umwickelte Tasse heraus, um den Boden zu betrachten. Er nahm sich einige Sekunden Zeit, bevor er sprach. »Sie wissen ja, ein Fachmann bin ich nicht, aber dem R des Rosenthal Schriftzugs fehlt der übliche Schlenker nach links. Ich glaube nicht, dass es echt ist.«
»Zu schade«, sagte Riewa und seufzte. »Ich habe gerade einmal fünf Euro dafür gezahlt, aber es wäre schön gewesen, ein Schnäppchen zu machen.«
»Mehr als fünf bekommen Sie bestimmt dafür. Wenn es auch kein Original ist, es scheint immerhin alt zu sein. Um 1900, schätze ich. Aber zur Sicherheit ...«
»Sollte ich noch einen Fachmann fragen, ich weiß. So langsam solltest du mehr Vertrauen in deine Fähigkeiten haben, Norbert.« Die Glocke an der Tür läutete und eine ältere Dame kam in das Geschäft. Herr Riewa sah glücklich auf. »Kundschaft! Entschuldige mich bitte für einen Moment.«
Nori nickte und nutzte die Gelegenheit, um sich umzusehen. Wie jedes Mal ging eine gewisse Faszination von den alten Gegenständen aus. Was hatten sie gesehen? Wem hatten sie gehört und wie waren sie hierhergekommen?
In der Ecke vor einem alten Kleiderschrank lag ein Stapel mit Zeitungen. Nori nahm die Erste davon und schmunzelte. Eine Frau in altmodischer Badekleidung war auf der ersten Seite abgebildet. Vom Hals bis zu den Knien war kaum etwas von ihrer Haut zu sehen und doch musste der Anblick zu der Zeit ein kleiner Skandal gewesen sein.
Ein Luftzug traf auf einmal seinen Rücken und Nori drehte sich um. Die Frau hatte den Laden verlassen und stattdessen redete Herr Riewa nun mit einem Mann. Die Tür stand noch offen.
Nori sah zurück zu den Zeitungen. Die ersten Exemplare wurden von dem Wind verschoben und etwas blitzte unter ihnen hervor. Ein schwacher Geruch von Salzwasser traf Noris Nase.
Er beugte sich vor, legte einige Zeitungen zur Seite und entdeckte eine verschmutzte, silberfarbene Öllampe unter ihnen. Nori streckte seine Hand aus, aber als er sie berühren wollte, spürte er eine plötzliche Hitze an seinen Fingerspitzen.
»Das Ding ist nichts wert«, sagte Herr Riewa und Nori zog schnell seine Hand zurück. »Ich habe sie von einem Fischer. Sie muss einige Zeit im Meer gelegen haben, bevor sie ins Netz ging. Leider kein echtes Silber und auch nicht besonders alt. Ich schätze, sie ist ... Norbert? Alles in Ordnung?«
Nori lächelte. Er konnte es sich nicht erklären, aber das warme Gefühl hatte sich seinen Weg von den Fingerspitzen bis tief in seinen Körper gebahnt. »Ich nehme sie. Wie viel?« Er schaute zu dem Mann auf, der erstaunt den Mund geöffnet hatte.
»Bist ... bist du dir sicher? Ich meine, die Lampe ist sicher ganz hübsch, wenn sie ordentlich gereinigt wird, aber sie ist wirklich wertlos. Genau kann ich es nicht sagen, aber sie kann frühestens in den 30ern hergestellt worden sein. Normalerweise hast du doch kein großes Interesse am 20. Jahrhundert?«
»Es ist nur so ein Gefühl ...«
»Wenn du dir sicher bist, dann nimm das Ding ruhig mit.« Herr Riewa drückte die Lampe in seine Hände. Das warme Gefühl strömte augenblicklich durch seinen Körper. »Sieh es als Dank für deine Hilfe an.«
»Aber das kann ich doch nicht annehmen!«
»Und ob du das kannst! Sie hätte ohnehin nur ewig in meinem Geschäft gelegen.«
Nori sah die Lampe glücklich an. Langsam wurde sie wieder kühl. Hatte er sich die Wärme nur eingebildet? »Danke, ehrlich. Sie retten mir damit den Tag.«
»Ah, schon wieder Familienessen?«
Nori fluchte so laut, dass Herr Riewa nach hinten stolperte. »Das hab ich total vergessen!« Die Trennung von Mark hatte ihn so aus der Bahn geworfen, dass er nicht den geringsten Gedanken mehr an das wöchentliche Essen mit seiner Mutter verschwendet hatte. Und das hatte ihm gerade noch gefehlt.
Er war im Moment nicht scharf darauf, sie zu treffen. Missbilligende Blicke auf Noris Antiquitätensammlung, gespitzte Lippen beim Anblick der Bilder halbnackter Männer an den Wänden und Andeutungen, dass er sich bestimmt eine größere Wohnung leisten könnte, wenn er sein unsinniges Geschichtsstudium aufgeben und endlich arbeiten würde ... keinen ihrer Besuche hatte sie ihm bisher leicht gemacht.
Was sie dabei nicht verstand, war, dass Nori sich in der kleinen Zweizimmerwohnung wohlfühlte. Er liebte es, von seinen alten Sachen umgeben zu sein, mochte das Chaos und den Anblick der geschichtsreichen Gegenstände, die er über Jahre hinweg gesammelt hatte.
»Ob sie mir den Kopf abreißt, wenn ich absage?«
Herr Riewa lachte, wie er es immer tat, wenn Nori um sein Leben fürchtete. »So schlimm wird es schon nicht werden. Und selbst wenn doch, kannst du immer noch dein Glück versuchen und an der Lampe reiben. Vielleicht erscheint ein Flaschengeist, der deine Wünsche erfüllt?«
***
Einige Stunden später legte Nori den Hörer seines alten Telefons auf. Seine Ohren klingelten immer noch von den wüsten Kommentaren seiner Mutter. Er konnte geradezu das schadenfrohe Grinsen seines Bruders Corben vor sich sehen. Mit dieser Aktion musste er im Vergleich zu Nori einige Stufen auf der Beliebtheitsskala nach oben geklettert sein.
Nori nahm ein Haargummi aus der Schublade seines Schranks und band seine Haare zu einem Knoten zusammen. Er ging zum Kühlschrank, nahm eine Flasche Bier aus dem untersten Fach und öffnete sie mit dem Flaschenöffner, der auf der Arbeitsplatte bereitlag.
Bereits während er den ersten Schluck nahm, wanderten seine Augen zum Tisch, wo er die Öllampe abgestellt hatte. Sie war so unscheinbar und doch hatte sie etwas Anziehendes.
Nori stellte sein Bier auf den Couchtisch und ging in die Besenkammer, um ein weiches Tuch zu holen.
Damit setzte er sich auf die Couch und begann, die Lampe vorsichtig abzureiben. Auf den zweiten Blick war sie wesentlich weniger verschmutzt, als er zunächst angenommen hatte. Lediglich eine feine Kruste hatte sich auf dem Metall gebildet. Eigentlich merkwürdig. Wenn sie tatsächlich für längere Zeit im Meer gelegen hatte, müsste das Salzwasser nicht deutlichere Spuren hinterlassen haben?
Nori war fasziniert davon, wie schnell die Lampe zu säubern war. Für nicht wenige Gegenstände in seinem Besitz hatte er mehrere Stunden gebraucht, bis der alte Glanz wieder hergestellt war. Diese Lampe allerdings ... er brauchte sie kaum mit dem Tuch zu berühren. Es war, als würde sie den Schmutz von selbst abwerfen.
»Sei vorsichtig, was du dir wünschst.«
Nori warf die Lampe fort. Sein Herz raste, er zog die Beine an, drückte sich an die Rückenlehne der Couch. Unschuldig blieb die Lampe auf dem Tisch liegen und glänzte im Licht.
Er war allein und es war vollkommen still. Hatte er sich die Stimme nur eingebildet?
Beinahe hätte Nori gelacht und entspannte sich etwas. Natürlich hatte er das. Er war nur müde. Schließlich hatte er nicht viel geschlafen und dann war da auch noch die Trennung von Mark, der Stress mit seiner Mutter. Vielleicht wurde er auch einfach nur verrückt.
Langsam setzte Nori seine Füße zurück auf den Boden und nahm die Lampe erneut in die Hand. Keine körperlosen Stimmen, keine Geister, nichts. Das war ein gutes Zeichen, nicht wahr?
Nori sah auf die glänzende Oberfläche der Lampe, strich mit den Fingern über ihren Bauch und dann über den verzierten Griff, die kleinen Einkerbungen. Es hatte etwas Beruhigendes, so über diese winzigen Rillen zu fahren. Sie erinnerten ihn an gleichmäßige Wellen, an das Meer ...
Spaßeshalber rubbelte Nori über den Bauch der Lampe und wartete ab. Immer noch keine Geister oder komische Stimmen. Seine Finger kribbelten bloß.
Mit einem Lachen stellte er die Lampe auf den Tisch zurück.