Frühlingsbrunch- Verrat & heiße Schokolade - Francisca Dwaine - E-Book

Frühlingsbrunch- Verrat & heiße Schokolade E-Book

Francisca Dwaine

0,0
3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Frühlingsbrunch - Verrat & heiße Schokolade Gay Romance Phil ist ein Mann, der nichts anbrennen lässt, aber als er den attraktiven Mirko im Café Brunch trifft, ändert sich alles. Er weiß einfach, dass er der Richtige sein muss, und bietet ihm an, ihn kostenlos im Fitnessstudio zu trainieren. Leider sieht Mirko das ganz anders. Er will sich nur auf seine Arbeit als Kriminalbeamter konzentrieren und versucht, Phil zu widerstehen. Erst als der neue Praktikant im Studio angegriffen wird, kommen sie sich näher. Und das, obwohl Phil gleichzeitig Mirkos Hauptverdächtiger ist ... »Frühlingsbrunch - Verrat & heiße Schokolade« ist ein homoerotischer Liebesroman. Er spielt direkt nach den Ereignissen von "Winterbrunch".

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2015

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Kapitel 1: Eine erste Begegnung
Kapitel 2: Rod
Kapitel 3: Nächtliches Training
Kapitel 4: Liebe und Bewunderung
Kapitel 5: Regeln
Kapitel 6: (Nur?) Freunde
Kapitel 7: Streit
Kapitel 8: Ein ungeheuerlicher Plan
Kapitel 9: Freunde in der Not
Kapitel 10: Der Test
Kapitel 11: Ein erstes Date
Kapitel 12: Katz und Maus
Kapitel 13: Panik und Zweifel
Kapitel 14: Die falsche Entscheidung
Kapitel 15: Fragen
Kapitel 16: Der ungewöhnliche Retter
Kapitel 17: Der verzweifelte Versuch
Kapitel 18: Neue Chancen
Kapitel 19: Versöhnung
Kapitel 20: Geschichten der Vergangenheit
Kapitel 21: Zwangsurlaub
Kapitel 22: Der lügende Dieb
Kapitel 23: Ermittlungen
Kapitel 24: Das ungewöhnliche Versteck
Kapitel 25: Die wahre Geschichte
Kapitel 26: Geflüsterte Worte
Kapitel 27: Das neue Studio
Kapitel 28: Der Anfang einer Reise
Impressum

Francisca Dwaine

Frühlingsbrunch - Verrat & heiße Schokolade

 

 

Inhalt:

 

Phil ist ein Mann, der nichts anbrennen lässt, aber als er den attraktiven Mirko im Café Brunch trifft, ändert sich alles. Er weiß einfach, dass er der Richtige sein muss, und bietet ihm an, ihn kostenlos im Fitnessstudio zu trainieren.

Leider sieht Mirko das ganz anders. Er will sich nur auf seine Arbeit als Kriminalbeamter konzentrieren und versucht, Phil zu widerstehen.

Erst als der neue Praktikant im Studio angegriffen wird, kommen sie sich näher. Und das, obwohl Phil gleichzeitig Mirkos Hauptverdächtiger ist …

 

Copyright © 2014 Francisca Dwaine

 

Alle Rechte vorbehalten.

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt und darf nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin ganz oder in Auszügen vervielfältigt oder kommerziell genutzt werden.

Alle handelnden Personen wurden frei erfunden.

 

Cover © Francisca Dwaine

Unter Verwendung der Bilder von LoboStudioHamburg / pixabay.com und Hans / pixapay.com

 

Kapitel 1: Eine erste Begegnung

 

Das Café Brunch war ein Ort für viele Begegnungen. Zahlreiche Beziehungen und Freundschaften fanden hier ihren Anfang. Manche hielten es für einen magischen Ort, was besonders auf die Geschichten des Café-Besitzers zurückzuführen war.

Für Phil war es einfach ein Plätzchen zum Entspannen. Hier traf der Fitnesstrainer seine Freunde und erholte sich von der Arbeit. An die Geschichten des Besitzers hatte er nie geglaubt, doch genau acht Minuten und dreiundzwanzig Sekunden zuvor hatte sich seine Meinung grundlegend geändert.

Die Tür des Cafés öffnete sich immerzu und brachte kühle Luft in den Raum, aber Phil merkte kaum etwas davon. Ihm war heiß, als er mit diesem Adonis von Mann an einem Tisch saß, ihn anlächelte und seinen Worten lauschte.

Mirko war 26, gerade erst nach Köln gekommen und hatte in der Kriminalabteilung der nahen Polizeiwache angefangen. Sein dickes Haar verlangte geradezu danach, hinein zu fassen und diesen perfekten Kopf zu sich zu ziehen. Phil ballte die Fäuste zusammen, um dem Drang zu widerstehen und richtete seine Aufmerksamkeit stattdessen wieder Mirkos Worten zu. Seine Stimme war tief, klang jedoch etwas gelangweilt.

» … und deshalb brauche ich einen richtigen Ort zum Trainieren. Nicht diese lächerliche Trainingshalle in der Wache.« Er lehnte sich zurück, ließ einen Arm über die Rückenlehne seines Stuhles baumeln. Das Leder des Motorradanzugs knarrte. »Peinlich, in welcher Verfassung manche der Kollegen sind. Ich würde mich nie so gehen lassen.«

»Bist du schwul?« Diese Worte waren Phil einfach herausgerutscht. Einige Sekunden lang sah Mirko ihn nur an und Phil erwartete Fassungslosigkeit oder Schock, aber sein Gegenüber zuckte nicht einmal mit der Augenbraue.

»Klar. Du etwa nicht?«

Phils Herz hüpfte vor Freude und das war nicht der einzige Körperteil, der sich regte. Dieser Mann hatte etwas ganz Besonderes. Es war nicht nur sein Aussehen, das Phil faszinierte. Auch seine Ausstrahlung zog ihn in den Bann. Sadi würde ihm hinterher wieder damit in den Ohren liegen, dass er viel zu schnell ein Auge auf jemanden warf. Zwar hatte er einige unschöne Erfahrungen gemacht, wurde auch mehrmals betrogen, aber wie sollte er jemanden finden, wenn er nicht etwas riskierte?

Und Mirko war schließlich Polizist. Was konnte da schon schief gehen?

»Also wirst du mich wirklich trainieren? Und du willst nichts dafür?«

Und das war sein Stichwort. Phil stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab und beugte sich zu Mirko vor. »Ganz umsonst natürlich nicht. Ich erwarte schon die eine oder andere Gegenleistung …«

Phil konnte bereits an seinem Blick sehen, was Mirko dachte. »Wenn du denkst, dass ich mit dir schlafe, um -«

»Unsinn! Das würde ich nicht von dir verlangen. Obwohl ich der einen oder anderen Nacht nicht abgeneigt wäre ...« Phils Unterton kam nicht so gut an, wie er es gerne gehabt hätte. Mirko hob eine Augenbraue an, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme.

Im Fitnessstudio hatte Phil gelernt, die Körpersprache von anderen zu deuten. Als jemand, der leidenschaftlich gerne seine Schüler verführte, war er darauf angewiesen, die kleinsten Anzeichen zu erkennen. Seine Kollegen machten sich sogar einen Spaß daraus, Wetten abzuschließen, welcher der reichen Typen, denen er Privatunterricht gab, auf seine Flirterei einging.

Und tatsächlich waren es weit mehr als man erwarten würde. Viele von ihnen führten ein langweiliges Leben, sehnten sich nach neuen Erfahrungen. Phil war bereit, sie ihnen zu geben, allerdings waren diese rein sexueller Natur. Noch nie hatte er eine Beziehung mit einem seiner Schüler gehabt … Sadi, ein Kellner hier im Café, natürlich ausgeschlossen. Aber mit dem war er bereits vorher befreundet gewesen.

»Kein Grund so misstrauisch zu schauen«, meinte Phil. »Als Gegenleistung verlange ich nur, dass du mir hin und wieder mit etwas hilfst oder mir einen ausgibst. So mach ich das mit all meinen Freunden. Eine Hand wäscht die andere.«

Mirko schien über diese Worte nachzudenken. Er lehnte sich etwas vor und öffnete die Arme wieder. Ein gutes Zeichen.

»Dann erwartest du also nicht mehr? Ich hab nämlich echt keinen Bock auf den Stress. Die Arbeit ist schon anstrengend genug.«

»Die Arbeit? Nehmen sie dich auf der Wache hart dran?«

»Wie das eben so ist als Neuling. Man bekommt die Drecksarbeit zugeteilt, und weil mein Vater früher einmal Polizeichef gewesen ist, behaupten nun alle, er hätte mir die Stelle verschafft. Sie sind am Tratschen wie sechzehnjährige Teenager.« Seine Stimme wurde mit jedem Wort ärgerlicher. Phil konnte spüren, wie Mirko auf eine Chance gewartet haben musste, seinem Ärger endlich Luft zu machen.

»Das gibt sich bestimmt wieder. Wenn sie erst einmal sehen, dass du etwas drauf hast …«

Mirko fuhr sich durch die dicken braunen Haare. »Sagt sich so leicht. Wenn das doch alles schneller gehen würde. Ich müsste nur die Karriereleiter etwas raufklettern und dann würde er-« Er stoppte mitten im Satz, schaute Phil mit großen Augen an, schüttelte dann den Kopf. »Vergiss, was ich gesagt hab. War nicht wichtig.«

Phil runzelte die Stirn, fragte aber nicht weiter nach. Das war das erste Mal, dass er Gefühle gezeigt hatte. Wenn er ihn richtig einschätzte, könnte er jetzt aber ohnehin nichts aus ihm herausbekommen.

»Gut, dann sollten wir jetzt besprechen, wann wir das Training durchführen sollen«, sagte Phil. »Wann hast du Zeit?«

»Ist verschieden. Sie brummen mir noch oft die Nachtschichten auf.«

»Okay, dann geb ich dir einfach meinen Zeitplan. Wenn du Zeit hast und meine Privatstunden vorbei sind, kannst du mich anrufen und wir verabreden uns. Warte, ich schreib dir schon mal die Nummer auf.« Phil tastete seine Hosentaschen nach Stift und Papier ab, aber Mirko hatte schon sein Handy gezückt.

»Diktier sie einfach. Ich ruf sie dann an und du hast meine auch.«

Phil schmunzelte. Das war leichter gewesen, als er erwartet hatte.

 

***

 

Sadi trocknete die Gläser ab, beobachtete seinen Freund über den Tortenständer von der Theke aus. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, die schwarzen Locken fielen in sein Gesicht. Phil lehnte sich vor, flüsterte diesem Mirko irgendetwas zu. Die Körpersprache war eindeutig: verschmitztes Lächeln, ständig fuhr er sich durch die blonden kurzen Haare und leckte sich die Lippen.

So musste es ja kommen … ein gutaussehender Typ kam in das Brunch und Phil war innerhalb von Sekunden auf Beute aus. Normalerweise machte das nichts, denn der Bär suchte sich öfters etwas für die Nacht und ging dann erneut auf Beutefang. Aber Sadi kannte diesen Blick zu gut. Er bedeutete mehr, zeigte wahres Interesse und das endete selten gut. Schlaflose Nächte waren dann die Folge, in denen Phil sich darüber beklagte, dass es wieder einmal nicht funktioniert hatte.

Er dachte zu oft an Sex, maß dem Ganzen zu viel Bedeutung zu. Wie oft hatte Sadi ihm geraten, nicht rein nach Äußerlichkeiten zu gehen, erst einmal abzuwarten und seinen potenziellen Partner richtig kennen zu lernen? Aber Phil wollte das natürlich nicht hören. Trotz dieses fast unnatürlichen Sextriebes hatte er eine stark romantische Seite, die seine Liebhaber auf ein hohes Podest hob. So waren Enttäuschungen vorprogrammiert.

Sadi verglich seine Suche nach dem Richtigen oft mit dem Dartspielen: Einfach werfen und auf einen Volltreffer hoffen. Allerdings hatte Phil dabei die Augen verbunden und drehte der Scheibe den Rücken zu.

»Du machst dir Sorgen«, stellte Nicks Stimme neben ihm fest und Sadi zuckte zusammen. Er hätte fast das bereits trockene Glas fallen gelassen und stellte es behutsam ab.

»Erschreck mich doch nicht so!«, rief er, aber Nick lächelte auf eine Weise, dass der Ärger keine Sekunde lang anhielt. Wie so oft strich er sich mit dem Finger über die gebrochene Nase, brachte Sadi dazu, das Gleiche tun zu wollen. Stattdessen seufzte Sadi aber nur, sah erneut zu Phil herüber. Er konnte die Pheromone, die er versprühte, bis hierhin riechen. »Und klar mach ich mir Sorgen. Sieh ihn dir doch an! Er geht zu schnell ran.«

»Eigentlich passen sie doch ganz gut zueinander  …«

»Vielleicht, aber was, wenn nicht? Dieser Mirko … er weiß noch nichts über den Kerl und trotzdem himmelt er ihn an, als hätte er ihm den Mond runtergeholt oder so.«

»Geht nicht«, meinte Nick und hob einen Zeigefinger, fuhr mit blasierter Stimme fort: »Der Mond ist nicht nur für unsere Gezeiten verantwortlich, sondern sorgt auch dafür, dass die Erdneigung weitestgehend konstant bleibt. Dadurch werden extreme Temperaturschwankungen verhindert und das Leben auf unserem Planeten erst ermöglicht. Hätte er das also getan, würden wir es wissen.«

Sadi starrte ihn an, hatte den Mund leicht geöffnet. Dann schloss er ihn wieder und schnaubte. »Ich hasse dich, seitdem du diesen Astronomiekurs belegt hast.«

»Nee, tust du nicht.«

Mit verschränkten Armen seufzte Sadi erneut. Dieses Lächeln würde irgendwann einmal sein Untergang sein. Gegen Nick konnte er einfach nicht gewinnen. »Warum eigentlich Astronomie? Ich dachte, du willst Betriebswirtschaftslehre studieren?«

»Fand ich als Nebenfach am interessantesten.«

Nick war einfach erstaunlich. Noch vor ein paar Monaten hatte er keine Ahnung, was er mit seinem Leben anfangen sollte. Nun holte er seinen Realschulabschluss nach, wollte anschließend sogar noch Abitur machen und studieren. Sogar einen zweiten Job hatte er noch angenommen, damit Sadi nicht für seine Kosten aufkommen musste.

Er half ab und zu beim Friseur »Style4U« aus, in dem auch Patrick arbeitete. Patrick war … Nicks erster. Mit ihm hatte er geschlafen, als Sadi noch mit jemand anderem zusammen gewesen war, um herauszufinden, ob er es wirklich mit einem Mann tun konnte.

Sadi war natürlich dagegen, dass er bei dem Friseur arbeitete. Dass dieser Kerl immer noch etwas für Nick empfand, war offensichtlich. Ständig kam er nach seiner Arbeit mit ins Brunch und verlangte, von Nick bedient zu werden. Der fand das Ganze natürlich harmlos, aber Sadi war sich sicher: Patrick wartete nur auf die passende Gelegenheit, sich wieder an Nick ranzumachen.

Nach der Sache mit Arne, Sadis Exfreund, war Sadi vorsichtiger und längst nicht mehr so naiv. Er wusste einfach, dass Patrick Hintergedanken haben musste!

Nick fasste ihm plötzlich an die Stirn und zog damit Sadis Blick auf sich. Er strich ihm mit beiden Daumen die Haut glatt. »Du bekommst Falten, wenn du dir zu viele Sorgen machst. Vergiss nicht, was du Kayra versprochen hast.«

Ein Stöhnen entfuhr Sadis Kehle. Die Modenschau seiner Schwester … natürlich. Sadi hatte ihr versprechen müssen, dass er in etwa einem Monat für sie lief. Nick hatte es geschafft, sich da irgendwie rauszuwinden, aber er selbst hatte keine Chance gehabt.

»Wie hast du es nur geschafft, der Show zu entgehen?«, fragte Sadi, während Nick immer noch an seiner Stirn herumfummelte.

»Kunststück! Ich hab an dem Tag Abendschule und Kayra weiß natürlich, wie wichtig das ist.«

»Klar … verdammt, hast du ein Glück.« Er fing Nicks Hände an den Handgelenken ab. »Und hör endlich damit auf.«

»Kayra hat mir aufgetragen, mich um dich zu kümmern, bis die Show anfängt. Du sollst der Star werden.« Nick grinste ihm zu und Sadis Augen verengten sich.

»Dir macht das richtig Spaß, oder?«

Nicks Zunge schlüpfte zwischen seine Zähne und er schaute zur Seite. Es war ein so verflixt charmanter Anblick, dass Sadi nicht anders konnte. Er zog Nicks Hände hoch, drängte ihn zurück. Das Geschirr auf der Ablage hinter ihm klimperte, als Nick gegen die Arbeitsplatte stieß.

»Oh, Vorsicht! Sonst machst du noch-« Weiter kam Nick nicht. Sadi hatte seine Lippen mit den eigenen verschlossen, teilte sie mit der Zunge. Es war ein kurzer Kuss – sie waren schließlich in der Öffentlichkeit – aber genug, um Nick den Atem zu rauben.

»Nur ein Vorgeschmack auf heute Nacht. Du bist mir etwas zu frech …« Sadi grinste und drehte sich um. Er wollte gerade eine junge Frau bedienen, die ihn mit weit geöffneten Augen anstarrte, rechnete aber nicht mit Nicks nächster Tat. Er klatschte Sadi mit der flachen Hand auf den Arsch, schickte damit ein unmissverständliches Geräusch durch das Café.

Sadi drehte sich langsam zu ihm um, konnte den Mund einfach nicht schließen.

Nick lachte ihm zu. »Dann hoff‘ ich doch, dass du mich später bestrafst«, sagte er und verschwand in der Küche.

Den Rest des Abends flatterten Schmetterlinge in Sadis Bauch umher.

 

***

 

»Deine Freunde sind ganz schön schamlos, was?«, sagte Mirko auf einmal.

»Wie?«

Mirko zeigte zu der Theke, wo Sadi ein kicherndes Mädchen bediente und Nick mit einem Grinsen in der Küche verschwand. »Der Kellner hat mit diesem Nick gerade Französisch gesprochen. Ist es normal, dass sie ihre Beziehung so zur Schau stellen?«

Phil fuhr sich durch die Haare. »Normal … inzwischen weiß ich gar nicht mehr, was bei den beiden noch normal ist. Ich hätte sie für zu schüchtern gehalten, aber sie sind komplett ineinander verschossen. Vielleicht haben sie ihre Umgebung vergessen.« Inzwischen hatte er durch Nick eine vollkommen neue Seite an Sadi entdeckt. Natürlich war er vorher bereits verliebt gewesen, doch hatte es bisher niemand geschafft, ihm so den Kopf zu verdrehen.

Mirko schaute Sadi weiterhin an, als wäre er ein besonders schweres Rätsel, das er zu lösen versuchte. »Es ist nur … sie sollten vorsichtig sein. Nicht alle sind so verständnisvoll. Es könnte wieder etwas passieren.«

Phil lachte und lenkte Mirkos Aufmerksamkeit damit auf sich. »Der Zug ist längst abgefahren. Wir hatten kurz vor Weihnachten ein paar Probleme mit Sadis ehemaligen Freunden. Seine Sexualität hat sich auch herumgesprochen, letztendlich aber wenige interessiert. Und der Kuchen ist so gut, dass selbst die mit geringerer Akzeptanz nicht motzen.«

»Ist das hier ein Magic Wonderland oder sowas?«

»Vielleicht? Du hast dann wohl nicht so tolle Erfahrungen gemacht …«

»Ich hab es niemandem erzählt«, sagte Mirko, stützte sich mit dem Ellenbogen ab und schaute zu Sadi. »Geht doch niemanden etwas an.«

»Auch deinen Eltern nicht? Deinen Freunden?«

»Freunde …« Mirko lächelte bitter. »Hatte ich nie so richtig. Ich such mir nachts jemanden im Club, rede mit Kollegen oder früher mit den Mitschülern, aber sonst … und was meine Eltern angeht: Warum soll ich ihnen das erzählen? Was geht es sie an, mit wem ich schlafe?«

»Na ja, es sind deine Eltern. Möchtest du ihnen nicht irgendwann einmal deinen Freund vorstellen?«

»Einen Freund werd ich nicht haben.« Mirko schüttelte seinen Kopf. »Ich bin nun mal nicht so wie ihr und schreie es in die Welt hinaus. Ist das falsch?«

Phil hob die Hände hoch. »Was immer dir lieber ist. Ich kenn einige, die es verheimlichen, nur … ist das nicht anstrengend?«

Mirko zuckte mit den Schultern. »Warum sollte es das sein? Ich hab dir doch gerade gesagt, dass ich keine festen Beziehungen habe. Und nachts werd ich kaum meinen Eltern in die Arme laufen.«

Was sollte er dazu noch sagen? Phil hasste es, wenn sich jemand für seine Sexualität schämte, aber Mirko schien es wirklich egal zu sein. Nur … war es nicht schwer, eine Lüge zu leben? Was erzählte er seinen Eltern, wenn sie ihn fragten, warum er ihnen nie ein Mädchen vorstellte?

Sadi sagte Phil immer, ihm fehle das Verständnis für solche Situationen, weil seine Familie sehr offen seiner Homosexualität gegenüber war. Außerdem war Phil ein ehemaliger Boxchampion. Durch seine mächtige Statur traute sich kaum jemand, blöde Kommentare abzugeben. Dennoch konnte er sich nie mit dem Gedanken anfreunden, dass jemand diesen wichtigen Teil seines Lebens einfach geheimhielt.

»Und es hat nie jemand herausgefunden?«, fragte Phil schließlich.

Mirko zögerte für einen Moment. »Ich … Nicht wirklich. Es hat mal ein Gerücht in der Schule gegeben, aber das gleiche haben sie von zig anderen Jungs behauptet. Wie Kids eben so sind. Aber ich habe wirklich keine Lust, jetzt über dieses Thema zu sprechen. Es hat auch nichts mit dem Training zu tun.«

Etwas verriet Phil, dass Mirko nicht ganz die Wahrheit sagte. Diese Sache schien ein schwieriges Thema für ihn zu sein. »Hundert Prozent Business, was?«, fragte er.

Mirko schaute ihn gelangweilt an. »Ich habe eben keine Zeit, um herumzutrödeln.« Er stand auf und nahm seinen Motorradhelm in die Hand. »Nun, du hast meine Nummer. Wir sehen uns dann demnächst?«

Phil stand ebenfalls auf. Mit einem kleinen Stich stellte er fest, dass Mirko etwa zwei Zentimeter größer war. Und dabei nannten die Leute ihn schon einen Riesen! »Klar. Ich mach dir eine Kopie von meinem Arbeitsplan und geb ihn dir demnächst. Ruf einfach an, wenn du Zeit hast.«

Mirko nickte und sie reichten sich die Hände. Er hob den Helm, um ihn aufzusetzen, stoppte aber kurz vorher. »Und übrigens: Das mit dem Keinen-Freund-Haben war mein ernst. Beziehungen mach ich nicht, also keine falschen Hoffnungen, klar?«

Phil grinste ihm zu, nickte aber ebenfalls. Er sah ihm zu, wie Mirko das Café verließ, richtete seinen Blick auf den trainierten Rücken, der in dieser allzu perfekten Rundung endete. Er konnte es kaum erwarten, diesen Arsch in Jogginghosen zu sehen. Von den Duschen ganz zu schweigen …

Und was Mirkos Abneigung Beziehungen gegenüber anging: Phil hatte noch nie eine Herausforderung gescheut und diese würde sich ganz besonders lohnen.

Kapitel 2: Rod

 

Am nächsten Tag ging Phil federnden Schrittes durch das Fitnessstudio. Das Gespräch vom Vortag spielte sich immer wieder in seinen Gedanken ab. Mirko wirkte nicht sonderlich interessiert an ihm, aber es wäre nicht das erste Mal, dass Phil jemanden verführte. Egal, wie viel Arbeit es auch sein würde, sobald er Mirko erstmal im Bett hatte, würde er ihm garantiert verfallen!

»Du grinst wie ein Idiot«, meinte eine Stimme vor ihm und Phil blickte auf.

Das war Jenn, eine durchtrainierte Frau Mitte dreißig mit buschigem Pferdeschwanz und langer Nase. Eine richtige Kratzbürste konnte sie sein, wenn man sie auf dem falschen Fuß erwischte. Leider war sie auch ihr Boss, nachdem ihr Mann sie verlassen hatte und stattdessen mit einem jüngeren Modell samt Betonbrüsten um die Häuser zog. Sollte Phil jemals den Wunsch nach einem schmerzvollen Tod verspüren, müsste er Jenn nur darauf ansprechen.

»Jetzt sag schon! Irgendwas passiert?«, fragte sie. Phil öffnete schon den Mund, um etwas zu sagen, doch dann hob sie die Hände hoch. »Nein, warte! Wenn es irgendetwas mit deinem Sexualleben zu tun hat – und das hat es immer – will ich es gar nicht wissen.«

Phil grinste. »Was denn nun? Willst du es wissen oder nicht? Mit Sex hat es nichts zu tun … noch nicht jedenfalls. Ich arbeite noch dran.«

Jenn gab ein »Tsk«-Geräusch von sich und verschränkte die Arme. »Du lässt es nie sein, was? Das ist doch nicht einer deiner Kunden, oder?«

»Nicht offiziell …«

»Nicht offi- … trainierst du etwa schon wieder einen deiner Freunde nach Feierabend? Du weißt, dass es mir egal ist, was du in deiner Freizeit machst, aber vergiss nicht: kein Sex im Studio! Das Thema hatten wir oft genug, oder?«

Phil blickte an ihr vorbei, rieb sich den Nacken. »So oft hab ich das auch nicht gemacht … und es hat doch auch nie einer gesehen.« Jenn hob eine Augenbraue an und Phil grinste. »Niemand außer dir, mein ich.«

»Und ich werde das auch mein Leben lang nicht mehr vergessen … wenn du nicht ein so verdammt guter Trainer wärst, hätte ich dich längst feuern müssen.«

»Aber ich bin nun mal verdammt gut«, sagte Phil. »Aber sag mal, was ist denn jetzt eigentlich mit der Bar? Dagmar hat doch aufgehört, oder?«

Er musste sich zu diesem gekonnten Ablenkungsmanöver gratulieren. Die Missbilligung in ihrem Gesichtsausdruck verschwand. Stattdessen runzelte sie die Stirn und dachte offensichtlich nur noch an die Arbeit. »Leider ja und ich hab bisher noch niemanden gefunden, der ihren Platz übernimmt. Vielleicht müssen wir uns abwechseln. Heute fängt übrigens auch der neue Praktikant an und ich wollte, dass du ihm alles zeigst.«

»Deshalb also der frühe Anruf. Was ist er denn für einer?«

»Sein Name ist Rodney und er ist … sehr engagiert. Erst zwanzig und hat sein Sportstudium begonnen. Ich glaube, du wirst ihn mögen. Vielleicht wirst du ihn sogar etwas zu sehr mögen …«

Phils Augenbrauen hoben sich. »Wie meinst du denn das?«

»Du wirst es wissen, wenn du ihn siehst. Er müsste gleich hier sein. Machst du bis dahin die Bar? Ich muss nochmal den Trainingsplan für heute durchgehen.«

»Geht klar.«

Phil ging zu der kleinen Bar, die wie eine Insel mitten im Studio lag. Sie war mit Energy-Drinks und Säften gefüllt. Auf einem Regal standen die üblichen Protein-Pulver-Eimer, von denen sich die meisten der Käufer Herkules-Muskeln ohne Anstrengung erhofften. Besonders diese reichen Geschäftsmänner, die Phil trainierte, waren schlimm. Hatten nie Zeit für ordentliches Training, kauften aber den gesamten Vorrat des Pulvers auf und beschwerten sich dann, wenn es nach zwei Wochen nicht die geringste Veränderung gab. Nichts hasste Phil mehr als dieses Gejammer. Einen trainierten, gesunden Körper bekommt man nicht von heute auf morgen, aber das interessierte niemanden. Ganz wie bei ihren restlichen Geschäften ging es ihnen nur um das Eine: maximales Ergebnis bei minimalem Einsatz.

Phil grinste, während er einen der Kartons öffnete, die hinter der Theke standen, und die Regale mit den Drinks auffüllte. So sehr er diesen Teil seines Berufes auch hasste, gab es auch nichts, das ihn mehr freute, als diese Träume von unwiderstehlichen Körpern platzen zu lassen. Die meisten seiner Kunden hielten nicht lange durch. Bereits am ersten Tag schickte Phil sie durch die Hölle und nur einige wenige schafften das Training. Die erreichten dann natürlich auch ihr Ziel und interessanterweise waren es gerade diese Männer, die es sowohl beruflich als auch privat ganz nach oben schafften.

Phil schwelgte so sehr in Erinnerungen an besonders eingebildete Schnösel, die nach nicht einmal drei Stunden auf dem Boden gelegen und nach Luft geschnappt hatten, dass er nicht bemerkte, wie sich jemand der Theke näherte.

»Entschuldigung? Ich … ich sollte heute hier anfangen«, sagte eine hohe männliche Stimme und Phil ließ eine der Flaschen fallen, die auf dem Boden aufsprang. Das blaue Getränk verteilte sich über dem Linoleum.

»Verdammtes Gesöff!«, sagte Phil und schaute von der Sauerei auf.

Er blickte direkt in das hübsche Gesicht eines Jungen. Und hübsch war es wirklich … er hatte extrem glatte, helle Haut. Sein Körper war dünn, er reichte Phil gerade mal bis zum Kinn und hatte schwarze, zur Seite gekämmte Haare. Während der Junge sich den rechten Oberarm mit einer Hand rieb, schaute er Phil mit einer Mischung aus Nervosität und Neugier an.

»Du … bist der Praktikant?«, fragte Phil. »Rodney?«

Offenbar glücklich darüber, diese Hürde ohne Probleme gemeistert zu haben, nickte der Junge eifrig. »Ja, Rodney Schwarz. Ich soll für die nächsten vier Wochen hier helfen.«

»Vier Wochen also …« Phil schaute ihn von oben bis unten an. Jetzt wusste er auch, was Jenn gemeint hatte. Rodney war einfach … süß. Er sah noch jünger als zwanzig aus und wirkte schüchtern. Eigentlich nicht unmittelbar Phils Beuteschema, aber der Junge hatte doch etwas Anziehendes an sich.

Noch während Phil ihn so ansah, windete sich Rodney unter dem Blick. »Ich weiß, ich seh nicht wie ein Sportstudent aus …«

»Wie sieht denn so ein Student aus?«

»Sportlich halt … mit mehr Muskeln. Dagegen bin ich eher …«

»Niedlich?« Rodney verzog das Gesicht und Phil musste laut lachen. »Magst es nicht, so genannt zu werden, was?«

»Welcher Mann mag das schon? Aber ich bin eben so, wie ich bin.«

Nicht gut … Phil schloss ihn bereits ins Herz. »Das wollen wir doch mal sehen … streck mal die Arme aus, ja?«

Rodney sah verwirrt aus, tat aber, was Phil ihm sagte.

Mit forschendem Blick sah Phil Rodney an, studierte die dünnen Arme. Durch das Muskelshirt hatte er eine gute Sicht auf den Schulterbereich. Viel konnte man auf diese Weise nicht sagen, aber sein Körperbau allein deutete an, dass er nicht die Veranlagung für schnellen Muskelaufbau besaß. »Wie oft trainierst du?«

»Viermal die Woche.«

»Cardio und gezieltes Muskeltraining?« Nachdem Rodney genickt hatte, trat Phil vor und zog das Muskelshirt hoch.

»W-was?«

»Shh, lass die Arme oben. Ich will nur deinen Brustbereich anschauen.«

Rodney wurde leicht rot im Gesicht, hörte aber auf ihn. Phil tastete mit der Hand Rodneys Bauch ab. Die wenigen Muskeln, die dort waren, zuckten unter seinen Fingern.

Interessant. Es gab zwei mögliche Gründe für Rodneys Nervosität: Entweder war er nur schüchtern, oder … oder ihm waren Phils Berührungen aus einem anderen Grund unangenehm. Sein Gesichtsausdruck sagte eigentlich schon alles.

»Was isst du denn so?«, fragte Phil.

Die Frage hatte Rodney offenbar nicht erwartet. »Viel Gemüse … Fisch auch sehr gerne.«

Phil trat von ihm weg, legte die Hand ans Kinn und sagte: »Du solltest etwas mehr Fleisch und Hähnchen essen. Am besten ein Glas Milch jeden Morgen trinken und zum Frühstück öfters ein Ei. Du hast zwar einen schmalen Körperbau, aber ich glaube, wir könnten das in den Griff bekommen. Wenn du in deinen vier Wochen auch trainieren willst, natürlich …«

Der beschämte und nervöse Gesichtsausdruck von Rodney verwandelte sich in Begeisterung. »Sie helfen mir? Wirklich wahr?«

»Klar, warum auch nicht? Aber das mit dem Siezen lassen wir mal schön. Hier wird jeder geduzt. Ich bin Phil.« Er gab dem Jungen die Hand, benutzte besonders viel Kraft, um ihn zu beeindrucken.

»Dann kannst du mich Rod nennen! Das Machen alle und …« Auf einmal erstarrte er, schaute Phil mit geöffnetem Mund an. »Moment, Phil? Wie Phil Kleinbeck? Der berühmte Profiboxer?«

»Berühmt ist etwas übertrieben … ich bin jetzt nur noch Fitness- und Boxtrainer.«

»Aber du bist mein Idol! Ich hab jeden deiner Kämpfe gesehen! Du warst klasse! Ich hab dich gar nicht erkannt, so … so …«

»Angezogen?«

Rod wurde wieder rot und nickte kurz. Wie es üblich war, hatte Phil im Ring immer mit freiem Oberkörper gestanden. Dass er in normalen Sportsachen kaum zu erkennen war, hatte er bereits von mehreren Leuten gehört.

»Mach dir keinen Kopf. Ist schließlich schon ein paar Jährchen her. Jetzt sollte ich dich erstmal zu Jenn bringen und danach zeige ich dir dann, was du machen sollst. Fürs erste wirst du wahrscheinlich an der Bar stehen. Wir brauchen noch eine neue Rezeptionistin und Barkeeperin.«

»Das geht schon in Ordnung«, sagte eine neue Stimme. Ein Mann mit leicht angegrauten Haaren und Dreitagebart kam auf sie zu. Das war Frank, ein weiterer Trainer des Studios. »Ich mach das fürs Erste. Hab vorhin erst mit Jenn gesprochen.«

»Bist du dir sicher?«, fragte Phil. »Du hast doch mit deinen Kursen genug zu tun.«

»Klar, ich brauch die Extrakohle sowieso. Besser, als noch einen Nebenjob anzunehmen. Aber willst du uns nicht vorstellen?«

»Richtig, entschuldige bitte. Frank, das hier ist unser Praktikant Rodney. Rodney, Frank ist unser Trainer für die besonders schweißtreibenden Kurse. Man sieht es ihm zwar nicht an, aber er macht Kickboxen, Tai Chi und noch dutzende anderer Sachen. Frag mich nicht, wann er schläft.«

»Schlafen kann ich noch, wenn ich tot bin«, sagte Frank mürrisch.

»Das wird hoffentlich nicht allzu bald sein.«

»Ich geh auf die 50 zu. Wer weiß, wie lange ich wirklich noch hab? Aber wegen der Bar wisst ihr dann Bescheid.«

»Klar. Oh, warte! Ich hab beim Auspacken gerade eine riesige Sauerei gemacht. Das muss ich noch aufwischen …«

Phil ging auf die Bar zu, aber Frank hielt ihn auf. »Sauerei? Hast du etwa eine der Flaschen fallen gelassen?«

»Ja, Rodney hat mich überrascht. Ich werde eben einen Lappen holen und-«

»Nein! Lass mal gut sein. Der Junge sieht so aus, als könnte er es gar nicht erwarten, dass du ihm das Studio zeigst. Ich mach das schon, keine Sorge.«

Phil runzelte die Stirn. »Wenn du meinst …« Er drehte sich zu Rod. »Sollen wir dann? Zunächst solltest du dich bei Jenn melden, komm.«

Mit einem weiteren Blick auf Frank, der bereits zur Bar ging, legte Phil einen Arm um Rods Schulter und führte ihn zu Jenns Büro.

»Frank ist … anders«, meinte Rod nachdenklich.

»Ja, er hat manchmal komische Sprüche drauf. Am besten ignorierst du das einfach. Sonst ist er eigentlich ein netter Kerl.«

Rod nickte und Phil drückte seine Schulter, als sie zu dem Büro gingen. Ganz leise hörte er ihn neben sich sagen: »Phil Kleinbeck fasst mich an … unglaublich …«

 

***

 

Nach dem ersten Treffen mit Mirko vergingen mehrere Tage. Phil hatte sein Handy immer griffbereit, ertappte sich manchmal sogar dabei, auf das Display zu starren. Es hatte ihn ganz schön erwischt. Lag es an diesem geilen Hintern, den verdammt dichten Haaren, in die er greifen wollte, während sein Partner in Ekstase schwebte, oder hatte es eher mit Sadi und Nick zu tun?

Auch jetzt waren Letztere vor seinen Augen am Flirten. Es war kurz vor Feierabend, Phil war gerade vom Training gekommen und wollte mit ihnen etwas trinken gehen, doch die beiden sahen nicht so aus, als würden sie irgendwo hingehen wollen.

Sadi fütterte Nick gerade tatsächlich mit einer Erdbeere, leckte den Saft auf, der Nicks Kinn hinunterlief, hatte einen Arm um seine Hüften geschlungen. Sie lehnten sich an die Theke, waren für alle Augen sichtbar.

Phil verstand, was Mirko mit »schamlos« gemeint hatte: Sogar er fühlte sich wie ein Spanner, als er ihnen zuschaute. »Wenn ihr eure glückliche Beziehung so zur Schau stellen müsst, könntet ihr mich wenigstens mitmachen lassen.«

Nick lachte, während Sadi weiterhin dessen Kinn ableckte. »Sei nicht so eifersüchtig«, meinte er. »Hast du nicht selbst jemanden am Start?«

»Da bin ich mir nicht so sicher …« Phil hielt sein Handy hoch. »Er hat mich noch kein einziges Mal angerufen. Noch nicht einmal, um mir seine Nummer zu geben. Vielleicht hat er es sich anders überlegt?«

»Ist besser so«, meinte Sadi und drehte sich um. Er hatte zwar endlich von Nick abgelassen, dafür umarmte dieser ihn allerdings von hinten und grinste Phil über Sadis Schulter zu. Dieser verdammte Mistkerl! Seitdem er wieder zur Schule ging, war er frech geworden. Phil freute sich darüber, wie sein Kleiner auftaute, aber er könnte ruhig etwas … netter zu ihm sein. Nick erzählte ihm ja noch nicht einmal, was er nachts so mit Sadi trieb.

»Was meinst du denn mit besser, Sadi?«, fragte Phil, schaute Nick mit hervorgeschobener Unterlippe an. Dessen Grinsen wurde aber nur breiter.

»Ich bin mir nur nicht sicher, ob dieser Mirko der Richtige für dich ist. Er sieht mehr wie so ein typischer Schönling aus. Mit solchen Typen hattest du noch nie Glück.«

»Komisch, das gerade von dir zu hören. Bist du nicht einer dieser Schönlinge?«

Sadi fuhr sich durch die schwarzen Locken. »Und unsere Beziehung hat funktioniert?« Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, du brauchst jemanden, der etwas bodenständiger ist. So einen … Familientyp. Jemand, der sich kümmert.«

»Jetzt hast du Nick beschrieben«, sagte Phil und lachte. »Pass auf, sonst klau ich ihn dir noch.«

»Kannst du nicht«, sagten Sadi und Nick gleichzeitig. Beide grinsten und Phil schmollte wieder.

»Hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber ihr habt mir besser gefallen, als ihr noch umeinander herumgetanzt seid.«

»Das sagst du doch jetzt nur so. Keine Sorge, du wirst bestimmt jemanden finden«, meinte Nick.

»Das hab ich schon …« Phil sah erneut sein Handy an, aber so sehr er es auch anstarrte, es klingelte nicht. »Er weiß es nur noch nicht. Ich hab einfach so ein Gefühl, wisst ihr? Es muss diesmal klappen.«

»Sag später nicht, ich hätte dich nicht gewarnt«, meinte Sadi.

»Jetzt lass ihn doch.« Nick küsste Sadis Hals. »Phil weiß, was er tut. Und selbst wenn es nicht klappen sollte, wir muntern ihn dann wieder auf.«

»Oh, heißt das, ihr würdet endlich dem Dreier zustimmen?« Phil hob die Hände hoch. »Schon gut, schon gut! Schau bloß nicht so …«

Sadi hatte für einen kurzen Moment ausgesehen, als wollte er Phil mit seinem Nudelholz bearbeiten. »Du solltest mit diesen Kommentaren aufhören. So kann niemand wissen, ob du es ernst meinst.«

»Ich muss mein Glück doch versuchen«, meinte Phil und zwinkerte Sadi zu. »Nick ist extrem fit geworden. Ich wäre verrückt, wenn ich nicht jede Chance nutzen würde.«

Nick hatte in der Tat einiges an Muskeln zugelegt. Von dem dürren Jungen, der im November irgendwann plötzlich mit blutiger Lippe im Brunch aufgetaucht war, war nichts mehr zu sehen. Sein Bauch hatte bereits deutliche Muskeln vorzuzeigen und auch Arme und Rücken waren gut trainiert. Kein Wunder … schließlich war sein Trainer Phil und der hatte selbst die schlimmsten Faulpelze zu Muskelprotzen gemacht.

Aber auch ihn hatte diese Entwicklung überrascht. Es war nicht nur sein Körper. Der Junge besaß nun eine positivere Ausstrahlung, die ihn einfach … anziehend machte. Natürlich bekam Sadi das am deutlichsten zu spüren. Phil war längst nicht der einzige, der sein Interesse unverhohlen verkündete. Viele der Gäste – Männer und Frauen – flirteten ungeniert. Er musste höllisch auf seinen Freund aufpassen.

»Was ist nun? Gehen wir noch in diesen irischen Pub, der in der Straße aufgemacht hat? »The Green Hellhole«, oder wie das Ding auch heißt?«, fragte Phil.

»Geht leider nicht. Nick und ich sind morgen bei meinen Eltern eingeladen. Wär nicht gut, mit einem Kater aufzuwachen.«

»Ach ja, wie war es eigentlich am Flughafen? Hat Nadir geflennt, als er dich endlich wiedergesehen hat?«

Nadir war Sadis kleiner Bruder. Ihr Vater hatte Sadi verboten, Nadir zu sehen, als er sich geoutet hatte. Erst nachdem Nick vor der Tür des Elternhauses aufgetaucht war und ihm ins Gewissen geredet hatte, war Sadis Vater bereit gewesen, sich mit seinem Sohn zu vertragen. Vor ein paar Tagen sollte Nadir endlich aus der Türkei zurückkommen und Nick war mit zum Flughafen gefahren, um ihn und Sadis Mutter kennen zu lernen.

Sadi und Nick schauten sich an. »Es ist … nicht ganz so gut gelaufen«, meinte Nick schließlich und schaute zu Boden. »Nadir war nicht unbedingt erfreut, Sadis Freund kennen zu lernen, wenn du verstehst.«

»Wie … er wollte dich nicht akzeptieren?«

»Ich glaube eher, dass er eifersüchtig ist«, sagte Sadi. »Er hat kein Wort mit Nick geredet. Meine Mutter war sehr höflich zu ihm … eigentlich schon etwas zu höflich, aber Nadir hat einfach an ihm vorbeigeschaut.«

»Hm … aber das wird bestimmt mit der Zeit. Er ist ein Teenager! Die sind alle etwas schwierig.« Phil schaute zu Nick, der immer noch zu Boden starrte. »Du bist doch okay, oder?«

»Geht so«, meinte er. »Ich bin ja froh, dass Sadis Eltern nett zu mir sind, aber … Nadir und Sadi haben ein so enges Verhältnis. Ich will nicht dazwischen stehen.«

»Tust du nicht«, sagte Sadi eindringlich. »Nadir kann dickköpfig sein, ja, aber er testet normalerweise nur seine Grenzen aus. Wenn er merkt, dass er damit nicht Erfolg hat, dann wird er es aufgeben.«

»Hoffentlich hast du recht. Ich wollte nur, dass alles endlich für dich -« Nick wurde von dem ohrenbetäubenden Geräusch einer Sirene unterbrochen.

Phil schnappte sich so schnell sein Handy vom Tisch, dass es beinahe durch seine Hände glitt und er es nur knapp wieder auffing. »H-Hallo?«, brüllte er in das kleine Ding.

»P-Phil, ich wollte nur den Plan für nächste Woche abklären«, sagte eine etwas hohe Stimme und Phil stöhnte auf. Das war nur Rod. Er hatte die Aufgabe, die Pläne mit jedem der Trainer zu besprechen. Nach ihrem Kennenlernen hatte sich ihre Beziehung leider in eine Richtung entwickelt, die Phil nicht erwartet hatte: Rod vergötterte ihn. Nach Phils zahlreichen Tipps und etwas Training, wollte er im Studio ständig etwas von seinen Kämpfen hören.

Trotz seiner schmächtigen Statur besaß er diese Faszination mit dem Boxkampf.

Unter normalen Umständen hätte Jenn sicherlich recht gehabt und Phil hätte Rod längst flachgelegt, aber der Junge war einfach zu lieb und er wollte ihm keine falschen Hoffnungen machen. Von der Sache mit Mirko ganz zu schweigen …

»Rod, ich dachte, wir hätten schon im Studio darüber gesprochen?«

»Ja, aber Ben kann jetzt doch morgen kommen.«

»Was wurde denn aus dem Geburtstag seiner Schwester?«

»Hat er nicht gesagt, aber ich glaub, sie haben sich gestritten.«

Das wäre bei Ben nichts neues. Der Mann konnte innerhalb von Sekunden explodieren. Neben Phil, Frank, und Jenn war er der vierte Trainer im Studio und seine Laune änderte sich oft schlagartig. »Gut, dann hab ich morgen Abend frei?«

»Nach Herrn Fischers Training, ja.«

»Alles klar. Danke, Rod.« Phil wollte schon wieder auflegen, als sich diese hohe Stimme erneut meldete.

»Phil, k-kann ich morgen vielleicht … wenn du Zeit hättest …«

»Ich hab dir eigentlich schon alles gezeigt, was ich weiß, Rod. Du musst jetzt nur das Muskeltraining weitermachen und die Übungen, die ich dir beigebracht habe.«

»Ja, aber du hattest mir doch letztens diesen Roundhouse-Kick gezeigt. Den bekomm ich noch nicht richtig hin. Wenn du vielleicht …«

Phil seufzte. Es war ganz klar ein Vorwand, aber er hatte es schwer, dem Jungen irgendetwas abzuschlagen. Er war wie ein kleiner Welpe mit riesigen, feuchten Augen. »Na schön, aber dann ist es gut, ja?«

»Natürlich, vielen Dank, Phil!« Rod klang hibbelig, als er auflegte.

»Hat Rod es schon wieder getan?«, fragte Nick Phil. Er hatte ihn bei einer seiner Trainingsstunden kennen gelernt. Diese späten Treffen waren inzwischen seltener geworden – Nick hatte durch seinen Teilzeitjob, das Brunch und die Abendschule nicht viel Zeit –, aber hin und wieder konnten sie mit Sadi zusammen trainieren. Als sich Nick von Phil eine Übung an einem der Geräte zeigen lassen wollte, hatte er Rod getroffen und der Kleine war von einem sanften Kaninchen zu einer Raubkatze mutiert. Er hielt Nick für seinen Rivalen.

»Ja, diesmal soll es der Roundhouse sein. Dabei weiß er genau, dass ich ihm den nicht richtig zeigen kann. Nicht mit meinem Sprunggelenk.«

»Hast du denn inzwischen mit ihm Klartext gesprochen? Der Kleine wird noch zu deinem Stalker, wenn es so weiter geht«, meinte Sadi.

»Hab ich natürlich, aber er himmelt mich immer noch an. Zum Glück geht sein Praktikum nur einen knappen Monat.«

»Und dann steht er mit Fernglas vor deinem Schlafzimmerfenster …«, meinte Sadi.

»Ich wohne im dritten Stock!«

»Das kriegt er hin, glaub mir.«

»Ich hab im Moment einfach kein Glück. So niedlich er auch ist, das ist mir zu viel Stress«, meinte Phil bitter. »Und wieso klingelt dieses blöde Handy nicht endlich?« Er starrte das kleine Ding in seiner Hand erneut an, aber es blieb still.

»Jetzt hör doch auf damit. Das bringt doch nichts«, sagte Sadi. »Wie kannst du nach so kurzer Zeit so verrückt nach ihm sein?«

»Hast du nicht diesen Hintern gesehen?«, meinte Phil grinsend.

»Den hab sogar ich gesehen«, meinte Nick lachend, aber nach einem Seitenblick von Sadi räusperte er sich und fügte hinzu, »Ich meine nur, weil er nicht zu übersehen war. Dicker Hintern. Gar nicht mein Ding.«

Jetzt grinste auch Sadi. »Ist schon gut. Ich hab ja auch hingeschaut. Trotzdem: Ein guter Arsch macht keinen guten Freund, Phil. Lern ihn doch erstmal kennen, bevor du dir Hoffnungen machst.«

»Ich mach mir keine Hoffnungen. Was passiert, das passiert. Es würde mich nur nerven, wenn ich nicht einmal eine Chance bekomme und damit ich die kriege, muss dieses verdammte Ding endlich klingeln!« Er schüttelte sein Handy jetzt sogar, aber es blieb weiterhin still. »Kommt schon, lasst uns wenigstens etwas trinken gehen! Ich halt das alleine nicht aus.«

»Ein Drink kann nicht schaden«, sagte Nick zu Sadi und Phil hätte ihn küssen können.

»Na gut, aber wirklich nur einer. Wenn wir morgen aussehen, als hätten wir die halbe Nacht in der Gosse gelegen, können wir uns von meinem Vater was anhören.«

 

***

 

Der richtige Name des Pubs war eigentlich »Green Heaven«. Er lag gleich um die Ecke des Brunchs und war einem traditionellen irischen Pub nachempfunden. Selbst die Barkeeper und Kellner trugen leuchtendes Grün, es gab unter anderem warmes Bier und Live-Musik.

Sadi, Nick und Phil setzten sich an einen Tisch etwas weiter von der Theke weg. Phil hatte sein Handy wieder auf den Tisch gelegt und starrte auf dieses kleine Display. Sadi konnte ihn einfach nicht verstehen. Woher kam diese Faszination mit einem Fremden? Was gab es an Mirko, das ihn so anders machte?

»Jetzt leg doch dieses Ding weg«, sagte er schließlich, nachdem Phil zum dritten Mal nicht verstanden hatte, was er ihm erzählte. »Es wird nicht eher klingen, wenn du es anstarrst.«

»Aber ich will den Anruf nicht verpassen!«, meinte Phil.

»Du verhältst dich wie ein Mädchen im Teenageralter. Denkst du, es ist gut, wenn er anruft und du innerhalb von Sekunden am Hörer bist? Du verschreckst ihn so doch nur.«

Phil schien darüber nachzudenken. »Meinst du … wirklich?«

Nick legte eine Hand auf Phils Arm. »Stell doch Vibration an und steck es in deine Hosentasche. Dann bekommst du den Anruf garantiert mit und bist nicht zu schnell, ja?«

Phil sah ihn an und nickte dann schließlich. Er tippte auf dem Ding herum und steckte es weg.

»Geht doch«, meinte Sadi. »Und jetzt entspann dich einfach etwas. Genieß den Abend!« Er bestellte ihnen allen ein Bier, aber nach einem Schluck kamen sie zu dem Entschluss, das nie wieder zu tun. Es war viel zu bitter.

Phil wischte sich den Mund ab. »Die sind irre, die Iren!«

»Nicht so laut«, meinte Nick, aber er grinste. »Du weißt nicht, wer hier zuhört. Ich finde es eigentlich nicht schlecht. Prickelt ziemlich.«

»Vielleicht müssen wir uns daran gewöhnen«, meinte Sadi, aber seine Zunge protestierte. Es ging eben nichts über ein kühles Blondes.

»Wie läuft es eigentlich in der Schule?«, fragte Phil Nick.

»Besser als erwartet. Ohne den ganzen Druck von zuhause ist das Lernen viel einfacher. Die Leute sind auch nett. Da ist zum Beispiel Jacky. Sie ist gut in Mathe und will mir Nachhilfe geben.«

Sadi hätte fast sein Bier wieder ausgespuckt. »Jacky? Wer ist Jacky?«

»Hab ich dir nicht von ihr erzählt?«, fragte Nick. »Sie ist zwanzig und hat mir geholfen, als ich neu dazugekommen bin. Sehr nett. Hätte nie gedacht, dass meine Mitschüler so hilfsbereit sein würden. Und du musst unbedingt mal Tim kennenlernen. Er ist wirklich klasse. Bringt mich immer zum Lachen.«

Sadi fühlte einen Stich in seiner Brust. Natürlich hatte er geahnt, dass Nick auf der Abendschule Freunde finden würde, aber jetzt … »Den hast du auch nicht erwähnt«, meinte er. »Diese Jacky … ist sie hübsch? Und dieser Tim? Wie sieht der aus?«

»Kein Grund eifersüchtig zu sein. Da ist absolut nichts«, meinte Nick.

»Von deiner Seite vielleicht nicht«, murmelte Sadi. »Aber glaub nicht, dass ich es nicht mitbekomme, wenn die Gäste mit dir flirten. Du bist … wie eine Fliegenfalle geworden.«

»So schlimm ist es nun auch wieder nicht«, meinte Nick, aber Sadi konnte ihn lächeln sehen. Klar, für einen Jungen, der vorher nur wenig Selbstvertrauen gehabt hatte, musste das ein tolles Gefühl sein, aber das bedeutete nicht, dass Sadi sich auch darüber freuen konnte.

»Glaub mir, es ist so schlimm. Die Hälfte bekommst du nur wieder nicht mit. Deswegen mache ich mir ja immer solche Sorgen. Du machst den Leuten Hoffnungen, ohne es zu merken.«

»Das stimmt doch gar nicht!«, rief Nick. Er sah Phil an, als erhoffte er sich Zustimmung von ihm.

»Tut mir leid, Kleiner, aber ich muss Sadi Recht geben. Die sind alle auf der Jagd und du bist das Stück Steak, das mit dem Hintern wackelt, anstatt wegzulaufen. Du kriegst es einfach nicht mit.«

Nick verschränkte die Arme. »So ein Blödsinn. Ich hab dazugelernt! Ich merk es jetzt.«

»Dann sag mir doch mal, wer es von dem Tisch dort drüben auf dich abgesehen hat«, meinte Phil und zeigte auf einen Tisch etwa zwei Meter von ihnen entfernt, an dem zwei Männer und drei Frauen saßen. Sie sahen alle zu ihnen herüber. »Wer ist es?«

Nick überlegte lange … viel länger als Sadi brauchte. Eine der Frauen hatte sich vorgelehnt, klimperte mit den Augen und warf ihre Haare nach hinten, als Nick sie anschaute. Eindeutig.

Nick zeigte allerdings stattdessen auf einen der Männer. »Der in dem blauen Shirt?«

»Pech gehabt. Es ist die Blondine mit den Locken«, meinte Phil und Nick runzelte die Stirn.

»Aber … der Mann guckt auch die ganze Zeit rüber.«

»Ja, aber der Blick verspricht eher die Verteilung deiner Eingeweide auf dem Boden, wenn du weiter dorthin starrst. Ich schätze, sie ist entweder seine Freundin oder die Schwester.«

Nick sah immer noch nicht überzeugt aus. Sadi seufzte und gab ihnen noch einen aus. Sie trieben das Spiel noch etwas länger und Nick verlor jedes Mal.

»Keine Sorge, dafür hast du doch uns«, sagte Phil und klopfte Nick auf den Rücken, der nur den Kopf auf seine Arme legte und brummte.

Es wurde ein längerer Abend als erwartet, aber immerhin waren sie überwiegend nüchtern geblieben. Nick hatte nur das erste Bier getrunken und begnügte sich dann mit einer Cola.

»Wir sollten jetzt langsam gehen«, meinte Sadi und schaute auf seine Armbanduhr. »Es ist gleich Mitternacht.«

»Hast ja recht«, meinte Phil. Er griff in seine Hosentasche und schaute erneut auf das Display. »Warum ruft er nicht an? Hab ich mich bei der Nummer vertan?«

»Vergiss ihn doch einfach!«, meinte Sadi. »Er hat doch selbst gesagt, dass er keine Beziehung will. Du verrennst dich da in etwas!«

»Ich glaube, du verrennst dich. Warum bist du so erpicht darauf, dass es nichts mit Mirko wird? Du bist doch nicht etwa wirklich eifersüchtig, oder?«

»Das glaube ich langsam auch«, meinte Nick. Er hatte einen düsteren Gesichtsausdruck, der Sadi ganz und gar nicht gefiel.

»Das kann doch nicht euer Ernst sein! Das mit uns ist lange vorbei. Ich bin glücklich mit dir, Nick«, sagte er zu seinem Freund, doch der hatte die Arme verschränkt.

»Dann beweis es und lass Phil endlich in Ruhe. Er weiß schon, was er tut.«

Sadis Mund klappte auf, um etwas zu sagen, doch konnte er nicht die richtigen Worte finden. Schließlich gab er nach, ließ die Schultern hängen. »Na schön, ich hab‘s ja kapiert. Aber Phil, sei vorsichtig, ja?«

»Bin ich das nicht immer?«, fragte er mit einem Grinsen.

Sadi schüttelte den Kopf. Er sah sich schon später die Scherben aufsammeln …

 

***

 

Phil war Nick für seine Hilfe dankbar. Hätte er nicht den eifersüchtigen Freund gespielt, würde Sadi ihm noch ewig mit dieser Sache im Nacken liegen. Er konnte ihn ja verstehen, mit seinen bisherigen Beziehungen hatte Phil sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert, aber … es musste diesmal anders sein. Mirko war einfach … Phil hatte dieses Gefühl, dass er das für ihn sein konnte, was Nick für Sadi war. Das wollte er unbedingt und um jeden Preis. Nur dazu musste endlich dieses verdammte Handy klingeln!

Er trennte sich von seinen Freunden und ging die dunkle Straße hinunter. Immerzu starrte er sein Handy an, achtete kaum auf den Weg. Seine ganze Willenskraft setzte er ein. Klingel, klingel, klingel, klingel, …

Phil bog um eine Ecke, wäre fast auf einer Eispfütze ausgerutscht. Rechtzeitig konnte er sich an der Wand festhalten, stützte sich ab, als das warme Bier ihm etwas zu Kopf stieg. Gerade wollte er weitergehen, doch plötzlich schallte das Geräusch einer Sirene durch die enge Straße.

Phil brauchte einen Moment, um die Bedeutung des Geräuschs zu verstehen, sah dann blitzschnell auf das Display und stieß einen Jubelschrei aus, als es eine unbekannte Nummer zeigte.

»Phil hier«, sagte er atemlos, nachdem er das Gespräch annahm und sein Handy ans Ohr hielt.

»Hey … ich hab die richtige Nummer, ja? Sorry für den späten Anruf. Hier ist Mirko. Ähm … hättest du morgen Zeit?«

Phils Herz hüpfte einmal, aber er hörte auch etwas in dieser Stimme, das ihn weniger freute: Mirko klang niedergeschlagen. »Wäre kein Problem. Ist dir 19 Uhr recht?«

»Das geht, ja. Muss ich irgendetwas mitbringen?«

»Nur normale Sportsachen. Gutes Schuhwerk. Aber sag mal … Ist irgendetwas passiert? Ich mein nur, weil du jetzt anrufst und du klingst nicht so gut.«

»Nur ein Scheißtag auf der Arbeit. Nichts wichtiges. Ich hab nur dann gerade deine Nummer wieder gefunden und dachte … Sport macht den Kopf frei und -«

»Wenn es dir darum geht … hast du jetzt Lust?«

Stille auf der anderen Leitung. Sie machte Phil nervös, aber dann meldete Mirko sich wieder. »Ich … hätte ich schon, ja. Geht das denn?«

»Ich darf das Studio rund um die Uhr benutzen. Wäre kein Problem.« Er fühlte sich plötzlich hellwach, sein Kopf wurde klar. »Weißt du, wo es ist?«

»Ja … ja, das weiß ich. Gut, dann … in einer halben Stunde?«

»Geht in Ordnung.«

Mirko legte auf und wenig später hörte Phil das schnelle Tuten der Leitung. Sein Herz schlug genau im Takt.

Kapitel 3: Nächtliches Training

 

Normalerweise hätte Phil eine halbe Stunde für den Weg gebraucht, doch diesmal stand er nach nur zwanzig Minuten vor dem hohen rechteckigen Gebäude, dessen Dachgeschoss das Muscle-X-treme-Fitnessstudio beherbergte. Die restlichen Etagen waren für Büroräume reserviert. Dort arbeiteten Manager, Vorstandsvorsitzende und andere hohe Tiere, von denen nicht wenige später am Abend nach der Arbeit ins Studio gingen, um sich den Frust abzutrainieren.

Phils Hauptgebiete waren Muskelaufbau und Boxtraining, aber auch von den Gebieten der anderen Trainer, wie Fitness, Gymnastik und Tanz kannte er sich gut genug aus, um im Notfall für einen Kollegen einzuspringen.

Ben, der Fitnesstrainer, den Phil eigentlich morgen vertreten sollte, unterrichtete zum Beispiel verschiedene Kurse wie Spinning oder Pilates. Phil war zwar kein Ass in diesen Bereichen, konnte aber wenigstens das Workout für eine Stunde auswendig.

Mirko wirkte zum Glück nicht wie der Typ Mann, der gerne Yoga oder Ähnliches machte. Phil hoffte darauf, mit ihm boxen zu können. Wenn er erstmal seine Eisenfaust vorzeigte, konnte doch selbst jemand wie Mirko ihm nicht mehr widerstehen, nicht wahr?

Die umliegenden Laternen warfen ein gelbes Licht auf die verlassene Straße. In diesem Teil der Stadt befanden sich fast nur Büroräume und es war selten, dass man hier nach Feierabend jemanden traf. Nur einige Nachzügler, die Überstunden geschoben hatten, kamen noch hin und wieder aus den mehrstöckigen Gebäuden heraus.

Phil rieb sich die Hände, während er wartete. Die Nächte waren wärmer geworden, doch der Wind war eisig auf der bloßen Haut. Würde Mirko noch lange brauchen? Er konnte es kaum erwarten, ihn zu sehen. Natürlich schwang die Hoffnung in dieser Vorfreude mit, dass trotz aller Widerworte, sie sich dennoch näher kommen konnten.

Mirko hatte am Telefon allerdings aufgeregt geklungen … ganz so, als würde er dringend ein Gespräch gebrauchen. Bisher machte er aber nicht den Eindruck, besonders mitteilsam zu sein. Er traute Phil nicht – das war deutlich – und hielt Gespräche über Dinge, die nichts mit dem Training zu tun hatten, für überflüssig. Er war nicht die erste harte Nuss, die Phil knacken musste. Selbst mit Sadi hatte er am Anfang einige Probleme gehabt. Aber Phil wäre nicht Phil, wenn er so schnell aufgeben würde.

Wenn Mirko weiterhin darauf aus war, ihre Beziehung rein geschäftlich zu halten, dann … ja, dann musste Phil nur seine Meinung ändern. Er müsste ihn neugierig machen, seine Gedanken auf die gleiche Weise mit ihm füllen, wie Mirko es mit ihm getan hatte.

Phil hob die Hände vor seinen Mund und hauchte sie an, um seinen Fingern etwas Wärme zurückzugeben. Das Problem war … wie sollte er das anstellen? Was würde jemanden wie Mirko interessieren?

Die Karriere vielleicht? Phil hatte viele Preise gewonnen und war nun ein erfolgreicher Trainer. Auch finanziell stand er gut da, aber wenn es Mirko um Geld gehen würde, wäre er ohnehin nichts für ihn. Dafür waren seine Kunden allein schon abschreckend genug.

Aussehen? Phil konnte definitiv die Muskeln spielen lassen und ihn mit seinem Körper ködern, doch hatte Mirko klargemacht, dass bei ihm nie mehr als eine Nacht lief.

Grips?

Phil prustete los und sein Lachen hallte durch die Gassen. Wenn er schon daran dachte, Mirko mit seinem Hirn zu beeindrucken, dann musste er doch mehr getrunken haben, als er gedacht hatte.

»Du weckst noch die Nachbarn auf, wenn du hier so einen Lärm machst.«

Phil drehte sich um. Mirko stand dort in aller Pracht. Wieder trug er diesen genialen Motorradanzug, hatte eine Sporttasche über der Schulter hängen und seinen Helm unter dem anderen Arm geklemmt.

Seine Haare standen zu allen Seiten ab und Phils Finger zuckten zum wiederholten Male bei diesem Anblick.

Er musste ihn einfach für sich gewinnen. Um jeden Preis. »Hier gibt es keine Nachbarn. Hast du gut hergefunden?«

»Klar. Als Polizist sollte man sich doch in den Straßen auskennen. Die Karte auswendig zu lernen war das Erste, das ich nach meinem Umzug gemacht habe.«

Phils Augenbrauen schossen hoch. Perfektionist, was? Nicht unbedingt eine Eigenschaft, die Phil mit ihm teilte, aber irgendwie … passte sie zu Mirko. »Gut, dann lass uns mal reingehen. Mach dich auf ein paar Stufen gefasst. Die werden unser Aufwärmtraining sein.«

»Wenn es nur das ist …«

Phil öffnete die Tür, hielt sie für Mirko auf. Der lief an ihm vorbei, begann die endlosen Stufen hinaufzulaufen und Phil grinste in sich hinein. Während er hinter ihm lief, hatte er einen wunderbaren Blick auf Mirkos Arsch.

 

***

 

Zwei Stunden später waren sie immer noch im Studio. Mirko hatte für die ein oder andere Überraschung gesorgt. So war er um einiges fitter als Phil es erwartet hatte. Die Stufen hatte er mit Leichtigkeit gemeistert, war am Ende noch nicht einmal außer Atem gewesen. Auch sah er genial in seinen Sportsachen aus. Eine leichte, schwarze Sporthose … ein Muskelshirt, das seine Arme, den trainierten Bauch und seinen starken Rücken von ihrer besten Seite zeigte … Phil fand es verdammt schwer, seine Hände zurückzuhalten und wann immer er ihn genauer ansah, wurde es um einige Grad wärmer im Raum.

Für heute hatte Phil Mirko die meisten Geräte gezeigt und inzwischen waren sie in seiner Trainingshalle, wo Phil ihm ein paar Schläge zeigen wollte.

An den Gewichten hatte Mirko Erstaunliches stemmen können und am Sandsack musste Phil ihn nun sogar aufhalten, bevor er sich verletzte. Der Mann hatte ohne Zweifel eine harte Rechte, schlug immer und immer wieder auf den roten Sack ein.

»Woah, stopp mal!«, sagte Phil und griff Mirkos Handgelenk, bevor er weiter prügeln konnte. »Ich weiß nicht, wen du dir da gerade vorstellst, aber was auch passiert ist, der Sack kann nichts dafür.«

Mirko richtete sich auf. Schweiß tropfte von seinem Gesicht. Die dicken, braunen Haare waren nassgeschwitzt und sein Shirt klebte ihm am Körper. Phil versuchte, ihn nicht zu sehr anzustarren, doch konnte er sich schwer von dem Anblick losreißen.

»Ich hab mir niemanden vorgestellt«, meinte Mirko atemlos, aber Phil glaubte ihm keine Sekunde lang.

»So oder so, du kannst nicht einfach planlos auf den Sack einschlagen. Das wird dir in einem Kampf wenig bringen und so verletzt du dich nur. Wenigere, aber dafür gezieltere Schläge sind besser.« Um seine Worte zu verdeutlichen, holte Phil aus, konzentrierte sich auf einen Punkt und schlug mit aller Kraft zu. Der Sandsack wurde nach hinten geschleudert, schwang hin und her.

»Nicht schlecht«, meinte Mirko und verschränkte die Arme. »Fast so gut wie mein alter Trainer.«

Phil fing den schwingenden Sack auf. »Dann wurdest du schon mal trainiert?«

»Ja, von Michael Pratts. Eigentlich war er der Trainer von meinem Vater, aber ich konnte mitmachen.«

Es waren nur ein paar Worte und doch sah Phil seine Chancen, Mirko mit Kraft und Können zu beeindrucken, mit einem Mal schwinden. Michael Pratts war ein international bekannter Sportler. Früher hatte er zahlreiche Titel beim Kickboxen gewinnen können und nun, da er über vierzig war, trainierte er die Schönen und Reichen. Phil hatte gehört, dass Pratts nach Deutschland gekommen war, um einen Promi zu trainieren, wusste aber nicht, wer es war. Wenn es also tatsächlich Mirkos Vater war, dann …

»Moment mal, wie sagtest du noch gleich, war dein Nachname?«

Mirko schaute ihn desinteressiert, ja fast schon genervt an. »Kaltscheva. Mirko Kaltscheva. Und ja, ich bin der Sohn von Emilia Kaltscheva.«

Nach dieser Information fühlte sich Phil, als wäre er mit Eis übergossen worden. Emilia Kaltscheva gehörte »Kaltscheva Sports«, eine riesige Firma, die Fitnessgeräte herstellte. Ihr eigener Mann war das Gesicht der Firma, bereits über fünfzig und hatte einen Körper, von dem die meisten jungen Männer nur träumen konnten.

Nun wusste Phil immerhin, von wem Mirko sein gutes Aussehen hatte. Allerdings bedeutete das auch etwas anderes …

»Aber was zum Teufel tun wir dann hier?«, fragte er Mirko. »Du musst steinreich sein und jedes Fitnessstudio würde dich mit Handkuss empfangen, wenn du bei denen auftauchst. Gehört deiner Familie nicht sogar eine riesige Kette?«

»Was meiner Familie gehört, spielt keine Rolle.« Mirko verschränkte die Arme. Sein Hals spannte sich an, als könnte er seine Wut kaum bändigen. Phil musste mit seinen Fragen mitten in ein Wespennest gestochen haben. »Aus bestimmten Gründen habe ich zurzeit keinen Kontakt zu ihnen und auch kein Geld. Können wir nun weiter machen oder willst du doch, dass ich dich bezahle? Wäre mir ohnehin lieber, als dieses dämliche Gefallensspielchen zu spielen.«

Phil hob seine Hände hoch. »Tut mir leid, okay? Ich war nur überrascht. Trainiere ja nicht jeden Tag eine Berühmtheit.«

»Meine Eltern sind berühmt, ich bin es nicht. Ich bin nur ein einfacher Kriminalbeamter, klar? Kann ich jetzt weitermachen?«

Phil trat von dem Boxsack weg und sah Mirko zu, wie er einen gezielten Schlag abgab. Er schien sehr viel Ärger mit sich herumzutragen. Kaum hatte Phil seine Familie erwähnt, war diese coole, unnahbare Fassade gebröckelt.

Was steckte dahinter? Hatte er mit seinen Eltern Streit?

»Schon besser«, sagte Phil. »Versuch aber noch mehr Kraft in deine Faust zu stecken. Hol aus und bewege dich mit deinem ganzen Körper.«

Mirko nickte und holte aus, traf den Sack genau in der Mitte. Er schwang nicht annähernd so viel wie bei Phils Schlägen, doch war Mirko erstaunlich gut. »Dieser Pratts … hat er auch mit dir geboxt?«, fragte Phil.

Mirko schüttelte den Kopf. »Mein Vater wollte das nicht und -« Kaum hatte er angefangen, über seine Familie zu reden, sah er auch schon wieder aus, als würde er es bereuen. »Nicht so wichtig. Aber du hast Erfahrung im Ring, oder?«

»Etwas«, meinte Phil mit einem Grinsen. »Wenn du willst, kann ich es dir beibringen … allerdings werde ich dich nicht mit Samthandschuhen anfassen. Wenn du also ein paar blaue Flecken verträgst …«

»Als ob mir das etwas ausmachen würde. Sehe ich so schwach aus?«

»Ich würde eher sagen, heiß …« Phil ließ seine Augen ungehindert wandern. »Und das sollte dir auch klar sein: Ich stehe voll auf dich und werde weder meine Augen noch mein Mundwerk zurückhalten können.«

Für einen Moment konnte Phil sehen, wie die Schale mit der sich Mirko umgab, erneut bröckelte, doch dann fing er sich wieder, setzte eine harte Miene auf. »Solange du deine Finger bei dir lässt, kann ich damit leben, aber erhoff dir nicht zu viel, klar?«

»Klar, klar. Noch ein paar Schläge oder hast du schon genug?«

Mirko holte erneut aus.

 

***

 

Am nächsten Tag lief Phil wieder mit einem Grinsen durch das Studio, pfiff sogar eine fröhliche Melodie. Zwar hatte er es noch nicht geschafft, Mirko zu knacken, doch hatte er immerhin etwas über dessen Familie herausgefunden. Das war mehr, als er sich vom gestrigen Abend erhofft hatte. Ganz zu schweigen davon, ihn in den engen Sportklamotten zu sehen. In der Motorradkluft war Mirkos Körper bereits heiß, aber in diesen leicht zu entfernenden Sachen  … Phil leckte sich die Lippen.

Es war ein kleines Wunder, dass er nicht an Ort und Stelle einen Steifen bekommen hatte, nachdem Mirko in dieser Jogginghose aus der Umkleide gekommen war. Sie hatte so perfekt eng an seinem Arsch gesessen  … er konnte es kaum erwarten, diesen Teil ohne Kleidung zu sehen. Vollkommen rund und fest  … ein Traum!

Und heute Abend würde er ihn wieder sehen. Konnte er da etwas anderes tun, als zu grinsen?

»Du siehst aber heute glücklich aus«, meinte Rod, der eine Box mit Erfrischungsgetränken zur Bar schleppte. Er hatte seine mittellangen Haare zur Seite gekämmt, trug T-Shirt und eine schwarze Sporthose.

»Hatte eine tolle Nacht«, meinte Phil. »Soll ich dir damit helfen? Sieht schwer aus.«

»Nein, nein, ich schaff das schon«, meinte Rod, aber seine Arme zitterten bereits.