Jinn: Gesamtausgabe - Francisca Dwaine - E-Book

Jinn: Gesamtausgabe E-Book

Francisca Dwaine

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Beschreibung

Gesamtausgabe von "Jinn" und "Jinn 2: Wilde Magie" Beide Titel sind auch einzeln erhältlich. Jinn »Sei vorsichtig, was du dir wünschst!« Der selbstlose Geschichtsstudent Nori kommt in Besitz eines Dschinns, der ihm wortwörtlich jeden Wunsch erfüllen will. Verdammt heiß, mit wenig Verständnis für Privatsphäre und keinerlei Schamgefühl, bringt er das Leben des jungen Mannes mächtig durcheinander. Schon bald gibt es nur eine Sache, die sich Nori wirklich wünscht, aber eine Liebe zwischen Meister und Dschinn soll unmöglich sein ... Jinn 2: Wilde Magie Einhörner sind sanfte Geschöpfe, die keiner Fliege etwas zu Leide tun, richtig? Falsch. Nori und Jinns Leben bekommt einen mächtigen Dämpfer, als sie plötzlich einem Mann mit Horn auf der Stirn in ihrer Wohnung gegenüberstehen. Von den Umständen dazu genötigt, nehmen sie ihn widerwillig für einige Wochen bei sich auf. Der ungehobelte Möchtegerngauner Bert bedroht mit seiner beleidigenden, störenden Art aber nicht nur ihr Liebesleben, sondern überträgt Jinn auch noch einen Teil seiner magischen Kräfte, die langsam außer Kontrolle geraten. Zwei humorvolle Gay-Romance Romane mit Fantasy-Anteil.

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Veröffentlichungsjahr: 2022

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Francisca Dwaine

Jinn: Gesamtausgabe

 

Inhalt:

 

Jinn

 

»Sei vorsichtig, was du dir wünschst!«

 

Der selbstlose Geschichtsstudent Nori kommt in Besitz eines Dschinns, der ihm wortwörtlich jeden Wunsch erfüllen will. Verdammt heiß, mit wenig Verständnis für Privatsphäre und keinerlei Schamgefühl, bringt er das Leben des jungen Mannes mächtig durcheinander.

Schon bald gibt es nur eine Sache, die sich Nori wirklich wünscht, aber eine Liebe zwischen Meister und Dschinn soll unmöglich sein ...

 

Ein romantischer und humorvoller Gay-Romance Kurzroman mit Fantasy-Anteil.

 

 

Jinn 2: Wilde Magie

 

 

Einhörner sind sanfte Geschöpfe, die keiner Fliege etwas zu Leide tun, richtig? Falsch. Noris und Jinns Leben bekommt einen mächtigen Dämpfer, als sie plötzlich einem Mann mit Horn auf der Stirn in ihrer Wohnung gegenüberstehen. Von den Umständen dazu genötigt, nehmen sie ihn widerwillig für einige Wochen bei sich auf. Der ungehobelte Möchtegerngauner Bert bedroht mit seiner beleidigenden, störenden Art aber nicht nur ihr Liebesleben, sondern überträgt Jinn auch noch einen Teil seiner magischen Kräfte, die langsam außer Kontrolle geraten.

 

Ein humorvoller Gay-Romance Roman mit Fantasy-Anteil.

 

Copyright © 2016 Francisca Dwaine

https://www.facebook.com/francisca.dwaine/

 

Alle Rechte vorbehalten.

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt und darf nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin ganz oder in Auszügen vervielfältigt oder kommerziell genutzt werden.

Alle handelnden Personen wurden frei erfunden.

 

Korrektur: Susanne Scholze und Marion Stollenwerk

 

Cover © Francisca Dwaine

Unter Verwendung der Bilder von © closeupimages - Fotolia.com, © Csák István - Fotolia.com und © SergeyNivens www.fotosearch.de

 

Inhaltsverzeichnis

 

Jinn

 

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

 

Jinn 2: Wilde Magie

 

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

Impressum

 

Jinn

 

1. Kapitel

 

»Und dann müssen wir noch das Übliche besorgen. Luftschlangen, Ballons und so weiter. Du weißt ja, wie Hanna auf dieses Zeug steht. Nori, hörst du mir überhaupt zu?«

Nori blinzelte. Er nahm den Arm vom Tisch, damit der Kellner seine Cola hinstellen konnte, und drehte den Kopf zu Mark. Der tippte ungeduldig mit dem Stift auf seinen Notizblock und eine Vene trat auf seiner Stirn hervor. Nicht gut.

Mit dem Ziel möglichst charmant zu wirken, strich Nori einige kastanienbraune Haare von seiner Stirn. »Tut mir echt leid. Ich habe heute Nacht nicht gut geschlafen.«

»Schon wieder? Hast du schlecht geträumt?«, fragte Mark ohne eine Spur richtigen Interesses.

Nori konnte es ihm nicht einmal verübeln. Während der letzten zwei Wochen war er jede Nacht schweißgebadet aufgewacht. Nur wenige Details blieben von seinen Träumen zurück ... der Geruch von Salzwasser, das Rasen seines Herzens und eine geisterhafte Stimme.

Sei vorsichtig, was du dir wünschst.

Noris Körper erschauderte. Er schüttelte den Kopf. »Ist schon gut. Ich hör dir jetzt zu. Was ist mit der Musik? Macht Steve den DJ?«

»Als wenn er das jemand anderen übernehmen lassen würde ...« Marks Stimme hatte eine gewisse Schärfe. Er lehnte sich zurück und sah Nori abschätzend an. »Aber sag mir noch mal, warum ich dir dabei helfen muss. Hanna mag mich nicht einmal.«

»Du bist mein Freund?«, sagte Nori hoffnungsvoll.

»Ach ... schön, dass du dich noch daran erinnerst.«

Oh, das klang gar nicht gut. Ihre Beziehung glich in den letzten Tagen einer dünnen Eisfläche und mehr denn je konnte Nori die Risse in ihrer Oberfläche erkennen. »Ich weiß, dass ich nicht gerade der beste Freund bin, aber ... bisher lief es doch gut oder nicht? Bist du nicht glücklich mit mir?«

Mark knallte den Stift samt seiner Handfläche so fest auf den Tisch, dass Nori zusammenzuckte. »Glücklich? Heute sehe ich dich nach zwei Wochen endlich außerhalb der Uni und alles, was wir tun, ist die Geburtstagsparty deiner besten Freundin zu planen!«

Nori versuchte zu lächeln. »Zwei Wochen? Ist das wirklich schon so lange her?«

Doppeltes Oh. Das war garantiert die falsche Antwort gewesen. Marks Mundwinkel verzogen sich so weit nach unten, dass sie fast sein Kinn erreichten. »Ich dachte mir, warum soll ich eigentlich immer derjenige sein, der dich anruft und sich mit dir verabreden will. Ich dachte mir, du würdest mich bestimmt vermissen und alleine mal auf die Idee kommen, mit mir auszugehen. Dann hast du mich gestern endlich angerufen und was ist los? Ich soll deinen Assistenten für eine Party spielen, auf die ich nicht einmal gehen will!«

Nori schluckte. Diese Situation kam ihm merkwürdig bekannt vor und er hatte bereits eine gewisse Ahnung, worauf sie hinauslief. »Es tut mir leid. Ich geb dir was aus, ja? Um es wieder gutzumachen?«

Alle ‚Ohs dieser Welt konnten nicht beschreiben, wie Mark ihn nun ansah. Mit einem bitteren Lächeln und Resignation in seinem Blick. Er fuhr sich durch die kurzen, schwarzen Haare, bevor er die Hände faltete und auf seine Finger starrte. »Und das ist alles? Ich bin wirklich sauer und du meinst, etwas zu trinken könnte das wieder gutmachen?« Mark sah ihn an. »Nimmst du eigentlich irgendetwas ernst? Ob nun im Studium oder in unserer Beziehung, du strengst dich nicht an. Manchmal ist es so, als wenn du gar nicht wirklich hier wärst.«

»Ich strenge mich an. Ich schreibe gute Noten«, sagte Nori mit einer Spur Trotz.

»Ja, aber du beteiligst dich kaum. In der Uni tust du nichts, um deine Leistungen noch zu verbessern und in unserer Beziehung gibst du dir auch keine Mühe. Ich bin dir gar nicht wichtig, oder?«

»Das ist nicht wahr! Ich ... ich mag dich«, sagte Nori, aber selbst in seinen Ohren klang das schwach.

»Mögen ist nicht genug. Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass das zwischen uns noch Sinn macht.« Mark stand auf und legte etwas Geld für seinen angefangenen Kaffee auf den Tisch. »Dir fehlt etwas, Nori. Ich habe keine Ahnung, was es ist, aber ich bin es nicht.« Damit verließ er das Café.

Mit halb geöffnetem Mund sah ihm Nori hinterher. Wie war denn das schon wieder passiert? Es war nicht so, als hätte er nicht irgendwann mit einer Trennung gerechnet, aber das war jetzt doch etwas überraschend gekommen.

Nori rieb sich etwas Schlaf aus den Augen und zog den Notizblock zu sich. Er war nicht dumm und wusste schon lange, dass es zwischen ihnen nicht mehr gut lief. Genau wie diese, waren auch Noris bisherigen Beziehungen in die Brüche gegangen. Immer wurde ihm vorgeworfen, kein richtiges Interesse an seinen Partnern zu zeigen. Aber was erwarteten sie eigentlich? Es war nicht so, als würde es irgendwo eine Anleitung geben, der Nori folgen konnte. Woher sollte er also wissen, was Mark von ihm wollte, wenn der nicht seinen verdammten Mund aufmachte?

Nori packte den Notizblock ein, legte Geld für seine Cola auf den Tisch, stand auf und verließ das Café. Mit den Händen in den Hosentaschen ging er die Straße entlang und achtete nicht weiter auf den Weg.

Er hatte Mark doch gezeigt, dass er ihm wichtig war. Zumindest hatte er es ihm gesagt. Und was die Verabredungen anging ... er war noch nie der Typ gewesen, der andere einlud. Nori blieb gerne mit einem guten Buch zu Hause oder sah abends einen Film. Aber das musste doch nicht bedeuten, dass er nicht gerne etwas mit Mark unternahm.

Vor dem Schaufenster einer Boutique blieb er stehen und betrachtete sein Spiegelbild in der Scheibe. Ohne, dass sich der Gedanke vollständig in seinem Kopf gebildet hatte, zog Nori sein Handy aus der Hosentasche und wählte Hannas Nummer.

»Hey, ich bin‘s. Ich ... muss mit dir reden.«

Ein genervtes Schnauben ertönte von der anderen Seite der Leitung. »Mark hat Schluss gemacht, oder?«

Verflixte Hellseherin! »Woher weißt du das schon wieder?«

»Es ist nicht so, als wäre das der erste Freund, der dich abgeschossen hat.«

Ziel anvisiert und Feuer! Mit absoluter Treffsicherheit bohrte sich Hannas Finger in Noris Wunde. »Vielen Dank. Kannst du mir vielleicht auch sagen, was ich falsch mache?«

»Logisch. Du hast einen grauenhaften Männergeschmack.«

»Nicht hilfreich, Hanna.«

»Ich bin nur ehrlich. Du bist doch nicht wirklich traurig über die Trennung, oder?«

Nori sah, wie sein Spiegelbild die Augenbrauen hochzog. Nein, traurig war er nicht. Verwirrt und das kleine bisschen Selbstvertrauen, das er durch die Beziehung mit Mark noch gehabt hatte, packte gerade die Koffer, aber sonst ...

»Siehst du? Ganz klar der falsche Typ. Möchtest du vorbeikommen, um darüber zu reden?«

»Nein, wirklich nicht«, sagte Nori, als hätte sie nichts Schlimmeres vorschlagen können.

»Dann such dir endlich einen anständigen Kerl oder lass mich mit dem Mist in Ruhe!«

Das Handy klickte. Nori starrte es an. »Ich hab dich auch lieb!«, brüllte er das unschuldige Gerät an und stopfte es zurück in seine Tasche. So viel zu seiner besten Freundin ... war er denn tatsächlich so nervig?

Vielleicht war es ja wirklich seine Schuld. Seitdem er mit vierzehn das erste Mal einen Jungen geküsst hatte, war er nicht mehr allein gewesen. Seine erste Beziehung hatte gehalten, bis er 18 war und danach hatte er niemanden länger als einige Monate halten können.

Er war nicht gerne alleine. Nach jedem Beziehungsende suchte er sofort einen neuen Freund und womöglich lag da das Problem. Mark war nicht der Richtige, aber würde er eine solche Person jemals finden? Jemanden, der alle seine Eigenheiten ertrug und sie sogar mochte?

In diesem Moment schien das unmöglich zu sein ...

Abrupt drehte sich Nori um und ging in die andere Richtung. Jedes Mal, wenn er sich so fühlte, suchte er einen ganz bestimmten Ort auf.

 

***

 

Das Antiquitätengeschäft Riewa in der Friedrichstraße lebte wie kein anderer Laden in Düsseldorf von seinen wenigen Stammkunden. Es war ein unscheinbares Geschäft, leicht zu übersehen im Meer der dekorierten Schaufenster, die Lebensmittel, Spielwaren oder Kleidung anpriesen. Die einzigen auffallenden Dekorationen bestanden aus einigen Schmuckstücken, die vorbeeilenden Passanten entgegenblitzten.

Nori war einer dieser Passanten gewesen, der vor Jahren durch ein eben solches Schmuckstück angelockt worden war.

Er besaß eine besondere Vorliebe für alte und geschichtsträchtige Gegenstände. Fast jeden Tag ging er in das Antiquitätengeschäft, um zu sehen, ob Herr Riewa etwas Neues für ihn hatte.

»Wirklich, Norbert, ich sehe dich öfter als meine eigene Familie. Hat ein junger Mann wie du nichts Besseres zu tun, als in meinem staubigen Laden herumzuhocken?« Herr Riewa lächelte Nori gutmütig entgegen. Einige seiner grauen, lockigen Haare fielen über die dicke Hornbrille, die er täglich trug, als er sich über eine Uhr beugte und sie mit seiner Lupe absuchte.

Interessiert sah Nori ihm zu, bevor er antwortete. »Ich nerve Sie doch nicht, oder?«

»Mitnichten! Du weißt, dass sich meine Kundschaft in Grenzen hält. Über Gesellschaft bin ich immer froh. Hach, ich wünschte wirklich, mehr Menschen würden sich für das Alte interessieren. Stattdessen laufen alle nur noch mit ihren Handys vor der Nase herum.« Herr Riewa schüttelte den Kopf. »Aber ich schweife ab. Du bist bestimmt nicht hier, um dem Geschwafel eines alten Mannes zuzuhören. Suchst du etwas Bestimmtes?«

»Ich wollte mich nur umsehen. Haben Sie etwas Neues bekommen?«

»Nur einige Gegenstände aus Haushaltsauflösungen. Nichts Wertvolles dabei. Ich kann wirklich froh sein, wenn ich ein wenig Geld damit mache. Aber da fällt mir ein ...« Riewa legte die Lupe auf seinen Tresen, bückte sich und hob einen Karton auf die hölzerne Fläche. »Dieses Teeservice habe ich auf einem Flohmarkt gefunden. Ich fürchte, dass es eine Fälschung sein könnte. Kannst du es dir ansehen?«

Nori nickte, griff in den Karton und zog eine mit Packpapier umwickelte Tasse heraus, um den Boden zu betrachten. Er nahm sich einige Sekunden Zeit, bevor er sprach. »Sie wissen ja, ein Fachmann bin ich nicht, aber dem R des Rosenthal Schriftzugs fehlt der übliche Schlenker nach links. Ich glaube nicht, dass es echt ist.«

»Zu schade«, sagte Riewa und seufzte. »Ich habe gerade einmal fünf Euro dafür gezahlt, aber es wäre schön gewesen, ein Schnäppchen zu machen.«

»Mehr als fünf bekommen Sie bestimmt dafür. Wenn es auch kein Original ist, es scheint immerhin alt zu sein. Um 1900, schätze ich. Aber zur Sicherheit ...«

»Sollte ich noch einen Fachmann fragen, ich weiß. So langsam solltest du mehr Vertrauen in deine Fähigkeiten haben, Norbert.« Die Glocke an der Tür läutete und eine ältere Dame kam in das Geschäft. Herr Riewa sah glücklich auf. »Kundschaft! Entschuldige mich bitte für einen Moment.«

Nori nickte und nutzte die Gelegenheit, um sich umzusehen. Wie jedes Mal ging eine gewisse Faszination von den alten Gegenständen aus. Was hatten sie gesehen? Wem hatten sie gehört und wie waren sie hierhergekommen?

In der Ecke vor einem alten Kleiderschrank lag ein Stapel mit Zeitungen. Nori nahm die Erste davon und schmunzelte. Eine Frau in altmodischer Badekleidung war auf der ersten Seite abgebildet. Vom Hals bis zu den Knien war kaum etwas von ihrer Haut zu sehen und doch musste der Anblick zu der Zeit ein kleiner Skandal gewesen sein.

Ein Luftzug traf auf einmal seinen Rücken und Nori drehte sich um. Die Frau hatte den Laden verlassen und stattdessen redete Herr Riewa nun mit einem Mann. Die Tür stand noch offen.

Nori sah zurück zu den Zeitungen. Die ersten Exemplare wurden von dem Wind verschoben und etwas blitzte unter ihnen hervor. Ein schwacher Geruch von Salzwasser traf Noris Nase.

Er beugte sich vor, legte einige Zeitungen zur Seite und entdeckte eine verschmutzte, silberfarbene Öllampe unter ihnen. Nori streckte seine Hand aus, aber als er sie berühren wollte, spürte er eine plötzliche Hitze an seinen Fingerspitzen.

»Das Ding ist nichts wert«, sagte Herr Riewa und Nori zog schnell seine Hand zurück. »Ich habe sie von einem Fischer. Sie muss einige Zeit im Meer gelegen haben, bevor sie ins Netz ging. Leider kein echtes Silber und auch nicht besonders alt. Ich schätze, sie ist ... Norbert? Alles in Ordnung?«

Nori lächelte. Er konnte es sich nicht erklären, aber das warme Gefühl hatte sich seinen Weg von den Fingerspitzen bis tief in seinen Körper gebahnt. »Ich nehme sie. Wie viel?« Er schaute zu dem Mann auf, der erstaunt den Mund geöffnet hatte.

»Bist ... bist du dir sicher? Ich meine, die Lampe ist sicher ganz hübsch, wenn sie ordentlich gereinigt wird, aber sie ist wirklich wertlos. Genau kann ich es nicht sagen, aber sie kann frühestens in den 30ern hergestellt worden sein. Normalerweise hast du doch kein großes Interesse am 20. Jahrhundert?«

»Es ist nur so ein Gefühl ...«

»Wenn du dir sicher bist, dann nimm das Ding ruhig mit.« Herr Riewa drückte die Lampe in seine Hände. Das warme Gefühl strömte augenblicklich durch seinen Körper. »Sieh es als Dank für deine Hilfe an.«

»Aber das kann ich doch nicht annehmen!«

»Und ob du das kannst! Sie hätte ohnehin nur ewig in meinem Geschäft gelegen.«

Nori sah die Lampe glücklich an. Langsam wurde sie wieder kühl. Hatte er sich die Wärme nur eingebildet? »Danke, ehrlich. Sie retten mir damit den Tag.«

»Ah, schon wieder Familienessen?«

Nori fluchte so laut, dass Herr Riewa nach hinten stolperte. »Das hab ich total vergessen!« Die Trennung von Mark hatte ihn so aus der Bahn geworfen, dass er nicht den geringsten Gedanken mehr an das wöchentliche Essen mit seiner Mutter verschwendet hatte. Und das hatte ihm gerade noch gefehlt.

Er war im Moment nicht scharf darauf, sie zu treffen. Missbilligende Blicke auf Noris Antiquitätensammlung, gespitzte Lippen beim Anblick der Bilder halbnackter Männer an den Wänden und Andeutungen, dass er sich bestimmt eine größere Wohnung leisten könnte, wenn er sein unsinniges Geschichtsstudium aufgeben und endlich arbeiten würde ... keinen ihrer Besuche hatte sie ihm bisher leicht gemacht.

Was sie dabei nicht verstand, war, dass Nori sich in der kleinen Zweizimmerwohnung wohlfühlte. Er liebte es, von seinen alten Sachen umgeben zu sein, mochte das Chaos und den Anblick der geschichtsreichen Gegenstände, die er über Jahre hinweg gesammelt hatte.

»Ob sie mir den Kopf abreißt, wenn ich absage?«

Herr Riewa lachte, wie er es immer tat, wenn Nori um sein Leben fürchtete. »So schlimm wird es schon nicht werden. Und selbst wenn doch, kannst du immer noch dein Glück versuchen und an der Lampe reiben. Vielleicht erscheint ein Flaschengeist, der deine Wünsche erfüllt?«

 

***

 

Einige Stunden später legte Nori den Hörer seines alten Telefons auf. Seine Ohren klingelten immer noch von den wüsten Kommentaren seiner Mutter. Er konnte geradezu das schadenfrohe Grinsen seines Bruders Corben vor sich sehen. Mit dieser Aktion musste er im Vergleich zu Nori einige Stufen auf der Beliebtheitsskala nach oben geklettert sein.

Nori nahm ein Haargummi aus der Schublade seines Schranks und band seine Haare zu einem Knoten zusammen. Er ging zum Kühlschrank, nahm eine Flasche Bier aus dem untersten Fach und öffnete sie mit dem Flaschenöffner, der auf der Arbeitsplatte bereitlag.

Bereits während er den ersten Schluck nahm, wanderten seine Augen zum Tisch, wo er die Öllampe abgestellt hatte. Sie war so unscheinbar und doch hatte sie etwas Anziehendes.

Nori stellte sein Bier auf den Couchtisch und ging in die Besenkammer, um ein weiches Tuch zu holen.

Damit setzte er sich auf die Couch und begann, die Lampe vorsichtig abzureiben. Auf den zweiten Blick war sie wesentlich weniger verschmutzt, als er zunächst angenommen hatte. Lediglich eine feine Kruste hatte sich auf dem Metall gebildet. Eigentlich merkwürdig. Wenn sie tatsächlich für längere Zeit im Meer gelegen hatte, müsste das Salzwasser nicht deutlichere Spuren hinterlassen haben?

Nori war fasziniert davon, wie schnell die Lampe zu säubern war. Für nicht wenige Gegenstände in seinem Besitz hatte er mehrere Stunden gebraucht, bis der alte Glanz wieder hergestellt war. Diese Lampe allerdings ... er brauchte sie kaum mit dem Tuch zu berühren. Es war, als würde sie den Schmutz von selbst abwerfen.

»Sei vorsichtig, was du dir wünschst.«

Nori warf die Lampe fort. Sein Herz raste, er zog die Beine an, drückte sich an die Rückenlehne der Couch. Unschuldig blieb die Lampe auf dem Tisch liegen und glänzte im Licht.

Er war allein und es war vollkommen still. Hatte er sich die Stimme nur eingebildet?

Beinahe hätte Nori gelacht und entspannte sich etwas. Natürlich hatte er das. Er war nur müde. Schließlich hatte er nicht viel geschlafen und dann war da auch noch die Trennung von Mark, der Stress mit seiner Mutter. Vielleicht wurde er auch einfach nur verrückt.

Langsam setzte Nori seine Füße zurück auf den Boden und nahm die Lampe erneut in die Hand. Keine körperlosen Stimmen, keine Geister, nichts. Das war ein gutes Zeichen, nicht wahr?

Nori sah auf die glänzende Oberfläche der Lampe, strich mit den Fingern über ihren Bauch und dann über den verzierten Griff, die kleinen Einkerbungen. Es hatte etwas Beruhigendes, so über diese winzigen Rillen zu fahren. Sie erinnerten ihn an gleichmäßige Wellen, an das Meer ...

Spaßeshalber rubbelte Nori über den Bauch der Lampe und wartete ab. Immer noch keine Geister oder komische Stimmen. Seine Finger kribbelten bloß.

Mit einem Lachen stellte er die Lampe auf den Tisch zurück. Er leerte sein Bier und ging dann ins Bad, wo er sich auszog, um zu duschen.

Nori seufzte, als warmes Wasser über seine verspannten Muskeln floss. Was für ein beschissener Tag ... etwas Gutes hatte er allerdings: Er konnte nur besser werden. Immerhin lief es in der Uni nicht schlecht. Es war ja nicht so, als hätte er nächste Woche einen Test und nicht die geringste Ahnung, wie er den Stoff bis dahin lernen sollte, ha!

Nori lehnte den Kopf an die Fliesen. Klasse, Sarkasmus in seinen Gedanken. Beschissener Tag, beschissene Woche.

Er seifte sich ein und nahm den Duschkopf von der Halterung. Das Wasser lief über seinen Körper und prasselte auf die Fliesen nieder. Dieses Geräusch war laut und eigentlich ... etwas zu laut?

Tapp, tapp, tapp.

Noris Herz sank ihm bis zu den Kniekehlen. Das war nicht das Wasser, das waren Schritte! Das Knarren einer Tür!

Durch den milchigen Duschvorhang sah Nori, wie jemand auf ihn zukam und den Arm hob. Er hatte keine Zeit zu reagieren. Der Vorhang wurde zur Seite gerissen, nackte Füße traten zu ihm unter die Dusche und Nori sah in kristallblaue Augen, als sich sein Rücken gegen die geflieste Wand presste.

»Ich erwarte Euren Befehl, Meister.«

2. Kapitel

 

Nori konnte sich nicht rühren, seine Gedanken setzten aus. Er starrte in unergründlich blaue Augen. Sie gehörten zu einem schönen Gesicht, eingehüllt in ein tiefblaues Tuch, das bis über die Schultern des Mannes fiel.

Der Rest von ihm war weniger verhüllt. Er trug eine dunkle Haremshose und eine kurze, mit Silber bestickte Jacke. Seine Brust war frei.

Warum schrie Nori nicht? Er stand nackt vor einem fremden Mann, verdammt noch mal! Nori sollte wahnsinnig vor Angst sein, die Polizei rufen oder wegrennen, aber anstatt etwas zu tun, sah er den Eindringling bloß an.

Es war ein angenehmer Anblick, das stellte er trotz der aufkommenden Angst und Panik in seinem Körper fest. Muskulös und groß, das Gesicht makellos und gebräunt. Trug er Make-up oder waren seine Augen von Natur aus so dunkel umrandet? Nori konnte es nicht sagen.

Je länger er ihn anstarrte, desto weniger Panik spürte er. Der Mann zog ihn an. Diese Augen ... diese wunderschönen Augen sagten ihm, dass er näherkommen sollte und sobald Nori diesen Gedanken hatte, bewegte er sich auch schon. Ein Wassertropfen lief über seine Wange, blieb an den leicht geöffneten Lippen hängen. Warm ... wo kam dieses warme Gefühl her? Es schien von dem Mann auszugehen, wie der Funke eines Feuers, das zwischen ihnen aufloderte. Nori wollte mehr davon.

Auch der Fremde reagierte auf die Anziehung, die Wärme. Er hob seine Hand, berührte Noris Wange. »Meister, ich habe Euch gefunden«, sagte er in einer rauen, tiefen Stimme.

Die Berührung riss Nori aus seiner Starre. Er schrie und sprang aus der Dusche, griff sich ein Handtuch und wickelte es um seine Hüften, während er Distanz zwischen sich und den Fremden brachte. »Wer zum Teufel sind Sie und wie sind Sie hier hereingekommen?«

Der Mann runzelte die Stirn, ging langsam auf Nori zu, der zurückwich. »I-ich warne Sie! Ich bin in fünf verschiedenen Kampfsportarten ausgebildet. Wenn Sie mir zu nahe kommen, werden Sie es bereuen!«

Der Fremde blieb stehen und legte den Kopf schief. »Ich habe keinesfalls vor, Euch zu verletzten, Meister. Solltet Ihr derlei Befürchtungen hegen, so kann ich Euch versichern, durch meine Hand wird Euch kein Leid zuteilwerden. Ich bin nur ein einfacher Diener.« Er verbeugte sich tief.

Nori starrte ihn an. »Das ist doch ein schlechter Scherz. Corben hat Sie auf mich angesetzt, oder? Er hat bestimmt gesehen, wie ich die Lampe gekauft habe. Ja, das wird es sein«, sagte er mehr zu sich selbst als zu dem seltsamen Mann, der ihn anstarrte, als wäre er hier das Rätsel, das es zu lösen galt.

»Ich fürchte, ich verstehe Euch nicht, Meister. Gehört dieser Corben zu Euren Feinden? Es wäre mir eine Freude, ihn zu vernichten, wenn Euch der Sinn danach stünde.«

»Nein!«, schrie Nori, bevor er sich zurückhalten konnte. »Ich meine ... Corben ist natürlich mein Bruder. Sie müssen ihn doch kennen! Dieses Spiel hat wirklich lange genug gedauert. Geben Sie schon zu, dass Sie hier sind, um mich zu verarschen!«

Der Mann sagte nichts. Er sah Nori mit einer Mischung aus Verwirrung und Neugier an. Ohne den Blick auch nur eine Sekunde lang von Noris Augen abzuwenden, trat er vor, bis ihre Nasenspitzen sich fast berührten. »Ihr habt an meiner Lampe gerieben, Meister. Nun gehorche ich Eurem Befehl. Ich bin Euer.«

Nori wollte zurückweichen. Er wollte diesen Fremden anschreien, ihm sagen, dass er genug Streiche seines Bruders ertragen musste, ohnehin schon einen schlechten Tag hatte und dieser Schwachsinn ein Ende haben musste, aber er tat nichts davon. Diese Augen, sie waren so unnatürlich blau ... wie das Meer. Irgendwie verströmte der Fremde auch einen Salzgeruch, als hätte er zuvor im Ozean gebadet. Und diese Wärme ... diese unvergleichliche Wärme ... hatte er sie nicht auch zuvor durch die Lampe gespürt?

Noris Beine drohten nachzugeben und der Fremde packte seine Arme, hielt ihn dicht an seinen Körper. »Das ... das kann nicht sein. Du kannst unmöglich echt sein. Es gibt keine Flaschengeister.«

»Dschinn«, sagte der Fremde mit seiner tiefen Stimme. Sein Atem schwebte über Noris Gesicht. »Ich erfülle Euch jeden Wunsch, mein Meister.«

Ein leises, fast verrücktes Lachen entfuhr Nori. »Weil ... ich an deiner Lampe gerieben habe.«

»Korrekt, Meister.«

Nori fing sich wieder und trat einen Schritt zurück. Es war doch ein Traum, kein Zweifel möglich. Wahrscheinlich würde er jeden Moment in seinem Bett aufwachen. Wenn sich diese Hände auf seinen Armen doch nur nicht so echt anfühlen würden ... »Also ich habe ja schon oft an den Lampen anderer Männer gerieben, aber noch nie wollte mir einer dafür dienen. Ich konnte froh sein, wenn meine eigene Lampe gerieben wurde«, sagte er, um etwas Humor in die Sache zu bringen, aber der Dschinn lachte nicht.

»Ich fürchte, ich verstehe Euch nicht, Meister. Ihr habt bereits eine Lampe?«

»Eine, der dein Outfit verdammt gut gefällt«, murmelte Nori. Er konnte es nicht fassen, dass er sich auch noch mit diesem Traumbild unterhielt!

Der Dschinn sah an sich herunter. »Es ist mir eine Freude Eurer ... Lampe zu gefallen, Meister. Sagt mir, ist es üblich in Eurer Welt, dass Gegenstände Gedanken und Gefühle haben, sie sogar äußern?«

Nori öffnete den Mund, um zu antworten, besann sich aber eines Besseren. Er war bereits auf dem sicheren Weg in die Anstalt, was konnte es da schaden, mitzuspielen? »Könntest du für einen Moment vor die Tür gehen? Ich würde gerne fertig duschen und mir etwas anziehen.«

»Dabei könnte ich Euch behilflich sein, Meister!«, rief der Dschinn voller Begeisterung, Nori schüttelte jedoch den Kopf.

»Das würde meiner Lampe auch gefallen, aber nein. Nach draußen. Bitte.«

 

***

 

Fünf Minuten später saßen sie an Noris winzigem Küchentisch. Er hatte sich schnell ein Sweatshirt und eine Sporthose angezogen, war daraufhin mit einer geflüsterten Entschuldigung in die offene Küche gegangen, um ihnen Tee zu machen. Nun stand eine dampfende Tasse vor dem Dschinn, der sie interessiert betrachtete.

»Ihr seid wahrhaft ein großer Zauberer, Meister.« Die Stimme des Dschinns war mit tiefer Bewunderung erfüllt.

Nori verschluckte sich, als er gerade einen Schluck von seiner Tasse nehmen wollte. Seine Lippen brannten. »Wie ... Wie bitte? Ein Zauberer? Ich?«

»Aber natürlich! Was könntet Ihr sonst sein mit Eurer Macht über das Wasser? In dem weißen Raum ließet Ihr es regnen und dieses Gebräu erhitztet Ihr ohne Flamme. Eure Macht ist wahrlich erstaunlich für einen Menschen.«

Für zwei, drei Sekunden starrte Nori den Dschinn nur an, aber dann brach es aus ihm heraus, ohne dass er es aufhalten konnte: ein bellendes Lachen. »Ich bin doch kein Zauberer, ich bin ein einfacher Student! Und das ist keine Zauberkraft, sondern Technik gewesen. Das Wasser kommt durch Rohre in das Haus und durch Strom wird es erhitzt.«

Der Dschinn sah durch diese Erklärung nicht weniger begeistert aus. »Strom sagt Ihr? Was ist dieses ‚Strom‘, Meister?«

Nori öffnete den Mund, hatte jedoch keine Ahnung, wie er das jemandem erklären sollte, der das Wasser in seiner Dusche für Regen gehalten hatte. »Sag mal, wann bist du eigentlich das letzte Mal aus deiner Lampe gekommen?«

Der Dschinn erschauderte. »Das war eine grauenhafte Zeit ... viele Jahrhunderte ist es her. Mein früherer Meister, Alexander, hatte viele Wünsche und nicht alle vermochte ich zu erfüllen. So mächtig wir Dschinn auch sind, es gibt Regeln, denen wir folgen müssen und Alexander hatte wenig Verständnis dafür. Er war gierig und das wurde ihm schließlich zum Verhängnis.« Er ließ den Kopf hängen, während die Rädchen in Noris Kopf hart arbeiteten.

»Moment mal ... Mit Alexander meinst du aber nicht Alexander den Großen, oder?«, fragte er halb scherzend, aber der Dschinn legte den Kopf schief.

»Alexander der Dritte von Makedonien. Besonders groß fand ich ihn allerdings nicht. Er ging mir etwa bis zur Nase.« Der Dschinn hielt seine Handfläche hoch, um seine Aussage zu verdeutlichen. »Alexander konnte nett sein, frönte jedoch dem Wein und vertraute den falschen Leuten. Seine Mutter erwartete zu viel von ihm.«

»Das Gefühl kenne ich zu gut ...«, flüsterte Nori. Inzwischen wunderte er sich nicht einmal mehr über diese neue, unfassbare Information. »Meine Mutter wäre sicherlich selbst dann nicht zufrieden, wenn ich das eine oder andere Land erobern würde.«

Jinns Gesicht wurde ernst. »Ich rate Euch davon ab, Meister. Zu viel Macht fördert nur Mistgunst und Zwietracht.«

»Ja, das kann ich mir vorstellen. Das vierte Jahrhundert vor Christus war bestimmt kein Zuckerschleck ... Moment mal. Du kannst unmöglich im vierten Jahrhundert das letzte Mal aus deiner Lampe gekommen sein!« Nori sprang auf, sah sich im Raum um und hob die Lampe hoch, die offenbar auf den Boden gefallen war. Er hielt sie vor das Gesicht des Dschinns. »Das Ding hier ist nicht einmal hundert Jahre alt!«

Zu seiner Überraschung lächelte der Mann. »Sie ist magisch, Meister. Sie verändert ihr Aussehen, sodass kein Mensch außer einem würdigen Meister besonderes Interesse an ihr hegt. Wenn Ihr auch keine Kräfte besitzt, so hat Euch die Lampe doch als würdig anerkannt. Ich bin Euer.«

Ich bin Euer ... diesen Satz hat er schon einmal gesagt, erinnerte sich Nori. Die Worte lösten ein nervöses Kribbeln in seinem Bauch aus.

»Bist du sicher, dass sich die Lampe nicht irrt?«, fragte Nori. »Ich bin kein König. Ich habe bisher noch nicht einmal eine abgeschlossene Ausbildung. Warum sollte ich dann würdig sein?«

»Meine Lampe sah Eure Seele bereits viele Jahre vor Eurer Geburt, Meister. Ein Irrtum ist unmöglich.«

Zunächst wollte Nori noch widersprechen, aber etwas in dem Gesicht des Dschinns sagte ihm, dass es sinnlos wäre. »Hast du eigentlich auch einen Namen?«

»Mein Name ist Jinn, Meister.«

»Dschinn? Ein Dschinn, der ... Dschinn heißt?«

»Jinn.«

»Sag ich doch: Dschinn.«

Der Dschinn öffnete den Mund, schien es sich dann jedoch anders zu überlegen und begann mit dem Finger Worte in die Luft zu schreiben. Nori wäre beinahe vom Stuhl gefallen. Er sprang auf, ging mehrere Schritte rückwärts, als blau leuchtender Rauch dem Finger folgte und die Buchstaben J-I-N-N formten.

»J-Jinn, also ...«, sagte Nori mit schwacher Stimme und nahm auf seinem Sessel Platz. Bis zu diesem Moment hatte noch ein großer Teil von ihm geglaubt, dass Jinn eben doch von seinem Bruder engagiert worden war, um ihn zu verarschen. Das gerade konnte jedoch nichts anderes als Magie gewesen sein. Jinn war schließlich nicht bekleidet genug, um irgendeine Maschine zu verstecken.

»Du bist es wirklich. Ein richtiger Dschinn ... in meinem Wohnzimmer ...« Nori schloss die Augen. »Das muss ein Traum sein. Etwas anderes ist einfach nicht möglich. Gott ... ich wünschte, ich hätte einen Drink.«

Knall!

Nori schrie. Eine blaue Rauchwolke war plötzlich vor seinen Augen explodiert. Seine Finger konnten sich gerade noch um das Kristallglas schließen, das in seiner Hand aufgetaucht war. Ungläubig starrte Nori es an.

»Euer Wunsch war mir Befehl, Meister«, sagte Jinn lächelnd.

Nori starrte von ihm auf das Glas und wieder zurück. Das konnte doch nicht wahr sein!

Trotz seiner Skepsis hob Nori das Glas zu seiner Nase und roch einmal kurz daran. Wie hätte es auch anders sein können ... es war Gin.

Nori nahm einen Schluck. Für einen Traum fühlte sich das Brennen in seiner Kehle unheimlich echt an. »Gehen wir einmal davon aus, dass ich nicht träume und auch noch nicht meinen Verstand verloren habe ... Wie läuft das eigentlich mit den Wünschen? Habe ich drei und das eben war mein Erster?«

Jinn schüttelte den Kopf. »Das ist inkorrekt. Ich diene Euch bedingungslos und werde mein möglichstes tun, Euch jeden Wunsch zu erfüllen.«

»Aber es gibt Regeln, hast du gesagt. Wie lauten die?«

»Die Regeln sollen Eure Welt beschützen. Obwohl die Lampe stets die richtigen Meister erwählt, kann Macht einen Menschen verändern. Deshalb darf ein Dschinn keinen Einzelnen zu mächtig werden lassen. Etwas wie Weltherrschaft oder unermesslicher Reichtum, Personen oder ganze Gruppen von Menschen willenlos machen, das alles ist strengstens verboten. Ein Dschinn darf seinen Meister beschützen und ihn in seinem Tun unterstützen, aber er vermag es nicht, den Lauf der Welt grundlegend zu verändern. Sollte ein Wunsch unvorhersehbare Auswirkungen haben, so greift stets das Schicksal ein. Dschinn sind Geister und die Natur ist ebenso unser Meister, wie Ihr es seid.«

»Dann ... kann ich mir nicht wünschen, reich zu werden?«

»Nicht direkt, Meister. Ich dürfte Euch nur unterstützen, aber es ist mir verboten, Euch unermessliche Reichtümer zu beschaffen.«

»Das heißt also ... du darfst mir die Lottozahlen nennen, damit ich gewinne, aber ich darf das Geld nicht so erhalten?«

»Ich kenne dieses ‚Lotto‘ nicht, Meister, aber ich darf indirekt eingreifen, ja. Wünscht Ihr denn Reichtum?«

Nori dachte darüber nach. »Eigentlich ... nicht. Ich mag mein Leben, wie es ist, bis auf ...«

»Ja?«

Nori schüttelte den Kopf. »Ich bin jetzt zu müde, um darüber zu reden. Vielleicht morgen. Wenn ich aufwache und feststelle, dass das alles kein Traum gewesen ist, meine ich. Wo schläfst du denn, Jinn? In deiner Lampe?«

»Dschinn benötigen keinen Schlaf, kein Essen oder Trinken. Wir können schlafen, doch bevorzuge ich es, in der Menschenwelt wach zu bleiben. Wenn Ihr es wünscht, so könnte ich in die Lampe zurückkehren ... Obwohl ich es begrüßen würde, diesem Ort eine Weile fernzubleiben. Es ist ein angenehmes Gefühl, sich nach all den Jahren die Beine zu vertreten, Meister.«

Das konnte er sich vorstellen. Nach so vielen Jahrhunderten in diesem kleinen Ding wäre wahrscheinlich jeder etwas steif. »Dann mach, was du willst. Ich ... ich gehe ins Bett. Dieser Tag war eindeutig zu viel für mich.« Nori war schon auf dem Weg in sein Zimmer, als er merkte, dass Jinn ihm folgte. Er drehte sich langsam um und sah erneut in diese unglaublichen Augen. Sie waren viel zu nah. »Wörter wie Privatsphäre kennst du nicht, was?«

»Meister?«

Nori seufzte. »Was ist los? Du willst doch nicht etwa, dass ich mein Bett mit dir teile, oder?«

»Verzeihung, Meister. Ich finde Euch wahrlich faszinierend. Sollte Euch meine Nähe jedoch widerstreben, so werde ich mir eine andere Beschäftigung suchen.«

»Widerstreben ist nicht ganz das richtige Wort«, sagte Nori verzweifelt, als er den frischen Geruch von Meereswasser einatmete. »Sag mal, warum riechst du eigentlich so nach Salzwasser? Weil die Lampe eine Weile auf dem Meeresgrund gelegen hat? Hast du deswegen erst jetzt einen neuen Meister gefunden?«

»Euer Scharfsinn ist bemerkenswert«, sagte Jinn lächelnd. »Ich habe in der Tat einige Jahre auf dem Grund des Meeres verbracht. Es war sehr ruhig und langweilig, um ehrlich zu sein.«

»Verstehe. Nun gut, dann ... gute Nacht.« Nori wollte erneut in sein Schlafzimmer gehen, aber Jinn folgte ihm abermals. »Was ist denn nun schon wieder?«

Bevor Nori sich umdrehen konnte, sprach Jinn in sein Ohr: »Ich wünsche Euch einen erholsamen Schlaf, Meister.«

Nori schloss die Augen, als diese tiefe, bassähnliche Stimme seinen Körper durchdrang, flüchtete in sein Zimmer und schloss die Tür.

Dank Jinn hatte er nun eine weitere Lampe zu reiben.

3. Kapitel

 

Als Nori am nächsten aufwachte, weigerte er sich zunächst, die Augen zu öffnen. Es war doch ein Traum gewesen. Alles andere machte keinen Sinn. Gleich würde er aufstehen, von seinem leeren Wohnzimmer in die ebenso verlassene Küche gehen, sich einen starken Kaffee machen und die Sache vergessen.

Diesen Gedanken festhaltend drehte sich Nori auf den Rücken und erstarrte. Da lag ein Gewicht auf der anderen Seite der Matratze. Nori riss die Augen auf, sah nach links und direkt in die kristallblauen Augen von Jinn.

»Guten Morgen, Meister. Habt Ihr gut geträumt?«

Nori schloss die Augen, zählte bis drei und öffnete sie wieder. Verdammt. Jinn war immer noch da. »Was machst du in meinem Bett?«

»Ihr habt Euch im Schlaf bewegt, Meister. Erst als ich mich neben Euch legte, hörtet Ihr damit auf. Ist meine Anwesenheit unangenehm?«

Unangenehm war das falsche Wort. Nori würde lügen, wenn er sagte, ein Mann wie Jinn wäre in seinem Bett unerwünscht. Da gab es aber noch diese winzige Kleinigkeit, die ihn keine Freudensprünge machen ließ: Jinn war kein Mensch.

»Ich bin nur nicht daran gewöhnt, dass mir jemand gleich so auf die Pelle rückt. Das war doch auch in deiner Zeit nicht normal, oder?«

»Alexander hat meine Nähe sehr begrüßt.«

Nicht jugendfreie Szenen mit Jinn und einem nicht weniger heißen Alexander in Rüstung erschienen vor Noris innerem Auge. Er schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich hatte er zu viele Pornos gesehen. »Ich brauche mehr Freiraum. Hast du die ganze Nacht in meinem Bett verbracht?«

»Nur einige Stunden, Meister. Ich habe lange darauf gewartet, Euch zu treffen. In Eurer Nähe zu sein, ist das größte Glück für mich. Allein ein Blick in Euer schlafendes Gesicht ...«

»Du hast mich auch noch beobachtet? Das ist ... verrückt.« Und gar nicht unheimlich, sagte eine sarkastische Stimme in seinem Kopf.

»Meister?«

»Geh raus und warte auf mich. Wir müssen dringend darüber reden, was Privatsphäre genau bedeutet.«

 

***

 

Eine halbe Stunde später saßen sie wieder an Noris Küchentisch und Jinn legte den Kopf schief. »Ich soll Euch also nicht zu nahe kommen, Meister?«

»Genau. Und anderen Menschen auch nicht. Das ist ehrlich gesagt etwas unheimlich.«

»Merkwürdig«, sagte Jinn mit einer Art unschuldiger Neugier. »Ich dachte, Ihr würdet es mögen. Eure Pupillen haben sich erweitert und euer Herz hat stärker geschlagen, Meister.«

Nori widerstand dem Versuch, ein Loch zu suchen, in das er kriechen konnte. »Wie ... wie kannst du das wissen?«

»Die Sinne eines Dschinns sind stark, Meister.« Seine Stimme nahm erneut diesen tiefen, bassähnlichen Ton an. »Ich spüre, was Ihr wünscht. Bei Euch ist es noch stärker als bei meinen bisherigen Meistern.«

Oh ... oh, Mist. Wo waren diese verflixten Löcher, wenn man sie brauchte? Wenn Jinn jede kleinste Veränderung seines Körpers spürte, dann ... Nori versuchte, weder in diese Augen noch auf die entblößte Brust zu starren. Wurde es Geistern denn gar nicht kalt?

»Wenn ich mir wünsche, dass du aufhörst, mich auf diese Weise anzusehen, würdest du das tun?«

Jinn lächelte. »Das wäre einer der Wünsche, die ich nicht erfüllen kann. Mein Körper ist derzeit menschlich und schwer zu kontrollieren. Falls Ihr mich jedoch benutzen wollt, Meister, dann-«

»Ich muss dann mal los«, sagte Nori schnell, sprang von seinem Stuhl und stolperte dabei über eines seiner Hosenbeine. »Ich muss unbedingt zur Uni und arbeiten. Lange. Sofort!«

»Soll ich Euch dorthin bringen, Meister?«, fragte Jinn und stand ebenfalls auf.

»Nein, es ist besser, wenn du hier bleibst. Ich mache mich nur fertig und dann gehe ich los. Du findest bestimmt etwas zu tun. Du könntest zum Beispiel lernen, wie man in unserer Zeit redet. Fühl dich wie zu Hause«, sagte Nori schnell und verschwand im Bad.

 

***

 

Nach einem stressigen Tag in der Uni, an dem er die meiste Zeit damit verbracht hatte, Mark aus dem Weg zu gehen, stand Nori vor seiner Haustür und durchsuchte seine Jackentasche nach dem Schlüssel.

Am liebsten wäre er trotz allem lieber in der Uni geblieben. Dieser Jinn ging ihm unter die Haut mit seiner tiefen Stimme, den blauen Augen und seiner unheimlichen Magie. Andererseits hatte ihn ein schlechtes Gefühl beschlichen, sobald er seine Wohnung verlassen hatte. Ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, Jinn allein zu lassen? Einen Fremden mit unheimlichen Kräften, der so gut wie nichts von dieser Welt verstand und einen Wasserkocher für Magie hielt?

Mit einem tiefen Atemzug öffnete Nori die Tür und wäre beinahe rückwärts wieder rausgegangen. Ein süßlicher Duft schwebte ihm entgegen. Dichter Rauch behinderte seine Sicht, aber das wenige, was er sah, ließ seinen Mund weit offen stehen. Die alten Möbel waren verschwunden. Stattdessen lagen bunte Sitzkissen im Raum verteilt und Tücher hingen von der Decke. Lediglich die Regale standen noch an ihren üblichen Plätzen und vor ihnen entdeckte er Jinn, der in einem Buch blätterte.

Er war nackt.

»Meister!«, rief Jinn, als er aufsah und Nori auf der Türschwelle entdeckte. Sein Gesicht leuchtete augenblicklich auf. Er legte das Buch zurück ins Regal und trat auf Nori zu, der verzweifelt versuchte, ihm in die Augen zu sehen.

Scheiße, war sein Ding groß. Es baumelte hin und her, als er sich bewegte. »Mit Sehnsucht erwartete ich Eure Rückkehr! Mein Herz schreit vor Glück.« Er blieb Millimeter vor Nori stehen, sodass der nur noch einen Teil haarloser Brust vor sich sah.

Trotz dieses Anblicks bemerkte er eine Sache doch recht deutlich: Jinn klang noch seltsamer als zuvor. »Warum redest du so merkwürdig?« Nori ging einen Schritt zurück. »Und was hast du mit meiner Wohnung gemacht?«

»Meister, mich dünkt Euer Gedächtnis spielet Euch einen Streich. War es nicht Euer Wunsch, dass ich mich unterrichte in den Künsten Eurer Welt? Sodass ich mich anpasse an den heutigen Gepflogenheiten und Eurer Sprache? Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.« Jinn lächelte Nori an, dessen Blick langsam zum Bücherregal zurückschwang. Er ahnte, was passiert war.

»Du ... hast einige meiner Bücher gelesen, oder? Aber dort sind nur Gedichtbänder und-«

»Wissen ist Macht.«

»Ein Band mit Sprichwörtern«, sagte Nori tonlos.

»Oh, Eure Lektüre vermag Weisheit der höchsten Form zu vermitteln, Meister. Worte können tödliche Waffen sein.«

»Ja, klar.« Nori seufzte. »Hör mal, du hast da etwas völlig missverstanden. Die Bücher in diesem Regal vermitteln dir nicht, wie Menschen heute sprechen. Die meisten Sprüche und Gedichte darin sind mehrere Hundert Jahre alt.«

»Irren ist menschlich.«

»Ja, oder geistlich ...«, flüsterte Nori und sah sich erneut in seiner Wohnung um. Hinter einem der Tücher entdeckte er, wonach er gesucht hatte. »Das hier wird dir helfen, wie ein moderner Mensch zu sprechen.« Er zog das Tuch von seinem Fernseher und schaltete ihn ein. Die Nachrichten liefen und Jinn starrte auf den Sprecher, als hätte er nie etwas Verrückteres gesehen.

»Das ist Magie! Kein Zweifel, Meister, Ihr seid wahrlich ein-«

»Keine Magie, sondern Technik.« Noris Stimme klang bissiger, als er beabsichtigt hatte. Er räusperte sich. »Es ist wirklich nichts Besonderes. Davon steht in fast jedem Haushalt mindestens einer ... zumindest in Deutschland.«

»Unglaublich!« Jinn kniete sich vor den Fernseher und streckte einen Finger aus, um den flachen Bildschirm zu berühren. »Der Mann im Kasten spürt meine Berührung nicht?«

»Nein, das ist nur ... eine Übertragung. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie ich dir das erklären soll«, sagte Nori, aber Jinn schien ihn kaum zu beachten. Immer wieder berührte er erstaunt den Bildschirm und zog schnell den Finger zurück, als befürchtete er, sich zu verbrennen. »Du solltest eine Weile zusehen. So kannst du lernen, wie wir reden.«

Jinn nickte langsam. Sein Mund war geöffnet und er legte den Kopf schief, als das Bild wechselte und eine Wohngegend zeigte. »Erstaunlich ... wie bekommen sie nur diese Bauwerke in einen so kleinen Kasten?«

Nori wollte schon darauf antworten, besann sich dann jedoch eines Besseren. Mit trockenen Lippen wanderten seine Augen über Jinns Körper. »Ähm ... vielleicht solltest du dir doch vorher etwas anziehen?«, fragte er heiser. »Nur, damit du dich nicht erkältest.«

»Geister werden nicht krank, Meister. Ihr meintet doch, ich solle mich wie zu Hause fühlen?«

»Läufst du dort denn immer nackt rum?«

»Aber natürlich! Ich finde es höchst befreiend, mich meiner Kleider zu entledigen. Geht es Euch anders, Meister?«

»Ich ...« Nori räusperte sich. Seine Stimme war so hoch, dass sie einem Piepsen glich. »Es kommt auf die Umstände an.«

»Welche Umstände?«

Nori wurde warm und das hatte sicherlich nichts mit der aufgedrehten Heizung zu tun. Jinns Worte waren so gefüllt mit unschuldiger Neugier, dass Nori sich wie ein alter, perverser Mann vorkam. »Das erkläre ich dir ein andermal. Sieh doch wieder in den Kasten, ja?«

Jinn starrte ihn noch einen Augenblick lang an, gab aber zum Glück keine Widerworte. Seine Anwesenheit zehrte allmählich an Noris Verstand. Es war ein ungeheuerlicher Gedanke an sich, einen Flaschengeist im Haus zu haben, der seine Wünsche erfüllen konnte, aber warum musste er auch noch so verflixt heiß sein?

Ganz zu schweigen von den nackten Tatsachen auf seinem Teppichboden. Angezogen hatte er es Nori schon schwer genug gemacht. Verdammt, dieser Körper ... Jinns Anblick machte seine Knie schwach. Ein solch nervöses Flattern in seiner Brust hatte er nicht mehr gespürt, seit er diese Nacht mit einem Stripper gehabt hatte.

Nori riss seinen Blick von Jinns nacktem Körper los und begann stattdessen, einige der hängenden Tücher von der Decke zu nehmen. »Hast du die auch aufgehangen, um dich wie zu Hause zu fühlen?«

»Ich nehme jeden von Meisters Befehlen und Wünschen ernst.«

»Richtig.« Darauf bedacht, Jinn keinen weiteren Blick zuzuwerfen – er war sich nicht sicher, ob sein Herz das vertragen würde – legte Nori das Bündel Tücher auf das Sofa, das er unter einigen der Stoffe entdeckt hatte. Er drehte sich um und starrte auf einmal wieder direkt auf eine breite, nackte Brust. »Jinn, du solltest doch fernsehen.«

»Ich werde die Dekorationen entfernen, wenn Ihr es wünscht, Meister. Ich bin hier, um Eure Wünsche zu erfüllen ... jeden Wunsch.«

Noris Gehirn gefiel die Betonung auf »jeden« nicht, sein Körper schnurrte jedoch. »Ich ... ja. Tu das ruhig. Ich mache dann etwas zu essen. Entschuldige mich kurz.«

Mit schnellem Schritt ging Nori an Jinn vorbei, um möglichst viel Abstand zwischen sie zu bringen. Er machte ihn wahnsinnig. Wusste dieser Mann – oder Geist – eigentlich, was er da tat?

Nori sah in das Wohnzimmer zurück und wäre beinahe nach hinten gestolpert. Es sah wieder vollkommen normal aus und Jinn, immer noch nackt und mit beiden Händen an den Hüften gestemmt, stand in der Mitte.

Bevor er die Kontrolle über seinen Körper übernehmen konnte, sanken Noris Augen nach unten.

»Es ist alles wieder so wie zuvor, Meister.« Jinns Stimme klang zufrieden und glücklich, aber als Nori nicht antwortete, runzelte er die Stirn. »Meister?«

»Ja, sehr gut gemacht! Dann solltest du jetzt weiter fernsehen.« Um seine Verlegenheit zu kaschieren, griff Nori nach einem Glas und füllte es mit Leitungswasser. Er nahm einen großen Schluck und ... spuckte alles wieder aus, als er heißen Atem in seinem Nacken spürte.

»Ich kann Eure Erregung spüren, Meister«, sagte Jinn vergnügt, während Nori hustete und spuckte. Stimme, tief, vibrierend ... ah! »Es wäre mir eine Ehre, von Euch benutzt zu werden.«

Noris Gehirn setzte einen Moment lang aus. »Was soll das heißen, du kannst es spüren?«, fragte er dümmlich. Gingen seine Kräfte etwa so weit? Er drehte sich um, aber auch das war ein Fehler. Jinn war ihm so nah ... ihre Nasenspitzen berührten sich fast.

»Ich sagte Euch doch, Geister haben bestimmte Fähigkeiten, ihren Meistern jeden Wunsch anzusehen. Mein Anblick scheint Euch zu gefallen. Ich fühle mich geehrt.« Jinn hatte seine Hände zu beiden Seiten Noris auf die Arbeitsplatte gelegt und ihn damit erfolgreich in die Enge getrieben. »Nichts könnte mich glücklicher machen, als von Euch benutzt zu werden.«

Noris Körper war mehr als bereit, dieses Angebot anzunehmen, aber sein Kopf wehrte sich dagegen. Benutzen ... ihm gefiel dieses Wort nicht. Außerdem kannte er Jinn noch gar nicht.

Nori drückte gegen Jinns Brust. »Bist du dir sicher, dass du weißt, was ich will?«

»Meister, ich verstehe nicht. Euer Körper schreit nach meiner Berührung.«

Oh, er hatte ja keine Ahnung. Nori drückte Jinn so weit weg, dass er an ihm vorbeigehen konnte. Mit einem sehnsüchtigen Stich in seiner Brust bemerkte er, dass Jinn halb hart war. Er verdrängte den Anflug von Stolz jedoch und zwang sich, ihm in die Augen zu sehen. »Meinst du denn, ich will dich wie einen Gegenstand benutzen? So ein Kerl bin ich nicht.«

»Aber ... ich verstehe nicht ganz. Ich bin ein Sklave, Meister.«

Nori seufzte. »Mag sein, aber das heißt nicht, dass ich dich wie einen behandeln muss. Jetzt zieh dir erst mal etwas an, ja?«

Jinn sah noch verwirrter als vorher aus, aber er folgte Noris Wunsch, schnippte mit den Fingern und trug auf einmal wieder seine Haremskleidung. »Ich hätte aber nichts dagegen, Euch zu befriedigen, Meister. Das müsst Ihr mir glauben.«

Nori schloss die Augen, zählte bis zehn und drehte sich um.

---ENDE DER LESEPROBE---