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Entlang des Amazonas erreicht der Konvoi Manaus. Die ehemalige Millionenmetropole erscheint nahezu menschenleer - aber das täuscht. Hier hat sich ein Völkchen eingenistet, dessen Anführer beim Anblick des Panzers und der Waffen, die die Fremden mit sich führen, feuchte Hände bekommt. Denn seine Bosheit wird nur noch von seiner Gier übertroffen, und seine Armee zählt in Abermillionen...
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Seitenzahl: 154
Veröffentlichungsjahr: 2024
Cover
Was bisher geschah...
Die Narren von Manaus
Leserseite
Vorschau
Impressum
Am 8. Februar 2012 hält ein gewaltiger Komet Kurs auf die Erde! Man beschießt ihn mit Atomraketen. Drei Stratosphärenjets sollen die Auswirkung beobachten. Commander der Staffel ist der US-Pilot Matthew Drax. Doch die Raketen verpuffen auf dem Himmelskörper, von dem eine unbekannte Strahlung ausgeht. »Christopher-Floyd« schlägt in Asien ein. Die Druckwelle trifft auch die drei Jets und fegt sie davon...
Als Matthew und sein Copilot Professor Dr. Jacob Smythe aus einer Ohnmacht erwachen, trudelt ihr Jet auf die Alpen zu! Smythe steigt per Schleudersitz aus, Matt kann die Maschine notlanden. Er wird von Barbaren gefunden, die ihn als Gott ansehen und »Maddrax« nennen. Statt einer verwüsteten Erde sieht er sich fremdartigen Lebewesen und Pflanzen in einer veränderten Geografie gegenüber: Die Druckwelle hat die Fliegerstaffel durch einen Zeitstrahl um 520 Jahre in die Zukunft geschleudert! Dieser Strahl, der seit Urzeiten vom Mars zur Erde reicht, sicherte vor 4,5 Mrd. Jahren den Marsbewohnern, den Hydree, das Überleben. Der vermeintliche Komet war die Arche einer Wesenheit namens »Wandler«, deren Dienerrasse, die Daa'muren, sich die Erde untertan machen will, indem sie Fauna und Fauna mutieren und die Menschen verdummen lässt. Nur die Bunkermenschen, sogenannte Technos, bewahren sich ihr Wissen, büßen dafür aber über die Jahrhunderte ihr Immunsystem ein.
Zusammen mit Aruula, einer telepathisch begabten Kriegerin, beginnt Matt Drax seinen Feldzug. Er findet Freunde – unter anderem die Hydriten, die sich aus den Hydree entwickelt haben und in den Meerestiefen leben –, kämpft gegen die Daa'muren und Mutanten wie die blutsaugenden Nosfera, und gerät an Schurken, allen voran Jacob Smythe, der wahnsinnig wurde und die Weltherrschaft anstrebt, bis Matt ihn endlich unschädlich macht. Auch Smythes Zwilling aus einer Parallelwelt stirbt, während seine verrückte Freundin Haaley entkommt. Diese Areale, die überall auf der Erde aufbrechen, sind das Ergebnis von Zeitreisen, die die Menschen einer fernen Zukunft unternahmen, um technische Artefakte zu sammeln. Matt und seine Verbündeten – zu denen sogar zwei Daa'muren zählen, Grao und Ira – können alle schließen, wobei ihnen GRÜN, eine Art Pflanzenbewusstsein, zur Seite steht.
Auch Colonel Aran Kormak stammt aus einer dieser Parallelwelten – zumindest will er Matt dies weismachen. In Wahrheit ist er sein skrupelloser Zwilling aus dieser Welt, von dem Matt glaubt, er wäre tot. Doch Kormak, Befehlshaber der Dark Force, die aus dem Weltrat in Waashton (Washington) hervorging, scheint sich zu besinnen und verbündet sich mit Matt, als eine neue Bedrohung auftaucht. Denn kaum ist das letzte Areal in Afrika versiegelt, wobei GRÜN beinahe vernichtet wird, sehen sich die Gefährten einer kosmischen Bedrohung namens »Streiter« gegenüber, die noch immer den Wandler auf der Erde vermutet. In einem furiosen Endkampf kann Matt sie versteinern.
Doch die Freude währt nur kurz, als Aruula mit dem Gleiter RIVERSIDE verschwindet. Matt und ein Dark-Force-Trupp folgen ihr bis nach Südamerika. Über Peru stürzen sie wegen plötzlichen Energieverlusts ab und finden die havarierte RIVERSIDE und das Wrack eines Flugzeugträgers mitten im Dschungel. Sowie eine blinde Passagierin, die mit nach Amraka kam: Haaley.
Auf der USS Nimitz trifft Matt auf eine feindlich gesinnte Mannschaft und einen gewaltigen roten Diamanten. In der Zwischenzeit wird sein Trupp dezimiert. Die letzte Dark-Force-Soldatin stirbt beim Kampf gegen einen mutierten Jaguar – ein heiliges Tier, wie Matt und Haaley erfahren, als sie von Eingeborenen überwältigt werden. Zusammen mit einer Frau von der Nimitz warten sie auf den Tod, denn auch die Fremden sind Feinde der Indios, seit sie deren Heiligtümer, zwei rote Diamanten, raubten.
Während die Soldatin entkommt, müssen Matt und Haaley eine Götterprobe bestehen: den »Spiegel von Pachacámac«, mit dem sich weitere Diamanten herstellen lassen, aus einer Todeszone zu bergen – was ihnen auch gelingt. Sie werden freigelassen und beobachten den Angriff eines Ameisenvolks auf die Nimitz. Bei der Kontaktaufnahme mit einem Indiostamm, der den Schwarm kontrollieren soll, stellen sie fest, dass das Gegenteil der Fall ist: Mabuta, der »vielbeinige Gott«, nimmt sie gefangen. Dabei stellt sich heraus, dass Haaley – wie Aruula – vom Volk der Dreizehn Inseln abstammt und latent telepathisch begabt ist, was die Kommunikation mit Mabuta erleichtert. Der wird von einem Pilzgeflecht bedroht, und Matt soll ein Mittel dagegen finden. Es gelingt ihm, eine Ladung Fungizid zu stehlen und das Gift mit dem Regen zu verteilen, was das Pilzgeflecht in dieser Region abtötet. Zum Dank bringt der »Ameisengott« Matt und Haaley auf die Nimitz, wo sie als Ameisen vergeblich nach Aruula suchen, aber von einem bevorstehenden Angriff auf Mabuta erfahren.
Der versetzt Matt und Haaley unter einer Bedingung zurück in ihre Körper, die sich inzwischen an Bord der Nimitz befinden: Sie sollen Dak'kar töten! Doch Matt verbündet sich mit ihm, um mit seiner Hilfe zu dem Pilz in der Todeszone vorzustoßen, den er für intelligent und telepathisch begabt hält und der mehr über Aruulas Verbleib wissen könnte. Im Gegenzug will er Dak'kar die Pachacámac-Formel beschaffen, mit der rote Diamanten hergestellt werden können. Denn die braucht Dak'kar, um seine heimatliche Community in Macapá, Brasilien, zu retten, in der künstliche Lymphozyten, die eigentlich die Immunschwäche der Ex-Technos heilen sollten, zu einer tödlichen Krankheit führten. Die Strahlung der Diamanten kann diese Lymphozyten abschalten, doch der einzige Splitter wurde von Dak'kars ehemaligem Freund Toma'bar gestohlen.
In der Zwischenzeit startete eine Rettungsmission der Dark Force, die aber aufgrund des riesigen Suchgebiets eingestellt werden musste. Nur die Daa'muren Grao und Ira versuchen weiter, eine Spur der beiden Freunde zu finden. Sie stoßen auf die Community in Macapá, geraten aber in die Gewalt von Nosfera, die dank der künstlichen Lymphozyten, die sie von Toma'bar erhielten, neue telepathische Kräfte entwickelt haben.
Um Mabuta zu täuschen, will Dak'kar seinen Tod vorgaukeln. Das geht schief, und die Gefährten retten sich vor Mabuta in die Todeszone. Dort aber brechen sie in das unterirdische Reich der Nocturno ein und baden – bis auf Dak'kar – in einem See, der ihre Körper langsam verholzen lässt. Auf ihrer Flucht nehmen sie die Nocturna Tautropfen mit, die Kontakt zu einer fernen Stimme hat, welche das Verderben aufhalten könnte. Doch die Gefährten verholzen zusehends, und so müssen Dak'kar und Tautropfen allein weiterfahren, während Matt, Haaley und All'ec in einem See ausharren.
Als Dak'kar die ferne Stimme lokalisiert hat und zu dem Gewässer zurückkehrt, sind die Gefährten verschwunden! Während Tautropfen zu ihrem Volk zurückkehrt, rettet er sie und bringt sie zu der fernen Stimme –die sich als Pflanzenentität GRÜN entpuppt, die Aruula zu ihrer Regeneration benötigte. Doch mit dem Giftangriff gegen den Pilz hat Matt auch GRÜN schwer geschädigt, was Aruula ihre telepathischen Kräfte, ihren Lauschsinn kostete. Entsprechend wütend ist sie auf Matt und weist ihn ab, um sich bei GRÜN weiter zu erholen. Haaley bleibt bei ihr, während Matt, Dak'kar und All'ec Kurs auf die Nimitz nehmen.
Dort schlägt Mabuta zu, als Matt und Dak'kar das Rezept für die Diamanten aus dem Dorf der Indios beschaffen. Die Nimitz-Besatzung droht zu unterliegen, da greift Haaley Mabuta direkt an und besiegt ihn! Mit der Abschrift der Formel und nachdem sie sich Trucks besorgt haben, können sie nun nach Macapá aufbrechen...
Die Narren von Manaus
von Kolja van Horn
Der Konvoi aus acht schweren Fahrzeugen mit PROTO an der Spitze hatte im Morgengrauen mühelos den Amazonas durchquert und die Fahrt am östlichen Flussufer fortgesetzt. Die Furt war derart seicht gewesen, dass die Achsen der Lkw kaum die Wasseroberfläche berührt hatten, doch nun erschien ihnen das Flussbett bereits deutlich tiefer. Damit wuchs die Hoffnung, bald auf einem Schiff schneller voranzukommen.
Als die ersten Häuser von Manaus – ärmliche Wellblechhütten auf dünnen Pfählen – vor ihnen auftauchten, rückte das Ziel, eine Fähre als Transportmittel aufzutreiben, noch näher. Matthew Drax öffnete eine Stadtkarte der ehemaligen Millionenmetropole auf einem der Monitore, und sie stellten fest, dass sie im Grunde nur der Uferstraße folgen mussten, um in den Hafen zu gelangen.
»Das blühende Leben scheint hier nicht gerade zu herrschen«, brummte Matt mit einem kurzen Seitenblick zu Dak'kar, der neben ihm auf dem Sessel des Copiloten saß. Der Bärtige nickte, doch dann fiel sein Blick auf einen der Bildschirme der Seitenkameras und er hob die Hand.
Matthew folgte dem Fingerzeig. Tatsächlich: Eine Gruppe Indios beobachtete sie vom anderen Ufer aus, halb hinter dem üppigen Grün von Büschen verborgen. Er drosselte die Geschwindigkeit, doch kaum hatte er PROTO zum Stehen gebracht, zogen die Eingeborenen sich zurück und wurden binnen Sekunden vom dichten Dschungel verschluckt.
»Kein Interesse an einem kleinen Plausch«, meinte der Mann aus der Vergangenheit achselzuckend, ehe er Gas gab.
Dak'kar war seit dem Morgen noch schweigsamer als gewohnt, dennoch merkte Matt ihm seine Unruhe an. Die Ereignisse der letzten Tage waren nervenaufreibend gewesen und hätten für alle das Ende bedeuten können – aber nun, da sie den Gestaden der Zeit entronnen waren, mochte Dak'kar vor allem daran denken, wie viele Tage sie verloren hatten. Das ungewisse Schicksal seiner Frau Vera'nil und seiner Tochter Akalani, die an der tödlichen Lymphozytischen Degeneration1 litt, lag Dak'kar schwer auf der Seele.
Die einzige Hoffnung auf Rettung für Akalani und unzählige andere aus Dak'kars Community bildete das Geheimnis der roten Diamanten. Mit dem Wissen um ihre Herstellung wäre es möglich, die Erkrankten vor dem sicheren Tod zu bewahren.
Aber es war viel Zeit verstrichen, seit Dak'kar sich mit einer Gruppe Getreuer aufgemacht hatte, um nach einem Heilmittel zu suchen – und nun damit zurückkehrte. Noch ein gutes Stück Weg lag vor ihnen, wobei niemand wissen konnte, ob sie am Ende nicht zu spät kamen.
Manaus gab ein deprimierendes Bild ab, welches zu Matts Gedanken passte. Vermutlich war die Straße durch die Vororte am Amazonas entlang noch nie ein Prachtboulevard gewesen, aber der Blick durch Cockpitfenster zeigte nichts außer Verfall und Zerstörung.
Sie folgten der Hauptstraße und entfernten sich dabei ein Stück vom Fluss, doch es wurde nicht viel besser, während sie weiter in die Stadt hineinfuhren. Die Straßenzüge boten eine eigentümliche Mischung aus ehemals prächtigen Kolonialbauten und gesichtslosen Betontürmen, doch weder die eine noch die andere Architektur hatte den Jahrhunderten ohne arge Blessuren trotzen können. Sie passierten von mehr oder weniger dichtem Grün überwucherte Ruinen; selbst prunkvolle Paläste boten nur noch einen traurigen Abglanz früheren majestätischen Glanzes.
Matt lenkte PROTO an einem auf der Seite liegenden Sattelschlepper vorbei. Die ovale Röhre des fünfzehn Meter langen Aufliegers war zum Himmel hin fast über die gesamte Länge aufgerissen, als hätte ein mächtiger Drachen im Flug seine Krallen hineingeschlagen.
Matt verengte die Augen, denn durch das Fahrmanöver schrumpfte der Abstand nach links zu den Trümmern einer eingestürzten Hausfassade auf eine Armlänge; zudem wurde das Sonnenlicht von den dichten Kronen uralter mächtiger Bäume abgeschirmt, die in der Mitte der Straße wuchsen. Als er die Schikane passiert hatte und einen Blick auf den Monitor der Heckkamera warf, brummte Dak'kar: »Keine Sorge, die anderen schaffen das. Sind allesamt verdammt gute Fahrer.«
Matt grinste schief, denn das wusste er aus den hinter ihnen liegenden Etappen natürlich genauso gut wie Dak'kar selbst.
»Sieht nicht danach aus, als würde hier noch jemand leben«, fuhr Dak'kar fort. Matt nickte, denn laut der Karte durchquerten sie gerade das Zentrum von Manaus, ohne dass ihnen bis hier auch nur eine Menschenseele begegnet wäre.
»Aber mir scheint, als wären die Einwohner nicht schon vor Jahrhunderten verschwunden«, sagte er. »Siehst du den Brunnen dort?«
Dak'kar schaute aus dem Fenster, während PROTO, die anderen Fahrzeuge im Schlepptau, einen mehrspurigen Kreisverkehr durchfuhr, in dessen Mitte sich eine halb zerfallene Säule mit einem großen Brunnen befand. Am Fuß der Säule hing ein Warnschild, groß, nicht bedruckt, sondern mit der Hand beschrieben: No bebas el agua! Está envenenada! Trinkt das Wasser nicht! Es ist giftig!
»Das kann nicht älter als fünfzehn, zwanzig Jahre sein«, vermutete Dak'kar und bestätigte damit Matts Eindruck. »Sonst wäre die Schrift nicht mehr zu lesen.«
»In jedem Fall sollten wir sie beherzigen«, entgegnete Matthew und dachte sorgenvoll daran, dass nicht nur der Treibstoff, sondern auch der Vorrat an Trinkwasser zur Neige ging.
Die trübe Brühe des Amazonas flussaufwärts war wegen der toten Fische, die sie immer wieder am Ufer und im Wasser treibend entdeckt hatten, ungeeignet gewesen, um die Flaschen und Kanister aufzufüllen, doch sie hatten sich darauf verlassen, das hier in Manaus nachholen zu können. Eine Fehleinschätzung, die sie hoffentlich nicht in ernsthafte Schwierigkeiten bringen würde.
Wenn sie sich das Wasser einteilten, würde es sicher noch für zwei Tage reichen, und bis dahin sollten sie eine Fähre oder etwas Ähnliches aufgetrieben haben, machte Matt sich Mut.
Hinter dem Kreisverkehr gabelte sich der Boulevard; ein rostiges Schild wies den Weg, den ihm auch die Karte auf dem Bildschirm anzeigte. Matt bog nach links ab, zurück in Richtung Amazonas, und kurz darauf kam das Flussufer wieder in Sicht. Die Oberfläche des Wassers schien eigentümlich zu schillern, wie unter einem Ölfilm, doch das mochte auch eine Täuschung sein.
Er überzeugte sich davon, dass die folgenden Fahrzeuge immer noch hinter ihm waren, ehe er die Kurve vollzog und PROTO auf eine Straße lenkte, die nun erkennbar auf den Hafen zuführte. Kopfsteinpflaster, zwischen dem kniehohes Unkraut wucherte, bildete einen etwa fünfzehn Meter breiten Kurs zwischen dem Kai mit metallenen Pollern auf der einen und halb verfallenen Schuppen auf der anderen Seite. Weiter hinten erhoben sich ein paar rostbraune Kräne über die Dächer von Lagerhallen.
Ein verwilderter Doggar löste sich aus den Halbschatten eines offen stehenden Schuppens, starrte ihnen aus einem Auge entgegen und blieb dabei sekundenlang mitten auf dem Pflaster stehen, als wolle er Matt dazu herausfordern, ihn mit dem Panzer zu überfahren. Die Sonne beschien sein ergrautes Fell – und die wunden Stellen, an denen es bereits ausgefallen war.
Als sie bis auf ein paar Schritte herangekommen waren, glaubte der Mann aus der Vergangenheit zu erkennen, dass sich dünne Würmer in der leeren linken Augenhöhle des Tieres wanden, und vielleicht würde er ihm eine Gnade erweisen, wenn er mit den schweren Reifen des Amphibienpanzers seinem Leben ein Ende machte.
Aber ehe er darüber eine Entscheidung fällen konnte, wich der mutierte Hund zur Seite aus und verschwand in einer schmalen Gasse zwischen zwei Baracken.
Dafür tauchte nach einer leichten Rechtskurve, mit der die Straße dem Flusslauf folgte, ein deutlich größeres und massiveres Hindernis vor ihnen auf.
Die Reihe der niedrigen Schuppen und Baracken endete, der Hafenkai wurde breiter. Ein Förderband, das vermutlich einmal zum Be- und Entladen von Lastkähnen mit Kohle, Holzspänen oder Ähnlichem gedient hatte und ursprünglich auf Stahlpfeilern hoch genug über der Straße verlaufen war, damit auch Laster darunter hindurchfahren konnten, war zusammengestürzt und bildete nun eine Barriere aus Schutt und Metalltrümmern, die sich von einer Art Silo bis zur Uferkante erstreckte.
»Soll ich das übernehmen?«, fragte Dak'kar, nachdem Matthew PROTO gute zehn Meter vor dem Hindernis zum Stehen gebracht hatte und auch die Trucks hinter ihnen stoppten.
Matt schmunzelte. Dak'kar hatte mittlerweile nicht nur Gefallen daran gefunden, im Cockpit des Amphibienpanzers zu sitzen – er wusste jetzt auch mit den meisten Instrumenten und Bedienelementen umzugehen. Matt hob die Hände: »Nur zu.«
Dak'kars Mundwinkel hoben sich um eine Nuance, ehe er den Zielerfassungs-Monitor aktivierte und den Griff der Bordkanone umfasste. Er visierte eine Stelle leicht rechts vor ihnen an, an der sich der wenigste Schrott auftürmte, richtete die Mündung der Vulkan-Kanone aus und drückte den Auslöser. Ein scharfer Zischlaut war bis in die Kabine hörbar; fast im selben Moment schlug das Geschoss in die verdrehten Metallteile ein, die lautstark in einer Staubwolke explodierten.
Ringsum prasselte Schrott und Schutt zu Boden. Ein oder zwei Schrapnelle schlugen auf der Karosserie von PROTO auf, dem das aber nichts ausmachte.
Als sich die Sicht Sekunden später wieder klärte, klaffte eine gut sechs Meter breite Schneise vor ihnen und gab den Blick frei auf zwei zum Fluss hin offene Hallen mit halbrunden Wellblechdächern, die leuchtend grün von Moos bewachsen in der Sonne schimmerten.
Die beiden Männer tauschten einen kurzen Blick, und Dak'kar sagte: »Das könnten Trockendocks sein.«
»Und wenn wir Glück haben, sind sie nicht leer«, erwiderte Matt, ehe er den Panzer durch die Lücke auf die Gebäude zusteuerte.
Hinter dem Hafen wuchsen einige Wolkenkratzer, deren Fensterreihen schwarze Höhlen waren, in den makellos blauen Nachmittagshimmel. Die Fahrer parkten ihre Trucks dicht hintereinander so, dass sie einen halbkreisförmigen Wall vor dem Kai bildeten, und Sergeant Jenno Moose suchte ein paar Männer aus, um die Umgebung im Auge zu behalten. Ein Kordon Soldaten postierte sich mit schussbereiten Waffen jenseits der Fahrzeuge, während Matt, Dak'kar, Moose selbst sowie Camila und Thalita, zwei der Truckfahrerinnen, sich aufmachten, um die vermeintlichen Reparaturdocks in Augenschein zu nehmen.
Im Grunde handelte es sich dabei um überdachte, etwa zwanzig Meter breite und vierzig Meter tiefe ummauerte Buchten, die durch halbrunde, nach vorn offene Aufbauten geschützt wurden. Zugang hatte man vom Platz vor dem Kai aus über Stege, deren Zustand jedoch tückisch war – wie Matt, der vorausging, feststellen musste, als er mit dem linken Stiefel durch eine der morschen Planken brach. Es gelang ihm gerade noch, sich rückwärts zu retten.
Thalita, die direkt hinter ihm ging, legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Hoppla! Alles okee?«
Er wandte sich zu ihr und den drei anderen um. »Vorsicht, Leute. Besser, wir gehen am Rand entlang, wo die Balken verlaufen.«
Das taten sie, bis sich wieder fester Beton unter ihren Füßen befand und sie am offenen Eingang des ersten Reparaturdocks standen.
Der Blick hinein war enttäuschend. Ein völlig verrosteter Jet-Ski lag schräg unter ihnen in ölig glänzendem Schlick, weiter hinten rotteten Fischerkähne unterschiedlicher Größe vor sich hin. Am Ende der Halle, wo das Dach zum größten Teil eingestürzt war und helle Sonnenstrahlen hindurch ließ, standen zwei Lastkarren vor langen Reihen von Regalen.
»Hört ihr das?«
Beim Klang von Dak'kars Stimme drehte Matt sich um, blickte aber zunächst genauso ratlos wie die anderen, während der Expeditionsführer konzentriert die Stirn in Falten legte und sich in Richtung der Hochhäuser wandte.
Matthew trat neben Dak'kar. Nach einigen Augenblicken nickte er, ohne wirklich einordnen zu können, was er da vernahm.
»Klingt wie ein Rauschen, oder ein Schaben«, half Dak'kar ihm auf die Sprünge.
»Kondore?«, fragte Camila ein wenig beklommen und suchte mit Blicken den Himmel ab.
»Nein«, erwiderte Matt nach kurzem Zögern. »Das sind keine Schwingen. Vielleicht der Wind.«
Moose brummte ungeduldig. »Was auch immer – dieser Schuppen ist jedenfalls eine Niete.« Er schob sich an Matt vorbei. »Lasst uns nachschauen, ob nebenan etwas zu finden ist.«
Matt ließ Dak'kar und die beiden Frauen passieren, ehe er noch einmal lauschte. Das Geräusch – war es wirklich nur der Wind? – schien nahezu verstummt zu sein, war aber noch wahrnehmbar. Oder bildete er sich das nur ein?
Kopfschüttelnd folgte er den anderen, die gezwungen waren, um das Trockendock herum die Halle zu durchqueren.