Notärztin Andrea Bergen 1377 - Hannah Sommer - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1377 E-Book

Hannah Sommer

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Beschreibung

Barbaras schönster Muttertag

Als sich Barbaras Hoffnungen, noch einmal schwanger zu werden, endgültig zerschlagen, wächst in ihr der verzweifelte Wunsch, ein Kind zu adoptieren. Doch nicht irgendein Kind! Sie will die Tochter zu sich nehmen, die sie vor Jahren in ihrer Not einer anderen Frau überließ! Niemand ahnt von ihren Plänen, nicht einmal ihr Partner Manuel - bis sich die Ereignisse auf schicksalhafte Weise überstürzen ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Barbaras schönster Muttertag

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: LightFieldStudios / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-8024-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Barbaras schönster Muttertag

Seitdem meine Freundin Barbara weiß, dass sie nie wieder schwanger werden kann, wird ihr Wunsch nach einem Kind immer drängender. Es vergeht kein Tag, an dem die junge Physiotherapeutin nicht davon spricht, ein Mädchen oder einen Jungen adoptieren zu wollen. Doch nun scheint dieser Wunsch geradezu zur fixen Idee zu werden, denn Barbara ist sicher, in ihrer kleinen Patientin Clarissa Leitner das Mädchen wiedergefunden zu haben, das sie selbst vor sechs Jahren zur Adoption freigab und von dessen Existenz niemand weiß außer mir! Ich fürchte, dass ihre Besessenheit in einer Tragödie enden könnte, denn Barbara ist fest entschlossen, alle früheren Verfügungen rückgängig zu machen und Clarissa wieder zu sich zu nehmen …

Ich kann ja verstehen, wie sehr sie sich nach ihrer Tochter sehnt – und doch mache ich mir die allergrößten Sorgen: um die kleine Clarissa, die nichts von Barbaras Bestrebungen ahnt – und um Patrick und Lisa Leitner, die das Mädchen mehr lieben als ihr Leben …

„Und hier wäre dann das Wohnzimmer.“ Der Makler deutete auf einen großen, sonnendurchfluteten Raum, von dem aus man einen herrlichen Blick in den Garten hatte.

„Das ist ja wunderbar!“, rief Manuel Nowak. Er betrat das Wohnzimmer, drehte sich einmal um die eigene Achse und sah begeistert zu seiner Freundin. „Sieh doch mal, wie viel Platz wir da hätten!“

Barbara Pohl blieb zurückhaltend. „Stimmt.“

„Und Sie haben von diesem Zimmer auch direkten Zugang zum Garten“, fuhr der Makler fort.

„Toll!“ Manuel zog Barbara glücklich an sich. „Ich kann Max und Lea schon da draußen spielen sehen. Wir bauen ihnen eine Schaukel hier links und dahinten ein Klettergerüst mit einer Rutsche.“ Vage deutete er dabei mit seiner Hand in die jeweilige Richtung.

„Max und Lea?“ Barbara sah ihren Freund irritiert an. Sie war überrascht, wie weit Manuel mit der Familienplanung schon gekommen war – vor allem, ohne sie vorher darin einzuweihen.

„Na ja, wenn dir Sarah und Kai besser gefällt, können wir darüber ruhig noch einmal sprechen.“

Barbara verkniff sich einen weiteren Kommentar dazu. Das war nichts, was sie vor dem Makler diskutieren sollten. Sie verschränkte die Arme und sah aus dem Fenster.

Manuel hatte schon recht, es war wirklich eine schönes Haus für eine kleine Familie. Nur gab es da einen Haken: Barbara wollte überhaupt keine Familie. Sie war glücklich mit Manuel, so wie es war, aber er hatte sich seit einiger Zeit in den Kopf gesetzt, jetzt unbedingt Kinder zu bekommen.

Barbara seufzte innerlich auf. Wie sollte sie ihm nur erklären, dass sie für ihre Zukunft andere Pläne hatte? Sie wollte Manuel nicht verlieren. Er war ihr Leben, und sie liebte ihn sehr. Eine Trennung kam daher für sie nicht infrage, aber wie sollte das mit ihnen beiden weitergehen, wenn jeder für die Zukunft doch etwas anderes wollte?

„Bis wann müssen wir uns entschieden?“, drang Manuels Stimme in ihre Gedanken.

„Je früher desto besser“, antwortete der Makler. „Es gibt noch ein anderes Paar, das sich für das Objekt interessiert.“

„Gut, wir überlegen es uns.“ Manuel reichte ihm zum Abschied die Hand, dann legte er den Arm um Barbaras Taille und zog seine Freundin sanft an sich. „Wir melden uns bis Ende der Woche.“

Der Makler verabschiedete sich, und Barbara ging neben Manuel zum Auto, das sie am Straßenrand geparkt hatten.

„Hör mal!“, sagte Manuel und blieb stehen.

„Was denn?“, fragte Barbara.

„Genau das ist es ja. Nichts!“ Manuel lächelte glücklich. „Man hört absolut nichts.“ Er schloss die Augen und nahm einen tiefen Atemzug. „Und diese frische, klare Luft! Es ist perfekt für uns, oder was meinst du?“

„Mhm.“ Barbara stieg auf der Beifahrerseite ein.

„Was hast du denn?“, wollte Manuel wissen, als er sich hinters Steuer setzte. „Du bist so zurückhaltend. Gefällt es dir doch nicht?“

„Doch, schon, aber meinst du wirklich, dass wir so ein großes Haus brauchen? Unsere Wohnung ist ja auch ganz schön.“

„Ja, schon, aber wenn wir wirklich Kinder haben wollen …“ Manuel sah nur kurz zu Barbara, dann fuhr er aus der Parklücke. „So lange sollten wir damit nicht mehr warten, finde ich. Ich bin schließlich Anfang vierzig, und du Mitte dreißig. Also nicht, dass man dir das ansieht, du siehst wunderbar aus –“ Er tastete mit der Hand nach ihrem Bein und streichelte ihr sanft über den Oberschenkel. „Aber wir werden beide nicht jünger, und mit unserem Alter steigt ja auch das Risiko. Und du willst doch schließlich auch Kinder, oder etwa nicht?“

Barbara presste die Lippen aufeinander, denn sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte.

„Schatz?“ Manuel warf ihr einen kurzen, besorgten Blick zu, dann konzentrierte er sich wieder auf den Straßenverkehr. „Oder liebst du mich etwa nicht genug, dass du dir das vorstellen kannst?“

„Doch, natürlich liebe ich dich.“ Barbara seufzte. „Aber was ist denn zum Beispiel, wenn wir keine guten Eltern sind?“

Manuel lachte. „Allein schon, dass du dir darüber Gedanken machst, zeigt, dass du eine hervorragende Mutter wärst. Und glaub mir, das Eltern-Gen haben wir bestimmt im Blut. Sobald das Kleine auf der Welt ist, werden wir es mit Liebe überschütten, und alles wird sich nur noch um unser Kind drehen.“

Barbara spürte einen Stich in der Brust, doch Manuel schien davon nichts zu bemerken.

„Glaub mir, ich bin mir sicher, dass alles ganz wunderbar wird“, sagte er zuversichtlich und streichelte noch einmal über ihren Oberschenkel. Dann legte er die Hand wieder ans Steuer und fuhr sie sicher nach Hause.

***

Barbara starrte auf die Patientenakte vor ihr. Sollte sie Manuel wirklich zustimmen, dieses Haus zu kaufen? Das würde eine enorme Veränderung in ihrem Leben bedeuten – auch in ihrer Beziehung. Dann müsste sie sich irgendwann dafür entscheiden, mit ihm ein Kind zu bekommen, ansonsten würde er sich mit Sicherheit verraten fühlen. Vielleicht hatte Manuel ja recht, und sie wäre wirklich eine gute Mutter …

„Ist alles okay?“, riss eine Frauenstimme sie aus ihren Gedanken.

Barbara sah auf und erkannte Dr. Andrea Bergen, die Notärztin des Elisabeth-Krankenhauses, mit der sie schon seit einiger Zeit befreundet war.

„Ja, alles okay“, sagte sie mit einem knappen Lächeln. Sie mochte Andrea Bergen sehr, denn nicht nur bei ihren Patienten, sondern auch privat hatte die engagierte Ärztin ein gutes Gespür für Menschen.

„Ein Glück, ich dachte schon, es sei etwas Ernstes.“

„Was?“ Die junge Physiotherapeutin war irritiert.

„Na, bei deinem Patienten. So wie du die Akte angestarrt hast.“

Jetzt huschte ein echtes Lächeln über Barbaras Lippen. „Ach so, nein, mein Patient hatte nur einen einfachen Armbruch. Mit ein paar gezielten physiotherapeutischen Übungen wird er bestimmt bald wieder seine volle Bewegungsfähigkeit zurückbekommen.“

„Das sind doch erfreuliche Nachrichten“, entgegnete die Notärztin. „Und bei dir? Ist da auch alles okay?“

„Ach, Andrea“, seufzte Barbara, „dir kann man wirklich nichts vormachen.“

Andrea Bergen lächelte spitzbübisch. „Willst du darüber reden?“

„Na ja, wirklich viel zu erzählen gibt es da nicht. Manuel will ein Haus kaufen.“

„Das ist doch wunderbar“, freute sich die Notärztin.

„Ja und nein“, gab Barbara zu. „An sich finde ich es eine schöne Idee, aber Manuel hat sich in den Kopf gesetzt, dass er jetzt unbedingt auch eine Familie dazu gründen will.“

„Und du nicht?“, fragte Andrea Bergen behutsam.

Barbara schwieg, als eine Krankenschwester auf dem Klinikflur an ihnen vorbeilief.

„Ich weiß nicht“, sagte Barbara leise. „Ich glaube, ich kann das nicht.“

„Wieso denn nicht?“ Andrea war sichtlich überrascht. „Du kannst doch so gut mit unseren kleinen Patienten umgehen. Du findest immer einen Draht zu ihnen, und die Kleinen lieben dich. Ich kann mir schon vorstellen, dass du da auch eine gute Mutter wärst.“

„Ja, vielleicht.“ Barbara sah ihre Freundin unglücklich an. „Aber ich fühle mich einfach noch nicht bereit dazu.“

„Ach, das kommt bestimmt mit der Zeit. Du bist verantwortungsvoll, aufgeschlossen und so liebevoll, wenn du mit den Kindern arbeitest. Ich bin mir sicher, dass du das auch bei deinem eigenen Kind wärst. Und man wächst ja auch mit seinen Aufgaben.“

„Danke.“ Barbara lächelte schwach. „Doch das alles ist es gar nicht, was mir Sorgen macht.“

„Was ist es dann?“, fragte Andrea Bergen vorsichtig, und für einen kurzen Augenblick überlegte Barbara, ob sie ihrer Freundin von damals erzählen sollte.

„Ich …“, begann sie, aber dann kamen wieder zwei Krankenschwestern vorbei, die gerade einen Patienten in seinem Bett auf sein Zimmer schoben und ihnen auf ihrer Höhe flüchtig zunickten. „Da sind einfach noch ein paar Geister aus der Vergangenheit, die ich erst bewältigen muss“, sagte sie, als die kleine Kolonne in dem Patientenzimmer verschwunden war.

Andrea Bergen musterte ihre Freundin mit einem prüfenden Blick. „Okay, das ist natürlich etwas, was du erst klären solltest. Da hast du schon recht. Aber du weißt, dass ich immer für dich da bin und dir zuhöre, wenn du reden möchtest, ja?“

Barbara nickte mit einem Lächeln, das tief aus dem Herzen kam. „Danke, das bedeutet mir viel.“

„Dafür sind Freundinnen da“, entgegnete die Notärztin und knuffte Barbara liebevoll in die Seite. „Und mach dir nicht so viele Gedanken. Was auch immer da in deiner Vergangenheit war, lass dir davon nicht die Zukunft zerstören. Manuel ist der Richtige für dich, und ihr zwei seid so ein tolles Paar. Ich verstehe sehr gut, dass er eure Beziehung jetzt auf die nächste Stufe heben will. Ihr seid ja schließlich auch schon eine Weile zusammen.“

„Letzten Monat waren es fünf Jahre. Und ich verstehe ja auch, dass er das möchte, aber wieso macht er gleich so große Pläne? Wieso können wir uns nicht erst einmal einen Hund anschaffen?“

Jetzt war es Andrea, die aus tiefstem Herzen lachte. „Weil du doch gar keine Hunde magst“, sagte sie amüsiert. „Und Manuel weiß das. Außerdem ist das schon was anderes, ob man sich einen Hund oder ein Kind wünscht.“

„Stimmt auch wieder.“ Barbara sah auf ihre Akte. „Na ja, ich muss jetzt los. Mein Patient wartet.“

Andrea Bergen nickte. „Alles klar, dann viel Erfolg bei der Behandlung! Und denk immer dran, dass die Vergangenheit nur so viel Macht über uns hat, wie wir ihr einräumen.“

„Mache ich“, versprach Barbara und betrat dann das Behandlungszimmer.

***

„Da bist du ja endlich“, grüßte Manuel seine Freundin, als Barbara abends die Haustür aufschloss.

„Entschuldige, ich bin später losgekommen, und dann war auf der Straße die Hölle los.“ Sie gab Manuel zur Begrüßung einen flüchtigen Kuss.

„Hm, der lästige Feierabendverkehr in der Innenstadt wäre auch etwas, was wegfällt, wenn wir das Haus kaufen würden.“

Barbara hängte ihre Jacke an die Garderobe. „Das kann schon sein, aber ich glaube, dass dort trotzdem Autos fahren werden.“

„Wahrscheinlich“, gab Manuel zu. „Trotzdem fände ich es schön, im Grünen zu wohnen. Wir könnten zum Beispiel nach dem Essen noch einen gemütlichen Abendspaziergang unternehmen.“

„Seit wann bist du denn so romantisch veranlagt?“, wunderte sich Barbara.

„Na ja, jeder verändert sich schließlich. Und mit dem Haus kann ich es mir so richtig gut vorstellen, wie wir unser Leben völlig neu strukturieren. Wieder mehr Zeit füreinander, öfter raus in die Natur gehen, vielleicht mal wieder einen gemeinsamen Wochenendausflug …“ Manuel zog Barbara in die Arme und küsste sie erneut. „Aber jetzt lass uns erst mal essen. Die Gans wird sonst kalt.“

„Du hast Gans zubereitet?“ Barbara war sichtlich verblüfft. Manuel kochte normalerweise eher selten, und dass er ihr Lieblingsessen zubereitet hatte, zeigte ihr, dass er sich wirklich Gedanken darüber machte, wie er sie verwöhnen konnte. Vielleicht hatte Andrea Bergen recht, und es war an der Zeit, einen Schritt nach vorne zu wagen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen …

„Dazu gibt es Rotweinsoße, Knödel und Rotkohl“, fuhr Manuel fort. „So, wie du es am liebsten magst.“

Barbara lächelte gerührt. Als sie die Küche betrat, war der Tisch bereits gedeckt, und es duftete herrlich nach dem Essen. Sie nahm Platz, und Manuel legte ihr auf. Dann nahm er sich selbst etwas von den Speisen.

„Hm, das ist wirklich köstlich!“, schwärmte Barbara, nachdem sie probiert hatte. Dankbar legte sie eine Hand auf die von Manuel und drückte sie sanft. „Ich liebe dich.“

„Ich dich auch.“ Manuel lächelte sie zärtlich an. „Aber jetzt erzähl mal, wie war es bei der Arbeit?“

„Ganz in Ordnung“, sagte Barbara. „Es gab keine besonderen Vorkommnisse. Alle meine Patienten machen gute Fortschritte. Und bei dir?“

„Ach, bei mir war es eher langweilig. Es gab keine aufregenden Fälle in der Kanzlei, sodass ich problemlos die Verträge für den Hauskauf durchgehen konnte.“

Barbara sah unsicher zu ihm auf.

„Entschuldige, ich wollte dich nicht drängen. Aber hast du noch mal darüber nachgedacht?“, wollte Manuel wissen. „Ich muss dem Makler morgen Rückmeldung geben, ob wir das Haus jetzt nehmen oder nicht.“

„Ich …“ Barbara brach ab, und wieder gingen ihr Andreas Worte durch den Kopf. Die Notärztin hatte recht, sie konnte nicht ewig so weitermachen. Sie liebte Manuel, und wenn sie weiterhin zögerte, würde sie damit vermutlich ihre Beziehung aufs Spiel setzen. Außerdem lagen die Dinge jetzt ja ganz anders als damals … Und hatte nicht jeder eine zweite Chance aufs Glück verdient, auch sie? Barbara seufzte leise. „Okay“, sagte sie dann. „Lass es uns kaufen.“

„Wirklich?“ Manuels Augen glänzten, und als Barbara nun nickte, stand er auf und fiel ihr glücklich um den Hals. „Oh, Barbara! Damit machst du mich zum glücklichsten Mann auf der ganzen Welt!“ Er küsste sie liebevoll. „Darauf müssen wir anstoßen!“, entschied er, griff zur Weinflasche und schenkte Barbara und sich noch einmal nach. „Dann sage ich morgen zu, und wir unterschreiben am Montag die Verträge.“ Er nahm sein Weinglas und prostete ihr zu. „Auf uns und unsere Zukunft!“

„Auf uns!“, wiederholte Barbara mit gemischten Gefühlen.

Hoffentlich hatte sie sich richtig entschieden!

Nach dem Essen räumten sie gemeinsam das Geschirr in die Spülmaschine. Barbara wollte gerade ins Wohnzimmer gehen, doch Manuel hielt sie sachte am Handgelenk fest.

„Warte“, flüsterte er. „Was hältst du davon, wenn wir jetzt noch ein bisschen mehr an unserer Zukunftsplanung arbeiten?“

Barbara sah ihn verständnislos an, doch Manuel zog sie sanft zum Schlafzimmer. Als er die Tür öffnete, verschlug es Barbara die Sprache. Überall waren Rosenblätter ausgelegt, und in matten Teelichtgläsern flackerten Kerzenflammen.

„Manuel, hast du das etwa geplant?“, fragte Barbara überrascht, als sie die Sprache wiedergefunden hatte.

„Natürlich“, flüsterte Manuel. Er nahm die Fernbedienung vom Nachttisch, auf dem zwei Gläser und eine Sektflasche standen, startete eine CD, und ein italienisches Liebeslied erklang leise im Hintergrund. Manuel legte die Hände an Barbaras Hüfte und zog sie sanft an sich. „Ich wollte dich doch irgendwie überzeugen“, raunte er ihr ins Ohr, dann begann er, sanft ihren Hals entlang bis zu ihrem Schlüsselbein zu küssen.

Barbara jagte ein wohliger Schauer über den Rücken, und sie ließ es geschehen. Zärtlich vergrub sie die Hände in Manuels Haar, suchte seine Lippen und erwiderte den Kuss. Manuel meinte es ernst. Er wollte eine Zukunft mit ihr, und er tat alles, um sie davon zu überzeugen. Barbara fiel es unter seinen immer fordernder werdenden Küssen zunehmend schwerer, klar zu denken. Manuel würde an ihrer Seite sein, was konnte also passieren?, ging es ihr durch den Kopf.

Dann spürte sie, wie er sie sanft auf das Bett drückte, das ebenfalls von unzähligen Rosenblättern bedeckt war. Mit zitternden Fingern begann sie, Manuels Hemd aufzuknöpfen. Sie wollte ihm nahe sein, wollte ihn lieben, wie damals in ihrer ersten gemeinsamen Nacht …

***

„Schicken Sie mir bitte den nächsten Patienten herein, Frau Loth“, sagte Werner Bergen, während er eine Notiz in einer Patientenakte machte. Der Kinderarzt, der mit Andrea Bergen verheiratet war, war auch Belegarzt im Elisabeth-Krankenhaus auf der Pädiatrie. Daneben hatte er eine eigene Praxis im Anbau ihres Hauses am Stadtrand, die immer gut besucht war.

„Das wäre dann die kleine Clarissa mit ihren Adoptiveltern“, informierte Ute Loth ihren Chef.

„Ah, sehr schön.“ Auf Werners Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. „Ich bin schon sehr gespannt, wie sich die Kleine entwickelt hat.“

Von draußen hörte er, wie seine Sprechstundenhilfe die Familie im Wartezimmer aufrief. Bald darauf trat das junge Elternpaar mit dem Mädchen an der Hand ein.