Philotas - Kein Drama nach Gotthold Ephraim Lessing - Anno Stock - E-Book

Philotas - Kein Drama nach Gotthold Ephraim Lessing E-Book

Anno Stock

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Beschreibung

Der junge Prinz Philotas ist Kriegsgefangener. Sein Vater führt einen erbitterten Krieg gegen König Aridäus, und nun hält der Feind seinen einzigen Sohn in Händen. Ein unschätzbarer Vorteil – sollte man meinen.Doch Philotas ist kein gewöhnlicher Gefangener. Getrieben von einem glühenden Patriotismus und einer kompromisslosen Vorstellung von Ehre, weigert er sich, zur Verhandlungsmasse zu werden. Während Aridäus noch glaubt, den perfekten Trumpf für Friedensverhandlungen zu besitzen, plant der junge Prinz bereits seinen letzten, verzweifelten Schachzug.In einem Spiel aus Täuschung, Loyalität und tödlicher Entschlossenheit prallen zwei Welten aufeinander: die berechnende Politik der Mächtigen und der bedingungslose Idealismus der Jugend. Als Philotas erfährt, dass sein Vater bereit ist, alles für seine Freilassung zu opfern, fasst er einen folgenschweren Entschluss – einen, der die Kriegsführung beider Seiten für immer verändern wird.Eine zeitlose Geschichte über die zerstörerische Kraft des Krieges und den Preis, den wahre Überzeugung fordert – neu erzählt für moderne Leser.

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Seitenzahl: 116

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Philotas - Kein Drama nach Gotthold Ephraim Lessing

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Table of Contents

Kein Drama nach Gotthold Ephraim Lessing

Kapitel 1: Die Gefangenschaft

Kapitel 2: Die Botschaft

Kapitel 3: Die Verhandlung

Kapitel 4: Der König des Feindes

Kapitel 5: Die letzte Nacht

Kapitel 6: Die letzte Nacht

Kapitel 7: Der Preis der Ehre

Kapitel 8: Die Entscheidung

Kapitel 9: Das Opfer

Kapitel 10: Die Verkündung

Kapitel 11: Der neue Weg

Kapitel 12: Die Versöhnung

Kapitel 13: Die Schatten der Vergangenheit

Kapitel 14: Der Abschied

Kapitel 15: Die Bewährungsprobe

Kapitel 16: Der Aufstand

Kapitel 17: Die Versöhnung

Kapitel 18: Die Prüfung

Kapitel 19: Die neue Ordnung

Kapitel 20: Das Vermächtnis

Kapitel 21: Die nächste Generation

Kapitel 22: Die Mission nach Lykien

Kapitel 23: Das Bündnis

Kapitel 24: Die Schlacht an der Ostgrenze

Kapitel 25: Die Rückkehr

Epilog: Das Ende einer Ära

Persönliches Nachwort zur Roman-Adaption

Über diese Adaption

Warum eine Romanadaption?

Die Spiegelung: Polymet als zweiter Philotas

Von der Tragödie zur Transformation

Die Relevanz für unsere Zeit

Die Sprache der Adaption

Impressum neobooks

Table of Contents

PHILOTAS

Kein Drama nach Gotthold Ephraim Lessing

Eine Geschichte von Ehre, Jugend und dem ultimativen Opfer In der Tradition der klassischen Tragödie, neu erzählt für unsere Zeit

Kapitel 1: Die Gefangenschaft

Der Morgen dämmerte grau über dem Militärlager, als Philotas zu sich kam. Schmerz durchzuckte seinen Körper wie glühende Nadeln, und für einen Moment wusste er nicht, wo er war. Das schwere Segeltuch über seinem Kopf filterte das fahle Licht zu einem diffusen Schimmer, und der Geruch nach feuchter Erde und Leder drang in seine Nase.

Langsam kehrte die Erinnerung zurück. Die Schlacht. Das Chaos aus Schwertern und Schreien. Wie er umzingelt worden war, wie seine Waffe aus der Hand geschlagen wurde. Die Demütigung der Kapitulation brannte heißer als die Wunden an seinem Körper.

Gefangen, hallte das Wort in seinem Kopf wider. Ich bin tatsächlich gefangen.

Er versuchte sich aufzurichten, aber seine Handgelenke waren mit groben Stricken gefesselt – nicht fest genug, um die Blutzufuhr abzuschneiden, aber ausreichend, um jede Flucht unmöglich zu machen. Ein bitteres Lachen entrang sich seiner Kehle. Was für ein ruhmreicher Beginn seiner militärischen Laufbahn! Während andere junge Prinzen von Siegen und Eroberungen träumten, hatte er es geschafft, sich bei seinem ersten echten Gefecht gefangen nehmen zu lassen.

Philotas schloss die Augen und sah das Gesicht seines Vaters vor sich – jenes stolze, von Schlachten gezeichnete Antlitz, das nun vor Scham erröten würde. Der große Feldherr, dessen Name allein Armeen in die Flucht schlug, hatte einen Sohn, der sich wie ein Anfänger hatte überwältigen lassen.

Was hätte ich denn tun sollen?, rechtfertigte er sich vor seinem inneren Richter. Die feindlichen Soldaten waren aus dem Nichts aufgetaucht, hatten ihn von seiner Einheit getrennt. Zehn gegen einen – nein, mehr noch. Er hatte gekämpft, bei den Göttern, er hatte gekämpft wie ein Besessener. Aber am Ende war er nur ein achtzehnjähriger Junge gewesen, der gegen erfahrene Krieger keine Chance gehabt hatte .

Draußen hörte er die gedämpften Stimmen der Wachen. Sie sprachen in der Sprache seiner Feinde, aber er verstand genug, um zu wissen, dass sie über ihn redeten. "Der junge Prinz", hörte er einen sagen, und dann ein raues Lachen. Sie machten sich über ihn lustig, diese gemeinen Soldaten, die wahrscheinlich nie verstehen würden, was es bedeutete, den Namen einer ganzen Dynastie auf seinen Schultern zu tragen.

Die Zeltplane bewegte sich leicht im Morgenwind, und durch einen schmalen Spalt konnte Philotas einen Streifen des Lagers sehen. Zelte, soweit das Auge reichte, aufgereiht wie die Schuppen eines riesigen Drachen. Das Heer des Königs Aridäus war gewaltig, das musste er zugeben. Kein Wunder, dass sein Vater Schwierigkeiten hatte, gegen diese Übermacht anzukommen.

Aridäus, dachte Philotas und spürte, wie sich seine Muskeln anspannten. Der Name schmeckte bitter auf seiner Zunge. Einst war dieser Mann ein Freund seines Vaters gewesen, hatte an derselben Tafel gesessen, denselben Wein getrunken. Und nun? Nun waren sie Todfeinde, gefangen in einem Krieg, der schon zu lange dauerte und zu viele Leben gekostet hatte.

Ein stechender Schmerz in seiner Schulter erinnerte ihn daran, dass auch er einen Preis gezahlt hatte. Das Blut war getrocknet und hatte sein Hemd mit dem Stoff verklebt. Bei jeder Bewegung riss die Wunde neu auf. Aber körperlicher Schmerz war nichts im Vergleich zu der Qual in seiner Seele.

Ich hätte sterben sollen, dachte er düster. Ein ehrenhafter Tod auf dem Schlachtfeld wäre besser gewesen als diese Schande.

Doch selbst während er diesen Gedanken formulierte, spürte er den Selbsterhaltungstrieb in sich pochen. Er war jung, er wollte leben. Es gab noch so viel zu sehen, zu erleben, zu erobern. War es wirklich Feigheit, am Leben festzuhalten? Oder war es nicht vielmehr Stärke, die Demütigung zu ertragen und auf eine Chance zur Wiedergutmachung zu hoffen?

Die Sonne stieg höher, und mit ihr wuchs die Hitze im Zelt. Schweiß perlte auf Philotas' Stirn, vermischte sich mit dem getrockneten Blut und brannte in seinen Augen. Er hörte, wie das Lager allmählich zum Leben erwachte – Befehle wurden gebrüllt, Pferde wieherten, Metall klirrte gegen Metall.

Irgendwo dort draußen, jenseits der feindlichen Linien, würde sein Vater gerade die Nachricht erhalten. Philotas konnte sich die Szene lebhaft vorstellen: Der Bote, der mit gesenktem Kopf vor dem großen Feldherrn stand, die Worte, die wie Dolche in dessen Herz fahren würden. "Euer Sohn, Herr... er wurde gefangen genommen."

Würde sein Vater weinen? Nein, dazu war er zu stolz. Aber die Enttäuschung würde in seinen Augen stehen, jene stille Anklage, die schlimmer war als jeder Wutausbruch. Philotas hatte nicht nur sich selbst entehrt, sondern seine ganze Familie, sein ganzes Volk.

Verzeih mir, Vater, flüsterte er in die Stille des Zeltes. Ich wollte dich stolz machen. Ich wollte beweisen, dass ich deiner würdig bin.

Aber Worte waren billig, und Reue änderte nichts an den Tatsachen. Er war ein Gefangener, ein Faustpfand in den Händen des Feindes. Was würde Aridäus mit ihm tun? Würde er ihn als Geisel benutzen, um seinen Vater zu erpressen? Würde er ihn foltern, um Informationen zu erhalten? Oder würde er gnädig sein, eingedenk der alten Freundschaft?

Philotas lachte bitter auf. Gnade? Im Krieg gab es keine Gnade, nur Kalkül und Notwendigkeit. Er war jetzt eine Spielfigur auf dem Brett der Mächtigen, und sein Schicksal lag nicht mehr in seinen eigenen Händen.

Die Fesseln schnitten in seine Handgelenke, als er versuchte, eine bequemere Position zu finden. Jede Faser seines Seins rebellierte gegen diese Gefangenschaft. Er war geboren worden, um zu herrschen, zu führen, zu siegen – nicht um wie ein Tier angekettet in einem Zelt zu hocken.

Doch während er dort saß, umgeben von den Geräuschen des feindlichen Lagers, begann sich in Philotas etwas zu regen. Es war mehr als nur Trotz, mehr als jugendlicher Stolz. Es war die Erkenntnis, dass sein Schicksal vielleicht doch nicht besiegelt war. Solange er lebte, gab es Hoffnung. Solange er atmete, konnte er handeln.

Ich werde einen Weg finden, schwor er sich selbst. Ich werde diese Schande tilgen, und sei es das Letzte, was ich tue.

Die Sonne stand nun hoch am Himmel, und das Zelt wurde zu einem Backofen. Aber Philotas spürte die Hitze kaum. Sein Geist war bereits dabei, Pläne zu schmieden, Möglichkeiten abzuwägen. Er mochte gefangen sein, aber er war nicht besiegt. Noch nicht.

Kapitel 2: Die Botschaft

Die Zeltplane wurde zurückgeschlagen, und gleißendes Sonnenlicht flutete herein. Philotas kniff die Augen zusammen, geblendet von der plötzlichen Helligkeit. Als sich seine Sicht klärte, erkannte er die Silhouette eines Mannes – breitschultrig, in der Rüstung eines einfachen Soldaten, aber mit einer Haltung, die Autorität ausstrahlte.

"Parmenio?" Philotas' Stimme brach vor Überraschung.

Der alte Soldat trat näher, und nun konnte Philotas sein Gesicht deutlich sehen – wettergegerbt, von tiefen Furchen durchzogen, die Augen voller Sorge. Parmenio war seit Jahrzehnten im Dienst seines Vaters, hatte Philotas als Kind auf den Schultern getragen und ihm die ersten Schwertübungen beigebracht.

"Mein Prinz", sagte Parmenio und verneigte sich knapp. Seine Stimme war rau vor unterdrückter Emotion. "Die Götter sei Dank, dass Ihr lebt."

"Wie..." Philotas versuchte aufzustehen, aber die Fesseln hielten ihn zurück. "Wie kommst du hierher? Hat Aridäus dich durchgelassen?"

Parmenio nickte. "Es gibt gewisse... Übereinkünfte zwischen den Lagern. Botschaften werden ausgetauscht, unter Waffenstillstand." Er musterte Philotas von Kopf bis Fuß, und seine Stirn legte sich in Falten, als er die Blutflecken und Verletzungen sah. "Seid Ihr schwer verwundet?"

"Nichts, was nicht heilen wird", antwortete Philotas, obwohl jede Bewegung schmerzte. "Aber sag mir – mein Vater? Wie hat er die Nachricht aufgenommen?"

Parmenios Gesicht wurde noch ernster. Er setzte sich auf den Boden, eine Geste, die die Formalität zwischen ihnen aufhob und ihn wieder zu dem väterlichen Freund machte, der er immer gewesen war.

"Euer Vater...", begann er langsam, als wäge er jedes Wort ab. "Er hat nicht geschlafen, seit die Nachricht eintraf. Er macht sich Vorwürfe, dass er Euch in die Schlacht geschickt hat."

"Das ist lächerlich!" Philotas' Augen blitzten auf. "Ich habe darum gebettelt, kämpfen zu dürfen. Es war meine Entscheidung, mein Versagen."

"Versagen?" Parmenio schüttelte den Kopf. "Ihr wart allein gegen eine Übermacht. Die Männer, die entkommen sind, berichten von Eurem Mut. Ihr habt gekämpft wie ein Löwe."

"Ein Löwe, der sich am Ende doch fangen ließ", murmelte Philotas bitter.

Parmenio schwieg einen Moment, dann griff er in seinen Waffenrock und zog ein versiegeltes Pergament hervor. "Euer Vater schickt Euch dies."

Mit zitternden Händen – soweit die Fesseln es zuließen – nahm Philotas den Brief entgegen. Das Siegel zeigte das Wappen seiner Familie, den aufsteigenden Adler mit dem Schwert in den Klauen. Er brach es auf und entfaltete das Pergament.

Die Handschrift seines Vaters war wie immer präzise und kontrolliert, aber Philotas, der sie seit seiner Kindheit kannte, konnte die Emotion zwischen den Zeilen lesen:

Mein Sohn, mein geliebter Philotas. Die Nachricht deiner Gefangenschaft hat mich tiefer getroffen als jede Wunde, die ich je im Kampf erlitten habe. Doch wisse, dass meine Sorge um dich größer ist als jeder Gedanke an Ehre oder Schande. Du bist mein Blut, mein Erbe, meine Hoffnung. Aridäus hat Bedingungen für einen Austausch genannt. Er verlangt zwanzig seiner besten Männer für dich – ein hoher Preis, aber einer, den ich ohne Zögern zahlen werde. Halte durch, mein Sohn. Bald wirst du wieder frei sein.

Philotas ließ den Brief sinken. Zwanzig Mann für ihn allein? Das war mehr als großzügig – es war fast schon eine Beleidigung für die anderen Gefangenen. Aber es zeigte auch, welchen Wert Aridäus ihm beimaß. Oder war es eine Geste des Respekts gegenüber seinem alten Freund?

"Zwanzig Mann", sagte er leise. "Das ist zu viel."

"Es ist angemessen für einen Prinzen", erwiderte Parmenio. "Und Euer Vater würde die ganze Armee geben, um Euch zurückzubekommen."

"Aber sollte er das?" Philotas blickte auf, und in seinen jungen Augen lag plötzlich eine Reife, die Parmenio überraschte. "Zwanzig erfahrene Krieger zurück in Aridäus' Reihen – das könnte die Balance des Krieges verschieben. Bin ich wirklich so viel wert?"

"Ihr seid der Erbe", sagte Parmenio fest. "Ohne Euch hat alles, wofür Euer Vater kämpft, keine Zukunft."

"Und wenn ich diese Zukunft nicht verdiene?" Die Worte kamen leise, fast geflüstert. "Wenn meine Gefangennahme nur der Anfang weiterer Niederlagen ist?"

Parmenio rutschte näher und legte, soweit es die Situation erlaubte, eine Hand auf Philotas' Schulter. "Hört mir zu, junger Herr. Ich habe Euren Vater in hundert Schlachten gesehen. Ich habe gesehen, wie er triumphierte und wie er geschlagen wurde. Größe zeigt sich nicht darin, niemals zu fallen, sondern darin, wie man wieder aufsteht."

"Schöne Worte", murmelte Philotas, aber ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. "Du hast sie dir auf dem Weg hierher zurechtgelegt, nicht wahr?"

Parmenio grinste, und für einen Moment war die Spannung gebrochen. "Vielleicht. Aber sie sind trotzdem wahr."

Draußen erklangen Stimmen, und Parmenio wurde wieder ernst. "Meine Zeit ist begrenzt. Aridäus' Männer werden mich bald zurückschicken. Gibt es etwas, das ich Eurem Vater ausrichten soll?"

Philotas dachte nach. Was konnte er sagen? Dass es ihm leid tat? Dass er sich schämte? Dass er seinen Vater liebte und stolz machen wollte? All das klang so banal angesichts der Situation.

"Sag ihm...", begann er langsam, "sag ihm, dass ich verstehe, was er tun muss. Aber sag ihm auch, dass er an das größere Bild denken soll. Zwanzig Mann sind zwanzig Mann. Der Krieg ist wichtiger als ein einzelner Gefangener, selbst wenn es sein Sohn ist."

Parmenio runzelte die Stirn. "Das werde ich ihm nicht sagen. Es würde sein Herz brechen."

"Dann sag ihm, dass ich ihn liebe", sagte Philotas leise. "Und dass ich versuchen werde, der Sohn zu sein, den er verdient."

Die Zeltplane wurde zurückgeschlagen, und ein Wachsoldat bedeutete Parmenio, dass seine Zeit um war. Der alte Krieger erhob sich schwerfällig, seine Gelenke protestierten nach dem Sitzen auf dem harten Boden.

"Mut, mein Prinz", sagte er zum Abschied. "Dies ist nicht das Ende Eurer Geschichte."

Als Parmenio ging, fühlte sich das Zelt plötzlich noch enger an als zuvor. Philotas starrte auf den Brief in seinen Händen, las die Worte seines Vaters wieder und wieder. Zwanzig Mann. Ein Fünftel einer Hundertschaft. Männer, die Familien hatten, Träume, Hoffnungen. Und sie alle sollten eingetauscht werden für einen jungen, unerfahrenen Prinzen, der sich hatte gefangen nehmen lassen.

Die Ungerechtigkeit davon nagte an ihm. War das Ehre? War das die Art von Führung, die er eines Tages verkörpern sollte – eine, die das Leben der Adeligen über das der einfachen Soldaten stellte?

Philotas faltete den Brief sorgfältig zusammen und steckte ihn in sein Hemd, nah bei seinem Herzen. Die Entscheidung war noch nicht gefallen, Aridäus musste dem Austausch noch zustimmen. Aber selbst wenn er es tat – konnte Philotas es mit seinem Gewissen vereinbaren?

Die Sonne wanderte weiter über den Himmel, und die Schatten im Zelt wurden länger. Irgendwo in der Ferne hörte er Parmenios Pferd, wie es das Lager verließ, zurück zu seinem Vater, zurück mit der Botschaft eines Sohnes, der zwischen Pflicht und Gewissen gefangen war.

Kapitel 3: Die Verhandlung