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Die Rocky Mountains kennt er wie seinen Tabaksbeutel. Das Leben in der Wildnis ist ihm ebenso vertraut, wie ihm das geschäftige Treiben in den Städten und Diggercamps verhasst ist. Jack, der alte Trapper, traut den Menschen nicht, die für Gold und Geld ihre Freiheit aufgeben und zu jeder Tat bereit sind.
Nur selten kommt Jack in die Goldgräberstadt Golden City. Für ein paar Nuggets und Goldstaub tauscht er dann die Waren ein, die er zum Überleben in den Bergen braucht. Niemand weiß, woher der Trapper das Gold hat, aber die Goldbanditen sind ihm bereits auf der Spur ...
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Seitenzahl: 141
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Bis zur letzten Kugel
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Impressum
Bis zur letzten Kugel
von Dan Roberts
Die Rocky Mountains kennt er wie seinen Tabaksbeutel. Das Leben in der Wildnis ist ihm ebenso vertraut, wie ihm das geschäftige Treiben in den Städten und Diggercamps verhasst ist. Jack, der alte Trapper, traut den Menschen nicht, die für Gold und Geld ihre Freiheit aufgeben und zu jeder Tat bereit sind.
Nur selten kommt Jack in die Goldgräberstadt Golden City. Für ein paar Nuggets und Goldstaub tauscht er dann die Waren ein, die er zum Überleben in den Bergen braucht. Niemand weiß, woher der Trapper das Gold hat, aber die Goldbanditen sind ihm bereits auf der Spur ...
Das Muli geht im Schritt über den Felsenweg. Sein Reiter sitzt nachlässig im Sattel. Das Leder dieses Sattels, die Riemen, alles ist alt und brüchig.
Der Reiter hat sicher mehr als sechzig Sommer gesehen. Ein grauweißer Bart, der sorgfältig gestutzt ist, umrahmt das Gesicht. Auffällig ist die glatte Haut dieses Gesichtes.
Die hirschlederne, schmucklose Kleidung des Mannes ist nicht mehr neu, aber gut gepflegt. Alle Nähte sind sorgfältig ausgeführt und mit den Mitteln der Wildnis wasserdicht gemacht.
Der Trapper trägt eine Biberfellmütze, unter der weißes Haar schulterlang hervorquillt.
Die hellen Augen, die an die endlosen Weiten gewöhnt sind, werden von buschigen Brauen überschattet.
Jack, das ist der Name dieses alten Bergläufers. Er weiß gar nicht mehr so recht, wie das eigentlich in seiner Jugend war. Denn solange er sich erinnern kann, verbrachte er sein Leben in den Rocky Mountains.
Der Felsenweg verbreitert sich. Auf der rechten Seite fällt der Hang steil ab. Links klammern sich karge Sträucher und Bergwacholder mit ihren Wurzeln in die von Wind und Wetter geschaffenen Spalten, in denen sich Erde abgelagert hat.
Das Muli schnaubt laut, wirft den Kopf zurück und schaut zum Hang.
Ein dumpfer Brummton antwortet dem Reittier.
Zwischen einigen Büschen taucht der graue Pelz eines mächtigen Bären auf. Für ein paar Sekunden mustert der Grizzly den Trail, das Muli und den Reiter. Abermals brummt der Bär, bevor er sich wieder in die Deckung der Büsche zurückzieht.
»Alles okay, Jack?«, fragt der Trapper laut, und der Grizzly klettert geschickt weiter.
Er begleitet den Mountainman auf seinem Trail zur nächsten Ansiedlung.
Ihre Freundschaft besteht schon seit Jahren. Als Jungtier stieß der Bär auf den Trapper. Jack zog den Grizzly auf. Er zeigte ihm, wie sich ein Bär zu verhalten hat. Denn Jack hatte die Absicht, das Tier auf ein Leben in der Wildnis vorzubereiten.
Aber der erwachsene Grizzly ließ sich nicht davonjagen. Er blieb bei Jack und seiner indianischen Frau.
Sternenlicht lebte schon länger als acht Jahre mit dem weißen Mann, als der den jungen Bären mitbrachte. Nachsichtig beobachtete die Ute-Indianerin das Bemühen des Trappers.
Die Menschen der roten Rasse lebten im Einklang mit der Natur. Jack war einer der wenigen Menschen, die es ihnen gleichtaten. Darum befasste er sich auch mit dem jungen Grizzly, und die Treue des Tieres lohnt es ihm.
Aber jetzt, auf dem Weg nach Hotdog City, wird der Bär erst beweisen, wie sehr er seinen Retter liebt.
Der Trapper will in der Siedlung Waschgold eintauschen. Es ist nicht viel. Mehr als zweihundert Dollar wird er nicht bekommen. Aber für dieses Geld kann er die Dinge kaufen, ohne die ein weißer Mann in den kargen Bergen nicht existieren kann.
Jack denkt an die Kerle, die ihn schon mehr als einmal verfolgten. Sie denken wohl, dass er ein ergiebiges Goldfeld entdeckte, denn alle drei Monate bringt er ein kleines Ledersäckchen mit Goldflitter und einigen, wenigen Nuggets nach Hotdog City.
Die Lippen des Trappers kräuseln sich zu einem verächtlichen Lächeln. Sicher, er braucht das Gold, aber er ist nicht verrückt nach dem gelben Metall. Er wühlt nicht Yard um Yard Erde um, er leitet keine Bäche ab, um den Grund zu sieben, und er sprengt keine Felsen, um nach Gold zu suchen.
Jack verachtet die Menschen, die verrückt vor Gier nach Reichtum, nach Dollars sind. Ihm bietet das Leben in den Bergen fast alles, was er braucht und sich wünscht.
»Wir schaffen es auch diesmal«, sagt der Trapper zu dem Muli, das aufmerksam die Ohren aufstellt. »Sie bekommen uns nicht, Halunke, was?«
Das Maultier prustet. Halunke, so heißt es. Und es hat genau die gleichen Unarten, wie alle Vertreter seiner Rasse. Nur Jack und Sternenschein kommen mit dem Tier gut zurecht. Aber vielleicht liegt das daran, dass sie jedes Lebewesen, auch ein Tier, respektieren.
Das ist kein Widerspruch, o nein. Auch wenn sie Fallenstrecken aufbauen, sich mit dem Pelzhandel den eigentlichen Lebensunterhalt verdienen, so nehmen sie doch nur so viel, wie sie brauchen.
Jack zügelt das Muli und wartet, bis der Grizzly neben ihm zwischen den Büschen auftaucht.
»Du bleibst hier«, sagt der Trapper nachdrücklich. »Die Stadt ist nichts für dich. Warte hier. Ich bin bald zurück.«
Jack presst dem Muli die Absätze in die Flanken. Willig geht das Tier weiter. Als sich der Bergläufer im Sattel umwendet, sieht er den Bären, der sich zwischen die Sträucher zurückzieht.
Er wird hier warten, lange, wenn es sein muss. Aber kommt Jack nicht zurück, macht sich der Bär auf den Weg, folgt der Spur, dem Geruch. Und kommt er dann zu den ersten Zelten und Häusern der Digger-Siedlung, wird das sein Tod sein.
Denn nichts fürchten die Eroberer des Landes so, wie einen Grizzly oder einen Einzelgängerwolf.
Das Muli fällt in Trab. Jack hockt nach Art der Cowboys im Sattel. Er sitzt zusammengesunken und fühlt sich so bequem wie in einem Schaukelstuhl. Dies ist die einzig richtige Art, lange Strecken zu reiten. Denn der menschliche Körper ist nicht dazu geschaffen, die Stöße einer schnellen Gangart auszugleichen.
Jack ist ein Oldtimer, ein Mann der Wildnis, der rauen Berge. Er sieht nicht nur mit seinen Augen, hört nicht nur mit den Ohren, nein, er fühlt mit dem ganzen Körper. Er nimmt alles auf, was um ihn herum geschieht. Und er weiß es gar nicht. Er denkt, alle Menschen würden so fühlen und erkennen, was um sie herum passiert.
Und darum weiß Jack, als er die ersten schmutzigen Zeltplanen erreicht, dass Ärger auf ihn wartet.
Grimmig denkt er an die Halunken, die ihn früher schon belästigten. Das Gold, das verdammte gelbe Dreckszeug ist schuld. Es macht die Menschen verrückt, zu reißenden Tieren, die nur noch ihre Beute vor sich sehen.
Ein junger Mann schiebt seinen Kopf zwischen zwei Zeltplanen durch. Der Blick des Burschen ist stechend. Etwas Hinterhältiges liegt im Gesicht des jungen Kerls.
Als Jack dem Digger in die Augen schaut, senkt dieser den Blick und verschwindet wieder unter der Plane.
Aber den Trapper kann der junge Bursche nicht täuschen. Er sieht deutlich, wie der Goldsucher nach hinten huscht, wie sich die Plane kaum merklich bewegt und dann schlaff zurückfällt.
Einen Gegner kenne ich schon, denkt Jack nüchtern. Und die anderen werde ich bald auch sehen.
Ein paar Häuser, hastig aus Brettern und Balken errichtet, lösen die Zelte ab. Der Trail bekommt Ähnlichkeit mit einer Straße. Und dann erreicht das Muli die ersten festen Gebäude, an deren Front sich sogar Stepwalks hinziehen.
General Store steht auf dem Schild eines großen Hauses. Ein Lagerschuppen ist links angebaut und enthält alle Schätze, die sich ein Mann im Goldland nur wünschen kann.
Irgendwo hämmert ein mechanisches Klavier los. Ein paar Männer grölen das Lied der alten Neunundvierziger, der Digger, die damals in Kalifornien für Millionen Dollar Gold aus der Erde geholt hatten.
Ein Mann tritt aus einer der schmalen Seitengassen auf die Mainstreet. Der Stetson dieses Mannes ist von mausgrauer Farbe. Vom Gesicht kann Jack trotz seiner scharfen Augen nichts erkennen, denn es wird von der Krempe des Hutes beschattet.
Klar aber ist, dass der Mann zu dem Alten hinüberschaut. Jetzt geht der Kerl einen Schritt zurück, taucht in die Schatten des Hauses und ist nicht mehr zu sehen.
Jack lächelt grimmig. Die Hunde lauern schon, denkt er. Aber sie bekommen Fußtritte, wie jedes Mal, wenn sie sich auf meine Spur setzen.
Der Trapper ahnt nicht, dass es dieses Mal anders werden wird, dass die Kerle entschlossen sind, alles aus ihm herauszupressen. Denn hier, rings um Hotdog City, sind alle guten Claims längst in festen Händen. Niemand kann auch nur einen Fußbreit Boden kaufen, der vielleicht Gold enthält.
Das ist der Grund, aus dem die Halunken dem alten Bergläufer auflauern. Sie wollen endlich ihren Teil haben, endlich im Geld schwimmen und zu den Reichen gehören.
Vor dem General Store sitzt Jack ab und lässt die Zügel einfach fallen.
Halunke zeigt seine kräftigen, gelben Zähne, als der Alte an ihm vorbeigeht. Geistesabwesend tätschelt Jack dem Tier den Hals.
Mit einem geschmeidigen Schritt steigt der Alte auf den Sidewalk, geht bis zur Tür des Stores und dreht sich um. Aufmerksam mustert er die Mainstreet. Die drei Kerle, die sich schnell in ihre Deckungen zurückziehen, entgehen seinen Blicken nicht.
Und dann betritt der Trapper den Laden, zieht den Lederbeutel unter dem Hemd hervor und entleert den Inhalt in die Schale der Goldwaage, die auf dem Ladentisch steht.
Der Storehalter nickt dem Mountainman nur zu. Er weiß, dass dieser weißhaarige Alte schweigsam ist und keine Unterhaltung mag.
Sorgfältig wiegt der Besitzer des General Stores das Gold, rechnet eine Weile herum und sagt dann: »Zweihundertzehn kann ich geben, Mister.«
Jack zieht die Augenbrauen ein Stück weit hoch, was ihm das Aussehen einer verwunderten Eule gibt.
»Ja, die Preise sind angezogen«, meint der Mann hinter dem Tresen. »Sie können mir 'ne Tonne von diesem Zeug bringen, und ich zahle.«
Lächelnd schüttelt der Alte den Kopf. Nein, er wird nicht wie ein Verrückter Gold waschen und Digger auf seine Fährte locken. Er hat genug mit den scharfäugigen Halunken zu tun, die er jedes Mal abschütteln muss, wenn er Hotdog City verlässt.
»Tabak, Salz, ein kleines Fässchen Pulver, Zündhütchen«, bestellt der Trapper.
Er nimmt noch ein neues Hemd für sich, ein paar Stücke Tuch für seine indianische Frau und einige Schachteln fertige Patronen. Sie sparen ihm eine Menge Arbeit, denn er verwendet die Hülsen immer wieder. Doch dafür muss er Kugeln gießen, Zündhütchen einsetzen und das Pulver abmessen. Es dauert nicht lange, bis sich auf dem Tresen eine Menge Waren stapeln. Zum Schluss verlangt der Alte noch ein paar Stangen Dynamit und zwei Kannen Lampenöl.
Als er bezahlt, bleiben ihm noch zwanzig Dollar übrig. Die Preise sind hoch in Hotdog City. Und wenn das Gold mehr einbringt, so werden auch alle anderen Sachen teurer.
Eine halbe Stunde später hat Jack seine Einkäufe auf dem Muli so verstaut, dass sie das Tier kaum belasten.
Und dann sitzt der Alte auf, schnalzt mit der Zunge, und Halunke geht an.
Niemand erkennt das grimmige Funkeln in den hellen Augen, als er die Banditen sieht, die davonwieseln.
Sie laufen zu ihren Pferden, denkt Jack. Und sicher wartet einer von ihnen schon an den letzten Zelten.
Aber er will sie abschütteln, in die Irre führen, doch er weiß nicht, dass sie diesmal wirklich ernst machen wollen.
Der Trapper schlägt nicht die Richtung ein, die ihn in sein Gebiet der Rockies führt. Er biegt im rechten Winkel von seinem eigentlichen Trail ab. Jetzt reitet er in südöstliche Richtung. Jack weiß, dass dort ein paar Täler liegen, die im Hochland der Berge so etwas wie eine Zuflucht, eine Oase bilden.
Dort hat er die Möglichkeit, seine Verfolger abzuschütteln.
Das Muli scheint die Gefahr zu spüren. Es wird von selbst schneller. Es wiehert auffordernd, und nach einigen Minuten brummt der Grizzly. Aber er lässt sich nicht sehen. Sicher wittert auch er die Gefahr und hält sich im Hintergrund.
Jack erreicht eine Anhöhe. Die Felsen stehen ein Stück weit vor und bieten ihm gute Deckung. Er sitzt ab, klettert über die schroffen Granitbrocken hinauf und späht auf den Weg.
»Sie sind nicht weit hinter mir«, murmelt der Alte bitter. »Sie wollen es wahrhaftig wissen, diese goldgierigen Hunde.«
Er überlegt ein paar Sekunden, mustert die Umgebung mit seinen Blicken und weiß auf einmal, wie er die Burschen aufhalten kann.
Jack lacht leise auf, als er drei Stangen Dynamit aus dem Packen holt. Der Alte schneidet die Lunten ziemlich kurz ab, bevor er den Sprengstoff an verschiedenen Stellen in natürliche Gesteinsspalten schiebt und notdürftig verdämmt.
Ein kleiner Berg wird auf den Trail rutschen, wenn die Ladungen hochgehen.
Aber wie kann er sie zünden, ohne in der Nähe zu bleiben? Denn er will seinen kleinen Vorsprung halten. Die Halunken auf seiner Fährte geben bestimmt nicht auf. Ein paar von ihnen klettern sicher über die Barriere und suchen nach Zielen für ihre Colts, wenn sie sich besonnen haben.
Abermals grinst Jack.
Mit leichtem Bedauern mustert er die Whiskyflasche, die er aus dem Gepäck holt. Zwei Flaschen hat er sich genehmigt, mehr nicht. Denn ein Mann, der in der Wildnis lebt, braucht seine fünf Sinne, darf sie nicht mit Alkohol vernebeln, will er überleben.
Außerdem braut Sternenschein aus wilden Früchten ein Getränk, das fast ebenso kräftig wie der Schnaps des weißen Mannes ist. Aber Whisky ist doch etwas anderes.
Jack zerschlägt die Flasche am Gestein. Ein paar Sekunden lang zieht er den Duft ein, bevor er eine Scherbe nimmt und sie prüfend gegen das Sonnenlicht hält.
Er klemmt den Splitter so zwischen zwei Steine, dass er wie ein Brennglas wirkt. Anschließend beobachtet er, wo sich die Strahlen auf dem Felsboden konzentrieren und legt ein paar Yard Zündschnur aus.
»Das reicht«, murmelt er. »Eine halbe Stunde Vorsprung genügt mir. Die Kerle haben einen halben Tag zu tun, um das Geröll wegzuschaffen, das die Explosion auf den Weg wirft.«
Jack steigt in den Sattel und lässt das Muli angehen. Willig trottet Halunke los. Schräg neben dem Trapper steckt der Grizzly den Kopf zwischen ein paar herabgefallenen Felsen durch und mustert seinen Menschenfreund aus kleinen Augen.
»Los, weiter, Graupelz«, sagt der Alte. »Sonst bekommst du noch ein paar Splitter in den Bauch.«
Jack verschätzt sich. Es dauert keine halbe, sondern nur eine Viertelmeile, bis die Ladungen hochgehen.
Der Donner der Explosionen rollt mächtig zwischen den Bergen, wird als Echo zurückgeworfen, und für ein paar Sekunden hört es sich an, als dröhnten Geschütze.
Unwillkürlich presst Jack dem Muli die Hacken in die Flanken. Das Tier schnaubt empört, wird aber schneller. Es ist zäh, sicher, doch dieses Tempo kann es nicht durchhalten. Denn die Einkäufe sind wohl genauso schwer wie Jack.
Der Weg senkt sich allmählich. Unten liegt ein langes Tal, das kaum zwei Dutzend Pferdelängen breit ist. Aber es zieht sich bestimmt mehr als eine Meile durch das Hochland der Rockies.
Jack zuckt zusammen, als hinter ihm eine neuerliche Explosion aufdröhnt. Er stößt einen lauten Fluch aus, als er sich im Sattel umwendet. Nur eine Staubwolke ist zu sehen. Sie verbirgt die Verfolger vor seinen Blicken.
»Diese verfluchten Hundeseelen«, sagt der Trapper laut. »Sie haben im Store erfahren, dass ich Dynamit kaufte. Sicher dachten sie, dass ich das Zeug zum Sprengen in einer kleinen Goldmine brauchte, und packten sich ebenfalls Sprengstoff auf.«
Er wurde mit seinem eigenen Trick geschlagen. Zum ersten Mal verspürt der Mountainman leichte Besorgnis.
Er darf die Kerle einfach nicht in die Gegend führen, die seine Heimat ist. Sie würden alles zerstören, umwühlen und mit ihrem Dynamit Löcher sprengen, um Gold zu finden. In den folgenden Jahren würden die Fallenstrecken leer bleiben. Und vielleicht fänden die Halunken sogar ein paar Unzen Gold. Das zieht unweigerlich andere Digger an. Sie fallen wie ein Schwarm Krähen ein, die eine Beute erspäht haben.
Als sich Jack abermals umwendet, sieht er die Verfolger. Fünf Pferde jagen hinter ihm her. Diese Pferde tragen nur ihre Reiter, kein zusätzliches Gepäck. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann sie den Trapper eingeholt haben.
Sekundenlang denkt Jack an sein Leben. Er ist zufrieden, denn er hatte das Glück, sich seinen Traum verwirklichen zu können. Ihm lag nie an Geld oder dem Stadtleben oder Erfolgen. Ihm genügte immer sein Auskommen, das er sich mit der Fallenstellerei verdiente.
Und als er vor Jahren Sternenschein fand und gesund pflegte, wurde sein Leben noch schöner.
Jack begreift gar nicht, was die Weißen gegen Indianerfrauen haben. Sie sind wunderbare Frauen, widersprechen nie und tun doch, was sie wollen. Und was sie tun, ist immer gut und richtig.
Aber jetzt sieht es so aus, als würde er Sternenschein nicht so bald wiedersehen. Selbst wenn er die Halunken zu seinem Blockhaus führt, wenn er es lebend schafft, wird es doch verdammt schwer sein, die Kerle dort niederzukämpfen. Denn sie geben Jack sicher sofort eine Kugel, wenn sie wissen, dass er sie richtig geführt hat.
Und gegen fünf hartgesottene Halunken hat selbst eine Indianerin kaum eine Chance.
Das Muli atmet schwerer. Bedauernd denkt Jack an die schöne Zeit, die hinter ihm liegt. Er schätzt, dass sie ihn totschlagen, denn er wird nicht verraten, woher das Gold stammt, das er alle paar Monate in Hotdog City eintauscht.
Und dann peitscht eine Winchester. Wie ein Hieb mit einem Riemen fährt die Kugel über Jacks Schulter.