Skull-Ranch 103 - Dan Roberts - E-Book

Skull-Ranch 103 E-Book

Dan Roberts

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Beschreibung

Bob Grodman hat in Hollow City sein Glück als Digger machen wollen und alles verloren.
Zusammengekrümmt hockt er in der kalten Nacht auf dem felsigen Boden, der ihm das begehrte Gold schenken sollte. Doch alles, was ihm geblieben ist, sind ein Blechteller, eine zerbeulte Tasse, eine Hacke, eine Waschpfanne und ein paar Streichhölzer. Nein, so wird er sein Glück nicht machen. Als Digger wird er vor die Hunde gehen. - Und in dieser Nacht schmiedet Bob Grodman einen teuflischen Plan ...


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Seitenzahl: 150

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

In Hollow City wird gestorben

Vorschau

Impressum

In Hollow Citywird gestorben

von Dan Roberts

Bob Grodman hat in Hollow City sein Glück als Digger machen wollen und alles verloren.

Zusammengekrümmt hockt er in der kalten Nacht auf dem felsigen Boden, der ihm das begehrte Gold schenken sollte. Doch alles, was ihm geblieben ist, sind ein Blechteller, eine zerbeulte Tasse, eine Hacke, eine Waschpfanne und ein paar Streichhölzer. Nein, so wird er sein Glück nicht machen. Als Digger wird er vor die Hunde gehen.

Und in dieser Nacht schmiedet Bob Grodman einen teuflischen Plan...

Bob zieht die zerschlissene Decke fester um seine Schultern. Der kalte Windhauch, der von den Gipfeln der Berge herüberweht, lässt ihn frösteln.

Das Loch ist nicht sehr tief. Es bietet dem hageren Digger nur einigermaßen Schutz vor den Unbilden der Witterung.

Zusammengekrümmt hockt er auf einem Stück Felsen. Die Tannenzweige über seinem Kopf verlieren schon wieder die Nadeln. Die Sterne schimmern zwischen den ausgetrockneten Ästen hindurch. In ihrem schwachen Licht sieht Bob, was ihm geblieben ist: ein Blechteller, eine emaillierte, zerbeulte Tasse, die Hacke, die Waschpfanne und ein paar Schwefelhölzer.

Bob Grodman verzieht das Gesicht zu einem bitteren, freudlosen Grinsen, als er daran denkt, wie er vor Monaten hier eintraf.

Er hatte Vorräte, getrocknete Bohnen, Speck, Mehl und Zucker und Kaffee. Seine Decken waren neu und hielten den Wind ab. Aber damals war es warm, und er verkaufte die Decken zuerst, als er kein Grain Gold fand.

Die Vorräte, der Sattel und das Pferd folgten. Zuletzt verkaufte Bob den Colt samt Gurt und die Winchester.

Und jetzt weiß er, dass er ein Narr war. Er wird niemals so viel Gold finden, um sich auch nur diese Dinge wieder neu kaufen zu können.

Bob richtet sich auf. Er verspürt eine geradezu verrückte Gier nach einer Tasse Kaffee. Aber woher soll er die bekommen? Hier im Goldfeld von Gushole denkt jeder nur an sich selbst.

Und liegt eines Tages ein Mann verkrümmt und leblos in seinem Claim, dann verschwinden seine Besitztümer blitzschnell.

»Multing«, murmelt Bob, »vielleicht gibt er mir noch mal Kredit.«

Aber Hoffnung hat der glücklose Digger nicht mehr. Seine Schulden beim Storebesitzer belaufen sich schon auf mehr als hundert Dollar.

»Verfluchtes Gold«, sagt Bob leise.

Er stieß auf ein mächtiges Felsband in seinem Claim. Das Gestein verwehrt ihm das Weiterkommen. Er kann einfach nicht tiefer gelangen. Dazu braucht er Dynamit, und das Zeug ist teuer.

Bob kratzte die Erde um dieses Felsband weg, aber er fand nicht mal die Andeutung von Gold. Schließlich grub er weiter, links und rechts, aber er fand nichts.

Und ohne Hoffnung auf Erfolg, auf Gold, wird Frank Multing keinen einzigen Cent und keine Stange Dynamit rausrücken.

»Verfluchter Geizkragen«, murmelt Bob wütend.

Er denkt nicht daran, dass Multing seine Waren auch bezahlen muss, dass alle Dinge, die in seinem Store zu kaufen sind, durch den weiten Transport vier Mal so teuer sind wie in den dichter besiedelten Gebieten.

Bob horcht in die Nacht. Das Dröhnen der Orchestrions dringt von dem eigentlichen Camp, das sich allmählich zur Stadt wandelt, bis zu seinem Claim.

Ab und zu kreischt ein Girl in gespieltem Schreck, aber das ist nur, damit die Männer richtig angeheizt werden. Sie sollen ihre Dollars, ihr Gold bei den sogenannten »Ladys« lassen, sollen für schlechten Whisky zahlen und den Rest beim Pokerspiel mit den Kartenhaien lassen.

Bob überlegt sich, ob er in einen der Saloons gehen und sich aufwärmen soll. Aber er bleibt in seinem Loch hocken. Denn treibt er sich eine Stunde in einem Saloon herum, wird es ihm hinterher umso kälter vorkommen.

Der hagere Digger weiß, dass er den Winter nicht überstehen wird, wenn er nicht endlich zu Geld kommt.

Die Hoffnung auf Gold in seinem Claim hat er aufgegeben. Die Felsplatte ist zu mächtig, um sie mit der Hacke zu zertrümmern. Und sicherlich findet er unter dem Gestein auch kein Gold.

Bob Grodman schiebt die Decke von seinen Schultern. Heute Nachmittag sah er weit entfernt drei Kerle wie verrückt um ihren Claim tanzen. Sie müssen also einen beachtlichen Fund gemacht haben.

Der Digger zögert nicht länger. Geschickt schiebt er sich aus seinem Erdloch, bleibt ein paar Sekunden liegen und robbt dann weiter. Beinahe lautlos durchquert er das Grabungsfeld. Nur manchmal hört er das Atmen oder Schnarchen anderer Goldsucher.

Ein paar Zelte, deren Planen grau und schmutzig im schwachen Licht wirken, könnten Bob verraten. Er kriecht weit an ihnen vorbei, damit sein Schatten nicht von dem helleren Tuch zurückgeworfen wird.

Endlich erreicht Bob Grodman den Claim der drei Burschen. Das Stück Land ist von Gräben durchzogen, die mehr als mannstief sind. Behutsam schiebt sich Bob bis an den ersten Graben vor und lauscht. Nichts rührt sich dort unten.

Vielleicht hat er Glück. Vielleicht sind alle drei ins Camp, um ihren Erfolg zu feiern. Das ist Bobs einzige Chance.

Vorsichtig lässt er sich hinab, sinkt in die Knie und bleibt hocken. Als sich nach scheinbar endlos langer Zeit immer noch nichts rührt, gleitet der Digger weiter. Ab und zu schabt seine zerschlissene Jacke an Gestein und Erde entlang.

Jedes Mal wartet er ein paar Sekunden und horcht. Aber es scheint, als hätte Bob wirklich Glück. Die drei glücklichen Goldsucher werden in den Saloons und Amüsierzelten feiern.

Schwach schimmern die Eisenteile von Werkzeugen im Licht der Sterne.

Hier ist es also!

Grodman sinkt auf die Knie. Mit beiden Händen wühlt er den lockeren Boden um, spürt Steine, Sand zwischen den Fingern. Und dann ertastet er etwas Kühles. Metall! Gold!

Bob packt fester zu. Irgendetwas schnappt laut, und dann schlägt etwas mit ungeheurer Gewalt gegen seine Finger, klemmt sie ein, und Bob kann ein lautes Stöhnen nicht unterdrücken.

Schritte nähern sich.

Das aufklingende Geräusch kennt Grodman nur zu gut: Es ist ein Revolverhahn, der einrastet.

Und Bob kennt auch das Gesetz der Goldfelder. Sein Leben wird in wenigen Sekunden zu Ende sein.

Er zerrt mit aller Gewalt seine Rechte zurück. Scharfkantiges Metall schabt über die Haut, die Fingerknöchel, aber Grodman bekommt die Hand frei. Die Digger müssen eine kräftige Rattenfalle unter dem lockeren Boden verborgen haben.

Warm läuft das Blut aus den Wunden der Finger. Bob geht vorsichtig zurück, tastet sich unsicher weiter, um ungesehen aus dem Grabensystem zu entkommen.

Aber er hat Pech. Der Boden gibt unter seinen Füßen nach. Dünne Zweige knacken, lockere Erde rauscht auf, begleitet Grodman auf seiner Reise nach unten, und dann prallt er schmerzhaft auf harten Boden. Ein Regen aus Dreck, kleinem Gestein, Laub und dürren Ästen geht auf den verhinderten Dieb nieder.

Er atmet schwer, will sich befreien, aber jetzt lachen ein paar Männer hart und gemein auf.

Die Kerle stehen am oberen Rand des Grabens.

»Genau, wie wir es uns gedacht haben«, sagt einer der Burschen. »Ein Halunke sitzt schon in unserer Falle.«

»Dieser Narr«, ruft ein anderer verächtlich, »glaubte er denn wirklich, wir würden unseren Claim unbewacht lassen? Wir waren verrückt genug, dass wir heute Nachmittag so rumgetanzt sind, das lockt die Halunken an. Aber wir haben unseren Fehler schon wieder gut gemacht. Los, nehmt die Schaufeln, Boys.« Da es noch kein Gesetz gibt, wollen sie ihn auf diese Art bestrafen.

Heiße Angst flammt in Bob auf. Er weiß, was die Kerle wollen: Sie schaufeln jetzt in rasender Eile die Grube zu, begraben ihn bei lebendigem Leibe. Er wird jämmerlich ersticken, seine Absicht, das Gold der anderen zu stehlen, mit dem Tode büßen.

Erdbrocken prasseln auf Bob Grodman herab. Mindestens drei Kerle werfen Schaufel um Schaufel Erde und Gestein in das Loch.

Bob hüpft wie ein Springhase auf und nieder. Er versucht, die Erde mit seinen Füßen einigermaßen festzustampfen, höher zu gelangen und vielleicht über den Rand der Grube in die Gräben entkommen zu können.

Allmählich spürt Grodman, wie er schwächer wird. Sein Körper besitzt keine Kraftreserven mehr. In den letzten Wochen hungerte Bob, ernährte sich von den Abfällen, die er in den Tonnen hinter den Saloons fand. Und sein Körper wurde immer schwächer.

Keuchend ringt der ausgemergelte Mann nach Luft. Er kann nicht länger die herabfliegende Erde feststampfen. Er muss innehalten, eine Pause machen. Aber die Eigentümer dieses Claims schaufeln weiter. Innerhalb weniger Sekunden steht Grodman bis zu den Knien in lockerer Erde.

Mühsam hebt er die Füße, stampft mit matten Bewegungen umher und merkt gar nicht, dass er sich eine kleine Rampe schafft.

Erst als er Metall schimmern sieht, begreift er, dass er mit den Augen über den Rand der Fallgrube gelangt ist.

Neue Energie durchströmt den hageren Mann. Er packt mit beiden Händen zu, zieht sich hoch und rollt sich über den Rand in den Laufgang.

Ein paar Sekunden liegt Bob reglos und lauscht. In gleichmäßigem Takt schaufeln die Digger weiter. Sie haben nicht bemerkt, dass ihr Wild der Falle entkam.

Vorsichtig kriecht Grodman weiter. Er schiebt sich einfach geradeaus, bis er gegen das Ende des Ganges stößt. Mit beiden Händen tastet Bob die glatte Wand ab. Ohne Vorsprünge und Vertiefungen wird er niemals hinauskommen. Aber er findet nichts.

Verzweifelt verwünscht sich der schwache Goldsucher, verwünscht er seine Idee, die glücklichen Digger zu bestehlen, aber auch das nutzt ihm nichts.

Auf den Knien rutschend tastet sich Grodman weiter. Der Gang knickt rechtwinkelig ab. Noch immer ist er glatt. Aber dann spürt Bob Holz unter seinen Händen.

Erregt fährt er über die runden Stämme, spürt Querhölzer, nicht ganz eingeschlagene Nagelköpfe und stößt beinahe einen Freudenschrei aus.

Eine Leiter!

Langsam klettert er hinauf. Noch immer fällt hinter ihm Erde in die Grube. Die Burschen scheinen alle eifrig zu schaufeln. Sie haben es eilig, das harte Gesetz der Goldgräber zu vollziehen.

Bob schiebt sich über die Kante, kriecht weiter und bleibt erst liegen, als er ein gutes Stück entfernt ist.

»Wie sieht es aus?«, hört er eine Stimme hinter sich.

»Die Grube ist voll«, antwortet ein zweiter Mann. »Der Kerl ist erledigt. Wir halten weiter Wache. Kann ja sein, dass noch so ein verdammter Hundesohn auf die gleiche Idee kommt. Aber dann bekommt er heißes Blei zwischen die Rippen.«

»Die nächsten acht Tage müssen wir aufpassen«, meint ein dritter Mann.

Also ist keiner der Burschen losgezogen, um sich zu amüsieren, denkt Bob bitter. Sie hocken auf ihrem verdammten Gold und bewachen es.

»In einer Woche haben wir die Tasche ausgebeutet und die Adern ausgekratzt. Dann ziehen wir zurück nach Iowa. Wir haben genug, um uns eine feine, große Farm zu kaufen, was, Brüder?«

»Ganz bestimmt«, sagt einer der anderen. »Welchen Weg nehmen wir?«

»Bis wir Pferde kaufen können zu Fuß nach Osten«, antwortet der dritte Digger. »Danach zu Pferde bis zur Bahn in Kansas. Den Rest lassen wir uns fahren. Aber vorher tauschen wir noch so viel Gold bei Multing gegen Dollars ein, dass wir unterwegs kein Grain ausgeben müssen. Das lockt nur Gesindel an.«

»Wir schaffen es, ganz sicher«, meint einer der drei.

Klirrend fallen die Schaufeln zu Boden. Schritte nähern sich. Bob zwingt seinen geschwächten Körper weiter. Er muss hier weg, größeren Abstand zwischen sich und die Digger legen. Denn entdecken sie ihn, geht es ihm dreckig.

Und er schafft es. Er schiebt sich Yard um Yard weiter, kriecht am eigenen Claim vorbei und verschwindet eine Stunde später zwischen den dichten Ponderosakiefern an den Hängen der Berge.

Erschöpft rollt sich Bob Grodman herum und schläft ein.

Erst als am nächsten Tag die Sonne hoch am Himmel steht, erwacht der ausgemergelte Mann. Er schlägt die Lider auf, sieht sich ein paar Sekunden verwirrt um und richtet sich dann auf.

Jetzt weiß er wieder, wo er ist, was ihn hergetrieben hat.

Er verzieht die Lippen zu einem bitter wirkenden Lächeln. Die Nase scheint wie ein Adlerschnabel aus dem hageren Gesicht vorzuspringen. Mühsam steht Bob auf. Ein nagender Schmerz in seinem Magen lässt ihn zusammenzucken.

Er hat Hunger, wütenden Hunger, und wenn er nicht bald etwas zwischen die Zähne bekommt, wird er sehr schnell noch schwächer werden und irgendwo in diesen Bergen jämmerlich sterben.

Vorsichtig arbeitet sich der Mann zwischen den Stämmen der Kiefern und dem Unterholz vor. Als er den Rand des Waldes erreicht, sieht er einen dichten Teppich aus Gras und Bergkräutern vor sich. Dazwischen leuchten die weißen Blüten des Portulak beinahe grell im Sonnenlicht auf.

Aber die Sonne hat schon einen Teil ihrer Kraft verloren. Es geht auf den Spätherbst zu, auf den Indianersommer. Bald färben sich die Blätter der Ahornbäume zu flammenden Flecken, und die der Eichen und der Kanadischen Pappeln werden gelblich.

Doch daran denkt Bob Grodman nicht. Er hat nur einen Gedanken, den er verfolgt: Ich muss für den Herbst und den Winter unterkriechen. Sonst sterbe ich hier in den Rockies.

Lange steht der geschwächte Mann an den Stamm einer Drehkiefer gelehnt und beobachtet das Land.

Nichts rührt sich. Nur der Wind fächelt um die halbhohen Gräser und lässt sie von Zeit zu Zeit erzittern. Aber kein einziges Tier verrät seine Anwesenheit. Und gerade einen Pfeifhasen, ein Murmeltier oder ein paar Eichhörnchen braucht Bob jetzt, um seinen Hunger zu stillen.

Als die Sonne ein gutes Stück weitergewandert ist, macht sich der ehemalige Goldsucher seufzend auf den Weg. Es hat keinen Sinn, noch länger hier zu warten. Denn selbst wenn sich ein Tier nähert, so kann Bob es nicht erlegen. Denn er besitzt weder Revolver noch Gewehr noch ein Messer. Er müsste Schlingen legen. Aber es würde zu lange dauern, bis er ein Kaninchen gefangen hat.

Flüchtig denkt er darüber nach, was er mit einer Beute machen würde. Schwefelhölzer besitzt er nicht. Das halbe Dutzend, das er noch hatte, liegt in dem Loch, das sein Claim ist.

Als er auszog, die glücklichen Digger um einen Teil ihrer Bonanza zu bringen, hatte er nichts mitgenommen.

Er staunt ein wenig, denn er kommt zu dem Schluss, dass er eine Beute roh verzehren muss. Und es macht ihm nichts aus. Der Überlebenswille in ihm ist stärker als der Abscheu vor rohem Fleisch.

Aber Bob stolpert wie ein Blinder durch diesen Teil der Rockies. Er sieht nicht den Pfeifhasen, der sich nur einen Yard weiter entfernt in eine flache Bodensenke duckt und die Ohren anlegt. Er sieht nicht das junge Dickhornschaf, das wie zur Salzsäule erstarrt, als es den Menschen, seinen Feind, wittert. Mit einem Steinwurf hätte Grodman den Hasen, mit zwei Würfen das Schaf erlegen können.

Aber es ist, als zwänge eine unsichtbare, unfühlbare Gewalt seinen Körper weiter. Die Beine marschieren mit gleichmäßigen Schritten voran. Bobs Kopf wird leicht, immer leichter. Und nur ganz entfernt in seinem Denken spürt er, dass dies das Ende sein wird.

Er weiß nicht, wie lange er marschiert ist, als ein kühler Luftzug ihn anweht. Sekunden später spürt er eisige Kälte in seinen Stiefeln.

Jetzt kommt Bob wieder zu sich. Verwundert blickt er auf den breiten Bachlauf, in dem er steht. Das Wasser lief ihm in die Stiefel, und der kalte Schmerz riss ihn aus seiner halben Bewusstlosigkeit.

Erschöpft beugt sich Grodman hinab und trinkt mit langen Zügen. Es dauert keine Minute, bis ein schneidender Schmerz seinen Magen durchzieht.

Es war ein Fehler, so viel kaltes Wasser zu trinken, denkt er. Aber eigentlich ist es ihm schon beinahe gleichgültig.

Noch immer steht er gebeugt im Creek. Und da sieht er den großen Schatten dicht vor sich.

Aus irgendeiner unbekannten Reserve dringt noch einmal Kraft in den ausgemergelten Körper.

Behutsam bückt sich Bob etwas tiefer, formt die Hände zu den Backen einer Zange, die sich langsam dem Wasserspiegel nähern.

Die große Goldforelle schlägt ein wenig mit den Flossen. Jetzt ist der Fisch keinen Inch mehr von der Oberfläche entfernt. Er lauert auf Beute, auf unvorsichtige Insekten, die in der Sonne des beginnenden Herbstes dicht über dem Wasser tanzen.

Jetzt packt Bob zu!

Er spürt die wilden Rucke, das Zucken des glatten Fischkörpers, spürt, wie ihm die Beute zu entgleiten droht und wirft sie mit einem gewaltigen Ruck weit zur Seite.

Der Fisch schnellt sich zwischen den Kräutern beinahe einen halben Yard hoch. Sein Instinkt scheint ihn zu steuern, denn nach dem zweiten Aufbäumen ist die Goldforelle nicht mehr weit vom Ufer entfernt. Aber schon der dritte Versuch fällt schwächer aus.

Bob watet ans Ufer, rutscht ab, als er hinaufsteigt, denn feuchtes Gras hängt bis dicht an den Wasserspiegel hinab. Schließlich wirft er sich mit gewaltigem Schwung, wie er meint, über die Böschung auf den Fisch.

Erschöpfung übermannt den ausgepumpten Mann. Es dauert lange, bis er die Kraft findet, den Fisch mit bloßen Händen zu zerreißen und das feste, weiße Fleisch zu essen.

Noch einmal trinkt Bob Grodman, aber jetzt ist er vorsichtiger und nimmt nur kleine Schlucke, bevor er dicht am Ufer des Creeks zusammensinkt und erschöpft einschläft.

Erst am späten Nachmittag erwacht er und fühlt sich etwas besser. Das Hungergefühl nagt zwar noch immer in seinem Magen, aber es ist schwächer geworden.

Bob überlegt lange, ob er noch einem Fisch auflauern soll, doch er entscheidet sich dagegen. Bald bricht die Dunkelheit herein, und er will die Zeit des Tages nutzen, um weiterzukommen.

Langsam geht er los, marschiert quer durch die Berge und weiß nicht, dass ein bequemer Weg nur eine halbe Meile von ihm entfernt ist. Der Weg vom Bluegrass Valley nach Gushole nämlich.

Als die Sonne im Westen hinter den Elk Mountains versinkt, taucht sie die kahlen Gipfel in blutroten Schein. Es ist wie ein Omen, aber Grodman beachtet die Erscheinung nicht. Er zerbricht sich den Kopf über seine nächste Mahlzeit.

Irgendwo in dieser Richtung muss ein Tal liegen, ein weites, großes Tal, das ein Mann in Besitz nahm. Und dieser Mann züchtet Longhorns dort. Manchmal sah Bob in Gushole einen großen Ranchwagen, der von Süden her kam. Und der Wagen war immer bis an die Grenze seiner Tragfähigkeit mit Fleisch beladen.

»Wo es Rinder gibt, gibt es Mavericks«, murmelt Bob zu sich selbst. »Wo es Rinder gibt, gibt es Cowboys und Vorwerke. Das ist meine einzige Chance.«

Aber seine Chance ist ziemlich dünn. Denn die Forelle war längst nicht genug, um seinen geschwächten Körper wieder mit Kraft zu versorgen.

Das Grau der Dämmerung weicht einem verwaschen wirkenden Schwarz, das allmählich stärker wird. Der Mond zieht als schmale Sichel am Himmel auf, und die ersten Sterne schicken ihr schwaches Licht auf die nächtlichen Berge.