Skull-Ranch 121 - Dan Roberts - E-Book

Skull-Ranch 121 E-Book

Dan Roberts

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Beschreibung

Der lange Treck nach Westen bringt nicht nur Siedler nach Kalifornien. Auch Glücksritter und Verbrecher wollen dort den großen Coup landen.
Einer dieser Wagenzüge macht in Golden City Station. Mit ihm unterwegs sind eine Gambler-Bande und ein paar leichte Mädchen. Sie verdienen sich ihr Geld in der Goldgräberstadt durch Falschspiel und Liebesdienste.
Als Doc Smoky, der Koch der Skull-Ranch, sich auf eine Pokerrunde einlässt, geht es um einen besonderen Einsatz: Der erfahrene Westmann muss sie als Scout nach Kalifornien führen, wenn er verliert. Es wird ein Trail ohne Wiederkehr ...


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Inhalt

Cover

Trail ohne Wiederkehr

Vorschau

Impressum

Trail ohneWiederkehr

von Dan Roberts

Der lange Treck nach Westen bringt nicht nur Siedler nach Kalifornien. Auch Glücksritter und Verbrecher wollen dort den großen Coup landen.

Einer dieser Wagenzüge macht in Golden City Station. Mit ihm unterwegs sind eine Gambler-Bande und ein paar leichte Mädchen. Sie verdienen sich ihr Geld in der Goldgräberstadt durch Falschspiel und Liebesdienste.

Als Doc Smoky, der Koch der Skull-Ranch, sich auf eine Pokerrunde einlässt, geht es um einen besonderen Einsatz: Der erfahrene Westmann muss sie als Scout nach Kalifornien führen, wenn er verliert. Es wird ein Trail ohne Wiederkehr ...

»Und noch zwanzig«, sagt der stoppelbärtige Digger grinsend.

Seine hellen Augen funkeln in der Erwartung des Sieges. Denn der Goldsucher hat ein Blatt auf der Hand, das kaum zu schlagen ist.

In der Mitte des Tisches liegt ein kleiner Berg von Dollarnoten und Münzen.

Bedächtig schabt sich der einzige Gegenspieler des Diggers mit der flachen Hand über das glattrasierte Kinn. Buschige Brauen verbergen die Augen, als der Mann in die Karten schaut. Langsam schiebt er zwanzig Dollar zu dem Berg hinüber und antwortet: »Das halte ich zum Sehen.«

Der Digger holt tief Luft und knallt die erste Karte auf die Tischplatte. Es ist die Pik-Zehn. Pik ist die höchste Farbe des amerikanischen Pokers. Langsam deckt der Goldsucher Blatt um Blatt auf. Eine lückenlose Folge von der Zehn bis zum Ass liegt auf dem Tisch.

»Royal Flush«, sagt der Digger triumphierend und streckt beide Arme nach dem Geldhaufen aus.

»Das ist beeindruckend«, gibt der ältere Mann mit den buschigen Brauen zu. »Aber gewonnen haben Sie noch nicht, Mister. Sehen Sie her.«

Dem Goldsucher klappt der Unterkiefer herab, als sein Gegenspieler eine Herz-Vier und danach alle Fünfen hinblättert.

»Four of a kind«, sagt der andere, »tut mir leid, Mister. Aber auf 'nen Royal Flush hätte ich auch die ganze Union gesetzt.«

Ächzend sinkt der Digger auf seinem Stuhl zusammen.

»O verdammter Mist«, stöhnt der Mann, »dafür habe ich eine ganze Woche geschuftet.«

Er stößt den Stuhl zurück, steht auf und geht zum Tresen im Golden Nugget. Für seine letzten Cents kauft sich der Verlierer der spannenden Pokerpartie zwei Drinks.

»Clint, du bist ein Glückspilz!«, ruft ein dunkelhaariger, geschmeidiger Mann, der höchstens halb so alt wie der Gewinner ist.

»Manchmal ja, Mick«, antwortet der Ältere, »aber wir können jeden Cent brauchen. Immerhin haben wir noch einen langen Weg vor uns. Wenn unterwegs an den Wagen was kaputtgeht, können wir uns Ersatz kaufen. Wir haben unser Geld verdoppelt. Jetzt bin ich sicher, dass wir es bis Kalifornien schaffen.«

Der ältere Spieler ist wie ein Cowboy gekleidet. Seit drei Tagen sind die Auswanderer in Golden City. Und seit drei Tagen pokern sie im Golden Nugget. Die Digger sind verrückt nach Unterhaltung. Sicher, die Stadt bietet für jeden Geschmack, was es nur für Dollars zu kaufen gibt.

Aber es ist doch was anderes, mit Fremden zu pokern, mit Männern, die bisher jede große Partie gewannen. Auch wenn sie zu Beginn zu verlieren schienen.

Einigen Diggern kam das merkwürdig vor. Aber so sehr sie auch die Fremden beobachteten, sie konnten ihnen keinen Trick nachweisen.

George Rockwell verspürt nagenden Zweifel in sich. Der Marshal der Goldstadt ahnt, dass diese Pokerpartien nicht mit rechten Dingen zugehen, aber er findet keinen Beweis. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten.

Doc Smoky lehnt am Tresen und angelt sich ein paar gesalzene Nüsse aus dem Glas.

Der Oldtimer hat die Fremden während der letzten Stunden genau beobachtet. Sie scheinen ehrlich zu pokern, sicher. Trotzdem findet es der Alte merkwürdig, dass die Auswanderer jede entscheidende Partie gewinnen.

Entschlossen zieht sich der Koch die Hosen hoch, trinkt sein Glas aus und stapft zum Pokertisch hinüber.

Der Ältere sieht auf, mustert das faltige Gesicht des Oldtimers und lächelt ihm zu.

»Ich möchte gern ein paar Runden mitspielen«, sagt der Koch. »Natürlich schwimme ich nicht im Gold wie dieser Digger eben, aber bis zu hundert Bucks gehe ich mit.«

»Sollen hundert das Limit sein?«, fragt der breitschultrige Gewinner der letzten Partie.

»Aber nein, Mister«, antwortet Doc Smoky, »das ist der Gesamtbetrag, den ich zur Not verlieren kann.«

Der Fremde lacht belustigt und stellt sich vor: »Mein Name ist Clint Dawson. Ich bin der Sprecher und gewissermaßen auch Anführer eines kleinen Trecks von vier Wagen. Wir kennen uns alle, wohnten nebeneinander und fassten gemeinsam den Entschluss, nach Westen zu ziehen. Golden City ist eine Zwischenstation, eine Ruhepause, bevor wir den härtesten Teil unserer Reise in Angriff nehmen. Okay, Mister, wir sind mit Ihnen als Gegner einverstanden.«

Smoky setzt sich umständlich, vergewissert sich, dass ihm niemand über die Schulter schauen und den anderen Zeichen geben kann, und nestelt seinen Brustbeutel vom Hals.

»Man nennt mich Doc Smoky«, stellt sich der faltengesichtige Oldtimer vor. »Ich lebe einen knappen Tagesritt von hier im Bluegrass Valley. Auf der Skull-Ranch dort bin ich der Koch. Ich habe übrigens schon mal einen Treck bis zur kalifornischen Grenze begleitet. Sie sind mächtig spät dran, Mr. Dawson. Selbst wenn Sie sofort aufbrechen, kommen Sie in den Winter rein. Und in Utah und Nevada liegt der Schnee genauso hoch wie hier bei uns. Sie brauchen mehr Leute, mehr Zugochsen und Winterausrüstung.«

Dawson lächelt, bevor er antwortet: »Ich denke, das können wir uns von diesem Gewinn kaufen, Doc Smoky. Aber zerbrechen Sie sich nicht unsere Köpfe. Wir sind ziemlich stur, wissen Sie. Wir haben uns vorgenommen, noch in diesem Jahr nach Kalifornien zu kommen, und das werden wir auch.«

Smoky blickt die anderen Männer am Tisch an.

»Mick Stone«, stellt sich der dunkelhaarige, geschmeidig wirkende zweite Gambler vor. »Neben mir sitzt Dave Bolder, und neben ihm Glenn Rickert.«

»Gut, fangen wir an«, erwidert Doc Smoky.

Dawson nickt. Er mischt die Karten beinahe bedächtig. Bei diesen langsamen Bewegungen, die auch der ungeübteste Mitspieler mit den Augen verfolgen kann, ist kein Trick möglich.

Der Koch ist zufrieden. Er nimmt sein Blatt auf, setzt zehn Dollar ein und lässt sich zwei neue Karten geben. Sein Blatt wird dadurch nicht viel besser. Jetzt hält er zwei niedrige Pärchen. Als es ans Sehen geht, gewinnt Bolder mit einem Flush aus fünf Kreuz-Karten.

Smoky spürt, wie ihn das Spielfieber packt. Trotzdem bleibt der Oldtimer aufmerksam. Irgendetwas stört ihn an den vier Fremden. Was es ist, vermag er nicht zu sagen, noch nicht.

Smoky spielt mit wechselndem Erfolg. Er gewinnt fast zweihundert Bucks und verliert sie wieder. Von seinem eigenen Geld hat er noch keinen Cent zugesetzt. Damit ist der Oldtimer eigentlich zufrieden. Denn er pokert ja nicht nur wegen des Gewinnens, sondern auch, weil er den Nervenkitzel liebt.

Aus den Augenwinkeln heraus sieht Doc Smoky den Marshal, der sich gedämpft mit dem Keeper unterhält. Ab und zu schaut George Rockwell zum Tisch hinüber, an dem gespielt wird. Vielleicht macht sich der Marshal Sorgen um Doc Smoky. Die Männer der Skull-Ranch verstehen sich gut mit Rockwell. Mehr als einmal halfen sie sich gegenseitig in haarigen Situationen. Möglicherweise denkt George, dass Smoky die Dollars einsetzt, die er von Multing für die Ladung Fleisch bekam, die der Alte in die Stadt brachte.

Aber an das Geld seines Ranchers geht Smoky nicht ran. Er weiß genau, dass er sich selbst anspucken müsste, verspielte er die Dollars, die John Morgan gehören.

»Und noch zehn!«, ruft Clint Dawson siegessicher.

Smoky verzieht sein Gesicht zu einem faltenreichen Grinsen, als er hält und die Karten seines Gegners zu sehen verlangt.

»Es fängt jetzt an«, verkündet der Alte und lacht blechern, »meine Glückssträhne setzt ein, Freunde. Wenn ihr euch zurückziehen wollt, so habt ihr jetzt die letzte Gelegenheit dazu.«

Dawson und die anderen lachen. Als Smoky aufdeckt, gefriert ihnen das Lachen in den Gesichtern. Der Alte hält einen Straight Flush in Herz und schlägt damit Dawsons Full House.

Aus dem nächsten Spiel steigt der Koch rechtzeitig aus und verliert so nur dreißig Bucks. Insgesamt hat Smoky jetzt etwas mehr als fünfhundert Dollar gewonnen. Ein Vermögen für den Cowboy.

Am Tresen geht es lebhafter zu. Immer mehr Digger und Bürger hören von der Pokerpartie und kommen in den Golden Nugget. Als es draußen schon dämmert, steigt ein weiteres Spiel, das in Golden City noch niemand gesehen oder erlebt hat.

Clint Dawson legt seine fünf Karten verdeckt vor sich auf die Tischplatte. Das Gesicht des älteren Mannes wirkt starr wie eine Maske.

Doc Smoky schiebt zwei Karten zusammen, legt sie ab und sagt: »Zwei neue bitte, Gentleman.«

Dave Bolder ist der Geber. Er lässt zwei Ersatzkarten über das glatte Holz der Tischplatte rutschen. Genau vor Smoky bleiben die Kartonstückchen liegen. Langsam nimmt der Oldtimer sie auf. Er muss alle Kraft zusammennehmen, um sich nicht zu verraten. Denn auf der Hand hält er jetzt vier Könige und ein As. Und das bedeutet, dass sein Blatt nicht geschlagen werden kann. Höher wären nur noch vier Asse, aber da Smoky eines der Asse besitzt, ist diese Kombination unmöglich.

Dawson schiebt gelassen zweihundert Dollar in die Mitte. Überrascht blicken ihn seine Freunde an. Sie legen ihre Karten hin, passen alle. Es geht ja auch nicht darum, dass die Auswanderer sich gegenseitig die Dollars aus den Taschen ziehen. Doc Smoky ist der Gegner, dem sie die Bucks abluchsen wollen.

Der Alte wiegt den Kopf hin und her und hält den Einsatz. Ja, er fingert sogar noch mal zweihundert aus seinen Taschen und legt sie dazu!

Dawson lächelt. Und es ist ein hartes Lächeln, das seine Lippen umspielt. Dieser faltengesichtige Alte will bluffen, denn eine Karte, wie Dawson sie besitzt, gibt es nicht noch mal.

Die Zuschauer sehen, dass eine Superpartie im Gange ist, und kommen auf den Tisch zu.

Innerhalb von einer Minute liegt Doc Smokys gesamter Besitz in der Mitte des Tisches. Aber Dawson schiebt immer mehr Dollars zu dem großen Haufen hinüber.

Verdammt, denkt Smoky, wenn ich jetzt nicht halte, habe ich verloren. Und mit vier Königen und 'nem Ass wäre das mehr als 'ne Schande.

»Gentlemen«, sagt er, »ich habe keinen Cent mehr in der Tasche. Aber ich möchte den Einsatz halten. Geben Sie mir Kredit?«

Dawson studiert das faltige Gesicht, die hellen Augen und schüttelt langsam den Kopf.

»Keinen Cent, Oldtimer«, erwidert der Anführer der Auswanderer, »das hat nichts mit Ihnen persönlich zu tun. Das liegt an unserer Situation. Wir ziehen weiter, spätestens in ein paar Tagen, und wir wissen nicht, wie wir an das Geld herankommen sollen, das Sie uns schulden.«

Smoky nickt langsam. Er sucht nach einem Ausweg, denn er will und kann nicht aufgeben, den größten Topf, den er je in seinem Leben vor sich hatte, einfach sausen lassen.

»Dann sehe ich nur eine Möglichkeit«, sagt er. »Sie begleiten mich zur Bank. Ich schlage vor, dass wir die Karten mitnehmen. Wie ist es? Sind Sie einverstanden?«

Die Auswanderer beraten sich leise. Schließlich steht Dawson auf, nimmt seine Karten, schiebt sie zusammen und hält sie gut sichtbar mit beiden Händen fest.

Smoky ist zufrieden. Er macht es genauso wie sein Gegner. Gemeinsam gehen die beiden Spieler zur Tür des Saloons. Mehr als vierzig Männer folgen ihnen, als sie zur Filiale der First National Bank marschieren.

George Rockwell tritt gerade aus seinem Office auf den Gehsteig, als er die Gruppe sieht. Der Marshal schnappt sich eine Parkerflinte, denn er wittert Verdruss. Aber als er nahe genug an die Männer herangekommen ist, hört er, was geschah. Kopfschüttelnd drängt sich Rockwell durch die Gruppe der Zuschauer und baut sich neben Dawson und Smoky auf.

»Was habt ihr vor?«, fragt der Sternträger. »Smoky, von dir hätte ich was anderes erwartet, als so einen Unsinn.«

»George, halt den Mund«, antwortet der Oldtimer so hart und bestimmt, dass der Marshal tatsächlich still ist. »Wenn du was tun willst, hol Coshfield zur Tür. Sicher hockt er vor seinem Tresor und hält 'ne Flinte in den Händen.«

Rockwell zieht die Schultern hoch und seufzt. Mit der Linken klopft der Sternträger an die Tür. Die Bank ist bereits geschlossen. Meistens bleibt Coshfield jedoch länger in der Filiale.

»Was ist los?«, fragt er laut. »Versucht nur keine Tricks. Ich habe eine Greener mit zwei Läufen hier. Und diese Läufe sind mit gehacktem Blei geladen.«

»Hier ist Rockwell, Mr. Coshfield«, antwortet der Marshal laut, »nichts passiert. Doc Smoky braucht einen Kredit von Ihnen.«

»Jetzt?«, fragt der Bankmann erstaunt.

»Ja, jetzt!«, schreit der Oldtimer mit fistelnder Stimme. »Machen Sie schon auf!«

Ein Schlüssel dreht sich knirschend im Schloss, die Tür schwingt zurück, und als Coshfields misstrauisches Gesicht erscheint, steht Marshal Rockwell als Prellbock zwischen den aufgeregten Zuschauern und dem Bankmann.

»Es ist eine Pokerpartie«, erklärt der Sternträger, »Smoky behauptet, er hätte unschlagbare Karten. Aber er kann den Einsatz nicht halten, weil er nicht genügend Dollars besitzt.«

Coshfields Augen blitzen auf, als er das hört. Er hält – wie fast alle Männer im Westen – Poker für ein Nationalspiel.

»Gut, Doc Smoky«, sagt der Bankmann, »aber Sie müssen mir Ihre Karten zeigen.«

»Moment«, mischt sich Dawson ein, »wir wollen sehen, was ihr beiden jetzt treibt.«

Er drückt sich vorsichtig aus, macht aber klar, dass er gegen jeden Trick gewappnet ist. Immerhin wäre es möglich, dass der Bankmann dem Oldtimer andere, bessere Karten zusteckt.

Smoky überlegt und wendet sich um. Jetzt blickt er Dawson an und steht mit dem Rücken zur Bank. Zwischen Coshfield und Smokys Rücken versperrt der Marshal dem Bankleiter der First National die Sicht.

»Rück zur Seite, George«, sagt Smoky, »ich fächere die Karten auf und halte sie hoch. Wehe, wenn einer von euch auch nur einen Ton sagt. Dann werde ich fuchsteufelswild.«

Dawson ist zufrieden. Er hat die Rückseiten der Karten im Blick. Smoky bildet aus den Kartonstückchen einen Fächer und hält sie über seinen Kopf.

Er hört, dass sowohl Rockwell als auch Coshfield überrascht scharf ausatmen.

»Gehen Sie zurück, Gentlemen«, sagt der Bankier. »Ich komme sofort mit genügend Dollars ins Golden Nugget. Der Marshal soll mich begleiten.«

Smoky und Dawson sehen sich an und nicken zur gleichen Zeit.

»Okay, gehen wir«, sagt der ältere Auswanderer.

Er hält zwei Yards Abstand von seinem Gegner. Gemeinsam marschieren sie zum Saloon zurück. Sie sind umgeben von den Zuschauern, die laut und aufgeregt reden.

Die Keeper der Amüsierbetriebe hängen mit langen Stangen Kerosinlampen an die Pfosten der Stepwalkdächer. Bald wird es ganz dunkel sein, und nur die Lichtkreise dieser Laternen erhellen dann die Mainstreet.

Irgendwo hämmert ein Orchestrion los. Aber in den anderen Saloons und Tanzpalästen ist nicht viel los. Ein paar Digger lösen sich von der Gruppe, die in den Golden Nugget stiefelt, und bringen die Nachricht von der größten Pokerpartie aller Zeiten unter die Leute.

Als Rockwell mit Coshfield zum Saloon geht, müssen sie sich regelrecht einen Weg bahnen. Jedes Lebewesen auf zwei Beinen scheint dorthin unterwegs zu sein.

Smoky und Dawson und dessen Gefolge sitzen wieder am Tisch. In drei Yards Abstand umringen die Neugierigen die Spieler.

»Hör mal, Clint«, sagt Glenn Rickert langsam, »wenn dieser Oldtimer so sicher ist, bekomme ich ein komisches Gefühl. Bist du sicher, dass du ihn schlägst?«

Dawson grinst verwegen, als er antwortet: »Er muss die nächsten dreißig Jahre seinen Lohn als Koch zur Bank tragen, um seinen Kredit zu bezahlen. Verlass dich drauf, Glenn. Du weißt nicht, was ich auf der Hand halte.«

Mick Stones Augen sind kaum zu sehen. Der geschmeidige Mann kneift die Lider zu schmalen Schlitzen zusammen, als er einwirft: »Du weißt aber auch nicht, was er hat, Clint. Vielleicht ist Doc Smokys Blatt besser als deins.«

Der Anführer der Auswanderer lacht laut auf. Er legt den Kopf nach hinten, und sein Lachen rollt wie dumpfer Donner über die Zuschauer.

»Komm her, sieh dir meine Karten an«, sagt Dawson.

Stone steht auf. Er achtet darauf, dass Smoky immer die Hände sieht. Der Oldtimer soll keine Gelegenheit haben, an einen Trick zu denken.

Mike schließt die Lider, als er das Blatt sieht, das der breitschultrige Anführer des kleinen Trecks zwischen den Fingern hält. Ohne ein Wort zu sagen, setzt sich Stone wieder.

»Macht Platz, los, zur Seite mit euch!«, ruft Rockwell. »Gleich geht's weiter. Wir bringen nur einen Sack voll Dollars. Geht schon zur Seite, Männer.«

Die Amüsiergirls sitzen einsam am Tresen. Sie bekommen bald genug zu tun. Denn wenn die Partie beendet ist, bricht die Erregung der Zuschauer aus ihnen heraus. Sie kaufen sich Whisky, lassen das Orchestrion spielen und sind bereit, den Flittergirls was zu spendieren oder Tanzmarken zu kaufen.

Für den Golden Nugget ist dieser Abend das beste Geschäft seit Monaten.

Coshfield setzt eine braune Ledertasche dicht neben Smoky auf den Boden und baut sich auf der anderen Seite auf.

»Es kann weitergehen«, sagt der Boss der Bank. »Ich notiere jedes Bündel, das Sie aus der Tasche holen, Smoky.«

Der Koch beugt sich etwas zur Seite herab. Sorgfältig achtet er darauf, dass die Linke mit den Spielkarten auf dem Tisch bleibt.

»Fünfhundert«, sagt Coshfield laut, als der Oldtimer das Bündel auf den Berg in der Tischmitte legt.

Dawson steigert immer weiter, schiebt Geldschein um Geldschein vor, aber der faltengesichtige Alte grinst immer vergnügter und hält den Einsatz. Doc Smoky macht sich gar nicht mehr die Mühe, ein unbewegtes Gesicht zu zeigen. Er gibt sich siegessicher. Inzwischen ist der Haufen Geldscheine auf dem Tisch zu einer Höhe von fast eineinviertel Fuß angewachsen.

»Verdammt, Mister, das gibt's doch nicht«, sagt Dawson auf einmal. »So gute Karten können Sie gar nicht haben.«

Smoky kichert schrill und antwortet: »Sie sind noch besser, Mann. Aber machen Sie nur weiter. Mr. Coshfields Tasche ist noch gut halb voll.«

Minuten später sagt Mick Stone: »Aus, Clint, das war unser letztes Bargeld. Mach nicht weiter. Setz nur nicht unsere Wagen oder die Reitpferde aufs Spiel. Ich habe ein verdammt unangenehmes Gefühl, Clint.«

Smokys Gesicht wirkt wie altes, narbiges Leder. Seine Augen blicken wachsam. Im Blau dieser Augen scheint ein eiserner Ausdruck zu liegen.

»Mr. Dawson«, sagt der Alte bedächtig, »Sie müssen noch was setzen. Sonst kassiere ich den ganzen Topf, ohne dass Sie meine Karten zu sehen bekommen, nicht wahr? So sind die Regeln.«

Dawson grinst, fingert einen Vierteldollar aus der Tasche und wirft die Münze zu dem Berg Geldscheine.

»Ich erhöhe um fünfundzwanzig Cent«, sagt der Treckboss, »zum Sehen.«

»Halte ich«, erwidert Smoky und wirft seinerseits eine Münze.

Und dann wirft der faltengesichtige Koch das einzelne As, das er besitzt, auf den Tisch.

In Dawsons Augen blitzt es triumphierend auf. Er ruft: »Ha, Pech gehabt, Mr. Doc Smoky! Du kannst höchstens drei Asse haben, denn das Kreuz-Ass halte ich! Also hast du ein Full House, wie?«