Skull-Ranch 127 - Dan Roberts - E-Book

Skull-Ranch 127 E-Book

Dan Roberts

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Beschreibung

Seit einiger Zeit weht ein rauer Wind in Gushole, der Digger-Stadt in der Nähe der Skull-Ranch. Kerle, die ihr Schießeisen ebenso lose halten wie ihr Maul, geben den Ton an. Schießereien sind in dem Goldgräbernest, das sonst allenfalls durch Saloonschlägereien und Klatsch eine Abwechslung erlebt, an der Tagesordnung.
Den Cowboys von der Skull, die Gushole regelmäßig mit einer Ladung Fleisch beliefern, ist die Veränderung nicht entgangen. Als sie aber zwei Gehenkte finden, ist klar, dass sie in Killer-City eingreifen müssen...


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Inhalt

Cover

Killer-City

Vorschau

Impressum

Killer-City

von Dan Roberts

Seit einiger Zeit weht ein rauer Wind in Gushole, der Digger-Stadt in der Nähe der Skull-Ranch. Kerle, die ihr Schießeisen ebenso lose halten wie ihr Maul, geben den Ton an. Schießereien sind in dem Goldgräbernest, das sonst allenfalls durch Saloonschlägereien und Klatsch eine Abwechslung erlebt, an der Tagesordnung.

Den Cowboys von der Skull, die Gushole regelmäßig mit einer Ladung Fleisch beliefern, ist die Veränderung nicht entgangen. Als sie aber zwei Gehenkte finden, ist klar, dass sie in Killer-City eingreifen müssen...

Shorty, der kurzgeratene Skull-Reiter, schiebt sich den großen Hut in den Nacken und blinzelt zur Sonne hinauf, die schon hoch am Himmel steht. Es ist heiß, und kein Windhauch fächelt über das blau schimmernde Gras, das sich in allen Richtungen bis zum Fuß der Berge erstreckt, die das weite Tal einfassen.

Bäche durchschneiden das Land, und überall wachsen Hemlocktannen, Coloradozedern und Gelbkiefern. Ab und zu breitet eine mächtige Burr-Eiche oder eine Kanadapappel mit ihren weit ausladenden Ästen einen großen Schattenkreis auf dem Blaugras aus.

Es ist ein herrliches Land, fast schon ein Paradies, dieses Bluegrass Valley. Aber wie jedes Paradies hat auch dieses seine Schlangen.

Zahllose Trails münden oder beginnen in dem Valley. Und in weitem Umkreis durchwühlen Goldsucher den Boden in der Hoffnung auf den ganz großen Fund, auf die Bonanza, die einen zerlumpten Maulwurf mit einem Schlag zu einem reichen Mann macht.

Gesindel, Männer von langen Trails der Gesetzlosen, Banditen, Kartenhaie und Halunken aller Art werden von diesem Gold angezogen wie das Ungeziefer vom Licht.

Schon manches Mal hatte die Skull-Ranch harte Kämpfe zu bestehen, aber bisher blieben die Männer der Ranch immer Sieger. Denn sie verstehen sich nicht nur als einfache Cowboys, sondern als Menschen, die diesem Land ihren Stempel aufdrücken, die es prägen wie ein Stück Metall, das zu einer Münze werden soll.

Und die Fairness und Gerechtigkeit der Südstaatler hilft den Männern bei diesem Vorhaben. Denn sie alle waren nach dem mörderischen Bruderkrieg heimat- und wurzellos gewesen.

Hier, inmitten der Felsenwildnis der Rocky Mountains, haben sie sich eine neue Heimat aufgebaut und achten darauf, dass Recht und Gerechtigkeit Fuß fassen.

Shorty blickt über das Blaugras. Der Kleine fühlt sich eigentlich richtig zufrieden. Wenn Brazos, der mit ihm nach verlorengegangenen Rindern suchen soll, besserer Laune wäre, gäbe es keinen trüben Schimmer in Shortys Stimmung.

Er zieht den Tabaksbeutel mit dem krümeligen Bull-Duham-Tabak und rollt sich eine Zigarette. Sekunden später reißt der Kleine ein Schwefelholz am Sattelhorn an und pafft große Rauchwolken.

Brazos zupft am Zügel. Das schwere Pferd ändert die Richtung etwas und marschiert auf eine Baumgruppe zu, die wie eine Insel aus dem Blaugras aufragt.

Shorty verhält seine Rosinante, als das dürre Pferd mithalten will. Der Kleine schaut zu, wie sich Brazos aus dem Sattel fallen lässt und den Proviantsack öffnet.

Shorty grinst bei dem Gedanken, was Brazos für eine Überraschung erwartet. Doc Smoky, der alte Ranchkoch, ist immer für eine Überraschung gut.

Als der kleine Cowboy ebenfalls die Baumgruppe erreicht, sieht Brazos Gesicht schon freundlicher aus.

»Doc Smoky ist ein verrückter alter Knacker«, sagt Brazos laut und schaut zu Shorty hoch.

»Ich glaube eher, dass du gestern etwas verrückt warst«, antwortet der Kleine. »Sich so aufzuregen, nur weil Doc Smoky wegen des neugeborenen Fohlens das Fleisch hat anbrennen lassen.«

Brazos murmelt unverständliche Worte und sagt dann lauter: »Mann, ich war so wütend, dass ich bald explodiert wäre. Die ganze Zeit habe ich mich auf ein ordentliches Stück Fleisch gefreut. Und da kommt der Suppenbrater mit seinen Rühreiern an.«

»Zwischen den Eiern hast du mindestens ein Pfund Speck gefunden«, entgegnet Shorty.

»Auf jeden Fall hat der gute alte Smoky mir ordentliches Futter in den Proviantsack gepackt«, sagt Brazos zufrieden. »Hätte ja auch sein können, dass er mir den Rest meines Stiefels gebraten und schön in fetten Speck gewickelt mitgegeben hätte. Aber so ist er gar nicht, der wütende Alte. Sicher hat er schon vergessen, dass ich ihm böse auf die Hühneraugen gestiegen bin.«

Shorty zerdrückt seine Zigarette am Sattelhorn und sitzt ab. Langsam geht der Kleine auf seinen massigen Freund zu und sagt: »Da bist du der einzige, der sicher ist. Ich weiß genau, dass Smoky vor Wut bald überkocht. Seinen Herd im Kochhaus feuert er mit der Höllenglut, die in ihm schwelt. Du solltest dich wenigstens entschuldigen, Dicker.«

Brazos hört zu kauen auf und blickt seinen kleinen Freund nachdenklich an.

»Meinst du wirklich, dass Smoky so beleidigt war?«, fragte der massige Cowboy erstaunt. »Er weiß doch, was ich mitgemacht habe, dass ich so viele Meilen zu Fuß laufen musste und Blut in den Stiefeln hatte. Er weiß doch, wie sich ein Mann in einem solchen Moment fühlt.«

Shorty denkt eine Weile nach, bevor er antwortet: »Sicher, das weiß er alles. Aber vergiss nicht, dass er der Ranch eine prachtvolle Zuchtstute erhalten hat. Und so ein Gaul ist verdammt wichtiger als ein hungriger Cowpuncher. Das weißt du wiederum, Dicker.«

Brazos schlingt die Hälfte der Vorräte, die zwei Tage reichen sollen, in sich hinein, bevor er sich einer Antwort bequemt.

»Gut, du Zwerg, ich entschuldige mich also bei Smoky«, sagt Brazos, der jetzt satt und zufrieden und mild gelaunt ist.

»Du solltest ihm vielleicht einen Gefallen tun«, sagt Shorty nachdenklich. »Dann fühlt er sich verpflichtet und kann dir keins auswischen.«

Brazos Miene hellt sich etwas auf. Ja, die Idee des Kleinen ist gut. Sobald sie wieder auf der Skull sind, lauert Brazos nur auf eine Gelegenheit, dem Koch etwas Gutes zu tun. Und danach ist die Sache ausgestanden. Denn einen Koch zu verärgern, zieht so manche Dinge nach sich.

»Komm schon, wir haben noch was anderes zu tun, als zu futtern«, sagt Shorty und geht zu Rosinante.

»Richtig, mein Kleiner«, antwortet Brazos, »aber zuerst werde ich eine Stunde oder so schlafen.«

Kopfschüttelnd lockert der Kleine die Bauchgurte der Pferde und lässt die Weidetiere grasen. Sie wissen, dass sie sich nicht weit entfernen dürfen. Shorty selbst kaut einen Streifen Trockenfleisch und isst genüsslich eine Scheibe von Doc Smokys selbstgebackenem Brot, bevor er sich ebenfalls zum Schlafen lang ausstreckt.

Weder Brazos noch Shorty ahnen, dass ihre Faulheit zwei Männern das Leben kostet. Aber selbst, wenn die beiden im richtigen Moment im richtigen Tal nördlich des Bluegrass Valleys gewesen wären, hätten sie sicherlich keine Chance gegen die Bande ausgekochter Halunken gehabt, die dort gerade zwei ehrliche Digger aufhängten.

Dave sieht zu seinem Bruder hinüber. Auch Sams Hände sind ans Sattelhorn gefesselt, genau wie Daves auch. Und zwischen den beiden Brüdern reiten zwei scharfgesichtige Halunken aus Jeff Harpers wildem Rudel.

Dave hat keine Chance, auch nur ein Wort mit seinem Bruder sprechen zu können. Sicher, er kann laut reden, aber dann kann er nicht sagen, was er sagen will, was nicht für die Ohren der Halunken bestimmt ist.

Sam hebt den Kopf und schaut Dave an. Der Blick des zwei Jahre älteren Sam wirkt leer und verloren. Dave erschrickt und unterdrückt die Furcht, die in ihm aufsteigt. Nur einmal hat Sam bisher so ausgesehen: Vor gut drei Jahren, als ihr Vater von einem verrückten Longhornbullen über den Haufen gerannt worden war, da sah Dave den gleichen Ausdruck der Hoffnungslosigkeit in Sams Gesicht.

Und Dave hatte genau verstanden, dass für ihren Vater keine Chance mehr bestand.

Jetzt hat sich Sam selbst aufgegeben. Er scheint zu wissen, dass sie diesem wilden Halunkenrudel nicht entkommen können.

Aber warum wollen die verdammten Coltschwinger bloß die Brüder Barry umbringen?

Sicher, Sam und Dave besitzen je einen guten Claim in der Nähe von Gushole. Ihr Land bringt so viel Gold hervor, dass beide keine Not leiden. Den richtig großen Fund haben sie bisher noch nicht gemacht. Aber die Claims ernähren sie. Sie können sich genug zu essen kaufen, tragen ordentliche Kleidung und besitzen gute Werkzeuge. Sie haben nicht einen Cent Schulden bei Frank Multing, dem Storekeeper, der auch das Gold der Digger ankauft.

Die Claims, die Kerle wollen unsere Claims, denkt Dave. Aber wie wollen sie an das Land kommen, wenn sie Sam und mich umgebracht haben?

Aufmerksam mustert Dave die Gesichter der Revolverhelden. Die zehn hartbeinigen Pilger wirken gleichgültig. Sie beobachten nachlässig die Umgebung, halten aber die Hände immer in der Nähe der Coltgriffe.

Vielleicht hat es mit Galloway zu tun, überlegt sich Dave. Dieser aalglatte Kerl tauchte vor ungefähr sechs Wochen in Gushole auf. Er besitzt eine Menge Geld, und nach wenigen Tagen hatte er das stabilste Haus gekauft und eine Bank eröffnet.

Seit der Zeit liefen die meisten Digger zu Terence Galloway, wenn sie ihr gelbes Metall verkaufen wollten. Der Bankier bot drei Dollar mehr für die Unze als Multing. Und drei Dollar sind eine Menge Geld für einen hungrigen Mann, der zudem bei Multing Schulden hat.

Das ist es, denkt Dave, Galloway ist hinter den Männern her, die immer noch ihre Ausbeute zu Multing tragen! Der neue Bankier will den Storehalter fertigmachen, sein Geschäft zerstören.

Dave Barry schaut zum Himmel hoch. Stahlblau spannt er sich über den Gipfeln der Rockies. Weit oben kreisen zwei dunkle Punkte. Sicher ein Goldadlerpaar, denkt Dave und wünscht sich, ebenfalls so frei umherzusegeln.

Stattdessen hockt er gefesselt im Sattel und weiß nicht, wann es zu Ende ist.

Wenig später zügelt der Anführer der rauen Horde seinen Apfelschimmel. Jeff Harper ist der Boss der Coltschwinger. Sie strolchen durch Gushole, stehen an Theken und Hausecken, treiben sich zwischen den Claims herum und beobachten genau, welche Digger Gold finden.

Die Männer haben sich inzwischen an die scharfgesichtigen Halunken gewöhnt und beachten sie kaum noch.

»Wir nehmen den Canyon dort links!«, ruft Harper seinen Kumpanen zu.

Er lenkt sein Pferd zur Seite und wartet ab, bis die Revolverhelden mit den beiden Gefangenen vorbeigeritten sind. Als letzter verschwindet Harper in dem schmalen Einschnitt. Das Tal windet sich in starken Biegungen durch die Felsenwildnis. Knapp eine Meile weiter gibt Harper seinem Schimmel die Zügel frei, und das Tier galoppiert zu einer großen Burr-Eiche, die an einem kaum fußbreiten Wasserlauf steht.

Hier ist es, denkt Dave mit bangem Vorgefühl. Er kämpft seine Angst nieder. Aber ein Rest von Furcht, von Todesfurcht, nistet sich in seinen Gedanken ein.

Mit leerem Blick sieht Dave Barry zu, wie zwei der Schießer Stricke über einen waagerechten Ast werfen und Schlingen knüpfen.

»Bringt sie rüber«, befiehlt Harper laut.

Sams Gesicht ist kalkweiß, aber er beherrscht sich. Auch Dave beißt die Zähne zusammen, als einer der Halunken ihm die Schlinge über den Kopf streift.

Jeff Harper lässt sein Pferd ein paar Schritte vorgehen.

»Ihr beide seid Störenfriede«, sagt der Anführer des wilden Rudels hart. »Kerle wie euch können wir in Gushole nicht mehr brauchen. Ihr seid selbst schuld, dass ihr jetzt hängen müsst, aber die Digger und wir anderen sind es leid, uns immer mit so unbärdigen Burschen herumzuärgern. Darum haben wir euch zum Tode verurteilt.«

Harper schweigt und beobachtet die Brüder Barry.

Sam sagt verächtlich: »Wem willst du eigentlich was weismachen, du zweitklassiger Bandit? Wenn wir stören, musst du uns in Gushole hängen, damit die anderen gewarnt sind. Also stehen wir nur euch im Wege, sonst nichts.«

Harper grinst breit, bevor er antwortet: »Sicher, Sam Barry, du hast es genau begriffen. Warum seid ihr so dämlich? Warum habt ihr euer Gold nicht zu Galloways Bank gebracht? Ihr seid die einzigen, die das Zeug noch zu Multing tragen. Und das können wir nicht dulden.«

Blitzartig erscheint in Daves Gedanken der ganze Plan der verdammten Halunken: Galloway ist der Boss, der eigentliche Boss der Bande! Der Kerl will Gushole in seine Gewalt bekommen. Und wenn sich alle vor Furcht in ihre Erdlöcher ducken, wenn Multing am Ende ist, dann bietet Galloway für die Unze Gold vielleicht nur noch zwölf oder sogar zehn Dollar. Jeder Digger, der davonzieht, um an einem anderen Ort seine Ausbeute zu verkaufen, läuft unterwegs Harpers Colthalunken vor die Mündungen.

»Ihr schafft es nicht«, sagt Sam leidenschaftslos, »es geht vielleicht eine Weile gut, aber dann reißen euch die aufgebrachten Digger in Fetzen.«

Die Kerle lachten belustigt. Sie sind sehr von sich überzeugt. Kaum einer der Digger kann mit dem Colt halb so gut umgehen wie die Revolverschwinger.

»Mach dir keine Sorgen um uns«, sagt Harper grinsend, »wir schaffen das schon. Vergesst nicht, dass der Boss eine Menge Geld hat. Das ist was anderes, als ohne einen Cent anzufangen. Wenn Multing die Luft ausgegangen ist, übernehmen wir seinen Store. Und dann geht es erst richtig los.«

Bitter denkt Dave, dass der Plan gelingen könnte. Aber dann fallen ihm die Cowboys ein, die jeden Monat eine Ladung Fleisch nach Gushole bringen. Die Männer kommen aus einem Blaugrastal, das südlich von Gushole liegt.

Die Reiter des Bluegrass Valleys werden vielleicht eingreifen. Denn sie können keine Bande wilder Halunken in ihrer Nachbarschaft dulden. Ganz bestimmt wird das Gold dem Boss nicht genügen. Die Banditen werden Vieh stehlen und das Fleisch im Diggercamp verkaufen.

Aber wir haben nichts mehr davon, wenn die Männer aus dem Bluegrass-Tal die Schufte niederkämpfen, denkt Dave.

Die beiden scharfgesichtigen Kerle neben den Gefangenen durchtrennen die Fesseln an den Sattelhörnern.

Als die Banditen zur Seite reiten sagt Sam: »Versucht nur nicht, euch unseren Claim unter den Nagel zu reißen. Ihr werdet euer blaues Wunder erleben.«

Kopfschüttelnd erwidert Harper: »Du riskierst eine ziemlich große Lippe, Maulwurf. In ein paar Sekunden bist du tot. Du kannst uns nicht mehr aufhalten.«

»Dave und ich haben schon nach unserem ersten Grain Gold, das wir fanden, vorgesorgt«, antwortet Sam. »Wenn wir drei Wochen keine Nachricht geben, kommt der neue Besitzer des Claims. Und wenn er sieht, was in Gushole vorgeht, holt er sofort einen USMarshal.«

»Spar dir dein Geschwätz«, sagt Harper mit gepresst klingender Stimme.

Er weiß, dass sie vorsichtig sein müssen. Wenn an Sam Barrys Worten etwas dran ist, müssen Galloway und sein Stellvertreter Harper mächtig aufpassen. Aber einen weiteren Mann zu beseitigen kann nicht besonders schwierig sein.

Dave und Sam schauen sich an, blicken zu den bewaldeten Berghängen und sehen zum letzten Mal die Schönheit dieses wilden Landes.

Jeff Harper hebt die Rechte und lässt sie plötzlich fallen.

Die Pferde, auf denen die Brüder Barry sitzen, wiehern erschreckt auf, als sie plötzlich den scharfen Schmerz von Hieben spüren. Die Tiere springen mit mächtigen Sätzen vor.

Die beiden Stricke straffen sich. Dave und Sam sind tot.

Jeff Harper atmet scharf aus und ruft: »Hängt ihnen die Zettel um, los, macht schon. Wir müssen zurück.«

Zwei der Banditen holen Kartonstücke aus den Satteltaschen und befestigen die beschriebene Pappe mit Schnur um die Hälse der beiden Gehenkten.

»Nach den Gesetzen der Goldfelder verurteilte das Diggerkomitee die Brüder Sam und Dave Barry zum Tode«, liest Harper laut vor.

Das genügt, denkt der Anführer der Halunkenbande und zieht am Zügel.

In langer Reihe verlassen die elf Banditen den Canyon.

Shorty gähnt ungeniert und blinzelt zur Sonne hoch. Der Kleine kratzt sich hinter dem Ohr, bevor er zum Tabakbeutel greift und sich eine Zigarette dreht. Als der Rauch aufsteigt, betrachtet Shorty seinen großen schweren Freund. Brazos liegt noch immer in tiefem Schlaf.

»Aufwachen, Dicker«, sagt der Kleine laut, »los, wir müssen weiter.«

Brazos dreht sich auf die Seite, murmelt was Unverständliches und fängt an zu schnarchen, als wolle er die Rockies abholzen.

Shorty packt den Bullen an der Schulter und rüttelt ihn.

»Wach endlich auf, du fauler Skunk!«, schreit der Kleine, aber sein Freund schnarcht weiter.

Nach ein paar Sekunden grinst Shorty und brüllt: »Brazos, zur Seite! Smoky greift an!«

Mit einem halblauten Schrei fährt der Dicke hoch, reißt die Lider weit auf und schaut verständnislos um sich.

»Endlich«, sagt der Kleine zufrieden.

»Was ist mit Smoky?«, fragt Brazos. »Wo ist er? Was hat er mit mir vor?«

»Keine Ahnung«, antwortet der Kleine grinsend, »Smoky ist auf der Ranch, schätze ich.«

Brazos wird vollends wach und stemmt sich hoch. Traurig blickt er Shorty an und sagt: »Und so ein Kerl nennt sich mein Freund! Erschreckt mich zu Tode, anstatt mich vorsichtig und sanft zu wecken. Ich hätte einen Herzschlag bekommen können, Kleiner.«

Shorty grinst und sagt: »Wir müssen weiter, du großer dummer Bulle. John Morgan zahlt uns nämlich die dreißig Dollar im Monat nicht fürs Schlafen. Wusstest du das nicht?«

Brazos steht auf, streckt sich und erwidert: »Nein, das wusste ich nicht. Es ist eine Schande, an so einem schönen Tag arbeiten zu müssen. Das ist die richtige Zeit, um faul irgendwo zu liegen und sich die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen. Aber gut, jetzt bin ich einmal wach, und jetzt können wir auch weiterreiten.«

Wenig später traben die beiden Pferde nebeneinander her. Rosinante hält mühelos die Geschwindigkeit von Brazos schwerem Tier, als der Bulle sein Pferd in Galopp fallen lässt.

»Warum hast du es so eilig?«, fragt Shorty laut.

»Je eher wir fertig sind, desto eher kann ich weiterschlafen«, antwortet der Dicke.