Skull-Ranch 151 - Dan Roberts - E-Book

Skull-Ranch 151 E-Book

Dan Roberts

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Schlechte Zeiten für Skull-Boss John Morgan: In einem Saloon von Golden City wird ein Mann erschossen - und John Morgan soll der Mörder sein! Während er seine Unschuld beteuert, steckt ein Unbekannter das Landbüro der Goldgräberstadt in Brand - und vernichtet Morgans Besitzurkunde über das Bluegrass Valley. Die Skull-Ranch wird überfallen und ein wichtiges Dokument gestohlen. Und während John Morgan um sein Leben kämpft, meldet ein Fremder Besitzansprüche auf sein Land an. Für den Boss der Skull geht es ums Ganze ...


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 144

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Letzte Chance für den Boss

Vorschau

Impressum

Letzte Chancefür den Boss

von Dan Roberts

Schlechte Zeiten für Skull-Boss John Morgan: In einem Saloon von Golden City wird ein Mann erschossen – und John Morgan soll der Mörder sein!

Während er seine Unschuld beteuert, steckt ein Unbekannter das Landbüro der Goldgräberstadt in Brand – und vernichtet Morgans Besitzurkunde über das Bluegrass Valley. Die Skull-Ranch wird überfallen und ein wichtiges Dokument gestohlen.

Und während John Morgan um sein Leben kämpft, meldet ein Fremder Besitzansprüche auf sein Land an.

Für den Boss der Skull geht es ums Ganze ...

In Golden City kochte die Hölle über. Drei Minenarbeiter hatten in ihrer Freizeit ein Stück Berg umgewühlt und eine mächtige Goldader gefunden. Und jetzt, am Nachmittag, setzten sie die Town unter Whisky!

Im Saloon gab es Freidrinks in unbegrenzter Menge. Die Saloonschwalben wirkten schon etwas mitgenommen. Aber in ihren Augen stand der Glanz des Geldes, der harten Dollars, die sie für ihre Dienste bekamen.

John Morgan stieß die Pendeltüren zurück und trat ein. Es roch nach Whisky, Tabakrauch und dem Schweiß zahlloser Männer und Frauen. Ja, sie schwitzten, denn sie mussten sich gewaltig anstrengen, um genügend Freidrinks in sich reinzukippen!

Der Rancher blieb neben der Tür stehen und suchte nach Brazos. Der massige Cowboy wollte nur mal schnell zwei oder drei Drinks nehmen, hatte er dem Boss versichert.

Seufzend schüttelte John Morgan den Kopf. Und jetzt war der Bulle in eine mächtige Sauferei geraten! Das war so sicher wie das Amen am Ende von Halleluja-Charlys Predigt am Sonntag.

John Morgan schaute sich weiter um. Hinten, in der Ecke, sorgten drei hartgesichtige Pilger für freien Raum um einen Tisch.

Ein einziger Mann saß dort, mit dem Rücken zur Wand. Er trug einen städtischen Anzug, mit langen Rockschößen und einer geblümten Weste.

Spencer Macomber hielt sich seit drei Wochen in Golden City auf. Niemand wusste genau, was er suchte oder vorhatte. Er wirkte zuverlässig, wie ein Pionier, der niemals sein Wort bricht. Das Gesicht war wettergegerbt, faltig. Eisblaue Augen blitzten unter weißen, buschigen Brauen. Und die weiß schimmernde Haarmähne fiel dem alten Herrn bis auf die Schultern.

»Los, Brazos!«, brüllten ein paar Männer, »gib's ihm, los jetzt!«

John Morgan seufzte abermals. Der Bulle hatte sich wieder auf eine verrückte Wette eingelassen.

Der Rancher zwängte sich in eine Reihe von Männern, die wie gebannt auf einen Tisch schauten.

»Hol mir noch ein Bier und einen Whisky, Jake«, klang die dröhnende Bassstimme Macombers auf.

»Moment, Boss, ich hab ihn gleich«, antwortete eine Kinderstimme.

Sie war hell, hörte sich unschuldig und triumphierend zugleich an.

»In Ordnung, Jake, du sollst deinen Spaß haben«, sagte Macomber.

Morgan erinnerte sich an Doc Smokys Schilderung dieses Jakes. Er war ein Kerl, so groß und so breit wie Brazos. Und der alte Koch hatte andauernd gestichelt, nachdem er zur Ranch zurückkam. Smoky hatte mal wieder einen Wagen voll Fleisch nach Golden City gebracht und dabei Macomber und seine Mannschaft kennengelernt.

Eine neunstündige Pokerpartie hielt den Oldtimer vor zwei Wochen auf. Am Ende trennten sich Spencer Macomber und Doc Smoky, ohne dass es einen Gewinner gab. Beide hatten wild, verwegen gepokert, aber keiner vermochte den anderen reinzulegen.

Und Jake, der bullige, muskulöse Jake, war Macombers persönlicher Leibwächter.

Allein seine körperliche Erscheinung jagte eventuellen Feinden Furcht ein. Jake wirkte, als könnte er mit bloßen Händen zwei Ochsen mit den Köpfen gegeneinanderschlagen. Er trug nie eine Waffe, mochte keine Schießeisen und benutzte seine Fäuste, die so groß wie kleine Schinken waren.

Der Rancher drängte sich zwischen einer Gruppe von Zuschauern durch und sah endlich Brazos. Er saß mit dem Rücken zu Morgan. Gewaltig spannten sich die Muskeln unter dem Flanellhemd. Brazos setzte seine gesamte Kraft ein. Das musste er auch, denn bisher galt er als der stärkste Mann in weiter Umgebung.

Jake, der Bulle mit der Babystimme, war ihm zumindest ebenbürtig.

Und jetzt wollten die beiden feststellen, wer in Zukunft die Nummer eins war!

Sie hielten die Ellenbogen auf dem Tisch, die Hände waren verschränkt. Links und rechts standen brennende Kerzen.

Nur die Kraft der Armmuskeln entschied diesen Zweikampf, der eigentlich ein harmloser Spaß war.

Beim Drücken kam es darauf an, die Hand, den Arm des Gegners hinabzudrücken, mit dem Handrücken in die Kerzenflamme zu bringen, damit der andere aufgab.

John Morgan spürte eine schwache Bewegung an seiner linken Seite und achtete nicht darauf. In diesem Gedränge konnte schon einer der Zuschauer gegen das Holster oder den Griff des Revolvers stoßen.

Und jetzt war es so weit!

Jake drückte langsam, aber unaufhaltsam Brazos Arm herab, auf die Kerzenflamme zu!

Brazos Gesicht verzerrte sich vor Anstrengung und vor Schmerz. Das Feuer verbrannte ihm die Haare auf dem Handrücken! Noch einmal legte der massige Reiter der Skull-Ranch seine ganze Kraft in die Bewegung, stemmte Jakes Arm drei Inches hoch, und brüllte auf, als er geschlagen wurde!

Morgan lächelte grimmig. Dies war kein fairer Kampf. An Brazos Haltung, am eingezogenen Kopf, der tief zwischen den Schultern zu sitzen schien, erkannte der Rancher, dass der Bulle schon mehr als genug Whisky geladen hatte.

Plötzlich donnerte ein Colt!

Über Jakes Nasenwurzel entstand ein kleines Loch. Blut sickerte hervor. Noch immer war Jakes Gesicht triumphierend verzerrt. Aber er war tot! John Morgan packte zu, als er etwas an seiner linken Hand fühlte.

Entsetzt merkte er, dass es ein Coltgriff war, den er gepackt hielt! Die Zuschauer wichen zurück. Ein freier Raum um den Rancher entstand.

Füße trampelten über die Bodenbretter, die drei hartgesichtigen Kerle aus Macombers Crew hielten ihre Waffen schussbereit in den Händen. Die Mündungen wiesen auf John Morgan.

Brazos drehte sich langsam um, stierte seinen Boss mit verschwommenem, whiskytrunkenem Blick an.

»Das war Mord, Mr. Morgan«, dröhnte Macombers Bass auf.

Immer weiter wichen die übrigen Gäste zurück. Sie alle waren ziemlich stark angetrunken, aber noch nicht so hinüber, dass sie nichts mehr wahrnahmen.

»Ihr seid verrückt!«, brüllte der Rancher. »Ich bin Rechtshänder. Mein Colt hängt auf der anderen Seite. Mit der Linken treffe ich aus zwei Dutzend Yards Entfernung kein Scheunentor, und schon gar keinen Mann zwischen die Augen. Außerdem bin ich doch nicht so verrückt, einen Fremden zu ermorden, weil mein Cowboy 'ne Wette verloren hat! Ihr seid wahrhaftig übergeschnappt!«

Spencer Macomber stand auf. Er war ein großgewachsener Mann, fast über sechseinhalb Fuß ragte er hoch.

»Und wo ist Ihr Colt jetzt, Rancher Morgan?«, fragte der Weißhaarige ruhig. »Im Holster steckt er nicht. Schauen Sie sich die Waffe in ihrer Hand an. Ist das ihr Revolver, Morgan?«

Etwas Zwingendes hatte in dieser dunklen Stimme gelegen. John Morgan jedoch empfand den Tonfall anders. Er witterte, fühlte Erwartung, innere Anspannung, spürte eine üble Absicht.

Prüfend blickte er den Colt an und hielt den Atem an. Unsicher tastete er mit der Linken zum Holster. Es war leer, so, wie Macomber gesagt hatte. John erinnerte sich an die scheinbar zufällige Bewegung, die er vor kaum einer Minute gespürt hatte und wusste, dass er in der größten Falle seines bisherigen Lebens steckte.

Für den Rancher gab es keinen Zweifel daran, dass Spencer Macomber der Verantwortliche dieses üblen Spieles war, in dem John jetzt verzweifelt seine wertlosen Karten in Trümpfe umwandeln musste.

»Du spinnst ja, Mister«, grollte Brazos und stand auf.

Massig, scheinbar unüberwindlich, stand der Cowboy und ehemalige Hufschmied vor dem Tisch.

»Hör zu, Mann«, erwiderte Macomber, »das ist eine Sache für den Marshal. Und wenn du jetzt versuchst, deinen Boss rauszuhauen, wird der Verdruss nur noch größer. Vielleicht steckt auch etwas Gehirn in deinem Schädel. Also denk mal über meine Worte nach.«

Hilflos wandte sich Brazos zu seinem Rancher um.

»Lass es, Dicker«, sagte Morgan gelassen. »Reite zur Ranch und hol Hilfe. Aber schwing dich erst dann in den Sattel, wenn ich sicher in der Zelle sitze.«

»Boss, das kann doch nicht sein!«, brüllte Brazos plötzlich. »Sie knallen doch keinen Mann nieder, weil ich beim Drücken verloren habe.«

»Sieht aber ganz so aus!«, rief Macomber, und mehr denn je, glich er einem siegreichen Löwen, der seine Beute einschätzte.

Ein paar Digger verließen den Saloon. Kaum fünf Minuten später stampfte George Rockwell herein. Er zog die Brauen besorgt zusammen, als er John Morgan mit dem Colt in der Hand sah.

»Okay, Leute, was war hier los?«, fragte der Marshal von Golden City.

Spencer Macomber ergriff das Wort, schilderte, was sich zugetragen hatte, und blieb streng bei dem, was auch Rockwell sah. Widerwillig musste Morgan zugeben, dass alles so war, wie der löwenmähnige Fremde schilderte.

»Haben Sie Jake umgebracht?«, fragte Rockwell.

»Natürlich nicht«, erwiderte John scharf. »Bin ich denn ein Narr, dass ich einen Mann erschieße, weil einer meiner Cowboys eine Wette verloren hat?«

George nickte nachdenklich. Er wollte sich erst Morgans Geschichte anhören, ehe er sich entschied.

Zum Schluss hatte der Gesetzeshüter der Minenstadt keine Wahl mehr. Er sah den Rancher bedauernd an und sagte: »Sorry, John, aber ich muss Sie in den Käfig sperren. Gib mir die Waffe, Rancher.«

Eine halbe Sekunde geriet Morgan in Versuchung. Aber er war ein ehrenhafter Mann, eigentlich ein Gentleman aus dem Süden – immer noch – nach all den Jahren hier in Colorado. Und so händigte er Rockwell den Colt aus.

George roch an der Mündung und verzog das Gesicht und sagte: »Sie ist abgefeuert worden, eindeutig.«

»In welcher Hand hielt ich den Revolver?«, fragte John laut.

»In der Linken!«, erwiderte Rockwell prompt.

»Okay, vergessen Sie das nie, Marshal«, sagte Morgan eindringlich. »Sie wissen wie jeder andere, dass ich Rechtshänder bin, nicht wahr?«

»So ein Blödsinn!«, rief Macomber, »das ist doch kein Beweis, nicht mal der Schatten eines Beweises. Sie können doch gut und gern ein paar Jahre geübt haben, um mit der Linken ebenfalls ein guter Schütze zu werden. Viele Männer schießen beidhändig. Nein, Rancher, so billig kommen Sie mir nicht davon. Und wenn ich mir anhöre, wie Sie und der Marshal hier miteinander reden, kommen mir ganz andere Gedanken.«

John Morgan lächelte dünn und freudlos. Er blickte den weißhaarigen Fremden gelassen an;

»Welcher Gedanke kommt Ihnen, Macomber?«, wollte der Rancher wissen.

»Dass es hier in Golden City keinen fairen Prozess geben wird!«, brüllte der alte Löwe. »Sie sind doch eine Macht hier, Morgan. Und keine Jury wird sie verurteilen, ja, nicht mal die Tatsachen richtig prüfen. Aber dagegen unternehme ich was. Verlassen Sie sich darauf.«

Morgan blickte dem hochgewachsenen Kerl nach, der den Saloon verließ. Seine drei Coltschwinger folgten ihm. Aufmerksam hielt John nach weiteren Männern Ausschau, die hinausgehen wollten. Niemand rührte sich. Der wahre Mörder stellte sich nicht durch einen so plumpen Fehler bloß.

»Gehen wir«, sagte Rockwell niedergeschlagen, »ich habe keine andere Wahl, John, und das wissen Sie.«

Morgan nickte nur. Er verspürte plötzlich einen Anflug von Furcht vor der Zukunft.

Brazos stampfte schwer hinter den beiden Männern her. Der größte Teil der Trunkenheit war von dem Riesen abgefallen. Er zermarterte sich das Gehirn nach einem Ausweg.

Und als die Zellentür klirrend zufiel, nachdem Rockwell abgesperrt hatte, wusste Brazos, was er zu tun hatte!

Er musste dem Befehl des Bosses folgen. Chet Quade war ein gerissener Bursche. Ihm würde es leichtfallen, den Boss aus der Klemme zu holen. Zudem trug er den Stern eines US-Deputy-Marshals. In Colorado galten nur die Gesetze des Bundes. Vielleicht war das ein Vorteil, vielleicht ein Nachteil.

Brazos stürmte davon, schnappte sich seinen schweren Gaul und sprang in den Sattel. Willig streckte sich das Tier und galoppierte aus Golden City hinaus, auf den Trail zum Bluegrass Valley, der Skull-Weide.

George Rockwell ließ sich auf den hölzernen Drehstuhl hinter dem Schreibtisch fallen und umkrampfte die Lehnen mit beiden Händen.

Der Marshal wusste, dass eine ungeheure Schweinerei im Gang war. Und er ahnte, dass er den elenden Tricks kaum etwas entgegenzusetzen vermochte.

Hoffentlich kommt Chet bald, dachte George beklommen. Der Kämpfer würde sich schon richtig verhalten. Hoffentlich trat er nicht offen in Erscheinung! Ein harter Mann im Hintergrund konnte mehr ausrichten, als eine ganze Armee von Deputies, die offen handelten!

»Ich gehe mal 'ne Runde durch die Stadt«, sagte Rockwell zu den Zellen hin. »Machen Sie sich keine Sorgen, John.«

»Mir wär's wohler, wenn ich 'nen Colt hätte«, erwiderte Morgan. »George, irgendwas geht hier vor. Dieser Macomber leiert eine ganz große Sache an. Ich muss mich schützen!«

Rockwell dachte eine Minute nach und nahm dann einen Revolver aus der Schublade des Schreibtisches. Langsam ging der Sternträger zu den Zellen. Schief grinsend reichte er dem Rancher die Waffe durch die Gitterstäbe.

»Feuern Sie bloß nicht aus Versehen auf mich, wenn ich wieder reinkomme«, sagte der Marshal.

»Bestimmt nicht«, erwiderte Morgan, »und ich werde Ihnen auch nicht die Kanone unter die Nase halten, um wieder frei zu kommen. Gehen Sie nur, George, achten Sie auf Spencer Macomber und seine Leute.«

Rockwell lachte bitter und meinte: »Ich kann nur an einem Ort sein. Wenn sich zum gleichen Zeitpunkt woanders was ereignet, bin ich zu spät dran.«

»Nur Augen und Ohren offenhalten«, sagte John. »Das nutzt vielleicht schon.«

George verließ das Office. Draußen war es dunkel geworden. Die Laternen warfen helle Lichtkreise auf den Staub der Mainstreet. Das Nachtleben der Minenstadt hatte begonnen. Noch immer soffen die Arbeiter und Digger auf Kosten der glücklichen Goldsucher, auf Kosten der zukünftigen Mine.

John Morgans Verhaftung war zwar nicht vergessen, ging aber in einem Meer aus Whisky unter. Spaß, wildes, zügelloses Leben war wichtiger als der Großrancher.

George glitt durch die Schatten, als sei er selbst einer. Immer wieder verharrte der Gesetzeshüter, lauschte, beobachtete.

Nichts Ungewöhnliches geschah. Irgendwo knallte ein Mann seinen Revolver leer. Kein Schrei folgte der Schießerei, und Rockwell entschied, dass es nicht der Mühe wert war, nachzusehen. Der Mann hatte in seiner Freude oder in seinem Whiskyrausch einfach auf die Sterne geballert.

George war nicht mehr weit vom Telegraphenoffice entfernt. Das stabile Blockhaus stand neben einem hohen Mast, der die Drähte trug. Lichtbahnen schimmerten aus den Fenstern.

Rockwell glitt näher heran, hörte das Ticken des Apparates und ahnte dumpf, dass diese Meldungen etwas mit John Morgan zu schaffen hatten.

Entschlossen stieß der Marshal die Tür auf und trat ein.

Sandy, der Telegraphist, sah kurz auf und hämmerte weiter auf die Taste, die ihn mit dem Rest der Welt verband.

Endlich hörte das Klappern auf, und Sandy lehnte sich seufzend zurück. Er sah Rockwell an, grinste schief und sagte: »Na gut, ich bin gerade mal rausgegangen, Blechstern. Du hast die Gelegenheit ausgenutzt und in meinen Unterlagen geschnüffelt, okay?«

George atmete auf, lächelte und nickte. Sandy stand auf, marschierte tatsächlich um seinen Arbeitstisch herum und murmelte: »Die beiden oberen Zettel sind für dich wichtig.«

Und dann ging der Mann der Western Union, der genau wusste, dass er seinen Job riskierte, ins Freie und betrachtete lange den Sternenhimmel.

Rockwell sprang über die Barriere, beugte sich ein wenig vor und las den Text auf dem Formular.

»An Seine Ehren Bundesrichter Elmer Hardwick, Denver«, las George. »John Morgan ermordete in Golden City einen wehrlosen Mann. Da Morgan in dieser Gegend ein bekannter Rancher ist, wird die Verhandlung gegen ihn sicherlich nicht korrekt geführt werden. Ich bin der Meinung, dass solche Kerle unschädlich gemacht werden müssen. Sie sind Gift für unser Land. Daher beantrage ich eine Verhandlung vor dem obersten Gericht des Territoriums vor einer wirklich neutralen Jury. Spencer Macomber, zurzeit in Golden City, Nugget-Hotel.

PS: Dass einer meiner Männer das Opfer war, macht meinen Wunsch nach einer gesetzmäßigen Verhandlung vielleicht verständlich.«

Rockwell hob das Papier an und sah darunter die Antwort! Sie musste schon vor mehr als einer Viertelstunde eingegangen sein. Und ihr Text verschlug dem Marshal der Stadt den Atem.

»Office des Bundesrichters, Denver, US-Deputy-Marshal Chet Quade wird hiermit angewiesen, den Verdächtigen John Morgan sicher nach Denver zu geleiten. Eine korrekte Verhandlung wird garantiert. Elmer Hardwick, Bundesrichter des Territoriums Colorado.«

Fassungslos starrte Rockwell die Buchstaben an. Der Apparat tickte plötzlich in wildem Stakkato. Eine Papierschlange wellte sich heraus, zuckte zu Boden, und auf einmal war es wieder ruhig.

Plötzlich hämmerte das Ding wieder los, kurz, abgehackt, auffordernd. Die Tür flog zurück, krachte ins Schloss, und Sandy sprang über die Barriere. Er betrachtete die letzten Punkte und Striche und gab eine Bestätigung durch.

»Das ist der Befehl an Chet«, murmelte Sandy. »Seine Ehren, Narr Elmer Hardwick weiß entweder nicht, dass Chet der Schwiegersohn des Verdächtigen ist, oder aber er weiß es sehr gut und nutzt dies im Sinne des Gesetzes.«

»Oder in Macombers Sinn«, erwiderte Rockwell leise. »Beides ist verflucht schlecht für John Morgan. Ich frage mich, was noch geschehen wird.«

Er sollte es bald erfahren. Denn als er weiter seine Runde ging, roch er plötzlich Kerosin.

Und ausfließendes Lampenöl bedeutete zu dieser Zeit eine Katastrophe. Der Sommer war heiß gewesen. Alles Holz hatte jede Spur von Feuchtigkeit verloren und sich zusammengezogen. Eine Gallone Kerosin genügte, um ganz Golden City in einen rauchenden Trümmerhaufen zu verwandeln.

Der Marshal rannte los, verließ sich ganz auf seine Nase. Der stechende Geruch wurde stärker. Plötzlich fauchte eine Feuerspur auf. In Hüfthöhe rasten die Flammen an Rockwell vorbei, erreichten ein Brettergebäude, leckten an den Wänden hoch, schlossen das kleine Haus vollkommen ein und griffen auf das Dach über.

Mit lautem Knacken platzen die Bretter. Die Feuerzungen loderten ins Innere des Hauses, und Rockwell zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen.

Denn dieses Gebäude war das Landbüro. Dort lagen alle Papiere und Urkunden, die über die Besitzverhältnisse in weiter Umgebung Auskunft gaben.



Tausende von E-Books und Hörbücher

Ihre Zahl wächst ständig und Sie haben eine Fixpreisgarantie.