Skull-Ranch 133 - Dan Roberts - E-Book

Skull-Ranch 133 E-Book

Dan Roberts

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Gold! Die beiden Landvermesser Don Lemmon und Jack Haskell können es kaum fassen, als sie im Grand-Mesa-Land auf dicke Goldadern stoßen. Endlich werden sie reich sein!
Ihr Freudentaumel dauert nicht lange, denn die Kiowa-Indianer betrachten den Schatz als ihr Eigentum, liegt er doch im Bereich einer Kultstätte. Und die Ahnen würden zürnen, wenn Weiße den heiligen Boden entweihen.
Aber Lemmon und Haskell schlagen alle Warnungen in den Wind. Die Gier nach Gold ist zu stark. Und die Indianer graben das Kriegsbeil aus...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 149

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Das Gold der Kiowa

Vorschau

Impressum

Das Goldder Kiowa

von Dan Roberts

Gold! Die beiden Landvermesser Don Lemmon und Jack Haskell können es kaum fassen, als sie im Grand-Mesa-Land auf dicke Goldadern sto‍ßen. Endlich werden sie reich sein!

Ihr Freudentaumel dauert nicht lange, denn die Kiowa-Indianer betrachten den Schatz als ihr Eigentum, liegt er doch im Bereich einer Kultstätte. Und die Ahnen würden zürnen, wenn Weiße den heiligen Boden entweihen.

Aber Lemmon und Haskell schlagen alle Warnungen in den Wind. Die Gier nach Gold ist zu stark. Und die Indianer graben das Kriegsbeil aus...

»Verdammt, Don, mir juckt der Skalp«, sagt der rothaarige Jack Haskell und blickt seinen Partner an.

Der Rote Jack kann sich zumeist auf seine Vorahnungen verlassen. Das hat er in dem Jahr bewiesen, in dem er mit Don Lemmon reitet.

Aber Don grinst nur und sagt: »Mann, Jack, wir haben es geschafft! Wenn wir bei den anderen sind, geht's los. In vier Wochen sind wir alle steinreich. Wir werden bis zum Bauch in Bergen von Dollars stehen. Was kann uns jetzt noch dazwischenkommen?«

Jack blickt misstrauisch zu den Kanten der Canyonwände hinauf. Überall entdeckt er Verstecke. Die Talwände sind von zahllosen Felsspalten durchzogen. Niedrige Kiefern und Wacholdersträucher stehen in kurzen Abständen nebeneinander.

Haskell zieht den Kopf zwischen die breiten Schultern. Das unbehagliche Gefühl verschwindet nicht. Im Gegenteil, es wird noch stärker. Unauffällig tastet der Rothaarige nach dem glatten Holz des Winchesterschafts.

»Lass das doch«, sagt Lemmon, der die Bewegung gesehen hat. »Wer sollte uns hier schon auflauern? Und wenn, wir stehen mit beiden Beinen im Glück, Partner. Haben wir das Gold erst verkauft, kann uns Uncle Sam mal. Wir geben die blöde Landvermesserei auf und ziehen uns zurück. Ich habe beschlossen, als reicher Mann den Rest meiner Tage zu genießen.«

Jack schüttelt den Kopf. Der untersetzte Mann versteht Dons Sorglosigkeit nicht. Sicher, sie haben die Goldader gefunden, die Höhle, in der drei oberschenkelstarke Stränge des gelben Metalls in den Wänden nur darauf warten, rausgekratzt zu werden.

Aber noch ist es nicht so weit! Noch haben sie das Gold nicht in Sicherheit gebracht. Und Verdruss kommt auf sie zu, das spürt Jack immer deutlicher.

Die beiden Männer sind im Grand-Mesa-Land unterwegs. Die Schwarzen Berge liegen mitten in diesem Gebiet. Sie sind den Kiowa heilig, genauso heilig wie die Höhle mit den Goldadern. Doch das wissen weder Jack noch Don. Sie wussten nur von dem Gold. Jetzt haben sie es gefunden und wähnen sich am Ziel.

Sie ahnen nicht, dass sie beobachtet werden, dass Haskells Gefühl ihn nicht trügt. Die Gefahr lauert bereits dicht vor ihnen.

Der Canyon windet sich in engen Biegungen nach Nordosten. Die Seitenwände des Tales ragen steiler auf. Nur noch Bergkräuter und die Portulakpflanzen wuchern auf Vorsprüngen.

Entschlossen zieht Jack die Winchester aus dem Scabbard und hebelt eine Patrone in das Lager.

»Wen erwartest du?«, fragt Don spöttisch.

Haskell gibt keine Antwort. Aus zusammengekniffenen Lidern mustert er die Felsen, die Oberkante der Abhänge und hält sein Gewehr schussbereit.

Und als er die Bewegung sieht, reißt er das Gewehr hoch und feuert.

Ein Murmeltier fällt von weit oben herab, dreht sich ein paarmal und prallt schließlich ein Dutzend Pferdelängen vor den beiden Reitern auf den Talboden.

Lemmon lacht laut und ruft: »Jack, da hast du unseren Feind! Es ist ein Murmeltier. O Mann, dreh' nur nicht durch. Ich wette, das Gold hat in deinem Kopf einiges durcheinandergebracht.«

Jack presst die Lippen zusammen. In seinen braunen Augen tanzen grüne Punkte. Dies ist ein Zeichen des Zornes. Don wird ganz still. Er muss sich beherrschen, denn wenn Jack wütend ist, vergisst er sich. Und gerade jetzt, wo der Reichtum so dicht vor ihnen liegt, dürfen sie sich nicht entzweien. Eine Auseinandersetzung könnte den anderen auf den Gedanken bringen, das Gold aus der Höhle alleine zu schürfen.

»Und wenn wirklich jemand auf uns wartet«, sagt Lemmon halblaut, »dann hast du ihn durch deinen Schuss gewarnt.«

Jack flucht und erwidert: »Meinst du, das habe ich mir nicht auch schon überlegt? Verdammter Mist!«

»Reg dich wieder ab«, rät Don. »Wir schaffen es schon. Wer sollte sich hier rumtreiben? Ich sage dir, du siehst Gespenster.«

Eine weitere Biegung liegt vor den Reitern. Eine Felsplatte ragt fast waagerecht aus der Talwand. Wie ein Dach bedeckt sie ein Viertel des Canyongrundes.

Haskell nimmt das Gewehr wieder an die Schulter. Don will etwas sagen, will sich trotz der Gefahr eines Streites über Jack lustig machen, als plötzlich ein Mann auf der Plattform steht.

Haskell drückt ab. Der Schuss peitscht, und der Indianer ist nicht mehr zu sehen.

»Hast du ihn erwischt?«, fragt Lemmon. »Verdammt, du hattest recht, Partner. Wir sind nicht allein.«

»Wenn sich noch andere Rothäute hier rumtreiben, wird es haarig für uns«, erwidert Jack. »Und ich weiß nicht, ob ich den Kerl voll getroffen habe.«

Die beiden Reiter haben die Pferde gezügelt und blicken sich um. Nichts Ungewöhnliches ist zu sehen. Nirgendwo taucht ein weiterer Krieger auf. Und doch spürt jetzt auch Don, dass die Gefahr auf sie lauert.

Er will etwas sagen, will vorschlagen, zurückzureiten und nach einem Trail zu suchen, der sie aus diesem Canyon bringt, als Haskell warnend die Hand hebt.

Lemmon lauscht angestrengt und hört leichten Hufschlag. Jetzt zieht auch Don seine Winchester und lädt durch. Sie haben keine andere Wahl. Sie fanden die Goldader, und jetzt wollen sie ihre Entdeckung auch ausbeuten. Ein paar Indianer sind schnell aus dem Weg geräumt, wenn sich die roten Stinker zwischen das Gold und seine Entdecker stellen.

Jack reißt mit der Linken am Zügel. Das Pferd wirft den Kopf hoch und dreht sich.

»Verflucht, von hinten kommen auch welche«, sagt Haskell scharf.

Er presst die Lippen zusammen, dass sie wie ein Strich wirken.

»Los, runter von den Gäulen, Don«, sagt Jack. »Wir müssen in Deckung. Wenn wir Glück haben, erledigen wir die beiden Trupps.«

»Und wenn nicht«, entgegnet Lemmon, »sehen wir uns im Himmel wieder.«

Haskell reitet nach links. Eine große Douglasfichte liegt dort und bietet dem Pferd notdürftig Deckung. Don lenkt sein Tier nach rechts in eine Felsspalte, lässt es umdrehen und rückwärts in die enge Lücke gehen.

Lemmons Standort ist nicht besonders gut. Er hat nur nach vorne freies Schussfeld. Reiter, die von beiden Seiten kommen, kann er nicht ohne Gefahr für sich selbst erwischen. Denn dazu muss er sich zu weit aus der Felsspalte hervorwagen.

Don schaut nach oben und bleibt wie erstarrt in dieser Stellung. Der Einschnitt im Gestein wird nach einigen Yards breiter. Und gegen die Helligkeit dort oben zeichnen sich deutlich vier Gestalten ab, die nach unten schauen, genau auf Don Lemmon.

Er ist in der Falle, in einer perfekten Falle, aus der es für ihn kein Entkommen gibt. Die geringste Bewegung von ihm, vom Pferd, wird einen Kugelhagel herausfordern. Alle vier Krieger zielen mit Gewehren nach unten. Deutlich erkennt Don die Lichtreflexe auf den Metallteilen der Waffen.

Er bleibt ruhig sitzen. Jetzt muss er kühlen Kopf bewahren. Vielleicht gibt es noch eine Möglichkeit für Jack und ihn, wenn sie sich nicht zur Wehr setzen.

Für einen Moment verflucht sich Lemmon selbst. Warum haben sie nicht die anderen mitgenommen? Aber die Antwort weiß Don ganz genau. Die sechs anderen Männer finden sich in diesem Felsengebiet nicht zurecht. Sie sind Männer des flachen Landes und würden sich verirren.

Hoffentlich schießt Jack nicht, denkt Don. Denn sonst sieht es mächtig böse für uns aus.

Aber Jack Haskell ist nicht der Mann, sich von ein paar Rothäuten in die Knie zwingen zu lassen.

Das Trommeln der Hufe wird lauter, schärfer. Und dann biegt ein Reitertrupp um die Krümmung des Canyons.

Jack zielt kurz und feuert. Das vorderste Pferd knickt zusammen. Sofort hebelt Haskell die nächste Patrone in den Lauf und drückt abermals ab. Das zweite Tier bricht zusammen. Die Indianer reißen ihre Ponys herum, verteilen sich im Tal und halten plötzlich moderne Winchestergewehre in den Händen.

Ein Bleihagel aus mehr als einem Dutzend Waffen fährt über Jack hinweg. Er duckt sich tief hinter den morschen, faulenden Stamm der Fichte und presst sein Gesicht in den Boden.

Eine zweite Salve! Die Geschosse durchschlagen das Holz, und ein Regen von feuchten Splittern geht auf Haskells Haare nieder.

»Verfluchter Mist«, sagt der Mann laut.

Er muss hier weg. Die Deckung ist miserabel. Und warum schießt Don nicht? Er muss die roten Halunken doch vor der Mündung haben!

Kein Schuss fällt mehr. Langsam hebt Jack den Kopf und späht über den Baumstamm zu den Roten hinüber. Sie halten ihre Pferde kurz vor der Biegung und versperren den Weg zurück.

Auch gut, denkt Jack, jetzt sollen die Kerle von der anderen Seite kommen. Irgendwie müssen wir uns doch durchkämpfen.

Die Hufe trommeln auf dem Boden. Das Geräusch ist so laut, dass Haskells Hoffnung zerstiebt. Dort galoppieren mindestens zwei Dutzend Reiter heran. Jack wirft sich herum und weiß, dass er aufgeben muss.

Die Indianer sitzen auf kräftigen schnellen Pferden. Alle Rothäute haben Gewehre, deren Metall in der Sonne aufblitzt.

Nur gut, dass wir vorher abgesprochen haben, was wir sagen werden, denkt Jack. Wenn einer von den Kerlen unsere Sprache kennt, werden sie uns ausquetschen wollen. Hoffentlich kommen wir heil aus der Sache raus. Von Indianern in diesem Gebiet hat Don nie was gesagt.

Der neue Kriegertrupp wird langsamer. Die Pferde marschieren im Schritt weiter.

Zum Zeichen, dass er aufgibt, wirft Jack sein Gewehr über die Deckung. Nichts geschieht. Vorsichtig hebt Haskell den Kopf. Die Roten zügeln ihre Tiere, bleiben ein Dutzend Längen entfernt stehen.

Mit einer Gatling Gun könnte ich sie alle in Stücke schießen, denkt Jack. Und dann wäre es mit den Kerlen vorbei, und niemand könnte uns mehr aufhalten.

»Der Weiße Mann ist ein Salamander«, sagt eine kehlige Stimme hinter Jack.

Er bleibt steif liegen und presst die Lippen zusammen. Da hat sich doch so ein roter Hundesohn in seinen Rücken geschlichen! Wer weiß, wie lange der Kerl schon da hockt und den Weißen beobachtet? Sicher hat sich der Krieger amüsiert über diesen Fremden, der sein Gesicht in den Dreck bohrte.

»Der Salamander liebt den feuchten Boden«, fährt der rote Hundesohn hinter Haskell fort. »Aber du kannst jetzt aufstehen, Mann.«

Langsam kommt Jack auf die Füße, schaut über die Schulter zurück und verspürt wilden Zorn in sich, als er das grinsende Gesicht eines breitschultrigen Indianers sieht.

»Nimm den Gurt ab. Lass ihn fallen«, sagt der Krieger in gutem Englisch.

»Und wie geht es weiter?«, will Haskell wissen. »Was habt ihr mit meinem Freund gemacht?«

»Er schaut nach oben«, erwidert der Krieger. »Und oben an seiner Felsspalte liegen vier Krieger und zeigen ihm ihre Gewehre.«

Jack flucht wie ein Mulitreiber. Das Grinsen des Indianers wird noch breiter. Haskell ist sicher, dass der rote Stinker die Situation richtig genießt. Und das macht Jack noch wütender.

Er schnallt ab, lässt den Gurt fallen und dreht sich ganz um. Nur ein langer Schritt, überlegt sich Jack, und ich kann dem Kerl das Grinsen aus dem Gesicht schlagen.

Haskell stößt sich ab, breitet beide Arme aus, will den Indianer umklammern, zu Boden zwingen und niederschlagen, aber seine Arme greifen ins Leere.

Mit einem blitzschnellen Sidestep ist der Krieger ausgewichen. Jack prallt auf den Boden, rollt sich herum und bleibt auf dem Rücken liegen. Der Weiße blickt in die Mündung seines eigenen Revolvers. Deutlich sieht Haskell, dass der Hahn gespannt ist. Und auf diese Entfernung wird nicht mal ein kleines Kind danebenschießen.

»Steh auf, Weißer Mann«, befiehlt der Rote. »Du kommst mit uns. Dein Gefährte auch.«

Jack schluckt trocken. Er spürt seinen Hals enger werden. Und das Jucken der Kopfhaut wird immer stärker.

»Wohin bringt ihr uns?«, fragt Haskell heiser.

»In unser Dorf«, erwidert der Krieger. »Unser Häuptling wird über euer Schicksal entscheiden.«

Langsam steht Jack auf und verflucht den Tag, an dem ihm Don von dem Gold erzählt hat, vom Gold der Schwarzen Berge im Herzen Colorados. Denn jetzt sieht es so aus, als gehörten sie beide zu den großen Verlierern. Die sechs anderen sind in der Wildnis dumm und blind. Sie werden niemals die Goldhöhle finden, und schon gar nicht Don und Jack.

Haskell nimmt sich vor, den Indianern, ihrem Chief, einen gewaltigen Bären aufzubinden. Vielleicht lassen die Roten sie laufen. Aber Jack weiß nicht, dass er es mit Big Nose zu tun hat. Und der ist mindestens so gerissen wie Don und Jack.

Es dauert nicht lange, bis die beiden Weißen auf ihren Pferden sitzen. Die Waffen, auch die Messer aus den Stiefelschäften, haben die Krieger ihnen abgenommen.

Lemmon und Haskell haben nicht die geringste Chance zur Flucht. Sie sind von mehr als drei Dutzend Indianern umgeben, die jede Bewegung ihrer Gefangenen argwöhnisch beobachten.

Big Nose sitzt in seinem Tipi und denkt über den Tod des Langen Messers nach, wie er Norman Carrington genannt hatte. Der General war ein Freund der Indianer gewesen. So manches Mal hatte es Big Nose nur ihm zu verdanken gehabt, dass seine Krieger ungeschoren geblieben waren.

Denn Chief Big Nose ist nicht nur ein schlauer Fuchs, sondern auch ein großer Krieger. Er kennt die Macht der Weißen und auch ihre Denkweisen. Als Kind in einer Missionsschule lernte der Häuptling lesen und schreiben, so dass er die Sprache der Weißen beherrscht. Und als er Häuptling wurde, verfolgte er einen schlauen Plan. Sein Stamm sollte nicht untergehen wie so viele der roten Rasse. Aus diesem Grund führte er seine Leute, die ihm treu ergeben waren, in die Berge Colorados. Von hier aus unternahmen die Krieger ihre Raubzüge und unternehmen sie noch immer.

Big Nose steht auf dem Standpunkt, dass die jungen Männer alles lernen müssen, was sie zu guten Kiowa-Kriegern macht. Nur so kann sich der Stamm ein Leben in Freiheit bewahren.

Aber da sind die Camps der Goldgräber. Und da ist die Skull-Ranch im weiten Blaugrastal. Dieses Land zählte Big Nose einst zum Eigentum des Stammes. John Morgan nahm es in Besitz, und der Chief war klug genug, diesen Weißen gewähren zu lassen. Denn Big Nose hatte erkannt, dass Morgans Männer furchtlos, hart und zäh waren. Sie würden um jeden Fußbreit Boden kämpfen und erst aufgeben, wenn sie getötet werden.

Außerdem, so denkt Big Nose, leiden wir in der kalten Jahreszeit keinen Hunger mehr, wenn die Jagd schlecht ist. John Morgans gefleckte Büffel sind sehr nahrhaft. Einen Teil schenkte der Rancher dem Stamm, und den anderen Teil stahlen die Krieger, wenn Not war, wenn der Hunger im Lager des Stammes umherging.

Aber jetzt ist General Norman Carrington tot. Das Land der Schwarzen Berge, das heilige Land der Kiowa gehörte ihm. So steht es auf einem Papier der Weißen. Was jetzt daraus wurde, vermag Big Nose nicht ganz abzusehen.

Er kennt die Weißen gut genug, um zu wissen, dass irgendjemand alles das, was Carrington gehört hatte, bekommt. Da gibt es eine Schwester, weit vom Land der Indianer entfernt. Würde sie das heilige Gebiet erhalten?

Big Nose beugt sich etwas zur Seite und schaut aus der Zeltöffnung. Schräg gegenüber steht das Tipi des Medizinmannes. Der Häuptling runzelt die Stirn, als er den langen, polierten Holzstab sieht, der vor der verschlossenen Zeltdecke steht. Ketten aus Zähnen der Tiere, aus getrockneten Beeren und Knochen und Schildkrötenpanzer hängen an dem Stock. Er warnt jeden, die Decken zu öffnen und einzutreten oder auch nur, den heiligen Mann des Stammes zu stören. Denn der Schnelle Bär macht große Medizin.

Big Nose verspürt leichtes Unbehagen, als er daran denkt. Denn ganz bestimmt bereitete der Medizinmann auch einen Fluch für den Häuptling vor. Sollten die Schwarzen Berge entweiht werden, so kommt dieser Fluch zur Wirkung.

Eigentlich fürchtet Big Nose solche Dinge nicht. Aber der alte Medizinmann ist mit allen Wassern gewaschen. Und schon mehr als einmal sind ihm erstaunliche Dinge gelungen.

Wenn aber jetzt ein Fremder in Besitz des Landes kommt, der anders denkt als Carrington und wenn das Gold in den Schwarzen Bergen entdeckt wird, dann wird es wahrscheinlich wieder zum Krieg mit den Weißen kommen.

Big Noses Gesicht ist nachdenklich und abweisend. Seine schwarzen Augen zeigen nichts von der Listigkeit, die der Chief besitzt, wenn es um wichtige Entscheidungen geht.

Big Nose weiß genau, wie dieser Krieg enden würde: mit dem Untergang des Stammes. Aber kämpfen muss er, wenn Weiße in das heilige Gebiet eindringen.

Sie werden kommen, denkt der Chief. Gold reißt bei den meisten Männern jeden vernünftigen Gedanken in einen Abgrund. Bei den meisten zumindest. John Morgan und die Männer, die er um sich hat, sind anders. Aber was nutzen etwa eine Handvoll Männer und ein Mädchen gegen viele Weiße, die verrückt nach Gold sind?

Ein Vogelruf durchbricht die Stille des Nachmittages. Der Blauhäher hat gerufen, und die Indianer wissen, dass dieses Zeichen von einem der Späher stammt, die das Land überwachen.

Big Nose setzte sich zurecht, blickt noch einmal misstrauisch zum Zelt des Medizinmannes hinüber und erwartet seine Krieger.

Es dauert nicht lange, bis die Pferde auf den freien Platz traben. Big Nose holt tief Luft. Auch das noch! Die Krieger haben zwei Weiße gefangen genommen. Die Bleichhäutigen sitzen ungefesselt in den Sätteln und verziehen ihre Gesichter wütend.

Ein Krieger sitzt ab und kommt zum Zelteingang.

»Häuptling, diese beiden Männer fanden wir in den Schwarzen Bergen«, berichtet der Kiowa seinem Chief. »Kleiner Wolf hat sich ihnen gezeigt, und einer der beiden hat sofort geschossen...«

Seufzend steht Big Nose nach dem Bericht des Mannes auf und geht ins Freie.

Die beiden Weißen starren fasziniert auf die mächtige Nase des Häuptlings, die das Gesicht zu beherrschen scheint.

»Hör mal zu«, sagte der Kleinere der beiden Fremden, »was soll das alles? Wir reiten friedlich durch das Land, und deine Krieger überfallen uns. So geht das nicht. Wenn das die Kavallerie erfährt, wird es schlimm für euch.«

»Verstehst du überhaupt eine ordentliche Sprache?«, fragt der andere.

Big Nose mustert die Weißen. Sie gefallen ihm nicht. Er spürt, dass sie üble Burschen sind und nur auf ihren eigenen Vorteil sehen.

»War es nicht so, dass ihr auf einen meiner Krieger geschossen habt?«, fragt Big Nose in fehlerfreiem Englisch. »War es nicht so, dass ihr gerne Pferde getötet habt?«