Skull-Ranch 137 - Dan Roberts - E-Book

Skull-Ranch 137 E-Book

Dan Roberts

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Beschreibung

Die Crane-Brüder sind ebenso verhasst wie gefürchtet. Seit die vier im San Juan County eine riesige Ranch geerbt haben, ist dort ihr Wille Gesetz.
Wie gefährlich es ist, sich einem Crane zu widersetzen, bekommt auch der junge Rick Harper zu spüren. Als er nach einem Streit Ed Crane in fairem Zweikampf tötet, beschuldigen ihn die anderen drei Brüder des Mordes.
Verzweifelt flieht Rick nach Colorado, wo er Zuflucht auf der Skull-Ranch suchen will. Doch die Crane-Brüder geben nicht auf. Eine gnadenlose Hetzjagd beginnt...

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Seitenzahl: 149

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Hetzjagd

Vorschau

Impressum

Hetzjagd

von Dan Roberts

Die Crane-Brüder sind ebenso verhasst wie gefürchtet. Seit die vier im San Juan County eine riesige Ranch geerbt haben, ist dort ihr Wille Gesetz.

Wie gefährlich es ist, sich einem Crane zu widersetzen, bekommt auch der junge Rick Harper zu spüren. Als er nach einem Streit Ed Crane in fairem Zweikampf tötet, beschuldigen ihn die anderen drei Brüder des Mordes.

Verzweifelt flieht Rick nach Colorado, wo er Zuflucht auf der Skull-Ranch suchen will. Doch die Crane-Brüder geben nicht auf. Eine gnadenlose Hetzjagd beginnt...

Verzweifelt starrt Rick auf den schmalen Pfad. Er schlängelt sich um den steilen Felsen in gewaltigen Windungen herum.

Für den Braunen ist dieser Weg zu schmal. Das Pferd bewegt sich im Gebirge zwar sicher, trotzdem will Rick nichts riskieren.

Verliert er in dieser Einöde sein Tier, ist er verloren.

Die Verfolger sind kaum einen halben Tagesritt hinter ihm. Sie werden ihn einholen und erbarmungslos töten.

Suchend schaut sich der junge Mann um. Nach einer Weile entdeckt er einen Spalt zwischen den hoch aufragenden Gesteinsblöcken. Er reitet nicht sofort darauf zu, nein, er mustert die gesamte Umgebung. Vielleicht findet sich doch ein besserer Weg.

Nichts, überhaupt nichts. Kein Felsband, kein Reitweg, nur der kaum fußbreite Pfad und die Öffnung weiter hinten.

Der Braune schnaubt ungeduldig. Er will weiter, spürt die Unruhe seines Reiters mit dem Instinkt des Tieres.

»Schon gut, Alter«, murmelt Rick Harper und klopft seinem Pferd den Hals, »wir trailen gleich weiter.«

Der Braune prustet und geht los. Von selbst marschiert er auf die Felsspalte zu. Es wird eng, sehr eng, doch als Rick die Füße aus den Steigbügeln zieht und hochhält, gelingt es dem Tier, sich durch die enge Öffnung zu zwängen.

Erleichtert atmet Harper auf. Vor ihm liegt ein Tal, das kaum eine Viertelmeile breit ist. Zu beiden Seiten ragen die Felsen steil nach oben. Auf kleinen Vorsprüngen, in schmalen Spalten wuchern Bergkräuter und Portulak. Vereinzelt wachsen Grasbüschel auf dem Talboden. Die grünen Flächen werden immer wieder von kahlem Gestein unterbrochen.

»Los, lauf«, sagt Rick und gibt seinem Pferd die Zügel frei.

Der junge Mann erkennt deutlich seine Chance. Hier kann er einen Vorsprung herausreiten, wenn er das Tier marschieren lässt. Die Verfolger müssen erst herausfinden, welchen Trail er einschlug, über den schmalen Felsenweg oder den durch die Felsspalte.

Das wird sie aufhalten, denkt Rick Harper. Mit viel Glück komme ich lange vor den Kerlen im Goldgebiet an. Dort wimmelt es von Menschen. Sie bilden meine Deckung. In den wilden Camps ist es fast unmöglich, einen bestimmten Mann zu finden, wenn er nicht gefunden werden will.

Ja, dies ist Rick Harpers Hoffnung, dass er sich zwischen tausenden von Diggern verstecken kann.

Als die Sonne im Westen hinter den Bergkämmen versinkt und die grauen Felsen mit rotgoldenem Licht überschwemmt, sucht sich Harper eine Deckung für sein Nachtlager.

Er findet eine Höhle. Sie ist geräumig genug, ihn und den Brauen aufzunehmen. Als Rick nach oben schaut, entdeckt er eine Öffnung im Deckgestein. Nach kurzer Zeit brennt ein kleines, fast rauchloses Feuer. Der Kaffeetopf steht in der Glut. Das Wasser brodelt schon. Wenige Minuten später ist der Kaffee fertig, und Rick röstet ein paar Streifen Fleisch in der Hitze der Flammen.

Der Braune steht ruhig im Hintergrund der Höhle. Harper fühlt, dass er sicher ist. Auch seine Verfolger werden die Nacht abwarten. In der Dunkelheit finden sie seine Spur nicht mehr.

Als Rick den ersten Becher Kaffee trinkt, denkt er über die Brüder Crane nach. Alle vier waren die großen Männer im San Juan County. Sie haben von ihrem Vater eine riesige Ranch geerbt. Die Cranes sind im County eine Macht. Sogar der Sheriff scheut sich, gegen die Großrancher vorzugehen.

Sie durften einfach nicht zulassen, dass ihr jüngster Bruder getötet worden war.

Es interessiert die anderen drei nicht, dass es sich um einen fairen Kampf gehandelt hatte. Mehr als zwei Dutzend Zeugen sagten aus, dass der Saloonkeeper das Kommando gab, bevor die beiden Männer zu den Colts griffen. Rick war eine Spur schneller gewesen. Bevor Ed Crane abdrücken konnte, hatte das Blei seinem Leben ein Ende gesetzt.

Und jetzt jagen Abe, Randolph und Harry Crane den Mann, der ihren Bruder getötet hat.

Sie sind kaum einen halben Tagesritt hinter Rick Harper. Alleine besaß er nicht die Spur einer Chance gegen die wilden Brüder Crane. Ihm ist nur die Flucht geblieben. In den Goldfeldern Colorados will er unterschlüpfen.

Jetzt jedoch braucht er Schlaf. Er schließt die Lider, dämmert nach Art der Männer der Wildnis dahin. Das geringste fremde Geräusch wird ihn sofort wecken.

Nichts geschieht in der Nacht. Rick erwacht, als im Osten der erste helle Streifen über den Horizont aufsteigt.

Der Gehetzte brüht sich Kaffee auf, hängt den fast leeren Futtersack um den Hals des Braunen und begnügt sich mit zwei Bechern Kaffee und einem Streifen Trockenfleisch.

Allmählich geht ihm der Proviant aus.

»Wird Zeit, dass ich in ein Diggercamp komme«, murmelt Rick, während er das Feuer löscht und seine Deckenrolle zusammenpackt.

Minuten danach trabt der Braune durch das enge Tal. In Rick taucht der Gedanke auf, dass es sich um einen Blindcanyon handelt, der keinen anderen Ausgang besitzt. Harper verspürt einen Anflug von Furcht und Gefahr. Gibt es wirklich keinen zweiten Weg aus diesem Tal hinaus, ist die Falle zugeklappt? Denn die Cranes werden seine Spur halten. Sie brauchen ihn nur auszuhungern. In ein paar Tagen ist Rick so schwach, dass er entweder aufgibt oder aber seine Verfolger überfällt. Beides bedeutet seinen Tod.

Harper hat Glück. Nach gut zwei Meilen verbreitert sich das Tal und mündet in freies Land. Erleichtert atmet der junge Mann auf, klopft dem Pferd den Hals und sagt laut: »Endlich, wir haben es wieder einmal geschafft.«

Seiner Berechnung nach müsste er schon seit Tagen durch Colorado reiten. Wenn er die nördliche Richtung beibehält, wird er spätestens nach einer halben Woche die Goldfelder erreichen.

Er gibt dem Braunen die Zügel frei. Das Tier galoppiert los. Sicher gefällt ihm diese Geschwindigkeit, denn in den letzten Tagen musste es vorsichtig und langsam gehen. Die schmalen Bergpfade ließen kein höheres Tempo zu. Jetzt tobt sich der Braune aus.

Rick ist erleichtert. Er verspürt Zuversicht in sich, wird es schaffen, und die drei Cranes sind nur noch eine Erinnerung.

Ungefähr zwei Stunden später geschieht es.

Harpers Brauner prescht über eine Hochebene, die mit zahllosen Steinbrocken übersät ist. Manche Felsen ragen höher auf als ein Haus.

Geschickt leitet Harper den Braunen zwischen den Trümmern hindurch. Er reagiert auf jeden Ruck der Zügel.

Plötzlich bleibt das Tier stehen, als sei es gegen eine Mauer gerannt. Ein Sekundenbruchteil später klingt das dünne Peitschen einer Winchester über die Mesa.

Rick zerrt sein Gewehr aus dem Scabbard, die Füße aus den Steigbügeln und reißt die Wasserflasche vom Sattelhorn.

Als der Braune in die Knie sinkt, springt der Reiter mit einem weiten Satz aus dem Sattel.

Rick Harper prallt hart auf den Felsboden, rollt weiter, kriecht wie eine Schlange über den Boden und gelangt in Deckung einiger Steine, die sich kniehoch auftürmen.

Keuchend ringt Harper nach Luft. Er hat die Brauen zusammengezogen, mustert die Umgebung, entdeckt jedoch keine Spur des heimtückischen Schützen.

Natürlich ist es einer der Cranes gewesen, denkt Rick. Sie haben sich getrennt. Vielleicht kennen sie dieses Land, die Wege nach Norden. Einer muss mich auf einem anderen Trail überholt haben und lauert mir auf. Verdammte Cranes!

Der Braune ist tot. Die Kugel schlug seitlich in seinen Kopf ein. Außer der Canteen und den Waffen besitzt Harper nur noch das, was er auf dem Leib trägt. Die Kleidung, ein Päckchen Tabak, Schwefelhölzer, gut hundert Schuss Munition und siebzig Dollar. Das ist ihm geblieben. Seine Ranch hat er innerlich längst aufgegeben. Die acht Dutzend prachtvoller Zuchtstiere werden in den Herden der Brüder Crane verschwinden.

Rick spürt Wut in sich. Am liebsten würde er losmarschieren und die verdammten Kerle einzeln abschießen.

Er weiß jedoch, dass die Cranes ihm überlegen sind. Zu dritt schaffen sie es, eine perfekte Falle zu stellen, eine Falle, aus der es für Rick Harper kein Entkommen mehr gibt. Ihm bleibt nur noch die Flucht zu Fuß. Sattel, Zaumzeug und Deckenrolle muss er zurücklassen. Es geht um sein Leben, und die Chancen stehen mächtig schlecht für den jungen Mann.

Er hängt sich die Wasserflasche am Riemen um den Hals, prüft den Sitz des Revolvers im Holster und hält die Winchester in der Linken. Im Wolfstrab läuft Rick los. Er muss von dieser Hochebene weg. Im zerklüfteten Bergland findet er bessere Deckung, gute Verstecke.

Es dauert lange, ehe Harper das Ende der Mesa erreicht. Überlegend bleibt er stehen und blickt nach unten. Vier Wege führen hinab. Welchen soll er nehmen?

Er entscheidet sich für den schmalen, kaum fußbreiten Pfad. Hier vermag kein Reiter zu folgen.

Harper setzt einen Fuß vor, verlagert das Gewicht, geht weiter, und hinter ihm peitscht ein Gewehr. Heiß schrammt das Blei über Ricks Schulter, reißt eine Furche, zerfetzt das Hemd und saust weiter.

Harper lässt sich fallen. Er rutscht ein paar Yards über das Felsband, bevor er das Gleichgewicht verliert und abstürzt. Der Aufprall raubt ihm die Besinnung.

Reglos liegt der Gehetzte auf einem Vorsprung, der etwa armlang aus der Steilwand ragt.

Rick spürt ein Hämmern im Kopf, als er die Lider wieder aufschlägt. Gleichzeitig geht von seiner Schulter ein brennender Schmerz aus.

»O verflucht«, murmelt der Mann, »meine Chancen werden immer schlechter. Sie sind direkt hinter mir. Ich brauche ein Versteck.«

Behutsam wendet er den Kopf, mustert seine unmittelbare Umgebung und erkennt, dass sein Schutzengel den Daumen dazwischen gehabt hat.

»Zwei Inches weiter, und ich wäre jetzt tot«, sagt Harper leise.

Er starrt in den Abgrund, dessen Boden mehr als dreihundert Yards unter dem Felsvorsprung liegt.

Langsam schiebt sich Rick zurück, gelangt auf die Füße und hat auf einmal das Gefühl, in seinem Kopf ein Karussell zu spüren. Erst nach ein paar Minuten vergeht dieses Gefühl. Erleichtert atmet der Mann auf. Er wagt einen langen Schritt, der ihn auf das Felsband zurückführt, das er für seinen Abstieg benutzen will.

Geduckt schleicht Harper weiter hinab. Erst als sein Kopf nicht mehr über die Kante ragt, richtet sich Rick auf und geht schneller.

Immer wieder schaut er misstrauisch zu den anderen Wegen hinüber. Zwei sind breit genug, um Pferdehufen Halt zu bieten. Dort werden seine Verfolger erscheinen, mit Sicherheit. Es kommt nur darauf an, ob Rick schneller und besser schießt als sie. Sobald er den ersten Crane sieht, muss er abdrücken.

Harper erreicht die Talsohle. Erst jetzt sieht er das blau schimmernde Gras, das wie ein dichter Teppich wirkt. Rick hörte schon von Bluegrass, sieht es jetzt aber zum ersten Mal. Dieses Gras macht Rinder und Pferde zu wahren Prachtexemplaren.

»Zum Ranchen ist das Tal zu klein«, sagt Harper halblaut zu sich selbst. »Kein Wunder, dass es noch niemand in Besitz genommen hat.«

Wütend vertreibt er diese Gedanken. Er hat wahrhaftig keine Zeit, sich mit solchen Dingen zu beschäftigen, denn die Brüder Crane reiten auf seiner Fährte. Sie geben nicht auf, niemals. Sie wollen Rick Harpers Leben. Der Tod ihres kleinen Bruders soll mit dem Tod seines Gegners gesühnt werden.

Lassen sie Harper entkommen, bröckelt ihre Macht im San Juan County ab. Die anderen Menschen dort spüren dann, dass die Cranes nicht unbesiegbar sind, dass sie sich nicht alles erlauben können. Und das darf nicht sein.

Rick läuft zur östlichen Talwand hinüber, die im Schatten liegt. Er nutzt jede Deckung aus, bleibt immer wieder stehen und sichert nach hinten. Von den Cranes entdeckt er keine Spur.

Harper wirft sich hinter einen Geröllhaufen, als er Hufschlag vernimmt. Verdammt, haben ihn die Cranes irgendwie überholt? Greifen sie jetzt von vorne an?

Langsam wendet Rick den Kopf. Auf dem breitesten Weg an der Flanke der Mesa gehen drei Pferde vorsichtig nach unten.

Sie sind immer noch hinter mir, denkt Harper. Wer kommt von der anderen Seite? Gerate ich jetzt zwischen zwei Feuer?

Er muss abwarten. Die Entfernung für einen sicheren Schuss ist zu groß. Nur ein Glückstreffer könnte eines der Pferde seiner Verfolger erwischen.

Rick grinst breit, trotz seiner Schmerzen. Er hat eine Idee. Wenn von vorne andere Reiter kommen, werden sie ihm sicher helfen. Harper reißt die Winchester an die Schulter und jagt fünf Schüsse zurück. Die Brüder Crane verhalten ihre Pferde. Aus leicht zusammengekniffenen Lidern späht Rick zurück. Keines der Tiere ist getroffen. Jedoch wissen die Verfolger, dass ihr Wild im Moment die bessere Position einnimmt. Reiten sie weiter, kann Harper sie einzeln abschießen.

Der Hufschlag der anderen Pferde wird lauter. Rick wendet den Kopf. Drei Reiter galoppieren über das Blaugras. Die Männer sitzen nach Art der Cowboys in den Sätteln, halten die Gewehre schussbereit über den Oberschenkeln.

Rick schaut zurück. Die Brüder Crane bringen das Kunststück fertig, ihre Pferde auf dem engen Felsenweg zu wenden. Sie marschieren bergauf. Die drei Fremden bilden für die Verfolger eine zu große Streitmacht. Sie geben auf, für jetzt.

Harper weiß genau, dass sie weiterhin versuchen werden, ihn zu stellen und zu töten.

Im Augenblick aber ist Rick in Sicherheit.

Wie gebannt blicken die Männer auf die beiden Stiere. Die Tiere sind beide alt und erfahren. Sie tragen zahllose Narben, die von wilden Auseinandersetzungen mit Artgenossen herrühren.

In gut drei Längen Abstand stehen sich die zornigen Bullen gegenüber. Sie brüllen, scharren mit den Vorderhufen hart über den Boden und reißen große Grassoden heraus.

Jetzt!

Die Stiere rennen los. Dumpfes Dröhnen hallt auf, als sie mit den Köpfen zusammenprallen. Für ein paar Momente verhaken sich die weit ausladenden Hörner ineinander. Eine Spitze bricht ab, als der alte Mooshornbulle sich mit Gewalt befreit. Er schlenkert mit dem Kopf, eine gefährliche Bewegung, die dem Gegner die Schwarte aufschlitzen soll.

Jedoch der andere Stier ist mindestens ebenso erfahren wie sein Rivale. Wie eine Katze springt der etwas jüngere Bulle zur Seite, hat für einen Augenblick alle viere in der Luft. Und nun stößt er seinerseits mit den Hörnern, erwischt den Alten an der Schulter, und ein breiter Blutstrom rinnt über das dichte Fell.

Der Alte gibt sich nicht geschlagen. Er ist der King der Südweide, und er will der Anführer der zahllosen Longhorns bleiben.

Die Rinder sehen neugierig zu, als wüssten sie, worum es geht.

Triumphierendes Gebrüll schallt aus dem Maul des jüngeren Bullen, als sich sein Gegner abwendet.

»Pass auf, jetzt kommt sein großer Trick«, ruft Brazos mit dröhnender Stimme.

Einen Moment lang wendet der Alte den Kopf und starrt Brazos an.

»Schon gut, reg' dich nur nicht auf!«, brüllt der Cowboy. »Ich wollte dich nicht verraten!«

Shorty lacht und tippt sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. Auch Chet grinst, als er Brazos Besorgnis in dessen Tonfall hört.

Der Alte brummt laut, wird schneller und schlägt plötzlich einen Haken! Mit rasender Geschwindigkeit galoppiert er auf den Herausforderer zu, der überhaupt nicht weiß, wie ihm geschieht. Bevor er zur Seite springen, ausweichen kann, ist es geschehen.

Das noch spitze Horn des alten Mooshornbullen reißt dem Angreifer die Haut bis aufs Fleisch auf. Ein letzter Schlenker mit dem Kopf, und die Spitze bohrt sich noch einmal kräftig in die mächtigen Muskeln über dem Hinterbein.

Mit erschrecktem lauten Brüllen reißt sich der Herausforderer los und jagt davon.

Der Alte wirft den Kopf hoch und stößt ein Triumphgebrüll aus, das von den Bergen widerhallt. Die weiblichen Rinder drängen heran, bilden einen Kreis um den King, der wieder einmal nicht zu schlagen war.

»Los, hinter dem anderen her«, ruft Chet und gibt seinem Rappen die Zügel frei. »Er ist zu kostbar. Der Stier darf uns nicht verbluten.«

Shorty und Brazos reißen ihre Pferde herum. Das knochige Tier des kleinen Cowboys wiehert empört. Aber die Stute folgt dem Druck der Absätze und galoppiert mit merkwürdigen Sprüngen hinter den anderen her. Rosinante sieht im Galopp wie eine Bergziege aus, die über felsige Hindernisse setzt. Die gesamte Erscheinung dieses Pferdes lässt jeden normalen Reiter schaudern. Aber in Wirklichkeit ist sie ein ganz ausgezeichnetes Tier, zäh, ausdauernd, schnell und geschickt in den Bergen.

Es dauert nicht lange, bis sie Brazos schweres Pferd eingeholt hat. Der massige, über zweihundert Pfund schwere Mann benötigt die kräftigsten Tiere. Brazos grinst den Kleinen an, als Rosinante mit dem braunen Wallach gleichzieht.

»Das war ein Kampf, was?«, dröhnte die Stimme des Riesen, »Mann, in zwei Jahren ist der jüngere Stier der Anführer auf der Südweide.«

»Oder er macht sich schon vorher mit einem Harem selbstständig«, antwortet Shorty. »Dann haben wir eine Menge Arbeit, die Biester wieder zur Hauptherde zurückzutreiben.«

Brazos vollführt eine wegwerfende Handbewegung. Was soll dies Gejammere denn? Das ist doch ihr Job. Dafür werden sie von John Morgan bezahlt. Und sie alle sind hervorragende Rindermänner, zahllose Male von Texas nach Kansas mit Treibherden gezogen und schließlich hier im Bluegrass Valley, im Herzen von Colorado zur Ruhe gekommen.

Chet hält auf seinem Rappen die Spitze. Der ehemalige Revolvermann spürt eine Vorahnung, wittert so etwas wie Gefahr. Seine Instinkte warnen ihn noch immer, obwohl er kein professioneller Kämpfer mehr ist, sondern John Morgans Vormann und Schwiegersohn.

Und als die Reiter nur noch knapp zwei Dutzend Längen von dem schmalen Canyon entfernt sind, hören sie Schüsse!

Sofort zügelt Quade seinen Rappen und lauscht.

Der Stier ist in einem schmalen Gang verschwunden, der sich nach einer halben Meile zu einem Talkessel erweitert. Dort findet der Bulle keine Möglichkeit, zu entkommen.

Das Peitschen der Schüsse jedoch kommt aus einem anderen Einschnitt zwischen den Felsen.

Shorty und Brazos sehen, wie das Gesicht ihres Vormannes ausdruckslos wird. Lediglich die schwarzen Augen funkeln. Die beiden Cowboys kennen ihren Freund gut genug. Sie wissen, dass sie zuerst auf die Schießerei zureiten werden.

Denn alles, was in unmittelbarer Nähe des weiten Bluegrass Valley vorgeht, interessiert die Männer der Ranch. Mehr als einmal versuchten Banditen und Rustler, die Skull-Ranch auszurauben.

Chet übernimmt wieder die Spitze. Er kennt dieses Tal genau und weiß, dass es nach einer Viertelmeile ungefähr einen Bogen beschreibt. Bis zu der Biegung lässt Quade den Rappen galoppieren.



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