Skull-Ranch 131 - Dan Roberts - E-Book

Skull-Ranch 131 E-Book

Dan Roberts

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Beschreibung

Old Joe hat sein halbes Leben im Jail verbracht. Jetzt will der Oldtimer es mal mit einem ehrlichen Job versuchen. In Golden City arbeitet er im Nugget-Saloon als Barkeeper.
Eines Tages tauchen dort ein paar zwielichtige Gestalten auf, die Old Joe sofort als Postkutschenräuber wiedererkennt. Als er dem Marshal seinen Verdacht mitteilt, überstürzen sich die Ereignisse. Der Tresor des Saloons wird geknackt und der vorbestrafte Old Joe verhaftet.
Ausgerechnet ein toter Skull-Cowboy wird Old Joe helfen...

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Inhalt

Cover

Old Joes letzter Kampf

Vorschau

Impressum

Old Joesletzter Kampf

von Frank Callahan

Old Joe hat sein halbes Leben im Jail verbracht. Jetzt will der Oldtimer es mal mit einem ehrlichen Job versuchen. In Golden City arbeitet er im Nugget-Saloon als Barkeeper.

Eines Tages tauchen dort ein paar zwielichtige Gestalten auf, die Old Joe sofort als Postkutschenräuber wiedererkennt. Als er dem Marshal seinen Verdacht mitteilt, überstürzen sich die Ereignisse. Der Tresor des Saloons wird geknackt und der vorbestrafte Old Joe verhaftet.

Ausgerechnet ein toter Skull-Cowboy wird Old Joe helfen...

»Hau ab, Alter!«, sagte der Wirt mit harter Stimme. »Ich habe nichts zu verschenken. Wenn du deinen Whisky nicht mehr bezahlen kannst, dann scher dich raus, sonst werde ich nachhelfen.«

Der schwergewichtige Salooner ließ seine Muskeln spielen, die sich deutlich unter seinem Hemd abzeichneten. Auf seiner Stirnglatze spiegelten sich Schweißtropfen.

Im Saloon von Colorado Springs war es still geworden. Mehr als ein Dutzend Augenpaare richteten sich auf den Oldtimer, der gegen den Tresen lehnte und dem Wirt sein leeres Whiskyglas zugeschoben hatte.

Die Kleidung des Alten sah zerschlissen aus. Die Nähte waren an einigen Stellen aufgeplatzt. Tiefe Falten furchten Joe Kerrigans Gesicht, das von einem wuchernden Bartgestrüpp bedeckt wurde. Seine blauen Augen lagen tief in den Höhlen.

»Nur noch einen Drink«, krächzte Old Joe dann. »Nur noch einen, Mister. Dann schleiche ich mich davon.«

»Verschwinde, Alter«, fauchte der Wirt grob. »Hier gibt es nichts geschenkt. Und wenn du nicht gleich abhaust, dann werfe ich dich zum Saloon hinaus!«

Der Oldtimer sackte noch mehr in sich zusammen. Seine Schultern senkten sich resignierend. Dann griff er nach seinem unförmigen Stetson und setzte diesen auf sein silbernes Haar.

Ohne dem Salooner noch einen Blick zu gönnen, schlurfte Joe Kerrigan auf den Ausgang zu. Das Stimmengemurmel setzte wieder ein. Der Wirt grinste zufrieden. Seine zu Fäusten geballten Hände öffneten sich wieder.

Einer der Gäste, ein noch junger Bursche, stellte dem Alten ein Bein, der sich auch sofort auf sein Sitzleder setzte. Einige Männer lachten.

Old Joe brummte böse und wuchtete sich schwerfällig in die Höhe. Er blickte den jungen Mann an und schüttelte dann den Kopf.

»Auch du wirst einmal älter werden, mein Junge«, sagte er dann. »Falls du es überhaupt schaffst und nicht vorher ins Gras beißt. Sei nur froh, dass du mir nicht vor zehn Jahren begegnet bist, denn dann hätte ich dich jetzt aus den Stiefeln gepustet.«

Old Joe lief weiter. Gelächter folgte ihm. Bald stand er im Freien und zog die frische Nachtluft in seine Lungen. Fern und klar funkelten die Sterne.

Joe Kerrigan versenkte seine beiden Hände in die Hosentaschen, in denen sich kein rostiger Cent mehr befand. Er war pleite, besaß nur noch das, was er auf der Haut trug und sein Maultier, das einige Yards entfernt an einem Baum angebunden war und dort mit hängendem Kopf stand.

Old Joe trat auf das Muli zu, das nun seine Nüstern gegen seine Schulter rieb und leise schnaubte.

»Wir müssen weiter, Rocky. Niemand will uns hier haben. Arbeit habe ich auch nirgends bekommen. Was sollen die auch mit einem alten Narren wie mir anfangen?«

Der Alte kletterte in den Sattel, nachdem er die Zügel gelöst hatte. Rocky, wie Joe Kerrigan das Maultier getauft hatte, setzte sich in Bewegung, trabte die staubige Mainstreet von Colorado Springs entlang und ließ bald die letzten Häuser hinter sich.

»Es ist schon verdammt schwer, ehrlich zu bleiben«, brabbelte der Oldtimer. »Ich habe mir aber geschworen, nicht mehr mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. Die letzten sechs Jahre haben mir genügt, die ich im Jail verbracht habe. O verdammt, warum gibt mir einfach niemand eine Chance.«

Der Oldtimer schwieg. Seine faltigen Hände krampften sich um die Zügel. Dunkelheit umgab ihn, die nur von silbernem Mondlicht leicht erhellt wurde.

Eine Stunde verging. Rocky folgte einem ausgefahrenen Wagenweg, der sich durch die Wildnis schlängelte. Der Kopf des Oldtimers war auf die Brust gesunken.

Die nächtliche Stille wurde plötzlich durch aufpeitschende Schüsse zerrissen. Der Kopf des Alten ruckte hoch. Verschlafen fuhr er sich über die Augen.

Erneut fielen Schüsse, die hohl an die Ohren des alten Mannes klangen, der nun von einer Sekunde zur anderen munter wurde. Er zügelte sein Maultier.

Rocky wandte ihm den Kopf zu und wieherte leise.

»Das schmeckt dir wohl auch nicht, mein Alter, nicht wahr?«, murmelte der Oldtimer. »Wir beide haben beschlossen, uns aus allem herauszuhalten. Und das werden wir auch tun.«

Old Joe sah sich um. Er befand sich noch immer auf dem Wagenweg. Die Böschung stieg rechts und links leicht an. Wacholderbüsche und Haselnusssträucher säumten den Trail. Auch Colorado-Zedern und Murray-Fichten reckten sich gegen den nachtdunklen Himmel.

Nochmals krachte ein Schuss. Nach der Lautstärke zu urteilen, konnte er nicht sehr weit von Old Joes Standort gefallen sein. Der Alte hatte es nun eilig. Er kletterte aus dem Sattel, zog seinen Rocky die Böschung empor und führte das Muli zwischen einige Sträucher, die ungefähr fünfzig Yards vom Wagenweg entfernt wuchsen.

Old Joe lauschte. Die Schüsse waren verstummt. Stille lag über dem Gelände. Der Alte schob seinen Stetson in den Nacken und fuhr sich durch seinen Bart.

Schließlich siegte seine Neugierde.

»Du bleibst hier, mein Alter«, flüsterte er dicht an Rockys Ohren. »Verdirb dir nur nicht den Magen an dem Grünzeug. Ich will mal nachsehen, wer dieses Feuerwerk abgebrannt hat.«

Der alte Joe Kerrigan schlich los, schob sich durch die Büsche und näherte sich wieder dem Wagenweg, der immer mehr zu einem Hohlweg wurde.

Einige hundert Yards weiter vernahm er das Wiehern von Pferden und raue Stimmen, die immer deutlicher wurden, je näher sich Old Joe anschlich.

»Bei der geringsten unvorsichtigen Bewegung knallt es«, vernahm Old Joe eine heisere Stimme. »Los, rückt eure Wertsachen heraus. Ich sage es kein zweites Mal.«

»Ein Überfall«, flüsterte der Oldtimer vor sich hin.

Dann sah er auch schon die Postkutsche unter sich im Hohlweg. Eines der Gespannpferde lag am Boden. Einige dunkle Gestalten standen mit erhobenen Händen seitlich neben der Kutsche. Zwei Männer hielten ihre Revolver auf die Reisenden gerichtet.

Ein dritter trat nun auf die Reisenden zu, um sie um Brieftasche, Geldbeutel und andere Wertgegenstände zu erleichtern. Kutscher und Beifahrer saßen mit erhobenen Händen auf dem Kutschbock.

Old Joe erkannte nun auch noch einen vierten Banditen, der zwischen zwei Büschen stand und die Stage-Coach-Fahrer mit seinem Gewehr bedrohte.

Old Joe blieb stehen.

Er wusste, es hatte keinen Sinn, sich in dieses heiße Spiel einzukaufen. Hier gab es für ihn nichts zu holen, außer heißem Blei. Joe Kerrigans Hand tastete zur Hüfte. Erst dann fiel ihm ein, dass er schon seit seiner Entlassung aus dem Gefängnis keinen Revolver mehr trug. Und sein altes Schrotgewehr steckte im Scabbard.

Trotzdem blieb der Alte zwischen den Büschen stehen. Die Distanz betrug ungefähr dreißig Yards. Die Augen des Oldtimers verengten sich. Er musterte die vier Outlaws eingehend. Sie hatten Halstücher über Mund und Nase geschoben.

Hin und wieder sah sich einer der Banditen um. Er konnte Old Joe aber nicht entdecken, der sich noch tiefer duckte und mit seiner Deckung verschmolz.

Der Bandit hatte nun die Reisenden abkassiert. Sie mussten sich bäuchlings auf den Boden legen. Die Outlaws nickten den beiden Wells-Fargo-Männern auf dem Kutschbock zu.

»Runter mit euch. Ihr legt euch neben eure Fahrgäste. So werdet ihr eine halbe Stunde lang liegenbleiben. Wir beobachten euch. Und wenn ihr nicht pariert, dann schießen wir euch die Köpfe von den Schultern. Ist das klar?«

Die beiden bereits älteren Männer nickten sofort und führten den Befehl des Halunken aus.

Old Joe hatte genug gesehen. Er wollte sein Leben nicht noch mehr in Gefahr bringen und trat den Rückzug an. Wieder schlich er oberhalb des Hohlwegs entlang und verursachte kaum Geräusche. Schon wollte er sich auf das Dickicht zubewegen, in dem er sein Maultier versteckt hatte, als er Hufschläge vernahm.

Joe Kerrigan duckte sich.

Die Hufschläge wurden lauter. Joe erkannte vier Reiter, die den Hohlweg entlangritten. Gelächter schallte an seine Ohren. Die vier Outlaws freuten sich über den Erfolg ihres Coups.

Nun konnte Old Joe die vier Banditen erkennen, die längst die Halstücher heruntergestreift hatten. Kerrigan sah drei harte Gesichter, die er wohl niemals in seinem Leben vergessen würde. Das vierte Gesicht war das Antlitz einer Frau. Sie musste es gewesen sein, die die beiden Wells-Fargo-Männer in Schach gehalten hatte.

Ihre fraulichen Formen waren nun nicht mehr zu übersehen, obwohl sie einen Stetson trug, der ihr langes Haar verbarg.

»Das hat prächtig geklappt«, vernahm Joe Kerrigan eine Stimme. »Nun sind wir wieder für einige Zeit flüssig, Jungs. Wir werden...«

Die Stimme wurde leiser, verstummte dann ganz, denn die Pferde der vier Outlaws hatten inzwischen etliche Yards zurückgelegt. Old Joe blieb noch einige Minuten sitzen. Längst waren die Hufschläge verstummt.

»Zum Henker«, flüsterte der Alte. »Nun sollte ich einen ganz großen Bogen um die Stage Coach machen, sonst hängt man mir vielleicht das alles an.«

Er lief zu seinem Rocky, zog sich in den Sattel und ritt los. Bald verklangen auch die Hufschläge des Maultieres.

»Aufstehen, ihr Schlafmützen. Das Frühstück ist fertig. Wenn ihr es euch nicht sofort holt, schütte ich alles wieder weg!«

Doc Smokys Stimme hallte laut über das kleine Camp im Norden des Bluegrass Valley. Nun nahm er einen Schöpflöffel und trommelte damit gegen eine gusseiserne Pfanne.

Damit schreckte auch der letzte Langschläfer hoch und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Die Cowboys von der Skull-Ranch wickelten sich aus ihren Decken, gähnten, und mancher von ihnen starrte wütend zu dem alten Ranchkoch hinüber, der einen derartigen Heidenlärm vollführte.

Doc Smoky hörte endlich mit seinem Radau auf. Dabei strahlte er über sein verwittertes Piratengesicht und nickte Brazos freundlich zu, der sich wie ein wütender Büffelbulle näherte. Der Alte schien wie ein rotes Tuch auf den schwergewichtigen Cowboy zu wirken.

»Du bist ein verdammter Radaubolzen«, grollte Brazos. »Das lasse ich mir nicht mehr länger gefallen. Du könntest auch ein wenig sanfter mit uns umgehen. Jedes Mal hat man den Eindruck, von einem Stamm wilder Indianer überfallen zu werden.«

»Reg dich wieder ab, Dicker«, entgegnete Doc Smoky noch immer grinsend. »Morgen wecke ich dich mit einem liebevollen Kuss auf die Stirn, wie es eine gute Mam tut. Ist dir das vielleicht lieber?«

Brazos zuckte erschreckt zusammen, trat dabei Shorty auf den Fuß, der gleich darauf wie ein betrunkener Medizinmann durch die Gegend hüpfte.

Jimmy Twodance, Clay Rodgers und Roy Jenkins, drei noch junge Skull-Cowboys begannen zu lachen.

»Tut mir wirklich leid, Kleiner«, sagte Brazos und hielt dann dem Oldtimer einen Teller unter die Nase.

»Los, schaufel mir schon eine doppelte Portion Eier mit Speck darauf, Alter. Wenn du nicht ein so guter Koch wärst, dann hätten wir dich schon längst gelyncht.«

Doc Smoky füllte den Teller. Brazos trabte davon, bediente sich aus dem großen Kaffeekessel und setzte sich auf seinen Sattel. Die anderen Cowboys holten sich ihr Frühstück, vertilgten es und traten dann zu einem kleinen Bach, der nur einige Pferdelängen entfernt, sich silbern durch das Gras schlängelte.

Meistens fiel die Morgenwäsche dürftig aus. Heute war es nicht anders.

»Beeilt euch, Jungs!«, rief Doc Smoky. »Euer Vormann ist im Anmarsch. Und ihr solltet in den Sätteln sitzen, wenn er das Camp erreicht. Auf euch wartet heute viel Arbeit.«

Einige Minuten später näherte sich Chet Quade auf einem prächtigen Rapphengst. Zufrieden nickte er seinen Cowboys zu und wünschte ihnen einen guten Morgen.

»Alles klar, Alter?«, fragte er den Ranchkoch.

»Natürlich, Chet. Die Jungs sputen sich mächtig, wenn ich das Kommando habe. Wie geht es auf der Ranch? Ist alles in Ordnung? Ich hoffe, Mary-Lou hält sich an meine Ratschläge und kocht so, wie ich es ihr beigebracht habe.«

Chet Quade, der ehemalige Revolverkämpfer, nickte.

»Sie kann es prächtig, Smoky. Du bist ihr ein ausgezeichneter Lehrmeister gewesen.«

Der Oldtimer seufzte zufrieden und blickte dann den Reitern hinterher, die schon bald in einem Seitenarm des Bluegrass Valley verschwanden.

Er sammelte das leere Geschirr ein, um es zu spülen. Dabei sang Doc Smoky sein berühmtes Lied, das mit den dreiunddreißig Strophen, und zündete sich später seine Pfeife an.

Die Sonne sandte ihre ersten Strahlen in das Tal und fraß die letzten Nebelschleier auf. Smoky warf einen Blick zum Himmel, der sich blau und wolkenlos wie ein riesiger Baldachin über dem Land wölbte.

Ein neuer, heißer Tag mit viel Arbeit wartete auf die Männer von der Skull-Ranch.

»Na, dann will ich mich ums Mittagessen kümmern«, sagte Doc Smoky zu sich selbst. »Mal sehen, was ich den Jungs heute kochen werde.«

Joe Kerrigan atmete auf, als er die ersten Häuser von Golden City vor sich sah. Seit über acht Tagen war er von Colorado Springs unterwegs.

Zweimal hatte er sich durch Gelegenheitsarbeiten die leeren Taschen ein wenig gefüllt. Doch jetzt besaß er nur noch einen Dollar. Sein Magen knurrte, als er an einem Goldgräbercamp vorbeiritt, wo einige Digger frühstückten.

Der Alte wurde mit misstrauischen Blicken gemustert. Er nickte nur und tätschelte seinem Rocky den Hals.

»Wir haben es gleich geschafft, mein Alter«, murmelte er dann. »Du bekommst auch eine Extraportion Hafer, Rocky. Auch wenn es mich meinen letzten Cent kostet.«

Der Oldtimer ritt die Mainstreet entlang, auf der kaum Betrieb herrschte. Nur ein paar Hunde lungerten herum, die sich aber schnell verzogen, als das Maultier seine Zähne zeigte und nach einem der Straßenköter auskeilte.

»Sei nur friedlich, Rocky«, sagte der Alte. »Ich will es auch sein. Vielleicht gelingt es mir, einen Job zu finden. Das wäre prächtig.

Dann könnte ich mir endlich wieder einmal den Magen vollschlagen und mir auch einige Drinks genehmigen.«

Joe Kerrigan kletterte müde aus dem Sattel und band sein Pferd am Hitchrack vor dem Golden Nugget-Saloon fest, der zu dieser frühen Stunde noch geschlossen hatte.

Der Alte sah sich um.

Sein Blick fiel auf das Marshal's Office, aus dem gerade ein großgewachsener Mann trat, auf dessen Jacke das Abzeichen des Marshals funkelte.

Joe Kerrigans Gesicht verzog sich. Die starke Abneigung gegen Gesetzeshüter jeglicher Art stand deutlich auf seinem Gesicht geschrieben.

Old Joe wollte sich abwenden und die Straße überqueren, als er von Marshal George Rockwell angesprochen wurde.

»Hallo, Mister«, sagte Rockwell freundlich. »Sie sind aber schon reichlich früh auf den Beinen. Neu in Golden City?«

Joe Kerrigan wandte sich dem Gesetzeshüter der wilden Goldgräberstadt zu. Er starrte in zwei rauchgraue Augen und hatte das Gefühl, als würden diese bis auf den Grund seines Herzens blicken.

»Yeah, ich bin neu, Marshal. Habe schon viel von diesem Goldgräbernest in den Rockys gehört. Vielleicht finde ich hier Arbeit.«

»Du scheinst ziemlich abgebrannt zu sein, nicht wahr?«, fragte George Rockwell, der den Oldtimer längst taxiert und richtig eingeschätzt hatte. »Golden City ist ein teures Pflaster. Ohne genügend Bucks gibt es hier nichts zu erben. Dies nur zur Warnung.«

Rockwell kratzte sich am Hinterkopf. Erneut musterte er das Gesicht des Alten, das ihm irgendwie bekannt vorkam.

Kerrigan zog ein trauriges Gesicht und dachte in diesen Sekunden an den einzigen Dollar, den er noch besaß.

»Die Saloons und Restaurants sind noch alle geschlossen, Alter«, meinte Rockwell. »Wenn du willst, lade ich dich gern zu einer Tasse Kaffee ein. Warte im Office. Ich bin in wenigen Minuten wieder zurück.«

Old Joes Gesicht nahm einen verlegenen Ausdruck an. Diese Worte taten ihm gut. In den letzten Wochen und Monaten seit seiner Entlassung aus dem Gefängnis, war er immer nur herumgestoßen worden.

»Geh schon, Oldman, ich bin gleich wieder da.«

»Thanks, Marshal«, antwortete Joe Kerrigan mit rauer Stimme. »Ich nehme Ihre Einladung gerne an.«

Einige Minuten später hielt Joe Kerrigan eine Tasse mit dampfendem Kaffee in seiner Hand, der seine Lebensgeister anregte. Er saß auf dem alten Sofa, das gegenüber von Rockwells Schreibtisch stand.

Der Marshal wühlte in seiner Schreibtischschublade und schien etwas zu suchen. Old Joe beobachtete den Marshal, der hartnäckig weiterwühlte.

»Na endlich«, sagte Rockwell dann und zog einen zerfledderten Steckbrief aus einem Stapel hervor. Er blickte den Alten an und dann wieder den Steckbrief.

»Du musst wissen, Mister, ich habe ein erstaunlich gutes Gedächtnis für Gesichter. Und ich wusste sofort, dass ich dein Gesicht schon einmal gesehen hatte. Das bist doch du hier auf dem Steckbrief, Kerrigan?«

Old Joe starrte auf sein Konterfei, das zwar nur eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm hatte. Dann nickte der Alte.

»Yeah, das bin ich, Marshal. Die Sache liegt aber einige Jahre zurück. Ich habe meine Strafe längst abgebüßt. Erst vor wenigen Monaten bin ich aus dem Jail entlassen worden.«

George Rockwell lächelte und schob den Steckbrief in die Schublade zurück, wo er seine alten und nicht mehr gültigen Steckbriefe aufbewahrte.

»Nun, Kerrigan, lasse den Kaffee nicht kalt werden. Dann möchte ich von dir wissen, was du in Golden City willst?«

Rockwells Stimme war um einige Nuancen schärfer geworden. Forschend musterte er den Oldtimer, der wie ein Häufchen Unglück auf dem alten Sofa saß.

Der Alte schlürfte den Kaffee und starrte dabei finster zu Boden. Schließlich blickte er den Gesetzeshüter von Golden City fest an.