1,99 €
Roxanne ist eine exotische Schönheit, temperamentvoll und unbeugsam. In ihren Adern fließt Indianerblut, denn ihre Großmutter war eine Kiowa. Als der mächtige Großrancher Jerome Craig sie mit allen Mitteln in seine Gewalt bringen will, sieht Roxanne nur noch einen Ausweg: die Flucht zu den Indianern. Aber Craig gibt nicht auf. Er schmiedet einen teuflischen Plan, um sich das Girl zu schnappen. Doch da mischen sich die Männer von der Skull-Ranch ein - und die Kiowa! Waffenbrüder...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 145
Veröffentlichungsjahr: 2023
Cover
Waffenbrüder
Vorschau
Impressum
Waffenbrüder
von Dan Roberts
Roxanne ist eine exotische Schönheit, temperamentvoll und unbeugsam. In ihren Adern fließt Indianerblut, denn ihre Großmutter war eine Kiowa. Als der mächtige Großrancher Jerome Craig sie mit allen Mitteln in seine Gewalt bringen will, sieht Roxanne nur noch einen Ausweg: die Flucht zu den Indianern.
Aber Craig gibt nicht auf. Er schmiedet einen teuflischen Plan, um sich das Girl zu schnappen. Doch da mischen sich die Männer von der Skull-Ranch ein – und die Kiowa! Waffenbrüder...
Der große Mann ist tot. Er starb am Biss einer riesigen Felsklapperschlange. Das ist nun drei Tage her. Der Leichenbestatter hat Terence Craig hergerichtet und es geschafft, dass er gar nicht tot aussieht.
Die Einwohner der kleinen Stadt im Nordosten Colorados haben alle ein paar Minuten vor dem Schaufenster verbracht.
Denn Jerome, der Sohn des großen Mannes, hatte befohlen, seinen Dad im geöffneten Sarg aufzubahren. Jeder Bürger der Stadt, die den Craigs ihren Namen und ihre Gründung verdankt, sollte den »King« noch einmal sehen können.
Aber jetzt ist der Sarg verschlossen. Er steht in dem prachtvoll geschmückten Leichenwagen. Vier schwarze Pferde stehen im Geschirr. Es sind geduldige Tiere, die schon so manchen Mann und manche Frau zum Stiefelhügel gezogen haben.
In Craig ist jedes Geschäft geschlossen. Kein Saloon hat geöffnet, und selbst das Office des County Sheriffs ist zu.
Sogar die alte Mrs. Mulberry, die weit über achtzig ist, ließ vom Tischler ihren hölzernen Rollstuhl nachsehen, damit sie an dem Ereignis teilnehmen kann.
Denn das Begräbnis des alten Jerome Craig ist so etwas wie das Ende einer Epoche.
Er ließ sich als einer der ersten in diesem Land nieder. Er baute die Ranch auf, gründete die Stadt und holte sogar Siedler ins Land. Denn der alte Mann war ein mächtig kluger Kopf gewesen. Er wusste, dass eine Stadt nicht alleine von einer einzigen Ranch leben kann.
Aber er blieb immer der Größte hier. Er suchte sich die Menschen aus, denen er Land verkaufte, verpachtete oder sogar schenkte. Er ließ niemand in die Gegend, der ihm widerborstig oder eigensinnig erschien.
Auf diese Weise baute sich Terence Craig ein Königreich auf. Sein Wort war Gesetz, und seine Macht und sein Geld brachten den Bürgern so manchen Vorteil. Sie schluckten es, dass sie eigentlich von Big Terence abhängig waren, dass sie die Freiheit, die in diesem Land herrschte, nicht voll auskosten konnten.
Big Terence ließ sein Königreich nicht ohne Nachfolger zurück.
Bei vielen großen Männern ist es so, dass die Söhne abhängig und schwächlich sind. Nicht so bei Terence Craig. Er hatte nur einen Sohn. Seine Mutter starb nach seiner Geburt durch den Pfeil eines Indianers. Der King zog Jerome auf und machte einen ganzen Mann aus ihm. In den letzten Jahren leitete Jerome die Ranch neben dem alten Boss und übernahm mehr und mehr die Geschäfte. Er ist ein zweiter Big Craig, aber es wird noch eine Weile dauern, bis ihm die Menschen hier diese respektvolle Anrede gewähren.
Jerome Craig kam am Morgen mit fast allen Cowboys in die Stadt.
Jetzt steht er hinter dem Leichenwagen, und seine Männer stellen sich in Zweierreihe auf.
Hunderte von Menschen kommen schweigend aus den Seitengassen. Sie alle wollen dem großen Terence das letzte Geleit geben.
Jerome ist groß, größer als die meisten hier. Er wendet den Kopf, mustert die Menge und sieht mit starrem, unbewegtem Gesicht zu, wie sie sich zum Trauerzug formieren.
Alle sind gekommen, denkt er. Alle die, die mit uns irgendwann zu tun hatten.
Auf einmal verspürt er Zorn. Er denkt, dass er sie übersehen hat, aber als er zum zweiten Mal die Menge mustert, atmet er gepresst.
Nicht alle sind hier. Roxanne fehlt. Roxanne Fox, die von ihrem Halblutvater eine kleine Ranch erbte, kam nicht zum Begräbnis des Kings.
Ganz weit hinten erkennt Jerome Craig den Smallrancher Erkins. Sein Land grenzt an Roxannes.
Diese beide, Marc Erkins und Roxannes Vater sind die einzigen, die ihr Gebiet nicht von Big Terence zugeteilt bekamen. Sie hörten damals höflich zu, als der King mit ihnen redete. Und dann lehnten sie sein Angebot und seine Pläne einfach ab.
Big Terence war erstaunt und amüsiert. Er hielt das Ganze für einen mächtig großen Spaß. Aber als die beiden Männer ihm nachwiesen, dass er ihnen freies Regierungsland zuteilen wollte, war für ihn der Spaß vorbei.
Mit Feuer und Blei kam er über die Hütten. Und mit Feuer und Blei beantworteten Erkins und Roxannes Vater diesen Angriff.
Es dauerte nicht lange, nur zwei Wochen. Und dann erschien ein hagerer Mann, der das Abzeichen eines US-Deputy-Marshals trug. Er übergab dem King des Countys ein Urteil des Bundesrichters in Denver. Und damit waren alle Schwierigkeiten beseitigt.
Big Terence war zu klug, um gegen das Gesetz anzugehen. Er ließ Erkins und das Halbblut in Ruhe.
Nicht so sein Sohn Jerome. Er wusste es einzurichten, dass er mindestens jede Woche einmal Roxanne sehen konnte. Ihr Vater war wie ein Schatten. Immer, wenn Jerome sich nicht mehr beherrschen konnte, tauchte der Halbindianer auf. Und immer hielt er wie zufällig eine Winchester schussbereit an der Hüfte, und die Mündung deutete auf Jerome.
Als Roxannes Vater starb, stand das Mädchen alleine. Sie glaubte nicht daran, dass er in den Bergen abgestürzt war, aber sie konnte nichts beweisen.
Jeromes Lippen verziehen sich für Sekunden zu einem spöttischen Lächeln, als er daran denkt. Den erstaunten Blick des Leichenbestatters nimmt er gar nicht wahr.
»Mr. Craig, wenn Sie es wünschen, können wir fahren«, flüstert der dürre Mann im schwarzen Habit.
Jerome nickt nur. Sekunden später setzte sich der Trauerzug in Bewegung.
Und eine Stunde später ist alles vorbei. Alle, die dem King des Landes das letzte Geleit gaben, bekommen im Saloon einen Whisky und einen Imbiss.
Jerome ist mit seinen Männern bereits zur Ranch zurückgeritten.
Dort hielt Ben Kincaid die Stellung. Der massige Vormann ist den Craigs treu ergeben. Er führt bedingungslos jeden Befehl aus und fragt nicht nach Recht und Unrecht.
Er steht auf der Veranda, als Jerome seinen Rappen auf dem Ranchhof zügelt.
»Pass auf, lass alles normal angehen«, sagt der Rancher. »Ich reite zu Roxanne.«
»Du gibst nicht auf, was?«, fragt Ben stirnrunzelnd. »Jerome, sei vorsichtig. Du solltest sie in Ruhe lassen. Sie ist stolz und hart. Und solche Frauen sind kaum zu beeindrucken.«
Craig lachte siegessicher und sitzt ab. Die Zügel lässt er einfach fallen. Soll sich doch einer der Cowboys um den Rappen kümmern.
Mit einem Satz überspringt der große Rancher die fünf Stufen, die zur Veranda hinaufführen.
»Ben«, sagt er, »sie kann jetzt nicht mehr widerstehen. Ich lege ihr diese Ranch zu Füßen. Sie wird eine Königin sein. Das ganze Land sieht zu ihr auf, wenn ich sie heirate. Glaubst du wirklich, diese halbe Indianerin lässt sich diese Chance entgehen?«
Kincaid nickt und meint: »Ja, sie ist nicht wie wir, wie du und dein Vater. Geld beeindruckt sie nicht. Solange es zum Leben reicht, ist für sie alles in Ordnung. Und eure Bank hat keinen Cent Kredit für sie gegeben. Da kannst du also auch nichts machen.«
Ben Kincaid blickt zu den Bergen, über das weite Land und murmelt nach einer Weile: »Lass die Finger von ihr, Jerome. Sie wird dein Untergang, wenn du nicht aufgibst. Du setzt alles aufs Spiel, was dein Vater aufgebaut hat.«
Craig lacht bloß trocken.
Jerome Craig wurde für die Macht erzogen. Und er kann nicht glauben, dass ihm irgendein Mensch auf der Welt an den Karren fahren oder in den Zügel greifen wird.
Und wenn diese dumme Gans nicht freiwillig kommt, so muss man eben etwas nachhelfen.
All das liest Ben Kincaid in Jeromes Blick. Der Vormann verbirgt seine Sorgen. Er denkt auch nicht daran, dem neuen Boss die Freundschaft aufzukündigen, dazu ist Kincaid ein zu treuer Mann. Aber er bereitet sich innerlich auf Schwierigkeiten vor.
»Ich reite nachher hin«, sagte der Rancher. »Und ich wette, dass sie mit mir hierher kommt.«
Er ist sehr siegessicher, und er weiß nicht, wie sehr er sich täuscht.
Roxanne Fox mustert die Unordnung auf dem Küchentisch und macht sich seufzend an die Arbeit. Es dauert nicht lange, bis sie gespült und gewischt hat.
Schließlich setzte sie sich auf einen Stuhl im Wohnraum und blickt zum Fenster hinaus. Es ist nicht so, dass sie nichts mehr zu tun hat. Im Gegenteil, draußen auf den Feldern wartet eine Menge Arbeit. Bisher schaffte sie es ganz gut alleine, wenn es ihr auch manchmal schwerfiel.
Aber heute ist der Tag, an dem Big Terence Craig begraben wurde. Und Roxanne spürt, dass sich mit dem Tod des mächtigen Mannes auch für sie einiges verändern wird.
Sie lächelt hart, als sie an Jerome denkt. Dieser Kerl hat bereits die Stiefel seines Vaters an. Aber er füllt sie nicht aus, noch nicht. Denn ihm fehlt etwas, das der alte Craig besaß: der Sinn für die unsichtbare Grenze, für die Linie, die auch der Mächtige nicht überschreiten darf. Achtet er diese Grenze nicht, so bringt er die Menschen gegen sich auf. Und das ist der Anfang vom Ende.
»Er kommt, ich weiß es«, murmelt Roxanne.
Sie steht auf und holt die Waffen aus dem Schrank. Sie besitzt nur Colt und Winchester ihres Vaters und eine Schrotflinte.
Sorgfältig überprüft das Mädchen die Funktion und die Patronen, bevor sie die Flinte hinter den alten Schaukelstuhl stellt. Die Winchester lehnt neben dem Türpfosten im Schatten, und der Colt liegt im Küchenschrank, den ihr Vater selbst zimmerte.
Nach einigen Sekunden des Überlegens holt Roxanne ein kräftiges Fleischmesser aus der Schublade des Tisches und schiebt es unter das Kissen, das auf dem anderen Stuhl liegt.
Jetzt kann er kommen, denkt sie. Sie ist entschlossen, sich zur Wehr zu setzen, wenn Jerome Craig sie zwingen will.
Flüchtig denkt sie an Marc. Er ist der einzige andere, der nicht auf irgendeine Weise von den Craigs abhängig ist. Erkins kämpfte es vor Jahren durch, gemeinsam mit ihrem Vater. Und er ritt heute Morgen in die Stadt. Nicht, um am Begräbnis teilzunehmen, o nein, er wollte sehen, was Jerome anstellte, ob er seine Mannschaft ausschickte, um die beiden Farmen zu vernichten. Denn diese Gelegenheit ist günstig.
Sicher waren alle Menschen der Umgebung in Craig, um den King das letzte Geleit zu geben.
Bisher hat sich Marc noch nicht gemeldet. Roxanne weiß nicht, was sie davon halten soll. Es kann alles bedeuten.
Roxanne ahnt, dass sie nicht mehr lange in diesem kleinen Haus wohnen wird. Ihr Vater baute es, und die meisten ihrer Erinnerungen hängen an jedem Stück, das er bearbeitete oder herbrachte.
Es ist alles, was sie besitzt, und sie ist zufrieden damit. Denn ihr Vater lehrte sie, dass Zufriedenheit die Voraussetzung für ein gutes Leben ist.
Hufschlag klingt auf. Roxanne erwacht jäh aus ihrer Versunkenheit. Eine Sekunde ist sie unschlüssig, ob sie aufstehen, zur Tür gehen soll, aber sie bleibt sitzen.
Als der Reiter in einem Dutzend Längen Entfernung vorbeizieht, erkennt sie Jerome.
Das Mädchen presst die Lippen zusammen. Ihr schönes Gesicht wirkt jetzt hart und abweisend.
Es muss also sein, denkt sie nüchtern und forscht, ob sie sich fürchtet. Aber sie verspürt keine Angst, nur Zorn.
Der Hufschlag verstummt. Sie hört, wie der Reiter aus dem Sattel springt und zur Tür geht.
Jerome Craig klopft nicht an, das hat er nicht nötig, denn immerhin ist er der King in diesem Land.
Er schlägt mit der flachen Hand die Tür auf und tritt sofort ein.
»Deine Manieren sind nicht besser geworden«, sagt Roxanne ruhig. »Das hier ist mein Haus.«
Mit drei Schritten gelangt Jerome vor das Mädchen. Er atmet etwas schneller, als er die goldbraune Haut sieht, die im Ausschnitt des nicht ganz geschlossenen Wildlederhemdes schimmert.
»Und ich will, dass du verschwindest, Jerome«, fährt Roxanne fort.
»Hör zu«, sagt er, »ich erzähle dir jetzt, was ich will.«
»Das weiß ich«, erwidert das Mädchen. »Du willst mich. Aber das musst du dir endgültig aus dem Kopf schlagen.«
»Ja, ich will dich, Roxanne«, sagt Jerome laut, »und ich werde dich bekommen. Ich mache dich zur Königin in diesem Land, zu meiner Königin. Du packst jetzt deine Sachen und kommst mit. In ein paar Wochen heiraten wir. So lange bleibst du auf meiner Ranch.«
Er sieht sich um, mustert die kärgliche Einrichtung und lächelt etwas spöttisch.
»Das alles ist doch primitiv«, sagt er und macht eine ausholende Handbewegung. »Bei mir wirst du in richtigen Sesseln sitzen und über weiche Teppiche gehen. Was hält dich noch hier, Roxanne?«
»Ich bin auch primitiv«, antwortet das Mädchen ruhig. »Ich brauche all diese Dinge nicht. Ich bin hier zufrieden.«
Jerome spürt den Zorn in sich aufsteigen.
»Du weißt ja gar nicht, was du sagst«, fährt er auf. »Du kennst ja nichts anderes, wie kannst du also urteilen? Was hast du hier? Eine schäbige Hütte, eine Menge Arbeit, mit der du dich kaputtmachst, und verdammt wenig Geld. Das ändert sich alles. Vergiss das hier, es ist meiner Frau nicht würdig.«
Roxanne lächelt, und es ist kein freundliches, es ist ein hartes Lächeln.
»Dann bring sie niemals her«, sagt sie spröde.
»Du halsstarriges Weib«, ruft Jerome, »du sollst meine Frau werden, das weißt du doch! Ich will dich haben, und ich bekomme dich.«
»Niemals!«, antwortet Roxanne scharf.
Etwas Endgültiges lag in ihrer Stimme, als sie dieses Wort aussprach.
Jerome Craigs blaue Augen verdunkeln sich etwas. Sie wirken trotz der satten blauen Farbe stechend. Wie von selbst fahren seine Hände hoch. Er beugt sich etwas hinab und packt das Mädchen an den Schultern. Jerome spürt nicht, dass sie sich steif macht, sich seinem Griff widersetzt, denn unter seinen Händen fallen Jährlingsstiere zu Boden, wenn er sie an den Hörnern packt.
Das Wildlederhemd rutscht zur Seite. Die beiden untersten Knöpfe springen auf. Bewundernd blickt Jerome Craig auf Roxannes Brüste. Er weiß genau, dass er nicht darauf verzichten wird, dieses Mädchen zu sich zu holen.
Er streichelt die warme Haut. Sein Atem geht schneller, und er denkt, dass er am Ziel ist. Denn würde das Girl sonst still halten?
Roxanne beobachtet den Kerl genau. Sie spürt wohl seine tastenden Finger, aber sie empfindet nichts dabei. Sie hat ihr Gefühl vollkommen ausgeschaltet.
Und dann dreht sich Jerome etwas. Sofort reißt das Mädchen den rechten Fuß hoch. Ihre Stiefelspitze trifft Craig an seiner empfindlichsten Stelle.
Er brüllt auf, lässt los und taumelt zusammengekrümmt bis zur Tür zurück.
Roxanne schnellt aus dem Stuhl. Mit zwei Sprüngen erreicht sie den Küchenschrank, stößt die halb geöffnete Tür zur Seite und hält auf einmal den Colt ihres Vaters in der Rechten.
Es knackt metallisch, als der Hahn einrastet.
»Raus«, sagt das Mädchen scharf und wild, »raus hier, bevor ich dir eine Kugel in den Bauch jage, du erbärmlicher Dreckskerl.«
Jerome Craig starrt mit hervorquellenden Augen auf die Mündung, die sich nicht bewegt. Roxanne ist vollkommen ruhig. Der Rancher schaut in ihr Gesicht, studiert den Blick der schwarzen Augen und weiß auf einmal, dass sie ernst machen wird.
Vorsichtig, den stechenden Schmerz in seinem Unterleib unterdrückend, geht Craig zur Tür. Er schafft es nicht genau, stößt mit dem Rücken gegen den Pfosten und verliert den Halt.
Als er zupackt, fühlt er das kühle Metall eines Laufes unter seinen Fingern.
Triumph flammt in Jerome auf. Er packt zu, sinkt seitlich gegen den Pfosten und stöhnt laut.
Und dann reißt er das Gewehr vor. Mit einem halbkreisförmigen Schlag schmettert er den Kolben gegen Roxannes Unterarm. Sie kann den Colt nicht mehr halten, aber in letzter Sekunde drückt sie noch ab.
Die Kugel bohrt sich einen Finger breit über Craigs Kopf in den Türpfosten.
»Jetzt bist du dran, du verdammtes, störrisches Biest«, keucht der Rancher und springt vor.
Das Gewehr poltert auf den Boden. Roxanne weicht bis zum Stuhl zurück. Jerome packt zu. Sein Griff ist schmerzhaft. Das Mädchen fühlt sich wie in einer eisernen Zwinge.
Sie wird unter diesem Griff schlaff, gibt scheinbar ihren Widerstand auf, aber ihre Finger tasten nach dem Messer.
Jerome ist so verrückt, dass er nichts merkt. Er zieht Roxanne unaufhaltsam zu sich heran.
Und als ihre Gesichter nur noch zwei Inches voneinander entfernt sind, sagt Roxanne: »Spürst du das, du erbärmlicher Mistkerl?«
Sie drückt fester zu. Die Spitze des Fleischmessers zerschneidet das Hemd und ritzt Craigs Haut.
»Ein Messer im Bauch bringt dir genauso viel Spaß wie eine Kugel«, sagt Roxanne ruhig. »Überleg dir das.«
Jerome lässt abrupt los und springt zurück. Wut verzerrt sein Gesicht, als er nach dem Griff des Revolvers tastet.
»Ich werfe das Messer schneller, als du ziehen kannst«, warnt das Mädchen den Rancher. »Ich treffe deine Kehle, Craig. Und dann bist du die längste Zeit King in diesem Land gewesen.«
Jerome gibt auf. Er hat jetzt keine Chance mehr. Aber in seinen Zorn mischt sich so etwas wie Bewunderung. Ja, das ist die richtige Frau für ihn. Und er wird nicht davon ablassen, sie zur Königin dieses Landes zu machen.
Langsam geht er rückwärts, tastet nach der Tür und verschwindet mit einem Satz.
Als der Rancher im Sattel sitzt, ruft er: »Wir sehen uns wieder. Ich gebe nicht auf, Roxanne. Aber ich mache es anders. Ich nehme dir alles. Du stehst in wenigen Tagen mit nichts als deiner Kleidung auf dem Leib vor mir. Du musst lernen, dass du dich gegen mich nicht behaupten kannst. Und wenn du dann kommst und meine Frau werden willst, bist du zahm. O nein, ich will dich nicht innerlich zerstören, aber ich will deinen verdammten Stolz zurechtstutzen.«
Craig zupft am Zügel. Das Pferd dreht sich.