Skull-Ranch 128 - Dan Roberts - E-Book

Skull-Ranch 128 E-Book

Dan Roberts

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Beschreibung

Die Gushole-Bande ist zerschlagen. Aber noch ist der Kampf für die Männer von der Skull-Ranch nicht gewonnen. Terence Galloway, der Boss der Outlaws, konnte mit einem seiner Männer entkommen. Und der skrupellose Verbrecher ist zu allem entschlossen, um doch noch an sein Gold zu kommen. Der Mann ohne Gewissen, der Advokat des Teufels, schmiedet einen teuflischen Plan. Erst das Gold und dann seine Rache. Wenn John Morgan, der Skull-Rancher, erkennt, dass Galloway über Leichen geht, wird er ihm aus Angst auch zu dem Gold verhelfen. Aber dazu braucht er erst einmal eine Leiche ...


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Inhalt

Cover

Advokat des Teufels

Vorschau

Impressum

Advokat des Teufels

von Dan Roberts

Die Gushole-Bande ist zerschlagen. Aber noch ist der Kampf für die Männer von der Skull-Ranch nicht gewonnen. Terence Galloway, der Boss der Outlaws, konnte mit einem seiner Männer entkommen. Und der skrupellose Verbrecher ist zu allem entschlossen, um doch noch an sein Gold zu kommen.

Der Mann ohne Gewissen, der Advokat des Teufels, schmiedet einen teuflischen Plan. Erst das Gold und dann seine Rache. Wenn John Morgan, der Skull-Rancher, erkennt, dass Galloway über Leichen geht, wird er ihm aus Angst auch zu dem Gold verhelfen. Aber dazu braucht er erst einmal eine Leiche...

Mary-Lou liegt regungslos auf dem Boden. Sie ist zu schwach, um den Kopf zu heben. Sie spürt einen pochenden Schmerz, der seinen Ursprung über dem linken Ohr haben muss. Vorsichtig bewegt das Mädchen den Kopf, stöhnt heiser auf und hält sofort inne.

Es geht nicht. Die Schmerzen steigern sich zu einem rasenden Wirbel.

Trotz der Dunkelheit draußen, trotz der Lichtbahn, die von der Öllampe her durch die Öffnung der Küchentür fällt, scheint Mary-Lou Morgan in einen endlosen schwarzen Schacht zu versinken. Wenigstens glaubt sie das und versucht, mit all ihrer Kraft dagegen anzukämpfen.

Noch einmal gelingt es ihr, die Schatten der Ohnmacht wegzudrängen.

Als Mary-Lou tief Luft holt, fährt ein stechender Schmerz durch ihren Oberkörper. Sie nimmt sich zusammen, stöhnt laut und dreht sich auf den Rücken.

Erschöpft bleibt das Mädchen liegen.

Jetzt kann ich wenigstens die Sterne am Nachthimmel sehen, denkt sie. So etwas wie Zufriedenheit steigt in ihr auf. Aber gleich darauf flammt die Angst hoch. Die Angst vor dem Tod. Soll denn ihr Leben wirklich schon zu Ende sein? Muss sie denn so sterben: einsam, von einem Halunken niedergeschossen?

Abermals droht sie, ohnmächtig zu werden. Mary-Lou atmet flach und gleichmäßig.

»Rick«, flüstert sie kaum hörbar, »einer hieß Rick. Sicher sind die beiden Kerle aus Gushole gekommen. Hoffentlich ist Chet nichts passiert, und Dad und den anderen.«

Ihre linke Schulter schmerzt wie nach dem Huftritt eines Pferdes. Mary-Lou spürt die feuchte Wärme des Blutes, das aus der Kugelwunde sickert. Die Bluse klebt an der Haut.

Hoffentlich verkrustet das Blut und verschließt die Wunde, denkt das Girl.

Irgendwie hat die junge Frau wieder Hoffnung geschöpft, seit sie auf dem Rücken liegt. Sie glaubt fest daran, dass sie mit dem Leben davonkommen wird. Natürlich bleibt eine böse Erinnerung, aber damit wird sie schon fertigwerden. Die Narbe stört Mary-Lou nicht. Sie weiß, dass Chet sich nicht um solche Dinge kümmert.

Chet! Hoffentlich kommt er bald, wünscht sich Mary-Lou heiß. Hoffentlich ist er nicht verwundet oder sogar tot.

Mary-Lou verliert für einige Zeit die Besinnung. Als sie wieder erwacht, sich mühsam durch einen zähen, schwarzen Schleier kämpft, spürt sie ihre Schwäche.

Ich muss eine Menge Blut verloren haben, denkt sie. Aber jetzt scheint nichts mehr aus der Kugelwunde in ihrer Schulter herauszusickern.

Slim, was ist mit Slim, denkt das Girl. O Himmel, er muss schwer verletzt oder tot sein! Er hat mit der Winchester gefeuert. Hoffentlich hat er einen der Kerle wenigstens angeschossen!

Die Rancherstochter spürt, dass sie wieder bewusstlos wird. Sie stemmt sich nicht dagegen. Sie will ausruhen, dem geschwächten Körper die Möglichkeit geben, sich wenigstens etwas zu erholen.

Ihre letzten Gedanken gelten Chet und ihrem Dad. Und dann verschwimmen die Sterne am Nachthimmel zu flirrenden, silbrigen Streifen, entfernen sich und verdämmern schließlich.

Ein schwacher Wind fächelt über den See, umspielt die Gebäude der Ranch und lässt das Licht der Öllampe im Küchenhaus leicht flackern.

Niemand sieht es, niemand bemerkt es.

Und die Mörder reiten durch das weite Tal und hinterlassen eine deutliche Fährte, um die Verfolger anzulocken und sie zu töten.

Chet schlägt dem Rappen die geballte Faust zwischen die Ohren. Das Tier atmet schnarchend und streckt sich. Es gewinnt noch etwas mehr Geschwindigkeit. Seine Beine stampfen wie die Kolben einer Maschine. Jeder Schritt bringt seinen Reiter näher an sein Ziel.

Doc Smoky sitzt auf einem ausgezeichneten Tier. Der Oldtimer hat sich in Gushole die Zeit genommen, das beste Pferd auszusuchen. Es dauerte nur eine Minute. Der Koch der Skull-Ranch kennt sich mit Pferden, Rindern und Maultieren ebenso gut aus wie mit Menschen oder seinen Töpfen und Pfannen.

Mühelos hält die Fuchsstute Schritt mit dem Rappen.

»Wir werden niemandem helfen können«, schreit der Alte, »wenn sich unsere Tiere ein Bein brechen, Chet!«

Quade hört nicht auf die Worte des Oldtimers. Der Vormann und ehemalige Revolverkämpfer vertraut ganz seinem Instinkt. Und seine Gefühle sagen ihm, dass Mary-Lou in höchster Gefahr schwebt.

Der Kampf in Gushole ist zu Ende. Die Revolverhelden sind tot oder gefangen. John Morgan überraschte mit der Crew der Skull-Ranch die Reservemannschaft der Schießer.

Aber der Anführer, der Kopf der Bande, ist entkommen. Terence Galloway hatte sich in Gushole als Bankier niedergelassen. Er brachte eine Unmenge von Dollars mit und kaufte jedes Grain Gold, das ihm die Digger anboten. Sie kamen alle, fast alle, denn Galloway zahlte pro Unze ein paar Dollar mehr als Frank Multing, der Storehalter. Über Kredite, die er den Diggern gab, holte er dieses Geld wieder herein. Er wollte Multing verdrängen. Hatte er erst den Store in der Hand, gehörte Gushole ihm.

Aber es ging schief. Zwei Digger, die Brüder Sam und Dave Barry weigerten sich, an die Bank zu verkaufen. Sie trugen ihr Gold weiterhin zu Multing. Und darum mussten sie sterben.

Die Revolverhelden lynchten die beiden Brüder in der Nähe des Bluegrass Valleys.

Es dauerte nicht lange, bis die Schwester der Toten mit der Postkutsche kam, um nach ihren Brüdern zu forschen. Die beiden waren vorsichtig gewesen. Sie hatten mit ihrer Schwester Eileen vereinbart, dass sie sich in regelmäßigen Abständen melden würden. Blieb eine Nachricht aus, war etwas passiert.

Eileen erhielt mit Hilfe der Skull-Crew ihr Erbe. Galloway erkannte, dass es um alles ging. Er misstraute dem schlanken, indianerhaften Quade, der sich als Eileen Barrys Leibwächter ausgab. Terence Galloway raffte das restliche Bargeld zusammen und verschwand. Mit der zweiten Hälfte seines Halunkenrudels wollte der Banditenboss irgendwo anders neu anfangen, eine andere schmutzige Sache aufziehen, um auf einfache Weise an das Geld anderer zu gelangen.

Aber er hatte Pech. Denn John Morgan und seine Reiter hatten die Reservemannschaft überwältigt. Terence Galloway blieb nur noch ein einziger Mann: Rick Fox. Der Halbindianer diente dem Boss als Späher. Vor einiger Zeit hatte Galloway dem Mann das Leben gerettet. Seither war Rick nicht von der Seite des Halunken gewichen.

Rache, nichts als Rache und unsägliche Wut erfüllt Galloway jetzt.

Er will sich rächen, alle verdammten Kerle dieser Ranch zur Hölle schicken. Darum begann er auf der Ranch. Er will Verfolger auf Ricks und seine Fährte ziehen und einen nach dem anderen erledigen.

Daran denkt Chet noch nicht. Er stöhnt heiser, als der Rappe in ein Loch tritt. Es ist vermutlich der Eingang zum Bau eines Pfeifhasen. Wenn das Pferd jetzt stolpert, wenn es sich ein Bein bricht...

Es geht gut. Das Tier jagt weiter. Quade hört Doc Smokys wilden Fluch, aber der Vormann wird nicht langsamer.

Er kennt diesen Weg von Gushole zum Bluegrass Valley genau. Er weiß, an welchen Stellen er vorsichtiger reiten muss.

Chet hat das Gefühl, es ginge um Minuten.

Als die beiden Reiter das weite Blaugrastal erreichen, schwebt eine große Eule über der Ansammlung von Sträuchern. Langsam segelt der Vogel davon, in Richtung Ranch.

»Die Apachen würden jetzt aufgeben!«, ruft Smoky, der seine Stute dicht neben Quades Rappen hält. »Die Eule ist bei ihnen – der Bote des Todes, der die Gestorbenen in das jenseitige Reich leitet.«

»Hör bloß auf!«, brüllt Chet laut, und ein Ton von Angst liegt in seiner Stimme.

Smoky grinst, aber es ist kein freundliches Grinsen. Im Hellen würde der alte Koch jetzt wie ein Kojote wirken, der die Lefzen hochgezogen hat.

Oha, denkt Smoky, der Junge hat ja auch Nerven! Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Chet ist doch kalt wie eine Klapperschlange im Winterschlaf. Aber Mary-Lou, nun ja, das ist wohl 'ne andere Sache. Sie ist sein Girl. Aber nicht nur so, nein, sie lieben sich wirklich.

Jetzt spürt auch der Alte, dass Mary-Lou in Gefahr ist, in Lebensgefahr. Und auf rätselhafte Weise ist Smoky davon überzeugt, dass er, gerade er, unbedingt auf der Skull-Ranch gebraucht wird.

Der alte Koch richtet sich im Sattel auf. Das Pferd spürt die Veränderung, die mit seinem müden Reiter vorgegangen ist.

Die Fuchsstute streckt sich, legt all ihre Kraft in ihren Galopp und lässt nicht zu, dass Chets Rappe an ihr vorbeiläuft. Doc Smoky reißt sich den alten Lederhut vom Kopf. Der speckige Deckel tanzte bedenklich auf der Glatze des Alten.

»Was hast du auf einmal?«, brüllt Chet, der sein Tier neben der Stute hält. »Ich denke, es ist keinem damit gedient, wenn sich die Gäule ein Bein brechen.«

Verdammter Spötter, denkt Smoky, ruft aber laut: »Ahnungen, du junger Narr. Aber davon verstehst du wohl nichts, Baby-Chet. Verlass dich auf einen erfahrenen Mann, ich mache schon alles richtig.«

Quade atmet tief ein. Der scharfe Reitwind beißt in seine Lungen. Der Oldtimer spürt es also auch. Sie haben keine Minute zu verlieren.

Endlich erreichen sie das weite Blaugrastal. Hier ist der Boden nicht von zahllosen Löchern und Gängen der Erdtiere durchzogen. Jetzt soll der Rappe zeigen, was er zu leisten vermag. Chet flüstert dem Tier sinnlose Worte ins Ohr, klopft ihm den Hals, und der Rappe streckt sich wahrhaftig und legt an Geschwindigkeit zu. Aber die Fuchsstute will sich nicht von der Spitze verdrängen lassen. Sie holt schnarchend Luft und hält mit!

Immer wieder spähen Smoky und Chet voraus, versuchen, mit ihren Blicken die Dunkelheit zu durchdringen. Die Männer erwarten, den Widerschein eines Feuers zu sehen, dass die Flammen aus den Gebäuden der Skull hoch auflodern.

Denn für einen Halunken, der sich rächen will, für einen Mann allein, gibt es eigentlich nur das Feuer, um sein Ziel zu erreichen.

Aber der Horizont bleibt dunkel.

Für ein paar Minuten denkt Chet daran, dass sich Terence Galloway irgendwo in einer Baumgruppe verbirgt und sie aus den Sätteln schießen wird. Aber Chet schüttelt den Kopf. Der Halunkenboss gehört nicht zu dieser Sorte. Galloway will seine Rache genießen. Es genügt ihm nicht, die Gegner aus dem Hinterhalt abzuknallen.

Quade weiß nicht, aus welchem Grund er so sicher ist. Denn er hat den Bankier in Gushole doch nur zweimal gesehen. Einmal, als er mit Eileen Barry das Geld abholte und danach bei der Versammlung im Saloon, als Chet den Diggern bewies, dass Eileen die rechtmäßige Erbin der Claims ihrer Brüder war.

Und trotzdem hat Chet einen Eindruck von Galloway bekommen. Quade weiß, dass er sich auf seine Gefühle verlassen kann, und kümmert sich nicht mehr um eine Gefahr, die eventuell in der Dunkelheit auf sie lauert.

Endlich erreichen die beiden Reiter die Ranch. Sie zügeln ihre Pferde, denen Schaumflocken von den Mäulern fliegen.

Misstrauisch beobachten Smoky und Chet ein paar Minuten lang die Ranch. Aus dem Küchenhaus fällt ein breiter Lichtbalken auf den Hof. Weder in der Bunk noch im Haupthaus brennt Licht. Alles ist ruhig. Kein Pferd wiehert, keines von Smokys Hühnern gackert, und selbst die Frösche im See geben keinen Laut von sich.

»Wir trennen uns«, sagt Quade plötzlich. »Wir führen die Pferde an den Zügeln, Smoky. Wenn dort ein Halunke lauert, soll er uns nicht einfach vor die Mündung bekommen.«

»Klar, Chet«, antwortet der Oldtimer und rutscht aus dem Sattel.

Steifbeinig marschiert der Alte vor der Fuchsstute her. Das Tier trottet ihm erleichtert nach und folgt willig dem sanften Zug der Zügel.

Der Alte erreicht die Ecke eines Maisfeldes, zerrt die Stute weiter, die sich an den halbreifen Kolben gütlich tun will, und kommt schließlich zum Hühnerstall.

Smoky bindet die Zügel an einen Pfosten, zieht den Colt und schleicht lautlos weiter. Endlich gelangt er zur Ecke des Küchenhauses. Vorsichtig sinkt Smoky in die Knie, schiebt sich ein wenig vor und späht um die Ecke.

Auf der anderen Seite, genau vor der Tür der Bunk, liegt ein regloser Körper.

Verdammt, das muss Slim sein, denkt der Alte. Ihn hat's erwischt.

Das Licht, das aus der Küche dringt, ist zu schwach, um die andere Seite des Ranchhofs zu erhellen. Smoky hat keine andere Wahl. Er muss voran! Behutsam schiebt er sich wie ein Indianer über den Boden. Kein Geräusch durchbricht die Stille der Nacht. Vollkommen lautlos gelangt Smoky bis zum Türpfosten seines Küchenanbaus.

Jetzt gilt es!

Wenn sich ein Bandit in der Küche verborgen hat, rechnet er sicher jeden Moment mit dem Auftauchen von Skull-Reitern. Vielleicht ist der Bursche so schlau, auch an vorsichtige Männer zu denken, die sich anschleichen.

Smoky legt den Daumen auf den Hahnsporn des Colts. Zweimal atmet der Oldtimer tief, und dann steht er auf.

Mit einem Sprung gelangt Smoky in seine Küche. Ihm ist sein Alter wahrhaftig nicht anzumerken, als er durch den Raum wirbelt, jede Einzelheit blitzschnell erfasst und in seine Schlafkammer stürmt.

Zuletzt beugt sich Smoky hinab und schaut unter sein Bett.

Nichts. Kein Gegner verbirgt sich hier. Nur Mary-Lou liegt bewusstlos auf dem Boden.

Smoky läuft zur Tür, stößt sie mit dem Fuß an, und die fällt ins Schloss. Erleichtert atmet der Alte auf. Jetzt ist es nicht mehr so einfach, ein paar gut gezielte Kugeln in die Küche zu schicken. Ein Gegner muss auf gut Glück feuern.

Der Oldtimer rückt den Tisch, auf dem er sonst Fleisch und Gemüse schneidet und das Essen vorbereitet, dicht an die Wand. In den nächsten Sekunden handelt der Alte überlegt, aber schnell.

Als Chet draußen halblaut fragt: »Alles okay, Smoky?«, hat der Oldtimer bereits einen Kessel mit Wasser auf die eiserne Herdplatte gesetzt und das Feuer geschürt.

In der Hand hält Smoky ein weißes Leintuch, das er über die Tischplatte breiten will.

Als er Chets Stimme hört, wird es Smoky ganz merkwürdig zu Mute. Er blickt zur Tür, überlegt sorgfältig und antwortet schließlich: »Eigentlich schon, Chet...«

Zwei Sekunden schweigt der Vormann. Aber dann fragt er mit stahlhartem Unterton in der Stimme: »Und uneigentlich, Smoky? Los, rück schon raus mit der Sprache. Was ist mit Mary-Lou? Ich war im Haus, in der Scheune, im Stall und in der Bunk. Wenn sie nicht bei dir in der Küche ist, haben die Hundesöhne Mary-Lou mitgeschleppt. Ist sie da?«

»Ja, Chet, und sie lebt«, erwidert Smoky, während er das Tuch ausbreitet. »Aber sie ist verwundet. Komm schon rein.«

Chet tritt ein, als Smoky das totenblasse Girl hochhebt und zum Tisch trägt. Behutsam lässt der Alte den Körper auf das Leintuch sinken und macht sich sofort an die Arbeit.

Mit einer Schere schneidet er den blutverkrusteten Stoff der Bluse auf und zieht ihn vorsichtig auseinander. Mit angehaltenem Atem beugt sich Chet über das bewusstlose Mädchen.

Ihre weiße Haut schimmert im Licht der Kerosinlampe. Geronnenes Blut verklebt den Wundkanal und wirkt wie eine fremde, braunrote Masse.

»Ziemlich tief«, sagt Chet mit gepresster Stimme.

Smoky sieht auf, bemerkt die Schweißtropfen auf der Stirn des Freundes und sagt beruhigend: »Hoch genug, Chet, es kann keine wichtige Ader verletzt sein. Und das Herz ist auf keinen Fall getroffen.«

Der Alte legt seinen Kopf auf die Brust des Girls und lauscht nach dem Schlag des Herzens.

Doc Smoky grinst zufrieden, als er sich wieder richtig hinstellt.

»Sie wird mächtig schwach sein«, erklärt der erfahrene Oldtimer, »aber außer einer Narbe bleibt nichts zurück. Das Herz schlägt gleichmäßig. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Und jetzt holen wir die Kugel raus.«

Chet schaut den alten Koch lange an. Smoky zögert, denn er weiß nicht, was der indianerhafte Kämpfer will.

»Was ist mit der Kopfwunde?«, fragt Quade schließlich halblaut.

»Nur ein Streifschuss«, erwidert der Oldtimer, »das hat Zeit.«

»Und wenn Dreck oder Geschossfett in der Schramme ist?«, will Chet wissen.

Smoky richtet sich auf. Seine blauen Augen wirken kalt und hart, als er Quade ansieht und sagt: »Dann können wir nur noch beten, Mann. Das weißt du doch selbst. Ich schätze, Mary-Lou liegt schon drei oder vier Stunden hier. Also ist es jetzt vollkommen unwichtig, über eine Blutvergiftung nachzudenken. Wichtig ist, dass die Kugel aus dem Körper kommt.«

Chet nickt langsam. Sein Gesicht wirkt wie aus Stein gehauen. Kein Muskel zuckt und kein Blinzeln verrät, dass dieses Gesicht einem lebenden Menschen gehört. Der Blick der dunklen, fast schwarzen Augen liegt auf dem nackten Oberkörper des Girls. Langsam hebt und senkt sich die Brust. Mary-Lou atmet gleichmäßig durch.

Doc Smoky wirft seine Messer mit den schmalen Klingen, die Pinzetten, Haken und Sonden in den Topf, der auf der eisernen Herdplatte steht. Eine mächtige Wolke Wasserdampf wallt gegen die Decke. Von einem Arzt hat er mal gehört, dass die Operationsinstrumente abgekocht werden müssen.

Chet steht neben dem Tisch. Mit beiden Händen packt der Vormann die Schultern seines Girls. Sollte sich Mary-Lou aufbäumen, muss Quade sie sofort wieder hinabdrücken, festhalten, denn wenn Doc Smoky mit dem Messer abrutscht, weil sich Mary-Lou bewegt, kann das tödliche Folgen haben.

Behutsam tupft der Alte mit einem sauberen Leinenlappen, den er zuvor ins heiße Wasser geworfen hat, die Umgebung der Wunde ab. Allmählich lösen sich die Blutkrusten.