Sky-Navy 18 - Rettungskommando - Michael Schenk - E-Book

Sky-Navy 18 - Rettungskommando E-Book

Michael Schenk

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Beschreibung

Die Serie "Sky-Navy" bietet spannende Unterhaltung im Bereich der Science Fiction. In einer fernen Zukunft stellen sich die Sky-Navy und die Sky-Trooper fremden Völkern und spannungsgeladenen Abenteuern, bei denen das Militär vor allem eine Aufgabe erfüllt - dem Leben zu dienen und Konflikte zu beenden. Schenk bietet dabei faszinierende Einblicke in fremde Kulturen und versieht seine Action immer auch mit einer Prise Humor.

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Seitenzahl: 257

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Michael Schenk

Sky-Navy 18 - Rettungskommando

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1 Was bisher geschah …

Kapitel 2 Die Überlebenden

Kapitel 3 Konsequenzen

Kapitel 4 Bestandsaufnahme

Kapitel 5 Suchen und Retten

Kapitel 6 Wasser und Blumen

Kapitel 7 Die Augen der großen Mutter

Kapitel 8 Hinter dem Heck

Kapitel 9 Grünland

Kapitel 10 Überfällig

Kapitel 11 Spuren im Sand

Kapitel 12 Das Auge der Navy

Kapitel 13 Letzte Impulse

Kapitel 14 Kommunikationshalt

Kapitel 15 Der aufmerksame Beobachter

Kapitel 16 Staub am Horizont

Kapitel 17 Ein flüchtiger Hinweis

Kapitel 18 Die Rudel

Kapitel 19 Von Freund und Feind

Kapitel 20 Die Klauen der großen Mutter

Kapitel 21 Suchoperation

Kapitel 22 Ein Job für Rodeo

Kapitel 23 Feuer vom Himmel

Kapitel 24 Das Rettungskommando

Kapitel 25 Unsicherheit

Kapitel 26 Feuerschlag

Kapitel 27 Blick zurück

Kapitel 28 In Sicherheit

Kapitel 29 Ankündigung Sky-Navy 19

Kapitel 30 Homepage www.sky-navy.de

Kapitel 31 Sky-Troopers - Exklusiv für Sky-Navy-Leser

Impressum neobooks

Kapitel 1 Was bisher geschah …

Sky-Navy 18

Rettungskommando

Military Science Fiction

von

Michael H. Schenk

© M. Schenk 2020

Das Bündnis zwischen den Menschen und den insektoiden Norsun sollte auf einer abgelegenen Raumstation besiegelt und durch einen Technik-Transfer gestärkt werden. Doch der Primär-Kommandantin der Negaruyen, Desara-dal-Kellon, war es dank ihrer genetisch veränderten Infiltratoren möglich, den geheimen Versammlungsort ausfindig zu machen. Mit dem gekaperten Freihändlerschiff I.T.S. Juliette Beecher ist es ihr gelungen, die Station zu überfallen und die Angehörigen der beiden Delegationen größtenteils gefangen zu nehmen. Doch beim Übergang in die Schwingung versagen einige Betriebssysteme des alten Schiffs. Man kommt in unbekanntem Raum aus der Nullzeit und während immer mehr Systeme ausfallen, bleibt nur eine Überlebenschance: die Landung auf dem dritten Planeten, einer Welt, die ideale Lebensbedingungen zu bieten scheint und sich als gefährlicher Ort erweisen wird. Während Sky-Navy, Norsun und Negaruyen eine fieberhafte Suche nach den Verschollenen beginnen, müssen die Überlebenden der Notlandung erkennen, dass ihre einzige Chance darin besteht, sich den tödlichen Gefahren gemeinsam zu stellen.

Kapitel 2 Die Überlebenden

Absturzstelle Freihandelsschiff I.T.S. Juliette Beecher

Die I.T.S. Juliette Beecher gehörte zu jenen kleinen Frachtschiffen, die noch für planetare Landungen ausgelegt waren. Inzwischen galt sie damit längst als veraltet und überholt. Modelle ihrer Baureihe waren fast ausnahmslos durch modifizierte Langstrecken-Landungsboote vom Typ Fast Lading Vehicle (FLV) ersetzt worden, welche die Sky-Navy nicht mehr benötigte und an private Abnehmer veräußerte.

Die aerodynamischen Schiffe der Silkroad-Serie, zu welcher sie zählte, ähnelten großen Flugzeugen mit einem schlanken Rumpf, der in zwei Decks unterteilt war. Riesige Tragflächen zogen sich von der Brücke, die bei diesem Typ tatsächlich noch als Cockpit bezeichnet wurde, in Pfeilform zum ausladenden Heck, über dem ein relativ kleines Seitenleitwerk aufragte. Dieses Leitwerk und die in den Tragflächen untergebrachten Atmosphäretriebwerke sorgten für ausreichende Manövrierfähigkeit, die es erlaubte, selbst unter schwierigen Bedingungen in einer Lufthülle zu fliegen und sicher zu landen. Silkroads waren VTOL, also „Vertical Take-Off and Landing“-Schiffe und verfügten daher anstelle eines Fahrwerks über ausfahrbare Teleskopstützen mit ausladenden Landekufen.

Zu ihren Glanzzeiten war die Juliette Beecher ein sehr praktisches und zugleich schön anzusehendes Raumschiff gewesen, doch hiervon war nun nichts mehr geblieben.

Sie hatte nicht gemächlich senkrecht aufgesetzt, sondern war mit hoher Fahrt in Flugrichtung heruntergekommen und brutal auf den Boden aufgeschlagen. Masse und Geschwindigkeit hatten sie vorwärts geschleudert und sie hatte eine immer tiefer werdende Furche in den Boden gepflügt, bis sie endlich, nach einigen Kilometern, mit einem letzten Ruck zum Stehen gekommen war.

Diese wenigen Kilometer hatten sich katastrophal ausgewirkt.

Beim ersten Bodenkontakt waren die Landestützen aus den Tragflächen und dem Bug gerissen worden, erst die eine und dann die andere Tragfläche war dadurch abgetrennt worden. Die Reibung am sandigen, mit Erdreich durchsetzten Boden hatte die untere Panzerung förmlich abgeschmirgelt. Andere Rumpfplatten waren den harten Stößen zum Opfer gefallen. Verstrebungen und Zwischenwände hatten sich verbogen und waren geborsten. Sand war tonnenweise in das untere Deck gepresst worden und hatte die meisten Lebewesen, die sich dort aufhielten, erstickt oder ganz einfach zerquetscht.

Der Ruck, mit dem die Juliette Beecher schließlich zum Stillstand gekommen war, hatte dem geschwächten Rumpf schließlich den Rest gegeben, so dass er ungefähr in seiner Mitte auseinandergebrochen war.

Aus dem einstigen Freihandelsschiff war ein Wrack geworden, welches, in einer enormen Wolke aus aufgewirbelten Sand und Staub, am Ende einer tiefen Furche zur Ruhe kam. Das Bodenniveau lag auf Höhe des oberen zweiten Decks. Fettiger Qualm mischte sich in den nebelartigen Dunst, der die Beecher einhüllte.

Für eine Weile schien es, als habe nichts im Schiff überlebt, aber dann fanden sich doch, hier und da, die ersten Anzeichen von Leben.

Major Joana Redfeather, Befehlshaberin des ersten Batallions der fünften Raumkavallerie und Tochter des Oberbefehlshabers der Streitkräfte, Hoch-Admiral John Redfeather, war eine der Ersten, die langsam wieder zu sich kam. Ihr gesamter Körper schien zu schmerzen. Dunst und Rauch drohten ihr den Atem zu rauben. Sie kämpfte instinktiv gegen die Gurte an, die ihr fraglos das Leben gerettet hatten.

„Beim großen Wakan Tanka“, murmelte sie in der Sprache der Sioux, mit der sie aufgewachsen war. „Was … was ist geschehen?“

Nur langsam wurde sie sich ihrer Umgebung bewusst. Sie saß im Co-Pilotensitz des Cockpits. Allmählich klarte sich ihr Blick und sie erkannte die Steuerkonsole, die sich vor ihr und dem neben ihr befindlichen Pilotenplatz befand. Die gepanzerten Frontscheiben waren, wie durch ein Wunder, nahezu unversehrt geblieben. Ihr einziger Schaden bestand aus einem Sprung, der sich durch die Frontscheibe zog.

„Clifford?“ Joana erinnerte sich an die genetisch veränderte Agentin der Negaruyen, die das Schiff geflogen hatte. Die junge Frau hing reglos in Sitz und Gurten und gab kein Lebenszeichen von sich. „He, Clifford, wie geht es Ihnen?“

„Sie ist tot. Genickbruch.“

Die erstaunlich ruhige Stimme kam von hinten. Endlich gelang es Joana, das Sammelschloss der Gurte zu öffnen und sich im Sitz umzudrehen. Sie sah eine schlaffe weibliche Gestalt auf dem Notsitz hinter sich. Desara-dal-Kellon, die Primär-Kommandantin der Negaruyen. Für einen Moment wünschte sich Joana innig, die gefährliche Feindin sei tot.

Die so unnatürlich sachlich klingende Stimme kam von der kleinen Konsole der Systemüberwachung, die hinter den beiden Pilotensitzen installiert war und sich neben dem Schott zum kleinen Aufenthaltsraum des Schiffs befand. Nun sah Joana auch, zu wem sie gehörte: Oberfrau Selmira, die während der Notlandung die Systeme überwacht hatte.

Selmira lächelte ohne Wärme und hielt sich dabei das linke Handgelenk. Sie bemerkte den Blick der Menschenfrau und ihr Lächeln schien sich zu vertiefen. „Gebrochen. Aber ich lebe noch. Ich bin zwischen Sitz und Konsole eingeklemmt und komme nicht alleine frei. Sieh nach der Primär-Kommandantin. Ich glaube, sie lebt ebenfalls noch.“ Die Oberfrau ließ ihr schmerzendes Handgelenk los und hob mit der unverletzten Hand eine Pulspistole. „Und keine falsche Bewegung, Major. Ich habe noch immer eine gesunde Hand und eine funktionsfähige Waffe. Ich scheue mich nicht, dich niederzuschießen, wenn du irgendwelchen Unfug anstellst.“

Sofort mischten sich feindselige Gefühle unter die Erleichterung, überlebt zu haben. Joana atmete mehrmals tief durch und zwang sich zur Ruhe. Wer diese Bruchlandung überlebt hatte, dem mussten seine jeweiligen Götter und das Glück beigestanden haben. Nun kam es zunächst darauf an, sich um diese Überlebenden zu kümmern und den akuten Gefahren zu begegnen. Joana konnte Rauch in der Luft riechen. Feuer war stets eine der größten Bedrohungen nach einem Crash.

„Keine Sorge, Oberfrau, jetzt ist keine Zeit für Feindschaft. Wenn wir überleben wollen, dann müssen wir uns um andere Dinge kümmern. Du hast dein Headset noch auf. Bekommst du Verbindung mit anderen Überlebenden?“

„Ich hatte kurz Verbindung zu einem Gardisten im unteren Deck, doch sie ist abgebrochen“, antwortete Selmira und legte die Waffe wieder auf der Konsole ab. „Die Instrumente sind alle tot und ich kann im Augenblick nicht sagen, wie es um unser Schiff steht.“

Eher unbewusst registrierte Joana erneut eine Gemeinsamkeit ihrer Völker. Gleichgültig, auf welchem Schiff sich ein Raumfahrer auch befand, es wurde auf eigenartige Weise sofort zu seinem Schiff, mit dem er sich identifizierte.

Joana spürte Sorge um ihre Mitgefangenen in sich aufsteigen. Ihr Vater führte die menschliche Delegation an und mit ihr waren auch Sker-Lotar, das alte Höchst-Wort Surus-Galmon und zwei der kleinen Mütter der Norsun in die Hände des Feinds gefallen. Sie alle befanden sich in dem größeren Lagerraum, der ungefähr in der Mitte des oberen Decks lag. Hatten sie den Absturz überlebt? Gab es Tote oder Verletzte?

Joana quälte sich aus dem Sitz hoch und trat an die reglose Gestalt am Boden heran. Wenn man von den hellblauen Augen mit den silbrigen Pupillen und der auf zwei fleischige Schlitze reduzierten Nase absah, waren Körper und Organismus von Menschen und Negaruyen überraschend identisch. So tastete der Major nach einer der beiden Halsschlagadern und nickte Selmira zu, als sie einen schwachen Pulsschlag spürte. „Sie lebt.“

Jeder Angehörige der Streitkräfte des Direktorats war zumindest in Erster Hilfe ausgebildet und so untersuchte Joana die Bewusstlose flüchtig, bevor sie diese auf den Rücken zog. „Sieht so aus, als hätte sie sich, abgesehen von der prachtvollen Beule an der Stirn, keine Verletzungen zugezogen.“

Desara-dal-Kellon trug den himmelblauen Einteiler der Garde der Negaruyen. Der einfache Raumanzug besaß um die Taille einen weißen Besatz, der wohl als Schmuck diente. Der kurze Stehkragen war mit dem Grün der Flotte unterlegt und wies an jeder Seite drei rote Sterne auf, die den hohen Rang der Oberkommandierenden anzeigten. Weiße Stiefel und Handschuhe, mit grauen Ziernähten, komplettierten die Borduniform.

Joanas Blick fiel auf den weißen Waffengurt, der um Desaras Hüften lag. Im Halfter steckte die gefährliche Impulspistole und direkt daneben die Neuro-Peitsche in ihrer geschlossenen Halterung. Joana konnte sich nur zu gut an die zehn extrem schmerzhaften Hiebe erinnern, mit denen Desara sie vor Kurzem exemplarisch bestraft hatte. Erneut keimte Hass in ihr auf und sie streckte die Hand unbewusst nach dem schreibstiftförmigen Gerät aus.

„Ich würde es nicht tun.“ Noch immer klang Selmiras Stimme kühl und distanziert.

Joana seufzte und zog die Hand zurück. „Natürlich. Nun, ich denke, deine geschätzte Oberkommandantin wird wohl von selbst wieder zu sich kommen. Wahrscheinlich mit einem hübschen Schädelhämmern.“

„Was du sicherlich zutiefst bedauerst“, stellte Selmira mit kühlem Lächeln fest. „Nun, Major Menschenfrau, du solltest dich jetzt um das Feuer kümmern. Irgendwo brennt es und es wäre höchst unerfreulich, im letzten Augenblick doch noch in den Flammen umzukommen. Versuche das Schott zum Aufenthaltsbereich zu öffnen. Dort halten sich Hoch-Kommandant Kenlor-dos-Alonges und die persönlichen Wachen der Herrin auf. Mit etwas Glück haben sie ebenfalls überlebt.“

Die persönlichen Wachen der Herrin. Joana erinnerte sich mit einem leisen Schauder an die kalten Gesichter dieser drei ausgesuchten Männer. Im Gegensatz zu normalen Gardisten trugen diese Wachen eine zusätzliche rote Schärpe. Sker-Lotar, der Wissende, hatte ihr und den anderen Gefangenen erklärt, welche Bewandtnis es damit hatte. Sie symbolisierten das Vorrecht, jederzeit und ohne Strafe befürchten zu müssen, töten zu dürfen und zwar gleichgültig, um welche Person es sich dabei handelte. Einzig die große Matriarchin der Negaruyen war davon natürlich ausgenommen. Die Leibwachen hatten dieses Vorrecht schon einige Male genutzt, denn die Primär-Kommandantin hatte ihre Neiderinnen, die selbst ebenfalls vor Mord nicht zurückschreckten.

Joana Redfeather stieg über die Bewusstlose hinweg und trat an das Trennschott zwischen dem Cockpit und dem kleinen Aufenthaltsraum heran. Sie legte die Hand an die mechanische Kurbel, mit der es notfalls geöffnet werden konnte. Als sie diese zu drehen begann, spürte sie verblüfft, dass die Bewegung von der anderen Seite erwidert wurde.

Automatisch machte sie einen Schritt zurück und hob vorsichtshalber die Hände. „Sieht so aus, als hättest du Glück, Oberfrau. Es gibt wohl wirklich noch andere Überlebende.“

Das feuerfeste Trennschott aus Kera-Plast begann sich zu bewegen und wurde von der Hydraulik in die seitliche Bettung geschoben. Menschliche Gestalten wurden sichtbar, dann trat Hoch-Kommandant Kenlor-dos-Alonges ins Cockpit. Ein kurzer Moment genügte ihm, um sich einen Überblick zu verschaffen.

Kenlor war ein ausgesprochen fähiger Offizier und einer der wenigen Männer, die es auf der verborgenen Welt in eine Führungsposition geschafft hatten. Er befehligte die Spezialeinheit der Garde, der es gelungen war, die Delegationen gefangen zu nehmen. Dass er stets an vorderster Front kämpfte, bewies die Feuernarbe in seinem Gesicht, die von einem Streifschuss der Kampflanze eines Norsun stammte.

„Ist sie schwer verletzt?“

Es war klar, wem die besorgte Frage des Kommandanten galt. Joana schüttelte den Kopf. „Sie hat sich den Schädel angeschlagen, aber sie wird wieder.“

Kenlor musterte Joana kurz und nickte dann. „Ich und die Leibwache haben nur leichte Prellungen abbekommen. Eine der Wachen bleibt hier. Du, Major, wirst mich und die anderen begleiten. Wir müssen herausfinden, wie es um die anderen und das Schiff steht.“

Eine der Leibwachen schob sich an Kenlor vorbei, musterte Joana mit kaltem Blick und wandte sich dann Oberfrau Selmira zu, um diese aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Ein anderer Leibgardist nahm einen grünen Kasten mit dem weißen Symbol des „Star of Life“ aus der Wandhalterung im Aufenthaltsraum und warf ihn dem Kameraden im Cockpit zu.

Joana wusste nicht, inwieweit sich die Negaruyen mit dem Erste-Hilfe-Material der Menschen auskannten und beschloss, in diesem Fall, ihre Hilfe nicht zu verweigern: „In dem Medo-Kasten werden Sie eine Dose mit Medi-Schaum finden. Das Zeug ähnelt dem Bauschaum, den wir beim Gebäude- und Schiffsbau benutzen, beinhaltet aber antiseptische Wirkstoffe. Wenn der Bruch gerichtet ist, kannst du das Handgelenk damit einschäumen und es ist ruhig gestellt.“

Kenlor sah sie erneut forschend an. „Danke für den Hinweis.“

Joana zuckte mit den Schultern. „Ich fürchte, in der nächsten Zeit sind wir aufeinander angewiesen.“

„Akzeptiert. Aber vergiss dabei nicht, dass ihr Menschen und die Norsun unsere Gefangenen seid. Ich werde keinen Widerstand dulden.“

„So etwas Ähnliches hat Oberfrau Selmira auch schon erwähnt.“

„Dann erinnere dich gut daran“, mahnte der Hoch-Kommandant und deutete auf das geschlossene Schott, welches vom Aufenthaltsraum auf den Hauptgang hinausführte. Dieser erstreckte sich vom Aufenthaltsraum bis zum Heck des Schiffs. „Wache, öffne das Schott. Sehen wir nach, wer sonst noch überlebt hat.“

Das nach innen führende Schott war verzogen. Die beiden Leibwächter mussten ihre ganze Körperkraft nutzen, um die Notmechanik in Bewegung zu versetzen. Endlich gab die gepanzerte Türplatte nach und schob sich ein Stück zur Seite. Sofort drangen Dunst und Rauch ein und brachten alle zum Husten, doch zugleich war auch ein Hauch kühler frischer Luft zu spüren.

„Irgendwo ist ein Schwelbrand“, stellte Joana fest, „und die Hülle muss gebrochen sein. Wir atmen bereits die Luft des Planeten.“

„Immerhin ist sie atembar und der Luftdruck stimmt“, meinte Kenlor, während die Wachen die Platte mühsam weiter zur Seite schoben, damit sie passieren konnten.

Schließlich zwängten sich die vier durch den Spalt und standen im Hauptgang des oberen Decks.

Es wurde sofort deutlich, welchen Schaden die Juliette Beecher erlitten hatte.

Auf eine Länge von rund dreißig Metern wirkte der Gang völlig unbeschädigt, doch dann waren Streben und Seiten merkwürdig verdreht. Ungefähr auf halber Länge des breiten Korridors klaffte ein Riss, der den Rumpf vollkommen zu durchziehen schien und das Wrack in einen vorderen und einen hinteren Teil trennte. Der Spalt zwischen den geteilten Segmenten des Korridors war gute Meter breit. Es wäre eigentlich nicht möglich gewesen, ihn ohne Hilfsmittel zu überwinden, doch Sand und Erdreich füllten ihn bis zum Niveau des oberen Decks.

„Anschabb“, murmelte Kenlor. „Dieser Dreck muss das gesamte untere Deck ausfüllen. Dort kann niemand überlebt haben.“

Joana wusste, dass der Hoch-Kommandant hier weniger an die zivilen Gefangenen von Outer-Rim-Station 47 dachte, als vielmehr an die Mehrzahl seiner Gardisten, die ihre Unterkunft dort unten gehabt hatten. „Vielleicht haben die feuerfesten Kollisionsschotts und die Zwischenwände den Gewalten standgehalten“, sagte sie ohne große Überzeugung. „Suchen wir erst hier oben nach Überlebenden. Dann sehen wir nach dem unteren Deck, denn dort werden wir uns durchgraben müssen.“

Es gefiel Kenlor nicht, doch er gestand sich ein, dass die Menschenfrau recht hatte. Er deutete den Gang entlang zu dessen Ende. „Der Rauch kommt von dort hinten, wo sich der Maschinenraum befindet. Sucht nach tragbaren Löschgeräten. Wir müssen uns um das Feuer kümmern.“

Rechts vor ihnen waren plötzlich Rufe zu vernehmen. Dort befand sich der Frachtraum, in dem sich die gefangenen Delegationen aufhielten. Das Schott zum Gang war bei einem erfolgreichen Ausbruchsversuch zerstört worden und offen. Nun zeigten sich dort zwei menschliche Gestalten, in denen Joana ihren Vater John und einen Sky-Trooper erkannte.

„Manitu sei Dank, du lebst!“, entfuhr es dem erleichterten Hoch-Admiral. Er ignorierte die Negaruyen und umarmte seine Tochter kurz. „Wir haben einen Trooper verloren, aber alle anderen haben überlebt“, stieß er hervor. „Allerdings gibt es etliche Verletzte. Grundgütiger, bei der harten Landung habe ich befürchtet, weiter vorne würde niemand … niemand …“

Er brach ab und Joana zog ihn nochmals kurz an sich, bevor sie zurücktrat. „Die Veränderte Clifford hat sich den Hals gebrochen, aber ansonsten haben auch vorne alle überlebt. Ich fürchte nur, auf unsere Leute und die Negaruyen im unteren Deck trifft das nicht zu.“

John Redfeather sah betroffen auf den Sand, der den Riss im Rumpf bis zur Ebene des Oberdecks füllte. „Wir müssen uns vergewissern“, sagte er leise. „Vielleicht gibt es Kammern, die standgehalten haben.“

Kenlor-dos-Alonges schritt an den beiden Redfeathers vorbei und sah durch das offene Schott in den Frachtraum.

Dort waren, neben den Gefangenen, Teile der Erstausstattung einer neu zu gründenden Kolonie untergebracht. Mit Polstermaterial, Gurten, Seilen, Decken und allem, das nur irgendwie geeignet schien, war es den Gefangenen gelungen, sich vor dem Schlimmsten zu schützen. Tatsächlich waren sie alle am Leben, auch wenn es zahlreiche Blessuren gab. Die Polsterungen und Gurte hatten nicht alle Stöße der Bruchlandung vollkommen abfangen können. Menschen und Norsun waren nicht nur den Bewegungen des Schiffs ausgesetzt gewesen, sondern auch einigen Transportbehältern, die aus ihren Verankerungen gerissen worden waren.

Derzeit sahen Captain Wilbur Custer und First-Sergeant Pearl Stevens nach den Verletzten, um diese, so gut es eben ging, zu versorgen. Als Custer sich kurz zu Joana umwandte, erkannte diese eine farbenprächtige Beule an dessen Stirn. Der Offizier erwiderte ihr Lächeln knapp und widmete sich dann wieder Hoch-General Omar ibn Fahed, dessen rechter Arm gebrochen schien.

Joana sah Kenlor fragend an und deutete in den Raum. „Darf ich?“

Der Negaruyen nickte schweigend und folgte ihr. Die beiden Leibwachen blieben im offenen Schott stehen. Mit kalten Blicken beobachteten sie die Vorgänge im Raum.

Kenlor schien seine Absicht vergessen zu haben, sich um die Brandbekämpfung zu bemühen und nach Überlebenden im Unterdeck zu suchen. Joana konnte dies gut nachvollziehen. Nachdem alle in diesem Frachtraum überlebt hatten, verschob sich das Kräfteverhältnis, zwischen Menschen und Norsun einerseits und den Negaruyen andererseits, deutlich zu Gunsten der Gefangenen.

Commodore Faso, der Adjutant ihres Vaters, hatte sich die linke Schulter ausgerenkt. Die wissenschaftliche Hoch-Koordinatorin, Professor Candice Bergner, und Tech-Lieutenant Jennifer Hartmann waren gerade dabei, diese wieder einzurenken. Nach einem lauten Aufschrei und einem deutlichen Knacksen sackte Faso mit bleichem Gesicht in sich zusammen.

Eine leblose Gestalt, in der Paradeuniform der Sky-Cavalry, lag still in einer Ecke. Ein Stück entfernt saßen die drei hohen Räte Sangales, Kenduke und Lambert auf einer Kiste. Sie lächelten halbherzig, als sie Joana erkannten, doch dieses Lächeln gefror sofort, als Kenlor an deren Seite trat. Lambert hielt sich die Seite und schien sich einige Rippen geprellt zu haben.

Die beiden überlebenden Sky-Trooper waren dabei, alle Kisten gründlich nach Material abzusuchen, das in dieser Lage hilfreich sein konnte. Ihr besonderes Augenmerk galt dabei den Behältern, deren Beschriftung auf Sanitäts- und Ärztematerial hinwies. Trooper Adashi humpelte sichtlich und versuchte krampfhaft, nicht mit dem linken Fuß aufzutreten.

Wieder ein Stück abseits bildeten die Norsun eine kleine Gruppe. Es handelte sich um den Wissenden Sker-Lotar, der nun schon einige Zeit auf der Sky-Base Arcturus bei den Menschen lebte, das alte Höchst-Wort Surus-Galmon, Verlierer der Schlacht im Rylon-System, und die beiden kleinen Mütter Sogares und Gerrun. Letztere hatte sich das linke Bein gebrochen und gab immer wieder ein leises, schmerzerfülltes Pfeifen von sich.

Trooper Adashi stieß einen triumphierenden Schrei aus. „Hier in der Kiste ist Medo-Zeugs! Verbandmaterial, Medikamente und da soll auch ein Analysegerät drin sein. Los, Mason, hilf mir mal, den Behälter zu öffnen!“

Kenlor sah düster dorthin, wo die beiden Soldaten einen Transportbehälter aus einem der Wandregale zogen und auf dem Boden abstellten. „Primär-Kommandant Redfeather, ich fordere Unterstützung von Ihnen ein.“

John nickte und rief Pearl Stevens herbei. „Joana und der First-Sergeant. Wenn Sie es wünschen, so werde ich Sie ebenfalls begleiten.“

„Nein“, lehnte der Hoch-Kommandant ab. „Ihr sorgt dafür, dass sich Eure Gruppen daran erinnern, dass sie noch immer Gefangene der verborgenen Welt sind. Ich lasse eine der Leibwachen hier, damit es ihnen leichter fällt.“

John Redfeather konnte sich ebenfalls in die Lage der Negaruyen versetzen und signalisierte erneut seine Zustimmung. „Teilen Sie mir mit, wenn Sie weitere Hilfe benötigen. Wir sind jetzt aufeinander angewiesen, Hoch-Kommandant, ob uns das gefällt oder nicht. Stevens, wir brauchen Löschgerät!“, rief er dem weiblichen Sergeant zu.

Pearl brachte zwei der transportablen Löschbehälter, die sich in Wandhalterungen überall im Schiff befanden. Sie reichte einen an Joana, dann wandte sich die Gruppe wieder dem Hauptkorridor zu. Einer der Leibgardisten blieb am offenen Schott stehen und ließ die Gefangenen nicht mehr aus den Augen.

Kenlor-dos-Alonges sprach den anderen Gardisten an: „Nimm dein Gewehr und klopfe damit regelmäßig auf den Gangboden. Vielleicht bekommen wir so heraus, wie weit der untere Rumpf voller Bodenmaterial steckt.“

Im Grunde war die Idee nicht schlecht. War der Raum unter dem Boden vollständig mit Sand und Erde gefüllt, dann musste der Schlag mit dem Kolben des Raketengewehrs dumpf klingen, war es hingegen ein Hohlraum, dann sollte das Geräusch entsprechend heller sein. Joana glaubte allerdings, dass diese Maßnahme an der Praxis scheitern würde, denn die Isolation und Schalldämpfung des Bodens war ebenso dick wie die der Wände.

Gehorsam klopfte der Leibwächter den Boden mit seiner Waffe ab, wobei er langsam vorwärts ging und immer wieder aufmerksame Blicke auf die Seitenwände und die Decke richtete. In dem Bereich, in dem sie sich nun bewegten, war der Korridor verdreht und verzogen. Das Material hatte der enormen Beanspruchung jedoch größtenteils standgehalten, von dem breiten Spalt im Gang abgesehen. Dennoch war Vorsicht geboten, denn einige der Seitenstreben waren leicht geknickt. Ab und an war ein Riss in Wand oder Decke zu sehen. Der Boden hatte sich unter den Gewalten nach oben gewölbt. Direkt hinter dem Spalt war der Gang von dreieinhalb Metern Höhe auf knappe zwei Meter zusammengedrückt worden.

Sie erreichten den Spalt und konnten einen Blick hinauswerfen. Wie durch leichten Nebel war dort, auf beiden Seiten des Wracks, eine wüstenartige Landschaft zu erkennen. Sand und leichte Bodenwellen beherrschten das Bild. An einigen Stellen ragten rote Gebilde auf, die auf überraschende Weise an Rosenblüten erinnerten.

„Anschabb, hoffentlich sind wir nicht in der Welt des Sandes gelandet“, kam es von Kenlor. „Dann könnte es schwierig werden, genießbares Trinkwasser zu finden.“

„Es gibt Pflanzen, wenn auch nicht viele“, gab Joana prompt zu bedenken. „Somit muss, zumindest in der Tiefe, auch Wasser existieren. Außerdem sehe ich rechts, fern am Horizont, einen langgestreckten grünen Streifen. Dort scheint der Bewuchs dichter und höher zu sein.“

Kenlor gab einen grunzenden Laut von sich und bedeutete der Leibwache, den Spalt zu überprüfen. Der Mann stocherte mit dem Kolben in den Sand, der alles bis auf Höhe der Bodenplatten auszufüllen schien, was sich im unteren Deck befand. Schließlich setzte er behutsam einen Fuß auf den körnigen Untergrund und belastete ihn allmählich. Der Sand gab ein wenig nach, hielt jedoch dem Gewicht stand.

Der Hoch-Kommandant bückte sich und ließ etwas Sand durch seine Finger rieseln. „Ein schlechtes Zeichen. Die Steinkörner sind sehr rieselfähig. Da der Fuß jedoch nicht tief einsinkt beweist dies, mit welcher Gewalt das Bodenmaterial ins untere Deck gepresst wurde.“

Seltsamerweise empfand Joana so etwas wie Mitgefühl für den feindlichen Offizier. „Tut mir leid, aber es sieht so aus, als hätten unsere Leute und deine Gardisten keine Chance gehabt.“

„Kein Gardist sollte auf solche Art sterben“, murmelte Kenlor.

Joana dachte an die zivilen Arbeiter und Angehörigen der Raumstation 47, die sich im vorderen verschütteten Frachtraum als Gefangene aufgehalten hatten und sah ihn kalt an. „Niemand sollte so sterben, gleichgültig, ob er zu Ihrer Garde gehört.“

Er erwiderte ihren Blick. „So mag es sein. Überqueren wir den Spalt. Dahinter ist einer der Zugänge zum unteren Deck und noch weiter hinten befindet sich das obere Sicherheitsschott zum Hauptmaschinenraum.“ Er spähte den Korridor entlang. „Sieht so aus, als hätte ich mich getäuscht. Es scheint doch nirgends zu brennen. Man kann den Rauch kaum noch sehen oder riechen.“

„Wir werden uns dennoch vergewissern müssen.“ First-Sergeant Pearl Stevens leckte sich über die trocken gewordenen Lippen. Sie atmeten die Luft des Planeten und die Luftfeuchtigkeit schien äußerst gering zu sein. „Das feuerfeste Schott zum Maschinenraum ist geschlossen. Dahinter kann es mit Urgewalt brennen und wenn wir Pech haben, dann öffnen wir das Schott, führen dem Feuer noch richtig schön Sauerstoff zu und die ganze Chose fliegt uns um die Ohren.“

Es war kein angenehmes Gefühl für die vier, langsam über den Spalt zu stapfen. Immer wieder strauchelte einer von ihnen, wenn der Sand etwas nachgab. Doch sie erreichten die gegenüberliegende Seite ohne Zwischenfälle.

Erleichtert spürte Joana wieder die soliden Kera-Plast-Platten unter ihren Stiefeln, auch wenn einige von diesen sich deutlich verschoben hatten.

„Keine Steinkörner!“, meldete die Leibwache. Der Mann kniete an einem breiten Riss im Boden und hatte den Kolben seiner Waffe hindurchgeschoben. Nach dieser ersten Meldung beugte er sich vor und leuchtete mit dem Scheinwerfer seines Kampfhelms in die Tiefe. „Ich sehe den Boden des unteren Korridors. Keine Steinkörner.“

In den Augen des Hoch-Kommandanten leuchtete es auf. Plötzlich war da wieder die Hoffnung, dass zumindest einige seiner Männer überlebt hatten. „Wir müssen hinunter. Los, Gardist, da vorne ist die Bodenluke.“

Bei nur rund zwei Meter Ganghöhe mussten sie sich bücken. Hier waren die Verwindungen des Korridors besonders deutlich und das Metall gab knarrende und seltsam ächzende Laute von sich.

First-Sergeant Pearl Stevens fühlte einen Schauder über ihren Rücken laufen. „Alles in Ordnung“, sagte sie mehr zu sich selbst, als zu den anderen, „die Geräusche haben nichts damit zu tun, das hier gleich alles auseinanderfällt. Beim Flug durch die Atmosphäre hat sich der Rumpf enorm aufgeheizt und ein wenig gedehnt. Jetzt kühlt alles wieder ab und schrumpft.“

Joana legte Pearl flüchtig eine Hand auf die Schulter. „Solange wir vorsichtig sind, wird nichts geschehen.“

Sie erreichten die rechteckige Bodenluke. Während eines Landemanövers wurde sie vorsichtshalber geschlossen. Kenlor und die Leibwache sahen zu, wie sich die beiden Frauen niederknieten und gemeinsam versuchten, den hydraulischen Öffnungsmechanismus in Bewegung zu setzen. Nach einigen Pumpbewegungen mit der Hebelstange baute sich tatsächlich Druck auf. Der Lukendeckel gab ein knarrendes Geräusch von sich. Langsam und millimeterweise begann er sich zu heben.

Pearl stieß ein überraschtes Zischen aus, als sie plötzlich von einem Lichtstrahl geblendet wurde. „Verdammt!“

„He, Kenlor, scheinbar lebt hier wirklich noch jemand!“, rief Joana dem Hoch-Kommandanten zu.

Auf ihren Ruf antwortete eine andere Stimme von unterhalb des sich hebenden Luks. Die Stimme sprach im Idiom der Negaruyen, welches keiner der Menschen beherrschte.

Über Kenlors Gesicht glitt ein erleichtertes Lächeln, während er ebenfalls in seiner Sprache antwortete. Dann wandte er sich Joana und Pearl zu. „Gardist Sackar meldet siebzehn Überlebende und er meint, wir sollen die Luke rasch öffnen, denn der Aufenthalt dort unten sei recht unangenehm.“

Joana unterdrückte einen Seufzer. Siebzehn überlebende Gardisten. Das verschob das Kräfteverhältnis wieder eindeutig zu Gunsten des Feinds. Andererseits … Es waren siebzehn bewaffnete Kämpfer und sie wussten alle nicht, was sie auf diesem Planeten erwartete.

Es gab ein hallendes Geräusch, dann sprang die Luke förmlich auf und schlug gegen ihr Widerlager. Joana und Pearl wichen zurück, als sich die erste Gestalt aus dem unteren Deck schob, den Griff am Lukenrand packte und sich auf das obere Deck zog.

Sackar warf den beiden Frauen einen feindseligen Blick zu, dann schob er sein Raketengewehr über den Boden, in Richtung von Kenlor und der Leibwache. Anschließend wandte er sich um und half nacheinander seinen Kameraden herauf.

Jeder der Gardisten wies kleinere Verletzungen auf, doch sie alle waren kampffähig und sie waren bewaffnet. Gardist Ffalgar wies als Einziger eine schwerere Wunde auf, er hatte sich den rechten Oberschenkel gebrochen. Seine Kameraden hatten ihn provisorisch versorgt und sein Raketengewehr, mit Hilfe einiger Gürtel, als Schiene verwendet.

Dennoch hatten auch die Negaruyen ohne Frage einen hohen Blutzoll entrichten müssen. Joana wusste, dass siebenundzwanzig von ihnen im Unterdeck Schutz gesucht hatten. Zehn von ihnen waren der Bruchlandung zum Opfer gefallen.

„Gardist Sackar, du und zwei der Männer begleiten uns weiter zum Maschinenraum“, befahl Kenlor. „Die anderen gehen zum großen Frachtraum mit den Gefangenen. Dort hat man Geräte und Mittel der Heilkunst gefunden und man wird euch versorgen.“

Sackar salutierte, indem er die Fingerspitzen der linken Hand an die linke Schulter legte. „Herr, ich weise darauf hin, dass sich im unteren Deck noch die Waffen unserer Toten befinden.“

„Ich verstehe.“ Kenlor überlegte kurz. „Ein Mann bleibt hier auf Posten, bis wir aus dem Unterdeck geborgen haben, was wir noch gebrauchen können.“ Er deutete auf eine weibliche Negaruyen. „Unterfrau Jattna, du trägst hier die Verantwortung.“

Die Gruppe mit Kenlor und Joana, nun durch drei Gardisten verstärkt, bewegte sich weiter den beschädigten Korridor entlang. Dieser endete vor dem Kollisionsschott des Hauptmaschinenraums im Heck. Hier befanden sich die Energieerzeuger und die Aggregate des lichtschnellen Impuls- und überlichtschnellen Cherkov-Antriebs.

Dieses Schott hatte allen Gewalten standgehalten und sich nicht einmal im Rahmen verzogen. Es ließ sich mühelos aufhebeln. Doch schon mit Bildung des ersten schmalen Spalts drang dunkler Qualm aus dem Inneren.

„Runter!“, rief Joana instinktiv und warf sich zu Boden.

Durch die Öffnung drang frischer Sauerstoff in den Maschinenraum und Joana befürchtete sofort ein Aufflammen des Feuers oder, schlimmer, einen explosiven „Flashback“, dessen Gewalt sogar das teils offene Schott aus seinem Rahmen sprengen konnte. Doch nichts dergleichen geschah, wenn man davon absah, dass der Qualm etwas heller wurde.

„Sackar, den Brand bekämpfen. Wir warten hier“, entschied der Hoch-Kommandant.

Der Gardist und seine beiden Begleiter trugen ihre Kampfanzüge und so schlossen sie die Helme, schalteten auf die interne Luftversorgung und nahmen sich die tragbaren Löschgeräte, bevor sie sich durch den Spalt zwängten.

Es dauerte keine drei Minuten, bis der Rauch dünner wurde und Sackar wieder ans Schott trat. „Das Feuer ist gelöscht. Es war klein und hat nicht viel angerichtet, dennoch solltet Ihr Euch den Schaden ansehen, Herr.“

„Warten wir einen Moment, bis die Luft besser ist und wir richtig sehen können“, brummte Kenlor missmutig. Sackars Worte waren kein gutes Zeichen.

Sie öffneten das Schott vollständig und der Rauch verzog sich zunehmend. Noch immer lagen Dunst und Gestank in der Luft, aber man konnte atmen, ohne ständig husten zu müssen. So traten sie alle in den Maschinenraum und fanden ihre schlimmsten Befürchtungen rasch bestätigt.

Während das Schott allen Belastungen standgehalten hatte, galt dies nicht für die Maschinen, Aggregate und Konsolen im Raum. Sie waren teilweise aus ihren Verankerungen gerissen worden. Rohre waren geknickt und gebrochen, Leitungen zerfetzt, Maschinenblöcke auf eine Weise beschädigt, die jeden Versuch einer Reparatur aussichtslos machte. Einige Schalttafeln und Konsolen waren eingedrückt oder in sich verzogen.