Sky-Navy 23 - Willkommen auf Peaceland - Michael Schenk - E-Book

Sky-Navy 23 - Willkommen auf Peaceland E-Book

Michael Schenk

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Beschreibung

Die Sky-Navy der Menschheit benötigt Schiffe und sie benötigt Mannschaften. Major Joana Redfeather und ihre Sky-Trooper rühren gerade die Werbetrommel, als der Chef der interstellaren Polizei sie bittet, dem unaufgeklärten Tod eines Chief-Constables auf der Welt des Friedens nachzugehen. Von einer planetenumspannenden Friedensbewegung angefeindet stoßen Joana und ihre Freunde in ein Wespennest, in dem sie unversehens um ihr Leben kämpfen müssen.

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Michael Schenk

Sky-Navy 23 - Willkommen auf Peaceland

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1 Was bisher geschah

Kapitel 2 Routine

Kapitel 3 Eine tragische Entdeckung

Kapitel 4 Eine Klaue aus Metall

Kapitel 5 Amtshilfe

Kapitel 6 Vorführung

Kapitel 7 Unerwartet

Kapitel 8 Willkommen auf Peaceland

Kapitel 9 Hinweise

Kapitel 10 Nicht Willkommen

Kapitel 11 Verpasst

Kapitel 12 Eine unerwartete Einladung

Kapitel 13 Der Guru des liebevollen Lichtes

Kapitel 14 Verdachtsmomente

Kapitel 15 Die Beobachter

Kapitel 16 Gefährliche Zeugen

Kapitel 17 Verloren im Weltraum

Kapitel 18 Ein schockierender Bericht

Kapitel 19 Berechtigte Zweifel

Kapitel 20 Im Zweifel

Kapitel 21 Spurensuche

Kapitel 22 Im Auftrag der CoBRA

Kapitel 23 Nach Lage des Gesetzes

Kapitel 24 Die Gejagten

Kapitel 25 Kein Kontakt

Kapitel 26 Ein schwacher Verdacht

Kapitel 27 Tatsachen

Kapitel 28 Feuerüberfall

Kapitel 29 Fort Peaceland

Kapitel 30 Zeitgewinn

Kapitel 31 Überfordert

Kapitel 32 Angriff auf Fort Peaceland

Kapitel 33 Hilfe naht, die Navy kommt

Kapitel 34 Rückzug

Kapitel 35 Überraschung

Kapitel 36 Konsequenzen

Kapitel 37 Ankündigung

Kapitel 38 Homepage www.sky-navy.de

Kapitel 39 „Sky-Troopers“ - Als e-Book oder Print

Impressum neobooks

Kapitel 1 Was bisher geschah

Sky-Navy 23

Willkommen auf Peaceland

Military Science Fiction

von

Michael H. Schenk

© M. Schenk 2022

Auch nach dem verlustreichen Krieg gegen die Negaruyen der verborgenen Welt kommt das Direktorat der von Menschen besiedelten Welten nicht zur Ruhe. Ein unheimlicher und mörderischer Gegner scheint bestrebt, das Bündnis der von Menschen besiedelten Welten von innen zu zerschlagen. Spuren führen zu der Veteranenorganisation CoBRA, doch die Beweise reichen nicht aus, gegen diese vorzugehen. Der Feind ist, ebenso wie das Direktorat, auf der Suche nach Hiromata, jenem Kristall, der Schiffsbewegungen, Kommunikation und Ortung von Objekten ohne jeglichen Zeitverlust ermöglicht. Die Unbekannten scheuen vor keiner Gewalt zurück und unlängst ist der Versuch, Major Joana Redfeather, die Tochter des Hoch-Admirals John Redfeather, zu entführen, gescheitert. Die Verantwortlichen im High-Command der Streitkräfte ahnen, dass es bald zu einer offenen Konfrontation mit dem geheimnisvollen Feind kommen muss. Der Ausbau der Streitkräfte genießt höchste Priorität. Neue Kreuzer der APS-B-Klasse werden gebaut, doch die Navy benötigt Besatzungen. So schickt das High-Command mehrere Gruppen aus, die auf den verschiedenen Welten die dringend erforderlichen Freiwilligen anwerben sollen.

Kapitel 2 Routine

Planetare Polizeistation, zwanzigKilometernördlichderHauptstadt Peaceland

Chief-Constable Xao Fong besaß chinesische Vorfahren und war stolz auf die alten Traditionen. Auf seiner Heimatwelt war er, wie alle Erstgeborenen seiner Familie, in den Polizeidienst eingetreten und machte seine ersten Erfahrungen als Constable. Dank seiner Fähigkeiten stieg er ungewöhnlich schnell bis zum Senior-Constable auf, als er ein überraschendes Angebot erhielt: Man bot ihm den Posten des Chief-Constable, des planetaren Polizeichefs, auf der Welt Peaceland an. Nach einigen Überlegungen nahm er an. Nun lebte er seit fünf Jahren auf der neuen Welt und es war, nach seiner festen Überzeugung, noch immer eine seltsame Welt. Es lag nicht an ihrer Beschaffenheit oder der Flora oder Fauna. Nein, es waren die Menschen, die hier ihre Vorstellung vollkommener Harmonie auslebten.

Man nannte den Planeten und zugleich auch seine Hauptstadt Peaceland und dieser Name war wörtlich zu nehmen. Die Bewohner schworen jeglicher Gewalt ab, sei diese gegen Ihresgleichen oder ein beliebiges anderes Lebewesen gerichtet. Eine, davon war Xao Fong zutiefst überzeugt, sehr realitätsferne Einstellung, denn auf Peaceland gab es zwar keinerlei Gewalt untereinander, jedoch eine Vielzahl gefährlicher Kreaturen. Oft genug versagten jene Mittel und Methoden, mit denen man diese Wesen vertreiben wollte und so gab es immer wieder Opfer unter den Menschen.

Dies war der Grund, warum der Rat von Peaceland widerstrebend beschlossen hatte, eine Station der Constables einzurichten. Männer und Frauen, die Waffen trugen und auch bereit waren, diese zu benutzen. Da kein geborener Peacelander eine Waffe berühren würde, rekrutierte sich die planetare Polizei aus angeworbenen Neusiedlern; Individuen, welche den übrigen Bewohnern suspekt waren und deren Nähe man nach Möglichkeit mied.

Die planetare Polizei von Peaceland umfasste nur siebenundzwanzig Constables, deren Station zwanzig Kilometer nördlich der Hauptstadt lag. Die Männer und Frauen lebten auch hier und wurden in der Stadt nur geduldet, wenn sie ihre Besorgungen erledigen mussten oder ihren Dienstpflichten nachgingen.

Xao Fong fühlte sich manchmal wie ein Ausgestoßener, aber er sah es als seine Pflicht an, diesen Menschen zu dienen und sie zu beschützen. Da es nur wenige Verbrechen auf Peaceland gab, wurden die Constables in der Regel nur gerufen, wenn eines der gefährlichen Raubtiere wieder ein Opfer gefunden hatte.

Peaceland war vor rund einhundert Jahren kolonisiert worden. Inzwischen gab es, neben der Hauptstadt mit fast 250.000 Einwohnern, eine ganze Reihe von kleineren Siedlungen und Dörfern sowie eine Unzahl von Ranches und Farmen. Peacelander waren keine ausschließlichen Vegetarier. Das gezüchtete Vieh wurde allerdings erst geschlachtet, wenn es eines natürlichen Todes gestorben oder das Opfer eines Räubers geworden war.

Selbst wenn die Constables nur wenige der normalerweise üblichen Aufgaben zu bewältigen hatten, so war es dennoch schwierig für die siebenundzwanzig Polizisten, planetenweit Präsenz zu zeigen. Daher nutzte man eine Reihe von Überwachungsdrohnen und das in allen Haushalten zu findende Funknetzgerät, um schnell eingreifen zu können.

Eine dieser Drohnen hatte unlängst etwas beobachtet, das Xao Fong zutiefst beunruhigte.

Es gab einen kleinen Raumhafen in der Hauptstadt, den Star-Port, über den der gesamte Personen- und Frachtverkehr abgewickelt wurde. Hier erhob die Verwaltung von Peaceland auch Zoll und Gebühren. Hier empfing man die vereinzelten Touristen, die sich auf diese Welt verirrten. Nur wenige Menschen reisten hierher, um dort zu bleiben, denn die meisten kamen mit der strikten „Keine-Gewalt“-Ideologie nicht zurecht. Eine Ausnahme bildeten die Anhänger der Friedensbewegung, die auf Peaceland nach Harmonie suchten und an Seminaren teilnahmen, die von dem weithin bekannten Guru Mahatma Galhandi angeboten wurden.

Die kleine Polizeidrohne hatte unlängst ein schwarzes Raumschiff beobachtet, das auf dem Privatgelände jenes angesehendsten Bürgers von Peaceland, dem Guru des liebevollen Lichtes, landete. Das Schiff war nicht besonders groß, besaß die Form einer Walze und wies keinerlei sichtbare Kennungen auf, wie sie von der interstellaren Behörde I.T.S.B., dem Interstellar Transportation- and Safety-Board, vorgeschrieben war.

Dieses unbekannte Walzenschiff interessierte den Chief-Constable brennend, denn Raumschiffe landeten eigentlich nur auf dem dafür vorgesehenen Star-Port. Doch selbst als planetarer Polizeichef besaß er nicht die Befugnis, privates Gelände ohne zwingende Notwendigkeit zu betreten. Das fremde Schiff war inzwischen wieder gestartet und da es den Constables aus datenschutzrechtlichen Gründen untersagt war, Aufzeichnungen von Privatgeländen zu machen, hatte Xao Fong keinerlei Beweis mehr für dessen Existenz.

So suchte er nach einem geeigneten Vorwand, den Guru aufzusuchen und dabei ein paar Nachforschungen anzustellen. Es war sein Instinkt als Cop, der ihm eindringlich sagte, dass da etwas nicht stimmte.

Fünf seiner Beamten waren im Streifendienst unterwegs und so versammelten sich an diesem Morgen die übrigen zweiundzwanzig, um an der Besprechung der Tagesroutine teilzunehmen.

Xao Fong war stolz auf jeden Einzelnen seiner Blau uniformierten Schar. Allen Widrigkeiten dieser Welt zum Trotz, erfüllte sie ihre Aufgabe ohne Murren, ließ sich niemals provozieren und hatte schon manches Leben gerettet.

Senior-Constable Paula Terhoven stellte wie üblich den Dienstplan zusammen und ließ die Daten auf die tragbaren Mini-Comps der einzelnen Constables übertragen. Nun gab sie jedem etwas Zeit, die Eintragungen durchzugehen. Wie sie bereits erwartet hatte, meldete sich Constable Mulberry prompt zu Wort. „Ja, Mulberry?“

„Äh, Senior, lese ich das richtig? Ich soll zu Galhandi und mich dort nach einer Wildpranke umsehen?“

„So ist es, Constable Mulberry. Hast du ein Problem damit?“

„Nicht mit der Wildpranke“, brummte der stämmige Polizeibeamte. „Verdammt, jeder von uns weiß, was für heimtückische und aggressive Biester das sind.“

„Und wo liegt dann das Problem?“, fragte Paula ironisch. Wohl wissend, was ihren Untergebenen tatsächlich bewegte. „Du schnappst dir eine unserer M-70er und machst das Mistvieh platt.“

„Da wirst du das halbe Magazin brauchen, Mul“, meinte einer der anderen lächelnd. „Nimm lieber gleich die 2-Zentimeter-Granate aus dem Unterlauf.“

„Mann, ich weiß selber, wie ich mit einer Wildpranke fertig werde. Ist ja nicht meine erste“, erwiderte Mulberry griesgrämig. „Aber der verdammte Guru des liebevollen Lichtes wird wieder einen mordsmäßigen Aufstand machen. Ihr wisst doch, wie sehr der jegliche Gewalt verurteilt. Der würde sich wahrscheinlich lieber fressen lassen, als dass der verdammten Miezekatze ein Leid geschieht.“

Das Schicksal schien zu fügen, dass Xao Fong doch zu seinem Ziel kam. „Verzeihung, Senior, wenn ich mich einschalte. Ich kann das übernehmen. Ich wollte ohnehin einmal bei dem Guru vorbei schauen.“

„Freiwillig in die Höhle des Friedens-Löwen, Chief?“ Paula deutete Applaus an. „Es gibt noch wahre Helden.“

Ringsum pochten die anderen Constables auf die Seitenlehnen ihrer Stühle. Xao Fong erhob sich kurz und vollführte eine übertriebene Verbeugung, die fast an einen klassischen Kotau erinnerte.

Der Chief-Constable wusste, dass seine Truppe sehr diszipliniert und erfahren war und er duldete manche Lockerheit, da er sie in der Isoliertheit der Constables als erforderlich ansah.

Paula Terhoven nickte. „Schön, den Räuber auf dem Privatgelände von Galhandi übernimmt also unser Chief. Mulberry, dafür übernimmst du den Dienst in der Notrufzentrale.“

Die Begeisterung des Constable hielt sich in Grenzen. Ein Peacelander musste schon zur Hälfte im Maul einer Wildpranke stecken, bevor er freiwillig die Cops verständigte. Entsprechend wenig würde in der Zentrale zu tun sein, in der planetenweit alle Hilferufe zusammenliefen, denn Anforderungen an die Brandwehr oder den Rettungsdienst gingen direkt an das innerstädtische Notfallzentrum.

Insgesamt acht Constables würden Streife fahren oder fliegen, zwei sollten einen der Rancher bei der Suche nach entlaufenen Rindern unterstützen. Zwei weitere mussten in die Stadt und einen schweren Unfall dokumentieren, dessen Ursache nicht geklärt war. Wurden sich die Unfallparteien nicht selber einig und konnte auch ein Ombudsmann nicht schlichten, dann waren die Constables gefragt.

Chief-Constable Xao Fong ließ sich in der kleinen Kantine ein Verpflegungspaket zusammenstellen und ging dann zur Waffenkammer. Jeder Constable trug eine Lähmpistole und eine Dienstwaffe im Kaliber 4-Millimeter, die wahlweise nichttödliche oder tödliche Munition verschoss. Für das Erlegen einer Wildpranke waren diese Waffen jedoch nicht ausreichend. Die katzenähnlichen Wesen besaßen die Größe eines ausgewachsenen Rinderbullen, tödliche Krallen und Zähne, zwei gefährliche Hörner und einen Chitinpanzer, der alles abhielt, was nicht aus einem Militärkarabiner verfeuert wurde. Die Polizeistation verfügte über zehn ältere Karabiner vom Typ M-70B, während das Militär inzwischen beim Modell M-74E angelangt war. Immerhin verschoss der M-70 bereits Hochrasanzgeschosse und man konnte über den repetierbaren Unterlauf Granaten verwenden, deren Sprengsätze mühelos mit einer schweren Panzertür oder einer Wildpranke fertig wurden.

Die Polizeistation wies von oben betrachtet die Form eines „C“ auf. In dessen Öffnung lag der Fahrzeugpark. Aufgrund der Besonderheiten auf Peaceland hatte es Xao Fong beim Verwaltungsrat durchsetzen können, dass die Constables zehn Elektro-Bodenfahrzeuge und zehn BTC-10-Turbos erhielten. Für den Chief-Constable kam nur ein BTC in Betracht.

Der BTC-10 „Ranger“ war ein kombiniertes Boden- und Luftfahrzeug und seine Größe war den starken Antriebsaggregaten geschuldet. Wie ein klassischer Personenwagen geformt, zeigte der „Ranger“ das weiße Chassis und die blauen „Kotflügel“, wie es allen Polizeifahrzeugen zu Eigen war. Auf dem Dach und unter dem Boden waren die Warnlichtbaken mit den roten und blauen Blitzlichtern befestigt.

Xao Fong stieg in das Fahrzeug und aktivierte seine Systeme. Eher beiläufig hörte er das einsetzende Summen elektrischer Energie, während die Kontrollen zum Leben erwachten. Zunächst überprüfte er die korrekte Funktion des BTC und ließ die Schnelldiagnose durchlaufen, dann übertrug er die Daten seines Mini-Comp auf die Bordtetronik.

Schließlich startete er das Triebwerk. Er konnte wahlweise die vier großen Räder benutzen oder zum Flugbetrieb übergehen. Aufgrund seiner Neugierde wollte er das Gelände des Gurus möglichst rasch erreichen und verzichtete auf die Benutzung der Versorgungsstraße, welche Stadt und Wache verband. Mit einem Handgriff stellte er die Steuerung auf Flugbetrieb.

Unter dem BTC-10 fuhren zwei Kufen aus, die das Fahrzeug gute zwei Meter anhoben. Nachdem sie einrasteten, klappten die vier Räder zu den Seiten heraus. Nun zeigte sich, dass ihr Innenraum zehnblättrige Rotoren enthielt. Dumpfes Brummen wurde hörbar, als sie in Schwung gerieten. Nachdem sie in den höheren Drehzahlbereich gelangten, wurde der anfängliche Lärm zu einem leisen Surren.

Die Instrumente zeigten genug Auftriebskraft an und Xao Fong zog den Joystick der Hauptsteuerung auf sich zu. Ein leises Pfeifen erklang, als das Polizeifahrzeug zunächst senkrecht aufstieg und dann, nach Verstellen der Rotorblätter, in den Waagrechtflug überging.

Das riesige Privatgelände von Mahatma Galhandi lag südlich der Stadt und somit genau entgegengesetzt der Constabler-Wache. Xao Fong wählte eine mittlere Reisehöhe von zweitausend Metern. Der eingebaute Transponder übermittelte seine Daten an die Luftraumüberwachung der Lower Area Control. Dies war bei allen Boden- und Luftfahrzeugen Vorschrift und die Überwachung würde warnen, wenn sich zwei Objekte gefährlich annäherten. So konnte sich der Chief-Constable ein wenig entspannen und seinen Gedanken nachhängen.

Natürlich würde er zunächst die Wildpranke suchen und ausschalten müssen. Das erlegte Raubtier gab ihm dann den Vorwand und die Gelegenheit, mit den Bediensteten des Guru oder diesem selbst zu sprechen. Danach musste er das erlegte Tier in die Stadt, zur zoologischen Pathologie, bringen. Dort würde man die Todesursache untersuchen und attestieren. Fanden sich menschliche Gewebespuren an oder in dem Wesen, dann war er „aus dem Schneider“, wenn nicht, würde er ausführlich begründen müssen, warum er die Notwendigkeit zur Tötung gesehen habe.

Schon nach wenigen Minuten verließ er den Luftraum über der Stadt Peaceland. Vor ihm breitete sich unberührte Wildnis aus. Ein urwüchsiger Wald, der nicht von der Hand des Menschen beeinträchtigt wurde. Gelegentlich suchten ihn Forscher auf, die Fauna oder Flora beobachteten, aber dies geschah nur selten, denn in den unberührten Bereichen des Planeten wimmelte es von gefährlichen Lebensformen.

„Constable Vehicle PPC-01 an Sicherheitsüberwachung Galhandi. Chief-Constable Xao Fong spricht. Wir wurden wegen einer Wildpranke gerufen. Ich erbitte Landeerlaubnis und Einweisung.“

Auf dem Gelände hatte man ihn längst auf den Monitoren der Scanner. Der Guru legte, so friedfertig er auch war, höchsten Wert auf Sicherheit. Er unterhielt ein umfassendes Netz verschiedenster Scanner und Sensoren, die bei Gefahr durch Raubtiere warnen sollten. Immerhin galt es, eine Vielzahl von Menschenleben zu schützen, da der Guru über zahlreiche Anhänger verfügte, die in der Nähe seines Aschram, seines Heiligtums, lebten und wirkten. Jene, die mit der Sicherheit des Areals betraut waren, wurden von der zahlreichen Anhängerschaft Galhandis „Schutzengel“ genannt.

„Willkommen im liebevollen Licht des erleuchteten Gurus Mahatma Galhandi, Chief-Constable Xao Fong“, kam die Antwort von einer freundlichen Frauenstimme. „Um die Gläubigen nicht zu beunruhigen, bittet dich der Erleuchtete, auf dem Parkplatz vor dem Materiallager zu parken. Ich transferiere die Daten an dich. Bitte halte das schreckliche Tötungsinstrument, welches du heute benötigst, verborgen. Einer der Brüder Schutzengel wird dich abholen und einweisen. Willkommen, Bruder Xao Fong, im Namen des Erleuchteten.“

Die Instrumente zeigten ein ankommendes Datenpaket und der Chief lud es in das Navigationsgerät. Auf der Frontscheibe bildete sich ein teiltransparentes Hologramm mit der Karte der Anlage. Der Bereich des Materiallagers pulsierte sanft und zeigte an, wo die Schutzengel des Erleuchteten seine Landung wünschten.

Xao Fong ließ das schwere Polizeifahrzeug gemächlich zu dem angewiesenen Landeplatz gleiten. Knapp über dem Boden fuhren die Kufen aus, das Fahrzeug senkte sich und als die vier Räder wieder in Fahrstellung eingerastet waren, setzte es auf.

Ein älteres Paar in den weißen Einteilern der Schutzengel kam lächelnd heran. Dieses Lächeln wirkte etwas gezwungen, als die beiden zusahen, wie Xao Fong den M-70-Karabiner aus dem Fahrzeug nahm und in seine Schutzhülle schob.

„Der Erleuchtete bittet Bruder Xao Fong, uns zu folgen. Wir mussten dich rufen, da wir das Aufsteigen einer unserer Schwestern in den ewigen Frieden bedauern. Wir haben die Spur der Wildpranke gefunden, die auf unser Gelände gelangte und werden dich dorthin führen. Wir betrauern die Notwendigkeit, dass dieses schöne Tier nun, dank deiner Hilfe, Bruder, ebenfalls aufsteigen muss.“

„Ich bedauere den Tod eurer Schwester und trauere mit euch“, versicherte Xao leise. Da er die Einstellung der Gemeinschaft zum Töten kannte, fügte er hinzu: „Ich betrauere ebenso die Erfordernis, das Mistvieh zu töten.“

Er hatte sich diese Spitze nicht verkneifen können und registrierte belustigt, wie das Lächeln in den Gesichtern gefror.

Alle Menschen auf Peaceland kannten die Gefahr, die von diesen Raubtieren ausging und seit Besiedlung dieser Welt waren über vierhundert Menschen von ihnen getötet worden. Für Xao war es unverständlich, warum die Bewohner nicht fähig waren, einen solchen gefährlichen Räuber nicht selbst zur Strecke zu bringen. Auch er liebte und achtete die Natur, doch sein Verständnis endete dort, wo sie den Tod brachte. Dann mussten entweder der Mensch oder die Bedrohung weichen.

Die beiden Schutzengel führten ihn zum Rand des Areals, wo die Wildnis begann. Hier war der schützende Elektrozaun beschädigt. Ein morscher Baum hatte ein Stück niedergerissen und so dem Raubtier den Zutritt auf das Gelände ermöglicht.

Ein Elektroschock war das Äußerste an Gewalt, was auf Peaceland geduldet wurde, und dies auch nur, wenn sichergestellt war, dass das betroffene Lebewesen keinen dauerhaften Schaden erlitt. Entsprechend waren auch die beiden Elektrostäbe der Schutzengel justiert. Xao Fong konnte nachempfinden, dass sich beide zunehmend unwohl fühlten, als er Anstalten machte, durch die Öffnung im Zaun in den Urwald hinauszutreten.

„Wir werden hier auf deine Rückkehr warten, Bruder“, meinte der Mann und die Frau nickte rasch.

„Es kann eine Weile dauern“, antwortete er. Seine Hand fuhr an das Mikrofon seines Funkgerätes, das am Brustteil seiner Uniform befestigt war. „Ich habe eure Frequenz eingestellt und werde euch benachrichtigen, wenn es so weit ist.“

Beide nickten unisono und machten sich dann an den Rückweg zu den Gebäuden.

Der Chief-Constable zog den M-70 aus der Hülle, vergewisserte sich, dass die Waffe schussbereit war und folgte dann den Spuren der Wildpranke. Für jemanden, der sich auf das Lesen einer Fährte verstand, war sie leicht zu verfolgen. Die großen Raubtiere hatten praktisch keine natürlichen Feinde und verbargen sich nur, wenn sie eine Beute belauerten.

Xao Fong fand reichliche Pfotenabdrücke im weichen Waldboden, dazu ab und an gebrochene Zweige und andere Anzeichen, die eindeutig auf eine Wildpranke hinwiesen.

„Offensichtlich war unsere niedliche Mieze nicht auf der Jagd“, sinnierte der Chief-Constable auf Grund der vielen Hinweise. „Kein Wunder, wenn sich das Mistvieh zuvor an einem Menschen gesättigt hat.“

Wildpranken waren Einzelgänger und trafen sich nur zur Paarungszeit. Sie beanspruchten recht große Reviere und markierten sie mit ihrem Urin oder indem sie sich an Bäumen rieben, um ihren persönlichen Duft zu übertragen. Das Raubtier, dem er nun folgte, nahm sich Zeit und streunte scheinbar ziellos durch sein Revier. So musste Xao mehrmals die Richtung wechseln. Allmählich erkannte er, dass die Wildpranke das riesige Areal umkreiste. Ob sie einen weiteren Zugang suchte?

Das Tier hatte sich dicht am Zaun gehalten und während Xao ihm folgte, blickte er automatisch immer wieder zum Gelände des Erleuchteten hinüber. Dort waren Gruppen der Anhänger zu sehen. Einige arbeiteten auf den Feldern und in den angelegten Gärten. Xao sah sogar eine Gruppe mit Rindern und schweineähnlichen Tieren, die auf Peaceland heimisch waren und als Fleischlieferanten geschätzt wurden. Alle konnten sich in einem speziell abgesperrten Bereich frei bewegen.

Xao sah auch einige der pavillonartigen Gebäude, in denen Gäste untergebracht wurden und in denen der Erleuchtete des liebevollen Lichtes Seminare zu den verschiedensten Themen anbot. Hier gab es auch Ateliers diverser Künstler, deren Werke zum Kauf angeboten wurden und die so zum Lebensunterhalt der Gemeinschaft beitrugen. Einige der Kunstwerke sollten interstellar zu horrenden Preisen gehandelt werden.

Xao trieb die Neugierde. Das unbekannte schwarze Walzenraumschiff musste auf dem Gelände des Gurus gelandet sein. Die Karten bewiesen, dass es im naturbelassenen Urwald keine Lichtung gab, die groß genug gewesen wäre, ein solches Schiff aufzunehmen. Nein, es musste dort drüben, innerhalb der Anlage Galhandis, aufgesetzt haben. Wenn das der Fall war, woran er nicht zweifelte, dann musste es Spuren hinterlassen haben.

Xao lächelte versonnen. „Ein Raumschiff hinterlässt ähnliche Spuren wie eine Wildpranke. Nur dass die Abdrücke nicht von Tatzen, sondern von Kufen oder Landetellern verursacht werden. Der Boden hier ist weich und ein Raumschiff ist schwer. Bei der Größe, die es nach meiner Schätzung aufwies, muss es sehr tiefe Abdrücke hinterlassen haben. Und dann ist da noch der Geruch. Eine Wildpranke stinkt und ein Raumschiff kann man ebenfalls riechen.“

Der Geruch nach ionisierter Luft war ähnlich wie bei einem Gewitter. Zudem hinterließen auch die umweltschonenden All-Atmosphärentriebwerke der Navy-Schiffe verbrannte Erde oder angesengte Pflanzen, wenn sie kein Landefeld benutzten.

Der Chief-Constable bewegte sich nun entlang des südlichen Teils des Geländes. Xao hoffte auf Spuren, doch er fand etwas völlig Unerwartetes.

„Beim großen Drachen der alten Heimat“, ächzte er überrascht und blieb für einen Moment wie erstarrt stehen. Dann zog er sich hastig in den Sichtschutz des Waldrandes zurück.

In einer tiefen Mulde, inmitten einer Ansammlung eingeschossiger Lagergebäude, stand das fremde Walzenschiff oder doch zumindest eines, welches dem frappierend ähnelte, das die Drohne beobachtet hatte.

„Das Ding sieht aus wie ein Piratenschiff“, murmelte Xao. Er erinnerte sich an die Berichte über den Kampf der Sky-Navy gegen die Piraten der schwarzen Bruderschaft. Jetzt fiel ihm auch ein, dass es hieß, man habe etliche ihrer Walzenschiffe erobert. „Was macht so ein Ding ausgerechnet hier?“

Er hatte sich nie für den Verbleib dieser Schiffe interessiert, doch nun sah er eines von ihnen vor sich, kaum einen Kilometer entfernt. Ein ehemaliges Piratenschiff landete fernab des offiziellen Star-Port auf einem Privatgelände … Alle Instinkte von Xao sagten ihm, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging.

Der Chief-Constable zog sein Fernglas aus dem Futteral, richtete es auf das Schiff und las die Werte ab. „Zweihundert Meter lang. Ein ganz schöner Brocken. Viel zu groß, um als gewöhnliches Fracht-Shuttle zu dienen. Hm, was machen die da?“

Aus der Mulde tauchten einige Schutzengel, erkennbar an ihren weißen Einteilern, und Dutzende der Anhänger auf, die ihrerseits weite weiße Gewänder trugen. Jeweils zwei von ihnen trugen eine Kiste zwischen sich. Es waren genormte Transportbehälter, wie sie für die verschiedensten Waren genutzt wurden.

Xao schüttelte unbewusst den Kopf. „Das sind doch niemals normale Handelswaren. Das könnte dieser Erleuchtete über den Star-Port abwickeln. Was soll also diese Geheimniskrämerei?“

Er bekam die Antwort, als einer der Anhänger stolperte und der Behälter zu Boden fiel und sich dabei öffnete.

Xao Fong schnappte nach Luft, setzte das Fernglas ab und erneut an, bis er sich sicher war. „Beim großen Drachen …“

Xao machte hastig ein paar Aufnahmen, die er auf seinem tragbaren Mini-Comp speicherte. Sein Gesicht war bleich, als er überlegte, was er nun tun solle. Das hier war zu groß und bedeutsam, um von ihm alleine angegangen zu werden. Er brauchte Unterstützung und plötzlich begriff er, dass er sich in Gefahr befand. Der Guru des liebevollen Lichtes konnte niemals dulden, dass die Vorgänge auf seinem Gelände bekannt wurden.

Wenn er sich nun davon machte, ohne die Wildpranke zu erlegen, dann würden die Schutzengel sicherlich misstrauisch werden. Niemand durfte jedoch ahnen, was er hier gesehen hatte und wofür er nun Beweise in den Händen hielt. Ja, er musste das Raubtier erlegen, es den Anhängern des Erleuchteten zeigen und dann zusehen, dass er von hier verschwand.

Normalerweise wäre es ihm leicht gefallen, die Wildpranke aufzustöbern, denn Xao Fong stand eine Reihe von Hilfsmitteln zur Verfügung. In seiner jetzigen Situation pfiff er daher auf jegliche Form der traditionellen Jagd, die ihm sonst so viel Vergnügen bereitete. Dennoch dauerte es fast zwei Stunden, bis er das Tier endlich erlegen konnte.

Es war zu schwer, um es zu seinem Fahrzeug zu bringen und in diesem Fall wollte er keine Hilfe durch die Leute des Gurus anfordern. Rasch dokumentierte er die Beute und fertigte stereoskopische Aufnahmen von den Verletzungen an. Sollten diese der zoologischen Pathologie nicht ausreichen, dann konnten sich die Pathologen und Forensiker ja persönlich hierherbegeben.

Xao Fong trennte eines der Hörner ab, als Beleg für die Erledigung seines Auftrages, dann machte er sich hastig an den Rückweg.

Der Chief-Constable wollte sich möglichst rasch vom Gelände entfernen und verzichtete auf eine Benachrichtigung der Schutzengel. So erwartete ihn niemand an der Öffnung im Elektrozaun und Xao zwang sich zu langsamen Schritten, als er nun zu seinem Fahrzeug ging.

Mehrere Anhänger des Erleuchteten beobachteten ihn auf seinem Weg, reagierten jedoch nicht. Ihnen war der Aufenthalt des Constables und der Grund hierfür genannt worden und so war Xao Fong für sie berechtigt, sich auf dem Gelände aufzuhalten.

Endlich erreichte er den BTC-10 und stieg erleichtert ein. Eine rasche Systemkontrolle ergab, dass alles in Ordnung war. Xao startete die Aggregate und wusste, dass dies auf den Scannern und Sensoren der Schutzengel angezeigt wurde.

Prompt meldete sich die angenehme Frauenstimme erneut. „Die Schutzengel des liebevollen Lichtes registrieren ein anlaufendes Turbinenaggregat am Depot Zwölf. Bist du zurück, Bruder Xao Fong? Bitte melde dich, denn wir sind beunruhigt, da wir so lange nicht von dir hörten. War dein Besuch von Erfolg gesegnet?“

Er musste sich melden und dachte wieder einmal an die ethische Einstellung der Anhängerschaft des Gurus. Doch nun mischten sich zum ersten Mal Zweifel hinein. „Hier Chief-Constable Xao Fong. Mein Besuch war leider erfolgreich, denn ich muss den Aufstieg eines Tieres in den ewigen Frieden melden. Leider hat die Jagd länger gedauert, als ursprünglich beabsichtigt, daher mein etwas überstürzter Aufbruch. Ich bringe die Beweise für das bedauerliche Leiden des Tieres in die Stadt, zur zoologischen Pathologie. Ich hoffe sehr, dass wieder Harmonie und Frieden im Aschram des Erleuchteten weilen.“

Die schwülstigen Worte würden hoffentlich jedem Misstrauen entgegenwirken. Dies war ein Privatgelände und die Sitten auf Peaceland verlangten, dass er um Starterlaubnis bat und aus seiner hier erledigten Aufgabe entlassen wurde. Natürlich konnte er auch ohne diese Erlaubnis abheben und wahrscheinlich wäre man nicht in der Lage gewesen, ihn daran zu hindern, doch das, was er gesehen hatte, ließ ihn vorsichtig werden.

„Die Schutzengel des Erleuchteten Gurus Mahatma Galhandi danken dir für deinen Dienst, Bruder Xao Fong, und wünschen dir eine friedvolle Heimkehr zu den Deinen.“

„Ich danke den Schutzengeln und werde die zoologische Pathologie bitten, euch einen Bericht über den Aufstieg der Wildpranke zukommenzulassen.“

„Wir werden für die arme Kreatur beten, so wie wir dies auch für unsere aufgestiegene Schwester tun.“

Xao verzichtete auf eine weitere Erwiderung und startete. Mit leisem Pfeifen stieg das Polizeifahrzeug auf, ging in eine enge Kurve und richtete den Bug nach Norden.

Die Stadt Peaceland war einige hundert Kilometer entfernt, doch mit dem schnellen BTC-10 würde der Flug kaum eine halbe Stunde dauern.

Der Chief-Constable schaltete den Autopiloten ein und rief dann die Polizeistation über Funk. Das Gerät zeigte das blaue Leuchten der Bereitschaft, doch als er den Sender einschalten wollte, erloschen schlagartig alle Kontrollanzeigen. Gleichzeitig verstummte das Summen der vier Rotoren. Da der Schwerpunkt ein wenig vorne lag, kippte das Fahrzeug sofort in diese Richtung.

Xao Fong schnappte erschrocken nach Luft, reagierte jedoch, wie es ihn das häufige Notfalltraining gelehrt hatte.

„Alle Aggregate: aus“, ging er die Positionen durch. „Hauptsystem: aus. Hauptsystem Neustart: ein.“ Keine Reaktion. Obwohl der Erdboden nun immer rascher näher kam, verlor Xao die Ruhe nicht. „Noch mal … Hauptsystem Neustart: ein.“ Ein erleichterter Seufzer, als die Kontrollen wieder leuchteten. „Alle Aggregate: ein. Gut. Triebwerk Neustart: ein. Verdammt, nun komm schon, du lahme Krücke! Neustart: ein!“

Ein triumphierender Schrei drang über seine Lippen. Gerade noch rechtzeitig konnte Xao den BTC-10 wieder unter seine Kontrolle bringen. Er hörte wie Äste unter dem Fahrzeug entlangstreiften, als er, dicht über den Baumwipfeln, dahinjagte.

Die Kontrolle des Funkgerätes zeigte wieder ihr beruhigendes Blau der Bereitschaft. Nun aktivieren, dass sie Grün zeigte und er Verbindung mit dem diensthabenden Constable herstellen konnte.

Erleichtert betätigte Xao den Sendeknopf.

Diesmal konnte er nicht mehr reagieren. Sein Polizeifahrzeug befand sich unmittelbar über den Bäumen und zum Abfangen blieb keine Zeit mehr.

Er schrie auf, dann schlug das schwere Fahrzeug auch schon in das Astwerk eines der großen Bäume, zerschlug eine Reihe von starken Zweigen und wurde durch diese abgebremst. Der Chief-Constable fühlte sich hin und her geschleudert, versuchte sich im Inneren abzustützen … Dann schlug PPC-01 mit brutaler Wucht auf dem Waldboden auf.

Xao Fong wurde es schwarz vor Augen.

Als er wieder zu sich kam, wusste er nicht, wie viel Zeit vergangen war. Noch immer benommen stellte er fest, dass der BTC-10 auf seinen Rädern stand, allerdings waren diese zerschmettert und das Chassis berührte den Boden. Erleichtert bemerkte Xao, dass er scheinbar keine ernsthaften Verletzungen erlitten hatte. Ein paar Prellungen und Blutergüsse und eine angeknackste Rippe, wie er beim tiefen Atemholen schmerzerfüllt registrierte.

Das kombinierte Fahr- und Flugzeug war Schrott und würde sich nie wieder aus eigener Kraft bewegen. Die Instrumente waren tot, was natürlich auch für das Funkgerät galt.

Instinktiv langte er an das kleinere Gerät, welches zu seiner Uniform gehörte. Leise fluchend bemerkte er, dass das Kabel des Mikrofons abgerissen war.

Enttäuscht ließ er sich in den Sitz sinken, um seine Möglichkeiten zu überdenken.

Um ihn waren die Geräusche des Urwaldes.

In seinem momentanen Zustand konnte er leicht zur Beute eines Raubtieres werden. Wo war seine Waffe? Er tastete den Beifahrersitz ab, konnte sie jedoch nicht finden. Vielleicht war sie durch die geborstene Frontscheibe hinausgeschleudert worden.

Dann hörte Xao Fong Schritte.

Es waren unverwechselbar die Schritte von Menschen und es musste sich um zwei Personen handeln. Doch wer, außer Constables und Forschern, wagte sich in den Urwald?

Das Gurtschloss hakte und Xao drehte sich im Sitz, so gut er konnte, um zu sehen, wer da kam.

Es waren keine Constables und auch keine Forscher.

Kapitel 3 Eine tragische Entdeckung

GeschützteWildnis, südlichderHauptstadt Peaceland

„Verdammt, Chief, es ist mir einfach nicht geheuer, dass sich der Chief-Constable noch nicht gemeldet hat.“ Constable Mulberry, der Dienst in der Notrufzentrale der Polizeistation versah, deutete auf einen seiner Monitore. „Fong ist ein ausgezeichneter Jäger und er hat Motiontracker, Thermoscanner und alle möglichen anderen Hilfsmittel, um die Wildpranke aufzuspüren. Jetzt hat er sich seit sechs Stunden nicht gemeldet. Ich schöre Ihnen, Ma´am, da ist etwas faul. Ich spüre es.“

Paula Terhoven nippte an ihrem Tee. „Die Dauer einer Jagd lässt sich niemals von vornherein bestimmen, Mulberry, das wissen Sie doch.“

„Ja, dessen bin ich mir auch durchaus bewusst. Aber der Chief hat nicht einmal die übliche Zwischenmeldung zum Stand der Dinge gefunkt.“

„Wenn er gerade auf der Pirsch ist, dann wird er sich hüten, das Wild durch sein Gequassel aufzuscheuchen“, meinte ein anderer Constable, der gerade in die Zentrale trat.

Terhoven sah ihn kurz an und nickte. „Jenners hat völlig Recht.

Mulberry beharrte auf seinem Standpunkt. „Ich erreiche ihn weder über den Wagenfunk, noch über den Individualfunk. Habe es mehrfach versucht.“

„Wenn Sie ihn bei der Jagd derartig nerven, dann werden beide Geräte wohl abgeschaltet sein, um endlich Ruhe vor Ihnen zu haben“, spottete sie.

Mulberry verstand nicht, warum die Kollegen überhaupt nicht beunruhigt waren und so spielte er seine Trumpfkarte aus. „Der Transponder von seinem BTC ist nicht zu erfassen.“

„Was?“ Jetzt rutschte eine Augenbraue von Paula doch nach oben und auch im Gesicht von Jenners zeigte sich plötzliches Interesse.

„Kein Transpondersignal“, bestätigte Mulberry.

Jedes Luft- und Bodenfahrzeug auf Peaceland besaß einen Transponder, der seine Position übermittelte. Es war interstellare Vorschrift, damit man es in einem Notfall rasch ausfindig machen konnte. Auf Peaceland nahm man dies zunächst nicht sehr genau, doch nachdem sich einige Unfälle ereignet hatten, bei denen die Passagiere in der Wildnis gelandet waren, sah jeder die Notwendigkeit ein. Ein Netz aus Satelliten unterstützte inzwischen die Standortbestimmung und die Navigation, und diente auch der Wetterüberwachung.

„Ma´am, das klingt nicht gut“, räumte Jenners nun ein. „Ein Transponder arbeitet automatisch und wenn er nicht überträgt, dann hat das Fahrzeug höchstwahrscheinlich einen ernsthaften Schaden erlitten.“

„Und es muss schon ein ziemlich umfassender Schaden sein, wenn er nicht mehr funktioniert“, fügte Mulberry hinzu.

„Verdammt, das weiß ich auch“, knurrte Paul errötend. „Na schön, vielleicht ist dem Chief doch etwas zugestoßen.“

„Meine Schicht ist jetzt zu Ende“, erinnerte Mulberry. „Jenners ist ja meine Ablösung. Wenn Sie gestatten, Ma´am, dann nehme ich mir einen BTC und sehe nach dem Chief.“

„Genehmigt. Zeigen Sie mir vorher aber die Aufzeichnungen seines Signals“, gab der weibliche Senior-Chief nach.

Eine schlichte zweidimensionale Karte erschien. Sie zeigte die Route des Chief-Constables und die Zeitmarken seines Transponders.

„Er hat das Gelände von diesem eigenartigen Erleuchteten aufgesucht und ist rund dreieinhalb Stunden danach wieder von dort abgeflogen“, stellte Paula fest. „Da! Sehen Sie es? Da erlischt das Signal. Ungefähr auf halber Strecke zwischen dem Privatgelände von Galhandi und der Stadt.“

„Dann fliege ich dorthin und wenn ich den Chief dort nicht finde, dann suche ich entlang seiner Route weiter.“

Sie sah Mulberry an. „Gut. Aber Sie fliegen nicht alleine, Mulberry. Nehmen Sie noch einen Constable mit. Ach ja, und holen Sie sich einen M-70 aus der Waffenkammer. Möglicherweise hatte der Chief Ärger mit einem dieser Viecher im Wald. Besser, Sie sind vorbereitet.“

Mulberry übergab an Jenners, salutierte der Vorgesetzten kurz und eilte dann zur Waffenkammer, während er über sein Individualfunkgerät einen verfügbaren Kollegen aufrief.

Wenig später saßen sie in einem der anderen BTC-10 und starteten.

Rund fünfundvierzig Minuten später landeten sie an der Position, von der aus das letzte Signal von Fongs Fahrzeug gekommen war.

Sie mussten eine Weile in dem dichten Urwald suchen, da PPC-01, nach Ausfall aller Systeme, noch eine gewisse Strecke im Sturz zurückgelegt hatte, doch dann fanden sie das Wrack und sie fanden Xao Fong.

„Ich will verdammt sein“, knurrte Mulberry. „Das war tatsächlich eine dieser verfluchten Wildpranken.“

Die Leiche war furchtbar zugerichtet. Die Krallen des Raubtiers hatten tiefe Furchen durch das Gewebe gezogen und den Leib förmlich aufgeschlitzt. Alles war voller Blut und ein Teil der Innereien des Chief-Constables hing aus dem offenen Bauch.

„Das Mistvieh hat tatsächlich angefangen, ihn zu fressen“, stellte Mulberrys Kollege erbost fest. „Himmel, wie konnte das nur geschehen?“

Mulberry nickte betrübt. „Diese Katze hat so einiges mitgehen lassen. Sogar seinen Mini-Comp hat sie ihm vom Handgelenk gebissen. Hoffentlich verdirbt sich Miezekatze den Magen daran.“

„Das erklärt nicht, wieso der Chief abgestürzt ist.“

„Offensichtlich technisches Versagen. Keine Ahnung, wie das geschehen konnte. Am Besten bergen wir sein BTC und bringen ihn zur Untersuchung in unsere Werkstatt.“

„Schön, und was ist, äh, mit dem Chief?“

„Den bringen wir in die Pathologie.“

„Ist verboten, einen menschlichen Leichnam zu obduzieren“, erinnerte der Kollege. „Du weißt doch, wie engstirnig die Leute hier sind.“

„Jedenfalls lasse ich den Chief untersuchen“, beharrte Mulberry.

„Warum willst du dir Ärger mit den Peacelandern einheimsen?“

„Weil es mich verdammt beruhigen würde, wenn ich erfahre, dass der Chief schon tot war, bevor die Katze an ihm herumgeknabbert hat. Außerdem kenne ich einen der Pathologen sehr gut. Er ist verschwiegen und wird die Klappe halten.“

Kapitel 4 Eine Klaue aus Metall

ZoologischePathologie Peaceland

Die Glaubensgrundsätze auf Peaceland verboten die Öffnung eines menschlichen Körpers, ausgenommen dies galt der Heilung. Man war der festen Überzeugung, dass ein Mensch auf dieser Welt nur eines natürlichen Todes sterben oder bei einem Unfall ums Leben kommen konnte. Bewusste körperliche Gewalt ging nur von Tieren aus und so unterhielt man in der Stadt das Institut der zoologischen Pathologie. Hier wurden ausschließlich Tiere und deren Todesursachen untersucht.