Sky-Navy 27 - Im Zeichen der Cobra - Michael Schenk - E-Book

Sky-Navy 27 - Im Zeichen der Cobra E-Book

Michael Schenk

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Beschreibung

Die Confederate Stars mussten sich von Shanyar zurückziehen und verhandeln auf dem Mars über Frieden. Doch zugleich unternehmen ihre Agenten alles, um weitere Welten zum Austritt aus dem Sternenbund zu bewegen, wobei sie auch vor Erpressung und Gewalt nicht zurückschrecken. Eine Agentin des Direktorats wird ermordet, während im Orbit des Planeten Barnheim ein ungewöhnliches Schiff entsteht, welches den erneut drohenden Krieg entscheidend beeinflussen kann. Ein gefährlicher Auftrag für Joana Redfeather und ihre Sky-Trooper beginnt.

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Seitenzahl: 253

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Michael Schenk

Sky-Navy 27 - Im Zeichen der Cobra

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1 Was bisher geschah

Kapitel 2 Eine gefährliche Entdeckung

Kapitel 3 Fast verloren

Kapitel 4 Großauftrag für Renford

Kapitel 5 Mangelverwaltung

Kapitel 6 Das Supreme Command

Kapitel 7 Persönliche Nachforschungen

Kapitel 8 Verdeckte Operation

Kapitel 9 Aus kalt mach heiß

Kapitel 10 Die neue Sicherheit

Kapitel 11 Nach planetarem Recht

Kapitel 12 Schwierige Gespräche

Kapitel 13 Auf eigene Faust

Kapitel 14 Eine nette Familie

Kapitel 15 Eine interessante Beobachtung

Kapitel 16 Subversion

Kapitel 17 Unerwünscht

Kapitel 18 Der Empfang

Kapitel 19 Auf Raumpatrouille

Kapitel 20 Die Sollbruchstelle

Kapitel 21 Zur Rede gestellt

Kapitel 22 Eine ungewöhnliche Konstruktion

Kapitel 23 Das Indiz

Kapitel 24 Die Touristen

Kapitel 25 Die Frage des „Wie“

Kapitel 26 Nach allgemeinem Recht

Kapitel 27 Agitation

Kapitel 28 Die Unsichtbaren

Kapitel 29 Bedenken

Kapitel 30 Keiner bleibt zurück

Kapitel 31 Der Mob

Kapitel 32 Der Verdacht

Kapitel 33 Aufruhr

Kapitel 34 Die Ablenkung

Kapitel 35 Anschuldigungen

Kapitel 36 Videobeweis

Kapitel 37 Stellungnahmen

Kapitel 38 Fahnenwechsel

Kapitel 39 Der General und der Sergeant-Major

Kapitel 40 Eine neue Bedrohung

Kapitel 41 Ankündigung

Kapitel 42 Homepage www.sky-navy.de

Kapitel 43

Impressum neobooks

Kapitel 1 Was bisher geschah

Sky-Navy 27

Im Zeichen der Cobra

Military Science Fiction

von

Michael H. Schenk

© M. Schenk 2022

In der Schlacht um Shanyar standen sich die Kräfte des Direktorats und der nach Unabhängigkeit strebenden Kolonien gegenüber. Zwar gelang es, Shanyar zu befreien, doch der Planet mit seinen wichtigen Hiromata-Vorkommen ist nun für beide Seiten verloren. Zudem hat die Auseinandersetzung zum endgültigen Bruch im Direktorat und zur Gründung der Confederate Stars geführt. Weitere Kampfhandlungen hätten fatale Folgen und so streben beide Seiten auf dem Verhandlungsweg nach einer Einigung. Doch es gibt Kräfte, die alles daransetzen, den derzeit kalten Krieg wieder heiß werden zu lassen.

Kapitel 2 Eine gefährliche Entdeckung

Werftanlage Renford Starships Limited, im geostationären Orbit über Barnheim

Melanie Larner warf einen Blick auf das altmodisch wirkende Klemmbrett, auf dem Jenny Perkins, die Vorarbeiterin von Sektion Vier, die anstehenden Arbeiten notiert hatte. In den meisten Sektionen und Unterabteilungen der Werft ersetzten diese Notizen die sonst üblichen elektronischen Vermerke. Melanie war für die Arbeit an einem Klimaschacht in der Scottish Grace eingeteilt, einem Massegutfrachter, der gerade modernisiert wurde, und würde dazu einiges Material aus einem der Teilelager benötigen.

Sie hatte schon auf einer Werft von Hollmann Constructions gearbeitet. Einer der großen Anlagen im Orbit des Mars, in der auch die Neubauten der Sky-Navy entstanden. Hollmann unterhielt drei Werften im Sol-System und sie alle waren sogenannte „geschlossene“ Konstruktionen. Sie bestanden aus riesigen scheibenförmigen Segmenten, in denen gleich zwei Kreuzer vom APS-Typ Platz fanden. Diese Segmente standen unter Druck und Schwerkraft, was die Arbeiten enorm erleichterte und dem Werftpersonal das Tragen von Raumanzügen ersparte. Doch auch Hollmann Constructions musste „offene“ Sektionen nutzen, denn größere Schiffe fanden in den Scheiben keinen Platz. Diese mussten an Dock-Pylonen festmachen, an denen man unter den Bedingungen des Weltraums arbeitete.

Zurzeit arbeitete Melanie Larner für Renford Starships Limited, eine große Privatwerft im geostationären Orbit des Planeten Barnheim. Renford war auf den Bau von Frachtschiffen spezialisiert und legte die Neubauten an offenen Pylonen auf Kiel. So waren die Arbeiten unbequem und auch gefährlich, denn es gab gelegentlich Unfälle durch Mikrometeoriten. Renford zahlte großzügige Gefahrenzulagen, die Verlockung genug waren, das relativ geringe Risiko auf sich zu nehmen.

Die Werft bestand aus einer zentralen Scheibe, in der Verwaltung, Konstruktionsbüros, Hospital, Unterkünfte und Freizeiträume untergebracht waren. Über und unter dieser Scheibe war eine Reihe kleinerer angeordnet, so dass das Zentrum der Werft einer Hochzeitstorte mit mehreren Etagen ähnelte. An die mittlere Scheibe schlossen sich die offenen Materiallager an, aus denen die zehn Dock-Pylone wie die Stacheln eines Igels herausragten. Sieben dieser Ausläufer waren durch Schiffe belegt, die modernisiert oder neu gebaut wurden. Der interstellare Verkehr boomte und die Nachfrage nach Schiffen war groß.

Vor etlichen Jahren hatte das Direktorat eine humanitäre Rettungsaktion für das Volk der Hanari durchgeführt. Dabei waren Tausende von Landungsbooten zum Einsatz gekommen, die man anschließend nicht mehr benötigte. Viele von ihnen waren daher von der Sky-Navy auf dem zivilen Markt angeboten worden. Die meisten waren inzwischen modifiziert, indem man sie auseinandergetrennt, ein Mittelteil mit einem Hiromata-Nullzeit-Antrieb eingefügt und sie so für den interstellaren Verkehr tauglich gemacht hatte. Für den schnellen Transport von Personen und kleine Frachtmengen waren sie ideale und preiswerte Alternativen gegenüber größeren Schiffen. Inzwischen waren kaum noch modifizierte LR-FLVs (Long Range-Fast Landing Vehicles) erhältlich und man ging wieder zum kostenintensiveren Bau neuer Schiffe über.

So entstanden große und mittelgroße Passagier- und Frachtschiffe, wobei die Werften von den Hiromata-Zuteilungen des Direktorats abhängig waren.

Neben dem Bau ziviler Schiffe bestand eine hohe Nachfrage nach Neubauten für die Sky-Navy, denn sie hatte in den vergangenen Jahren hohe Verluste hinnehmen müssen. Zugleich breitete sich die Menschheit zunehmend im Weltraum aus und die Navy gierte nach Kreuzern, um die Sicherheit im Direktoratsgebiet gewährleisten zu können.

Melanie Larner interessierte sich vor allem für einen Neubau, der ihr sehr ungewöhnlich erschien. In der Grundkonstruktion entsprach er einem der modernen APS-Kreuzer der Sky-Navy, doch es gab einen Unterschied, der sie irritierte. Die Kreuzer der APS-B-Serie besaßen nur noch eine Railgun-Kuppel an der Oberseite, die älteren A-Typen hingegen noch eine zweite an der Unterseite. Der Neubau glich einem der letzteren Schiffe, doch die beiden Kuppeln schienen hier durch den gesamten Rumpf hindurchzuführen, so dass es aussah, als werde der Kreuzer um eine Kugel herum gebaut.

Melanies Interesse kam nicht von ungefähr, denn ihre Arbeitspapiere von Hollmann Constructions waren ausgezeichnete Fälschungen. Sie war zwar eine durchaus talentierte „Strippenzieherin“, wie es im Jargon der Werften hieß, doch in Wahrheit war sie Agentin des Military Intelligence Service, des geheimen Nachrichtendienstes der Streitkräfte des Direktorats. Nachdem elf besiedelte Welten aus dem gemeinsamen Bund ausgetreten waren und sich unabhängig erklärt hatten, befürchtete man im Direktorat eine massive Aufrüstung dessen, was die Colonial Stars als koloniale Verteidigungskräfte bezeichneten. Die vorangegangenen Kämpfe im Shanyar-System hatten auf beiden Seiten erhebliche Verluste gefordert. Obwohl man bemüht schien, eine politische Lösung zu erreichen, befürchtete man zugleich den erneuten Ausbruch eines militärischen Konflikts.

Die meisten Siedlungswelten verblieben im Verbund des Direktorats, doch Barnheim gehörte zu jenen, die sich als neutral erklärten. Da es eine Welt mit erheblichem industriellem Potenzial war, entsandte der Military Intelligence Service Melanie Larner, um festzustellen, wie es tatsächlich um die proklamierte Neutralität stand. Auch in anderen Sonnensystemen waren Agenten des MIS unterwegs, doch das Hauptaugenmerk richtete sich auf Systeme, in denen Werften existierten, die auch größere Raumschiffe konstruieren und bauen konnten.

Melanies neuer Arbeitsauftrag, der Frachter Scottish Grace, lag nur einen Pylon von dem eigenartigen Neubau entfernt. Ein Neubau, an dem nur ausgewählte Arbeiter tätig sein durften. Melanie gehörte nicht zu diesen und würde kaum eine Chance erhalten, der Konstruktion näherzukommen als zu dieser Gelegenheit.

Ein paar holografische Aufnahmen hatte sie mit ihrer versteckten Kamera bereits anfertigen können, doch diese Bilder gaben keinen Aufschluss über den Zweck der ungewöhnlichen Kugel. So sah Melanie die einzige Möglichkeit darin, in das Konstruktionsbüro einzudringen, welches zwischen Pylon und Hauptscheibe lag. Der Zeitpunkt erschien günstig, denn in der Verwaltung war eine Arbeiterversammlung einberufen worden, in der die Genossenschaft höhere Gehälter durchsetzen wollte. Die gesteigerte Nachfrage nach Neubauten und die damit verbundenen höheren Gewinne von Renford sollten sich auch auf den Konten der Beschäftigten niederschlagen. Diese Versammlung war genehmigt und für den Zeitpunkt des Schichtwechsels einberufen worden, so dass für die nächste Stunde kaum ein Mensch auf den Pylonen unterwegs sein würde.

Melanie hatte Vorarbeiterin Perkins mitgeteilt, sie sei mit ihrer Arbeit im Verzug und müsse nacharbeiten. Das sollte ihre Abwesenheit entschuldigen, denn die Umbauten in der Scottish Grace standen unter Zeitdruck. Jetzt hoffte sie, dass nicht auch andere Arbeiter auf die gleiche Idee kamen, denn die Versammlungen waren nicht sonderlich beliebt.

Bei ihrem Vorhaben war eine kleine technische Spielerei des MIS hilfreich. Das Gerät konnte die Aufnahmen einer Sicherheitskamera dank einer Richtantenne auf einige Dutzend Meter Entfernung kopieren und deren Programmierung zu einer Dauerschleife ändern. Hochwertige Überwachungssysteme erkannten solche Manipulationsversuche, doch Renford nutzte nur preisgünstige und weniger intelligente Modelle. Für diese Sparsamkeit war Melanie durchaus dankbar, da es ihre Absicht wesentlich erleichterte.

Es gelang Melanie Larner unentdeckt zum Konstruktionsbüro vorzudringen. Die Tür verfügte über das übliche Code-Schloss, aber seit Kurzem war hier auch ein Retina-Scanner angebracht. Auch hierfür verfügte die Agentin über ein Gerät, mit dem sich diese Sicherheitsmaßnahme überwinden ließ. Die holografische Aufnahme auf der Homepage der Werft stellte die Führungsebene von Renford vor und erlaubte die exakte Übertragung der Retina von Renford auf eine Kontaktlinse.

Einen Türcode später stand die Agentin in dem kleinen Büro mit den Arbeitsplätzen der Konstrukteure und Ingenieure. An den relativ kleinen Raum schlossen sich ein größerer, mit den Teiledruckern, und das Materiallager an, bevor es hinaus auf den eigentlichen Pylon ging.

Melanie war erleichtert, als sie erkannte, dass die Computer an den Arbeitsplätzen noch eingeschaltet waren. Nach Melanies Geschmack nahm man bei Renford die Sicherheit viel zu leicht, aber so lange es ihr zupasskam, wollte sie sich nicht beschweren.

„Grundgütiger, nicht einmal Bildschirmschoner oder Passwortschutz“, murmelte sie. „Das ist ja schon einladend leicht.“

Sie zog ein Auslesegerät mit Speicherkristall aus der Werkzeugtasche. Es scannte den Rechner und begann, die Dateien zu kopieren. Die Menge der Daten überraschte die Agentin und es gefiel ihr nicht, wohl länger als geplant bleiben zu müssen. Sie blickte durch die Panzerscheiben der Verglasung hinaus. Draußen war alles ruhig. An Pylon Sechs war eine der Raumkugeln unterwegs. Die drei Meter durchmessenden Raumfahrzeuge konnten mit verschiedenen Werkzeugen bestückt und für größere Arbeiten eingesetzt werden, bei denen die Lastenkräne und Greifer zu unhandlich waren. Die Arbeiter bezeichneten die Kugeln schlicht als „Schlepper“. Dieser entfernte sich von Melanie, so dass sie erleichtert aufatmete.

Trotz ihrer Ausbildung, in der man sie ausdrücklich vor jeder unnötigen Aktivität gewarnt hatte, konnte sich Melanie nicht beherrschen und rief einige Dateien des Neubaus auf, während ihr Kristall eine nach der anderen speicherte. Sie interessierte sich für die ungewöhnliche Kugelkonstruktion inmitten des Schiffes. Da ihr der Begriff für diese Neukonstruktion unbekannt war, musste sich Melanie durch die Risszeichnungen des Schiffes arbeiten, bis sie endlich auf das stieß, was sie suchte.

Was sie dann entdeckte, ließ sie erbleichen.

Schlagartig begriff Melanie, dass sie hier auf etwas gestoßen war, dass Renford niemals so schlecht geschützt lassen würde, wie es bislang den Anschein erweckte. Nein, instinktiv spürte sie, dass sie in eine verhängnisvolle Falle getappt sein musste. Eine Falle, die man gestellt hatte, um herauszufinden, ob sich jemand für die Neukonstruktion interessierte.

Die Dateien waren noch nicht vollständig kopiert, doch Melanie entfernte das Gerät ohne Zögern, steckte es ein und verließ hastig das Büro. Sie ahnte, dass ihr keine Zeit bleiben würde, um die Werft mit einem der Shuttles zu verlassen. Sie musste es riskieren, den MIS von der Werft aus zu kontaktieren. Die einzige Möglichkeit bestand in der Benutzung einer der Kommunikations-Kabinen, mit denen man Verbindung mit der Zentrale für interstellare Kommunikation oder einer beliebigen Gegenstelle auf Barnheim bekam. Die Benutzung planetarer Verbindungen war für die Beschäftigten von Renford Starships Limited kostenfrei. Melanie würde jedoch eine Hiromata-Verbindung benötigen. Diese war keineswegs gebührenfrei und würde zudem Aufmerksamkeit erregen. Doch Melanie blieb keine Wahl, denn das High-Command musste von ihrer Entdeckung erfahren.

Sie eilte zum Übergang von Pylon Vier, schlurfte daran vorbei und strebte der Verbindung zwischen der Zentralsektion und Pylon Drei entgegen.

Ihr Instinkt hatte sie nicht getrogen, denn gerade als sie die dortige Schleuse erreichte, trat eine Gruppe am Pylon Fünf aus der Hauptscheibe, die an ihren Raumanzügen klar als Renford-Security zu identifizieren war. Melanie wusste, dass diese Männer und Frauen hervorragend ausgebildet waren, denn es handelte sich meist um Veteranen der Direktorats-Streitkräfte, die für die Organisation CoBRA tätig waren. Aber ehemalige Soldaten waren nicht auch automatisch gute Agenten oder dachten wie diese, sonst wäre die Gruppe nicht einfach in das Konstruktionsbüro gestürmt, sondern hätte auch die weitere Umgebung berücksichtigt.

Melanie passierte die Luftschleuse zur Mittelsektion und legte rasch ihren Raumanzug ab. Ihr zugeteilter Spind befand sich im Zugang zu Pylon Vier, aber sie fand einen leeren, in dem sie den Anzug verbergen konnte. Im leichten Overall von Renford betrat sie endlich die mittlere Scheibe und den Korridor, der in Äquatorhöhe um diese herumführte.

Der Gang war breit genug, um auch für die Bewegung sperriger Teile genutzt zu werden. Das Licht war gedämpft und durch die umlaufenden Panoramascheiben waren Barnheim, seine Sonne und einige Sterne zu sehen. Eine der Scheiben wies eine deutliche Schramme auf, Hinterlassenschaft eines Mikrometeoriten, der sie glücklicherweise nicht durchschlagen hatte. Das beschädigte Segment würde man schnellstens austauschen.

Gerade als Melanie in einen der Quergänge trat, begann sich der Außenkorridor mit Menschen zu füllen. Die Versammlung war beendet und die Arbeiter strömten wieder zu ihren Aufgaben. Die Luft war erfüllt von den Gesprächen, mit denen man über den Verlauf der Verhandlungen mit Renford diskutierte.

„Hey, Mel“, wurde sie von einem der Arbeiter angesprochen, der in ihrer Sektion arbeitete. „Wo hast du gesteckt? Wir haben dich auf der Versammlung vermisst.“

„Hing der Verkabelung in einem Klimaschacht der Scottish hinterher“, erklärte Melanie. „Du kennst doch die Perkins. Die würde mir den Kopf abreißen, wenn ich den Job nicht zeitgerecht erledigt hätte.“

Der Mann hätte sich wohl gerne auf ein Gespräch mit ihr eingelassen, denn Melanie war schon aufgefallen, dass er sich für sie interessierte, aber glücklicherweise nahm ihn ein anderer Kollege in Beschlag und sie eilte weiter.

In der mittleren Scheibe gab es zehn Aufenthaltsräume, entsprechend der Anzahl der Pylone. Jede Sektion hatte somit ihren eigenen und diese Räume wurden als Kantine und für Freizeitaktivitäten genutzt. Es war immer ein wenig Betrieb, denn auf der Werft teilte man seine Arbeit, abgesehen von den festen Schichten, so ein, wie es der Zeitplan der Fertigstellung verlangte. Manchmal gab es Verzögerungen, wenn eine Teilsektion nicht rechtzeitig fertig wurde und dann gab es gelegentlich Stress, wenn andere diese Verzögerungen ausbügeln mussten.

Zu jeder Sektion gehörten um die achtzig Beschäftigte, nur an dem Neubau waren es mehr. Dort wurde mit Hochdruck gearbeitet und mit Kräften, mit denen Renford besondere Verträge abgeschlossen hatte. Nun konnte Melanie auch durchaus nachvollziehen, warum das so war.

Die Agentin erreichte den Aufenthaltsbereich für Sektion Drei. Eigentlich hatte sie hier nichts zu suchen, aber weder Arbeiter noch die Beschäftigten der Kantine nahmen das besonders streng. Renford ließ dies sogar ausdrücklich zu, denn es förderte nach seiner Meinung den Teamgeist des Werftpersonals.

Der Raum war mittelgroß und ungemütlich, denn man geizte mit Platz. Die Essgruppen erinnerten an die Messen beim Militär und ein paar Pflanzenkübel und Holo-Bilder kämpften erfolglos gegen die Tristesse an. Hinter dem Kantinenschalter standen einige Beschäftigte und bedienten eine Handvoll Werftangehörige, die eine rasche Mahlzeit zu sich nehmen wollten.

Der separate Freizeitbereich umfasste einige Spieltische, mehrere Multifunktionsgeräte, an denen man ebenfalls spielen oder eines der planetaren Programme anschauen konnte, sowie ein halbes Dutzend Kommunikations-Kabinen, die direkt an der Wand standen.

Nur eine von ihnen wurde gerade genutzt und Melanie zögerte nicht, in eine der freien zu treten, die schalldichte Tür zu schließen und dann ihre Kreditkarte in den Zahlschlitz einzuführen.

Melanie überlegte sorgfältig. Ob der Speicherkristall mit den kopierten Dateien auch die erforderlichen Informationen enthielt, konnte sie nicht sagen, da sie den Transfer hatte abbrechen müssen. Zudem sah sie keine Möglichkeit mehr, ihn an den MIS zu übergeben. Die einzige Möglichkeit war eine Warnung über Hiromata-Funk, was bedeutete, ihre Nachricht musste in Form von Morseimpulsen gesendet werden.

„InterSpace-ComCenter“, meldete sich eine ältere Frau auf dem Bildschirm. „Welche Verbindung wünschen Sie?“

„Interstellar, Hiro, Vorrang“, antwortete Melanie und zwang sich, ihre Stimme ruhig und gelassen klingen zu lassen.

Die Frau lächelte freundlich. „Interstellar, Hiro und Vorrang?“

Es war eher ungewöhnlich, dass ein einfacher „Strippenzieher“ eine solche Verbindung wünschte.

„Interstellar, Hiro und Vorrang“, bestätigte Melanie. „Mein Bruder ist bei der Navy und hatte einen schweren Unfall. Sie können die Kosten über meine Karte abbuchen.“

„Tut mit leid, das von Ihrem Bruder zu hören“, beteuerte die Angestellte der Kommunikationsfirma ohne echte Anteilnahme. „Empfänger und Text bitte.“

„Personalstelle Sky-Navy, Sky-Base Arcturus. Text: Melanie Larner. Stopp. Habe von schwerem Unfall meines Bruders James gehört. Stopp. Befürworte Therapie mit CC-5. Stopp. Komme schnellstens. Stopp und Ende der Nachricht.“

„Einen Moment, ich wiederhole.“

Die Frau wiederholte Melanies Worte, während diese mit steigender Nervosität durch die Transparenzscheiben der Kommunikations-Kabine blickte. Sie konnte ein Zusammenzucken nicht verhindern, als sie vier Angehörige der Renford-Security sah, die sich gerade in der Kantine umsahen. Einer kam auf den Freizeitbereich zu.

„Senden Sie das sofort“, drängte Melanie, als sie nochmals um Bestätigung gebeten wurde. „Es eilt wirklich sehr.“

Melanie zog die Karte heraus, bevor die Frau noch etwas sagen konnte und der Videoschirm wurde dunkel. Hastig drückte sie die Karte erneut in den Schlitz und tastete eine Verbindung zur öffentlichen Bibliothek von Barnheim ein. Mit steigender Nervosität rief sie das Register Raumschiffkonstruktion auf.

Die Tür der Kabine wurde geöffnet, eine Hand ergriff sie und zog sie nach hinten.

„He, verdammt, was fällt dir ein?“ In ihrer Stimme mischten sich Empörung und Furcht.

Die weibliche Security musterte Melanie scharf und wandte sich, ohne sich umzudrehen, an ihre Kollegen. „Sie ist es.“

„Hör mal, ich …“

„Mund halten“, forderte die Frau leise und drohend. „Sie werden gleich genug Gelegenheit haben, sich uns zu erklären. Sie sind widerrechtlich in das Konstruktionsbüro von Pylon Fünf eingedrungen. Sie werden sich zu verantworten haben.“

Melanie wusste, dass es sinnlos war, ihre Tat zu leugnen. Es musste Überwachungsgeräte geben, die sie nicht entdeckt hatte und mit deren Hilfe sie identifiziert worden war. Die Geräte, die sie bei sich trug, waren ebenfalls nicht zu leugnen. Es gab vielleicht nur einen Weg, mit einem blauen Auge davon zu kommen.

„Na schön, ihr habt mich erwischt“, räumte sie mit entschuldigendem Lächeln ein. „Ich dachte wirklich, mit den Aufnahmen von diesem neuen Schiff ein paar Extra-Credits machen zu können.“

Die Frau schwieg und wartete, bis einer ihrer Kollegen heran war. „Mögliche Werkspionage“, sagte sie zu ihm. „Das müssen wir checken.“

„He, was ist da los?“ Einer der Arbeiter betrachtete den Vorgang neugierig und stieß nun einen Kollegen an, der neben ihm saß und lustlos in einem Salat stocherte. „Habt ihr Bullen nichts Besseres zu tun, als friedliche Leute zu schikanieren?“

„Nur die Ruhe, Mann, wir haben hier wohl einen Werksspion gestellt“, antwortete die Security nicht unfreundlich.

„Verdammt, in echt?“ Der Arbeiter sah Melanie plötzlich finster an. „He, Schätzchen, das war ein Fehler. Wir haben es hier nicht so gerne, wenn man unsere Jobs gefährdet.“

„Nichts passiert“, beruhigte ihn die Security. „Wir haben sie rechtzeitig geschnappt.“

Die Vierergruppe nahm Melanie zwischen sich und führte sie aus der Kantine.

Die Agentin des MIS hoffte, dass man sie wirklich als Werkspionin einstufte. Das gegenseitige Ausspionieren zwischen großen Firmen und Konzernen war ein übliches und einträgliches Geschäft, in dem mit harten Bandagen gekämpft wurde. Nach planetarem Recht drohte Melanie eine gesalzene Geld-, vielleicht sogar Haftstrafe. Doch wenn ihr Verdacht zutraf, dann würde Renford nicht als Privatunternehmen handeln, denn das Schiff, was an Pylon Fünf entstand, war ein Projekt der neu gegründeten Colonial Stars. Enttarnte man sie, würde man sie also möglicherweise als feindliche Agentin behandeln und derzeit war noch vollkommen unklar, mit welchem Ergebnis die künftigen Beziehungen zwischen dem Direktorat und den Konföderierten verhandelt wurden.

Melanie war ein wenig überrascht, als man sie nicht tiefer in die Hauptscheibe hineinführte, wo die Räume der Verwaltung lagen, sondern in Richtung der Luftschleuse zum Außenpylon schob. Dort angekommen, verscheuchte die Security eine Handvoll Arbeiter, drängte Melanie in die Kammer hinein und begann sie gründlich zu durchsuchen.

Die Agentin zuckte mit den Schultern, als die weibliche Security ihr eines der geheimen Hilfsmittel vor die Augen hielt.

„Wen hat sie verständigt?“, fragte einer der Männer.

„War eine Verbindung zur Bibliothek in Wilmington“, erklärte die Frau. „Aber ich bin mir sicher, dass sie vorher jemand anderen kontaktierte.“

Der Mann lächelte kalt. „Das bekommen wir beim Auslesen ihrer Karte heraus.“

Die Gruppe hatte inzwischen die Informationen aus ihrer Personaldatei bei Renford erhalten, wie die nächsten Worte bewiesen. „Wir müssen ihre Akte noch mal sorgfältig überprüfen. Ich habe das Gefühl, dass sie keineswegs zuvor bei Hollmann gearbeitet hat.“

„Ihre Beurteilung hier bei Renford ist in Ordnung. Es gibt einen Eintrag ihrer Vorarbeiterin, dass sie ordentliche Arbeit macht.“

„Dann sollten wir die Perkins auch noch mal gründlich überprüfen“, entschied der Wortführer der Gruppe. „Jedenfalls kenne ich dieses Gerät, mit dem sie die alten Kameras ausgetrickst hat. Sind im normalen Handel nicht erhältlich. Entweder Schwarzmarkt oder Militär.“

„Hast dir jedenfalls eine Menge Ärger eingehandelt“, versicherte die Frau. „Okay, Schätzchen, zieh deinen Anzug an. Wir machen einen Ausflug.“

Melanie fröstelte es. „Was denn, nicht zum Boss persönlich?“

Einer der Männer hatte ihren Raumanzug entdeckt und hielt ihn ihr auffordernd hin.

Melanie schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Lust auf einen Spaziergang.“

„Kann ich verstehen“, gestand die Frau lächelnd.

Mit dem gleichen Lächeln zog sie eine kleine Röhre aus der Tasche, setzte sie mit einer fließenden Bewegung an Melanies Stirn und drückte auf einen kleinen Hebel.

Melanies Kopf wurde nach hinten geworfen. In ihrer Stirn war ein kleines Loch zu erkennen, aus dem ein paar Tropfen Blut rannen. Ihre Augen wurden starr.

„Verdammt, hättest du nicht noch einen Moment warten können?“, beschwerte sich einer der Männer.

„Ich schätze, sie hätte uns freiwillig ohnehin nichts gesagt“, antwortete die Frau und sah zu, wie ihre Begleiter den leblosen Körper Melanies in den Raumanzug kleideten. „Und wenn sie vom Direktorat ist, dann ist sie konditioniert und reagiert nicht auf Wahrheitsdrogen.“

„Wir hätten sie nachdrücklich befragen können.“

„Himmel, Jethro, ich kenne deine nachdrücklichen Befragungen“, meinte sie lächelnd. „Wenn du mit einer fertig bist, dann kann man das nicht mehr als Unfall hinstellen und es gibt vielleicht unangenehme Fragen. So ist es besser. Seid ihr endlich fertig?“

Die Männer schlossen Melanies Helm und aktivierten die Eigenversorgung des Raumanzugs. Als sie zurücktraten, setzte die Frau die Röhre an die Stirnseite des Helms und drückte nochmals ab. Wieder schoss der enorme Federdruck einen kleinen unförmigen Metallklumpen heraus und stanzte ein Loch, knapp über der Helmscheibe.

„Nicht gut“, kommentierte einer der Männer. „Ein Loch im Helm und zwei in der Stirn. Das fällt auf.“

„Ist ja nur für den ersten Eindruck und da reicht es“, wiegelte sie ab. „Schaffen wir sie hinaus. Tja, wieder ein tragischer Unfall durch Kleinstmeteoriten.“

Sie packten die Tote unter den Armen und zogen sie mit sich. Ein rascher Blick zeigte, dass niemand in der Nähe war, aber die Frau fragte sicherheitshalber bei der Zentrale nach, die ihr den Weg frei gab.

Minuten später trieb Melanie Larner neben dem Pylon im Weltraum und wurde zu einem weiteren Trabanten, der den Planeten Barnheim umkreiste.

Kapitel 3 Fast verloren

Interstellar Communications Center (ICC), High-Command der Sky-Navy, Sky-Base Arcturus, Hauptliegeplatz der Sky-Navy

Das Kommunikationszentrum der Sky-Base Arcturus war dem High-Command der Streitkräfte des Direktorats angegliedert. Obwohl es von Militärpersonal betrieben wurde, war es keine rein militärische Einrichtung, denn auch die zivile interstellare Kommunikation lief über dieses Zentrum. Zwar gab es auch einige private Gesellschaften, die Niederlassungen in der riesigen Raumbasis betrieben und eigene Cherkov-Überlichtanlagen besaßen, doch die gesamte Nullzeit-Kommunikation lief inzwischen ausschließlich über das Interstellar Communications Center (ICC) des High-Command. Eine Sicherheitsmaßnahme, die der Abspaltung der Colonial Stars geschuldet war.

Während sich Cherkov-Wellen kegelförmig mit dreißigfacher Lichtgeschwindigkeit ausbreiteten und dabei allmählich an Intensität verloren, handelte es sich bei den Hiromata-Impulsen um eine Art nadelfeinen Richtstrahl, der ohne Zeitverlust beliebige Entfernungen überbrücken konnte. Nachteilig war, dass es bislang nicht gelang, Bild und Ton zu übertragen, sondern nur kurze und lange Impulse nach dem Morse-System. Zudem mussten Standort des Senders und Empfängers sehr exakt bestimmt sein, damit der Strahl sein Ziel nicht verfehlte. Hiromata-Funker waren daher auch stets ausgezeichnete Navigatoren, obwohl sie natürlich durch ausgefeilte tetronische Geräte unterstützt wurden.

Da im High-Command die Kommunikation aus militärischem und zivilem Bereich zusammenfiel, gab es zwei dutzend Arbeitsplätze. An einem von ihnen saß ein junger Lieutenant der Sky-Navy, der mit der eingetroffenen Nachricht nichts anzufangen wusste. Ein wenig ratlos gab er seinem Vorgesetzten einen Wink.

Als der zu ihm trat, reichte der Radio Operator, wie die Kommunikationsspezialisten der Streitkräfte traditionell genannt wurden, den Ausdruck der Morse-Impulse an ihn weiter. „Das kam über die InterSpace von Barnheim, Sir. Ich habe zunächst weisungsgemäß versucht, die Identität des Absenders zu überprüfen und festgestellt, dass es zwar einen James Larner bei der Navy gibt, der ist aber als wissenschaftlicher Assistent auf der Pluto-Station eingetragen. Die Nachricht ging aber an uns und nicht ins Sol-System, wo sie ja wohl eigentlich hin soll.“

Der Captain überlegte kurz und nickte dann. „Falscher Adressat. Kann passieren. Leiten Sie die Nachricht an ICC Sol weiter, die sollen sie dann zum Pluto transferieren.“

„Aye, Sir.“

Der Captain schritt wieder zwischen den Reihen der Kommunikationsplätze hindurch. Der Lieutenant berechnete die Position des Sol-Systems, ließ eine der Richtantennen in die entsprechende Richtung schwenken und schickte dann den Text an das dortige ICC. Als er den Ausdruck in einen Abfallkorb werfen wollte, kam gerade ein Ensign vorbei, der für das Einsammeln und die Vernichtung solcher Notizen zuständig war.

„Nehme ich direkt mit, Sir.“ Der Ensign warf die bedruckte Kunststofffolie auf eine Reihe anderer und ging weiter.

Es war reiner Zufall, dass er einen flüchtigen Blick auf den Text warf und wohl ein ebensolcher glücklicher Zufall, dass er sich in diesem Augenblick an eine Unterweisung erinnerte, in der angehende Funker auf ihre künftige Aufgabe vorbereitet wurden.

„CC-5?“ Der Ensign blieb stehen und schien in Gedanken versunken. Irgendetwas sagte ihm, dass er erst unlängst von dieser Bezeichnung gehört hatte. Zögernd ging er weiter, fischte den Ausdruck aus dem Behälter und stieß beinahe mit einem der Arbeitspulte zusammen. „CC-5 … Himmel, da war doch was …“

Schlagartig blieb er stehen. „Ach, du dicker Dung … CC-5!“

Er ließ den Sammelbehälter einfach stehen, sah sich nach dem Aufsicht führenden Captain um und hastete dann zu ihm.

„Sir, Sir, hier ist eine CC-5! Eine CC-5!“

Der Captain war sichtlich irritiert, erinnerte sich aber sofort an jene Nachricht, die an Sol geleitet werden sollte. „Keine Aufregung, Ensign, wird gerade nach Sol weiter geleitet.“

Der Ensign war heran und schüttelte den Kopf. „Nicht Sol, Sir. Das ist eine CC-5. Die Meldung für höchste Dringlichkeit beim MIS.“

„Military Intelligence?“ Der Captain wurde unsicher. Plötzlich erblasste er. „Verdammt, Ensign, Sie haben recht. Wie konnte mir das nur passieren? Okay, Ensign, geben Sie her. Oder nein … Schnappen Sie sich den Ausdruck und bringen Sie ihn persönlich zum Intelligence hinüber. Das Lob haben Sie sich verdient.“

Der Offizier sah lächelnd zu, wie sich der Ensign mit eifrigem Gesichtsausdruck auf den Weg machte. Er würde eine Belobigung für ihn eintragen, denn der Offiziersanwärter hatte den Captain vor einem üblen Versäumnis bewahrt.

„CC-5 … Verdammt, da werden wohl ein paar Köpfe ins Rauchen kommen“, murmelte der Captain nachdenklich. „Woher kam das? Barnheim? Schätze, da werden wir einen Blick drauf halten müssen.“

Kapitel 4 Großauftrag für Renford

Werftanlage Renford Starships Limited, im geostationären Orbit über Barnheim

Renford Starships Limited besaß eine eigene Hiromata-Funkanlage, doch Morse-Impulse waren für inhaltsreiche Übermittlungen nur sehr bedingt geeignet. So war es üblich geworden, umfangreiche Daten oder Dokumente mittels Langstrecken-FLV zu übermitteln. Da sie für die Beschleunigung zur einfachen Lichtgeschwindigkeit, die Anwendung der Nullzeit und das anschließende Abbremsen und Anpassen an das Zielobjekt im Durchschnitt nicht mehr als achtundzwanzig Stunden benötigten, brachten solche Flüge einen guten Verdienst für jene Kleinunternehmer, die sich auf Boten- und Postflüge spezialisierten.

Carl Renford, alleiniger Besitzer der Raumwerft im Orbit über Barnheim, erhielt an diesem Tag einen verplombten Behälter, mit einem Siegel, welches erst wenigen Menschen im Direktorat bekannt war. Es war das der neu gegründeten Gemeinschaft der Colonial Stars.

„Hm, das ist ein amtliches Dokument“, murmelte der alte Renford überrascht. „Wollen doch mal sehen, was die Colonials von uns wollen. Ich wette, da kommt Arbeit auf uns zu.“

Er öffnete den Behälter und zog eine bedruckte Folie heraus, die mit Unterschrift, Siegel und Code des Colonial Supreme Command versehen war. Renford kannte ähnliche Dokumente, denn in seiner Werft entstand gerade ein neuartiges Raumschiff, dessen Konstruktion und Bau im Auftrag des CSC vorgenommen wurde. Der Text veranlasste den Alten zu einem Stirnrunzeln und zum Griff zu seinem Bildtelefon.

„Miss Billings, Mister Wallmann und Miss Perkins sollen bitte in mein Büro kommen“, teilte er seinem Sekretär mit.

Nachdenklich trat Renford an die Panoramascheibe, die sein Büro umgab. Es lag direkt unter der Kommunikationszentrale, am oberen, dem Weltraum zugewandten Ende der mittleren Scheiben. Wie üblich war der Raum abgedunkelt, damit der Alte den Anblick der Sterne genießen konnte, die sonst vom Licht der Werft überstrahlt wurden.

Sein Blick glitt nach unten. Durch die pyramidenartige Abstufung der Scheiben konnte er gerade noch das Ende von Pylon Fünf erkennen, an dem das neue Schiff für die Colonial Stars entstand. Ein Prototyp. Ein Schiff, wie es dieses noch nie zuvor gegeben hatte und welches das Machtgefüge im von Menschen besiedelten Raum verändern konnte. Renford war sich dessen durchaus bewusst und damit auch der Risiken, die durch diesen neuen Typ entstehen konnten, doch er war mit Leib und Seele Konstrukteur und die politischen Konsequenzen dieses neuen Schiffes berührten ihn kaum, denn er liebte die technische Herausforderung, die an ihn und seine Werft gestellt wurde.

Innerhalb kurzer Zeit trafen Billings, Wallmann und Perkins ein. Jasmine Billings war die Chef-Konstrukteurin der Werft und maßgeblich für den Entwurf des Prototyps verantwortlich. Sie verfügte über einen kleinen Stab an Ingenieuren und arbeitete natürlich eng mit Jenny Perkins zusammen, die als Vorarbeiterin die unmittelbare Einteilung und Aufsicht ausübte.

Kurt Wallmann war hingegen der neue Chief von Renford-Security. Die ursprüngliche Werkschutzeinheit hatte er entlassen und an ihrer Stelle eine größere Truppe eingestellt, die Renford von der Veteranenorganisation CoBRA nahe gelegt worden war. Wallmann nahm eine ganze Reihe von Änderungen an den Sicherheitsmaßnahmen vor, die er mit den Vertragsbedingungen der Colonial Stars begründete. Der alte Renford stimmte dem zu, denn die Gewinne, die seiner Werft winkten, waren enorm und da war zusätzlich der Reiz des Neuen.

Billings und Perkins machten keinen Hehl daraus, dass ihnen der neue Security-Chief nicht behagte. Sie setzten sich so in die gemütliche Sitzgruppe, dass dem Chief keine Wahl blieb, als sich ein wenig abseits zu setzen, wollte er sich nicht unhöflich zwischen beide drängen. Wallmann quittierte das Verhalten mit einem spöttischen Lächeln.

Jenny Perkins sah neugierig auf den Transportbehälter auf dem Schreibtisch und dann das Dokument in Renfords Hand. Das Siegel erkannte sie und so war ihre spontane Frage durchaus verständlich. „Wegen der Phoenix