SN 29 - Katastrophenfall - Michael Schenk - E-Book

SN 29 - Katastrophenfall E-Book

Michael Schenk

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Beschreibung

Der Notruf einer Kolonialwelt führt zu einem Großeinsatz der Sky-Navy. Während der beliebte Kommandant der Flotte, Hoch-Admiral John Redfeather, auf dem Mars unter Anklage steht, übernimmt sein Freund, HochGeneral Omar ibn Fahed, den Befehl über Schiffe und Truppen. Doch was als humanitäre Rettungsmission beginnt, erweist sich als Hinterhalt , denn plötzlich greift eine Flotte der Confederate Stars an. Zugleich wird die Raumbasis Arcturus, mit dem High-Command der Streitkräfte, von einem konföderierten Kommando angeflogen. Das Schicksal der Sky-Navy steht auf des Messers Schneide.

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Michael Schenk

SN 29 - Katastrophenfall

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1 Was bisher geschah

Kapitel 2 Auf Ehrenwort

Kapitel 3 Abordnungen

Kapitel 4 Befehlsnotstand

Kapitel 5 Notruf von Blooming

Kapitel 6 Der Verteidiger

Kapitel 7 Katastrophenfall

Kapitel 8 Projekt Potemkin

Kapitel 9 Vor dem hohen Rat

Kapitel 10 Aufbruch

Kapitel 11 Die Last der Beweise

Kapitel 12 Fernanalyse

Kapitel 13 Die Last der Verantwortung

Kapitel 14 Im Orbit

Kapitel 15 Das Urteil

Kapitel 16 Hilfeersuchen

Kapitel 17 Konspiration

Kapitel 18 Der Inhaftierte

Kapitel 19 Feuersbrunst

Kapitel 20 Vorwärts zur Menschenrettung

Kapitel 21 Kommandowechsel

Kapitel 22 Verdächtige Spuren

Kapitel 23 Gewaltsame Übernahme

Kapitel 24 Blutige Auseinandersetzung

Kapitel 25 Rückkehr verweigert

Kapitel 26 Rückeroberung

Kapitel 27 Lage unklar

Kapitel 28 In Bedrängnis

Kapitel 29 Unter Beschuss

Kapitel 30 Entsatz verweigert

Kapitel 31 Flucht in die Nullzeit

Kapitel 32 Überrumpelung

Kapitel 33 Pointer

Kapitel 34 Eine verdorbene Mahlzeit

Kapitel 35 Sammelpunkt Alpha

Kapitel 36 Ankündigung

Kapitel 37 Homepage www.sky-navy.de

Impressum neobooks

Kapitel 1 Was bisher geschah

Sky-Navy 29

Katastrophenfall

Military Science Fiction

von

Michael H. Schenk

© M. Schenk 2023

Zwischen den Confederate Stars und dem Direktorat herrscht nach der Schlacht um Shanyar Waffenstillstand. In zwei Geheimoperationen ließ Hoch-Admiral John Redfeather einen neuartigen Kreuzer der Konföderation, die C.N.S. Phoenix, zerstören und die Bergungsversuche der Konföderierten im Rylon-System unterbinden, wo diese einen weiteren Schwingungsantrieb der Norsun bergen wollten.

Bei der Operation im Rylon-System wurde ein konföderiertes Schiff beschädigt, was die Konföderation als kriegerischen Akt zur Anklage vor dem hohen Rat bringt. Erschwerend legen die Konföderierten Aufnahmen vor, die den Einsatz einer Railgun des Direktorats gegen die zerstörte C.N.S. Phoenix belegen, obwohl die D.S. Blackwing in Wahrheit mit einem Erzbrocken schoss.

Während man im High-Command die Beteiligung einer dritten Partei befürchtet, welche die Phoenix zerstörte, erhebt das High Council der Confederate Stars Anklage gegen John Redfeather vor dem hohen Rat des Direktorats. Gegenstand der Klage sind Bruch des Waffenstillstandes, Mord an konföderierten Raumfahrern und Hochverrat.

Der ausführende hohe Rat Bao Wang veranlasste, dass konföderierte Offiziere, als Vertrauen bildende Maßnahme, im High-Command und auf allen aktiven Trägerschlachtschiffen stationiert wurden. Damit wird es der Sky-Navy nahezu unmöglich gemacht, noch verdeckte Operationen durchzuführen.

Während sich der Hoch-Admiral nun auf dem Mars verantworten muss, wird sein Freund und Stellvertreter, Hoch-General Omar ibn Fahed, mit einer Katastrophe auf der Siedlungswelt Blooming konfrontiert. Alle verfügbaren Rettungskräfte nach Blooming beordernd, muss ibn Fahed die Unterstützung durch konföderierte Schiffe akzeptieren.

Doch schon bald wird sich zeigen, dass Blooming zur Falle für die Streitkräfte des Direktorats wird.

Kapitel 2 Auf Ehrenwort

Büro des Hoch-Admirals, Sky-Base Arcturus, Hauptliegeplatz der Sky-Navy

Der Besuch von General Josh Garland im Büro des Hoch-Admirals war für diesen in doppeltem Sinne unangenehm. Zum einen ärgerte sich John Redfeather über die Weisung des hohen Rates des Direktorats, gleich mehrere konföderierte Offiziere als „Vertrauen bildende Maßnahme“ im High-Command der Streitkräfte dulden zu müssen, und zum Zweiten musste sich John eingestehen, dass der offensichtliche Zorn seines Gegenübers durchaus berechtigt war. Der von sich selbst sehr überzeugte Garland war vom konföderierten Hauptquartier darüber informiert worden, dass der Direktoratskreuzer D.S. Orion einen unprovozierten Angriff auf das konföderierte „Forschungsschiff“ C.N.S. Robert E. Lee durchgeführt hatte, bei dem die Lee nicht unerheblich beschädigt worden war.

Josh Garland hatte das von Commodore Faso angebotene Erfrischungsgetränk erregt ausgeschlagen, sich vor John Redfeather aufgebaut und diesem mit ernsthaften Konsequenzen gedroht. „Glauben Sie nur ja nicht, Hoch-Admiral, dass Sie mit diesem Bruch des Waffenstillstandes davonkommen. Sie haben bewusst riskiert, dass es erneut zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Ihrem Direktorat und der Konföderation kommt. Das Confederate Supreme Command und auch das Confederate High Council haben entschiedene Protestnoten beim hohen Rat des Direktorats eingereicht und fordern harte Konsequenzen für diese provokante Aktion.“

John Redfeather hörte dem erregten General schweigend zu. Er hätte den Konföderierten gerne in dessen Schranken verwiesen, doch unglücklicherweise trafen die Anschuldigungen zu. Die Aktion der Orion war einem Auftrag des Hoch-Admirals geschuldet und konnte tatsächlich zu einem erneuten Waffengang führen, wenn sich diese Krise nicht auf diplomatischem Wege beilegen ließ.

„General, da Ihre Instanzen bereits Protest beim hohen Rat eingelegt haben, können Sie davon ausgehen, dass dieser auch entsprechend reagieren wird. Ich versichere Ihnen auf Ehrenwort, dass ich mich diesen Anschuldigungen stellen und gegebenenfalls die notwendigen Konsequenzen tragen werde.“

Johns Worte nahmen Garland den Wind aus den Segeln. Noch immer erregt, doch nun weitaus besonnener, sah er den Hoch-Admiral an. „Nun, Admiral, ganz gleich, welche Anschuldigung auch auf Sie zutreffen mag, ich weiß, dass man Ihrem Wort vertrauen kann. Ihr Verhalten im Bezug auf die Orion-Affäre wird sicherlich geahndet werden. Es muss geahndet werden. Sicherlich werden Sie verstehen, dass die Confederate Stars nun erst recht großen Wert darauf legen, dass konföderierte Offiziere in die Sky-Commands der aktiven Trägerschlachtschiffe des Direktorats eingebunden werden. Wie Sie wissen, ist diese Maßnahme durch den Mehrheitsbeschluss im hohen Rat veranlasst worden. Ich erwarte in Kürze einen Transferflug aus der Konföderation, der die erforderlichen Verbindungsoffiziere zur Sky-Base bringt. Wenn Sie mich nun entschuldigen wollen, Admiral?“

Garland wartete eine Erwiderung nicht ab, deutete einen knappen militärischen Gruß an, um sich dann abzuwenden und das Büro zu verlassen.

Commodore Faso, Freund und Adjutant des Hoch-Admirals, ließ einen erleichterten Seufzer hören. „Ein unangenehmer Kerl, dieser Garland, Sir.“

„Viel unangenehmer ist leider, dass seine Vorwürfe zutreffen.“ John schenkte sich einen starken Kaffee ein. In den vergangenen zwei Tagen hatte er nicht sehr viel Schlaf gekommen. Was Garland als „Orion-Affäre“ bezeichnete, konnte sehr ernste Konsequenzen für John zur Folge haben. John war nicht der Mann, der die Schuld auf seine Untergebenen, in diesem Fall Captain Tamara Jellenkova von der Orion, abwälzte. Er hatte sie und ihre Besatzung auf die Mission geschickt und war letztlich für die daraus resultierenden Ereignisse verantwortlich.

„Meinen Sie, dass das ernsthafte Folgen haben wird?“

John erwiderte den Blick seines Freundes und nickte. „Nach den Beschlüssen, die der hohe Rat auf dem Mars in der letzten Zeit gefasst hat, muss ich davon ausgehen, dass man durchaus bereit ist, Forderungen der Konföderation nachzugeben.“

„Okay, Sir, aber der hohe Rat wird doch dabei die Interessen des Direktorats im Auge behalten, nicht wahr?“

„Faso, zu diesen Interessen zählt leider nicht alleine die Kampffähigkeit unserer Streitkräfte, sondern auch die Einhaltung des Waffenstillstands. Ich muss daher mit allen Möglichkeiten rechnen, inklusive einer Degradierung und Abberufung von meinem Posten als militärischer Oberbefehlshaber. Vielleicht sogar eine unehrenhafte Entlassung aus dem Dienst.“

Fasos Gesicht wurde blass. „Verdammt, Sir, das meinen Sie doch nicht ernst!“

„Todernst, Faso, alter Freund“, sagte John bedauernd. Er nippte an seinem Heißgetränk und blickte dann zu der großen Panoramascheibe, von der aus man einen Teil der riesigen Basis und ihrer Andock-Pylone überblicken konnte. „Der hohe Rat ist informiert und mir bleibt nichts übrig, als auf dessen Entscheidung und Reaktion zu warten.“

„Grundgütiger, die können Sie doch nicht von der Basis abberufen.“

„Sie können. Und ich gehe davon aus, sie werden es auch. Ich habe diesbezüglich schon mit Omar gesprochen. Da es hoffentlich keine Beschuldigungen gegen ihn gibt, wird er wohl als mein Stellvertreter im Dienst bleiben. Mich vertreten, bis ich zurückkehre oder bis der hohe Rat einen anderen Hoch-Admiral ernennt.“

„Das wird man nicht wagen“, knurrte Faso. „Man weiß sehr wohl, welche Verdienste Sie in den Kämpfen gegen die Norsun, die Piraten und später die Negaruyen der verborgenen Welt erworben haben. Ich bin …“

Faso stutzte, unterbrach sich und tippte hinter sein rechtes Ohr, wo sich, dicht unter der Haut, jenes kleine Implant befand, das bei den Streitkräften und vielen Zivilisten inzwischen zu den normalen Kommunikationsgeräten gehörte. John konnte nur hören, wie Faso sich meldete, was ihm mitgeteilt wurde, das war nur für den Commodore hörbar. Der machte jedoch kein Geheimnis daraus.

„Sir, ich habe hier eine Anfrage unserer Upper Area Control. Die Flugkontrolle teilt mit, dass die Wyatt Earp um Andockerlaubnis bittet.“

Normalerweise wurden diese Dinge von den beiden Flugkontrollzentren der Basis, der Upper Area Control und der Lower Area Control, geregelt. Dass man nun beim Büro des Hoch-Admirals nachfragte, war äußerst ungewöhnlich.

John ahnte jedoch den Grund, denn die Wyatt Earp gehörte zu den Long-Range-FLVs des Sky-Marshal-Service, des interstellaren Polizeidienstes des Direktorats. „Geben Sie durch, Faso, das die Earp Andockerlaubnis erhält. UAC soll der Earp mitteilen, dass ich in meinem Büro anzutreffen bin.“

Faso gab die Informationen über sein Implant weiter und sah John dann fragend an. „Die Earp kommt wegen Ihnen, nicht wahr, Sir?“

„Ich wüsste sonst keinen anderen Grund, alter Freund. Arcturus ist eine Militärbasis und für alle Vergehen, die sich hier ereignen, ist unsere Militärpolizei oder die Military Intelligence zuständig.“

„Sicher, Sir, aber das bedeutet auch, wenn man Sie eines Vergehens beschuldigt, dann ist ebenfalls das Militär zuständig und nicht die zivilen Cops.“

„Nun, wir werden es sicherlich bald erfahren. Faso, informiere bitte Omar und Joana, dass ich sie schnellstens hier haben will.“

Nur wenige Minuten später traten Hoch-General Omar ibn Fahed und Major Joana Redfeather in kurzem Abstand ein und wurden von John rasch ins Bild gesetzt.

Johns Vermutung traf zu. Kurz darauf meldete das Vorzimmer des Admirals die Ankunft von High-Marshal Karl Krueger, dem Leiter des Sky-Marshal-Service und von Sky-Marshal Reno Richards. Die im Büro Versammelten kannten beide Männer, denn man hatte einst gemeinsam gegen die Piraten der schwarzen Bruderschaft gekämpft.

Joana, Tochter des Admirals, lächelte daher erfreut, als sie die beiden Polizeibeamten erkannte. Obwohl ihr Vater sie über den möglichen Grund des Besuchs der beiden aufgeklärt hatte, überwog zunächst die Erinnerung an das gemeinsam bestandene Abenteuer.

John stand an der beleuchteten Vitrine, in der seine Federhaube präsentiert wurde, die ihm als Häuptling und Sprecher der Sioux-Nation zustand. Nun wandte er sich den Eintretenden zu. Auch er lächelte. „Karl, Reno, ihr seid herzlich willkommen. Was verschafft uns die Ehre eures Besuches?“

Das Lächeln von Karl Krueger wirkte ein wenig gequält. „Ich fürchte, John, dass du es dir denken kannst. John, Reno und ich, wir beide sind dienstlich hier und du bist der Anlass unseres Besuches.“

„Offen gesagt, Karl, habe ich das bereits vermutet. Als Militärangehöriger ist für mich eigentlich auch das Militär zuständig. Darf ich fragen, warum man euch beauftragt hat?“

Karl zuckte die Schultern. „Der Auftrag kommt direkt vom hohen Rat. Da du der militärische Oberbefehlshaber der Streitkräfte bist, wollte man wohl keinen deiner Untergebenen in Verlegenheit bringen.“

„Sehr rücksichtsvoll“, meinte John ganz ehrlich. „Na schön, Karl, ich denke, du solltest es jetzt ganz offiziell machen oder darf ich euch zuvor eine Stärkung oder Erfrischung anbieten.“

„Es ist unangenehm genug, so dass ich es lieber hinter mich bringen will“, gab der High-Marshal zu. „Na schön, packen wir es an.“ Kruegers Haltung straffte sich ein wenig, als er und Reno ihre Dienstausweise präsentierten. „John Redfeather, Sie werden beschuldigt, gegen das Waffenstillstandsabkommen zwischen dem Direktorat und den Confederate Stars verstoßen und einen unprovozierten Angriff auf ein Forschungsschiff der Konföderation veranlasst zu haben. Aus diesem Grund werden Sie unter Arrest gestellt und dem hohen Rat auf dem Mars zugeführt. Dort wird man Klage gegen Sie erheben und Ihnen auch die Gelegenheit zur Verteidigung gewähren. Ich muss Sie nun auffordern, uns ohne Widerstand zu folgen.“

John nickte mit ernstem Gesicht. „Keine Sorge, High-Marshal, ich werde Folge leisten und Sie werden keine Handfesseln oder sonstigen Zwangsmaßnahmen benötigen.“

Joana sprang von ihrem Sitzpolster hoch. „Verdammt, das könnt ihr doch nicht machen!“

In Karl Blick lag Bedauern. „Tut mir leid, Joana, aber es muss sein. Direkte Anordnung des hohen Rates.“

Omar ibn Fahed legte seine Hand an ihren Arm. „Lass es sein, Joana. Karl und Reno erfüllen lediglich ihre Pflicht. Unsere Pflicht ist es nun, in Johns Sinn aktiv zu werden. Ihn gut zu vertreten und ihm einen guten Beistand zu besorgen.“

John schloss seine blaugrüne Uniformjacke, verzichtete auf den Waffengurt und setzte das Barret mit den Insignien der Sky-Navy auf. „Ich bin so weit, Karl. Omar, Joana, Faso … macht euch keine Sorgen! Handelt wie besprochen. Zudem habe ich auch auf dem Mars noch gute Freunde. Karl?“

„John?“ Karl machte eine einladende Handbewegung und die beiden Marshals nahmen John zwischen sich, während sie das Büro verließen.

Kapitel 3 Abordnungen

High-Command der Sky-Navy, Sky-Base Arcturus, Hauptliegeplatz der Sky-Navy

Josh Garland stand im High-Command und überblickte die drei Dutzend Arbeitsplätze, an denen Offiziere und Ensigns die Geschicke der Sky-Navy regelten und beaufsichtigten.

Im Zentrum des High-Command befand sich eine rund dreißig Meter durchmessende dreidimensionale Kartendarstellung jenes Sternenbereiches, den das Direktorat für sich beanspruchte. Mit farbigen Symbolen waren hier Sonnen, besiedelte Welten, Stationen, Basen und die bekannten Bewegungen von Raumschiffen dargestellt. Um die Karte herum standen die Workstations. Das High-Command war nur indirekt beleuchtet, was die Betrachtung der zahlreichen Bildschirme erleichterte.

Für Josh Garland und seine konföderierten Kameraden war der Anblick genau dieser Karte besonders faszinierend, denn die Sky-Base Arcturus verfügte über einen 300-Lichtjahre-Nullzeit-Scanner, der dank der Hiromata-Kristalle alle Bewegungen ohne Zeitverlust anzeigte, sofern das betreffende Objekt nicht vom Ortungsschatten eines anderen verdeckt wurde.

„Einzigartig“, meinte einer der Konföderierten anerkennend. „Über so etwas verfügen wir leider nicht.“

„Und wir werden auch so lange nicht darüber verfügen, wie das verdammte Direktorat seinen Daumen auf den Zuteilungen von Hiromata hat“, knurrte Josh Garland.

Garlands Laune hatte sich deutlich verbessert, nachdem er erfahren hatte, dass John Redfeather mit dem Polizei-FLV Wyatt Earp auf dem Weg zum Mars war. Nun wollte er den nächsten Punkt seiner Aufgabenliste angehen, die Stationierung konföderierter Offiziere auf allen aktiven Trägerschlachtschiffen des Direktorats.

Weder der Hoch-General noch Commodore Faso waren anwesend, so dass Garland sich willkürlich an einen Colonel wandte, der gerade mit einem Lieutenant eine Liste mit Daten durchging.

„Ich verlange eine vollständige Liste aller Trägerschlachtschiffe des Direktorats“, forderte Josh Garland.

Der Colonel fuhr herum. „Ach, Sie sind es, General. Tut mir leid, da bin ich nicht zuständig. Wenden Sie sich an Lieutenant Muldoon, dort, am dritten Arbeitsplatz rechts von hier. Der hat das Schiffsregister verfügbar.“

„Hm.“ Garland stiefelte zu der angewiesenen Position, zwei seiner Offiziere im Gefolge. Dort angekommen, wiederholte er bei dem Lieutenant seine Forderung.

Muldoon sah ihn mit forschendem Blick an und schien zu überlegen, ob er der Bitte nachkommen solle. Konföderierte waren im High-Command nicht sonderlich beliebt. Ein Blick von Muldoon zum Colonel. Auf dessen Nicken hin seufzte der Lieutenant leise und ließ seine Finger über die Tastatur gleiten.

„Okay, Mister Garland“, sagte Muldoon bewusst provozierend, in dem er den hochrangigen Offizier mit Mister ansprach, „dies ist die Liste aller Trägerschlachtschiffe.“

„Erläutern Sie das“, forderte Garland, dessen Laune wieder sank. Er empfand das Verhalten der Männer und Frauen im High-Command als aufsässig. Der Colonel und die anderen Angehörigen des Direktorats hätten dies wohl eher als unkooperativ bezeichnet.

„Okay, Mister“, brummte Lieutenant Muldoon. „Soll ich es Ihnen ausdrucken?“

„Nennen Sie mir Schiff und Status und später können Sie es mir auf Folie brennen. Verstanden, Lieutenant?“

„Natürlich, Sir. Stets zu Diensten, Sir“, versicherte Muldoon. Als er Garlands Gesichtsausdruck bemerkte, nahm er sich vor, den Mann vorerst besser nicht weiter zu reizen. „Also, Sir, da wären die Trägerschlachtschiffe Saratoga, Waterloo,Trafalgar, Nakashima. Gettysburg, Clavijo, Lepanto und Borodino. Das sind acht einsatzbereite oder zumindest größtenteils einsatzbereite Trägerschlachtschiffe.“

„Versuchen Sie nicht mich zu täuschen!“, knurrte Garland. „Ich weiß sehr wohl, dass das Direktorat über mehr als acht dieser Schiffe verfügt.“

„Das ist ja auch richtig, Sir, aber die Agincourt, Königsgrätz, Verdun und Austerlitz sind schwer beschädigt und liegen zur Reparatur an den Pylonen unserer Basis.“ Muldoon zögerte kurz. „Übrigens sind drei der acht aktiven Träger derzeit als Rettungsschiffe umgerüstet.“

„Rettungsschiffe? Was meinen Sie mit Rettungsschiffen?“, erkundigte sich Garland irritiert.

Lieutenant Muldoon schloss kurz die Augen. „Das heißt, Sir, dass drei der Träger kein explizites militärisches Material mehr mitführen. Stattdessen sind sie mit Rettungsgerät, mobilen Hospitälern und Versorgungsgütern beladen. Falls Sie es nicht wissen sollten, unsere Sky-Trooper sind nicht nur Soldaten, sondern zugleich ausgebildete Rettungskräfte.“

„Ich nenne das Verschwendung von Kampfkraft“, meinte ein konföderierter Major an Garlands Seite.

„Hier nennen wir das Vorbereitung zur Menschenrettung“, hielt Muldoon dagegen. „Haben Sie eine Vorstellung davon, wie viel Rettungsmaterial so ein Träger in acht Stunden an jeden Ort des Universums bringen kann?“

Garland würgte jedes weitere Geplänkel ab. „Welche Trägerschachtschiffe werden im Moment als Rettungsdinger missbraucht?“

„Waterloo, Nakashima und Gettysburg“, zählte Muldoon verärgert auf. „Sie ankern hier an den Pylonen Fünf und Neun.“

„Wo sind die anderen Träger?“

„Ursprünglich waren jeweils drei Träger in den Sky-Bases Arantes und Rigel stationiert.“

„Ich will nicht wissen, was war, sondern wo sie aktuell sind“, knirschte Garland.

„Nun, natürlich hier.“ Muldoon sah Garland an, als habe er etwas ganz Selbstverständliches gesagt. „Der Hoch-Admiral hat nach Shanyar alle Träger hier zusammengefasst. Die zu reparierenden und die einsatzklaren.“

„Hrmpf.“ Josh Garland würgte seine Erregung hinunter. „Gut, Lieutenant, drucken Sie mir die Liste mit allen Trägern aus. Mit den Liegeplätzen der Schiffe.“

„Wünschen Sie auch noch die Standorte der derzeit aktiven vierundsechzig Kreuzer, Sir?“, fragte Muldoon mit spitzer Stimme.

Garlands Augen verengten sich. „Alles zu seiner Zeit, Lieutenant, alles zu seiner Zeit. Und jetzt die Liste der Träger.“

Keine zwei Minuten später hielt Garland die gebrannte Folie in Händen. Der neben ihm stehende Major ließ sich zudem die Datei auf seinen persönlichen Mini-Comp übertragen.

Für den Augenblick war General Josh Garland zufrieden. Er hatte die geforderte Liste und in wenigen Stunden würden jene konföderierten Offiziere eintreffen, welche er dann den aktiven Trägerschlachtschiffen zuordnen würde.

Kapitel 4 Befehlsnotstand

Turm des hohen Rates des Direktorats, Mars Central City, Mars, Sol-System

Nach insgesamt zweiunddreißig Stunden Flug landete das LR-FLV Wyatt Earp auf der Dachlandeplattform des Turms des hohen Rates. Während dieser Zeit hatten sich John und die Sky-Marshals über Belanglosigkeiten unterhalten und tunlichst vermieden, die Verhaftung des Hoch-Admiral zu thematisieren.

Der riesige Turm war eines der höchsten Gebäude von Mars Central, auch wenn seine Architektur eher schlicht wirkte. Ein schlanker Turm, der über der untersten Ebene aufragte wie eine Kerze über ihrer Torte. Doch die Proportionen täuschten über das Ausmaß des Gebäudes. Auf jedem der knapp dreihundert Stockwerke gab es ein Dutzend Büros, die in den unteren Ebenen den Angestellten und der Verwaltung dienten, während die mittleren und oberen Etagen den inzwischen fast vierhundert Angehörigen des hohen Rates vorbehalten waren. Konferenzräume und der große Versammlungssaalnahmen das gesamte oberste Stockwerk ein. Darüber gab es nur noch den Dachlandeplatz sowie das Kommunikationszentrum, welches Verbindungen in das gesamte Direktorat ermöglichte.

Offiziell wurde das Ratsgebäude von den Constables der Metro Police geschützt, es gab jedoch auch einen Troop der Sky-Cavalry, der die Ehrenwache bildete. Diese ausgesuchten Raumkavalleristen waren allerdings nicht nur für Zeremonien abgestellt, da sie sich alle bereits in Kämpfen bewährt haben mussten und auf ihre volle Ausrüstung zugreifen konnten.

Als John die Wyatt Earp in Begleitung von Karl Krueger und Reno Richards verließ, wurde er am Zugang zu den Liften von einem Mann in der rotgeränderten Toga des hohen Rates und vier Troopern in Paradeuniform erwartet. Neben ihrer 1-Millimeter-Standardpistole führten die Kavalleristen den langen und leicht gekrümmten traditionellen Säbel. Bei Johns Erscheinen wurden die Klingen aus ihren metallenen Scheiden gezogen und in Vorhalte präsentiert.

Das Ratsmitglied lächelte einnehmend. „Hoch-Admiral, es ist mir eine Ehre, Sie beim hohen Rat des Direktorats begrüßen zu dürfen. Ich bin Hochherr Robert. Ich denke, auf die Gegenwart der verehrten Sky-Marshals können wir nunmehr verzichten. Marshals, seien Sie bedankt.“

Krueger und Richards waren entlassen. Schweigend nickten sie John nochmals zu, dessen Gefühl, eher Ehrengast als Gefangener zu sein, allerdings schwand, als er beim Betreten des Turms von den Troopern flankiert wurde, deren Säbel nun wieder in den Scheiden steckten.

Als sich Robert der Eingabe des Expresslifts zuwandte, äußerte John den Wunsch, seinen Freund Mbuto Sangales zu sehen.

Robert schüttelte lächelnd den Kopf. „Sehen Sie es mir nach, Hoch-Admiral, doch das ist erst zu einem späteren Zeitpunkt möglich. Sehen Sie, man bereitet offizielle Klage gegen Sie und andere Angehörige der Streitkräfte vor und ich habe den Auftrag, Sie zunächst zum Vorsitzenden des Gerichts zu bringen.“

„Um wen handelt es sich bei diesem Vorsitzenden, Hochherr Robert?“

„Um den ausführenden hohen Rat Bao Wang.“

„Bao Wang also? Seltsam, warum wundert mich das nicht?“

Allein der Name Bao Wang besaß inzwischen bei vielen Angehörigen der Streitkräfte einen unangenehmen Klang. Obwohl einer der fünf bedeutenden ausführenden hohen Räte schien Bao Wang seit einiger Zeit ausschließlich die Interessen der Konföderation zu vertreten und seine Pflichten gegenüber dem Direktorat zu vernachlässigen. Dennoch wagte kaum jemand, gegen ihn zu stimmen. Er besaß großen Rückhalt im Rat, in dem sich Vertreter aller besiedelten Welten versammelten, mit Ausnahme jener, die sich unabhängig erklärt hatten und zu den Confederate Stars gehörten. In letzter Zeit lud der Rat jedoch auch die Delegierten der Konföderation zu seinen Sitzungen. Eine der Initiativen Bao Wangs, die bei John Redfeather und vielen anderen Misstrauen hervorriefen.

Wenig später erreichten sie das Büro des Hochherrn Bao Wang. Wie üblich gehörte zu dem eigentlichen Amtsraum auch ein durchaus großzügiger Wohn-, Schlaf- und Hygienebereich.

Als Robert mit John eintrat, blieben die Ehrenwachen zurück.

Bao Wang erhob sich hinter seinem Schreibtisch, kam auf John zu und reichte dem überraschten Admiral die Hand. „Ich bin erfreut, Sie zu sehen, Hoch-Admiral Redfeather. Bedauerlicherweise ist der Anlass ein sehr unangenehmer, wie Sie ja bereits wissen. Der hohe Rat wird Klage gegen Sie und andere Angehörige der Streitkräfte erheben. Gegenstand ist der eklatante Bruch des Waffenstillstands, der als nichts Geringeres denn als Hochverrat gewertet werden muss.“

Hochverrat? Das Wort ließ einen Schauder über Johns Rücken laufen. Nach dem ersten kolonialen Krieg zwischen der Solaren Föderation und den Freien Welten, war es zu einigen Anklagen wegen Hochverrats gekommen. Fast alle endeten mit dem Tod oder der Hirnlöschung der Schuldigen, wobei es hieß, dass der Tod, aus humanitären Gründen, der biochemischen Auslöschung des Gedächtnisses vorzuziehen sei.

„Klage gegen mich und andere Angehörige der Streitkräfte, Hochherr? Darf ich fragen, wen man ebenfalls beschuldigt?“

Bao Wang schürzte die vollen Lippen, während Robert unbeteiligt tat. Ihn schien das Gespräch verlegen zu machen. „Nun, Admiral, da wäre zum Beispiel Captain Tamara Jellenkova mit der Besatzung der D.S. Orion. Sie hat sich ja des unprovozierten Angriffs auf ein friedliches Forschungsschiff der Konföderation schuldig gemacht und …“

„Verzeihung, Hochherr, doch hier muss ich widersprechen“, unterbrach John.

Bao Wang sah ihn irritiert an. „Admiral, es gibt jede Menge Aufzeichnungen und Zeugen, die diesen unentschuldbaren Angriff belegen und …“

Erneut wurde John unhöflich. „Ich muss erneut widersprechen, Hochherr Bao Wang. Unabhängig davon, ob sich alle Ereignisse so zugetragen haben, wie man mir in der Klage zur Last legen mag, so haben Captain Jellenkova und ihre Crew ausschließlich auf meinen Befehl hin gehandelt. Sie kennen die strenge Disziplin in der Navy, Hochherr, und wissen, dass ein Befehl nicht diskutiert oder gar verweigert wird.“

„Ich verstehe.“ Bao Wang lächelte plötzlich. „Captain Jellenkova beruft sich also auf Befehlsnotstand?“

„Sie selbst noch nicht persönlich, doch in diesem Fall erkläre ich für Captain und Mannschaft den Befehlsnotstand.“

Bao Wang nickte nachdenklich. „Ich verstehe. Es entspricht sicherlich Ihrer traditionellen Ehrauffassung, Ihre Untergebenen zu schützen, nicht wahr? Nun, ich denke, in diesem Fall kann ich dem zustimmen. Hochherr Robert, notieren Sie bitte, dass sich der Status von Captain Jellenkova und ihrer Besatzung geändert hat. Von Beklagten zu Zeugen.“

Hochherr Robert deutete eine Verbeugung an und machte eine Eingabe an seinem Mini-Comp am Handgelenk. „Ist notiert, Hochherr.“

Es war keine höfliche Plauderei, denn John wurden kein Platz und auch keine Erfrischung angeboten. Dennoch wusste der Sioux nicht, was Bao Wang mit dieser eher hastigen Zusammenkunft beabsichtigte. Wollte er John verunsichern oder auf eine Probe stellen?

Der Hochherr lächelte versonnen. „Nun, Admiral, ich spreche Sie mit Ihrem Titel an, da Sie ja solange Admiral sind, bis man Ihnen den Rang aberkennt. Man hat eine der Gästeunterkünfte für Sie vorbereitet. Morgen wird man Ihnen die Anklageschrift zustellen und Sie können sich einen Verteidiger aus den Reihen der Hochherrn wählen. In drei Tagen ist die Klageeröffnung, zu der natürlich auch die Vertreter der Konföderation eingeladen sind.“

„Selbstverständlich“, stimmte John unbewegt zu. „Wenn ich Sie nochmals korrigieren darf, Hochherr Bao Wang, so ist mein korrekter Rang derzeit noch der des Hoch-Admirals.“

Bao Wangs Gesichtsausdruck verfinsterte sich für einen flüchtigen Moment, bevor er wieder lächelte. „Natürlich, Hoch-Admiral, natürlich. Hochherr Robert und die Eskorte wird Sie nun zur Unterkunft geleiten. Oh, eine Kleinigkeit … Bedauerlicherweise können wir es Ihnen nicht gestatten, nach außerhalb dieses Gebäudes zu kommunizieren. Hochherr Robert?“

Das kurze Treffen war beendet und man brachte John zu einer bequemen Unterkunft, die einige Ebenen weiter unten lag und doch einen atemberaubenden Ausblick auf die Hauptstadt des Direktorats bot.

Kapitel 5 Notruf von Blooming

High-Command der Sky-Navy, Sky-Base Arcturus, Hauptliegeplatz der Sky-Navy

Aufgrund der Neugierde der konföderierten Offiziere fand das morgendliche Briefing der Sky-Base nicht im Büro des Hoch-Admirals oder dem Konferenzraum des High-Command statt, sondern in einer gemütlichen und abhörsicheren Nische der Offiziersmesse beim Frühstück. Die Offiziere des Direktorats achteten zudem darauf, dass die Zusammensetzung der Gruppe immer wieder wechselte, um die Konföderierten nicht aufmerksam zu machen.

„Alle Werften im Direktoratsgebiet arbeiten mit Hochdruck“, hatte Commodore Faso in der morgendlichen Besprechung versichert. „In spätestens einem Jahr sind vierzig APS-B-Kreuzer entweder repariert oder als Neubau in Dienst gestellt.“

„Auch bei den Konföderierten wird mit Hochdruck an neuen Schiffen gearbeitet“, fügte Saundra Schwertfeger hinzu, „ihnen wird es aber nur gelingen fünfundzwanzig Schiffe in ihren Dienst zu übernehmen. Siebzehn davon sind alte Walzenschiffe der verschiedenen Klassen und acht gehörten zu einer Baureihe, die in etwa unseren APS-B entspricht, aber nicht über Railguns verfügen wird.“

„Ist das eine gesicherte Erkenntnis?“, hakte Admiral Carl Uddington nach.

„Definitiv. Die Konföderierten werden stattdessen diese Lichtdruckkanonen einbauen.“