Tom Prox 125 - Frank Dalton - E-Book

Tom Prox 125 E-Book

Frank Dalton

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Beschreibung

Die Ghost Squad ist einem Rauschgiftring auf den Fersen und fest davon überzeugt, dass der Stoff aus Mexiko angeliefert wird. Die Ermittlungen führen Tom Prox und seine Männer zu einer Maisfarm am Rande des Llano Estacado ...


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Inhalt

Cover

Die Farm von San Secondo

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

Vorschau

Impressum

Die Farm von San Secondo

Von Frank Dalton

Tom Prox und seinen Gefährten steht diesmal der geheimnisvolle »Totengräber« gegenüber, ein Mann, der mit allen Wassern gewaschen ist und, was die Ghosts zunächst nicht ahnen, in mehr als nur einer Gestalt auftritt.

Während sie ihn zu überführen versuchen, decken sie nach und nach die dunklen Seiten der Farm von San Secondo auf, geraten dabei aber in allerhöchste Gefahr, denn hier ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Ghosts brauchen ihren Grips nicht weniger als die griffbereiten Colts ...

1. Kapitel

»Ich fress' meine Stiefelsohlen ohne Pfeffer und Salz, wenn sie das nicht sind, Ted!«, zischte der Mann und griff aufgeregt zum Holster.

»Wohl verrückt geworden?«, fuhr ihn sein Freund Ted an. »Lass das verdammte Schießeisen stecken! Wir können hier, so dicht an der Stadt, kein Feuerwerk veranstalten. Im Übrigen haben wir nur den Auftrag, sie zu beobachten – wenn sie's überhaupt sind!«

»Warum sollten sie's nicht sein, Bill?«

»Und warum sollten sie's sein, deiner Meinung nach?«

»Dass sie in Uniform ankommen würden, hast du selbst nicht geglaubt, oder? Hingehen und fragen, ob sie Ghosts sind, können wir nicht gut. Hast du's vielleicht vor? Möchte sehen, was sie in diesem Fall für Gesichter machen. Aber du brauchst sie nur anzusehen: stinken acht Meilen gegen den Wind nach Police, und zwar nach Police von der schlimmsten Sorte. Also sind sie's!«

Die beiden Männer, die dieses Zwiegespräch führten, lagen in einer flachen Erdmulde am Rande der San-Vulgater-Straße hinter einem Strauch. Wes Geistes Kind sie waren, konnte man ihnen von den Gesichtern ablesen.

Die Gents, von denen die Rede war, ritten gemächlich die Straße daher, nach San Vulgate hinein. Die Mitte hielt ein nicht übermäßig großer, stämmiger Mann mit dunkelblondem Haar und energischem Gesicht; seine Augen wirkten stahlhart und blickten durchdringend. Flankiert wurde er von zwei recht gegensätzlichen Gestalten: die eine war groß und hager, ohne Gramm überflüssigen Fleisches, die andere klein, dick, mit von einem Haarkranz umsäumter Glatze.

Sie saßen untadelhaft im Sattel und hatten jenes gewisse Etwas im Gehabe, das Leuten, die sich darauf verstehen, sofort verriet, mit wem sie es zu tun hatten.

Wieder fummelte Bill am Holster herum. »Und ich sag dir, es wäre das Einfachste! Drei Schüsse – allerhöchstens zwei Sekunden, und wir sind sie ein für alle Mal los!«

»Ein für alle Mal – dass ich nicht lache! Du kennst diese Ghosts schlecht! Halten zusammen wie Pech und Schwefel. Wenn einer von ihnen umgelegt wird, geben die andern Tag und Nacht keine Ruhe, bis sie den mit dem kribbeligen Finger haben. Denkst du, ich hätte Lust, mich kreuz und quer durch den Wilden Westen jagen zu lassen und hinterher froh zu sein, dass sie mich endlich haben? No, Kumpel!«

»Aber die Gelegenheit ist günstig! So leicht kriegen wir sie kein zweites Mal vor die Kanone!«

»Beobachten, hat der Totengräber befohlen, und er wird verdammt ungemütlich, wenn man sich nicht haargenau an seine Befehle hält. Also werden wir sie im Auge behalten, nicht mehr. Lass endlich die verfluchte Flosse vom Holster!«

»Wie du meinst, Ted. Aber ich sag dir, es ist und bleibt ein Fehler! Lassen wir sie in Frieden, bekommen wir Scherereien. Und es ging doch bisher so schön glatt!«

»Halt's Maul, sonst hören sie uns! Sind schon verdammt nah. Wir lassen sie vorbeireiten, folgen ihnen und stellen fest, wo sie abzusteigen gedenken!«

»Kommt doch nur der ›Black Murderer‹ infrage! Einen andern Saloon, der auch Kammern vermietet, gibt's in San Vulgate nicht.«

»Vielleicht bringt sie der Sheriff bei sich unter. Auf jeden Fall wollen wir versuchen, sie zu belauschen, um festzustellen, ob sie wirklich unseretwegen hier sind. Damit ist der Auftrag erledigt, und wir kehren zu McAllister zurück, berichten und nehmen den Zaster in Empfang, den er für den Job ausgesetzt hat – finish! Man soll nie mehr tun, als einem abverlangt wird, Bill!«

»Okay, Ted!«

Die drei Fremden ritten vorüber, und die Späher duckten sich so tief, dass sie von ihnen nicht gesehen wurden. In achtungsvoller Entfernung folgten sie ihnen dann.

Im Saloon »Black Murderer« in San Vulgate herrschte Hochbetrieb. Das altersschwache Orchestrion lärmte. Die Gaststube war bis auf den letzten Platz besetzt. Der Barkeeper hatte alle Hände voll zu tun.

Im Hinterstübchen saßen Ghost-Captain Tom Prox und seine Sergeanten Snuffy Patterson und Ben Closter über eine Karte gebeugt. Die Teller mit den Überresten ihrer Abendmahlzeit hatten sie beiseitegeschoben. Snuffy warf einen angewiderten Blick darauf und packte sie dann übereinander.

»Ich trag das Zeug, raus – halt's nicht mehr aus, es sehen zu müssen! War der schlimmste Schlangenfraß, den ich seit zehn Jahren herunterwürgen musste. Whiskey mit Pfeffer versetzt, in den Betten Regimenter von Wanzen – man müsste diesen Saloon mit 'nem Dutzend Dynamitpatronen in die Luft jagen!«

Er balancierte die Teller in die Küche. Das Kleid der übermäßig fetten schwarzen Köchin starrte vor Dreck; sie selbst war keinen Deut sauberer als ihre Garderobe.

Snuffy stellte, da der einzige Tisch mit schmutzigem Geschirr bedeckt war, das Geschirr auf den Fußboden.

»Damit wir uns klar sind«, sagte Tom, nachdem der Lange sich wieder eingefunden und gesetzt hatte, »bis hierher scheinen die Dinge so zu liegen, wie ich's annahm. Dass in letzter Zeit in Friscos Chinatown Rauschgift in verstärktem Maß zu haben ist, hat Oberst Blackbottom einwandfrei festgestellt. Dass das Zeug über dieses Dreckkaff dorthin kommt, steht ebenfalls außer Zweifel. Wenn ich die Karte betrachte, kann ich mir nur eins denken: Die Ware wird aus Mexiko, irgendwo in der Umgebung von Del Rio, über die Grenze geschmuggelt.«

Interessiert betrachteten Snuffy und Ben die Karte.

»Und wie kommt der Teufelsdreck von der Grenze hierher?«, fragte der Lange.

»Da gibt es eigentlich auch nur eine einzige Möglichkeit«, überlegte Tom. »Den Rio Pecos aufwärts bis an eine Stelle am jenseitigen Rand des Llano Estacado, die wir ausfindig machen müssen. Von dort aus durch das Gebiet der Sanddünen bis hierher. Über alles Übrige wissen wir Bescheid.«

»Wird wohl so sein«, entgegnete Ben, schüttelte aber unzufrieden den Kopf. »Obwohl mir die Sache mehr oder weniger sinnlos vorkommt! Warum dieser weite Weg? Bei San Diego, Yuma oder meinetwegen El Paso wär's kürzer, bequemer und billiger.«

»Die Burschen, die diesen Laden aufzogen, werden wissen, warum sie den Weg durch den Llano Estacado wählten! Sobald wir ihnen auf die Schliche gekommen sind, wissen wir's auch.«

Tom hob den Kopf, lauschte und flüsterte dann: »Macht weiter, Boys! Bin gleich wieder da.«

Mit katzenhafter Geschmeidigkeit erhob er sich und schlich auf die Flurtür zu. Snuffy grinste und plauderte munter los: »Hol's der Teufel, ich kann diese Staked Plains nicht leiden, aber es sieht aus, als ob wir morgen hindurchmüssten! Leider gibt's keinen anderen Saloon in diesem verwanzten Dreckkaff, wir können uns also nicht mal ordentlich mit Proviant eindecken!«

Tom durchquerte indessen den Flur, stand gleich darauf in der Hintertür und spähte in den Hof hinaus.

Ein zufriedenes Lächeln lag um seinen Mund. Er hatte richtig gehört. Jemand hockte unter dem offenen Fenster ihres Zimmers und lauschte angestrengt.

Lautlos trat Tom Prox ins Freie hinaus, schlug einen kurzen Bogen und stand gleich darauf hinter dem Lauscher, der nichts von seiner Annäherung bemerkt hatte.

»Warum kommst du nicht hinein und setzt dich an unsern Tisch? Dann hättest du's bequemer, Buddy!«, sagte Tom freundlich.

Erschrocken fuhr der Mann hoch, um sofort zum Angriff überzugehen. Seine Faust zuckte heran.

Aber der Captain fing den Schlag ab. Der andere stieß einen schmerzhaften Schrei aus. Der Arm wurde ihm, ohne dass er etwas dagegen tun konnte, auf den Rücken gedreht.

»Komm mit!«, verlangte Tom verdächtig liebenswürdig.

Noch einmal versuchte der andere, sich zu befreien. Es war vergeblich. Nunmehr folgte er widerstandslos.

Interessiert blickten ihn Snuffy und Ben an, als Tom ihn hereinbrachte. Snuffy stieß ihm einen Stuhl in die Kniekehlen und legte seinen Colt vor sich auf den Tisch.

»Schätze, du bist dir klar darüber, dass wir nicht lange fackeln, Buddy. Pack aus! Oder legst du Wert darauf, dir den hiesigen Pflanzenwuchs von unten zu besehen?«

»Wer hat dich geschickt?«, fragte Tom und drehte dabei eine Zigarette. »Warum spionierst du hinter uns her?«

Der Gefangene sah mit tückischem Blick von einem zum anderen. Dann visierte er die Tür an. Aber sofort zeigte sich Enttäuschung auf seinem Gesicht. Sie war zu weit entfernt, als dass er sie mit einem Sprung hätte erreichen können.

Snuffy grinste. »Würde sich nicht lohnen, friend! Eh du dort bist, hast du 'ne Kugel im Fell.«

»Weiß nicht, was Sie von mir wollen!«, quetschte der Mann störrisch hervor.

»Warum hast du gelauscht?« Tom wurde langsam ungeduldig und zeigte das.

»Wie kommen Sie nur auf den Gedanken, ich hätte Sie belauscht, Gents? Ich bin ein harmloser Tramp und hatte lediglich die Absicht, mir's für die Nacht an der Hausmauer bequem zu machen.«

Snuffy donnerte: »Du lügst! Sing, Vogel, oder ich bring dir's bei!«

Der Mann blickte ihn ängstlich an, sagte aber kein Wort.

Snuffy wurde milde. »Würdet ihr mir den Gefallen tun, mal nach draußen zu gehen, friends? Möchte den Kerl zum Sprechen bringen. Garantiere, dass er innerhalb von zwei Minuten sagt, was wir wissen wollen. Werde ihn gar nicht mehr bremsen können, fürchte ich.«

Ein angstvolles Flackern kam in die Augen des Gefangenen. Stammelnd begann er: »Ich – ich ...«

Snuffy stand auf. Drohend trat er auf ihn zu. Der Mann erhob sich, zitternd vor Furcht, und wich langsam zurück.

»Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen, Gent«, stotterte er bebend.

»Die Wahrheit, Kumpel – die lautere Wahrheit!«, knurrte Snuffy. »Wenn auch nur ein einziger falscher Ton aus deiner Kehle kommt, wird dir's leidtun. Wer gab dir Auftrag, hinter uns herzuspitzeln?«

Der Mann schluckte, so sehr würgte ihn die Angst in der Kehle. Sein Blick ging zum offenen Fenster hinüber.

»Wer?«, verlangte Snuffy drohend. »Wenn du glaubst, wir hätten Lust, uns die halbe Nacht mit dir zu beschäftigen, bist du im Irrtum, mein Lieber!«

Der Mann wand sich vor Furcht. Da ihm auch der Weg zum Fenster zu weit erschien, entschied er sich. »Ich – ich will alles sagen!«, stöhnte er.

»Na, also!«, knurrte Snuffy befriedigt. »Schieß los!«

»Der – der Totengräber!«, stammelte der Mann.

Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, da schrie er auf, drehte sich langsam um sich selbst und stürzte zu Boden.

Tom und Snuffy rannten aufs offene Fenster zu und sprangen in den Hof hinaus, während Ben sich um den Gestürzten kümmerte.

Im Rücken des Mannes steckte ein kurzes, scharfes Messer. Der Dicke sah auf den ersten Blick, dass ihm nicht mehr zu helfen war.

Ben kniete neben dem Schwerverletzten nieder. »Wer ist der Totengräber?«, drängte er.

Der Mann machte Anstrengungen, den Mund zu öffnen, brachte aber kein Wort heraus. Plötzlich lief ein konvulsivisches Zucken durch seinen Körper; er streckte sich und war tot.

Snuffy und Tom sahen die schattenhafte Gestalt, die quer über den Hof hastete und zwischen den beiden großen Pferdeställen hindurch die rückwärtige Einzäunung zu erreichen suchte Sie liefen hinterher, um den Burschen zu fassen, noch ehe er das Gehöft verlassen hatte.

Als die Ghosts den Zaun erreichten, war der Mann jedoch nicht mehr zu sehen. Der Mond schien; es war hell genug, um die Gegend einige hundert Yards weit zu überblicken, aber der Flüchtling war wie vom Erdboden verschwunden.

Plötzlich nahmen die beiden Ghosts am Rand eines Gebüsches, ungefähr zweihundert Yards vom Gehöft entfernt, eine Bewegung wahr. »Dort, Chef!«, rief Snuffy und sprang über den Zaun.

Tom folgte ihm. Als sie das Gebüsch erreichten, fanden sie ein gesatteltes Pferd vor. Von dem dazugehörenden Reiter war keine Spur zu entdecken.

»Hol mich der Teufel, Chef! Wo ist der Mann hin?«, fragte Snuffy ratlos.

»Es gibt verschiedene Möglichkeiten«, entgegnete Tom achselzuckend. »Vielleicht liegt er irgendwo hier herum und wartet darauf, dass wir wieder verschwinden, um dann fortzureiten. Vielleicht gehört der Gaul aber auch dem anderen – dem, den er zum Schweigen brachte, ehe er noch mehr ausplaudern konnte.«

Sie suchten die Gegend in weitem Umkreis sorgfältig ab, ohne etwas zu finden.

Währenddessen lag der Mann, hinter dem sie her waren, auf einem vorstehenden Balken des größeren Pferdestalles. Er hatte sich, als er diesen Balken bemerkte, einfach in die Höhe geworfen, sich hinaufgezogen und die Verfolger unter sich weglaufen lassen.

Nun ließ er sich wieder fallen, stieg über den Zaun, schritt durch eine Nebengasse auf die Main Street hinaus, schlenderte zum Saloon, trat ein und mischte sich unter die Zechenden.

Tom und Snuffy kehrten ins Hinterzimmer zurück.

»Hat er noch etwas gesagt?«, fragte Tom, nachdem er einen kurzen Blick auf den Gefangenen geworfen und festgestellt hatte, dass er nie mehr sprechen würde.

»Nichts«, entgegnete Ben lakonisch. »Bleibt uns nur übrig, den Sheriff zu benachrichtigen, damit er sich um das Weitere kümmert. Habt ihr Erfolg gehabt?«

»No! Wir stellten sein Pferd sicher – kann übrigens auch der Gaul des Mannes sein, der hier liegt. Es gibt nichts, was über den Besitzer Aufschluss geben könnte. Die Satteltaschen sind leer.«

»Möchte wissen, wen er meinte, als er vom ,Totengräber' sprach«, sagte Snuffy.

»Vielleicht tatsächlich den Totengräber«, mutmaßte Ben. »Wir müssten uns den Mann einmal ansehen.«

Tom überlegte und nickte dann zustimmend. »Gut – das könnt ihr beide tun! Ich setze mich inzwischen mit dem Sheriff in Verbindung. Warum wir hier sind, binde ich ihm natürlich nicht auf die Nase. Es gibt in so kleinen Towns oft Sheriffs, die nicht dichthalten.«

Sie machten sich auf den Weg. Der Mann in der Gaststube blickte ihnen nach. Seine Augen glühten.

Zwei Minuten ließ er vergehen, dann trat auch er durch die Schwingtür auf die Straße. Als er die Ghosts davongehen sah, kehrte er durch die Nebengasse wieder in den Tavernenhof zurück.

Hier führte er zunächst das Pferd, das sie eingebracht hatten, aus dem Stall und stellte es an anderer Stelle außerhalb des Gehöftes unter. Dann peilte er den Hof von neuem an.

Ein Blick durch die Hintertür verriet ihm, dass der Flur leer war. Er huschte hinein und kletterte die schmale Stiege zum ersten Stock empor, in dem die Gästezimmer der Taverne lagen.

Dort trat er in die Stube, blickte sich prüfend um und fand sofort, was er suchte. Einen Schrank gab es nicht, an den Garderobenpflöcken hing nichts, also wandte er sich dem Gepäck der Fremden zu. Hastig durchwühlte er es.

Zwei Minuten später richtete er sich enttäuscht wieder auf. Er hatte nichts gefunden – keine Ausweise, kein Stück Papier, nur die Dinge, die jeder Reisende mit sich führt.

Er kehrte nicht wieder in die Schankstube zurück, sondern ging zu seinem Pferd, schwang sich in den Sattel und ritt davon.

»Hallo, Mister!« Snuffy bearbeitete mit beiden Fäusten die Tür des kleinen Häuschens am Rande des Friedhofs von San Vulgate. »Macht auf, wir haben mit Euch zu reden!«

Er bekam keine Antwort und sah Ben beziehungsvoll an. Wenn der Totengräber von San Vulgate nicht in seinem Häuschen war, konnte er sehr wohl der Mann sein, der ihrem Gefangenen das Messer in den Rücken gejagt hatte.

»Da steht ein Fenster offen«, stellte Ben fest, nachdem er sich das Häuschen ein wenig genauer angesehen hatte.

»Dann wollen wir ihm unsern Besuch auf diesem nicht ganz ungewöhnlichen Weg abstatten«, schlug Snuffy grinsend vor. »Bleibe draußen und halte die Stellung, während ich ...«

Weiter sprach er nicht; er hatte seine langen Beine bereits über die Fensterbank geschwungen. Innen stieß er sofort an einen Gegenstand, der mit lautem Krachen umstürzte.

Erbost fluchte Snuffy vor sich hin. Mit der Überraschung war es vorbei. Jeder im Haus musste den Lärm gehört haben.

Der Lange zündete ein Streichholz an, um sich zu orientieren, und stellte fest, dass er sich in einer Schlafkammer befand. In dem Bett in der Zimmerecke lag ein Mann. Warum er so tief schlief, dass er den Krach nicht gehört hatte, wurde Snuffy klar, als er die leere Whiskeyflasche vor der Bettstatt sah.

Er packte den Mann an den Schultern. »Hallo, friend! Hätte mich gern ein wenig mit dir unterhalten, falls du nichts dagegen hast!«

Schlaftrunken richtete sich der Mann auf. Snuffy stellte fest, dass er sofort wieder gehen konnte. Der Mensch, den sie verfolgt hatten, war ein großer, kräftiger Kerl gewesen. Dieser hier war klein und mickrig.

Ungehalten schüttelte der Totengräber den Kopf. »Bin nicht zu sprechen, Mister! Falls ich ein Grab ausheben soll, kommt morgen früh wieder – in der Nacht arbeite ich nicht. Bye-bye!«

Damit ließ er sich zurücksinken, schloss die Augen und schlief weiter.

Snuffy kehrte zu seinem dicken Freund zurück. »Niete!«, berichtete er, »Ausgeschlossen, dass er's war! Mit dem ›Totengräber‹ muss es 'ne andere Bewandtnis haben.«

Währenddessen stand Tom dem Sheriff von San Vulgate, Mr. Salmon, gegenüber, einem großen, kräftigen Mann mit der Stimme einer Schiffssirene.

Gewichtig verkündete er dem Captain: »No, Sir, muss sich um 'nen Ausländer handeln! Die Einwohner von San Vulgate sind okay. Natürlich werd ich mich um den Fall kümmern. Sie sind Wissenschaftler, sagten Sie?«

»Nicht direkt – verstehen nur etwas von Gesteinen, wir drei! Sind auf der Durchreise und wollen morgen früh weiter, Richtung Guadeloupe-Mountains. Hoffen, dort zu finden, was wir suchen.«

Der Sheriff nickte spöttisch. »Viel Glück! Wenn Sie reich geworden sind, lassen Sie es mich wissen – würde gern mal 'nen reichen Mann zu Gesicht bekommen, hahaha!«

Der Mensch, der das Zimmer der Ghosts durchsucht hatte, ritt abwechselnd Galopp und forschem Trab, um sein Ziel so schnell wie möglich zu erreichen. Sein Gaul war ziemlich abgehetzt, als der Mann, beinahe zehn Meilen von San Vulgate entfernt, vor einer halbverfallenen Pinte hielt, die einsam an der Straße stand.

Fensterläden und Haustür waren verschlossen. Auch nicht der matteste Lichtschimmer ließ sich erspähen.

Dem Angekommenen machte das nichts aus. Die Tür kümmerte ihn überhaupt nicht. Er trat an ein bestimmtes Fenster und klopfte in einem bestimmten Rhythmus an den Laden.