Tom Prox 127 - Frank Dalton - E-Book

Tom Prox 127 E-Book

Frank Dalton

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Beschreibung

Was haben einige Lederbeutel voller Roh-Opale mit fünf Fässern Wein zu tun sowie einem Verbrechen, das schon fünf Jahre zurückliegt?
Diese verblüffende Frage treibt Tom Prox und seine Mitarbeiter Snuffy und Ben diesmal um, während sie in der Stadt Elko auf neue Order ihrer Vorgesetzten warten.


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Inhalt

Cover

Auf glühend heißer Fährte

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

Vorschau

Impressum

Auf glühend heißer Fährte

Von Frank Dalton

Was haben einige Lederbeutel voller Roh-Opale mit fünf Fässern Wein zu tun sowie einem Verbrechen, das schon fünf Jahre zurückliegt?

Diese verblüffende Frage treibt Tom Prox und seine Mitarbeiter Snuffy und Ben diesmal um, während sie dem Mord an einem Weidereiter nachgehen und über Querverbindungen zwischen einigen Ganoven, der Cold-Water-Ranch und einem Drahtzieher in Elko stolpern. Die halb vergammelte Farm eines in der ganzen Gegend berühmten Trunkenbolds spielt dabei ebenso eine Schlüsselrolle wie der geheimnisvolle Keller unter der Cold-Water-Ranch ...

1. Kapitel

»No, Sir, nichts passiert!« Der Mann setzte sein biederstes Gesicht auf, aber die Angst in seinen Augen konnte er nicht verbergen.

Snuffy Patterson, Sergeant der Ghost Squad, blickte ihn misstrauisch an.

»Auch auf die Gefahr hin, dass Sie sich totlachen, Gent – ich glaube Ihnen nicht! Mein dicker Freund und ich, wir haben die Schüsse deutlich gehört. Waren es eigentlich drei oder vier?«

Das klang harmlos, und der Mann, den sie gestellt hatten, hätte sich beinahe verraten. »Zwei«, wollte er sagen, machte jedoch im letzten Augenblick hastig den Mund wieder zu und zuckte die Schultern.

»Yeah, Buddy, dann erklären Sie uns einmal, woher Sie den überzähligen Colt haben!«

»Überzählig? Ich verstehe nicht, Sir!« Der Fremde war reichlich verwirrt.

Ghost-Sergeant Ben Closter grinste. »Ist doch so einfach wie das kleine Einmaleins, Brother: Sie tragen zwei Holster, und in jedem steckt ein Colt. Den dritten, zu dem Sie kein Holster besitzen, halten Sie in der Hand. Oder?«

Der Mann fuhr zusammen, als Snuffy ihm mit raschem Griff die Colts aus den Holstern holte, um ihm dann das dritte Schießeisen aus der Hand zu drehen.

Der Sergeant unterzog die Waffen einer kurzen Untersuchung und erklärte lächelnd: »Sense! Aus den Holstercolts wurde seit einiger Zeit nicht geschossen. Wenn aber aus dem Colt, den Sie in der Hand trugen, nicht in den letzten fünf Minuten drei Schüsse abgefeuert worden sind, hänge ich mein Handwerk an den Nagel und richte mir 'ne Hühnerfarm ein.«

Der Fremde setzte zum Sprechen an, zog es dann aber vor, stumm zu bleiben.

Ben Closter redete ihm jetzt gut zu. »Wie wär's, wenn Sie Ihr Gewissen erleichtern, Buddy? Übrigens, was ist denn das da?«

Hastig bückte er sich nach einem Kästchen, das in der Nähe des Mannes auf dem Boden lag.

Das Ding, von jemandem verfertigt, der nicht viel von der edlen Kunst des Schreinerns verstand, war nur durch einen kleinen, kräftigen Haken gesichert. Als Ben den Deckel zurückklappte, stieß er einen überraschten Pfiff aus.

Auch Snuffy warf einen Blick auf den Inhalt des Kästchens. Es war bis an den Rand mit kleineren und mittelgroßen Steinen gefüllt. Sie sahen nicht sonderlich wertvoll aus, aber die Ghosts erkannten sofort, dass es sich um Roh-Opale handelte.

Der Mann schwieg immer noch. Er machte jetzt den Eindruck eines in die Enge getriebenen wilden Tieres.

Snuffy zuckte gleichmütig die Schultern. »Ich hatte gehofft, Sie würden uns die Sache erleichtern. Nun müssen wir es eben doch ohne Sie herausfinden. Sitzen Sie auf!«

Das Pferd des Fremden schien nicht viel wert. Dazu sah es aus, als sei es heute bereits reichlich strapaziert worden.

»Falls Sie etwa mit dem Gedanken spielen, zu türmen – ich rate dringend ab!«, mahnte Ben nach einem Blick in das Gesicht des anderen.

Der Mann hob resigniert die Schultern, anscheinend völlig in sein Schicksal ergeben. Wortlos gehorchte er. Auch die Freunde schwangen sich in die Sättel.

»Nun wollen wir uns einmal die Gegend ansehen, aus der wir die Schüsse hörten«, bestimmte Snuffy.

Sie ritten an. Das Gelände hob sich in kleinen, mitunter jedoch recht steilen Wellen, deren Kämme mit dichtem, undurchdringlich scheinendem Strauchwerk bewachsen waren. Als sie die dritte und höchste dieser Wellen erreichten, sahen sie, was los war.

Dicht neben einem stark mit Dornen bewehrten Busch lag ein Mensch. Man sah auf den ersten Blick, dass er tot war. Drei Schüsse hatten ihn getroffen.

Stumm saßen die Männer in den Sätteln und starrten auf den Leichnam hinunter.

»Was sagen Sie jetzt, Buddy?«, ließ sich Snuffy schließlich mit unheilverkündender Stimme hören.

Gehetzt blickte der Mann über die Gegend hinweg. Offensichtlich suchte er nach einer Fluchtmöglichkeit.

»Ich würde nicht eine Minute lang an so etwas denken«, warnte Ben. »Sie kämen bestimmt nicht weit.«

Der Mann biss die Zähne zusammen. Dann wollte er in die Tasche greifen.

Snuffy stoppte seine Bewegung auf halbem Weg durch einen kurzen Zuruf.

»Keinerlei Tricks, mein Lieber! Ich treffe besser als Sie.«

»Ich – ich wollte doch nur eine Zigarette ...«, stammelte der andere erschrocken.

Ben griff in die Tasche, rollte mit flinken Fingern ein Stäbchen und schob es dem Gefangenen in den Mund.

»Ich hoffe, dass Sie das geständnisfreudiger macht!«, sagte er und warf dem Gefangenen die Streichholzschachtel zu. »Aber zurückgeben, es sind meine letzten!«

Hastig zündete der Mann die Zigarette an und tat ein paar rasche Züge. Sie schienen ihn zu beruhigen. Stockend begann er: »Well, ich will zugeben ...«

»Warum erschossen Sie ihn?«, fragte Snuffy energisch. »Keine Umschweife!«

Der Mann unterbrach ihn ängstlich. »No, Sir – es ist nicht das, was ich zugeben will! Ich – ich hörte die Schüsse ...«

Snuffy wurde ärgerlich. »Wenn's 'ne längere Story werden soll, ist's besser, wir gehen systematisch vor. Wie heißen Sie?«

»Joe Steenfort, Sir«, entgegnete der andere bereitwillig.

»Hier in der Gegend zu Hause?«

»No, Sir!«

»Was tun Sie dann im Elko-Distrikt?«

»Ich such' einen neuen Job. Dort, wo ich herkomme, hatte ich Unstimmigkeiten mit dem Boss und dachte, ein kleiner Klimawechsel täte mir gut. Da ich hörte, dass es in den Minen von Wells und Elko gute Verdienstmöglichkeiten für einen Kerl gibt, der sich vor keiner Arbeit scheut, kam ich hierher.«

»Well – und wie geht Ihre Story weiter?«

»Ich wollte nach Elko. Dort findet man die Verwaltung der Jameson-Mines-Corporation, bei der ich Arbeit zu bekommen hoffte.«

Wieder suchte sein gehetzter Blick die Gegend nach einer Möglichkeit ab, zu entkommen. Aber er sah ein, dass Flucht sinnlos war.

Überstürzt redete er weiter: »Well, ich hörte die Schüsse, Gents, und wollte sehen, was los war. Da fand ich den Mann – er lag schon genauso da wie jetzt. Zu helfen war ihm nicht mehr. Was hätte ich tun sollen? Weiterreiten war das Beste. Auf diese Weise bekam ich keine Schwierigkeiten. Schließlich bin ich fremd hier, und die Rancher sind immer gegen Strangers eingestellt.«

Er atmete schwer. Snuffy drängte: »Weiter, Buddy!«

»Ich beabsichtigte also, mich so schnell wie möglich davonzumachen. Aber ich kam nicht weit, da waren Sie schon da.«

»Was ist mit dem dritten Colt?«, wollte Snuffy wissen.

»Das Ding lag neben dem Toten. Ich weiß nicht, warum ich's an mich nahm. Natürlich wär's besser gewesen, es liegen zu lassen.«

Snuffy grinste. »Besser auf jeden Fall! Für Sie, meine ich. Es steht nämlich gar nicht gut um Sie. Was hat's mit dem Kästchen auf sich?«

»Das fand ich zwanzig Fuß von dem Toten entfernt im Gras. Als ich sah, was es enthielt, nahm ich's mit. Schließlich bedeutete es ein kleines Vermögen für mich.«

»Der Gedanke, dass Sie damit einen Diebstahl begingen, kam Ihnen gar nicht?«

Joe Steenfort hob die Schultern. »Ihm konnte es schließlich nichts mehr nützen«, entgegnete er lahm.

»Wer ist der Mann?«, fragte Ben Closter plötzlich, nachdem er Steenfort eingehend gemustert hatte.

»Ich kenne ihn nicht, Sir! Ich sah ihn noch nie im Leben.«

»Könnte er nicht ein Freund von Ihnen gewesen sein? Jemand, mit dem Sie zusammen unterwegs waren?«

»No, Sir, ich schwöre ...«

Einige hundert Yards entfernt tauchten jetzt zwei Reiter auf und kamen in scharfem Galopp auf sie zu.

»Ich glaube, Ihre Story bekommt 'ne Fortsetzung, Buddy! Warten wir, bis die Gents hier sind«, sagte Snuffy.

Die beiden kamen jedoch nicht ganz an sie heran. Knapp hundert Yards entfernt hielten sie. Der größere von ihnen, ungefähr vierzig, mit starkem, brandrotem Bart, rief energisch: »Hands up, ihr da! Falls sich einer von euch rührt, knallt's!« Sein Begleiter hob das Winchestergewehr, das er vor sich auf dem Sattelknopf liegen hatte. Der Sprecher hielt den Colt schussbereit.

»Keine Missverständnisse, Gents – Police!«, rief Snuffy ihnen zu.

»Beweise!«, verlangte der Mann mit dem roten Bart. Es klang wie das Bellen eines bösartigen Hundes.

»Kommen Sie ein wenig näher, Gent!«, forderte Snuffy. »Ihr Begleiter soll bleiben, wo er ist. Auf halbem Weg treffen wir uns, okay?«

»Okay!«, entgegnete der Rotbärtige kurz und ritt an.

Als sie nur noch zehn Schritt voneinander entfernt waren, holte der Lange seine Erkennungsmarke aus der Tasche und warf sie dem andern zu.

Geschickt fing der Rotbart sie auf, beäugte sie und warf sie wieder zurück. Snuffy ließ sie in die Tasche gleiten.

Gleich darauf hatten die beiden einander erreicht. »Ich bin Chris Whiler, Besitzer der Cold-Water-Ranch, drei Meilen von hier«, stellte der Rotbärtige sich vor.

Snuffy nickte dankend. »Ich heiße Patterson. Ghost-Squad-Sergeant. Der Dicke da ist Sergeant Closter. Unser dritter Mann gibt an, Steenfort zu heißen. Ob's stimmt, weiß ich nicht. Wir trafen ihn unter höchst verdächtigen Umständen. Sehen Sie sich einmal den Toten da an. Vielleicht kennen Sie ihn.«

Schweigend ritt Whiler an den Reglosen heran; ebenso schweigend blickte er auf den Leichnam hinunter. Dann sagte er: »Das ist Jim Richardson, einer meiner Boys. Seinetwegen ritt ich aus. Sein Gaul kam ohne ihn auf die Ranch zurück; das erschien mir seltsam. Hat dieser Mann ihn getötet?«

»Es ist zwar nicht erwiesen, sieht aber ganz danach aus, Rancher.«

Whiler musterte Steenfort mit unbewegtem Gesicht, bis ihm Snuffy das gefundene Holzkästchen hinhielt. »Kennen Sie das, Mr. Whiler?«

Der Rancher warf nur einen kurzen Blick darauf. »Hell and Damnation!«, rief er erstaunt. »Das sind meine Opale! Wie kommen die hierher?«

»Ich nehme an, dass Richardson ihretwegen starb. Wie gelangten Sie in ihren Besitz?«

»Gibt 'ne ganze Menge Plätze hier herum, an denen Opale gefunden werden Die meisten von ihnen gehören der Jameson-Mines-Corporation. Aber meine Ranch verfügt außer über ausgezeichneten Weideboden auch über ein Gutteil gebirgigen Landes, mit dem nicht viel anzufangen ist. Wenn mir die Zeit lang wird, suche ich dort ebenfalls nach Steinen. So als Hobby gewissermaßen. Manchmal habe ich Glück. Das, was sich in dem Kästchen da befindet, ist die Ausbeute eines halben Jahres.«

»Wie kommt Richardson dazu? Wo pflegten Sie das Kästchen aufzubewahren?«

»In meinem Büroschrank – wenn ich den Raum, in dem ich meine Schreibarbeiten erledige, Büro nennen will. Aber ich glaube nicht, dass Richardson die Opale stahl. Er ist seit nahezu zehn Jahren bei mir und ehrlich bis auf die Knochen.«

»Bleibt also nur die Annahme, dass Steenfort bei Ihnen einbrach, die Edelsteine stahl, von Richardson überrascht, bis hierher verfolgt und dann von dem Flüchtenden über den Haufen geschossen wurde.«

Steenfort rief in angstvoller Empörung: »Ich kenne die Cold-Water-Ranch nicht und war nie dort!«

Snuffy wies ihn zur Ruhe. »Was Sie zu sagen haben, können Sie dem Richter in Elko erzählen. Dorthin werden wir Sie nämlich bringen. Sind sowieso auf dem Weg dorthin.« Dann wandte er sich an Whiler. »Wollen Sie sich um den Toten kümmern? Dafür, dass sein Mörder der strafenden Gerechtigkeit überliefert wird, werden wir sorgen.«

Der Rancher nickte. »Falls Sie Auskünfte von mir brauchen – Richter Gunn aus Elko kennt mich. Bitten Sie ihn, sich in diesem Fall an mich zu wenden.«

Snuffy sagte das zu und wandte sich wieder an Steenfort. »Versprechen Sie, freiwillig mitzukommen, oder müssen wir Sie fesseln?«

»Ich werde Ihnen nicht davonlaufen«, versprach der Gefangene. »Denn ich bin unschuldig und hoffe, dass sich das bald herausstellen wird, Gents!«

Sie machten sich auf den Weg.

Elko war zu der Zeit, in der sich diese Ereignisse abspielten, eine zwar aufstrebende, aber noch reichlich kleine Town. Eines seiner Häuser stach auffällig von den andern an der Main-Street hervor: Es war zwar auch nur aus Holz gebaut, aber zu seiner Tür führten drei breite, weitausladende Stufen hinan, und die Tür selbst wurde von zwei riesigen Stucksäulen flankiert. Natürlich passten Holz und Stuck nicht zusammen, aber das machte niemandem etwas aus. Das Haus beeindruckte ganz Elko.

Wenn man näher hinsah, entdeckte man neben der Tür ein großes Messingschild mit der Aufschrift »Horace Maccock, Vermittlungen«. Dicht daneben hing ein Klingelzug.

Die beiden Männer, die Mr. Horace Maccock aufzusuchen beabsichtigten, benutzten sonderbarerweise weder Haustür noch Klingelzug. Sie hielten es für richtiger, das Haus von hinten zu betreten. Der Weg über die zwischen der Nebenstraße und dem Maccockschen Hof liegenden Gartenzäune war zwar beschwerlich, versprach aber gewisse Vorteile.

»Abgeschlossen, Dixon!«, stellte der eine der beiden fest, als sie die Hintertür erreichten. »Wir werden uns eines der Fenster bedienen müssen. Hoffentlich finden wir ein offenes. Eingedrückte Scheiben haben die unangenehme Eigenschaft, immer dann zu klirren, wenn man's am wenigsten wünscht.«

»Dort drüben, Mac!«, erwiderte der andere mit whiskyheiserer Stimme. »Dürfte nicht schwer sein hineinzukommen.«

Sie schlichen die Hauswand entlang. Mac stellte sich unter dem reichlich hochliegenden Fenster zurecht; dann stieg Dixon in seine ineinander verschränkten Hände. Gleich darauf konnte er einen Blick in das Zimmer werfen, das hinter dem Fenster lag.

»Leer!«, verkündete er seinem Gefährten zufrieden. »Ich steige hindurch, Bruder!«

Ein wenig später schwang er die Beine über den Fenstersims. Nachdem er eine Zeit lang gelauscht hatte, meldete er seinem Freund: »Rührt sich nichts da drinnen. Komm nach!«

Er legte sich auf die Fensterbank und streckte die Arme nach unten. Bald darauf standen die beiden in einem großen, überladen eingerichteten Wohnzimmer.

»Gehen wir weiter!«, drängte Mac, nachdem sie noch einmal gehorcht hatten. »Der Teufel mag wissen, wie er unsern Besuch auffasst. Je schneller wir die Sache hinter uns bringen, desto besser!«

Sie schlichen aus dem Zimmer und kamen in einen nicht übermäßig breiten, langgestreckten Flur, von dem eine Reihe Türen abzweigte.

»Hinter welcher davon mag's nun sein?«, flüsterte Dixon ungeduldig.

»Halt den Mund!«, warnte Mac. »Auf die Überraschung kommt's an, und die ist im Eimer, wenn er zeitig merkt, was los ist.«

»Da drüben!« Dixon freute sich. Er hatte hinter einer der Türen ein Geräusch gehört.

Sie schlichen darauf zu. Mac öffnete die Tür langsam und lautlos, Zentimeter für Zentimeter.

Als sie weit genug offen stand, so dass ein Mann hätte hindurchschlüpfen können, hörten sie aus dem dahinterliegenden Zimmer eine leicht ungeduldige Stimme. »So kommt doch endlich – macht's nicht gar zu spannend!«

Verblüfft blickten sie einander an. Dann gingen sie entschlossen weiter.

Das Zimmer, in das sie traten, war als Arbeitsraum eingerichtet. Ein gewaltiger Schreibtisch stand darin, und dahinter saß eine große, massige Gestalt mit den Schultern eines Boxers und dem Brustkorb eines Gorillas. Der Mann lachte den Eintretenden spöttisch entgegen. Vor ihm auf der sonst leeren Tischplatte lagen griffbereit zwei Colts.

Mac und Dixon blieben betroffen stehen.

Der Gent hier hinter dem Schreibtisch amüsierte sich köstlich. »Ziert euch nicht, Kameraden – nehmt Platz! Und dann berichtet, was euch zu mir führt. Freuen würde ich mich, wenn ihr euch dabei kurz fasst, denn ich habe um elf eine kleine Besprechung. Mein Geschäftspartner würde misstrauisch werden, wenn ich nicht pünktlich zur Stelle bin.«

Den Besuchern war nicht wohl in ihrer Haut; sie warfen einander fragende Blicke zu, um sich schließlich achselzuckend auf den Stühlen vor dem Schreibtisch niederzulassen.

Wenige Minuten später hatte jeder der drei ein volles Glas Whiskey vor sich stehen.

Grinsend hob Maccock das seine. »Cheerio, Gents! Wenn wir getrunken haben, seid ihr vielleicht so freundlich, mir zu sagen, warum ihr mir so unvermutet die Ehre eures Besuches erweist.«

Sie tranken.

»Also?«, begann Maccock ungeduldig, als sie die Gläser wieder abgesetzt hatten.

Dixon nahm das Wort. »Wir sind der Meinung, dass es nun langsam Zeit wäre!«

Der Makler zog die Augenbrauen hoch. »Wer hat euch denn das eingeredet? Wenn ihr meine Ansicht hören wollt: Es ist immer noch viel zu früh!«

Empört fuhr Dixon hoch. »Wie lange sollen wir denn noch warten – deiner Meinung nach, he?«

Maccocks Stimme klang beschwichtigend. »Wir hatten uns damals auf fünf Jahre geeinigt. Habt ihr diese Absprache in der Zwischenzeit vergessen?«

Nun mischte sich Mac ein. »Das nicht, aber wir haben keine Lust mehr, noch länger zu warten!«, erklärte er entschlossen.

Maccocks Stimme klang überredend. »Das ist unklug von euch, Freunde! Wer hat euch denn da einen Floh ins Ohr gesetzt, wenn ich fragen darf?«

»Falls du's durchaus wissen willst – Mike!«

»Was sagte er zur Begründung, Mac?«

»Dass er des Glaubens sei, du machtest Anstalten, die Gegend zu verlassen. Well, ich gebe ohne weiteres zu, dass du klüger bist als Dixon und ich zusammen, Maccock, aber für ganz so dumm, wie du uns hältst, lassen wir uns nicht verkaufen, Freund! Also: Was hast du auf unsern Vorschlag zu erwidern?«

»Nichts!«, erwiderte Maccock lakonisch.

»Dann, Maccock, tut es uns leid!« Mac erhob sich. Er nahm eine drohende Haltung ein. Dixon tat wie er. Langsam, Schritt für Schritt, rückten sie gegen den Schreibtisch vor.

Sie kamen nicht weit, denn Maccock schlug die Colts auf sie an.

»Hands up!«, befahl er scharf.

Zögernd kamen die beiden dem Befehl nach. Ihre Gesichter waren wuterfüllt, aber sie bezwangen sich.

Maccock erhob sich. Dabei ließ er keinen Blick von seinen Besuchern. Den Colt aus seiner Linken legte er in die Schreibtischschublade, ehe er auf sie zutrat. Wenige Minuten später zog er ihnen die Waffen aus den Holstern und verstaute sie ebenfalls in der Schublade.

»Das wirst du büßen, Maccock!«, drohte Dixon in kalter Wut.